Grüne Jugend

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
(Weitergeleitet von SPUNK)
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Logo
Logo
Bundessprecher
Jette Nietzard und Jakob Blasel[1]
Basisdaten
Gründungsdatum 15. Januar 1994[2]
Gründungsort Hannover[2]
Politische
Geschäftsführerin:
Annika Randzio[1]
Schatzmeister Jonathan Morsch[1]
Beisitzer Zeliha Durmus
Magdalena Hess
Katharina Müller
Luis Bobga
Moritz Frings
Tammo Westphal[1]
Ausrichtung Grüne Politik
Antirassismus
Linksliberalismus
Feminismus
Basisdemokratie
Kapitalismuskritik
Ökosozialismus
Antifaschismus
Mitglieder ca. 16.000
(Stand: November 2021)[2]
Gliederung 16 Landesverbände
Website gruene-jugend.de
Magazin über:morgen

Die Grüne Jugend (inoffizielle Abkürzung GJ, Eigenschreibweise GRÜNE JUGEND) ist die unabhängige Jugendorganisation von Bündnis 90/Die Grünen.

Politische Positionen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Inhaltlich ist die Jugendorganisation unabhängig[3] von der Partei Bündnis 90/Die Grünen und hat daher in einigen Bereichen andere Forderungen als die Partei. In vielen Gebieten vertritt sie radikalere Positionen als diese und zeichnet sich auch durch die enge Zusammenarbeit mit anderen Jugendorganisationen aus.

Einige wichtige Themen sind die Klimapolitik – insbesondere die Energiewende und ein schneller Ausstieg aus der Kohle, Drogenpolitik – hier setzt sich die Grüne Jugend in erster Linie für die Entkriminalisierung und Legalisierung von Cannabis (THC) ein, Bildungspolitik – etwa in Bezug auf die Frage der Studiengebühren, die abgelehnt werden, Gendergerechtigkeit, Umweltpolitik und Europapolitik.

Die Grüne Jugend tritt gegen Rassismus, Antisemitismus und Diskriminierung allgemein ein und fordert die Gleichberechtigung von Homosexuellen, transidentitären Personen und anderen Formen des Zusammenlebens. Im Rahmen ihrer Anti-Atom-Politik hat sich die Grüne Jugend aktiv an den Protesten gegen den Castortransport beteiligt. Im Bereich der Digitalpolitik setzt sie sich für Bürgerrechte in der Informationsgesellschaft, Datenschutz und die Unterstützung von freier Software ein. Um den gesellschaftlichen Zusammenhalt zu stärken, fordern die Grüne Jugend mehr soziale Fürsorge etwa durch die Erhöhung des Arbeitslosengeldes und gute Bezahlung für alle Jobs, „unabhängig davon ob am Fließband, als Kellner oder an der Uni gearbeitet wird.“[4][5] Verkehrspolitisch fordert die Grüne Jugend autofreie Innenstädte sowie „sinnvolle und günstige öffentliche Alternativen“ zum motorisierten Individualverkehr.

Vorgeschichte (bis 1988)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Noch vor Mitte der 1980er Jahre bildeten sich erste den Grünen nahestehende „politische Schülergruppen“ an einzelnen Schulen. Die erste Gründung einer Grünen Jugend unter dem Namen erfolgte in Niedersachsen mit der Grünen Jugend Braunschweig (GJBS) bereits im Frühjahr 1981.[6] Gleichzeitig versuchte die ehemalige Jugendorganisation der FDP, die Jungdemokraten (DJD bzw. Judos), die strukturierte Zusammenarbeit mit der Grünen Partei, ohne jedoch sich selbst als Organisation vereinnahmen zu lassen.[7] Relativ unabhängig von den Grünen formierte sich 1986 ein Netzwerk grüner, alternativer, bunter und autonomer Jugendgruppen, das sich GA-BA-Spektrum nannte. Grüne Kreise kommentierten den Zusammenschluss damals kritisch. Zu nennenswerten politischen Initiativen des Netzwerks kam es nach zwei Bundeskongressen 1987 nicht.[8] Vor der Gründung des 1994 gegründeten Grün-Alternativen Jugendbündnisses (GAJB) unterhielt die Bundespartei eine Bundesjugendkontaktstelle, die als Koordinationsstelle für eine lose Vernetzung junger Mitglieder und Sympathisanten der Partei Die Grünen diente. Als Gegenmodell zur GA-BA, bzw. als parteinahere Organisation, etablierten Die Grünen im Februar 1990 den ersten Vorläufer der grünen Jugendorganisation. Die sogenannte Grün-Alternative Jugendkoordination (JuKo) setzte sich aus jeweils zwei stimmberechtigten Vertretern pro Bundesland zusammen. Die Kosten für Veranstaltungen, Druckerzeugnisse und Fahrtkosten wurden jeweils aus eigenem Haushalt bestritten, der durch die bundesgrüne Partei zur Verfügung gestellt wurde.[9]

Erste Gründungen auf Landesebene (1988–1991)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

1988 gründete sich mit der Grün-Alternativen Jugend Schleswig-Holstein (GAJ SH) der erste explizit parteinahe Jugendverband auf Landesebene.[10] Die Landespartei erkannte die GAJ im Juni 1989 offiziell als Jugendverband an.[8] Auch in anderen Bundesländern gründeten sich erste grüne Jugendstrukturen, so im Jahr 1988 in Neu-Ulm die Grün-bunt-alternative Jugend. Ein Jahr später trafen sich grüne Jugendliche zu einem ersten bayernweiten Treffen in Erlangen. In der Folge gründete sich am 24./25. März 1990 das Grün-Bunte-Jugendnetz (GBJ) in München als Vorläufer der Grünen Jugend.[11] Der Landesverband der Bayerischen Grünen anerkannte es im Juli 1990 auf einer Landesversammlung in Grafing.[12] Mehrere Landesverbände wurden 1991 gegründet;[10] so die damalige Grün-Alternative Jugend Baden-Württemberg (14. April 1991) und die Grüne Jugend Hessen, die als hessischer Landesverband im Frühjahr 1991 aus dem Frankfurter Jugendstammtisch der Grünen hervorging. Sie nutzt seither einen Frosch als Logo.

Auch innerhalb der Jugendorganisationen spielte sich der Flügelkampf der Grünen ab. Während die Jugendzusammenschlüsse in Schleswig-Holstein und Hessen sich eher dem Realo-Flügel zugehörig fühlten, sahen sich die Bayerischen und Berliner Jugendgruppen eher im Fundi-Lager. Trotz der unterschiedlichen politischen Ausrichtung konnte man sich im Dezember 1989 in Hannover auf eine gemeinsame Plattform verständigen, die grün-alternativ-bunt-autonomen Jugendgruppen (GABA). In einer gemeinsamen Resolution fassten sie ihr Selbstverständnis als unabhängiger Zusammenschluss unterschiedlicher Jugendgruppierungen zusammen. Die GABA verstand sich als Koordination und Netzwerk zu inhaltlichen Themen wie Antifaschismus, Ökologie, Gleichberechtigung und Frieden. Als Arbeitsplattform wurden Projektgruppen definiert – Hierarchien oder Funktionäre innerhalb der GABA wurden strikt abgelehnt.[13]

Grün-Alternatives Jugendbündnis (Bundesebene, seit 1994)

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grüne Jugend wurde 1994 in Hannover gegründet. Zunächst war sie ein eigenständiger Verband und trug den Namen Grün-Alternatives Jugendbündnis (GAJB).[14]

Ab 1994 erschien SPUNK, die Mitgliedzeitung der Grünen Jugend. Sie wurde 2013 mit der 75. Ausgabe eingestellt.[15] SPUNK steht für „spontan, politisch und natürlich kritisch“.[16] Nachdem die SPUNK ab 2014 zunächst als reines Online-Magazin fortbestand[17], wurde auch dieses mit Beschluss des 53. Bundeskongresses im November 2019 eingestellt und durch die „über:morgen“ ersetzt[18], die seit August 2020[19] zweimal jährlich als Printmagazin erscheint. Mitglieder der Grünen Jugend haben außerdem dauerhaft Zugriff auf eine kostenlose Digitalversion.[20]

Nach Jahren heftiger Debatten um die Art und Weise, grüne Jugendarbeit zu institutionalisieren, setzte sich die Grüne Jugend als Verband durch; das System der Jugendkontaktstellen löste sich nach und nach auf. 2001 beschloss der Bundesverband der GJ die Umwandlung von einem strukturell eigenständigen Verband zu einer Teilorganisation der Partei.

2003 wurde ein Konzept zur Einführung von Mitgliedsbeiträgen auf dem Bundeskongress in Leipzig von der Bundesmitgliederversammlung angenommen. Es sah zunächst danach aus, als würde die geforderte Ratifizierung durch zwölf Landesverbände nicht erreicht. Im Oktober 2004 stimmte der zwölfte Landesverband (Brandenburg) zu. Im Jahr 2010 wurden alle Satzungen und Ordnungen grundlegend überarbeitet, so wurde die Doppelmitgliedschaft in anderen parteinahen Jugendorganisationen ausgeschlossen.

Seit Dezember 2021 stehen die Grünen erstmals seit 2005 wieder auf Bundesebene in der Regierungsverantwortung (Kabinett Scholz).

Kritik am Programm von Bündnis 90/Die Grünen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2023 wurden Katharina Stolla und Svenja Appuhn zu Bundessprecherinnen der Grünen Jugend gewählt. Sie warben im Mai 2024, wenige Wochen vor der Europawahl 2024, für eine linke Utopie, Klassenkampf und einen demokratischen Sozialismus. Das kapitalistische System funktioniere nicht. Appuhn beklagte, es fehle „eine linke Utopie, für die es sich zu kämpfen lohnt“. Sie forderte in einem Interview mit der SZ höhere Steuern für „Millionäre und Milliardäre“; große Vermögen müssten „stärker umverteilt“ werden. Es könne „nicht sein, dass eine winzige Minderheit auf Milliardenvermögen“ sitze, während „viele Kinder nicht mal ein warmes Mittagessen auf dem Tisch haben“.[21]

Austritt des Vorstands aus Bündnis 90/Die Grünen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im September 2024 kündigte der gesamte Bundesvorstand geschlossen seinen Rücktritt sowie Austritt aus der Partei Bündnis 90/Die Grünen und der Grünen Jugend an. Der Vorstand begründet diesen Schritt wie folgt: „Wir glauben, dass es mittelfristig keine Mehrheiten in der Partei für eine klassenorientierte Politik gibt, die soziale Fragen in den Mittelpunkt rückt und Perspektiven für ein grundsätzlich anderes Wirtschaftssystem aufzeigt.“ Stattdessen gaben die Mitglieder an, „einen neuen, dezidiert linken Jugendverband zu gründen“.[22] Die Vorstände mehrerer Landesverbände folgten dem Bundesvorstand und traten ebenfalls aus der Partei aus[23], und zwar in den Landesverbänden Bayern[23], Berlin[24], Brandenburg[25], Hamburg[26], Niedersachsen,[27] Nordrhein-Westfalen[28], Rheinland-Pfalz[23] und Schleswig-Holstein[28], ebenso die Abgeordnete der Hamburger Bürgerschaft Ivy May Müller, welche sich als parteiloses Mitglied der Linksfraktion anschloss.[29]

Struktur und Organisation

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jugendorganisation ist in Kreisverbände[30] sowie 16 Landesverbände untergliedert. Nach Verbandsangaben waren im Jahr 2024 etwa 16.000 Menschen Mitglied der Grünen Jugend.[31] Neumitglieder von Bündnis 90/Die Grünen, die das 28. Lebensjahr nicht vollendet haben, werden automatisch Mitglied der Grünen Jugend, sofern sie dem nicht widersprechen.[32] In allen Ländern sind Mitglieder der Partei von den Mitgliedsbeiträgen der Grünen Jugend befreit. Eine Mitgliedschaft in einer mit Bündnis 90/Die Grünen konkurrierenden Partei oder deren Jugendverband ist untersagt. Die Mitgliedschaft in der Grünen Jugend endet in der Regel am 28. Geburtstag, wobei allerdings einige Landesverbände abweichende Regelungen haben (Bayern, Hessen, Saarland, Sachsen-Anhalt und Thüringen: 30. Geburtstag). Damit hat der Grünen-Jugendverband das niedrigste Höchstalter der Parteijugendverbände (28. Geburtstag), nachdem die Jungen Piraten ihr Höchstalter bei ihrer Bundesmitgliederversammlung 2015.Q1 von 27 auf 29 Jahre angehoben haben.[33]

Höchstes beschlussfassendes Gremium ist die Bundesmitgliederversammlung, Bundeskongress (BuKo) genannt, zu der alle Mitglieder eingeladen werden und auch stimmberechtigt sind. Sie wählt den zehnköpfigen Vorstand mit zwei Sprechern (laut Satzung als „Sprecher*innen“ bezeichnet), das Bildungsteam des Bundesverbandes, sämtliche Delegationen (FYEG, Bundesfrauenrat von Bündnis 90/Die Grünen) und das Schiedsgericht. Neben dem Bundeskongress findet jährlich zweimal der sogenannte „Länderrat“ (das zweithöchste beschlussfassende Gremium) statt, bei dem Delegierte der 16 Landesverbände zusammenkommen und beispielsweise inhaltliche Anträge beschließen. (Beispielsweise hat die Grüne Jugend am Länderrat im Dezember 2021 dem Koalitionsvertrag der Ampel zugestimmt.)

Bundesvorsitzende Grüne Jugend

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahre Sprecher Sprecher
seit 2024 Jette Nietzard Jakob Blasel
2023–2024 Svenja Apphuhn Katharina Stolla
2021–2023 Sarah-Lee Heinrich Timon Dzienus
2019–2021 Anna Peters Georg Kurz
2017–2019 Ricarda Lang Max Lucks
2015–2017 Jamila Schäfer Moritz Heuberger
2014–2015 Thees Kalmer Erik Marquardt
2013–2014 Thees Kalmer Felix Banaszak
2012–2013 Sina Doughan Jens Parker
2011–2012 Gesine Agena Karl Bär
2010–2011 Gesine Agena Emily May Büning
2008–2010 Kathrin Henneberger Max Löffler
2006–2008 Paula Riester Jan Philipp Albrecht
2005–2006 Nike Wessel Stephan Schilling
2004–2005 Ines Eichmüller Stephan Schilling
2003–2004 Ines Eichmüller Benedikt Lux
2002–2003 Tina Gerts Benjamin von der Ahe
2001–2002 Tina Gerts Werner Graf
2000–2001 Ramona Pop Werner Graf

Bundesvorsitzende Grün-Alternatives Jugendbündnis

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Jahre Sprecher Sprecher
1999–2000 Katja Husen Andreas Gebhard
1997–1999 Nadja vom Scheidt Lars Lübben
1996–1997 Astrid Henning Manuela Rottmann
1994–1996 Birgit Spohn Jens Augner

Daten der Landesverbände

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Landesverband Sprecher Gründung
Baden-Württemberg Baden-Württemberg Elly Reich, Anne Mann[34] 1991
Bayern Bayern Anna Gmeiner, Jonas Turber[35] 1992
Berlin Berlin Leonie Wingerath, Marie Graser[36] 1992
Brandenburg Brandenburg Rosa Hurm, Jelle Siemer[37] 2000
Bremen Bremen Laura Hollerweger, Daniel Breitenstein[38]
Hamburg Hamburg Hanna Belgardt, Berkay Gür[39] 1994
Hessen Hessen Lily Sondermann, Titus Dharmababu[40] 1991
Mecklenburg-Vorpommern Mecklenburg-Vorpommern Nora Schreiber, Henriette Held[41] 2005
Niedersachsen Niedersachsen Rukia Soubbotina, David Christner;[42] 1994
Nordrhein-Westfalen Nordrhein-Westfalen Asli Baskas, Björn Maue 1999
Rheinland-Pfalz Rheinland-Pfalz Annabell Sola, Jonas Volkmann[43] 1994
Saarland Saar Finn Schlicker, Lara Bütermann[44][45] 1993
Sachsen Sachsen Miriam Schröter, Jacob Kempe[46][47] 1992
Sachsen-Anhalt Sachsen-Anhalt Laura Dittrich, Markus Pesch 2003
Schleswig-Holstein Schleswig-Holstein Jacqueline Kühl, Marcel Beutel[48] 1988
Thüringen Thüringen Janek Schmidt, Eileen Hartstock[49] 1997

Mitgliedschaften in anderen Verbänden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Jugendorganisation ist unter anderem Mitglied bei:

Kontroverse Forderungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Aufhebung des Inzestverbotes

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Grüne Jugend trat 2012 bis mindestens 2014 für eine Aufhebung des Inzestverbotes ein, da es die Menschenwürde verletze.[50] Es sei „ein krasser staatlicher Eingriff in die Privatsphäre und die selbstbestimmte Lebensplanung junger Menschen“.[51] Unterstützung erhielten sie dabei unter anderem von dem Grünen-Abgeordneten Hans-Christian Ströbele. Auf der anderen Seite gab es auch deutlichen Widerspruch. Der damalige stellvertretende Vorsitzende der Unionsfraktion Günter Krings sagte schon zuvor, dass „die Strafbarkeit von Inzesthandlungen […] ein Kernbestand der deutschen Rechtskultur und damit völlig tabu“ sei.[52]

Gegen Kriminalisierung

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Jahr 2013 starteten die Grüne Jugend und die linksjugend ['solid] die Kampagne Ich-bin-linksextrem.[53] Hintergrund sei, das Extremismusmodell und die damit verbundene Kriminalisierung anzugreifen.[54] Im Rahmen der Online-Aktion hatte sich die damalige Bundesvorsitzende der Grünen Jugend Sina Doughan als „linksextrem“ bezeichnet, weil sie durch „ihr Engagement gegen Nazis und für Demokratie dazu gemacht wurde“.[55] In diesem Zusammenhang wurde ihre Mitgliedschaft in der vom Verfassungsschutz als linksextrem[56] eingestuften Roten Hilfe kritisiert. Der damalige innenpolitische Sprecher der CSU-Fraktion im bayerischen Landtag, Florian Herrmann, sagte: „Eigentlich müssen bei Demokraten die Alarmglocken klingen, wenn sich Personen um öffentliche Mandate bewerben, die von linken oder rechten Extremisten getragen werden“.[55] Der CDU-Politiker Patrick Schnieder forderte von den Grünen „eine Unvereinbarkeit der Mitgliedschaft in der ‚Grünen Jugend‘ und extremistischen Gruppen wie der ‚Roten Hilfe‘“.[57] Doughan wies die Vorwürfe zurück; der Verein helfe Menschen, „die für Demokratie und Menschenrechte stehen“. Sie sähe es aber „sehr, sehr kritisch“, wenn die Rote Hilfe tatsächlich politisch motivierte Gewalt gutheißen würde. Sie selbst lehne Gewalt in jeder Form aus tiefer Überzeugung ab.[55]

Für Europäischen Staat

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Oktober 2015 veröffentlichte die Grüne Jugend einen Tweet, in dem sie unter Bezugnahme auf die 25 Jahre zurückliegende Auflösung der DDR fragte, ob die „Auflösung eines Staates“ nicht noch einmal „mit Deutschland gelingen“ könne, und erntete daraufhin viel Kritik. Der damalige Generalsekretär der CDU, Peter Tauber, bezeichnete den Tweet als „unglaublichen Stuss“.[58]

Der Tweet stieß auch bei eigenen Mitgliedern auf Kritik. Der grüne Bundestagsabgeordnete Dieter Janecek forderte die GJ dazu auf, ein „bisserl weniger [zu] kiffen“. Erik Marquardt, damaliger Sprecher der Grünen Jugend, erklärte später, dass der Tweet auf die Forderung nach einem europäischen Staat bezogen gewesen sei.[59]

Gegen Nationalismus

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Im Juni 2016 forderte der rheinland-pfälzische Landesverband der Grünen Jugend anlässlich der Fußball-Europameisterschaft der Männer die Fußballfans auf, auf die Verwendung der deutschen Nationalfahne zu verzichten. Patriotismus sei als eine Form des Nationalismus abzulehnen und habe „immerzu Konsequenzen“, die besonders dort deutlich würden, „wo er sich als aggressive Form darstellt und das Andere als Feind stigmatisiert“. Dies führte zu einem Shitstorm und Morddrohungen im Internet. Verschiedene Politiker, unter anderem Julia Klöckner, Johannes Kahrs und Andreas Scheuer, äußerten sich ablehnend, Peter Altmaier merkte an, dass die Fahne ein Symbol für ein weltoffenes sowie sympathisches Deutschland sei.[60] Die Forderungen der Grünen Jugend wurden auch vom Grünen-Bundestagsabgeordneten Dieter Janecek kritisiert: Er habe zwar keine Fahne zuhause, unterstütze jedoch die friedliche Begeisterung für die deutsche Fußballnationalmannschaft.[61] Die Grüne Jugend reagierte auf die Anfeindungen und die Kritik mit einer Bekräftigung ihrer Forderung: „Wir bleiben dabei: Freude am Fußball statt an der Nation!“[60]

  • Toni Schuberl: 20 Jahre jung – Die Geschichte der Grünen Jugend Bayern. Winzer 2009, ISBN 978-3-937438-26-9
Commons: Grüne Jugend – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. a b c d Grüne Jugend wählt Nietzard und Blasel zu neuen Vorsitzenden. In: Die Zeit. Abgerufen am 20. Oktober 2024.
  2. a b c Geschichte der Grünen Jugend. Abgerufen am 24. März 2021.
  3. Parteistruktur und Gremien. Bündnis 90/Die Grünen, abgerufen am 3. April 2020.
  4. Ich kann verstehen, dass viele Angst vor weitgehenden Klimamaßnahmen haben. In: Deutschlandfunk Nova. Abgerufen am 15. Februar 2022.
  5. Soziales – Grüne Jugend. Abgerufen am 15. Februar 2022: „Niemand darf mehr aufgrund von Arbeitslosigkeit in Armut leben, alle Jobs verdienen eine gute Bezahlung – unabhängig davon ob am Fließband, als Kellner*in oder an der Uni gearbeitet wird. Nur so können wir als Gesellschaft zusammenhalten.“
  6. Satzung der ersten Grünen Jugend vom 17. März 1981: GRÜNEJugend-GJBS-Satzungsbogen1981.png
  7. GABA Rundbrief 1/1990: offener Brief DJD an die JuKo vom 25. Januar 1990. Eigenverlag, Hannover, S. 8.
  8. a b Der Spiegel 31/1989: Grüne: Auf die Palme – Den Grünen geht, zehn Jahre nach ihrer Gründung, der Nachwuchs aus. Jetzt sucht die Partei nach Mitteln gegen die „Vergreisung“.
  9. GRÜNE richten bundesweite Jugendkoordination ein. In: Grüner Basisdienst: Grün-alternative Jugendkoordination. Ausgabe 7/90, Bundesgeschäftsstelle Die Grünen, Bonn 1990, S. 34 ff. (Pressemitteilung vom 17. Februar 1990).
  10. a b Grüne: Aus dem letzten Loch – Mit dem Aufbau einer Jugendorganisation wollen die leicht ergrauten Grünen ihre Nachwuchsprobleme lösen. In: Der Spiegel. Nr. 23, 1991 (online).
  11. Einladung 2. GAJ Treffen Bayern in JHB Neuhausen in München, Sprecher: Kamran Salimi
  12. Toni Schuberl: 20 Jahre jung. Die Geschichte der Grünen Jugend Bayern. Eigenverlag, Eging am See, S. 5 ff.
  13. GABA Rundbrief 1/1990. Selbstverlag, Hannover, S. 3 ff.
  14. 30 grüne Jahre (17): Grüne Jugend. Grüne, 10. Juni 2010, archiviert vom Original am 23. Oktober 2014; abgerufen am 22. Mai 2021.
  15. SPUNK, ZDB
  16. Larissa Rohr: Stachel_im_Fleisch der Mutterpartei, Seite 38
  17. SPUNK – Mitgliederzeitung der GRÜNEN JUGEND, Berlin
  18. Beschlüsse des 53. Bundeskongresses der GRÜNEN JUGEND in Gelsenkirchen. Mai 2021, abgerufen am 24. Juni 2024.
  19. Über:morgen Ausgabe 1 – Grüne Jugend. Abgerufen am 24. Juni 2024.
  20. Beschlüsse des 56. Bundeskongresses der GRÜNEN Jugend in Bielefeld. Oktober 2022, abgerufen am 24. Juni 2024.
  21. Grüne werben für Europa – ihre Jugend für eine linke Utopie (31. Mai 2024)
  22. Christoph Schult: Bündnis 90/Die Grünen: Vorstand der Grünen Jugend tritt zurück – und verlässt die Partei. In: Der Spiegel. 25. September 2024, ISSN 2195-1349 (spiegel.de [abgerufen am 25. September 2024]).
  23. a b c Alexander Riechelmann: Austrittswelle bei Grüner Jugend überschwemmt Partei – „Politisches Versagen“. In: DerWesten.de. 27. September 2024, abgerufen am 28. September 2024 (deutsch).
  24. Ex-Vorstände verlassen Grüne Jugend Berlin. In: Radio Eins/rbb24. 8. Oktober 2024, abgerufen am 8. Oktober 2024.
  25. Vorstandsmitglieder der Grünen Jugend in Brandenburg wollen Partei verlassen. In: rbb24. 30. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  26. Mehrheit des Vorstands der Grünen Jugend in Hamburg verlässt die Partei. In: Spiegel Online. 30. September 2024, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  27. Mandy Sarti: Grüne Jugend: Auch Landesvorstand in Niedersachsen tritt zurück. In: Norddeutscher Rundfunk. 28. September 2024, abgerufen am 29. September 2024.
  28. a b Irene Berres: Austritte bei der Grünen Jugend setzen sich fort. In: Spiegel Online. 29. September 2024, abgerufen am 29. September 2024.
  29. Herzlich Willkommen, Ivy May Müller! In: Die Linke Fraktion Hamburg. 30. September 2024, abgerufen am 8. Oktober 2024 (deutsch).
  30. Siehe Satzung der Grünen Jugend
  31. Geschichte. Grüne Jugend, abgerufen am 24. Juni 2024.
  32. Beschluss der außerordentlichen Bundesdelegiertenkonferenz von Bündnis 90/Die Grünen in Hannover, 26. und 27. Januar 2018. (PDF) Bündnis 90/Die Grünen, abgerufen am 27. März 2018.
  33. Satzung der Jungen Piraten vom 12. Februar 2011 – Abschnitt 1.3.
  34. Grüne Jugend BW Landesvorstand. Grüne Jugend Baden-Württemberg, abgerufen am 19. November 2023.
  35. Landesvorstand. Grüne Jugend Bayern, abgerufen am 19. November 2023.
  36. Über uns. In: GRÜNE JUGEND Berlin. Abgerufen am 19. November 2023.
  37. Landesvorstand. Grüne Jugend Brandenburg, abgerufen am 19. November 2023.
  38. https://gjhb.de/wir-die-gruene-jugend-bremen/. Grüne Jugend Bremen, abgerufen am 4. Dezember 2024.
  39. Landesvorstand – GRÜNE JUGEND Hamburg. Abgerufen am 15. Juni 2023.
  40. Landesvorstand. Abgerufen am 19. November 2023.
  41. Grüne Jugend MV: Mit Sozialpolitik gegen Rechtsruck. ZEIT Online, 8. Oktober 2023, abgerufen am 19. November 2023.
  42. https://www.rundblick-niedersachsen.de/neues-fuehrungsduo-uebernimmt-bei-der-gruenen-jugend-in-niedersachsen/
  43. Landesvorstand. Grüne Jugend Rheinland–Pfalz, abgerufen am 22. August 2022.
  44. Vorstand. 21. August 2021, abgerufen am 15. Juni 2023 (deutsch).
  45. Grüne Jugend stellt sich neu auf. Saarnews, 26. Juli 2021, abgerufen am 27. Juli 2020.
  46. GRÜNE JUGEND Sachsen wagt einen Neuanfang. In: gj-sachsen.de. gj-sachsen.de, 26. Oktober 2024, abgerufen am 8. November 2024.
  47. Landesvorstand. Grüne Jugend Sachsen, abgerufen am 19. November 2023.
  48. Der Landesvorstand – GRÜNE JUGEND SH. Abgerufen am 29. Oktober 2024 (deutsch).
  49. Landesvorstand – Grüne Jugend Thüringen. Abgerufen am 15. Juli 2023.
  50. Verbotene Liebe. In: Deutsche Welle, 25. September 2014.
    Grüne Jugend will Sex unter Geschwistern erlauben. Augsburger Allgemeine vom 9. Juli 2012.
  51. PM: Keine Liebe ist illegal. Grüne Jugend, abgerufen am 7. Mai 2020.
  52. Nach Urteil: Ströbele provoziert mit Inzest-Legalisierung. Die Welt, 13. April 2012, abgerufen am 7. Mai 2020.
  53. Linksextreme starten Outing Aktion (Memento vom 12. März 2015 im Internet Archive). Pressemitteilung der Grünen Jugend, 1. April 2013.
  54. Gröhe empört sich über Aufruf zu linksextremem Outing. In: Die Zeit, 5. April 2013, abgerufen am 28. August 2013.
  55. a b c Justus Bender: Vorwürfe gegen Jungpolitikerin: Dasselbe in Grün. Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  56. Verfassungsschutzbericht 2017. 30. September 2019, abgerufen am 5. Mai 2020.
  57. Patrick Schnieder: Grüne dürfen Linksextremismus in eigenen Reihen weder dulden noch verharmlosen. In: Eifel – Zeitung. 17. April 2013, abgerufen am 4. Mai 2020.
  58. Provozierender Tweet: Grüne Jugend wünscht sich die erneute Auflösung Deutschlands. Focus Online, abgerufen am 4. Mai 2020.
  59. Eine kleine Provokation. Der Tagesspiegel, abgerufen am 4. Mai 2020.
  60. a b Aufruf zu EM-Fahnenverzicht : Grüne Jugend erntet Sturm der Empörung. Frankfurter Allgemeine Zeitung, abgerufen am 19. Dezember 2020.
  61. „Fußballfans: Fahnen runter!“: Empörung über Fahnenverzicht-Aufruf der Grünen Jugend. RP Online, abgerufen am 4. Mai 2020.
    Ist die Deutschlandfahne beim Fußball nationalistisch? Der Stern, 12. Juni 2016, abgerufen am 4. Mai 2020.