Salon Dora Green
Film | |
Titel | Salon Dora Green |
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Produktionsland | Deutschland |
Originalsprache | Deutsch |
Erscheinungsjahr | 1933 |
Länge | 78 Minuten |
Stab | |
Regie | Henrik Galeen |
Drehbuch | Bobby E. Lüthge Hans Rudolf Berndorff nach dem Roman „Diplomatische Unterwelt“ von Hans-Rudolf Berndorff |
Produktion | Felix Pfitzner Ilia Salkind für T.K Tonfilm-Produktion, Berlin |
Musik | Franz Grothe |
Kamera | Bruno Mondi |
Schnitt | Martha Dübber |
Besetzung | |
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Salon Dora Green, gelegentlich auch Die Falle,[1] ist ein deutscher Spionage- und Kriminalfilm aus dem Jahre 1933 mit Mady Christians und Paul Hartmann in den Hauptrollen. Regie führte Henrik Galeen. Das Drehbuch fußt auf Hans Rudolf Berndorffs Roman Diplomatische Unterwelt, erschienen 1930.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ingenieur Frank Gebhard hat einen neuartigen Schiffsantrieb gebaut, ausgestattet mit einer von ihm konstruierten Schiffsschraube. Mit dieser Erfindung könnte er den Weltmarkt revolutionieren, wenn es nicht die schäbige Konkurrenz gäbe, die ihm den Erfolg neidet und versucht, die Konstruktionspläne zu stehlen. Als erstes soll ein Ozeanriese mit Gebhards Erfindung ausgerüstet werden, der gerade auf der Brinkmann-Werft gebaut wird. Kapitän Brinkmanns Tochter Ellen ist zugleich Gebhards Verlobte. Die Konkurrenz ist nicht gerade zimperlich in ihren Mitteln, an Gebhards Konstruktionspläne zu gelangen.
Der erste Überfall auf den Ingenieur schlägt fehl. Daraufhin setzt ein gewisser Sucharow, Chef eines auf Wirtschaftsspionage spezialisierten Agentenringes, seinen besten Mann, einen gewissen Iwan Keller, auf Gebhard an. Kellers unwissende Komplizin ist die Kabarettsängerin Dora Green. Der Spion mietet eine bislang leerstehende Wohnung über der Gebhards an und überzeugt Dora, dort einzuziehen. Bald entsteht dort ein Salon, ein Treffpunkt für sehr unterschiedliche Menschen, die gern soziale Kontakte knüpfen und ausgiebig feiern. Rasch wird auch Frank Gebhard Stammgast in Doras Salon. Keller und Sucharow nutzen diesen Kontakt dazu, auf unauffällige Weise selbst mit dem Ingenieur in Kontakt zu treten und teilen ihm mit, dass Dora Geldprobleme habe, da ihr bislang generöser Freund sie sitzengelassen habe. Als Kavalier der alten Schule und Bewunderer Doras will Frank ihr finanziell zur Seite stehen. Doch die Schulden der Dame sind zu hoch, Gebhard besitzt nicht so viel Geld. Da macht Sucharow ihm den Vorschlag, ihm seine Konstruktionspläne abzukaufen. Entrüstet lehnt Gebhard dieses Ansinnen ab.
Bald begreift auch Dora, dass Sucharow und Keller sie lediglich für ihre Spionagedienste missbraucht haben und warnt Gebhard telefonisch vor den beiden ausländischen Finsterlingen. Doch die offensichtlich russischen Spione wie auch die werfteigene Polizei hören ihr Telefonat ab. Iwan Keller wird in dem Moment dingfest gemacht, als dieser sich im Büro des Konstrukteurs befindet. Doch die Konstruktionspläne hat er nicht mehr. Vielmehr steckte er sie kurz zuvor Sucharow zu, der sich mit ihnen aus dem Staub machen will. Dora Green wie auch die Polizei rücken jedoch im letzten Moment rechtzeitig bei ihm an, um seine Flucht zu verhindern. Sucharow wird gleichzeitig verhaftet, und Dora Green findet, dass es Zeit wird, sich im Ausland eine neue Existenz aufzubauen.
Produktionsnotizen und Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Salon Dora Green entstand zwischen dem 15. Dezember 1932 und Anfang Januar 1933. Die Uraufführung war am 23. Februar 1933 im Berliner Atrium. Zwei Monate darauf, am 27. April 1933, lief der Film auch in Österreich an. In den USA wurde er 1937 unter dem Titel The House of Dora Green veröffentlicht.
Helmut Schreiber übernahm die Produktionsleitung. Ernst Wilhelm Fiedler assistierte Chefkameramann Bruno Mondi. Die Filmbauten entwarf Gustav A. Knauer, die Kostüme stammen von Willi Ernst. Es spielte Oscar Joost mit seinem Orchester. Von Franz Grothe stammt der im Film vorgetragene Titel Kleine Liebe – große Liebe.
Die filmhistorische Bedeutung von Salon Dora Green liegt vor allem in der Tatsache begründet, dass dies der letzte Film des berühmten Drehbuchautors und Regisseurs Henrik Galeen war. Zwar blieb er noch mehrere Jahre in Berlin ansässig, war aber als Jude zu beruflicher Inaktivität verdammt.[2]
Historischer Hintergrund
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Angeblich basiert die Geschichte auf einem wahren Fall. Die echte Dora Green war eine US-Amerikanerin mit zweifelhaftem Ruf, die in San Diego als Revuetänzerin auftrat. Dort soll sie so manche Affäre mit Matrosen auf Landgang gehabt haben. In New York lernte sie schließlich einen Japaner kennen, der in den USA für sein Land spionierte. Dieser hatte es auf bestimmte Dokumente in Washington abgesehen. Um an diese Unterlagen zu kommen, sollte Dora in der amerikanischen Bundeshauptstadt einen Modesalon eröffnen.
Eines Tages ging dem Marinesekretär, in dessen Obhut die wichtigen US-Dokumente lagen, eine hohe Rechnung über dort von seiner angeblichen Freundin mutmaßlich gekaufte Kleider zu. Um dieser ominösen Geschichte auf den Grund zu gehen, suchte der US-Staatsbeamte diesen Modesalon auf und lernte auf diese Weise Dora Green kennen. Deren in der Folgezeit gestarteten Verführungsversuche schlugen jedoch fehl. Ihr japanischer Lover setzte Dora daraufhin unter Druck und verschärfte seine Maßnahmen, den Beamten zu überzeugen, Verrat zu begehen. Offensichtlich ging man dabei recht dilettantisch vor. Während die naive Miss Green verhaftet wurde, konnten ihre japanischen Hintermänner rasch außer Landes reisen und so entkommen.[3]
Kritiken
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Neuen Wiener Journal vom 27. April 1933 heißt es auf Seite 9: „Die Motive dieser interessanten wie spannenden Affäre sind es nun, die dem jetzt erscheinenden großen Spionagefilm ‚Salon Dora Green‘ zugrunde liegen. Vieles ist aus filmischen und anderen Gründen geändert. Die Grundzüge des tatsächlichen Spionagefalls sind aber geblieben, und so entrollt dieser Film, den das Leben schrieb, ein außerordentlich packendes Bild von den Praktiken des internationalen Spionagewesens.“[4]
Die Wiener Zeitung vom 30. April 1933 lobte: „Der Film ist recht spannend und wird ausgezeichnet gespielt.“[5]
Ganz anders sah das der Autor und Kritiker Karlheinz Wendtland, der befand: „Hier handelt es sich um einen Spionagefilm, dem Tempo und Spannung fehlen. Außerdem durchschaut das Publikum zu früh Pläne und Schliche. Mady Christians in ihrer anmutigen Fraulichkeit liegt eine Vamp-Rolle gar nicht, so wie Alfred Abel der herzlose Spitzbube nicht steht. So fehlt die mit Erwartung geladene Atmosphäre völlig.“[6]
Frank S. Nugent urteilte am 26. Juli 1937 in der New York Times: „Despite the hackneyed subject and occasional mechanical defects, Miss Christians, aided by an excellent cast, manages to put a certain appeal into the character of the cabaret entertainer who falls in love with the intended victim of foreign spies and saves Engineer Gebhard's unique ship plans in the end.“[7][8]
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Salon Dora Green bei IMDb
- Salon Dora Green bei filmportal.de
- Salon Dora Green Wiener Illustrierter Film-Kurier Nr. 594 (Titelbild: Mady Christians, Paul Hartmann)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Salon Dora Green/Die Falle Filmplakat + Berliner Illustrierter Film-Kurier bei rarefilmsandmore.com
- ↑ Kay Weniger: „Es wird im Leben dir mehr genommen als gegeben …“. Lexikon der aus Deutschland und Österreich emigrierten Filmschaffenden 1933 bis 1945. Eine Gesamtübersicht. ACABUS Verlag, Hamburg 2011, ISBN 978-3-86282-049-8, S. 181.
- ↑ Vgl. Reportage in: Neues Wiener Journal vom 27. April 1933, Seite 9
- ↑ „Salon Dora Green“. In: Neues Wiener Journal, 27. April 1933, S. 9 (online bei ANNO).
- ↑ „Salon Dora Green“. In: Wiener Zeitung, 30. April 1933, S. 12 (online bei ANNO).
- ↑ Karlheinz Wendtland: Geliebter Kintopp. Sämtliche deutsche Spielfilme von 1929–1945 mit zahlreichen Künstlerbiographien Jahrgang 1933 und 1934, herausgegeben vom Autor Karlheinz Wendtland, Berlin, Kapitel: Filme 1933, Film Nr. 25.
- ↑ Salon Dora Green in New York Times
- ↑ Übersetzung: „Trotz des abgedroschenen Themas und so manchem mechanischen Defekt schafft es Fräulein Christians, unterstützt durch eine hervorragende Besetzung, ihrer Figur einer Kabarettbetreiberin einen gewissen Reiz abzugewinnen. Diese verliebt sich in das von ausländischen Spionen auserkorene Opfer und rettet schließlich die einzigartigen Schiffspläne des Ingenieurs Gebhard.“