YAK-Service-Flug 9633
YAK-Service-Flug 9633 | |
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Die verunglückte Maschine (RA-42434) im Jahr 2006 | |
Unfall-Zusammenfassung | |
Unfallart | Abkommen von der Startbahn[1][2][3] |
Ort | Tunoschna bei Jaroslawl, Russland |
Datum | 7. September 2011 |
Todesopfer | 44 |
Überlebende | 1 |
Verletzte | 1 |
Luftfahrzeug | |
Luftfahrzeugtyp | Jakowlew Jak-42D |
Betreiber | YAK Service (Як-Сервис)[4] |
Kennzeichen | RA-42434 |
Abflughafen | Tunoschna, Russland |
Zielflughafen | Minsk, Belarus |
Passagiere | 37 |
Besatzung | 8 |
Listen von Luftfahrt-Zwischenfällen |
Der YAK-Service-Flug 9633 war ein Charterflug, auf dem am 7. September 2011 eine Jakowlew Jak-42D (Luftfahrzeugkennzeichen RA-42434) beim Start vom Flughafen Tunoschna bei Jaroslawl in Russland verunglückte.[5] Besondere Aufmerksamkeit erregte der Unfall, weil nahezu die gesamte Mannschaft des Eishockeyclubs Lokomotive Jaroslawl ums Leben kam.
Unfall und Ursache
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Unfall ereignete sich gegen 16:05 Uhr Ortszeit beim Start vom Flughafen Tunoschna bei Jaroslawl.[6] Die Jakowlew Jak-42D der Fluggesellschaft YAK Service (russisch Як-Сервис) rollte beim Start über das Ende der Startbahn hinaus und hob erst vom dahinterliegenden Kiesstreifen ab. Danach gewann das Flugzeug nach Augenzeugenberichten kaum an Höhe und kollidierte mit einer Antenne, worauf es zerbrach und unweit der Mündung der Tunoschonka in einen Seitenarm der Wolga stürzte.[4][7]
Der Unfall wurde durch Pilotenfehler verursacht.[1][2][3] Einer der Piloten betätigte unbeabsichtigt und unerkannt die Bremsen während des Startlaufs. Weiterhin hatte der Copilot Medikamente im Blut, die das Reaktionsvermögen und die Flugtauglichkeit beeinträchtigen.
An Bord befanden sich 45 Personen: 37 Mitglieder der Eishockeymannschaft Lokomotive Jaroslawl und 8 Besatzungsmitglieder.[6] 43 Personen wurden bei dem Unfall unmittelbar getötet, 2 überlebten zunächst schwer verletzt: der Stürmer Alexander Galimow[4] und der Flugzeugmechaniker Alexander Sisow.[8] Fünf Tage nach dem Absturz erlag auch Alexander Galimow seinen Verletzungen.[9]
Die Eishockeymannschaft war auf dem Weg in die belarussische Hauptstadt Minsk, wo ihr erstes Meisterschaftsspiel der Saison 2011/12 gegen den HK Dinamo Minsk hätte stattfinden sollen.
Auswirkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- In Russland wurde der Flugbetrieb mit baugleichen Maschinen zum Zweck einer einmaligen Überprüfung bis auf weiteres eingestellt.[10]
- Der russische Präsident Medwedew forderte nach dem Absturz eine radikale Reform der russischen Zivilluftfahrt mit dem Ziel, die Sicherheit zu verbessern.[7]
- Der Unfall ereignete sich am Tag des Auftakts der Saison 2011/12 der Kontinentalen Hockey-Liga. Die traditionelle Auftaktpartie um den Kubok Otkrytija zwischen dem amtierenden Gagarin-Pokal-Sieger Salawat Julajew Ufa und dem Vizemeister Atlant Mytischtschi wurde nach Bekanntwerden des Absturzes durch die Offiziellen nach 12:13 gespielten Minuten im ersten Drittel beim Stand von 1:0 für Ufa zunächst unter- und dann abgebrochen.[11]
- Die Ligenleitung der Kontinentalen Hockey-Liga (KHL) gab am Tag nach dem Unfall zunächst bekannt, dass der Spielbetrieb bis auf weiteres eingestellt werde. Der Saisonauftakt wurde somit auf unbestimmte Zeit verschoben.[12] Wenig später wurde der Saisonbeginn auf den 12. September terminiert.[13]
- Obgleich der Verein Lokomotive Jaroslawl fast sein komplettes Team bei dem Absturz verlor, kündigte der KHL-Präsident Wjatscheslaw Fetissow am 8. September an, dass bereits am 11. September die Mitglieder des neuen Kaders vorgestellt würden. Damit wäre auch die zugesagte Teilnahme an der am 12. September beginnenden KHL-Saison verbunden gewesen.[14] Drei Tage nach dem Unfall verkündete Teampräsident Juri Jakowlew, dass Lokomotive Jaroslawl auf Leihspieler verzichtet und in der KHL-Saison 2011/12 vom Spielbetrieb aussetzt.[15] Jedoch soll die neu formierte Mannschaft ab Dezember 2011 zum Neuaufbau in der zweitklassigen Wysschaja Hockey-Liga antreten und für deren Play-offs automatisch gesetzt sein.[16]
- Der Kubok Otkrytija (Eröffnungspokal), an dessen Austragungstag der Unfall geschah, wurde in Lokomotive-Pokal umbenannt.[17]
Passagierliste
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Laut Medienberichten waren folgende Personen an Bord:[18][19][20]
Spieler
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Trainer- und Betreuerstab
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name | Alter | Nationalität | Position |
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Juri Bachwalow | 47 | Russland | Videoanalyst |
Alexander Beljajew | 48 | Russland | Physiotherapeut Zeugwart |
Alexander Karpowzew | 41 | Russland | Assistenztrainer |
Igor Koroljow | 41 | Russland | Assistenztrainer |
Mikalaj Krywanossau | 31 | Belarus | Fitnesstrainer |
Jewgeni Kunnow | 32 | Russland | Physiotherapeut |
Wjatscheslaw Kusnezow | 27 | Russland | Physiotherapeut |
Brad McCrimmon | 52 | Kanada | Cheftrainer |
Wladimir Piskunow | 52 | Russland | Offizieller |
Jewgeni Sidorow | 43 | Russland | Taktikanalyst |
Andrei Simin | 49 | Russland | Arzt |
Besatzung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Name | Position |
---|---|
Wladimir Matjuschkin | Flugingenieur |
Nadeschda Maxumowa | Flugbegleiterin |
Jelena Sarmatowa | Flugbegleiterin |
Jelena Schalina | Flugbegleiterin |
Igor Schewelow | Kopilot |
Sergei Schurawljow | Flugbegleiter |
Alexander Sisow | Flugzeugmechaniker |
Andrei Solomenzew | Flugkapitän |
Verfilmung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Jahr 2012 wurde der Unfall als neunte Folge der 12. Staffel als Lokomotiv Hockey Team Disaster auf Englisch und als Katastrophe in Russland auf Deutsch bei der kanadischen Fernsehserie Mayday – Alarm im Cockpit nachgestellt.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Flugunfälle, bei denen ganze Sportteams betroffen waren, waren unter anderem:
- Flugzeugabsturz von Superga (1949)
- British-European-Airways-Flug 609 (1958)
- Sabena-Flug 548 (1961)
- Fuerza-Aérea-Uruguaya-Flug 571 (1972)
- Flugzeugkollision von Dniprodserschynsk (1979)
- Flugunfall der DHC-5 Buffalo AF-319 der sambischen Luftstreitkräfte (1993)
- LaMia-Flug 2933 (2016)
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- "Як-42 RA-42434 07.09.2011" – Zwischenstaatliches Luftfahrtkomitee (russisch)
- Fragment bzw. Ausschnitt der Audioaufnahmen im Cockpit Cockpit Recorder (Original in Russisch)
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b avherald.com, Crash: Yak Service YK42 at Yaroslavl on Sep 7th 2011, failed to climb on takeoff
- ↑ a b spiegel.de, Pilot bremste beim Start
- ↑ a b tagesschau.de, Pilotenfehler verursachte Flugzeugabsturz bei Jaroslawl ( vom 3. November 2011 im Internet Archive)
- ↑ a b c Flugunfalldaten und -bericht Yak-40 RA-42434 im Aviation Safety Network (englisch), abgerufen am 8. März 2022.
- ↑ Flightglobal, Charter carrier Yak Service operated crashed Yak-42
- ↑ a b Frankfurter Allgemeine Zeitung: Eishockey-Mannschaft mit Flugzeug abgestürzt
- ↑ a b David Kaminski-Morrow: Medvedev demands 'radical' aviation reform after Yak crash. In: flightglobal.com. 8. September 2011, abgerufen am 27. September 2011 (englisch).
- ↑ Erste Bilder des Absturzes bei Jaroslawl (russisch), 7. September 2011
- ↑ rian.ru, Russian hockey player plane crash survivor dies in hospital ( vom 24. September 2011 im Internet Archive)
- ↑ flightglobal.com Yak-42 flights suspended after fatal Yaroslavl crash
- ↑ sports.yahoo.com, Plane crash kills ‘majority’ of KHL team Lokomotiv ( vom 26. Oktober 2012 im Internet Archive)
- ↑ sport1.de, KHL verschiebt Saisonauftakt ( vom 10. Januar 2016 im Internet Archive)
- ↑ khl.ru, Церемония прощания
- ↑ sport1.de, Neues Jaroslawl-Team in drei Tagen ( vom 26. September 2011 im Internet Archive)
- ↑ nhl.com, Lokomotiv won't play in KHL this season
- ↑ tsn.ca, Officials say Lokomotiv to resume in lower league
- ↑ khl.ru, Новое название трофея
- ↑ edmontonjournal.com, KHL club Yaroslavl Lokomotiv wiped out by plane crash (updated) ( vom 18. Dezember 2011 im Internet Archive)
- ↑ izvestia.ru, Список погибших хоккеистов «Локомотива»
- ↑ lifenews.ru, Опубликованы окончательные списки погибших в Як-42