Nachdem Capablanca beim Wettkampf 1921 Weltmeister geworden war, wollten ihn verschiedene Meister wie Rubinstein, Nimzowitsch und Aljechin fordern. Dies scheiterte jedoch stets an den finanziellen Forderungen Capablancas. Schließlich gelang es Aljechin, mit Hilfe der argentinischen Regierung das geforderte Preisgeld zu garantieren.[1]
Das New Yorker Turnier im Frühling 1927 wurde zur Generalprobe. Capablanca siegte dort mit 2½ Punkten Vorsprung vor Aljechin, den er in einer Partie vernichtend schlug (drei andere Partien endeten remis). Angesichts dieses Erfolges und seiner bisherigen Gesamtbilanz gegen Aljechin (3:0 nach Siegen bei 7 Remisen[1][2]) galt Capablanca als Favorit für den bevorstehenden WM-Kampf.
Die Zahl der Partien war nicht limitiert. Sieger sollte derjenige sein, der als Erster 6 Siege erzielt hätte. Nicht zweifelsfrei belegt ist, ob es eine Zusatzregel gab, nach der bei einem 5:5 Capablanca seinen Titel behalten sollte, ihm also ein Unentschieden genügte, während Aljechin mindestens mit 6:4 gewinnen musste.
Schiedsrichter des Wettkampfs war Dr. Querencio; Aljechin bedankte sich in seinem Buch jedoch auch bei dem damaligen und späteren Vorsitzenden des Argentinischen Schachklubs, Dr. Molina-Carranza und Dr. Gabaret. Die Berichterstattung in der lokalen Presse erfolgte durch C. Grau für La Nación, A. Ellermann für La Prensa, C. Portelain in La Razon und C. Celaja in La Critica.[3] Aljechins Sekundant war Daniel Deletang.
Der Preisfonds belief sich auf 10.000 US-Dollar. Davon erhielt der Titelverteidiger vorab 20 Prozent. Von der restlichen Summe bekam der Gewinner 60 Prozent, der Verlierer 40 Prozent. Die Gesamtkosten des Wettkampfs für den ausrichtenden Club Argentino de Ajedrez beliefen sich auf fast 40.000 Pesos.[4]
Das Match begann am 16. September 1927. Über zwei Monate später, am 29. November war der Kampf zugunsten von Aljechin entschieden. Seinerzeit war dies mit 34 Partien der längste WM-Kampf der Geschichte, später übertroffen nur noch von der abgebrochenen WM 1984. Eine weitere Besonderheit war die Wahl der Eröffnung: Alle Partien außer der ersten und dritten wurden mit dem Abgelehnten Damengambit gespielt.
Nach seiner unerwarteten Niederlage suchte Capablanca die Revanche – allerdings zu geänderten Bedingungen: Die Zahl der Partien sollte limitiert werden, und das Preisgeld sollte deutlich niedriger sein. Aljechin beharrte jedoch strikt auf den Bedingungen, die Capablanca zuvor selbst festgelegt hatte. Dass sich Capablanca direkt nach dem Kampf in der Presse unsachlich negativ über Aljechins schachliche Fähigkeiten geäußert hatte, trug auch nicht gerade dazu bei, ihn umzustimmen.[1] Die beiden wurden erbitterte Feinde, die bei Begegnungen im Turniersaal weder Gruß noch Wort wechselten. Capablanca starb 1942, ohne dass ein Revanchekampf zustande gekommen war.
Alexander Aljechin: Auf dem Wege zur Weltmeisterschaft 1923-1927. 6. Auflage, Joachim Beyer Verlag, Eltmann 2014, ISBN 978-3-940417-78-7, S. 165–234 (Erstausgabe: Walter de Gruyter & Co, Berlin/Leipzig 1932).