Stefan Rusconi

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Stefan Rusconi in der Plattenrille (Hamburg 2012;
Foto: Yvonne Schmedemann)

Stefan Attila Rusconi (* 14. Februar 1979 in Zürich) ist ein Schweizer Pianist, Klangkünstler und Komponist in den Bereichen Jazz, Noise und Improvisierte Musik. Rusconi lebt mit seiner Familie in Zürich und Berlin.

Leben und Wirken

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rusconi erhielt ab dem siebten Lebensjahr Klavierunterricht. Zwischen 1999 und 2003 studierte er Jazz an der Musikabteilung der Zürcher Hochschule der Künste. Rusconi nahm unter anderem Unterricht bei Ethan Iverson, Kurt Rosenwinkel und Bill Carrothers. Während seines Studiums gründete er 2001 seine eigene, akustisch spielende Band «Rusconi», in der neben ihm Claudio Strüby (Drums) und Richard Pechota bzw. seit 2004 Fabian Gisler (Bass) spielten. Nach 14 Jahren, hunderten von Konzerten weltweit und 7 Albumproduktionen lösten die Mitglieder 2017 die Band einvernehmlich auf.[1]

Seit 2010 arbeitete er an seinem Klangakustikprojekt «The Kitchen and I», das sich der Küche als Raum und Klangsammlung spielerisch annähert[2]. Mit dem Pianisten und Produzenten Ephrem Lüchinger gründete er 2011 das Duo Whistler&Hustler, welches 2013 auf Qilin Records das Album The Whistler&Hustler Session veröffentlichte.[3] Zusammen mit der Berliner Künstlerin Paul Polaris gestaltete er die Artworks für das Album Color&Style der Band R.I.S.S. und für die LP Revolution seiner Band Rusconi.

Seit 2015 bespielt Rusconi an der Kirchenorgel im Projekt «Levitation»[4] zusammen mit dem Geiger Tobias Preisig zahlreiche Kirchen Europas. 2017 traten sie unter anderem auch am Montreux Jazz Festival[5] auf; 2018 arbeiteten sie am Internationalen Sommerfestival 2018 auf Kampnagel zusammen mit dem Regisseur Thom Luz an einer raumübergreifenden Klang- und Nebelinstallation[6].

Des Weiteren kollaborierte Rusconi unter anderem mit Ben Zahler, Fred Frith, Roman Signer, Thomas Wydler, Pipilotti Rist, Kaspar Ewald, Laura de Weck, Bo Wiget, Norma Winstone, Beate Bartel, Evelinn Trouble, Darja Stocker, Dieter Meier, dem ARTE Quartett, Emilie Welti, Till Brönner und Luca Aquino.

Tanz und Theater

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rusconi schrieb die Musik für das Theaterstück Kinder der Sonne von Maxim Gorki unter der Regie von Nora Schlocker, das 2015 im Opernhaus Basel Premiere feierte[7].

Ebenfalls 2015 schrieb er zusammen mit dem Bassisten Paul Lemp und dem Schlagzeuger Marc Lohr die Musik zum Stück Until our Hearts Stop der amerikanischen Choreografin Meg Stuart, das von den Münchner Kammerspielen und der Ruhrtriennale koproduziert wurde.[8] Das Stück, in dem er selbst auch mitspielt, tourte dann durch Europa[9].

Seit 2017 entwickelte Rusconi als „Soundgärtner“ mit der Gartennatur die Musik für die Stücke YEW[10] (Hebbel am Ufer, 2018), YEW outside[11] (Kooperation zwischen Hebbel am Ufer und Botanischer Volkspark Blankenfelde-Pankow, 2018) und das Gruppenstück The Nature of Us[12] (Hebbel am Ufer, 2019) des Choreographen-Duos Angela Schubot und Jared Gradinger. The Hut, ein kollaboratives Kunst- und Performanceprojekt, hatte 2022 beim finnischen Festival Moving in November Premiere.[13]

2011 schrieb Rusconi die Musik zum Kino-Dokumentarfilm Tinguely von Thomas Thümena.[14] 2016 komponierte er die Musik zum Kinofilm The Way Down To Your Belly von Jonas Meier und die Filmmusik zu Köln 75 stammt ebenfalls von ihm.[15]

Preise und Auszeichnungen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Rusconi war Gewinner des Hauptförderpreises der Meisterkurse Generations unter der Leitung von Roman Schwaller in Frauenfeld 2002. 2003 erhielt er den Förderpreis der Friedl Wald Stiftung sowie den Alter-Preis der Berti Alter-Stiftung. Im Rahmen der prioritären Jazzförderung wurde er mit seiner gleichnamigen Band 2010 bis 2012 von Pro Helvetia unterstützt. Zweimal gewann er den deutschen Musikindustrie-Preis ECHO Jazz: Einmal als „bester Pianist (national) [sic]“ 2011 für das Album It's a Sonic Life[16] und einmal mit seiner Band Rusconi 2013 als „bester Live Act“.[17] Im Jahr 2013 wurde er von der Stadt Zürich mit einem Werkjahr ausgezeichnet.[18]

Diskographische Hinweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  • Rusconi Trio: Scenes & Sceneries; Brambus Records, 2004
  • Rusconi: Stop & Go; Unit Records/Sony, 2006
  • R.I.S.S., Color&Style; Unit Records, 2010 (mit Christoph Irniger, Luca Sisera, Michael Stulz)
  • Tobias Preisig Quartett: Flowing Mood; ObliqSound, 2010
  • Whistler & Hustler: The Whistler & Hustler Session; Qilin Records; 2013
  • Tobias Preisig & Stefan Rusconi: Levitation; Qilin Records, 2016[19]
  • Candy Bomber Vol. 1; Bronze Rat Records, 2017 (mit Thomas Wydler, Jochen Arbeit, Gemma Ray, Toby Dammit ua)[20]
  • Solace; Qilin Records, 2024 (solo)
  • Frank Heer: Dank Keith Jarrett spielt er wieder: Der Pianist, der sich zurück ins Leben tastete; Neue Zürcher Zeitung, 7. Dezember 2024
  • Stefan Künzli: Rusconi: Ein Schweizer Jazztrio sprengt Grenzen; Sonntag, 15. Februar 2009
  • Franz X.A. Zipperer: Rusconi; Jazzthetik 3/4 2010: 20–21
Commons: Stefan Rusconi – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. http://rusconi-music.com/
  2. http://stefanrusconi.wordpress.com/; Texterklärungen in ETH Zürich / Institut für Geschichte und Theorie der Architektur: Architektur im Würgegriff der Kunst; gta Verlag; 2013; ISBN 978-3-85676-318-3
  3. http://whistlerandhustler.com/
  4. https://www.levitationmusic.space/
  5. Montreux Jazz Festival: Tobias Preisig & Stefan Rusconi - Montreux Jazz Festival 2017 auf YouTube, 15. Juli 2017, abgerufen am 25. Februar 2024 (Laufzeit: 11:11 min).
  6. https://www.kampnagel.de/de/programm/levitation-sea-of-fog
  7. Alfred Schlienger: Abschottung und Drogenrausch. In: nzz.ch. 1. November 2015, abgerufen am 14. Oktober 2018.
  8. http://www.die-deutsche-buehne.de/Kritiken/Tanz/Meg+Stuart+Until+our+hearts+stop/Unbequeme+Zuegellosigkeit
  9. http://www.damagedgoods.be/EN/until_our_hearts_stop
  10. http://www.tanzforumberlin.de/produktion/yew/
  11. http://www.tanzforumberlin.de/produktion/yew-outside/
  12. http://www.tanzforumberlin.de/en/production/the-nature-of-us/.php
  13. https://movinginnovember.fi/the-hut-2/
  14. http://www.artfilm.ch/tinguely.php
  15. https://www.imdb.com/name/nm8531164/
  16. https://www.kruger-media.de/2011/04/13/preistrager-des-echo-jazz-2011-stehen-fest/
  17. https://jazzineurope.mfmmedia.nl/2013/05/rusconi-win-echo-jazz-2013-prize-in-the-category-best-live-act/
  18. Text & Interview: Christoph Brunner: Zürich Schaffhausen - «Es ist erstaunlich, was man mit Idealismus alles erreicht» - News - SRF. In: srf.ch. 13. Dezember 2013, abgerufen am 29. Februar 2024.
  19. https://www.discogs.com/de/Stefan-Rusconi-Tobias-Preisig-Levitation/master/970284
  20. http://bronzerat.com/news/candy-bomber-vol-1-way-out-berlin-collective-featuring-members-of-nick-cave-the-bad-seeds-einsturzende-neubauten/