Varg (Band)

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Varg


Offizielles Promofoto von Varg (2011)
Allgemeine Informationen
Herkunft Coburg, Deutschland
Genre(s) Pagan Metal, Viking Metal, Melodic Death Metal, Metalcore
Gründung 2005
Website www.varg.de
Gründungsmitglieder
Philipp „Freki“ Seiler
Silvester „Fenrier“ Grundmann
Aktuelle Besetzung
Gesang (seit 2009), E-Gitarre, Akustik-Gitarre
Philipp „Freki“ Seiler
Gesang
Jaqueline „Fylgja“ Seiler
Gitarre (lead, seit 2018)
Florian “Morkai” Zack
Rhythmusgitarre (seit 2023)
Sebastian „Ulvar“ Rasch
Schlagzeug (seit 2023)
Ronny „Rohgarr“ Garz
Ehemalige Mitglieder
Bass
„Nivel“ (2005–2006)
Gesang
„Frost“ (2005–2006)
Gitarre
„Da’ath“ (2005–2006)
Bass (2006–2007), Gitarre (2007–2008), Gesang
Sebastian „Geri“ Feick (2006–2008)
Gesang
Bastian „Draugr“ (2008–2009)
Gesang, Bass, E-Gitarre (lead, 2013–2018)
Timo „Managarm“ Schwämmlein (2008–2018)
Gesang
Rico (2009)
Gitarre
Martin „Skalli“ (2010–2013)
Bass (live)
Thomas „Skoll“ Winkelmann (2007–2008, 2013–2018)
E-Gitarre
Patrick „Hati“ Zarske (2008–2018)
Schlagzeug
Silvester „Fenrir“ Grundmann (2005-2023)
Rhythmusgitarre
Matthias „Garm“ Mente (2018-2023)

Varg ist eine deutsche Metal-Band aus Coburg. Seit der Gründung im Jahr 2005 ist ein steter Wandel des Musikstils festzustellen. Spielte die Band anfangs noch reinen Pagan Metal, findet sich heute ein großer Einfluss der Neuen Deutschen Härte und des Melodic Death Metal bzw. Modern Metal in der Musik. Die Band selbst bezeichnet ihre Musik als „Wolf Metal“.

Varg polarisiert stark, was sowohl auf die überwiegend martialischen Texte als auch auf Rechtsextremismus-Vorwürfe im Jahr 2010 zurückzuführen ist. Heutzutage ist die Band international erfolgreich und spielte bereits unter anderem ausgedehnte Tourneen in Nordamerika.

Philipp Seiler auf dem Rockharz 2015.

Die Band Varg wurde 2005 im oberfränkischen Coburg von Gitarrist und Frontmann Philipp „Freki“ Seiler und Schlagzeuger Silvester „Fenrier“ Grundmann gegründet.[1] Kurz darauf stießen nacheinander „Nivel“ als Bassist, der Sänger „Frost“ und der Gitarrist „Da’ath“ zur Band.[1] Der Bandname ist inspiriert von der nordischen Mythologie[2] und vom altnordischen Wort vargrWolf‘ abgeleitet.[3] Zur sprachlichen Verwandtschaft mit dem norwegischen Musiker und Rechtsextremisten Varg Vikernes, betonte Frontmann Seiler in einem Interview mit dem Legacy-Magazin im Jahr 2007: „Der Name Varg steht in keinem Zusammenhang mit Burzum oder Kristian Vikernes.“[2]

Den ersten Auftritt absolvierte Varg 2005 als Vorband von Sintech, deren Mitglieder Timo Schwämmlein und Patrick Zarske später auch bei Varg einstiegen.[1] Nach dem Ausstieg von Bassist „Nivel“ war Schwämmlein erstmals für zwei Konzerte als Live-Bassist bei Varg aktiv.[1] Fester Nachfolger von „Nivel“ wurde Sebastian „Geri“ Feick.[1] Die erste Demoaufnahme, Donareiche, wurde 2006 eingespielt, bereits ohne „Da'ath“, der die Band wieder verlassen hatte, und kurz darauf veröffentlicht. Das einzige auf Donareiche enthaltene, gleichnamige Lied findet sich auch auf dem Debütalbum der Band, Wolfszeit, wieder, welches im März 2007 über das Label Heiden Klangwerke veröffentlicht wurde.[1] Vor den Aufnahmen dazu war Thomas „Skoll“ Winkelmann als Bassist zur Band gestoßen, während Feick an die Gitarre gewechselt war und auch den Gesang übernahm, da „Frost“ die Band verlassen hatte.[1] Die Kritiken zu Wolfszeit fielen gemischt aus. Das Trollhorn-Magazin schrieb: „Zehn Tracks, zehn Brecher, zehn von zehn möglichen Punkten!“[4] Von anderer Seite her wurde dem Album unter anderem wenig Abwechslungsreichtum und Langeweile zugeschrieben.[5] Beworben wurde das Album mit einer Tour durch Deutschland und die Niederlande, zusammen mit Nomans Land und Thrudvangar.[1] Im September 2007 fand erstmals das von Seiler organisierte Wolfszeit Festival statt.

Anfang 2008 verließen Winkelmann und Feick die Band. Ersetzt wurden sie durch Timo „Managarm“ Schwämmlein und Patrick „Hati“ Zarske.[1] Als neuer Sänger stieß Bastian „Draugr“ zur Band.[1] Nach mehreren Konzerten im Sommer 2008 wurde im September desselben Jahres die die Split-EP Schildfront zusammen mit der deutschen Pagan-Metal-Band Minas Morgul veröffentlicht.[1] Im selben Monat wurde über Twilight Vertrieb auch die DVD Live am Wolfszeit Festival veröffentlicht. Die DVD beinhaltet den Varg-Auftritt bei dem genannten Festival im Jahr 2007.

Im Frühjahr 2009 verließ „Draugr“ die Band wieder.[1] Neuer Sänger wurde bis Ende des Jahres Rico von Minas Morgul.[1] Das 2009er-Album Blutaar (benannt nach einer mutmaßlichen Hinrichtungsmethode der Wikinger) sollte zunächst auf Nuclear Blast erscheinen, doch Gerüchte um eine rechtsextreme Einstellung der Musiker verhinderten nach Vermutung der Medien den Plattenvertrag.[6] Der österreichische Konzertveranstalter Rock the Nation entschied sich anlässlich dieses Vorfalls, unter dem Namen NoiseArt Records ein eigenes Label zu gründen und Blutaar zu veröffentlichen.[7] Andy Classen (ex-Holy Moses) übernahm die Produktion des Albums.[8] Das Album erschien schließlich am 29. Januar 2010. Zum Jahreswechsel 2009/2010 stieg „Skalli“ als neuer Gitarrist bei Varg ein und Seiler übernahm, wie auch schon zu den Aufnahmen von Blutaar, den Gesang.[1]

Das Album erhielt gemischte Kritiken. Nils Herzog von Musikreviews.de schrieb, dass das Album trotz wuchtigen Klangs keine wiedererkennbaren Akzente setze.[9] Auch Powermetal.de bescheinigte dem Album wenig Alleinstellungsmerkmale, aber eine gute Produktion.[10] Im Februar und März 2010 fand mit der Paganfest-Tour die erste Europatour der Band statt.[1] Im Sommer folgten Auftritte auf einigen der wichtigsten europäischen Metal-Festivals, darunter das Wacken Open Air, Party.San, Metalcamp und das Metalfest.[1]

Im Herbst 2010 wurde das bis dato dritte Studioalbum der Band, Wolfskult, erneut zusammen mit Andy Classen im Stage One Studio aufgenommen. Es erschien am 4. März 2011 und stieg auf Platz 33 der deutschen Album-Charts ein.[11] Die Promotion-Tour fand erneut im Rahmen des Paganfestes statt.[1]

Im Frühjahr 2012 arbeitete die Band knapp acht Wochen[7] am Studioalbum Guten Tag, das im Oktober 2012 via NoiseArt Records veröffentlicht wurde. Als Produzent wurde der langjährige Freund der Band André Hofmann verpflichtet; das Mastering übernahm Jacob Hansen. Als Teaser für das Album wurden mit der renommierten polnischen Filmcrew Grupa13 zwei Musikvideos produziert und über Youtube veröffentlicht.[1] Als Besonderheit lag der Legacy-Ausgabe #5-2012 eine zusätzliche, exklusive EP der Band bei, die neben einigen Live-Aufnahmen auch zwei neue, unveröffentlichte Lieder enthielt.[1] Ebenfalls durch das Legacy-Magazin erhielt das Album Guten Tag das Prädikat „[…] Pagan Metal Album des Jahres“ mit 15/15 Punkten.[1] In den deutschen Charts konnte das Album auf Platz 25, und in den österreichischen auf Platz 45 einsteigen.[1] Die Promotiontour führte die Band zusammen mit Wintersun und Eluveitie erstmals in die USA und nach Kanada.[1]

Im Herbst 2013 trennte sich die Band von Gitarrist Skalli, der durch den bisherigen Bassisten, Managarm, ersetzt wurde. Als Livebassist stieg Thomas „Skoll“ Winkelmann ein, der bereits von 2006 bis 2008 bei Varg E-Bass gespielt hatte.[12]

Im Juli 2015 wechselte Varg zum österreichischen Musiklabel Napalm Records[13] und brachte als erste Veröffentlichung bei dem neuen Label am 9. Oktober 2015 die EP Rotkäppchen heraus. Im Januar 2016 erschien das fünfte Studioalbum Das Ende aller Lügen. In der Extended Edition enthält dieses die zehn Songs in englischer Sprache. Bassist und Gitarrist Manegarm verließ 2018 die Band, worauf die beiden verbliebenen Gründungsmitglieder Fenrir und Freki ankündigten, wieder zu dem klassischen Stil der Band mit heidnischen Themen zurückkehren zu wollen. Hinzu kamen mit Matthias Mente und Florian Zack zwei neue Gitarristen. 2020 stieg mit Fylgja (Jaqueline Seiler) eine Sängerin der Band bei. Mit dem Album „Zeichen“ gingen Varg zurück zu ihren heidnischen Wurzeln. Im Jahr 2022 ist Matthias Mente aus beruflichen Gründen ausgestiegen. An seine Stelle trat Ulvar (Sebastian Rasch). 2023 ist Gründungsmitglied Fenrir (Silvester Grundmann) als aktives Mitglied der Band ausgestiegen. Seinen Platz übernimmt Rohgarr (Ronny Garz). 2023 erschien das neueste Album „Ewige Wacht“ welches im Vergleich zur bisherigen Musik von deutlich melodiöseren Klängen und zusätzlichem weiblichem cleanen Gesang geprägt ist. Mit „Ewige Wacht“ landete Varg auf Platz 15 der deutschen Charts.

Seit der ersten Veröffentlichung der Band ist eine stete musikalische Entwicklung bei der Band festzustellen. Das Debütalbum Wolfszeit wurde in den meisten Rezensionen als Pagan-Metal-,[14][15] gelegentlich auch als Viking-Metal-Album wahrgenommen.[16] Wie der Vorgänger wurde auch Blutaar dem Pagan Metal zugeordnet,[17] weist aber auch Elemente des Power Metals deutscher und britischer Art auf.[18]

Wolfskult lässt sich zwar musikalisch ähnlich einordnen wie Wolfszeit und Blutaar, enthält jedoch bereits verstärkt Einflüsse der Neuen Deutschen Härte.[19] Gleichzeitig finden sich insbesondere in Bezug auf die Lieder Naglfar und Blutdienst III verstärkte Black-Metal-Einflüsse.[20][21] Das Album Guten Tag präsentierte den bisher stärksten Stilwechsel. Der Einfluss der Neuen Deutschen Härte wuchs, auch textlich werden verstärkt Assoziationen zu den Böhsen Onkelz geweckt.[22] In Bezug auf das Titelstück Guten Tag werden durch den Metal Hammer Parallelen zu Callejon gezogen[23] und metalnews.de bescheinigt einen starken Punk-Einfluss.[22] Das aktuelle Album Das Ende aller Lügen setzte die musikalische Entwicklung von Guten Tag fort und ist geprägt von Melodic Death Metal mit Metalcore-Einflüssen[24] und Neuer Deutscher Härte.[25] Textlich finden sich immer noch große Parallelen zu den frühen Alben der Band, wenngleich auch zunehmend weitere Themen, etwa wie die philosophische Betrachtung der Menschheit, behandelt werden.[26]

Wie für die extremen Metal-Genres üblich, wird der Gesang überwiegend guttural, stellenweise aber auch klar vorgetragen.[27] Auf folkloristische Instrumente und gleichartige Synthesizer-Spuren wird bis auf wenige Lieder verzichtet.[18] Hingegen finden sich auf allen Alben immer wieder akustisch vorgetragene Passagen.[20] Die Texte sind (bis auf A Thousand Eyes) ausschließlich auf Deutsch verfasst. Anfangs thematisierten sie vor allem die nordische Mythologie und Schlachtenmythen, inzwischen aber vor allem alltägliche Thematiken, die in der Gegenwart verwurzelt sind, beispielsweise die Vorwürfe gegen die Band. Vom Aufbau und der Wortwahl her sind die Texte martialisch und relativ grob gehalten.[6][18]

Von der Fachpresse und der Metal-Szene wird Varg sehr kontrovers wahrgenommen. Über das Debütalbum äußerte sich Nicolai Teufel von metal1.info: „[Ü]ber jegliche Kritik erhaben ist [d]ie Musik von VARG […] leider keineswegs, denn hier wird relativ einfacher Pagan Metal wie aus einem Kochbuch geboten.“[16] Hingegen lobte Skaal vom Webzine dark-news.de das Titellied als „genial“ und stellt das Album als mustergültig für eine deutsche Pagan-Metal-Band dar.[14] Dieser Meinung schloss sich auch Wolf-Rüdiger Mühlmann vom deutschen Rock-Hard-Magazin an, der dem Album 8 von 10 Punkten gab und es mit den Worten „Pagan-Metal, wie er sein sollte, wie es nur ganz wenige deutsche Bands hinbekommen“ kommentierte.[28] Der Aspekt, dass das Album durch seine musikalische Homogenität sehr eingängig und einprägsam sei,[14][15] wurde gelegentlich als Eintönigkeit kritisiert.[14][16]

Insbesondere zu Blutaar wurden sehr viele negative Rezensionen verfasst, von denen jedoch aufgrund der in etwa zeitgleich stattgefundenen Kontroverse um Philipp Seiler nicht alle als ehrlich und aussagekräftig gewertet werden können. Das Webzine metalnews.de bescheinigte dennoch der Band mit genau diesem Album, „über jeden Zweifel erhaben“ zu sein[17] und eine „sehr selbstbewusste und erwachsene Scheibe mit vielen, wunderbaren Details und gefühlvollen, durchdachten Songs“ geschaffen zu haben.[17] Komplett gegensätzlich äußerte sich z. B. Nils Herzog in seiner Kritik zu Blutaar auf musikreviews.de, der die Musik, trotz einiger ordentlicher Riffs[29] und druckvoller Produktion[29] als „bieder“ und mit „oberflächlichen“ und „dümmlich[en]“ Texten beschrieb.[29]

Autor Bruder Cle vom Rock Hard äußerte sich über Wolfskult ähnlich wie viele andere Autoren über die beiden vorherigen Alben. Zwar kritisierte er unterschwellig die „einfach gestrickten“ und auf „simplen Rhythmen“ aufgebauten Lieder, würdigte das Album aber als „starke und schon aufgrund des tollen Eröffnungshits bemerkenswerte Scheibe“.[19] Markus Jakob von metalnews.de lobte das verbesserte Songwriting auf Wolfskult und zog als Fazit: „[Ein v]erdammt stark[es Album das] die Lager weiterhin spalten [wird] […] Liebhaber werden ‚Wolfskult‘ lieb haben, Hasser werden ‚Wolfskult‘ hassen!“[21] Insbesondere auf Wolfskult wurden öfter die Texte kritisiert. Sebastian Kessler vom Metal Hammer kommentierte sie folgendermaßen: „[D]ie Band [gibt] den missverstandenen, kämpferischen Außenseiter: das Onkelz-Prinzip, lediglich mit Wortfeldern rund um alte Germanen, Raub- und Rudeltiere. Der Fan-Chor im Opener ‚Wir sind die Wölfe‘ ist lediglich die Spitze des Eisbergs.“[30]

Der Stilwechsel auf Guten Tag wurde unterschiedlich bewertet. Robert Fröwein von stormbringer.at lobt das Album als das spannendste und abwechslungsreichste Album der Band und vergab 4 von 5 Punkten.[31] Metal-Hammer-Autor Enrico Ahlig stellte hingegen die Vielfalt des Albums als dessen größten Schwachpunkt heraus, da Guten Tag zu wenig nach Varg und zu stark nach anderen Bands wie Rammstein und In Extremo klinge.[23] Regelrecht Begeistert zeigte sich Ingo Spörl vom Legacy-Magazin über Guten Tag. Seiner Meinung nach biete es „in jeder Hinsicht mehr [als Wolfskult]: Mehr Abwechslung, mehr Dynamik, mehr Mut, Neues zu versuchen.“[32] Er vergab für das Album die Höchstwertung von 15 Punkten und bezeichnete es als „das Pagan Metal-Album des Jahres“.[32] Wie auch in Bezug auf Guten Tag wurde oftmals die Produktion der Alben sehr gut bewertet.[20][27][29]

Die Bewertungen des aktuellen Albums Das Ende aller Lügen fallen durch die Fachpresse sehr divers aus. Ingo Nentwing von metalnews.de beschreibt das Album als solides Metalalbum mit teils genialer Gitarrenarbeit und vielen eingänglichen Kompositionen. Wenngleich es nach Nentwings Meinung kein „Überflieger“, aber auch kein schlechtes Album ist, vergibt er mit 3,4 von 7 Punkten eine neutrale Wertung. Sabine Vollert vom österreichischen Webzine stormbringer.at prognostiziert der Band weiterhin eine erfolgreiche musikalische Zukunft und bewertet das Album mit 4 von 5 Sternen.[26] Vollerts Autorenkollege Alex M. kritisiert hingegen das Songwriting sowie die seiner Meinung nach fast „sterile“ (Über-)Produktion des Albums und vergibt nur einen von 5 Sternen. Gerade die Produktion wird jedoch durch „D. T. Metal“ vom Webzine metalstorm.net als die wohl beste aller Varg Alben herausgestellt. In seinem Review vergibt er 8.3 von 10 Punkten.[25]

Philipp „Freki“ Seiler ist Veranstalter des Wolfszeit-Festival. Dieses geriet in die Kritik, als 2007 der deutsche Neonazi und ehemalige Absurd-Schlagzeuger Hendrik Möbus auf der Gästeliste stand und das Festival 2008 vom umstrittenen A-Blaze-Magazin (hinter dem gerüchteweise auch Möbus steckt[6][33][34]) präsentiert wurde. Nachdem es zu einiger Kritik kam, erließen die Veranstalter eine Richtlinie, die das Tragen von T-Shirts einschlägig bekannter NSBM-Bands verbot.[35] 2012 war durch das A-Blaze bekannt geworden, dass die Datenbank des Online-Versandhandels der rechtsextremen Marke Thor Steinar im März 2010 von Antifa-Aktivisten gehackt worden sei und in der Liste angeblicher Kunden sich auch Seilers Name und Adresse finde.[36]

Kurz vor Vertragsunterzeichnung mit Nuclear Blast im Jahr 2010 tauchten zahlreiche Blogs im Internet auf, die Varg direkt attackierten. Unter anderem wurde ein Foto von Philipp Seiler mit Absurd-T-Shirt, sowie seine Facharbeit über die rechtsextreme Pagan-Metal-Szene veröffentlicht, Letztere über eine Homepage der rechtsextremen Pagan Front.[34] Außerdem wurde eine Unterseite des Twilight-Vertriebs erstellt und ein angeblicher Varg-Blog eröffnet. Laut Aussage der Band wurde die offizielle Website von „Hetzern“ gespiegelt und mit gefälschten, rechtsextremen Aussagen versehen.[37] Nuclear Blast lehnte den Vertrag wenig später ohne Angaben von Gründen ab, nachdem der Vorvertrag bereits unterzeichnet war.[6] Zunächst wollte Seiler „alles unter den Teppich kehren. Ein saudummer Fehler“, wie er gegenüber dem Metal Hammer angab.[38] Auch zog er in Betracht, die Band zu verlassen; die anderen Bandmitglieder meinten allerdings, dass dies für sie nicht in Frage komme.[38]

Sänger Freki bei einem Auftritt auf dem Hexentanz-Festival 2013

Nachdem Varg im Legacy 01/2010 im Interview die Vorwürfe zu entkräften versuchten[39] und das Rock Hard eine Stellungnahme von Seiler abdruckte, ging das Legacy wenig später auf Distanz.[34] Das Rock Hard bot Seiler in der Ausgabe vom April 2010 auf zwei Seiten Platz, die Vorwürfe zu entkräften. Seiler gibt in dem Interview zu, in der Vergangenheit Fehler gemacht zu haben und distanziert sich von den Vorwürfen, bei Varg handele es sich um eine rechte Band; die an der Photographie von Philipp Seilers mit Absurd-T-Shirt beteiligten Personen bezeichnete er als „sogenannte ‚Spaß-Nazis‘“, die zwar untereinander mit Hitlergrüßen und Nazi-T-Shirts provozieren, selbst aber keinerlei rechtsextreme Neigungen hätten und auch nicht nach außen entsprechend aufgetreten seien. Den Kontakt zu Möbus habe er aufgenommen, nachdem er sich wegen seiner Facharbeit mit den politischen Verbindungen im Pagan Metal auseinandergesetzt habe und sich ein eigenes Bild machen wollte.[6] Varg habe sich „immer GEGEN NAZIS ausgesprochen“[40] und sei vom rechtsextremen Flügel der Metal-Szene auch nicht als eine der eigenen Bands wahrgenommen, sondern abgelehnt worden.[6] Ähnliche Aussagen machte er in einer im Internet veröffentlichten Videobotschaft.[41] Gegen diese Distanzierungsoffensive wurde jedoch ebenfalls Kritik laut. Hendrik Möbus kommentierte in einem Interview mit dem A-Blaze Magazin die Vorwürfe gegenüber Seilers mit den Worten, dass dieser zu alt gewesen sei, um für sich zu „beanspruchen, einfach nur ein dummer Junge zu sein“, und er wolle seine Taten nachträglich „mit Ausreden, wie man sie allenfalls einem Kleinkind zubilligen würde, erklären“, womit er Aversionen gegen sich selbst schaffe.[42]

Die Kontroverse zieht sich auch nicht nur durch diverse Musikmagazine, sondern auch durch die Festivalkultur in Deutschland. So diskutierten die Verantwortlichen des Wacken Open Air, ob sie Varg auf dem Festival im August 2010 auftreten lassen wollen. Schließlich wurde öffentlich bekanntgegeben, dass die Band trotz der Kontroverse spielen darf.[43] Auch das Party.San bestätigte die angekündigte Teilnahme am Festival 2010 nicht schweigend, sondern mit einer Stellungnahme zu der Kontroverse um die Band und verwies dabei auf Seilers mögliche Lernfähigkeit.[44] Das Ragnarök-Festival forderte 2010 von der Band, ohne Seiler aufzutreten, da sich das Augenmerk in erster Linie auf Seiler richtete und man nicht die ganze Band abstrafen möchte.[45] Nachdem sich die Kritik an der Band im Jahr 2011 gelegt hatte, wurde Varg im Jahr 2012 kurzfristig als Ersatz-Headliner auf dem Ragnarök Festival eingeladen.[46] Mehrere Institutionen, darunter Nuclear Blast, zeigten sich letztlich von der Distanzierung Seilers und der Band von der rechtsextremen Szene überzeugt, so dass inzwischen über Nuclear Blast wieder Varg-Merchandise verkauft wird,[47] und in allen drei großen deutschen Metal-Magazinen wieder regelmäßig über die Band berichtet wird. 2015 trat die Band auf dem „Rage Against Racism“ in Duisburg auf, wobei der Sänger mit Chlor beworfen wurde.[48]

Chart­plat­zie­rungen
Erklärung der Daten
Alben[49]
Wolfskult
 DE3321.03.2011(1 Wo.)
Guten Tag
 DE2519.10.2012(1 Wo.)
 AT4519.10.2012(1 Wo.)
Das Ende aller Lügen
 DE1722.01.2016(2 Wo.)
 AT4129.01.2016(1 Wo.)
Wolfszeit II
 DE9414.06.2019(1 Wo.)
Zeichen
 DE1625.09.2020(1 Wo.)
 AT6002.10.2020(1 Wo.)
Ewige Wacht
 DE1520.10.2023(1 Wo.)
 AT5824.10.2023(1 Wo.)
  • 2006: Donareiche (Demo, CDR, Eigenvertrieb)
  • 2007: Wolfszeit (Album, CD, Heidenklangwerke)
  • 2008: Schildfront mit Minas Morgul (Split-EP, CD, Twilight)
  • 2010: Blutaar (Album, CD, NoiseArt Records)
  • 2011: Wolfskult (Album, CD/2xCD, NoiseArt Records)
  • 2012: Legacy (EP, CD, Legacy)
  • 2012: Guten Tag (Album, CD/CD+DVD-V/LP, NoiseArt Records)
  • 2015: Rotkäppchen (EP, CD, Napalm Records)
  • 2016: Das Ende aller Lügen (Album, CD/2xCD/3xCD/LP, Napalm Records)
  • 2017: Götterdämmerung (EP, CD, Napalm Records)
  • 2019: Wolfszeit II (Album, CD, Wolf Metal Records) Neuaufnahme des Albums von 2007.
  • 2020: Zeichen (Album, CD/2xCD/LP/2xLP, Napalm Records)
  • 2023: Ewige Wacht (Album, CD/LP, Napalm Records)

Konzertaufnahmen

  • 2008: Live am Wolfszeit Festival (DVD, Twilight-Vertrieb)
  • 2012: Live at Wolfszeit Festival 2011 (DVD-V; Noise Art Records) Bestandteil der limitierten Ausgabe von Guten Tag.

Beiträge auf Gemeinschaftstonträgern (Auswahl)

  • 2007: Might Is Right – Nordic Warchants (Lied: Altes Feuer)
  • 2012: Was nicht darf
  • 2012: Guten Tag
  • 2015: Rotkäppchen
  • 2015: Das Ende aller Lügen
  • 2015: Dunkelheit
  • 2015: Darkness
  • 2016: Achtung
  • 2016: Streyfzug
  • 2020: Zeichen[50] (Drehbuch: Jaqueline Seiler, Regie: Oliver König)
  • 2020: Fara Til Ránar (Regie und Drehbuch: Jaqueline Seiler)
  • 2020: Auf die Götter (Drehbuch: Jaqueline Seiler, Regie: Oliver König)
  • 2023: Immer treu (Regie und Drehbuch: Jaqueline Seiler, Regie: Jörg Schmitz)
  • 2023: Ewige Wacht (Regie und Drehbuch Jaqueline Seiler, Regie: Jörg Schmitz)
  • 2023: Eisenseite (Regie und Drehbuch: Jaqueline Seiler)
Commons: Varg – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g h i j k l m n o p q r s t u v Biographie (Memento vom 23. Januar 2015 im Internet Archive), varg.de, abgerufen am 2. Mai 2013
  2. a b Björn Thorsten Jaschinski: Varg Interview Wölfisch und Asentreu. In: Pagan Fire – The Legacy Chronicles I (Sonderheft), Devil.Inc, Saarbrücken 2007, S. 21.
  3. Vergleiche Wiktionary-Einträge: varg, vargr (englisch).
  4. Varg – Wolfszeit CD Review (Memento vom 19. August 2010 im Internet Archive), neuigkeitendienst.com, abgerufen am 11. März 2012
  5. CD-Review: Varg – Wolfszeit (Memento vom 30. Oktober 2012 im Internet Archive), metal1.info, abgerufen am 11. März 2012
  6. a b c d e f Wolf-Rüdiger Mühlmann: Lügen, Hetze, Rufmord. Interview mit Varg. In: Rock Hard. Nr. 275, April 2010, S. 54 f.
  7. a b Ingo Spörl: Varg – Je höher, desto besser. In: Legacy, Nr. 80, 05-2012. Devil Inc. Presseverlag, Saarbrücken 2012, S. 28–30
  8. Varg – ‚Blutaar‘ erscheint beim neuen Label NoiseArt Records! 16. Dezember 2009, abgerufen am 16. März 2010.
  9. Varg: Blutaar (Review), musikreviews.de, abgerufen am 11. März 2012
  10. Varg – Blutaar, Powermetal.de, abgerufen am 11. März 2012
  11. Varg: in den deutschen Albumcharts, the-pit.de, abgerufen am 11. März 2012
  12. Varg – Biographie (Memento vom 23. Januar 2015 im Internet Archive), varg.de, abgerufen am 9. August 2015
  13. VARG – Sign With Napalm Records, label.napalmrecords.com, abgerufen am 3. Juli 2015
  14. a b c d Skaal: Varg – Wolfszeit (Review und Kritik), dark-news.de, abgerufen am 11. Mai 2013
  15. a b Falk Kollmannsperger: Varg – Wolfszeit (8,5/10) – Deutschland – 2007, metal-observer.com, abgerufen am 11. Mai 2013
  16. a b c Nicolai Teufel: CD-Review: Varg – Wolfszeit (Memento vom 30. Oktober 2012 im Internet Archive), metal1.info, abgerufen am 11. Mai 2013
  17. a b c Tobias Naumann: CD-REVIEWS: Varg – Blutaar, metalnews.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  18. a b c Rüdiger Stehle: Review zu Blutaar. Powermetal.de, 15. Januar 2010, abgerufen am 13. Februar 2011.
  19. a b Bruder Cle: Review zu Wolfskult. In: Rock Hard. März 2011, S. 116 (rockhard.de).
  20. a b c Robert Fröwein: VARG – Wolfskult (CD), stormbringer.at, abgerufen am 14. Mai 2013
  21. a b Markus Jakob: CD-REVIEWS: Varg – Wolfskult, metalnews.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  22. a b Frank Wilkens: CD-REVIEWS: Varg – Guten Tag (Memento vom 8. August 2013 im Internet Archive), metalnews.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  23. a b Enrico Ahlig: Varg – Guten Tag, metal-hammer.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  24. Sebastian Schilling: Varg – Das Ende aller Lügen (Review), rockhard.de, abgerufen am 30. Juli 2016
  25. a b D. T. Metal: Varg – Das Ende Aller Lügen review (30. Dezember 2015), metalstorm.net, abgerufen am 30. Juli 2016 (englisch)
  26. a b Sabine Vollert: VARG – Das Ende aller Lügen (Review vom 5. Februar 2016), stormbringer.at, abgerufen am 30. Juli 2016
  27. a b Review zu Wolfszeit. Metal-glory.de, abgerufen am 13. Februar 2011.
  28. Wolf-Rüdiger Mühlmann: Review: Album Varg Wolfszeit, rockhard.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  29. a b c d Nils Herzog: Review zu Blutaar. Musikreviews.de, abgerufen am 14. Mai 2013.
  30. Sebastian Kessler: Varg – Wolfskult, metal-hammer.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  31. Robert Fröwein: VARG – Guten Tag (CD), stormbringer.at, abgerufen am 14. Mai 2013
  32. a b Ingo Spörl: VARG „Guten Tag“ (Memento vom 14. September 2013 im Internet Archive), legacy.de, abgerufen am 14. Mai 2013
  33. Ronja Fuhrmann: „Keine Nazis im Magnet Club!“
  34. a b c Legacy-Redaktion: Wer hoch steigt, fällt tief – so hat es den Anschein bei Varg. In: Legacy. Nr. 65 (März/April), 2010.
  35. Keine Toleranz gegenüber Nazis! Wolfszeit-Festival, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 5. Juli 2007; abgerufen am 16. März 2010.
  36. Freki von VARG: Ein modebewußter Musiker? (Memento vom 12. Februar 2012 im Internet Archive)
  37. News vom 31. Januar 2010 auf der offiziellen Webseite der Band (Memento vom 10. Dezember 2015 im Internet Archive)
  38. a b Thomas Sonder: Absurde Vorwürfe. In: Metal Hammer. Axel Springer Mediahouse GmbH, Berlin April 2010, S. 86.
  39. Wiebke Hörmann: Interview mit Varg. In: Legacy. Nr. 64 (Januar/Februar), 2010, S. 50–51.
  40. trollhort.de: Statement von Philipp „Freki“ Seiler im offiziellen Varg-Forum (Memento vom 10. Juni 2015 im Internet Archive)
  41. Varg Statement Against Racism. Wackentube.com; abgerufen am 21. März 2010
  42. Sylvia Fuerst: Die Rache des Mephisto? Abschließendes zur „causa VARG“ … 20. März 2010, abgerufen am 20. April 2010 (Seite nicht mehr abrufbar, kein Archivlink auffindbar am 12. Oktober 2023).
  43. Wacken: Varg mit Video-Statement. Powermetal.de; abgerufen am 21. März 2010
  44. Archivlink mit Error 404. Archiviert vom Original; abgerufen am 12. Oktober 2023.
  45. Ragnarök Festival 2010: Nazis müssen leider draussen bleiben. (Memento vom 28. Oktober 2012 im Internet Archive) Neuigkeitendienst, 1. Februar 2010
  46. Ragnarök Festival: Liebe Freunde des Ragnarök Festivals. 20. März 2012. Auf Facebook.com, abgerufen am 17. Juni 2023.
  47. Varg bei Nuclear Blast Mailorder, nuclearblast.de, abgerufen am 2. Mai 2013
  48. waz.m.derwesten.de
  49. Chartquellen: DE AT
  50. VARG – Zeichen (Official Video). youtube.com, 16. Juli 2020, abgerufen am 16. Juli 2020 (Napalm Records).