Smarandache-Funktion
In der Mathematik ist die Smarandache-Funktion eine Folge bzw. eine zahlentheoretische Funktion, die mit der Fakultät verwandt ist. Historisch gesehen wurde sie zuerst von Édouard Lucas[1] (1883), Joseph Neuberg[2] (1887) und Aubrey J. Kempner[3] (1918) betrachtet. 1980[4] wurde sie von Florentin Smarandache „wiederentdeckt“.
Definition und Werte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Smarandache-Funktion ist definiert als die kleinste natürliche Zahl, für die die Fakultät von teilt.
Formal ist also die kleinste natürliche Zahl, für die gilt
Beispiele
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ist zum Beispiel der Wert gesucht, ist die kleinste der Zahlen 1!, 2!, 3!, … zu suchen, die durch 8 teilbar ist. Da und und nicht durch acht teilbar sind, aber doch, ist .
Allerdings ist etwa , da die Zahl 7 keine der Zahlen 1!, 2!, …, 6! teilt, während sie 7! trivialerweise teilt.
Die ersten Werte sind:[5]
n | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 13 | 14 | 15 | 16 | 17 | 18 | 19 | 20 | 21 | 22 | 23 | 24 | 25 | 26 | 27 | 28 | 29 |
---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|---|
1 (*) | 2 | 3 | 4 | 5 | 3 | 7 | 4 | 6 | 5 | 11 | 4 | 13 | 7 | 5 | 6 | 17 | 6 | 19 | 5 | 7 | 11 | 23 | 4 | 10 | 13 | 9 | 7 | 29 |
(*) Der Wert wird von manchen Autoren auch als 0 definiert.
Eigenschaften
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trivialerweise gilt
da ja auf jeden Fall teilt.
Ein grundlegendes Resultat ist, dass Gleichheit in der obigen Ungleichung genau für prime oder eintritt:
Beweis:
: Sei und nicht prim. Dann ist zu zeigen. Da nicht prim ist, gibt es natürliche Zahlen mit . Wäre sogar , so wäre und man erhielte den Widerspruch . Also ist und daher . Wäre , so folgte , also und damit , und man hätte erneut den Widerspruch . Daher muss sein und es folgt .
: Ist prim, so teilt keine Zahl für , da per def. nicht in vorkommt. Daher gilt . ist klar.
Übrigens ergibt sich dadurch für , die Anzahl der Primzahlen kleinergleich und der Ganzzahlfunktion:
- .
Nach Paul Erdős stimmt mit dem größten Primfaktor von überein für asymptotisch fast alle , d. h. die Anzahl der Zahlen kleiner gleich , für die dies nicht gilt, ist o(n).
Allgemein gilt ferner
und
wobei für den größten Primfaktor von stehe.
Ganz allgemein gilt
Für (gerade) vollkommene Zahlen gilt außerdem ()[6]
Abwandlungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Pseudosmarandache-Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Pseudosmarandache-Funktion ist die kleinste ganze Zahl, für die
also das kleinste natürliche , für das gilt
(siehe auch Dreieckszahl, Gaußsche Summenformel)
Die ersten Werte sind
Einige Eigenschaften:[7]
- sind nach oben hin unbegrenzt
- hat unendlich viele Lösungen für
- konvergiert für alle
Smarandache-Doppelfakultät-Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Ersetzt man in der Definition die Fakultät durch die Doppelfakultät
so ist
- die kleinste natürliche Zahl, die durch teilbar ist.
Die ersten Werte für sind
Smarandache-Funktion mit Primorial
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Primorial (auch Primfakultät, ) ist das Produkt der Primzahlen kleinergleich der gegebenen Zahl. Die Smarandache Near-to-Primorial Function[8] von ist dann die kleinste Primzahl, für die , oder durch teilbar ist.
Smarandache-Kurepa-Funktion und Smarandache-Wagstaff-Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Für die Smarandache-Kurepa-Funktion wandle man die Fakultät nicht zur Doppelfakultät, sondern zu folgender Funktion ab:
Für prime ist analog die kleinste natürliche Zahl, sodass durch teilbar ist.[9]
Die ersten Werte sind 2, 4, 6, 6, 5, 7, 7, 12, 22, 16, 55 und bilden Folge A049041 in OEIS.
Die Smarandache-Wagstaff-Funktion verwendet stattdessen[10]
Smarandache-Ceil-Funktion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Smarandache-Wagstaff-Funktion k-ter Ordnung schließlich ist als die kleinste natürliche Zahl definiert, für die durch teilbar ist.[11]
Die ersten Werte:
1 | 1, 2, 3, 4, 5, 6, 7, 8, 9, 10, 11, 12, 13, 14, 15, … | |
---|---|---|
2 | 1, 2, 3, 2, 5, 6, 7, 4, 3, 10, 11, 6, 13, 14, 15, … | (Folge A019554 in OEIS) |
3 | 1, 2, 3, 2, 5, 6, 7, 2, 3, 10, 11, 6, 13, 14, 15, … | (Folge A019555 in OEIS) |
4 | 1, 2, 3, 2, 5, 6, 7, 2, 3, 10, 11, 6, 13, 14, 15, … | (Folge A053166 in OEIS) |
Weiteres
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Tutescu[12] vermutete, dass für zwei aufeinanderfolgende Zahlen deren Werte der Smarandache-Funktion stets verschieden sind:
- Die Vermutung wurde bis bestätigend nachgerechnet.
- Es gibt eine recht große Vielfalt konvergenter Reihen, die die Smarandache-Funktion verwenden. Derartige Grenzwerte werden oft als Smarandache-Konstanten bezeichnet – nicht zu verwechseln mit der Smarandache-Konstante in der verallgemeinerten Andricaschen Vermutung.
- Die Reihe der Kehrwerte der Fakultäten der Smarandache-Funktion konvergiert (erste Smarandache-Konstante):
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kenichiro Kashihara: Comments and topics on Smarandache notions and problems. (PDF; 1,6 MB) Erhus University Press 1996, ISBN 1-87958-555-3.
- Norbert Hungerbühler, Ernst Specker: A Generalisation of the Smarandache Function to Several Variables. (PDF; 220 kB) In: Electronic Journal of Combinatorical Number Theory, 6, 2006, #A23.
- C. Dumitrescu, N. Virlan, St. Zamfir, E. Radescu, N. Radescu, F.Smarandache: Smarandache Type Function Obtained by Duality. In: Studii si Cercetari Stiintifice, Seria: Matematica, University of Bacau, No. 9, 1999, S. 49–72, arxiv:0706.2858.
- Sebastian Martin Ruiz, M. L. Perez: Properties and Problems related to Smarandache Type Functions. In: Mathematics Magazine for grades 1-12, 2/2004, S. 46–53, arxiv:math/0407479.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eric W. Weisstein: Smarandache Function. In: MathWorld (englisch).
- Das Smarandache Function Journal, fs.gallup.unm.edu – Vol. 1 (PDF; 1,6 MB), Vol. 6 (PDF; 2,6 MB)
- und Smarandache Notions Journal – Vol. 7 (PDF; 5,4 MB), Vol. 8 (PDF; 8,8 MB), Vol. 9 (PDF; 5,0 MB), Vol. 10 (PDF; 7,3 MB), Vol. 11 (PDF; 10,8 MB), Vol. 12 (PDF; 12,5 MB), Vol. 13 (PDF; 11,1 MB)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ E. Lucas: Question Nr. 288. In: Mathesis, 3, 1883, S. 232
- ↑ J. Neuberg: Solutions de questions proposées, Question Nr. 288. In: Mathesis, 7, 1887, S. 68–69
- ↑ Aubrey J. Kempner: Miscellanea. In: American Mathematical Monthly, 25, 1918, S. 201–210, doi:10.2307/2972639
- ↑ Florentin Smarandache: A Function in Number Theory. In: An. Univ. Timişoara, Ser. St. Mat., 18, 1980, S. 79–88. arxiv:math/0405143
- ↑ Folge A002034 in OEIS
- ↑ Sebastián Martín Ruiz: Smarandache’s function applied to perfect numbers. In: Smarandache Notions Journal, Vol. 10, Frühjahr 1999, S. 114. arxiv:math/0406241
- ↑ R.G.E. Pinch: arxiv:math/0504118 in arXiv, 6. April 2005
- ↑ Eric W. Weisstein: Smarandache Near-to-Primorial Function. In: MathWorld (englisch).
- ↑ Eric W. Weisstein: Smarandache-Kurepa Function. In: MathWorld (englisch).
- ↑ Eric W. Weisstein: Smarandache-Wagstaff Function. In: MathWorld (englisch).
- ↑ Eric W. Weisstein: Smarandache Ceil Function. In: MathWorld (englisch).
- ↑ L. Tutescu: On a Conjecture Concerning the Smarandache Function. Abstracts of Papers Presented to the American Mathematical Society 17, S. 583, 1996