Ronen Bar

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Ronen Bar (2021)

Ronen Bar (hebräisch רונן בר * 1965[1]) ist seit Oktober 2021 Leiter des israelischen Inlandsgeheimdienstes Schin Bet.

Bar diente in der Eliteeinheit Sajeret Matkal der Israelischen Streitkräfte und trat 1993 als Außendienstagent in die Reihen des Schin Bet ein.[2] 2011 wurde er zum Leiter der Operationsabteilung sowie 2016 zum Leiter der Abteilung für Ressourcenentwicklung ernannt und übernahm 2018 die stellvertretende Leitung des Schin Bet. Premierminister Naftali Bennett, der ebenfalls bei Sajeret Matkal diente, ernannte Bar im September 2021 zum designierten Direktor des Inlandsgeheimdienstes und wurde in dieser Funktion am 11. Oktober 2021 durch das Kabinett bestätigt, nachdem das Goldberg-Komitee für Ernennungen im öffentlichen Dienst keine Einwände vorbrachte bzw. die Rechtmäßigkeit der Ernennung bestätigt hatte. Bar trat damit die Nachfolge von Nadav Argaman an, dessen Amtszeit bis Oktober 2021 verlängert worden war, um mehr Zeit für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger zu erhalten.[3] Noch im selben Monat berief er vier Frauen in die oberste Führungsriege des Geheimdienstes und übertrug ihnen jeweils die Leitung der Rechnungsprüfung, der Ausbildungsabteilung, der Finanzabteilung und der Ermittlungsabteilung.[4]

Am 14. November 2021 traf er im Rahmen seiner ersten Auslandsreise, als Teil einer israelischen Delegation, in der ägyptischen Hauptstadt Kairo ein und traf dort unter anderem seinen ägyptischen Amtskollegen Abbas Kamel. Ziel des Treffens war es, die Lage im Gazastreifen und die Fortsetzung eines möglichen umfassenden und langfristigen Waffenstillstandsprozesses mit der Terrorgruppe Hamas zu erörtern.[5] Aus selbem Grund, sowie Fragen der Sicherheitskoordination im Westjordanland, traf er im selben Monat auch den Präsidenten der Palästinensischen Autonomiebehörde, Mahmud Abbas.[6] Im März 2022 hielt er sich zu mehrtägigen Gesprächen über „verschiedene Sicherheitsherausforderungen“ mit FBI-Direktor Christopher A. Wray in Washington, D.C. auf.[7]

Der am 1. Juli 2022 zum Ministerpräsidenten ernannte Jair Lapid traf an seinem ersten Tag im Amt im Zuge seines ersten Tagesordnungspunktes Ronen Bar im Militärhauptquartier Kirya in Tel Aviv zu einer umfassenden Verteidigungs- und Geheimdienstbesprechung.[8] Lapid teilte im September 2022 im Hauptquartier des Schin Bet im Norden Tel Avivs mit, dass der Geheimdienst innerhalb eines Jahres hunderte Terroranschläge vereitelt habe, darunter mit der Operation Breakwater, die zur Festnahme von mehr als 1500 Verdächtigen im Westjordanland geführt habe.[9] Bar selbst gab im selben Monat vor der Reichman University in Herzlia bekannt, dass der Schin Bet im laufenden Jahr 312 bedeutende Terroranschläge vereitelt und 2110 Personen festgenommen habe. Gleichzeitig verwies Bar auf einen massiven Anstieg der Schusswaffenangriffe auf Truppen und Zivilisten im Westjordanland, bisher 130 in diesem Jahr, verglichen mit nur 19 im ganzen Jahr 2020. Um die Spannungen abzubauen, müssten die Sicherheitsdienste der Palästinensischen Autonomiebehörde gestärkt werden. Bar wies auch darauf hin, dass Israels politischer Mangel an Stabilität in den letzten Jahren und die zunehmende innere Unruhe Terrorgruppen und Einzelpersonen ermutigt hätten, Anschläge zu verüben.[10]

Weitere Herausforderungen seiner folgenden Amtszeit waren unter anderem die Welle der Gewaltkriminalität in der arabischen Gemeinschaft (102 Tote von Januar bis Juni 2023 und damit eine nahezu Verdreifachung zum Vorjahreszeitraum)[11] die ab Januar 2023 beginnenden Proteste gegen die geplante Justizreform von Ministerpräsident Benjamin Netanjahu[12], sowie Zusammenstöße zwischen Siedlern und Palästinensern mit über 100 Vorfällen von Siedlergewalt gegen Palästinenser in mindestens 62 Städten und Gemeinden alleine im Oktober 2023.[13][14][15] Zudem übernahm er die Koordinierung der Sicherheitsvorkehrungen für den Auftritt der israelischen Teilnehmerin Eden Golan beim Eurovision Song Contest 2024, wobei er auch persönlich in den schwedischen Veranstaltungsort Malmö reiste.[16]

Im Vorfeld des am 7. Oktober 2023 beginnenden Terrorangriffs der Hamas auf Israel soll Ronen Bar laut israelischer Nachrichtenwebsite Ynet und dem Fernsehsender Channel 12 am 23. Juli 2023 Ministerpräsident Netanjahu vor einem Krieg gewarnt haben, ohne jedoch Tag, Uhrzeit oder die Hamas als Angreifer zu nennen. Begründet wurde dies mit der internen Spaltung Israels aufgrund von Massendemonstrationen gegen die Regierung im Zuge der geplanten Justizreform und der Ankündigung von IDF-Reservisten, aus Protest ihren freiwilligen Dienst einzustellen, während andere drohten, ihren Pflichtdienst in der Reserve auszusetzen. Bar soll mitgeteilt haben, dass Israels Feinde beobachteten, was im Innern Israels inmitten der „Spaltung“ vor sich ginge und „Schwächen“ erkennen würden. Das Büro des Premierministers wies den Bericht zurück und erklärte, Netanjahu habe keine Warnung vor einem Angriff aus dem Gazastreifen erhalten. Vielmehr sei ein Angriff von der Hisbollah im Norden Israels oder aus dem Westjordanland erwartet worden.[17][18] Bar übernahm öffentlich die Verantwortung für das Geheimdienstversagen, das den Hamas-Anschlag ermöglichte[19] und forderte diesbezüglich am 25. Januar 2024 während einer Sitzung des Sicherheitskabinetts die Einrichtung einer staatlichen Untersuchungskommission, um den Angriff der Hamas und die Versäumnisse Israels zu untersuchen, die ihn ermöglichten.[20] Zudem ist Bar direkt an den Verhandlungen zur Freilassung der israelischen Geiseln aus der Gefangenschaft der Hamas beteiligt.[21][22]

Bar ist Vater von drei Kindern und wohnt in einem Vorort von Tel Aviv-Jaffa. Er verfügt über einen in Tel Aviv erworbenen Bachelor-Abschluss in Politik und Philosophie sowie einen in Harvard erlangten Master-Titel in Management.[23]

Commons: Ronen Bar – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Ronen Bar: The Shin Bet chief helping eliminate terror threats
  2. ‘The Right Man in The Right Place’: Israel Appoints Ronen Bar as New Head of Shin Bet Security Service
  3. Cabinet approves nomination of Ronen Bar as next Shin Bet chief
  4. New Shin Bet chief said to appoint four women to top leadership roles
  5. New Shin Bet chief visits Egypt for talks with spymaster — reports
  6. New Shin Bet chief said to meet with Palestinian leader Abbas in Ramallah
  7. Visiting Washington, Shin Bet head warns of Ramadan flare-up with Palestinians
  8. Yair Lapid takes over as Israel’s 14th prime minister
  9. Lapid: Shin Bet thwarted hundreds of attacks this year, including suicide bombings
  10. Over 300 ‘significant’ terror attacks foiled so far this year, Shin Bet chief says
  11. Overruling objections, PM says Shin Bet must join fight against deadly Arab mob crime
  12. Societal divisions ‘could lead to disaster,’ Shin Bet chief says in stark warning
  13. Shin Bet chief said to blame tiny minority for settler attacks on Palestinians
  14. IDF, Shin Bet, police chiefs denounce settler attacks as ‘terror,’ vow to fight them
  15. Shin Bet said to warn settler violence could cause West Bank eruption
  16. Shin Bet head visits Malmo to coordinate security for Israel’s Eurovision entry
  17. ‘I give you a warning of war,’ Shin Bet head told PM 10 weeks before Oct. 7 — report
  18. Report: Weeks before Oct. 7, Shin Bet and IDF chiefs warned Netanyahu of looming attack
  19. The key figures leading Israel’s military campaign to destroy Hamas in Gaza
  20. Shin Bet chief said to urge state commission be formed ‘now’ to probe Oct. 7 failures
  21. Mossad, Shin Bet chiefs to take part in hostage deal summit on Thursday
  22. Mossad chief-led delegation leaves for extended Hamas hostage negotiations
  23. Der unsichtbare Schutzschild