Ulna-Mamma-Syndrom
Klassifikation nach ICD-10 | |
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Q71.8 | Sonstige Reduktionsdefekte der oberen Extremität(en) |
ICD-10 online (WHO-Version 2019) |
Das Ulna-Mamma-Syndrom (UMS) ist eine sehr seltene angeborene Erkrankung mit den drei Hauptmerkmalen Fehlbildung der Elle (ulnarseitige Strahldefekte), Fehlentwicklung (Hypo- bis Aplasie) der Brustdrüsen und Duftdrüsen der Achsel sowie verzögerte oder ausbleibende Pubertät (Pubertas tarda).[1][2]
Synonyme sind: Schinzel-Syndrom; Ulno-mammäres-Syndrom; Ulna-Mamma-Syndrom Typ Pallister; englisch Pallister’s syndrome[3]
Die Erstbeschreibung stammt aus dem Jahre 1973 durch den US-amerikanischen Humangenetiker Albert A. G. Schinzel und den schweizerischen Pädiater Andrea Prader als persönliche Mitteilung an Victor Almon McKusick, veröffentlicht in der 4. Auflage 1975 im McKusick Katalog OMIM.[1][4]
Unabhängig davon veröffentlichte der US-amerikanische Pädiater und Humangenetiker Philip David Pallister im Jahre 1976 einen Bericht.[5][6]
Die Namensbezeichnung „Schinzel Syndrom“ wurde im Jahre 1978 vorgeschlagen.[7]
Das Syndrom ist nicht mit dem Schinzel-Giedion-Syndrom zu verwechseln.
Verbreitung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Häufigkeit ist nicht bekannt, bislang wurde über etwa 150 Betroffene berichtet. Die Vererbung erfolgt autosomal-dominant.[2]
Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erkrankung liegen Mutationen im TBX3-Gen auf Chromosom 2 Genort q24.21 zugrunde.[4][8]
Klinische Erscheinungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Klinische Kriterien sind:[2][1]
- ulnare Strahldefekte mit Hypoplasie der Endphalangen der Kleinfinger bis zum Fehlen von 3 ulnaren Strahlen, auch kombiniert mit Polydaktylie, häufig asymmetrisch
- fibulare Strahldefekte mit Verkürzung von Endphalangen, Versteifung der Zehengelenke der 5. und 4. Zehe
- seltener weiter proximal isolierte Defekte der Extremitäten
- Hypo-/Aplasie der Brustdrüse und Brustwarze
- Hypoplasie der apokrinen Drüsen insbesondere der Achselhöhle, verminderter Körpergeruch
- verminderte Körperbehaarung bei normalen Schamhaaren
- beim männlichen Geschlecht Hypoplasie der Genitalien, Fettsucht, verspätete und verminderte Pubertät, reduzierte Fertilität und Libido
- Zahnanomalien wie ektope bis fehlende Eckzähne
Selten können Analatresie/Analstenose, Leistenhernie, Larynxatresie/Larynxstenose, Hymenalatresie, Pylorusstenose, Hypodontie, Herzfehler, Nierenfehlbildungen hinzukommen.
Diagnose
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Diagnose ergibt sich aus den klinischen Befunden und kann durch Nachweis der Genmutation gesichert werden.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- E. Galazzi, P. Duminuco, M. Moro, F. Guizzardi, N. Marazzi, A. Sartorio, S. Avignone, M. Bonomi, L. Persani, M. T. Bonati: Hypogonadotropic hypogonadism and pituitary hypoplasia as recurrent features in Ulnar-Mammary syndrome. In: Endocrine Connections, Band 7, Nummer 12, Dezember 2018, S. 1432–1441, doi:10.1530/EC-18-0486, PMID 30550377, PMC 6300862 (freier Volltext).
- J. Loyal, D. R. Laub: Ulnar-mammary syndrome: clinical presentation, genetic underpinnings, diagnosis, and treatment. In: Eplasty, Band 14, 2014, S. ic35, PMID 25328580, PMC 4183216 (freier Volltext).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c Bernfried Leiber (Begründer): Die klinischen Syndrome. Syndrome, Sequenzen und Symptomenkomplexe. Hrsg.: G. Burg, J. Kunze, D. Pongratz, P. G. Scheurlen, A. Schinzel, J. Spranger. 7., völlig neu bearb. Auflage. Band 2: Symptome. Urban & Schwarzenberg, München u. a. 1990, ISBN 3-541-01727-9.
- ↑ a b c Eintrag zu Ulna-Mamma-Syndrom. In: Orphanet (Datenbank für seltene Krankheiten)
- ↑ Who named it
- ↑ a b Ulnar-mammary syndrome. In: Online Mendelian Inheritance in Man. (englisch)
- ↑ P. D. Pallister, J. Herrmann, J. M. Opitz: Studies of malformation syndromes in man XXXXII: a pleiotropic dominant mutation affecting skeletal, sexual and apocrine-mammary development. In: Birth defects original article series. Band 12, Nummer 5, 1976, S. 247–254, PMID 953230.
- ↑ Who named it Pallister‘s syndrome
- ↑ S. A. Temtamy, V. A. McKusick: The Genetics of Hand Malformations. National Foundation-March of Dimes (Hrsg.), New York 1978.
- ↑ P. Kumar P, S. Franklin, U. Emechebe, H. Hu, B. Moore, C. Lehman, M. Yandell, A. M. Moon: TBX3 regulates splicing in vivo: a novel molecular mechanism for Ulnar-mammary syndrome. In: PLoS genetics. Band 10, Nummer 3, März 2014, S. e1004247, doi:10.1371/journal.pgen.1004247, PMID 24675841, PMC 3967948 (freier Volltext).