Zehmen (Adelsgeschlecht)
Zehmen ist der Name eines alten sächsischen Adelsgeschlechts aus dem gleichnamigen Stammhaus Zehmen bei Leipzig in Sachsen und gehört zum meißnischen Uradel.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Erstmals wird die Familie mit Fridericus de Cemin[1] am 31. März 1206 als Zeuge des Markgrafen Dietrich von Meißen urkundlich erwähnt.[2] Die Stammreihe der Familie beginnt mit Ritter Thimo von Zehmen, der urkundlich 1331 bis 1363 nachweisbar ist.
1576 verlieh der deutsche Kaiser dem Bruder und den Söhnen von Achaz I. den Reichsfreiherrenstand (Fabian I.+II., Christoph und Achaz II. v.Z.).
Johann Anton III. von Zehmen wurde 1781 vom Domkapitel in mehreren Stärkungsriten (Skrutinien) zum Fürstbischof von Eichstätt gewählt. Ferner erhob König Albert von Sachsen 1891 Ludwig von Zehmen in den erblichen Freiherrenstand. Noch 1918 wurde die Familie in das Königlich sächsische Adelsbuch eingetragen.
Die Besitzungen der Familie von Zehmen waren zunächst meist Lehen der Meißener Markgrafen, der Bischöfe von Merseburg und der Sächsischen Kurfürsten. Viele Zehmens dienten den Wettinern, den Herzögen und Königen von Sachsen. Sie waren Offiziere, Geheime Räte, Diplomaten, Bischöfe[3], Kammerherren, Landwirte und Deputierte[4] innerhalb der Ritterschaft auf den Landtagen.
Besitzungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zu den Rittergütern und Stätten, die im Besitz der Familie waren oder Familienmitglieder gewirkt haben, gehörten unter anderem (nach Jahr des Erhalts): Zehmen bei Leipzig 1206, Probstdeuben (Böhlen) 1415, Storkau bei Tangermünde 1425, Muckern (Großpösna) 1427, Imnitz[5] (Zwenkau) 1431, Oelzschau (Rötha) 1478, Spören (Zörbig) 1480, Christburg (Stuhm) 1530, Hainichen (Kitzscher) 1656, Weida 1671, Windischleuba bei Altenburg 1677, Markersdorf[6] (Berga-Wünschendorf) 1684, Zehmsches Haus (Dresden) 1697, Weißig (Oßling) 1723, Stauchitz bei Meißen 1735, Schleinitz 1752 bis 1794 Hofmark Schloss Kreuth im pfalz-neuburgischen Amt Heideck (Nossen) 1773, Hochstift Eichstätt 1781 (unter Fürstbischof Johann Anton III. Freiherr von Zehmen), Neuensalz und Zobes im Vogtlandkreis 1885 und Heinersgrün (Weischlitz) 1937.
-
Herrenhaus Zehmen
-
Herrenhaus Probstdeuben
-
Gut Imnitz
-
Schloss Oelzschau
-
Herrenhaus Markersdorf
-
Zehmsches Haus Dresden
-
Schloss Stauchitz
-
Schloss Schleinitz
Namensträger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Ortel von Zehmen (Ortel von Czemen; * vor 1383– † nach 1448), kurfürstlicher Rat in Brandenburg, Vogt, Amtmann und Hofrichter der Altmark
- Achatius von Zehmen (um 1485–1565), hoher Beamter (u. a. Woiwode von Marienburg) in Preußen Königlichen Anteils und im Herzogtum Preußen
- Fabian I. von Zehmen (um 1500–1580), hoher Beamter (u. a. Woiwode von Pomerellen und Marienburg) in Preußen Königlichen Anteils und im Herzogtum Preußen, Reichsfreiherr.
- Catharina von Zehmen (1513–1558), Stammmutter aller preußischen Dohnas, verheiratet mit Peter Burggraf zu Dohna
- Achaz II. von Zehmen (um 1530–1576), Reichsfreiherr, Woiwode von Pomerellen, 1549/1550 Rektor honoris causa der Brandenburgischen Universität Frankfurt
- Fabian II. von Zehmen (um 1540–1605), Reichsfreiherr, Woiwode von Marienburg und erhielt die Senatorwürde im Reichstag
- Fabian III. von Zehmen (1575–1636), Reichsfreiherr, 1595 Rektor honoris causa der Brandenburgischen Universität Frankfurt, Unterkämmerer von Marienburg, Kastellan von Danzig, Starost auf Stuhm
- Achim von Zehmen, 1535, 1540, 1549 Bürgermeister von Stendal
- Hans Bastian I. von Zehmen (1598–1638), kursächsischer Oberst des Leibregiments, Kommandant von Magdeburg
- Hans Bastian II. von Zehmen (1629–1702), sächsisch-naumburgischer Hof-, Justiz- und Geheimer Rat sowie Deputierter auf kursächsischen Landtagen in Dresden und Direktor des Weiteren Ausschusses
- Georg Philipp von Zehmen (um 1590–1640), Oberstleutnant des Reiterregiments von Herzog Ernst von Sachsen-Weimar, Kommandant der Veste Coburg im Dienste des Herzogs von Johann Ernsts von Sachsen-Eisenach
- Hans George von Zehmen (1666–1732), königlich-polnischer und kursächsischer Geheimer Rat und Kammerpräsident
- Hans Bastian III. von Zehmen (1691–1763), königlich-polnischer und kursächsischer Hof-, Justiz- und Appellationsrat
- Johann Anton III. Freiherr von Zehmen (1715–1790), Fürstbischof vom Hochstift Eichstätt
- Karl Friedrich von Zehmen (1720–1798), Domherr der Frauenburg, Weihbischof des Fürstbistum Ermland
- Christoph Heinrich Adolph von Zehmen (1728–1799), Kapitän im Regiment Royal Baviere, Generaladjudant von Charles de Rohan, prince de Soubise sowie Kurfürstl. Khr. und Schlosshauptmann zu Neustrelitz
- Adolf Karl Alexander Lothar von Zehmen (1729–1801), Fürstbischöflicher Kammerherr vom Hochstift Eichstätt, Salzburg, Würzburg und Hofrat, Reichskammergerichts-Präsident zu Wetzlar, Kurfürstl. Bayr. Kammerherr, Kursächsischer Geheimer Rat
- Heinrich Ludwig von Zehmen (1743–1832), Deputierter auf dem Lausitzer Landtag, Rittergutsbesitzer von Weißig (Oßling), Schmölln (Oberlausitz), Stauchitz
- Carl Amabilis Desiderius von Zehmen (1750–um 1822), Kgl. Preuß. Stabskapitän in Bunzlau/Niederschlesien, trat in hessische Dienste und machte den amerikanischen Krieg mit
- Franz Xaver Anton von Zehmen (1756–1801), Kurfürstlich Salzburgischer Geheimer Rat, Domherr zu Eichstätt, Hof- und Regierungsrats-Vizepräsident, Statthalter vom Hochstift Eichstätt
- Ludwig von Zehmen (1812–1892), Reichstagsabgeordneter des Norddeutschen Bundes und Präsident der 1. Kammer des Sächsischen Landtages
- Fritz von Zehmen (1860–1942), Generalmajor des 4. Thüringischen Infanterie-Regiments Nr. 72 in Torgau, deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg
- Moritz-Bastian von Zehmen (1888–1948), Kgl. sächs. Rittmeister, deutscher Offizier im Ersten Weltkrieg, preuß. Kammerherr, Rr. d. sächs. Militär-St.-Heinrichs-Orden, Familiengenealoge[7]
Wappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Stammwappen zeigt in einem schwarz-silbern geschachten Schild zwei blaue Balken. Auf dem Helm mit schwarz-silbernen Decken fünf (schwarz-silber-blau-silber-schwarz) Straußenfedern.
-
Gemehrtes Wappen des Eichstätter Fürstbischofs
-
Wappen aus Siebmachers Wappenbuch
-
Wappen von Johann Anton Freiherr von Zehmen
-
Wappen von Hans Georg von Zehmen
Ortswappen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Schachbrettmuster aus dem Familienwappen erscheint noch heute in einigen sächsischen Gemeinde- und Ortswappen:
-
Wappen der Gemeinde Stauchitz
-
Wappen des Ortsteils Weißig (Oßling)
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Chr. G. Schanze: Standrede nebst genealogischer Nachricht der Verschiedenheit des Wappens der Familie von Zehmen seit dem 15. Jahrhundert. Moritz Christan Klinksicht jun., Meissen 1832, S. 1 ff. Digitalisat
- Reinhard von Flanss: Die von Zehmen (Czema) in Westpreussen. 1884. Digitalisat
- Deutsche Adelsgenossenschaft, Marcelli Janecki (Red. zug.) (Hrsg.): Jahrbuch des Deutschen Adels. Band 3, Vaterländische Verlagsanstalt, Verlag von W. T. Bruer, Berlin 1899, S. 933. (Digitalisat)
- GGT, Justus Perthes, Gotha (Auszug):
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Freiherrlichen Häuser, 1892–1926, Gotha. (Druck jeweils im Vorjahr)
- Gothaisches Genealogisches Taschenbuch der Adeligen Häuser, 1900–1941, Jg. 1 Gotha 1900. Digitalisat; (Druck dann ff. jeweils im Vorjahr). Letztausgabe zugleich Adelsmatrikel der Deutschen Adelsgenossenschaft.
- Hanns-Moritz von Zehmen: Genealogische Nachrichten über das Meißnische Uradelsgeschlecht von Zehmen, 1206 bis 1906. Wilhelm Baensch, Dresden 1906. Digitalisat
- Moritz Bastian von Zehmen: Allianzen des Geschlechts von Zehmen. in: Vierteljahreszeitschrift für Wappen-Siegel- und Familienkunde. Hrsg. Verein Herold Berlin. Regesta Imperii; vgl. Historische Vierteljahresschrift Deutsche Zeitschrift für Geschichtswissenschaft, Hrsg. Erich Brandenburg, Jg. XXVI, Wilhelm und Bertha von Baensch Stiftung, Dresden 1931, S. 439. Nachrichten und Notizen, M. B. von Zehmen.
- GHdA, C. A. Starke Verlag, Glücksburg/Ostsee; Limburg an der Lahn. ISSN 0435-2408 (Auszug):
- Hans Friedrich von Ehrenkrook, Friedrich Wilhelm Euler: Genealogisches Handbuch der Adeligen Häuser A (Uradel), Band I, Band 5 der Gesamtreihe GHdA, Glücksburg/Ostsee 1953, S. 458–464.
- Christoph Franke, Moritz Graf Strachwitz von Große Zauche und Camminitz: Genealogisches Handbuch des Adels, Adelige Häuser A, Band XXX, Band 145 der Gesamtreihe GHdA, Limburg an der Lahn 2008, ISBN 978-3-7980-0845-8.
Sekundärliteratur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Alexander Rauch: Stadt Eichstätt. in: Denkmaltopographie der Bundesrepublik Deutschland, Band 9, in. Denkmäler in Bayern, Hrsg. Michael Petzet, Schnell & Steiner, München/ Zürich 1989, ISBN 3-7954-1004-5.
- Adam von Watzdorf: Schicksalsbuch des Sächsisch-Thüringischen Adels 1945. C. A. Starke Verlag, Limburg an der Lahn 1994, S. 524–530, ISBN 3-7980-0689-X.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Familie von Zehmen im Schlossarchiv Wildenfels
- Zehmsche Aufschwörtafeln der Vereinigten Domstifter Naumburg, Merseburg und Zeitz
- Kurfürstlich-Brandenburgischer Rat Ortel v. Zehmen ist 1425 Besitzer des Gutes Storkau/Tangermünde.
- Frank Reinhold: Hanns Bastian von Zehmen auf Weißendorf und Markersdorf./ Fabian-Sebastian-Stiftung.
- Linda Wenke Bönisch: Universitäten und Fürstenschulen zwischen Krieg und Frieden. Eine Matrikeluntersuchung zur mitteldeutschen Bildungslandschaft im konfessionellen Zeitalter (1563–1650), Verlag epubli GmbH, Berlin 2013, Seiten 488, ISBN 978-3-8442-7505-6. Zehmens werden auf der Universität Alma Mater Lipsiensis in Leipzig, S. 116/214; Tobias von Zehmen auf der Salana in Jena, S. 303; weitere Zehmens auf den Fürstenschulen von St. Afra in Meißen, S. 273 und St. Augustin in Grimma, S. 323 genannt.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Eckhart Leisering: Acta sunt hec Dresdene - die Ersterwähnung Dresdens in der Urkunde vom 31. März 1206, Sächsisches Staatsarchiv, Mitteldeutscher Verlag (mdv), Halle/Saale und Dresden 2005, Seiten 96, ISBN 978-3-89812-320-4. Erstnennung Fridericus de Cemin S. 5/13/87/88.
- ↑ Codex diplomaticus Saxoniae regia II 5, S. 70./vgl. Urkundenbuch des Hochstifts zu Meißen, Giesecke & Devrient, Leipzig 1864, S. 3, Vorbericht, Anmerkung 1). Digitalisat.
- ↑ Bruno Lengenfelder: Die Diözese Eichstätt zwischen Aufklärung und Restauration, Kirche und Staat 1773–1821. Verlag Friedrich Pustet, 1990, ISBN 3-7917-1216-0, Buch über die Regierungszeit von Fürstbischof von Zehmen.
- ↑ Josef Matzerath: Hans Bastian von Zehmen, Leben und Familie als Deputierter auf dem Landtag, Landtagskurier Freistaat Sachsen, 09/2012, S. 18
- ↑ Matthias Donath: Schlösser in Leipzig und Umgebung. edition Sächsische Zeitung Redaktions- und Verlagsgesellschaft Elbland mbH, Meißen 2013, S. 10, Imnitz S. 81, Neumuckershausen S. 109, Oelzschau S. 111, Belgershain S. 121, Hainichen S. 129, Gestwitz S. 132.
- ↑ Henriette Joseph, Haik Thomas Poroda: Das nördliche Vogtland um Greiz, Landschaften in Deutschland, Band 68, Böhlau Verlag, Köln, Weimar, Wien 2006, ISBN 978-3-412-09003-6, Erläuterungen zur Familie Zehmen, Clodra S. 141, Berga S. 185–188, Markerdorf S. 189–191, Obergeißendorf und Waltersdorf 192–195, Weißendorf S. 2017/218, Historische Daten 437.
- ↑ Bodo Ritscher: Zehmen, Moritz Bastian von. * 29.04.1888 in Borna; † 27.08.1948 Weimar-Buchenwald. In: Stiftung Gedenkstätten Buchenwald und Mittelbau-Dora Presse- und Öffentlichkeitsarbeit (Hrsg.): Totenbuch Speziallager Nr. 2 Buchenwald. Online 2015 Auflage. Eigenverlag, Weimar-Buchenwald 2023, S. 1 (buchenwald.de [abgerufen am 5. März 2023]).