Zapfenepiphyse
Die Zapfenepiphyse (englisch cone-shaped epiphysis) ist eine im Röntgenbild erkennbare besondere Form eines Gelenkendes (Epiphyse), die unter Umständen mit einer Verkürzung eines oder mehrerer Finger- oder Zehenglieder einhergeht. Dabei wölbt sich die Epiphyse zentral in die bogenförmig nach innen eingebuchtete Metaphyse (angrenzender Knochenabschnitt) vor.
Nach Andres Giedion (1925–2013) können 38 verschiedene Typen mit unterschiedlichen Formen und Größen unterschieden werden.[1]
Ursachen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zapfenepiphysen insbesondere an den Füßen kommen als Normvariante vor. In diesen Fällen ist die Wachstumsfuge nicht beeinträchtigt.[2][3]
Einer oder einzelnen Zapfenepiphysen liegt eine örtliche Störung der Wachstumsfuge nach einem Trauma[4], einer Osteomyelitis, einer Infraktion bei Skorbut, einem Infarkt bei Sichelzellanämie oder einer Mangeldurchblutung zugrunde.[5]
Bei zentralem Verschluss der Wachstumsfuge kann es zu einer Wachstumsminderung mit Verkürzung des Fingergliedes kommen.
Eine Sonderform stellt die meist symmetrische Zapfenepiphyse distal am Oberschenkelknochen bei massiver Überdosierung von Vitamin A dar.[2]
Im Rahmen von Syndromen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einer Reihe von Syndromen und Skelettdysplasien finden sich Zapfenepiphysen als eines von mehreren Symptomen:[6][2]
- Akrodysostose
- Asphyxierende Thoraxdysplasie
- Ellis-van-Creveld-Syndrom
- Fitzsimmons-Guilbert-Syndrom
- Kleidokraniale Dysplasie
- Muenke-Syndrom
- Nicolaides–Baraitser-Syndrom
- Pseudohypoparathyreoidismus
- Saldino-Mainzer-Syndrom
- Tricho-rhino-phalangeale Dysplasie (Langer-Giedion-Syndrom)
- Weill-Marchesani-Syndrom
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- A. Giedion: Zapfenepiphysen. Naturgeschichte und diagnostische Bedeutung einer Störung des enchondralen Wachstums. In: R. Glaumer, A. Rüttiman, P. Thurn, E. Vogler (Hrsg.): Ergebnisse der medizinischen Radiologie. 1968, Thieme Verlag, Stuttgart, S. 59–124, Habilitationsschrift
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ A. Giedion: Cone-shaped epiphyses of the hands and their diagnostic value. The tricho-rhino-phalangeal syndrome. In: Annales de radiologie, Band 10, Nr. 3, 1967, S. 322–329, ISSN 0003-4185. PMID 6051973.
- ↑ a b c K. Ebel, E. Willich, E. Richter (Hrsg.): Differentialdiagnostik in der Pädiatrischen Radiologie. Thieme 1995, ISBN 3-13-128101-4
- ↑ H. H. Thiemann: Zapfenepiphysen in Kombination mit Teilsymptomen des Marchesani-Syndroms. In: Fortschritte auf dem Gebiete der Röntgenstrahlen und der Nuklearmedizin, Band 93, September 1960, S. 367–370, ISSN 0015-8151. PMID 13776330.
- ↑ E. Morscher: Posttraumatische Zapfenepiphyse. In: Archiv für orthopädische und Unfall-Chirurgie, Band 61, Nr. 2, 1967, S. 128–136, ISSN 0003-9330. PMID 5593430.
- ↑ T. Vizkelety, H. W. Wouters: Die Zapfenepiphyse Eine Erscheinungsform der enchondralen Ossifikationsstörungen. In: Archiv für orthopädische und Unfall-Chirurgie, Band 75, Nr. 3, April 1973, S. 212–225, ISSN 0003-9330. PMID 4634207.
- ↑ W. Schuster, D. Färber (Hrsg.): Kinderradiologie. Bildgebende Diagnostik. Band I. Springer 1996, ISBN 3-540-60224-0.