praline (Zeitschrift)
praline
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Beschreibung | Erotik-Zeitschrift |
Verlag | GLM Kft. |
Erstausgabe | 1954 |
Einstellung | 2014 |
Erscheinungsweise | wöchentlich |
Verkaufte Auflage | 66.000 Exemplare |
(IVW Q3/2005) | |
Chefredakteur | Wolfgang König |
ISSN (Print) | 0032-6828 |
praline war bis 2014 eine vom ungarischen Verlag GLM[1] publizierte wöchentlich erscheinende Erotik-Zeitschrift. Die Zeitschrift erschien donnerstags zu einem Preis von 2,50 Euro. Von 1954 bis 2006 gehörte die Zeitschrift zur Bauer Verlagsgruppe.
Inhalte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Inhaltlich beschäftigte sich das bilderreiche Boulevardblatt mit Sex und Erotik. Titelbeiträge lauteten beispielsweise „Tabulose Paare verraten. Die geilsten Orgasmus-Tricks“ (33/2006) oder „Hier sexeln die Deutschen am schärfsten“ (29/2006). Auf Fotografien wurden primäre Geschlechtsmerkmale retuschiert und sexuelle Handlungen nur angedeutet.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Blatt wurde 1954 als Unterhaltungszeitschrift mit dem Schwerpunkt Reisen auf den Markt gebracht (für Heim und Mode, Reise und Unterhaltung) „als Billigantwort auf die illustrierten Dickschiffe Quick, Stern und Revue“.[2]
1975 erreichte die praline 1,25 Millionen Verkaufsexemplare.[3][4] Nach der Wendezeit 1990 wurde die Zeitschrift vor allem im Osten Deutschlands gelesen. Die zuvor fallende Auflage stieg noch einmal von 704.833 Exemplaren (IV/1990) um 37 % auf 965.562 Exemplare (I/1991).[5] Mitte der 1990er Jahre hatte das Blatt jedoch nur noch eine wöchentliche Auflage von etwa 431.000 Exemplaren, die bis zum Jahr 2000 weiter auf etwa 200.000 Exemplare fiel.
2001 erschien die Zeitschrift nach der Ausgliederung wegen Imageproblemen bei der Bauertochter Inter Publish GmbH in Rastatt.[6] Die Redaktion Intermedia Content KG befand sich wie Bauer jedoch weiterhin in Hamburg.[7][6]
Ab der 19. Ausgabe des Jahres 2003 wurde der angeschlagene Zeitschriftentitel praline ebenso wie Das neue Wochenend nicht mehr von der Bauer-eigenen Rubin KG in Hamburg produziert,[8] in der die etwa 30 Beschäftigten weder Tarifverträge noch einen Betriebsrat besaßen,[9] sondern von der Bauer-Tochter Content KG.[8]
Im Herbst 2005 erreichte das Blatt nur noch 66.464 Käufer wöchentlich. Nach dem dritten Quartal 2005 meldete Bauer praline und die Titel Das neue Wochenend und Blitz-Illu bereits bei der Informationsgemeinschaft zur Feststellung der Verbreitung von Werbeträgern e. V. ab.[10] Nach dem Einbruch der Leserzahl beschloss Bauer, das Blatt Anfang Oktober 2006 einzustellen.[11] Am 29. September wurde jedoch vom Verlagsunion Zeitschriftenbetrieb, einer Bauertochter, und nicht dem neuen Verleger, bekanntgegeben,[12] dass der Titel ab dem 12. Oktober 2006 vom ungarischen Verlag GLM weitergeführt werde.[13][14]
Mitarbeiter
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die FDP-Politikerin und damalige Europaabgeordnete Silvana Koch-Mehrin widmete sich ab 2004 in einer Kolumne des Blattes jede Woche einer Leserfrage zur EU.[15] In einem Interview mit dem Berliner Tagesspiegel sagte sie zu ihrer Mitarbeit: „Alle Deutschen, die älter als achtzehn sind, haben das Wahlrecht. Es ist für die Politik deshalb wichtig, alle Schichten der Gesellschaft anzusprechen. Nicht alle schauen Sender wie Phoenix, wie die Einschaltquoten zeigen“.[16] Zuvor hatte bereits der FDP-Politiker Dirk Niebel die Kolumne „Mit Niebel und Praline raus aus der Arbeitslosigkeit“ gestartet, was auf Widerspruch in der FDP-Fraktion stieß.[17] Bauer richtete Niebel vor der Bundestagswahl 2005 die Webseite www.raus-aus-der-arbeitslosigkeit.de ein („Arbeitslos? Wir helfen Ihnen! Eine Initiative der praline“).[18][19]
Zu den ständigen Mitarbeitern gehörten 2006 Lotto King Karl und Isabel Golden (Venus Award 2002).
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Zerschlagung von KirchMedia 2002 lehnte der Medienunternehmer Haim Saban einen vom bayerischen Wirtschaftsminister Otto Wiesheu angeregten Kauf durch ihn und seinen Konkurrenten Bauer ab. Seine Begründung lautete, Sexheftchen wie praline oder Wochenend seien nicht sein Niveau.[20]
Website
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Website praline Interaktiv war nach Angaben der Bauer Media KG die „erfolgreichste Erotik-Site Deutschlands“.[21] – mit 1,2 Millionen Nutzern im Juli 2006.[22] In den Jahren 2000 und 2001 gehörte die Seite (2001: 11,9 Millionen Visits, 41,18 Millionen Seitenaufrufe) zu den fünf meistbesuchten deutschen Webauftritten.[23] Die Leser der Printausgabe sind nicht zuletzt durch Heftwerbung zu dieser und ähnlichen kostenpflichtigen und einträglichen Websites von Bauer ins Internet migriert.[24][25] Im November 2014 hat Bauer die Internetseite zusammen mit anderen Internetseiten wie coupe.de an die aximus GmbH des Enkels von Beate Uhse, Philipp Rotermund, verkauft und erhält dafür monatliche Lizenzgebühren.[26]
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Judith Richter: Die perfekte Frau – Weiblichkeitsideale in den Illustrierten „Brigitte“ und „Praline“. Diplomarbeit an der Universität Wien, 124 Seiten.
- Thomas Schuler: Strammer Heinz. Der Hamburger Großverleger Heinz Bauer wird 60 und spricht noch immer nicht mit der Presse. ( vom 14. Juli 2014 im Internet Archive) In: Berliner Zeitung, 28. Oktober 1999
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ GLM Lapkiadó Kft. (GLM Verlag Ltd.) (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im August 2018. Suche in Webarchiven)
- ↑ Uli Schulte-Doeinghaus, Wolfgang Fuerstner: Dem Zeitgeist auf den Fersen Zeitschriften. In: Werben und Verkaufen, Vol. 24, S. 132, 16. Juni 2000
- ↑ Andreas Vogel: Daten zum Markt und zur Konzentration der Publikumspresse in Deutschland im I. Quartal 2002, Publikumszeitschriften: Dominanz der Großverlage gestiegen. ( vom 24. Februar 2006 im Internet Archive) media perspektiven 9/2002.
- ↑ Von der Frauenzeitschrift zum Erotikblatt: Nach über 50 Jahren stellt der Bauer-Verlag "Praline" ein Abschied vom Schmuddelkram, Berliner Zeitung, 20. September 2006
- ↑ www.pz-online.de, Auflagen der Publikumszeitschriften (IVW) (Ergebnisse nicht mehr abrufbar)
- ↑ a b Günther Bähr: Letzte „praline“. In: FOCUS Magazin, Nr. 36/2006. 13. November 2013, abgerufen am 12. Dezember 2023: „Aus Imagegründen vermied es Bauer in letzter Zeit, sein ursprünglich sehr einträgliches Erotikangebot mit dem Verlagsnamen in Verbindung zu bringen. Titel wie „Coupé“, „Blitz-Illu“ und auch „praline“ wurden deshalb 2001 in die Rastatter Verlagstochter Inter Publish GmbH ausgegliedert, die Redaktionen in der Hamburger Intermedia Content KG fernab der Verlagszentrale zusammengefasst.“
- ↑ Intermedia Content KG ( vom 6. Dezember 2002 im Internet Archive)
- ↑ a b PRALINE und WOCHENEND werden künftig auch außer Haus erstellt. In: verdi-verlage.de. 24. März 2003, archiviert vom am 9. August 2003; abgerufen am 12. Dezember 2203.
- ↑ DJV protestiert gegen Auflösung von Bauer-Tochter Rubin KG. ( vom 26. Dezember 2004 im Internet Archive) Deutscher Journalisten-Verband, Pressemitteilung, 3. April 2003.
- ↑ Bauer stellt Sexblätter auf den Prüfstand. In: werben & verkaufen. 4. September 2006, archiviert vom am 11. Juni 2007; abgerufen am 12. Dezember 2023. , .
- ↑ Sexzeitschrift „praline“ wird eingestellt, Focus.de, 3. September 2006
- ↑ praline und „Raus aus der Arbeitslosigkeit“ – es geht weiter! In: presseportal.de. verlagsunion.de, 6. Dezember 2007, archiviert vom am 6. Dezember 2007; abgerufen am 12. Dezember 2023 (Pressemeldung).
- ↑ Neuer Verleger für Praline. ( vom 27. September 2007 im Internet Archive) In: Werben & Verkaufen, 29. September 2006
- ↑ Thomas Lückerath: Entwarnung: Ungarischer Verlag rettet Sex-Zeitschrift "Praline". In: DWDL.de. 30. September 2006, abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ In der praline erklärt eine Europaabgeordnete die EU. ( vom 10. Juni 2007 im Internet Archive) europa-einfach.de, September 2004; u. a. Link zu einer Kolumne, PDF
- ↑ Ulrike Simon: Koch-Mehrin ist Kolumnistin bei „Praline“, Tagesspiegel, 6. Oktober 2004
- ↑ Der Liberale und die Praline. In: Die Welt, 3. Mai 2004. Heute im praline Chat: FDP Arbeitsmarktexperte Dirk Niebel. In: Praline Blog. praline.de, archiviert vom am 8. Februar 2005; abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ Bauer und die FDP - engagiert gegen Arbeitslosigkeit? In: hbv.verdi-verlage.de. Archiviert vom am 6. Juli 2006; abgerufen am 12. Dezember 2023. Informationen der Fachgruppe Verlage und Agenturen über die Bauer Verlagsgruppe, August 2005
- ↑ Raus aus der Arbeitslosigkeit. Eine Initiative der Praline. In: raus-aus-der-arbeitslosigkeit.de. Archiviert vom ; abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ Hans-Jürgen Jakobs, Saban und Bauer liefern sich Kopf-an-Kopf-Rennen, Süddeutsche Zeitung, 8. März 2003, S. 22.
- ↑ praline.de. In: bauermedia.com. 7. Oktober 2006, archiviert vom ; abgerufen am 12. Dezember 2023. , VPM Online (Pabel-Moewig Verlag)
- ↑ Bauer stellt Magazin „Praline“ ein. In: handelsblatt.com. 5. September 2006, archiviert vom am 26. Dezember 2014; abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ Online-Reichweiten: Das Sommertief zieht ab. In: w&v. 9. August 2001, archiviert vom am 9. Juli 2006; abgerufen am 12. Dezember 2023.
- ↑ Sex allein zieht nicht mehr. Aus für „Praline“ – Bauer arbeitet an neuen Titeln, Tagesspiegel, 5. September 2006
- ↑ Thomas Forster: Mehr als scharfe Bilder Erotik-Sites boomen ohne Werbung. Die Auflagen der Erotik-Blaetter dagegen haben Schwindsucht. Werben & Verkaufen, 11. August 2000, Vol. 32, S. 72.
- ↑ Florian Zettel: Bauer Media Group: Bauer zieht sich aus Erotikgeschäft zurück. In: W&V, 6. November 2014