Südtiroler Kulturinstitut

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Das Südtiroler Kulturinstitut (abgekürzt: SKI) ist ein Verein privaten Rechts mit Sitz im Kulturhaus Walther von der Vogelweide (Waltherhaus) in der Südtiroler Landeshauptstadt Bozen (Italien). Schwerpunkte der Tätigkeit sind die Kontaktpflege zum übrigen deutschen Sprach- und Kulturraum und die Organisation von Theatergastspielen, Gastkonzerten, Ausstellungen, Autorenlesungen sowie wissenschaftlichen Tagungen.

Das Waltherhaus in Bozen, Sitz des SKI
Gemeinsame Einladung von ÖAW und SKI zur Eröffnung der Teßmann-Bücherei, 1958
Gedenktafel im Waltherhaus Bozen 1967–2017

Das Kulturinstitut wurde 1954 in Bozen gegründet. Aufgrund der schwierigen politischen Situation in Südtirol ging es dem Institut zunächst darum, für den kulturellen Fortbestand der deutschsprachigen Bevölkerung in Südtirol initiativ zu werden. Zu den ersten Maßnahmen zählten die 1954 ins Leben gerufenen „Meraner Hochschulwochen zur Pflege europäischen Denkens“, die jeweils im September stattfanden, sowie – mit Unterstützung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften – die Begründung der Landesbibliothek „Dr. Friedrich Teßmann“.[1] Ziel dieser ersten Tätigkeiten war es auch, die während des Faschismus abgerissenen Kontakte zum übrigen deutschen Sprachraum wieder aufzunehmen.[2]

In Abgrenzung zu den traditionalistisch-konservativen Tendenzen des Kulturinstituts wurde 1975 in Bozen das Südtiroler Kulturzentrum gegründet.

Theatergastspiele und Konzerte

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Der Theatergastspielbetrieb konnte erst 1967 mit der Errichtung des Hauses der Kultur Walther von der Vogelweide in Bozen aufgenommen werden; an seiner Fassade ist in bildungsbürgerlicher Absicht der namengebende Minnesänger »in der Reichstonpose des Codex Manesse („Ich saz ûf eime steine“)« dargestellt.[3] Auf dem Spielplan standen mit Stücken von Goethe, Shakespeare und Schiller hauptsächlich Klassiker der Weltliteratur. Seit der Jahrtausendwende fanden auch modern inszenierte Klassiker sowie zeitgenössische Stücke verstärkt Platz im Spielplan. Außerhalb der Landeshauptstadt Bozen werden Theatergastspiele und Gastkonzerte auch in Meran, Brixen, Bruneck, Schlanders und Eppan angeboten. Beim Kinder- und Jugendtheater wird auf kind- bzw. jugendgerechte Themen geachtet, damit der Theaterbesuch in der Schule nachbearbeitet werden kann.

Auf dem Spielplan stehen Konzerte mit berühmten Ensembles aus dem Ausland sowie Liederabende. Ein musikalischer Höhepunkt in jedem Sommer ist die Konzertreihe Klangfeste, die im Jahr 2000 im Burghof von Schloss Runkelstein ins Leben gerufen wurde.

Jugend- und Kinderbuchzentrum

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Das Jugend- und Kinderbuchzentrum im Südtiroler Kulturinstitut (kurz JuKiBuZ) widmet sich seit 1999 der Leseförderung. Es wendet sich neben Kindern und Jugendlichen auch an Eltern, Lehrpersonen und Studierende. Das JuKiBuZ informiert über neuere Kinderliteratur, vermittelt Leseideen und hält Sekundärliteratur, sonstige Materialien und Unterlagen zur Leseförderung bereit. Es organisiert Schreibwerkstätten für Kinder, Leseclubs oder Leseseminare für Kinder. Auch Lesungen und Autorenbegegnungen für Kinder sind Bestandteile des Programms.

Das alljährlich stattfindende Tanzfestival „Tanz Bozen“ bietet Kurse und Tanzdarbietungen. Unter dem Namen „Ballettsommer Bozen“ fand das Festival erstmals 1985 statt und wurde im Laufe der Jahre zu einem festen Bestandteil des europäischen Tanzgeschehens. Das Südtiroler Kulturinstitut organisiert seit 2003 das Kursprogramm. Jedes Jahr unterrichten 25 bis 30 renommierte Dozenten, unterstützt von einem eigenen Musikerteam, verschiedene Tanzstile.

Sprachstelle im Kulturinstitut

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Die Sprachstelle ist eine Schnittstelle zwischen Sprachwissenschaft und einer breiteren Öffentlichkeit. Sie wertet für die besondere Situation Südtirols relevante Forschungsergebnisse aus, um sie allgemein zugänglich zu machen. Die Sprachstelle versucht, die Öffentlichkeit für sprachliche Belange zu sensibilisieren, sprachliche Besonderheiten zu verdeutlichen und zum kreativen und bewussten Umgang mit der deutschen Sprache anzuregen. Zu diesem Zweck werden Diskussionen, Vorträge, Themenabende und Tagungen zu aktuellen Sprachproblemen veranstaltet und Aktionen im sprachkulturellen Bereich durchgeführt. Durch Vorträge und Seminare möchte die Sprachstelle das Bewusstsein der Eltern für die Bedeutung der Sprachförderung ihrer Kinder stärken und ihnen beratend zur Seite zu stehen. 2009 wurde in Zusammenarbeit mit drei weiteren Bildungseinrichtungen das „Forum Text und Literatur“ gegründet, das Schreibwerkstätten sowie Seminare im Bereich Literatur anbietet. Die „Presseakademie“ in Zusammenarbeit mit der Volkshochschule Südtirol bietet Fortbildungen für alle, die im Bereich Journalismus, PR, Öffentlichkeitsarbeit, Kommunikation oder Marketing tätig sind.

Ausstellungen und Tagungen

Das Kulturinstitut bietet verschiedene Einzel- und Sammelausstellungen an, so auch zu Leben und Werk berühmter Persönlichkeiten. Alle zwei Jahre werden die Siegerblätter des österreichischen Grafikwettbewerbs ausgestellt. Die Organisation der „Österreichischen Buchausstellung“, die 1955 zum ersten Mal veranstaltet wurde, ist ein weiterer Schwerpunkt des Instituts. Mit dem Titel Bücherwelten im Waltherhaus gibt die Ausstellung alljährlich einen Überblick über die Neuerscheinungen in österreichischen und Südtiroler Buchverlagen, zeigt ausgewählte Neuerscheinungen der Kinder- und Jugendliteratur aus Deutschland und der Schweiz und stellt ausgewählte Hörbücher vor. Die Ausstellung wird ergänzt durch Lesungen, Diskussionen und Werkstätten für Kinder. Das Kulturinstitut organisiert wissenschaftliche Tagungen zu den verschiedensten Themen sowie pädagogische Tagungen für Grundschullehrer.

Publikationen

Das Südtiroler Kulturinstitut fördert Publikationen, die für Südtirol von Interesse sind, und ist als Herausgeber von wissenschaftlichen Werken über Kunst und Kultur in Südtirol tätig.

Reihen
  • Jahrbuch des Südtiroler Kulturinstitutes. 9 Bände. 1969–1980.
  • Schriftenreihe des Südtiroler Kulturinstitutes. 18 Bände
  • Veröffentlichungen des Südtiroler Kulturinstitutes. 2003ff. 14 Bände

Walther-von-der-Vogelweide-Preis

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1960 wurde vom Kulturwerk für Südtirol in München der „Walther-von-der-Vogelweide-Preis“ zur Anerkennung wissenschaftlicher und künstlerischer Leistungen gestiftet. Das Kulturinstitut schlägt mögliche Preisträger vor und organisiert die Feierlichkeiten zur Preisverleihung. Seit 1968 wird zudem ein „Walther-von-der-Vogelweide-Förderpreis“ und seit 2018 der Jugendpreis an jüngere Talente verliehen.

Preisträger seit 1960 (Hauptpreis)
Preisträger seit 1968 (Förderpreis)

Einzelnachweise

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  1. Richard Meister: Die Eröffnung der Dr.-Friedrich-Tessmann-Bücherei im Südtiroler Kulturinstitut: Bozen, 22. September 1958. In: Anzeiger der Österreichischen Akademie der Wissenschaften. Philosophisch-historische Klasse 18, 1958, S. 238–240.
  2. Das Südtiroler Kulturinstitut 1954–1960: Bericht und Ausblick. Bozen: Südtiroler Kulturinstitut 1960.
  3. Hannes Obermair: Bezirke der Macht – eine stadträumliche Einordnung. In: Markus Neuwirth (Hrsg.): Kunst im Südtiroler Landtag. Arte nel Consiglio della Provincia autonoma di Bolzano. Ert tl Cunsëi dla Provinzia autonoma de Bulsan. Art in the Provincial Council of South Tyrol. Südtiroler Landtag, Bozen 2024, ISBN 979-1-22103200-0, S. 28–49, hier: S. 30.
  • 20 Jahre Südtiroler Kulturinstitut 1954–1974. Bozen: Südtiroler Kulturinstitut 1975.

Koordinaten: 46° 29′ 53,9″ N, 11° 21′ 28,9″ O