Rakitino (Kaliningrad)

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Siedlung
Rakitino
Kurschen

Ракитино
Föderationskreis Nordwestrussland
Oblast Kaliningrad
Rajon Neman
Frühere Namen Kurschen (bis 1946)
Bevölkerung 332 Einwohner
(Stand: 1. Okt. 2021)[1]
Höhe des Zentrums 31 m
Zeitzone UTC+2
Telefonvorwahl (+7) 40162
Postleitzahl 238720
Kfz-Kennzeichen 39, 91
OKATO 27 221 000 042
Geographische Lage
Koordinaten 55° 0′ N, 21° 59′ OKoordinaten: 55° 0′ 18″ N, 21° 59′ 29″ O
Rakitino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Rakitino (Kaliningrad) (Europäisches Russland)
Lage im Westteil Russlands
Rakitino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Rakitino (Kaliningrad) (Oblast Kaliningrad)
Lage in der Oblast Kaliningrad

Rakitino (russisch Ракитино, deutsch Kurschen, litauisch Kuršiai) ist ein Ort in der russischen Oblast Kaliningrad und gehört zur kommunalen Selbstverwaltungseinheit Stadtkreis Neman im Rajon Neman.

Geographische Lage

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Rakitino liegt vier Kilometer südwestlich der Kreisstadt Neman (Ragnit) an der Kommunalstraße 27K-067, die Neman mit Schilino (Szillen) verbindet. Eine Bahnanbindung besteht nicht.

Das einst Kurschen genannte Gutsdorf[2] wurde 1874 in den Amtsbezirk Woydehnen[3] (1938 bis 1946: Wodehnen, heute russisch: Wetrowo) eingegliedert. Dieser bestand – bei Namensänderung 1939 in „Amtsbezirk Wodehnen“ – bis 1945 und gehörte bis 1922 zum Kreis Ragnit, danach zum Landkreis Tilsit-Ragnit im Regierungsbezirk Gumbinnen der preußischen Provinz Ostpreußen. Im Jahre 1910 lebten im Gutsbezirk Kurschen 99 Einwohner.[4]

Am 30. September 1928 gab Kurschen seine Selbständigkeit auf und wurde in die Landgemeinde Jonienen (1938 bis 1946: Tilsenau, russisch: Otwaschnoje, jetzt: Gudkowo) eingemeindet. Sie war Teil des Amtsbezirks Kindschen[5] (ab 1931 „Amtsbezirk Groß Kindschen“, der Ort existiert heute nicht mehr), der wie der Amtsbezirk Jonienen bis 1945 zum Kreis Ragnit bzw. Landkreis Tilsit-Ragnit gehörte.

In Kriegsfolge kam Kurschen mit dem nördlichen Ostpreußen zur Sowjetunion und erhielt 1950 die russische Bezeichnung Rakitino.[6] Gleichzeitig wurde das Dorf in den Dorfsowjet Petrowski selski Sowet eingeordnet. Im Jahr 1968 übernahm Rakitino selber sowohl den Verwaltungssitz als auch die Namensträgerschaft dieses Dorfsowjets. Von 2008 bis 2016 gehörte der Ort zur städtischen Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije und seither zum Stadtkreis Neman.

Rakitinski selski Sowet/okrug (1947–)2008

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Der Dorfsowjet wurde im Juni 1947 zunächst als Dorfsowjet Petrowski selski Sowet (ru. Петровский сельский Совет) eingerichtet.[7] Sein Verwaltungssitz war vermutlich zunächst der Ort Petrowo (Petratschen/Petersfelde).[8] Seit vor 1968 befand sich der Verwaltungssitz in Dubki (Paskallwen/Schalau).[9] Im Jahr 1968 wurde der Verwaltungssitz nach Rakitino verlegt und auch der Name des Dorfsowjets entsprechend in Rakitinski selski Sowet (ru. Ракитинский сельский Совет) geändert.[10] Nach dem Zerfall der Sowjetunion bestand die Verwaltungseinheit als Dorfbezirk Rakitinski selski okrug (ru. Ракитинский сельский округ). Etwa im Jahr 1997 wurden einige Orte des Dorfbezirks in den neugebildeten Mitschurinski selski okrug ausgegliedert. Im Jahr 2008 wurden die verbliebenen Orte des Dorfbezirks in die neugebildete städtische Gemeinde Nemanskoje gorodskoje posselenije eingegliedert.

Ortsname Name bis 1947/50 Bemerkungen
Akulowo (Акулово) Klein Neuhof-Ragnit Der Ort wurde 1947 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Artjomowka (Артёмовка) Argeningken-Graudzen, 1938–1945: „Argenhof“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Etwa 1997 wurde er in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Bolschije Poljany (Большие Поляны) Paszelgsten, 1938–1945: „Siedelhöhe“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Dubki angeschlossen.
Budjonnowskoje (Будённовское) Budeningken, 1938–1945: „Budingen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Chochlowo (Хохлово) Skambracken, 1938–1945: „Brakenau“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 an den Ort Artjomowka angeschlossen.
Dubki (Дубки) Paskallwen, 1938–1945: „Schalau“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war von vor 1968 bis 1968 der Verwaltungssitz. Etwa 1997 wurde er in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Gorkino (Горкино) Groosten Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Schilinski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Gudkowo (Гудково) Gudgallen, 1938–1945: „Großfelde“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war von 1959 bis 1968 Sitz eines eigenen Dorfsowjets.
Iskra (Искра) (Groß) Kindschen Der Ort wurde 1950 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Iwowoje (Ивовое) Pötischken, 1938–1945: „Flachdorf“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Luninski eingeordnet. Er wurde vor 1988 verlassen.
Kosyrewo (Козырево) Kackscheiten, 1938–1945: „Kaschen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Schirokopolje angeschlossen.
Kotelnikowo (Котельниково) Neuhof-Ragnit Der Ort wurde 1950 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Krasnoje Selo (Красное Село) Klapaten, 1938–1945: „Angerwiese“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Bolschesselski eingeordnet.
Kroty (Кроты) Taurothenen, 1938–1945: „Tauern“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Kanaschski eingeordnet. Er wurde vor 1975 verlassen.
Kulikowo (Куликово) Kartenningken, 1938–1945: „Kartingen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Malyje Poljany (Малые Поляны) Pröwoiszen/Pröwoischen, 1938–1945: „Pröschen“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 verlassen.
Mitschurinski (Мичуринский) Althof-Ragnit Der Ort wurde 1950 umbenannt und war seit etwa 1997 der Verwaltungssitz des Dorfbezirks Mitschurinski.
Otwaschnoje (Отважное) Jonienen, 1938–1945: „Tilsenau“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Gudkowo angeschlossen.
Petrowo (Петрово) Petratschen, 1938–1945: „Petersfelde“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und war bis vor 1968 der Verwaltungssitz sowie bis 1968 der Namensgeber des Dorfsowjets. Der Ort wurde vor 1988 verlassen.
Rakitino (Ракитино) Kurschen Der Ort wurde 1950 umbenannt und war seit 1968 Namensgeber und Verwaltungssitz des Dorfsowjets bzw. Dorfbezirks.
Rutschi (Ручьи) Paßuißen/Paschuischen, 1938–1945: „Altengraben“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und 1997 an den Ort Mitschurinski angeschlossen.
Scharowo (Жарово) Schuppinnen, 1938–1945: „Schuppenau“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Wetrowo angeschlossen.
Schdanki (Жданки) Tilszenehlen, 1938–1945: „Quellgründen“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und war zunächst in den Dorfsowjet Malomoschaiski eingeordnet.
Schirokodolje (Широкодолье) Charlottenwalde Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1988 verlassen.
Slatoustje (Златоустье) Eromeiten, 1938–1945: „Ehrenfelde“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und vor 1975 an den Ort Petrowo angeschlossen.
Tumanowo (Туманово) Georgenhof Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Dubki angeschlossen.
Wetrowo (Ветрово) Woydehnen, 1938–1945: „Wodehnen“ Der Ort wurde 1947 umbenannt und etwa 1997 in den Dorfbezirk Mitschurinski eingegliedert.
Wsgorje (Взгорье) Schaudinnen, 1938–1945: „Schauden“ Der Ort wurde 1950 umbenannt und vor 1975 an den Ort Iskra angeschlossen.

Der 1950 umbenannte Ort Stalskoje (bei Gudballen/Großfelde) wurde ebenfalls zunächst in den Dorfsowjet Petrowski eingeordnet, kam dann (vor 1975) aber zum Dorfsowjet Luninski.

In Kurschen war die Mehrheit der Bevölkerung evangelischer Konfession. Das Dorf war in das Kirchspiel der Evangelischen Kirche Ragnit eingepfarrt und gehörte bis 1945 zur Diözese Ragnit im Kirchenkreis Tilsit-Ragnit in der Kirchenprovinz Ostpreußen der Kirche der Altpreußischen Union. Heute liegt Rakitino im weitflächigen Einzugsbereich der neu entstandenen evangelisch-lutherischen Gemeinde in Sabrodino (Lesgewangminnen, 1938 bis 1946 Lesgewangen) in der Propstei Kaliningrad[11] (Königsberg) der Evangelisch-lutherischen Kirche Europäisches Russland.

Einzelnachweise

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  1. Таблица 1.10 «Численность населения городских округов, муниципальных районов, муниципальных округов, городских и сельских поселений, городских населенных пунктов, сельских населенных пунктов» Программы итогов Всероссийской переписи населения 2020 года, утвержденной приказом Росстата от 28 декабря 2021г. № 963, с данными о численности постоянного населения каждого населенного пункта Калининградской области. (Tabelle 1.10 „Bevölkerungsanzahl der Stadtkreise, munizipalen Rajons, Munizipalkreise, städtischen und ländlichen Siedlungen [insgesamt], städtischen Orte, ländlichen Orte“ der Ergebnisse der Allrussischen Volkszählung von 2020 [vollzogen am 1. Oktober 2021], genehmigt durch die Verordnung von Rosstat vom 28. Dezember 2021, Nr. 963, mit Angaben zur Zahl der Wohnbevölkerung jedes Ortes der Oblast Kaliningrad.)
  2. D. Lange, Geographisches Ortsregister Ostpreußen (2005): Kurschen
  3. Rolf Jehke, Amtsbezirk Woydehnen/Wodehnen
  4. Uli Schubert, Gemeindeverzeichnis, Landkreis Ragnit
  5. Rolf Jehke, Amtsbezirk Kindschen/Groß Kindschen
  6. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 5 июля 1950 г., №745/3, «О переименовании населённых пунктов Калининградской области» (Erlass 745/3 des Präsidiums des Obersten Rats der RSFSR "Über die Umbenennung der Orte der Oblast Kaliningrad" vom 5. Juli 1950)
  7. Durch den Указ Президиума Верховного Совета РСФСР от 17 июня 1947 г.«Об образовании сельских советов, городов и рабочих поселков в Калининградской области» (Erlass des Präsidiums des Obersten Sowjets der RSFSR vom 17. Juni 1947: Über die Bildung von Dorfsowjets, Städten und Arbeitersiedlungen in der Oblast Kaliningrad)
  8. In den beiden Einrichtungserlassen von Juni und Juli 1947 wurde Petrowo allerdings mit dem deutschen Ort Paskallwen/Schaulau identifiziert. Dieser Ort wurde aber 1950 in Dubki umbenannt. Für spätere Jahre ist Dubki als Verwaltungssitz nachgewiesen.
  9. Heinz Hinkel: Die Verwaltungsgliederung im sowjetisch besetzten nördlichen Ostpreußen. Stand vom 16. August 1967, in „Zeitschrift für Ostforschung“ (Jg. 1969), S. 54–76 (doi:10.25627/19691812057)
  10. Information auf www.gako.name (Memento des Originals vom 22. Juni 2018 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.gako.name (ru.)
  11. Evangelisch-lutherische Propstei Kaliningrad (Memento des Originals vom 29. August 2011 im Internet Archive)  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.propstei-kaliningrad.info