Ripuarische Dialekte

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Ripuarisch

Gesprochen in

Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz, Niederlande, Belgien
Linguistische
Klassifikation
Ausbreitung der Sal- und Rheinfranken bis zum 5./6. Jahrhundert
Düsseldorfer PlattVölsj PlattGemmenicher PlattPlatdietsHommersch PlattKirchröadsjKölschLandkölschÖcher PlattEischwiele PlattDürener PlattStolberger PlattBönnsch
Dunkelblau: Verbreitungsgebiet der ripuarischen Dialekte.
Der Rheinische Fächer:
1: Nordniederfränkisch (darunter Kleverländisch)
2: Südniederfränkisch (darunter Limburgisch)
3: Ripuarisch
4: nördliches Moselfränkisch
5: südliches Moselfränkisch
6: Rheinfränkisch

Ripuarisch (von lateinisch ripa ‚das Ufer‘) – auch Ripwarisch, Ribuarisch[2] oder Nordmittelfränkisch – ist eine kontinentalwestgermanische Dialektgruppe. Es ist die Eigentliche der drei großen Rheinisch genannten Sprachgruppen, unter denen es räumlich und im Dialektkontinuum des Rheinlandes eine Mittelstellung einnimmt zwischen dem Niederrheinischen am Niederrhein, das wie die niederländische Sprache zum Niederfränkischen zählt, und dem südlich angrenzenden moselfränkischen Dialektraum, welcher wie die ripuarischen Dialekte in manchen Fällen der westmitteldeutschen Sprachengruppe zugerechnet wird. Der ripuarische Sprachraum umfasst die Umgebung der Städte Köln, Bonn und Aachen.

Sprachgeschichtlich wie phonetisch am nächsten verwandt ist das Südniederfränkische, eine in Nordbelgien und der südostniederländischen Provinz Limburg sowie einem schmalen Streifen von Heinsberg bis zum Niederrhein in Deutschland verbreitete niederfränkische Varietät. Diese genießt in den Niederlanden den offiziellen Status als Minderheitensprache nach der EU-Charta.

Ab Mitte des 3. Jahrhunderts schlossen sich germanische Stämme am unteren Rheinlauf zu dem neuen Großstamm der Franken zusammen. Der Teilstamm der Salier drang über Toxandrien nach Nordgallien ein. Andere Teilstämme zogen vom Niederrhein zum Mittelrhein. Als Bezeichnung für die Stämme der Rheinfranken, die sich seit dem 4. Jahrhundert an den Flussufern des mittleren Rheins, der oberen Maas, der niederen Sieg sowie an Ahr, Erft und Rur ansiedelten, kam ab dem 6. Jahrhundert der Begriff „Ripuarier“ – das heißt „Uferbewohner“ – auf. Das entsprechende Territorium wurde Ripuarien genannt. Hingegen sind die bereits im Jahre 15 vor Chr. von den Römern in Köln angesiedelten – und später romanisierten – Ubier historisch gesehen nicht zu den „Ripuariern“ zu rechnen.[3]

Neben den Salfranken wurden die Rheinfranken zum tragenden Teilstamm innerhalb des sich herausbildenden Reichs der Franken.[4][5]

Die Rheinfranken eroberten im 5. Jahrhundert Köln, das eine Zeit lang ihre Hauptstadt wurde. Zugleich beendeten sie die Vorherrschaft des Lateinischen in diesem Teil Germaniens. Die unterworfene Kölner Bevölkerung – Nachfahren der romanisierten Ubier sowie der Galloromanen – wurde von den Rheinfranken assimiliert.

Wahrscheinlich sprachen die Franken zwischen Frankfurt am Main, Reims und Köln in jener Zeit noch ein relativ einheitliches Altfränkisch. Die Tatsache, dass eine bäuerliche Bevölkerung in diesen Landschaften zunehmend ansässig wurde, brachte es mit sich, dass sich das Altfränkische in der Folgezeit hier regional deutlich ausdifferenzierte.

Historisch gesehen gab es eine Gleichsetzung der Begriffe Rheinfranken und Ripuarier: So galt die im 7. und 8. Jahrhundert erschienene Lex Ripuaria (das Ripuarische Recht) im gesamten rheinfränkischen Raum. Auf die Mundartsprecher ist diese Gleichsetzung aber nicht übertragbar. Als „Ripuarisch“ erscheinen hauptsächlich die rheinübergreifenden Dialekte in den Kerngebieten des ehemaligen Kurköln und Jülich-Berg. Spaltungen der rheinischen Frankenstämme fanden ihren Niederschlag in abweichenden Namen für die Dialekte am Niederrhein (niederrheinisches oder niederfränkisches Platt) sowie die Mundarten an der Mosel und im Rhein-Main-Gebiet, die als „Moselfränkisch“ und „Rheinfränkisch“ bezeichnet werden – entsprechend dem vom Landschaftsverband Rheinland (LVR) herausgegebenen Rheinischen Fächer.[6]

Die ripuarischen Dialekte sind mit dem Moselfränkischen verwandt, weisen aber auch Gemeinsamkeiten mit niederrheinischen Dialekten auf, was sie zu Übergangsdialekten macht. Die Grenzen des Dialektgebietes reichen entlang der Benrather Linie im Norden und vom Raum des Dreiländerecks im Westen bis Wildberg (Oberberg) im Osten (mit lingualen Einflüssen bis ins nördliche Siegerland). Im Süden stimmt die Dialektgrenze relativ genau mit der Landesgrenze Nordrhein-Westfalens südlich von Bad Honnef (Namensgeber der gewissermaßen signifikanten Bad Honnefer Linie) und Hennef überein. Zwei zum Norden von Rheinland-Pfalz gehörende Gebiete können allerdings noch hinzu gerechnet werden; zum einen die Region Bad Neuenahr-Ahrweiler und zum anderen die Region Linz am Rhein. Aufgrund der jahrhundertelangen Zugehörigkeit dieser Territorien zum Kurfürstentum Köln verliefe die Sprachgrenze hier rechtsrheinisch etwa zwischen Leubsdorf und Bad Hönningen. Im Westen, also linksrheinisch, setzte sie sich sodann südlich von Bad Breisig und nördlich von Brohl-Lützing als Vinxtbachlinie fort. Kennzeichnend ist in diesem von der Volkssprache der beiden großen nordrheinischen Fürstentümer geprägten Raum jedoch nicht zuletzt die ausgebliebene hochdeutsche Entlabialisierung, zumal gerundete Vokale im Nordmittelfränkischen allgegenwärtig sind. Ripuarisch wird auch im nordöstlichen und mittleren Teil des deutschen Sprachgebietes in Belgien gesprochen (das 1920 zu Belgien kam) sowie in einigen südostlimburgischen Grenzgemeinden der Niederlande, wie Kerkrade (Kerkrader Platt), Bocholtz und Vaals und Umgebung.[7]

Die Dialekte zwischen der Benrather Linie und der weiter nördlich verlaufenden Uerdinger Linie (die „niederfränkischen ich-Dialekte“), wie das Düsseldorfer Platt, weisen viele Gemeinsamkeiten mit den ripuarischen Dialekten auf. Auch wenn sie viele niederdeutsche und niederländische Eigenarten besitzen, werden sie gelegentlich, je nach Standpunkt, noch dem Ripuarischen zugeordnet. In manchen Gebieten, wie in und um Mönchengladbach oder in der Stadt Velbert[8] vermischen sich die verschiedenen typischen Unterschiede zwischen Ripuarisch und den Nachbardialekten in einem so breiten, stark bevölkerten Gebiet, dass eine präzise Grenzziehung ohnehin schwierig und relativ willkürlich ist.

Vor allem niederländische Autoren betrachten den niederfränkischen und ripuarischen Sprachraum gemeinsam als eine relativ starke sprachliche Einheit.

Am bekanntesten sind die kölschen Dialekte des Ripuarischen, einschließlich der landkölschen. Die übrigen Dialektvarianten weisen meist die Bezeichnung „Platt“ im Namen auf, so das Öcher Platt, Hommersch Platt, Dürener Platt und Eischwiele Platt, und so fort.

Der Wortschatz der Unterdialekte wurde im Rheinischen Wörterbuch beschrieben.[9] Die lokalen Varietäten unterscheiden sich zum Teil gravierend in der Semantik und Lexik, in der Aussprache und einigen grammatikalischen Eigenheiten. Generell ist dabei zu beobachten, dass benachbarte Varianten meist recht ähnlich klingen und eine gute gegenseitige Verständlichkeit besteht, während dies, typisch für ein Dialektkontinuum, bei räumlich weiter auseinanderliegenden durchaus nicht der Fall sein muss, was bis zur gänzlichen Unverständlichkeit reichen kann. Relativierend sollte dazu gesagt werden, dass im Bedarfsfall die „entfernten“ Dialekte, zumindest passiv-verstehend, meist schnell gelernt werden können.

Die ripuarischen Dialekte werden gelegentlich grob eingeteilt in westripuarische im Großraum Aachen und der südwestlichen Eifel, zentralripuarische im Bereich Köln, Bonn, Neuss sowie die vor allem im südlichen Teil des Bergischen Landes gesprochenen bergischen Dialekte.[10] Mit dieser Einteilung korrespondiert in vielen Fällen die jeweils übliche Partikel, die entsprechend dem hochdeutschen „nicht wahr?“, dem schweizerdeutschen „oder?“, dem hessischen und teilweise oberdeutschen „gell?“, oder dem Englischen „is it?“, „isn't it?“ an Sätze angehängt wird. Im Westripuarischen ist das überwiegend ein „wa!?“ bis „waach?“ mit sehr schwachem „ch“, im Zentralripuarischen geht dieses von einem „ne“ mit kurzem, fast tonlosen „e“ bis zum „neejet“, während im südlichen Bergischen „woll“ bis „wohl“ vorherrscht, wenn eine solche Partikel überhaupt verwendet wird. Das „woll“-Gebiet setzt sich östlich und nach Norden ins Sauerländische und das übrige Südwestfälische hinein fort.

Es sind gut tausend ripuarische Varietäten aus unterschiedlichen Orten oder Ortsteilen bekannt.[11]

  • nördliche Eifel
  • mittleres Erft- und Rurgebiet mit der Umgebung von Köln
  • Aachener Land
  • Bergisches Land

Verwandte Dialektgebiete

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Allen ripuarischen und den angrenzenden limburgischen Dialekten gemein ist, dass sie in moderatem Umfang tonale Anteile enthalten, was sie zu Tonakzentsprachen macht, und dass sie weitgehend mit einer Art Satzrhythmus gesprochen werden, gekennzeichnet durch stark wechselnde Vokallängen, gelegentlichen winzigen Pausen innerhalb mancher Worte und Silben, dafür starke Liaisonen mit Sandhi, Assimilation über Wortgrenzen, (optionalen) Vokaleinfügungen (meist ein unbetontes e) und/oder Diphthongierungen, echten und unechten Tilgungen. Die ripuarischen Satzmelodien sind deutlich ausgeprägter als die deutschen oder niederländischen und anders als die französischen. Häufig wird die Satzstellung dem „passenden“ Rhythmus und der Satzmelodie untergeordnet, insbesondere, wenn ein Wort mit hohem Tonakzent auf eine unbetonte oder per Satztyp tief zu sprechende Stelle der Satzmelodie treffen würde. In viel stärkerem Umfang als in den benachbarten Hochsprachen werden Satzmelodie, Rhythmus, Tonlage und Betonungen benutzt, um semantische Anteile in der gesprochenen Sprache zu transportieren. Nicht selten existieren von einer Wortfolge bis zu einem Dutzend lediglich unterschiedlich ausgesprochener (intonierter) Varianten, die völlig unterschiedliche Aussagen beinhalten, einschließlich ironischer Gegenteile; diese sind im Hochdeutschen manchmal nur durch zusätzliche Modalpartikeln nachzubilden oder erfordern eine vollkommen andere Wortwahl.

Obwohl ein erheblicher Schatz an mundartlicher Literatur und Liedguts auf Ripuarisch besteht, gilt es als schwierig, die gesprochene Sprache adäquat niederzuschreiben. Naheliegenderweise gibt es bei weit über hundert stark unterschiedlichen Dialekten keine einheitliche Schreibweise und es herrscht weitgehend der Zustand wie vor der Vereinheitlichung der deutschen bzw. niederländischen Rechtschreibung, bei dem jedermann schreibt, wie er glaubt, dass es dem Gesprochenen entspräche, in der Hoffnung, die Anderen werden es schon richtig verstehen können. Lediglich für Kölsch hat es in jüngster Zeit unter anderem durch die Akademie för uns Kölsche Sproch verschiedene Versuche einer Festlegung gegeben, die allgemein jedoch bisher wenig Beachtung fanden.

Mit der Rheinischen Dokumenta wurde in den 1980er Jahren eine einfache Lautschrift entwickelt, mit der sich die ripuarischen Dialekte, und andere, recht getreu notieren lassen. Sie erfasst in der üblicherweise benutzten Weise keine Tonakzente. Sie kann 25 Vokale und 26 Konsonanten darstellen; es fehlen aus einer strikten phonologischen Sicht lediglich ein Vokal (das o-Schwa [ɐ̯]), ein charakteristischer Zischlaut (das [ɕ], stimmloser alveolopalataler Frikativ) und der kaum relevante Glottalverschluss. Trotz einer Reihe von Publikationen wurde sie in der breiteren Öffentlichkeit nicht wahrgenommen.

Phonetische und phonologische Eigenschaften

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Im Ripuarischen, wie im angrenzenden Moselfränkischen, kennt man im normalen Sprachverlauf drei Vokalchroneme, die meist als „kurz“, „lang“ und „überlang“ bezeichnet werden,[12] gelegentlich auch als „kurz“, „mittel“, „lang“, bzw. „gedehnt“. Bei den Konsonanten gibt es zwei Längen, die höchst selten Bedeutungen unterscheiden, oft aber Wörter von Nichtwörtern. Zum Vergleich: Das Deutsche kennt zwei Vokallängen und eine der Mitlaute, die im Ripuarischen häufige Konsonantengemination findet nicht statt.

Der Phonvorrat der ripuarischen Dialektgruppe umfasst etwa den des Hochdeutschen, des Niederdeutschen und des Niederländischen zusammen genommen, dazu weitere, die ungefähr mit den limburgischen übereinstimmen, und einige eigene. Es gibt allerdings im ripuarischen Vokalismus lokale Unterschiede und überwiegend eine kleinere Variationsbreite der Allophone sowie deutlich weniger Positionsabhängigkeiten als im Standard- und Niederdeutschen oder im Niederländischen. Dass so nahezu jede theoretisch denkbare Lautpaarung auch in Worten vorkommen oder zumindest in Logatomen „realisiert“ werden kann, lässt die ripuarischen Dialekte für die Ohren deutscher Muttersprachler aus entfernteren Dialektgebieten leicht fremdartig klingen.

Eine weitere Besonderheit der ripuarischen Dialekte ist, dass es den Anlaut und den Auslaut ‚G‘ prinzipiell nicht gibt. Weder im Wörterbuch Neuer kölnischer Sprachschatz von Adam Wrede noch im Aachener Sprachschatz von Will Hermanns, oder im Buch Dürener Platt von Josef Heinrichs existiert ein Kapitel ‚G‘. Während inlautend ein gg konserviert sein kann, wird meist ein im Hochdeutschen anlautendes G als J realisiert, im Auslaut folgt nach hellem Vokal typischerweise ein Zischlaut wie [ɕ] sowie nach dunklem Vokal der Ach-Laut (‚ch‘).

Bedeutung im Alltag

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Die Bedeutung der ripuarischen Mundarten im Alltag ist regional sehr unterschiedlich, jedoch nahezu überall rückläufig. Auf dem Land, wo vor dem Zweiten Weltkrieg noch weitgehend der jeweilige Ortsdialekt die Umgangssprache zumindest der Einheimischen untereinander war, wurde dieser inzwischen durch den rheinischen Regiolekt oder das Standarddeutsche ersetzt. Dennoch ist in nicht wenigen Orten der Dialekt durchaus noch vorhanden. Er wird besonders in der Karnevalszeit, beim Schützenfest, zur Kirmes, aber durchaus auch zu anderen Gelegenheiten sozusagen wieder hervorgeholt. Dabei lassen sich oft merkwürdige öffentliche Diglossien beobachten, zum Beispiel wenn von einer Mundartband eine erklärende Ansage in reinem Hochdeutsch oder bestenfalls im Regiolekt gemacht wird, und danach der ganze Saal mit der Gruppe zusammen das angekündigte Lied in einem ripuarischen Dialekt singt, um sofort danach wieder ins Hochdeutsche zu verfallen.

Kunst und Kultur

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In der Mundartliteratur und -poesie in professionellen, wie Laientheatern und Spielkreisen, gelegentlich in Mundartvereinen, im karnevalistischen Liedgut wie in der Büttenrede und seit den 68ern verstärkt durch Musikgruppen wird ein Teil der Dialekte weiter lebendig gehalten. Das gelingt sehr unterschiedlich.

Auch in der hochdeutschen Literatur tauchen ripuarische Begriffe oder Sprechweisen auf, naturgemäß meist bei Autoren aus der Region, wo sie gesprochen werden – als wichtiges Stilmittel beispielsweise in Bölls Novelle „Ende einer Dienstfahrt“.

Mit dem Segen der Erzdiözese feiert man in einigen Kirchen und im Kölner Dom gelegentlich die heilige Messe, mit Ausnahme vorgeschriebener, unantastbarer Riten, teilweise im lokalen Dialekt, Predigten eingeschlossen.

Regionale oder lokale Werbung mit Dialekt-Slogans ist durchaus üblich. „Mer mulle nit, mer fahre mët“ bei den Verkehrsbetrieben der Stadt Aachen. „Mir mache ons lang für üch“ bei den Stadtwerken Düren. Die Sparkasse KölnBonn wirbt mit: „För üch do.“ Mit einer der wohl erfolgreichsten plakatierten Werbekampagnen der Nachkriegszeit: „Küppers Kölsch em Köhlschrank is esu jot wie ene eijene Köbes em Hus“ und ähnlichem, eroberte die Wuppertaler Brauerei Wicküler den Kölner Markt. Ebenfalls aus Köln: „Dat Wasser vun Kölle es jot“, welches den örtlichen Wasserwerken neben viel Hohn und Spott auch Jahrzehnte währende Aufmerksamkeit bescherte, nicht zuletzt durch Parodien, wie beispielsweise im Lied „Dat Wasser vun Kölle“[13] der Bläck Fööss, getextet von Hans Knipp.

Wirtshausschild: Op d’r Eck (Auf der Ecke)
Inschrift an einem Monument vor der Westseite des Kölner Doms, auf Hochdeutsch: „Nachgemachte Kreuzblume, genauso groß wie oben auf diesen Domtürmen, 9,50 m hoch 4,60 m breit. Ein Zeichen dafür, dass der Dom 1880 fertiggestellt wurde.“
Karneval: Et Zelt steht Kopp
Fastelovends-Samsdaach op d’r Maat
(Das Zelt steht kopf am Karnevalssamstag auf dem Markt)

Schilder und Inschriften

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Zahlreiche Schilder und Hinweistafeln werden im Dialekt gehalten, etwa „Trick“ und „Däu“ auf den Türen des Kölner Gürzenichs, auch Gaststättennamen wie „beim Jupp“ und „em Büjeliese“ und Inschriften oder Erklärungen, die an historischen Orten, Plätzen, bedeutenden Gebäuden sowie Denkmälern zu finden sind.

Einfluss auf das Hochdeutsche

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In der Zeit nach dem Zweiten Weltkrieg haben einige Wörter aus dem Ripuarischen über ihre Regiolektvariante Eingang und Verbreitung in der standarddeutschen Umgangs- und teilweise auch Schriftsprache gefunden. Beispiele dafür sind poppen, das Knöllchen, der Flachmann, der Kabänes und der (Karnevals-)jeck sowie das Adjektiv pingelig.

Im Rheinischen Regiolekt und teilweise darüber hinaus tauchen über dreitausend Wörter auf, wie „titschen“, „piddeln“, „usselich“, „iggelich“, „Pittermännchen“ und „Flappmann“, deren ripuarischer Ursprung den Einheimischen in aller Regel überhaupt nicht bewusst ist, die deshalb für hochdeutsche Wörter gehalten und entsprechend benutzt werden.[14]

Zwischen diesen beiden Gruppen liegen solche Wörter, deren Herkunft in der Regel bekannt ist, deren Verbreitung inzwischen die ihres ursprünglichen ripuarischen Dialekts weit übersteigt, wie etwa „Lallbacke“, „Köbes“, „Fiese Möpp“ und „(kölscher) Klüngel“, „kölscher Kaviar“, und so weiter.[15]

  • Claudia Froitzheim: Artikulationsnormen der Umgangssprache in Köln. In: Continuum. Narr, Tübingen 1984, ISBN 3-87808-332-7. (Zugleich Dissertation an der Universität zu Köln 1983) (Schriftenreihe zur Linguistik, Band 2).
  • Georg Heike: Zur Phonologie der Stadtkölner Mundart. Eine experimentelle Untersuchung der akustischen Unterscheidungsmerkmale. In: Deutsche Dialektgeographie. Band 57, Elwert, Marburg 1964.
  • Ferdinand Münch: Grammatik der ripuarisch-fränkischen Mundart. Cohen, Bonn 1904 (online). (Nachdruck: Saendig Reprint Verlag, Wiesbaden 1970, ISBN 3-500-21670-6).
  • Jürgen E. Schmidt: Die mittelfränkischen Tonakzente. Rheinische Akzentuierung. In: Mainzer Studien zur Sprach- und Volksforschung. Band 8. Steiner, Stuttgart 1986, ISBN 3-515-04803-0 (Zugleich Dissertation an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz 1986).
  • Jürgen E. Schmidt: Die sprachhistorische Genese der mittelfränkischen Tonakzente. In: Peter Auer, Peter Gilles, Helmut Spiekermann (Hrsg.): Silbenschnitt und Tonakzente. Niemeyer, Tübingen 2002, ISBN 3-484-30463-4, S. 201–233.
  • Jürgen Erich Schmidt, Robert Möller: Historisches Westdeutsch/Rheinisch (Moselfränkisch, Ripuarisch, Südniederfränkisch). In: Joachim Herrgen, Jürgen Erich Schmidt: Sprache und Raum. Ein internationales Handbuch der Sprachvariation. Band 4: Deutsch (= Handbücher zur Sprach- und Kommunikationswissenschaft. Band 30.4). De Gruyter Mouton, Berlin/Boston 2019, ISBN 978-3-11-018003-9, S. 515–550.
  • Peter Wiesinger: Phonetisch-phonologische Untersuchungen zur Vokalentwicklung in den deutschen Dialekten. Band 1 und 2. Walter de Gruyter, Berlin 1970 (Studia Linguistica Germanica 2).
  • Georg Cornelissen, Peter Honnen, Fritz Langensiepen (Hrsg.): Das rheinische Platt. Eine Bestandsaufnahme. Handbuch der rheinischen Mundarten Teil 1: Texte. Rheinland-Verlag, Köln. 1989, ISBN 3-7927-0689-X
  • Jürgen Macha/Elmar Neuss/Robert Peters (Hrsg.): Rheinisch-westfälische Sprachgeschichte. Köln/Weimar/Wien 2000.
  • Jürgen Macha: Rheinische Sprachverhältnisse im 17. Jahrhundert. In: Rheinische Vierteljahrsblätter 57, 1993, 1582175.
  • Klaus J. Mattheier: Gibt es eine regionale Sprachgeschichte der Rheinlande. In: Werner Besch, Hans Joachim Solms (Hrsg.): Regionale Sprachgeschichte. Berlin 1998, 1442151. (ZdPh. 117, Sonderheft).
  • Rudolf Schützeichel: Die Grundlagen des westlichen Mitteldeutschen. Studien zur historischen Sprachgeographie. 2. Aufl. Tübingen 1976. (Hermaea 10).
  • Rudolf Schützeichel: Mundart, Urkundensprache und Schriftsprache. Ein Beitrag zur rheinischen Sprachgeschichte. 2. Aufl. Bonn 1974. (Rheinisches Archiv 54).
  • Georg Cornelissen: dat & wat. Der Sprachatlas für das Land am Rhein zwischen Emmerich und Eifel. Greven Köln, 2021, ISBN 978-3-7743-0932-6.
Einzelne Dialekte

(Hier nicht aufgeführt, was in eigenen Artikeln über einzelne ripuarische Ortsmundarten genannt ist.)

  • Martin Fuß: Bachemer Platt. Eine Dokumentation der Mundart von Niederbachem und Oberbachem. Mit 24 Sprachaufnahmen auf einer CD, eine Publikation des Landschaftsverbandes Rheinland, Amt für Rheinische Landeskunde. Schmidt, Bonn/Siegburg 2001, ISBN 3-87710-320-0.
  • Johannes Bücher: Bonn-Beueler-Sprachschatz. In: Landschaftsverband Rheinland, Amt für Rheinische Landeskunde (Hrsg.): Rheinische Mundarten. 2. Auflage. Rheinland-Verlag, Köln 1987, ISBN 3-7927-0966-X. (Beiträge zur Volkssprache aus den rheinischen Landschaften, Band 3)
  • Werner Heinrichs: Bergisch Platt. Versuch einer Bestandsaufnahme. 2. Auflage. Edition Kierdorf im Verlag Kierdorf, Remscheid 1985, ISBN 3-922055-12-5. (Erstausgabe im Selbstverlag: Burscheid 1978)
  • Helmut Fischer: Wörterbuch der unteren Sieg. In: Rheinische Mundarten. Beiträge zur Volkssprache aus den rheinischen Landschaften. Band 4, Rheinland-Verlag, Köln 1985, ISBN 3-7927-0783-7
    • Wilma Herzog: Spaß äm Platt – om Jirrelsteener Land. Verlag H. Kaltenmeier Söhne, Krefeld-Hüls 1994, ISBN 3-9803991-0-9. (Stimmen der Landschaft Band 37)
  • Jean Assenmacher: Komkomere on Ketteplöck. Alte mundartliche Ausdrücke hochdeutsch erklärt. Alphabetisches Wörterbuch. Herausgegeben vom Heimatverein Oberdollendorf und Römlinghoven e. V., Königswinter 1987.
  • Kirchröaddsjer Dieksiejoneer, een uitgave van de Stichting Kirchröaddsjer Dieksiejoneer. Kerkrade 1987.
  • Maria Louise Denst: Olper Platt – Bergisches Mundart-Wörterbuch für Kürten-Olpe und Umgebung. Bergisch Gladbach 1999, ISBN 3-932326-29-6. (Schriftenreihe des Bergischen Geschichtsvereins Abt. Rhein-Berg e. V. Band 29)
  • Hans Bruchhausen, Heinz Feldhoff: Us Platt kalle un verstonn. Mundartwörterbuch. herausgegeben vom Mundartstammtisch „Et wüerd platt jekallt“ des Verkehrs- und Verschönerungsvereins Lützenkirchen-Quettingen. Bergisch Gladbach 2005, ISBN 3-87314-410-7.
  • Leo Lammert, Paul Schmidt: Neunkirchen-Seelscheider Sprachschatz. herausgegeben vom Heimat- und Geschichtsverein Neunkirchen-Seelscheid, 2006.
  • Anton Frambach, Norbert Esser: Erftländer Sprachschatz – Wörter, Ausdrücke, Begriffe, Redensarten der ripuarischen Mundart, geordnet in alphabetischer Reihenfolge. Herausgegeben vom Verein der Heimatfreunde von Niederaußem und Auenheim (Bergheim) e. V., 2 Bände, Bergheim 1991.
  • Emil Hundhausen: D'r letzte „Chlöckner“ – Ein Bergischer Wortschatz. Verl. F. Stromberg, Herchen/Sieg 1968.
  • Peter Rösseler: Wörterbuch der Stolberger Mundart, Alsdorf 1998, ISBN 3-928877-01-1.
  • Heinz Engelbert: Löschender Platt: leuscheider Geschichten in Mundart und Hochdeutsch, mit einem Wörterbuch der leuscheider Mundart. 1999, ISBN 3-00-002277-5.
Wiktionary: ripuarisch – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Einzelnachweise

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  1. z. B.
    • Peter von Polenz: Geschichte der deutschen Sprache. 11. Aufl., 2020, S. 44ff.
    • Thordis Hennings: Einführung in das Mittelhochdeutsche. 3. Aufl., 2012, S. 19; 4. Aufl., 2020, S. 7
    • Oskar Reichmann, Klaus-Peter Wegera (Hrsg.); Robert Peter Ebert, Oskar Reichmann, Hans-Joachim Solms, Klaus Peter Wegera: Frühneuhochdeutsche Grammatik. 1993, S. 5
    • Markus Steinbach, Ruth Albert, Heiko Girnth, Annette Hohenberger, Bettina Kümmerling-Meibauer, Jörg Meibauer, Monika Rothweiler, Monika Schwarz-Friesel: Schnittstellen der germanistischen Linguistik. 2007, S. 197
  2. Emil A. Gutjahr: Die Anfänge der neuhochdeutschen Schriftsprache vor Luther. Streifzüge durch die deutsche Siedelungs-, Rechts-, und Sprachgeschichte auf Grund der Urkunden deutscher Sprache. Halle a. S., 1910, S. 110: „Wir überblicken I. im Mutterlande folgende Mundarten: [...] B. In Mitteldeutschland: 4. das Mittelfränkische, a) Nordmittelfränkische oder Ribuarische² (Köln), b) das Südmittelfränkische oder Moselfränkische (Trier); 5. [...].“ mit der Anm. „2) Von „ribe“ (freigebig, frei) d. i. = „Franke“ s. Wilser, S. 929.“
  3. Ulrich Nonn: Die Franken. Verlag Kohlhammer, Stuttgart 2010, S. 11–63, ISBN 978-3-17-017814-4.
  4. Günther Drosdowski: Das Herkunftswörterbuch – Etymologie der deutschen Sprache. 2. Auflage, Verlag Bibliographisches Institut, Mannheim 1989, S. 183, ISBN 3-411-00907-1.
  5. Vergleiche noch im Deutschen: „frank und frei“ oder im Englischen: „frankly
  6. Rheinischer Fächer@1@2Vorlage:Toter Link/www.rheinische-landeskunde.lvr.de (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Mai 2019. Suche in Webarchiven)
  7. Den Verlauf von Staats- und Sprachgrenze im Süden des Hürtgenwaldes zeigt die Karte auf http://www.opdegrens.eu/hansh/2009/benrath2.html – abgerufen am 30. Januar 2011
  8. Dazu siehe auch Velberder Platt
  9. Rheinisches Wörterbuch. Im Auftrag der Preußischen Akademie der Wissenschaften, der Gesellschaft für Rheinische Geschichtskunde und des Provinzialverbandes der Rheinprovinz auf Grund der von Johannes Franck begonnenen, von allen Kreisen des Rheinischen Volkes unterstützten Sammlung bearbeitet und herausgegeben von Josef Müller, Heinrich Dittmaier, Rudolf Schützeichel und Mattias Zender. 9 Bände. Bonn/Berlin 1928–1971. Volltext online
  10. Man könnte letztere systematischerweise auch „ostripuarisch“ nennen, diese Bezeichnung wird jedoch nicht gebraucht.
  11. Georg Cornelissen im Gespräch mit Sebastian Fink, in: Bonner Generalanzeiger, Der rheinische Dialekt: "Die Schwaben sind Angsthasen", vom 13. März 2015 (zuletzt abgerufen am 14. März 2015)
  12. Elmar Ternes: Einführung in die Phonologie. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 1987, ISBN 3-534-09576-6, S. 116.
  13. Die besten Karnevaltexte. Archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 25. Februar 2009; abgerufen am 2. März 2013.
  14. Ein Teil davon dokumentiert in dem Buch von Peter Honnen: Kappes, Knies und Klüngel. Regionalwörterbuch des Rheinlandes. Greven Verlag, Köln 2003, ISBN 3-7743-0337-1.
  15. Siehe ebenda und in Peter Honnen: Alles Kokolores? - Wörter und Wortgeschichten aus dem Rheinland. Greven Verlag, Köln 2008, ISBN 978-3-7743-0418-5.