Wikipedia:Kurier/Ausgabe 11 2010
Mission: Der Kurier ist das Boulevardblatt der Wikipedia-Gemeinschaft. Nicht neutral, nicht enzyklopädisch, aber hoffentlich unterhaltsam und informativ berichtet er, was die Wikipedia gerade bewegt.
Workshop des Mentorenprogramms in Meißen
Vom Freitag dem 15. Oktober 2010 bis Sonntag dem 17. Oktober 2010 fand das diesjährige Treffen der WP:MP Mentoren in Meißen statt. Anwesend waren 16 Mentoren und Henriette (als Organisatorin von WMDE). Die Unterbringung und der Workshop fand in der dortigen Evangelischen Akademie statt.
Nachdem am Freitagabend so langsam die Teilnehmer eintrudelten, nach einer mehr oder minder langen Fahrtzeit, und nach einem gemeinsamen Abendessen wurden die Ziele und Erwartungen bei diesem Workshop besprochen. Danach folgte ein Kennenlernen (sofern noch nicht vorher bekannt) und gemütliches Zusammensein.
Die kommenden zwei Tage waren tagsüber voller Programm. Es wurden viele Vorträge zum Thema Mentorenprogramm gehalten und sehr viel diskutiert. Die Themen waren:
- Versionswechsel der Datenbank
- Anpassung der Hilfeseiten an Vector
- Urheberrecht für Neulinge
- Internationale Ansätze von Mentorenprogrammen
- Betreuung fremdsprachiger Mentees: Erfolg oder Misserfolg?
- Priorisierung der Mentee-Übernahme
Das Protokoll ist hier einsehbar.
Am Samstagabend fand ein gemeinsamer Stammtisch der Teilnehmer des Mentorenworkshops mit dem Wikipedia-Stammtisch Dresden in einem Lokal in Meißen statt.
Fazit: Der Workshop war ein voller Erfolg. Die gesteckten Ziele wurden mehr als übertroffen und der Workshop wird das Mentorenprogramm sicher sehr voran bringen. Der Erfolg ist neben der tollen Unterbringung in der Evangelischen Akademie sicher auch der perfekten Organisation und dem Engagement der Vortragenden zu verdanken. Ein großer Dank gilt Wikimedia Deutschland e.V. für die finanzielle und organisatorische Förderung des Workshops und den Organisatoren. Ein ebenso großer Dank gilt allen Teilnehmern, die z.T. eine längere Anreise auf sich genommen haben, denn ohne ihr Engagement wäre der Workshop niemals zu einem solchen Erfolg geworden. Unterstrichen wurde bei dem Workshop immer wieder die Wichtigkeit des Mentorenprogramms, denn die Hürden für Neu-Autoren liegen heute sehr viel höher als noch vor Jahren. -- Codc, 29.11.
Wikipedianer-Manifest gegen missbräuchliche Projektausschlachtung
Die in Popmuseums Kurierbeitrag vom 5. Oktober 2010 bereits thematisierte und in der Medienberichterstattung etwa hier und da aufgegriffene neuere Praxis der Wikipedia-Verwurstung zwecks Selbstbereicherung gibt nicht zuletzt unter uns Wikipedianern Anlass zu nachhaltiger Empörung und scharfer Verurteilung. Allen, die es nicht anderen überlassen wollen, gegen derartige Machenschaften Stellung zu beziehen, soll nun mit der Unterzeichnung eines Wikipedianer-Manifests Gelegenheit zu eigener Distanzierung davon und zu gemeinschaftlichem Vorgehen dagegen geboten werden. In einem Auszug des Entwurfs heißt es:
- Der Weiterverwendung des Wikipedia-Angebots sind außer der Beachtung lizenz- und urheberrechtlicher Bestimmungen keine Beschränkungen auferlegt. Dennoch sind wir Wikipedianer gegenüber den Formen der nachgängigen Nutzung unserer Erzeugnisse keineswegs gleichgültig, da wir uns selbstverständlich nicht zu Handlangern missbräuchlicher Arten der Ausschlachtung dieses gemeinnützigen Projekts machen lassen möchten. Nicht jeder Ungeist, der mit dem Angebot der Wikipedia unverhofft auch gerufen wurde, wird sich problemlos wieder vertreiben lassen. Unheilvollen Auswüchsen aber soll zumindest der Geist dieses Projekts, wie wir ihn verstehen, entgegengesetzt werden. Damit tun wir das uns Mögliche, üble Machenschaften als solche zu kennzeichnen, und schützen uns selbst davor, eventuell mitverantwortlich dafür gemacht zu werden.
Der provisorische Gesamtentwurf liegt hier vor. Um kritische Sichtung, Verbesserungs- und Ergänzungsvorschläge auf der zugehörigen Diskussionsseite wird ausdrücklich gebeten. Je nach Diskussionsbedarf könnte mit der Unterzeichnung des Manifests am Wochenende des zweiten oder dritten Advents begonnen werden: jedenfalls noch rechtzeitig, um deplatzierten weihnachtlichen Bescherungsaccessoires vorbeugen zu helfen. -- Barnos, 23. 11.
Kinder schreiben Wunschlisten, aber was machen Wikipedianer?
Ein Jahr ist wieder wie im Flug vergangen, und die heimelige Zeit der vorgegaukelten Zärtlichkeiten, des Lebkuchenessens, des Plätzchenbackens, des quälenden Geschenkeüberlegens, der Hochblütezeit von Coca Cola und Ramschartikelverkäufern, der durch Schnee eingeschränkten Verkehrssicherheit und des nervigen Gedudels im Radio ist nahe! Bald ist Weihnachten, Advent, und nicht zu vergessen Heiliger Abend, an dem der schon Tage lang hauswändigerseits an einer Lichterkette baumelnde, unermüdlich dümmlich lachende und im Bauchumfang ziemlich beleibte Weihnachtsmann in die gute Stube kommt und viele, viele teure, achso einfallsreiche Geschenke unter den nach modernsten Trends geschmückten Weihnachtsbaum legt.
Auch wenn dieses schöne Fest durch moderne Gewohnheiten immer mehr verkommt, so bleiben doch einige gewisse Traditionen, die Weihnachten so richtig schön machen. Eine davon ist das Wunschzettelschreiben, mit dem Kinder unter anderem ihre Vorfreude auf den Heiligen Abend steigern. Kinder, ja. Aber was macht der Wikipedianer? Darf der keine Wünsche mehr haben? Muss der sich mit den Weihnachtsqualen und den Pralinen- oder Unterwäschegeschenken am 24. 12. zufrieden geben?
Nein, muss er nicht. Dieses Weihnachten kann sich auch der Wikipedianer etwas wünschen, Wünsche anderer erfüllen und nebenbei auch noch seiner Wikipedia dienen. Weihnachten 2006 durch Gardini erfunden und danach nur noch wenig benutzt, soll die Weihnachts-Wunschliste in diesem Jahr wieder ausgiebig und ergiebig genutzt werden. Ab dem 1. Advent, also dem 28. November 2010, kann jedermann auf der Seite Wikipedia:Weihnachten einen Artikelwunsch eintragen und anderer Wikipedianer Wünsche erfüllen. Die Artikel werden dann auf Unterseiten erstellt und am 24. Dezemeber in den Artikelnamensraum verschoben.
An alle Wikipedianer ergeht also der Aufruf, sich selbst und anderen ab demnächst eine weihnachtliche, projektdienliche Freude zu bereiten. Macht mit! Allen schon jetzt eine schöne Advents- und Weihnachtszeit! :) SSS, 22. 11.
Was kostet ein Wikipedia-Artikel?
Laut Preisliste der Fachleute von wikipediaexperts.com [1] kann dort ein Artikel im „Startpaket“ für $295 geordert werden, inklusive der rund fünfstündigen Arbeit die notwendig sei, um ihn zu erstellen. Für $99 im Monat will man die fertigen Artikel außerdem von einem Team beobachten lassen, das sofort interveniere, wenn markenschädigende Inhalte in Bezug auf den Auftraggeber eingefügt werden. Dabei will man einerseits die Richtlinien der Wikipedia einhalten und keine belegten kritischen Informationen unterdrücken. Andererseits verspricht man aber darauf zu achten, dass der Text „nicht schädigend für das Image Ihrer Marke ist“. Falls notwendig, würden die Änderungen rückgängig gemacht. Man darf gespannt sein, wie sich ein solches Qualitätsversprechen mit dem Neutralen Standpunkt der Wikipedia-Projekte vereinbaren oder bei gesperrtem Artikel und Benutzerzugang im Falle eines Edit-Wars realisieren lässt. Beinahe noch spannender ist die Frage, wie es den Autoren des Unternehmens gelingt, die versprochene „Übersetzung in alle Sprachen, die auf Wikipedia angeboten werden“ umzusetzen, denn das sind derzeit immerhin rund 260.
Dass Agenturen und PR-Abteilungen im Kundenauftrag Artikel schreiben und verändern, ist ein mehr oder weniger offenes Geheimnis, die Bandbreite reicht dabei von tumber Manipulation bis zu kaum identifizierbarer, belegter Artikelarbeit. Wikipediaexperts.com ist das erste größere Unterfangen, derartige Dienstleistungen offen und im angeblichen Einklang mit den Wikipediaprinzipien zu vermarkten. Die Website zeigt kein Impressum, angegeben werden Niederlassungen in den USA, Großbritannien, Spanien und Italien. Registriert ist die Domain auf den Exilrussen Alex Konanykhin, der nach geschäftlichen Problemen 1992 in die USA floh. Rückschlüsse auf eine bestehende Infrastruktur in deutschsprachigen Ländern oder in der deutschsprachigen Wikipedia lässt das Internetangebot derzeit nicht zu; die Verwendung von Fachbegriffen aus der englischsprachigen Wikipedia legt nahe, dass die deutschen Texte Übersetzungen des englischen Originals sind. Immerhin hat sich dort auch ein en:User:Eclipsed geoutet, in relevanter Position für die „Experten“ unterwegs zu sein. Der Verein Wikimedia Deutschland weiß nichts über das Unternehmen, ebensowenig wie der Rest der Community. Bis jemand einen investigativen Testauftrag an die „Experten“ stellt oder wir im Artikelnamensraum auf einschlägige Aktivitäten stoßen, werden wir uns also noch etwas gedulden müssen. SB
Citizendium in Not
Das Enzyklopädie-Projekt Citizendium ist in finanzielle Schieflage geraten: Berichten zufolge verfügt das Projekt nur noch um die 1800 US-Dollar, nachdem der Hauptsponsor Tides Center abgesprungen ist. Derzeit werden etwa 700 $ pro Monat für das Hosting ausgegeben (eine Summe, die sich sicherlich reduzieren lässt), was das Projekt in eine akute Notlage versetzt.
Seitens der Wikimedia-Community gibt es Überlegungen dem Konkurrenzprojekt Unterstützung anzubieten. Ein Vorschlag spricht von einem Jahr kostenlosen Hosting, das die Citizendium-Gemeinschaft nutzen soll, um eine Finanzierung des Projektes zu organisieren: Denn bislang gibt es anscheinend noch nicht mal eine Organisation, die Citizendium offiziell betreibt ([2][3]).
Der Fork des Wikipedia-Mitgründers Larry Sanger lehnt sich stärker an den Prinzipien der Nupedia an: Peer-review und Expertenwissen sollen eine durchgehend hohe Qualität garantieren. Insgesamt gibt es knapp 15.000 Artikel, von denen 148 den strengen Review-Prozess durchlaufen haben. Ebenso wie Wikipedia steht Citizendium unter einer freien Lizenz. Bedenken bezüglich einer Hilfe durch die Wikimedia Foundation gibt es jedoch, da das Projekt anders als Wikipedia keinen neutralen, sondern einen Expertenstandpunkt bevorzugt. (CoE, 14.11)
„Man muss nur warten können, das Glück kommt schon.“
Oder: Ist denn schon wieder Herbstwettbewerb?
Paula Modersohn-Becker wartet. Die Teilnehmer am Wartungsbausteinwettbewerb ebenso und dies seit zehn Runden überaus erfolgreich: 2842 Wartungsbausteine konnten bislang entfernt werden, die 3000er-Grenze ist für dieses Mal in greifbare Nähe gerückt. Die Wartungsarbeit geht uns auch nicht aus, keine Sorge, ganz im Gegenteil wachsen die Wartungskategorien weiterhin an. Deshalb geht es auch dieses Mal wieder darum, möglichst viele Artikel durch qualitative Verbesserungen von ihren Wartungsbausteinen zu befreien oder sogar über das erforderliche Maß hinaus zu ergänzen.
Vom 19. November bis zum 5. Dezember geht es also wieder ans Eingemachte. Viele Bausteine harren ihrer Entfernung und wir freuen uns dabei sowohl über Solostarter, für die spezielle Einzelkämpfer-Medaillen geschaffen wurden, als auch über Teams, die gemeinsam in mehr oder weniger großen Gruppen auf Bausteinjagd gehen.
Noch eine weitere Gelegenheit bietet sich dieses Mal für Trophäensammler und -sammlerinnen: Ra'ike, unangefochten an der Spitze der WBW-Weltrangliste übernimmt erstmalig einen der Schiedsrichterposten, wer also mag die goldene Chance nutzen und den Wartungssturm auf die Wartungsspitze wagen? Organisatoren und Schiedsrichter wünschen allen Teilnehmern viel Erfolg und freuen sich über Dich als weiteren Teilnehmer!
Traut euch! Anmeldungen (auch noch nach Beginn des Wettbewerbs) werden dort gerne gesehen. :-) --Leithi 13.11.
Was macht das Outreach Team der Foundation? Teil 2: Wikipedia im universitären Unterricht
In meinem letzten Beitrag hatte ich über das Bookshelf-Projekt berichtet, das sich mit der Erstellung von Schulungs- und Informationsmaterialien zur Wikipedia beschäftigt. Der erste Einsatzbereich für die im Bookshelf-Projekt erstellten Materialien ist die von der Wikimedia Foundation im Sommer dieses Jahres gestartete „Public Policy Initiative“. Public Policy ist ein Begriff aus den Politikwissenschaften und kurz gesagt geht es darum, mit Hilfe von Studenten den Themenbereich Public Policy in der englischsprachigen Wikipedia systematisch zu verbessern (mehr dazu im Outreach Wiki). Doch zunächst zu den Hintergründen…
Wikipedia im universitären Unterricht
Zwischen den Jahren 2001 und 2009 hat die Zahl der Universitätsprojekte in der Wikipedia stetig zugenommen. Allein zwischen 2007 und 2009 verzeichnete die englischsprachige Wikipedia 59 solcher Projekte, bei denen Studenten im Rahmen ihres Kurses Artikel in der Wikipedia verbesserten. Der Vorteil für die Studenten liegt auf der Hand: anstatt eine Hausarbeit abzuliefern, die später in der Schublade des Professors landet, bringen die Studenten ihr Wissen in die Wikipedia ein und machen es damit für ein breites Publikum nutzbar. Sie lernen dabei viel über die Hintergründe der Wissensaufbereitung in der Wikipedia und erwerben gleichzeitig ein gehöriges Maß an Medienkompetenz (etwa: Für welche Zwecke sind Inhalte der Wikipedia nutzbar und für welche nicht?) Auch in der deutschsprachigen Wikipedia haben Projekte dieser Art stattgefunden. Gerade läuft das dritte wiwiwiki-Projekt, bei dem Studenten von der FH Jena an Artikeln aus dem Bereich Wirtschaftswissenschaften arbeiten (koordiniert von Jan Eißfeldt und den Mitarbeitern des Portals Wirtschaft). Viele der auf diese Weise verbesserten Artikel wurden inzwischen als „lesenswert“ ausgezeichnet.
Wikipedia-Botschafter – Hilfestellung für Wikipedia-Einsteiger
Professoren, die die Arbeit an Wikipedia-Artikeln in ihre Kurse einbinden möchten, standen bislang vor dem Problem, dass die Strukturen und Prozesse der Wikipedia mit der Zeit immer komplexer geworden sind. Für Neueinsteiger ist es schwer, sich auf Anhieb in der Wikipedia zurechtzufinden. Das „Wikipedia-Botschafter-Programm“ (engl. Wikipedia Ambassador Program) soll Abhilfe schaffen. Im August dieses Jahres wurde die erste Generation der „Wikipedia Campus Ambassadors“ (dt. Wikipedia-Campus-Botschafter) in einem dreitägigen Training auf ihren Einsatz im Universitätsalltag vorbereitet. Wikipedia Campus Ambassadors sind Freiwillige, die Studenten im persönlichen Kontakt auf dem Universitätscampus bei der Arbeit in der Wikipedia unterstützen. Dazu gehen sie direkt in die entsprechenden Kurse und geben Wikipedia-Präsentationen. Etwa, wenn es darum geht, wie man ein neues Benutzerkonto erstellt oder was hinter Begriffen wie „NPOV“ steckt. Unterstützt werden sie dabei durch „Online Ambassadors“ (vergleichbar mit den Mentoren der deutschsprachigen Wikipedia), die rund um die Uhr online für Fragen zur Verfügung stehen. In der Praxis hat sich diese Form der Hilfestellung bisher als äußerst effektiv erwiesen. Rund 400 Studenten werden zur Zeit im Rahmen der Public Policy Initiative von solchen Wikipedia-Botschaftern unterstützt. Nicco Mele, Dozent an der Harvard University, meint dazu in einem ersten Fazit: „The Ambassadors have proved invaluable. I am tremendously grateful.“
Wie kann ich mich beteiligen?
Bislang ist das Wikipedia-Botschafter-Programm nur in den USA verfügbar. Im laufenden Herbstsemester haben insgesamt 13 Professoren mit 14 Kursen an der Public Policy Initiative teilgenommen. Im kommenden Frühjahrssemester soll die Zahl der Kurse mehr als verdoppelt werden. Gleichzeitig finden Überlegungen statt, wie das Botschafter-Programm auf andere Wikipedia-Sprachversionen ausgeweitet werden kann. Welche Sprachversionen dies sein werden, steht noch nicht fest, auf Wikipedia:Botschafter kann sich aber jeder eintragen, der die Idee unterstützenswert findet. Ziel ist es, einen Überblick darüber zu gewinnen, wieviel Interesse besteht und dann gemeinsam zu überlegen, wie eine Umsetzung der Idee an deutschsprachigen Universitäten aussehen könnte. Jegliches Feedback ist hochwillkommen! (fs 11.11.2010)
Theoriefindung ohne „Keine Theoriefindung“
Daniela Pscheida: Das Wikipedia-Universum. Wie das Internet unsere Wissenskultur verändert. transcript, Bielefeld 2010. (Verlagsinformation)
Die über fünfhundert Seiten dicke Dissertation der Erziehungswissenschaftlerin Daniela Pscheida liest sich gar nicht schlecht. Für eine um Wissenstheorie bemühte Abhandlung ist das nicht selbstverständlich, auch wenn etwas weniger Fremdwörter der Wissenschaftlichkeit keinen Abbruch getan hätten. Die Titelwahl erklärt sich bei dem Satz, der von den „Ausmessungen eines Möglichkeitsraums“ spricht, „der im Zwiegespräch der ‚Gutenberg-Galaxis‘ gleichsam als ‚Wikipedia-Universum‘ erscheint“ (S. 23).
Zunächst überblickt die Autorin Meinungen zur Wissenskultur und Wissensgesellschaft. Auf den Bücherregalen stehen nur Informationen, erst im Kopf wird daraus Wissen, urteilt die Kognitionspsychologie. Die Wissenssoziologie hingegen betont den gesellschaftlichen Einfluss auf den Kopf (S. 30/31). Das Medium habe immer schon das Denken beeinflusst, angefangen vom Alphabet bis zu den frühen „neuen Medien“, die McLuhan die „elektronischen“ genannt hat, wie der Telegraf, das Kino und das Fernsehen (S. 44–49). Doch nie zuvor, so die Autorin, habe die breite Masse einen potentiell gleichberechtigten Medienzugang gehabt wie nun durch das Internet. Gleiches gelte für die potentiell gleichberechtigte Möglichkeit, eigene Wissensinhalte zu verbreiten (S. 328).
Hier mag man einhaken, dass man das Gestern und Heute auch etwas nuancierter gegenüberstellen kann. In der vordigitalen Welt gab es durchaus viele (kleine) Publikationsorgane, in denen ein unbekannter Schreibender beginnen konnte; und heutzutage lässt sich zwar im Handumdrehen etwas im Internet veröffentlichen, doch ist die Reichweite meist recht begrenzt.
Gelungene Beschreibung
In einer Art Einzelfallstudie, durch die sie das größere Gedankengebäude mitsamt einer „Phänomenologie der Digitalisierung“ (S. 414) untermauern möchte, hat die Autorin sich die Wikipedia vorgenommen. Der deskriptive Teil ist durchaus gelungen und stellt außer einem Forschungsüberblick die Geschichte und Organisation der Wikimedia-Bewegung knapp vor; dazu kommen Beschreibungen von „Rollenmustern“ und „Handlungspraxen“ (S. 331–411).
Wohltuend ist die Unaufgeregtheit, mit der die Autorin die Löschpraxis beschreibt. Dass „verärgerte und enttäuschte Nutzer“ Vorwürfe gegen die ausführenden Administratoren äußern, wird zwar erwähnt (S. 362). Die Autorin hatte aber zuvor schon Joseph Reagle zitiert, demzufolge Führung in der Wikipedia kein garantierter formaler Status ist und Fehlgriffe schnell zum Vertrauensverlust in der Community führen können (S. 341).
„Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie …“
Nach vielen nützlichen Beobachtungen hält die Autorin sich bei der Interpretation lange beim Willkommenstext der Wikipedia-Hauptseite auf: „Wikipedia ist ein Projekt zum Aufbau einer Enzyklopädie aus freien Inhalten in allen Sprachen der Welt. Jeder kann mit seinem Wissen beitragen.“ Ob aber diese – nicht zuletzt mit werbenden Absichten geschriebenen – zwei Sätze tatsächlich als verbindliches Selbstverständnis der Wikipedia herhalten können, und verdienen sie gleich eine zehnseitige Analyse (S. 390–399)?
Man wird gern die Bemerkung unterschreiben, dass der Anspruch „in allen Sprachen“ allein schon an der mangelnden Schriftlichkeit vieler Sprachen scheitern dürfte (S. 395). Es stimmt auch, dass der Begriff „Freie Inhalte“ in der Öffentlichkeitsarbeit missverständlich ist. Umso angemessener wäre es daher gewesen, auf das ungemein wichtige Thema des Freien Wissens im Zusammenhang mit der Wikipedia detailliert einzugehen (kurze Erklärung in einer Fußnote, S. 394/395).
Doch der entsprechende Abschnitt über „Open Source“ (S. 309–311) ist bescheiden und allgemein gehalten. Die Präsentation der GFDL und der „Creative Commons“ wirkt sehr holprig. Anscheinend fehlt im gesamten Buch die eigentliche (und im Zusammenhang einzig richtige) Bezeichnung der gemeinten Lizenz, CC-BY-SA. Mangels Register lässt sich dies allerdings schwer nachprüfen.
Wikipedia keine Enzyklopädie
Alsbald trumpft die Autorin mit ihrer Hauptthese auf: Die Wikipedia ist gar keine Enzyklopädie. So wird endlich auch klar, warum die Autorin wiederholt von der „sogenannten Online-Enzyklopädie“ gesprochen hat (S. 11, 22, 321). Die Wikipedia verkenne ihre eigene Identität: Einerseits sehe sie sich in der Tradition der Enzyklopädien, andererseits sprenge sie die Grenzen, indem sie neue Themen aufnehme, beispielsweise das Zeitgeschehen (S. 399, S. 442–445):
„Vielmehr steht die Wikipedia für eine veränderte Sichtweise auf den Enzyklopädiebegriff im Sinne einer medienkulturellen Neuauffüllung des dazugehörigen Gattungsverständnisses. Ein Festhalten am bisherigen Mediengattungsbegriff Enzyklopädie ist daher strukturell nicht möglich.“ (S. 445.)
Vielmehr sei die Wikipedia eine Datenbank, wie die Autorin aus dem Wikipedia-Artikel „Enzyklopädie“ zitiert (was sie als Zeichen für eine langsam dämmernde „Reflexion veränderten Gattungsverständnisses“ unter Wikipedianern wertet, S. 446). Überhaupt wird ihrer Meinung nach in den Wissenschaften das „Wahrheitsmodell“ vom „Konsensmodell“ abgelöst (S. 468).
Durch die Wikipedia Theorien etablieren?
Ob die Wikipedia nun eine Enzyklopädie ist oder nicht, was überhaupt eine Enzyklopädie ist – darüber mag man diskutieren. Bei der Vielfalt der traditionellen Enzyklopädien ist die Schlussfolgerung der Autorin keineswegs zwingend. Völlig indiskutabel ist hingegen eine Aussage gerade noch auf der vorletzten Seite. Der Autorin zufolge
„wird die Wikipedia zudem immer häufiger zur Plattform der Kommunikation und Zirkulation wissenschaftlicher Ideen und Ansätze jenseits der […] klassischen Wege der Fachpublikationen und des Peer Review […]. Wikipedia bietet hier eine gute Möglichkeit, das eigene wissenschaftliche Tun, die eigene Methode oder Theorie gezielt zu lancieren, zu forcieren und zu etablieren.“ (S. 468.)
Theorie-Etablierung dank Wikipedia? Wenn die Autorin nicht etwa zum eklatanten Missbrauch der Online-Enzyklopädie aufrufen möchte, hat sie etwas gründlich falsch verstanden. Dieser Fehler wäre ihr wohl nicht unterlaufen, wenn sie nicht die Seite „Keine Theoriefindung“, keine eigene Forschung, übersehen hätte und wenn sie sich mit dem Thema „Belegen“ beschäftigt hätte. (Es erscheint nur kurz das Wort „Theorieentwicklung“, S. 369, als Teil der Seite „Wikipedia:Was Wikipedia nicht ist“; im Quellenverzeichnis fehlt „Wikipedia:Keine Theoriefindung“.)
Warum das Quellen- und Literaturverzeichnis zusätzlich in einen allgemeinen und einen Wikipedia-bezogenen Teil zerfällt, erschließt sich dem Rezensenten nicht. Das Werk von Fiebig 2005 war seinerzeit eine nützliche Kompilation von Wikipedia-Seiten, sollte aber nicht mehr als Zitiervorlage dienen.
„Das Wikipedia-Universum“ liefert dem Nichtwikipedianer eine im großen und ganzen annehmbare Übersicht über die Wikipedia, dem Wikipedianer einige interessante Beobachtungen und allen Lesern Grundlage und Anreiz für weitere Reflexionen über die Wissenskultur des Internetzeitalters. Von Wert ist nicht zuletzt der Forschungsüberblick in deutscher Sprache. Z. 5.11.2010
Hohe Wogen und tiefe Täler im Lösch-Logbuch
Eine kürzlich durchgeführte Auswertung des Löschlogs von 2008 bis 2010 brachte zu Tage: Das Löschgeschehen in der Wikipedia kennt Höhen und Tiefen. War die Anzahl der Löschungen im Artikelnamensraum 2008 noch weitgehend konstant, bringt eine Massenlöschung im März 2009 einen erkennbaren plötzlichen Anstieg. Ab September 2009 gab es dann über Monate hinweg deutlich mehr Löschungen als zuvor und seit Juni dieses Jahres erreicht die Zahl der Löschungen ein ungeahnt tiefes Niveau. Ebenso wurde untersucht, zu welcher Tageszeit besonders gern und viel gelöscht wird. Dabei lässt sich erkennen, dass der im Januar erkannte Verlauf der Löschungen über den Tag sich seitdem ebenfalls verändert hat.
Ein Vergleich mit der Entwicklung der täglich dazukommenden und behaltenen Artikel lässt weitere Schlüsse zu – denn deren Zahl ist seit langem etwa konstant, wie auf einer der Wikipedia-Statistikseiten zu erkennen. Liegen den unterschiedlichen Anzahlen der Löschungen also Schwankungen an Artikeleinstellungen zu Grunde? Wird mehr durchgelassen, wenn insgesamt weniger eingestellt wird? Doch könnte man auch zum Schluss kommen, dass vor allem die Zahl von Vandalismus und Werbung so stark schwankt, dass sie diese Entwicklungen verursacht. Ist die Wikipedia also seit diesem Sommer für Werbetreibende nicht mehr attraktiv und wandern die Vandalen aus?
Einzelheiten zur Untersuchung und wie die Zahlen zustande kamen können auf dieser Seite nachgelesen werden. Vorschläge, Anregungen und Mitwirkung sind auch dort willkommen. (D-k, 3. Nov.) [redaktionelle Änderungen dieses Beitrags sind erlaubt ;)]
Springer, Dame, König – wie zuverlässig ist Wiki-Watch?
Wie Internetkritik aussieht, wenn sie ohne leicht bekleidete Ministergattinnenoberkörper auskommen muss, zeigte dieser Tage Welt kompakt aus dem Verlagshaus Axel Springer. „Wiki-Watch will die Arbeit der Online-Enzyklopädie Wikipedia transparenter machen“ schrieb Autorin Miriam Hollstein in ihrem Artikel Undurchschaubare Wissensmacht, der ungekürzt und mit hanebüchenem Unsinn angereichert unter dem Titel Wikipedias unübersichtliche Wissensmacht bereits seit Sonntag bei Welt Online vorliegt. Schon der Einleitungssatz macht klar, worum es geht: „die Wächter des Wissens“, die sich „‚Brummfuß‘, ‚Leithian‘ oder ‚DerHexer‘“ nennen. Auch wenn sie es nicht explizit sagt, so scheint die Autorin mit den Wächtern des Wissens die Administratoren der deutschsprachigen Wikipedia zu meinen. Dabei übersieht die Dame, dass Brummfuß bereits seit 2008 gesperrt ist und – ebenso wie der eventuell gemeinte Brummfuss – nie Administrator in der deutschsprachigen Wikipedia war. Vielmehr gehört letzterer zwei Autoren-Clubs an, die sich, wie es der Soziologe Dr. Thomas König kürzlich bei einer wissenschaftlichen Fachtagung beschrieb, als Gegenpole zu Adminschaft und dem Verein Wikimedia Deutschland sehen. (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können, nun hofft Brummfuss auf Cyron-Man.)
So schwach der Anfang war, so schwach geht es selbst im gekürzten Artikel weiter. Die Forscher stellten angeblich eine „Liste mit naheliegenden Fragen […] vorab in ein Wikipedia-Forum mit der Bitte um Verbesserungsvorschläge [und] ernteten [stattdessen] einen Sturm der Kritik“. Dass Kritik durchaus auch positiv sein kann, übersieht die Autorin genauso wie das Faktum, dass nur ein Link zu den Fragen in das angebliche Forum namens Administratoren-Notizen gestellt wurde. Dass nur knapp 24 Stunden zur Einbringung von Verbesserungsvorschlägen vorgesehen waren, verschweigt sie gänzlich. Und wenn sie dann schreibt, dass „56 von insgesamt 281 Administratoren [bereit] waren […] an der Umfrage teilzunehmen“, flunkert sie gleich doppelt. Wikipedia-Admin 32X dazu gegenüber unserer Zeitung: „Wie die Wiki-Watcher selbst schreiben, haben sie überhaupt nur bei 261 Administratoren nachgefragt. Berücksichtigt wurden auch nur diejenigen Administratoren, die innerhalb der künstlich knapp gehaltenen Umfragezeit vom 8. bis 13. Oktober geantwortet haben. Wer danach noch an der Umfrage teilnahm, wurde nicht mehr berücksichtigt.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)
Warum das „nicht repräsentative Ergebnis“ Aufschlüsse über den „typische[n] Wikipedia-Administrator“ geben kann, wird dem Leser nicht mitgeteilt. Gänzlich falsch liegt die Autorin, wenn sie schreibt, dass ein Admin-Bewerber „eine Zweidrittel-Mehrheit der bisherigen Administratoren [benötigt] und zuvor "konstruktiv" bei Wikipedia mitgearbeitet haben [muss].“ Wikipedia-Admin 32X wieder: „Ich weiß zwar nicht, ob sie als Vandalismus bezeichnete destruktive Tätigkeiten meint, wenn sie das Wort konstruktiv in Anführungszeichen setzt, jedoch kann ich sagen, dass der erste Teil der Aussage falsch ist. Jeder allgemein stimmberechtigte Benutzer darf an Adminwahlen teilnehmen. Selbst wenn alle stimmberechtigten Administratoren für einen Kandidaten stimmen würden, könnten sie sich nicht gegen die gleiche Anzahl an stimmberechtigten Nichtadministratoren durchsetzen.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)
Im Print-Artikel wurden unter anderem Passagen gekürzt, die sich mit dem Persönlichkeitsrecht befassen und mit einem Video-Link „Wikileaks enthüllt Misshandlungen im Irak-Krieg“ versehen sind. Zur Aussage „immer wieder müssen etwa Autoren feststellen, dass in Einträgen zu ihrer Person Falschinformationen auftauchen, die offenbar gezielt zum Zweck politischer oder persönlicher Diskreditierung verbreitet werden“ äußert sich Wikipedia-Admin 32X gegenüber unserer Zeitung: „Dem stimme ich ohne Einschränkung zu, wenn auch die Formulierung immer wieder suggeriert, dass die Zahl weitaus höher sei als sie in Wirklichkeit ist.“ Der Aussage „als der Linken-Bundestagsabgeordnete Lutz Heilmann wegen unbequemer Details in seiner Wikipedia-Biografie die Plattform per einstweiliger Verfügung sperren ließ, wurde die Sperrung nicht nur von einem Gericht zurückgenommen“ widersprach genannter Wikipedia-Admin jedoch vehement: „Ich habe das ganze damals mitverfolgt und ein wenig zurückrecherchiert. Zuerst einmal hat Heilmann mitnichten seine Biographie sperren lassen, sondern die Suchseite http://wikipedia.de/, die kein Bestandteil der Wikipedia ist. Desweiteren wurde die Sperrung nicht von einem Gericht zurückgenommen, sondern die einstweilige Verfügung nach Änderung der bemängelten Passagen im Biographie-Artikel aufgehoben. Und drittens kamen die Falschbehauptungen, gegen die sich Heilmann zu wehren versuchte (unter anderem Aufhebung seiner Immunität durch den Deutschen Bundestag) ursprünglich von der Bild-‚Zeitung‘, die ebenfalls bei Springer verlegt wird. Diese Falschinformationen wurden mehrfach getilgt, jedoch von einem Autor, der seitdem nicht mehr in der Wikipedia tätig war, mehrmals wieder eingefügt.“ (Das hätte man mit kurzer journalistischer Recherche feststellen können.)
Fazit: Wenn ein Artikel über die Internetplattform Wiki-Watch, die angeblich die Wikipedia und ihre inneren Strukturen transparenter machen möchte, derart fehlerhaft ist, und sich Wiki-Watch damit in seinem Pressespiegel schmückt, dann sollte man von Wiki-Watch lieber Abstand nehmen. Vermutlich weist dieser Artikel jedoch genau die journalistische Qualität auf, die der Vorstandsvorsitzende der Axel Springer AG, Mathias Döpfner, meint, wenn er um die Einführung einer „Verlags-GEZ“ mit dem Schlagwort Qualitätsjournalismus argumentiert. (Für den Kurier: Xaver X. Dreißig, 2. Nov.)
ARD-Aktuell und das Urheberrecht
Offenbar ist es für ARD-aktuell schwer einzuordnen, wie mit Inhalten aus der Wikipedia umzugehen ist. In der Tagesthemensendung vom 13. November 2010 wurde für die Anmoderation eines Beitrags über den APEC-Gipfel eine Grafik aus der Wikipedia bzw. der Wikimedia Commons verwendet. Auf eine Anfrage bei ARD-Aktuell antwortete der 2. Chefredakteur Thomas Hinrichs, dass man versäumt habe, die Lizenzbestimmungen abzuklären. Er bat um Verständnis, da dies im Regelfall nicht versäumt werde.
Ob ein solcher Vorgang bei einer anderen Quelle ähnlich verlaufen wäre, ist der Phantasie des einzelnen Lesers überlassen. La 27. Nov. 2010
- Kommentar: Da diese „Grafik“ (in der Tat handelt es sich um eine Weltkarte) keinerlei Schöpfungshöhe aufweist, gibt es auch keine Lizenzbedingungen, an die man sich halten müsste. Die Verwendung durch ARD-aktuell war deshalb rechtlich völlig in Ordnung. Chaddy 27. Nov. 2010
- Viel verwunderlicher ist eigentlich, dass die Beringstraße nach Ansicht der tagesthemen über tausend Kilometer breit sein soll. --alexrk 15:10, 28. Nov. 2010 (CET)
Für die Freunde des Fundraisers
Der Fundraiser macht Schule. Nicht nur 4chan springt auf den Spendenzug auf, es gibt jetzt auch ein Plugin-in für den Google-Chrome-Browser, um auch andere Seiten mit dem bewährten Hinweis zu erweitern ano 27. Nov. 2010.
Und das Magazin Titanic kupfert ab.MN, 3. Dez. 2020
Wikiminiconferentie in Utrecht
Am 20. November 2010 nahm die Wikimedia Nederland ihre Tradition der Wikiconferenties auf, diesmal in etwas bescheidenerem Format. Vor allem ging es um die Preisverleihung des Wettbewerbs Wiki loves monuments. (Mehr auf Englisch). Z.22. Nov. 2010
Wikipedia macht’s möglich: Nach 140 Jahren wieder vereint, eine kleine deutsch-französische Geschichte
Der Bildhauer Niclas Gerhaert van Leyden fertigte 1464 ein Portal für die Neue Kanzlei in Straßburg, bestehend aus dem Stadtwappen, einer Madonna im Tabernakel, zwei Engeln, sowie einem Paar von Prophet und Sibylle. Letztere schauten aus zwei fensterförmigen Nischen einander zu. Der Volksmund erkannte bald in der lebendigen Darstellung – der bärtige Alte schien der kokett blickenden Schönheit lüsterne Blicke zuzuwerfen – den damaligen Stadtvogt Jakob von Lichtenberg und seine Geliebte, die bürgerliche Bärbel von Ottenheim. Während der Französischen Revolution wurden die Kanzlei zerstört und die Skulpturen in die städtische Bibliothek verbracht. Diese brannte im Deutsch-Französischen Krieg 1870 nach preußischem Artilleriebeschuss ab, die Büsten galten als verschollen.
Sie tauchten erst Jahrzehnte später an verschiedenen Orten in Deutschland wieder auf. Während der Prophetenkopf 1915 an das Straßburger Museum zurückgegeben wurde, wurde die Sibylle 1935 vom Frankfurter Städel angekauft und befindet sich heute im Liebieghaus. Somit werden die leicht ramponierten Originale weit voneinander entfernt in Strasbourg bzw. Frankfurt ausgestellt. Durch grenzüberschreitende Kooperation mehrerer Wikipedianer haben zumindest in der Wikipedia der bärtige Prophet und die Sibylle seit gestern wieder zusammengefunden. Vielleicht sollte man öfter darauf hinarbeiten, zusammengehörige, aber getrennt ausgestellte Kunstwerke hier durch Bilder und Artikel wieder zusammenzuführen: Elgin Marbles, Pergamon-Altar oder die Grabtafeln des Exekias, es gibt sicher viele weitere Fälle. H-m 22:53, 18. Nov. 2010
Fünf Jahre Abwechslung
Vor fünf Jahren war es soweit. Eines der beliebtesten Projekte der Wikipedia, das Überraschungsbild des Tages, erblickte Dank der Initiative von Bdk und Baumanns am 18. November 2005 das Licht der Wikipedia-Welt. Inzwischen haben sich viele andere Benutzer um das Projekt verdient gemacht. Gedankt sei hier außerdem JuTa, Niteshift, Iwoelbern, Pandarine, Stefanuccio, NatiSythen, Joergens.mi und einigen anderen für die tägliche Aktualisierung. Viel wichtiger waren aber diejenigen, die dieses Projekt mit Inhalten gefüllt haben. Ungezählte Fotografen haben das Projekt bisher mit 1814 Fotos gefüttert. Ein Blick ins Archiv zeigt die gesamte Vielfalt der bisher gezeigten Bilder. Ll 08:47, 18. Nov. 2010 (CET)
Fundraiser 2010 hat begonnen!
Liebe Freunde des Freien Wissens,
nun ist sie angelaufen, die Spendenkampagne 2010 / 2011! Seit letztem Freitag sind auf allen Wikimedia-Projekten die Spendenbanner geschaltet. Voraussichtlich bis zum zehnten Geburtstag am 15. Januar wird die Kampagne dieses Jahr laufen. Und die ersten Zahlen deuten schon eine gute Richtung: sehr viel mehr Menschen als zunächst von uns erwartet, sind bereit, Wikipedia und Freies Wissen finanziell zu unterstützen.
Auf einige sehr wichtige Veränderungen möchte ich euch hinweisen. 1. Die Landingpage für Spender aus Deutschland wird nicht mehr wie früher von der Wikimedia Foundation, sondern von Wikimedia Deutschland verwaltet. Dies gab uns die Möglichkeit, eine umfassendere Kampagnenwebseite als in der Vergangenheit zu gestalten, die zielgerichtet deutsche Spender anspricht. Dadurch ist es uns auch möglich, diese Spender zu binden und langfristig für Freies Wissen zu begeistern. Die Kampagnenwebseite könnt ihr euch hier anschauen 2. Die Herbstkampagne beginnt dieses Jahr sogleich mit dem Jimmy-Wales-Aufruf. Der Aufruf ist mit großem Abstand das erfolgreichste Banner, weshalb wir mit dem größten Zugpferd beginnen. Dieser Aufruf wird im Laufe der Kampagne durch eine eigens von uns konzipierte Geschichte ergänzt. Ihr könnt gespannt sein. Wir sind es auf jedem Fall.
Auch bei der Spendenkampagne gilt: Bitte mitmachen! Alle Informationen und die Möglichkeit, sich aktiv zu beteiligen, sind ausführlich hier beschrieben
Für Fragen stehe ich Euch natürlich jederzeit zur Verfügung. Till Mletzko (WMDE) 18:36, 16. Nov. 2010 (CET)
Fundraiser 2010
Liebe Community,
der Fundraiser steht vor der Tür: Ab morgen wird – anders als in den vorherigen Jahren – der Jimmy-Wales-Brief schon zu Beginn der Fundraising-Kampagne live geschaltet. Dieses Schreiben wird für den größten Teil der Kampagne online sein, was heißt, dass er von essentieller Bedeutung für das Erreichen der Spendenziele von WMF und WMDE ist. Für die Übersetzung des Briefes sind wir auf eure Hilfe angewiesen. Bitte besucht diese Seite und helft mit. Vielen Dank. Till Mletzko (WMDE) 14:03, 11. Nov. 2010 (CET)
Wissensnetz für die Wikipedia
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Andere digitale Lexika haben es bereits – ein Wissensnetz, das die Beziehungen zwischen den Artikeln anzeigt. Jetzt gibt es ein solches Wissensnetz unter de.inforapid.org auch für die deutschsprachige Wikipedia. Es handelt sich dabei um ein nichtkommerzielles Projekt, das die Leistungsfähigkeit des InfoRapid KnowledgeMap-Servers aufzeigen soll. Inforapid 10.11. PS. Die Ergebnisse sind aber eher suboptimal. Bei der Suche nach HAL 9000 erscheint Die unglaubliche Reise in einem verrückten Raumschiff auf Platz drei, 2001: Odyssee im Weltraum ist aber nirgends zu finden. (Oder wird von anderen Suchbegriffen verdeckt). So groß scheint die Leistungsfähigkeit des InfoRapid KnowledgeMap-Servers noch nicht zu sein. HAL 10.11. PPS: Bei Nichtgefallen lässt sich auch weiterhin auf www.wikimindmap.org zurückgreifen, dann klappt’s auch mit dem Nachbarn bzw. der Suche nach HAL 9000. --JD {æ} 10.11. Die Wikimindmap mit dem KnowledgeMap-Server zu vergleichen ist so, als würde man Äpfel mit Birnen vergleichen. Während Wikimindmap nur das Inhaltsverzeichnis und die markierten Hyperlinks aus der Wikipedia extrahiert und als MindMap darstellt, analysiert der KnowledgeMap-Server wirklich alle Dokumente und vergleicht sie inhaltlich miteinander. Dazu benötigt er weder Hyperlinks noch greift er auf ein Inhaltsverzeichnis zurück. Bei HAL 9000 klappt dies nur "suboptimal", da der KnowledgeMap-Server Worte, die aus 3 und weniger Zeichen bestehen und alle Zahlen als Stopwörter behandelt und beim Vergleichen der Dokumente ignoriert. Bei allen anderen Artikeln klappt es prima. Inforapid 10.11. Ich habe den Algorithmus nochmals komplett überarbeitet, es sollte jetzt wie gewünscht funktionieren. Inforapid 19.11. Seit heute ist das Wissensnetz für die englische Wikipedia online. Es kann über die URL http://en.inforapid.org aufgerufen werden. Inforapid 21.11.
Wikipedia-Academy, die Vierte
Am 19. und 20. November wird in Frankfurt am Main zum vierten Mal die Wikipedia-Academy stattfinden. Thematischer Hauptschwerpunkt ist in Anlehnung an das „Wissenschaftsjahr 2010 – Die Zukunft der Energie“ Energie und Energieforschung. Mit dieser Veranstaltung soll eine Verknüpfung zwischen der akademischen Welt und der Wikipedia direkt über die an der Universität Lehrenden und Forschenden stattfinden. Dabei treffen aber nicht nur derartige Vertrauensdozenten und Wikipedianer zusammen, die zeitliche Planung sieht auch verschiedene Veranstaltungen wie Vorträge, Workshops und Diskussionen vor. Am Freitagabend wird darüber hinaus ab 18:00 Uhr die Zedlermedaille verliehen. Die Teilnahme ist kostenlos, um eine Anmeldung auf http://wikimedia.de/academy oder per E-Mail an academywikimedia.de wird bis zum 12. November gebeten. 9.11., DH
Kackbalken entkackt
Und zwar, dass der Kackbalken seit heute um 4:11 Uhr nun himmelblau aussieht. Der Grund ist hier zu finden, ausgelöst durch den Bug 25145. Die Änderung betrifft nur die Vector-Skin, die Monobook-Skin bleibt unberührt. Der Name Kackbalken dürfte nunmehr weniger zutreffen, ein neuer Name muss gefunden werden. Erleuchtung des Himmels wäre eine Möglichkeit, Das Blaue von der Diskussionsseite eine andre. Gesucht werden nun originelle Begriffe, die Wikipedianer sollten ihrer Fantasie freien Lauf lassen. Ein Stück vulgären und ordinären Treibens ist somit weggeblasen. SSS, 07.11.
1. Schreibwettbewerb der Jungwikipedianer
„An die Tastaturen, fertig, los!“ heißt es bei den Jungwikipedianern, denn heute hat der erste Schreibwettbewerb der Jungwikipedianer begonnen. Mitschreiben kann jeder Jungwikipedianer, das heißt, alle unter 18 sind dabei. Vom 4. November bis zum 12. Dezember 2010 findet die Schreib- und Nominierungsphase statt, darauf folgt die Abstimmungszeit, die am 22. Dezember 2010 endet. Es kann jeder mit abstimmen, der allgemeine Stimmberechtigung hat. Weitere Informationen gibt es auf der Wettbewerbsseite. ALO am 4. November 2010
Wikimedia Deutschland im Anonymspendenglück
Die Ehrenamtlichen der deutschsprachigen Wikipedia können stolz sein: Wohl vor allem durch die Reputation ihrer Freizeitarbeit ist es Wikimedia Deutschland gelungen, heute eine anonyme Spende von €100.000 an Land zu ziehen. Man darf gespannt sein, wieviel davon ins Community-Budget zurückfliessen wird und wer die glücklichen Nutzniesser sein werden. Bei etwa 1000 ständigen Communitymitgliedern wären das übrigens €100 pro Nase durch nur eine einzige Spende. Bei der österreichischen Zivilgesellschaftsinitiative Respekt.net sind solche anonymen Spenden übrigens ausgeschlossen: „Damit wolle man die Unabhängigkeit gewährleisten und Geldwäsche-Aktionen vermeiden.“ In Felix Austria soll auch die Aussentemperatur durchschnittlich höher liegen. Die Welt is halt u'gerecht. f., 2.11. ähem, ich verrate nicht zu viel wenn ich sage, dass der "anonyme Spender" ein gewisser Max Mustermann aus Bremen ist. Dieser beteiligt sich häufiger an solchen Aktionen, so hört man.--Pavel Richter (WMDE) 15:27, 2. Nov. 2010 (CET)