Als der Krieg ausbrach
Als der Krieg ausbrach ist eine Erzählung von Heinrich Böll, die am 23. Dezember 1961 in der F.A.Z. veröffentlicht wurde[1].
In einer deutschen Garnisonsstadt kurz vor dem Zweiten Weltkrieg: Der Ich-Erzähler, ein Soldat, gedenkt seines Regimentskameraden Leo Siemers, gefallen Ende August 1939.
Handlung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Generalmobilmachung: Leo, zum Unteroffizier im militärischen Telefonwesen befördert und Stubenkamerad des Erzählers, wird zum Divisionsstab abkommandiert. Das Ausrücken geht in den nächsten Augusttagen munter weiter. Das erste Bataillon verlässt, angeführt von einer Musikkapelle, die Kaserne. Keiner zeigt Begeisterung, keiner bekommt eine Blume ans Gewehr gesteckt. Der Erzähler, ein zum Telefonisten ausgebildeter Soldat, muss tagelang geisttötende Arbeit verrichten. Das fällt ihm nicht schwer. Er wird vom Vorgesetzten für die Stupidität gelobt. Zwar leidet der Erzähler nicht „an sexueller Not“, doch bevor auch er ausrücken muss, will er noch ein Mädchen. Seine diesbezüglichen Kontaktversuche sind nicht von Erfolg gekrönt. Daran ist er aber auch selber mit schuld. Denn aus der Stimme jeder auserwählten Dame hört er Heiratsabsicht heraus und lässt darauf lieber die Finger davon. Aus lauter Verzweiflung landet er im Kino. In der Wochenschau misshandeln „unedel aussehende Polen… sehr edel aussehende Deutsche“.
Der Erzähler muss als Soldat noch erzogen werden. So wird er von einem Gefreiten angebrüllt, wenn er sich in nicht geordneten Kleidern aufs Bett lümmelt und raucht. Und sogar ein Militär-Kaplan verliert auf der Straße die Fassung ob der schluderigen „Anzugsordnung“ des Erzählers.
Das Befürchtete tritt ein. Der Erzähler muss Ende August ausrücken. Leo ist gefallen.
Personalia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Erzähler, 1939 „noch nicht zwanzig Jahre alt“[2], kann nicht Heinrich Böll (* 1917) sein.
Form
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stil ist aufregend sachlich. Monotone Aneinanderreihungen von Fakten aus dem Soldatenalltag dominieren. Umso mehr wird der Leser von den gut dosierten Paukenschlägen im Text aufgerüttelt. Damit sind der sparsam eingestreute Böllsche Humor und die Todesnachricht am Ende der kleinen Erzählung gemeint.
Böllscher Humor flackert immer dann auf, wenn militärischer Stumpfsinn hervorgehoben wird – z. B. in der Geschichte von dem pensionierten General, der auf eine Hallig einberufen wird oder wenn der Unterschied zwischen Dienstgrad und Dienststellung an denkbaren Auswüchsen dargestellt wird.
Rezeption
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- „Lässiges und schlampiges Auftreten“ des Erzählers ist seine Form des Protestes gegen das Militär. Böll skizziert den „kleinen Mann“, also „kein Ausnahmeschicksal“[3].
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Quelle
- Heinrich Böll: Als der Krieg ausbrach. In: Bernd Balzer (Hrsg.): Heinrich Böll Werke. Romane und Erzählungen 3. 1961–1971. Kiepenheuer & Witsch, Köln 1977, ISBN 3-462-01871-X, S. 11–30.
- Ausgaben
- Heinrich Böll: Als der Krieg ausbrach. Als der Krieg zu Ende war. Zwei Erzählungen. Insel Verlag, Frankfurt a. M. 1962. 56 Seiten, ISBN 978-3-458-08768-7
- Heinrich Böll: Als der Krieg ausbrach. Erzählungen. S. 7–26. dtv München, November 1965 (23. Aufl. Oktober 1990) 261 Seiten, ISBN 3-423-00339-1
- Sekundärliteratur
- Harald Gerber: Erläuterungen zu Heinrich Böll. Kurzgeschichten, Erzählungen, Romane. Teil I. Krieg und Nachkrieg. C. Bange Verlag. Hollfeld/Ofr. 1987. 98 Seiten, ISBN 3-8044-0349-2
- Werner Bellmann (Hrsg.): Das Werk Heinrich Bölls. Bibliographie mit Studien zum Frühwerk. Westdeutscher Verlag Opladen 1995, 292 Seiten, ISBN 3-531-12694-6
- Gero von Wilpert: Lexikon der Weltliteratur. Deutsche Autoren A–Z. S. 68 (698 Seiten). Stuttgart 2004, ISBN 3-520-83704-8