Aminata Touré (Politikerin, 1992)

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Aminata Touré (2021)

Aminata Touré (* 15. November 1992 in Neumünster) ist eine deutsche Politikerin (Bündnis 90/Die Grünen) und seit dem 29. Juni 2022 die Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung im Kabinett Günther II. Seit dem 1. August 2024 ist sie zudem stellvertretende Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein. Sie ist Deutschlands erste afrodeutsche Ministerin. Von 2017 bis 2022 war sie Mitglied und von 2019 bis 2022 Vizepräsidentin des Schleswig-Holsteinischen Landtages.[1][2]

Ihre malischen Eltern flohen nach dem Putsch in Mali 1991 nach Deutschland.[3] Touré lebte mit ihrer Familie zunächst in einer Gemeinschaftsunterkunft, die Familie befand sich laut Eigenangaben lange in Kettenduldungen und bekam nach zwölf Jahren deutsche Pässe.[4][5] Als Touré 13 Jahre alt war, verließ der Vater die Familie. Die Mutter, deren Studienabschluss in Deutschland nicht anerkannt wurde, zog ihre vier Töchter danach alleine groß.[6]

Nach dem Abitur 2011 an der Gemeinschaftsschule Faldera in Neumünster begann Touré ein Studium der Politikwissenschaft und Französischen Philologie an der Christian-Albrechts-Universität zu Kiel, das sie 2016 mit dem Bachelor abschloss.[7] Ein Auslandssemester verbrachte sie 2013/2014 an der spanischen Universität Complutense Madrid.

Im Jahr 2018 heiratete Touré den damaligen Pressesprecher des Landwirtschaftsministers Jan Philipp Albrecht (Bündnis 90/Die Grünen) im Kabinett Günther I.[8][9][10][11][12] Das Ehepaar lebt getrennt, Touré ging eine neue Beziehung ein.[13]

Politische Tätigkeit

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Im Jahr 2012 wurde Touré Mitglied der Grünen Jugend Kiel, zu deren Sprecherin sie 2013 gewählt wurde. Von 2014 bis 2017 war sie Mitarbeiterin der grünen Bundestagsabgeordneten Luise Amtsberg. 2016 wurde sie als Beisitzerin in den Vorstand von Bündnis 90/Die Grünen Schleswig-Holstein gewählt. Dieses Amt übte sie bis zur Landtagswahl 2017 aus.

Landtagsabgeordnete (2017–2022)

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Zur Landtagswahl 2017 trat Touré im Landtagswahlkreis Neumünster für ihre Partei an.[14] Auf der Landesliste nahm sie Platz 11 ein. Bündnis 90/Die Grünen erzielten aufgrund ihres Zweitstimmenanteils zehn Sitze, die durchgängig durch die Landesliste zu besetzen waren. Als Monika Heinold zur Finanzministerin ernannt wurde und ihr Mandat niederlegte, rückte Touré für sie nach.

In der 19. Wahlperiode agierte Touré als Sprecherin für Antirassismus, Flucht und Migration, Frauenpolitik und Gleichstellung, Queerpolitik, Religion sowie Katastrophenschutz und Rettungsdienste. Sie gehörte dem Innen- und Rechtsausschuss, dem Parlamentarischen Untersuchungsausschuss und als stellvertretendes Mitglied dem Petitionsausschuss an.

Vizepräsidentin im schleswig-holsteinischen Landtag (2019–2022)

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Nachdem Tourés Fraktionskollege Rasmus Andresen bei der Wahl des Europäischen Parlaments im Juni 2019 ins Europaparlament gewählt wurde und sein Amt als Vizepräsident des Landtags niederlegte, wählte der Landtag sie am 28. August 2019 zu seiner Nachfolgerin.[2] Sie hatte das Amt bis Juni 2022 inne und war damit die erste afrodeutsche und zugleich jüngste Vizepräsidentin eines deutschen Landtages.[15]

Sozialministerin nach der Landtagswahl 2022

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Im November 2021 benannten Bündnis 90/Die Grünen Touré und Heinold zum Spitzenduo für die Landtagswahl 2022. Heinold wäre bei einem Wahlsieg als Ministerpräsidentin vorgesehen gewesen.[16] Bei der Landtagswahl 2022 zog Touré schließlich über die Landesliste in den Landtag ein. Am 29. Juni 2022 wurde sie zur Ministerin für Soziales, Jugend, Familie, Senioren, Integration und Gleichstellung im Kabinett Günther II ernannt und legte ihr Landtagsmandat nieder. Am 1. August 2024 übernahm Touré zudem das Amt der stellvertretenden Ministerpräsidentin des Landes Schleswig-Holstein im Kabinett Günther II von der bisherigen Amtsinhaberin Monika Heinold.[17]

Politische Positionen

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Asyl- und Migrationspolitik

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Als flüchtlingspolitische Sprecherin der Grünen im Landtag zeigte sich Aminata Touré als erklärte Gegnerin des Systems der Abschiebehaft.

Nach einer gescheiterten Bundesratsinitiative der schleswig-holsteinischen Jamaika-Regierung im Frühjahr 2021, um Abschiebehaft für Minderjährige zu verbieten, war das Land Schleswig-Holstein gezwungen, gemeinsam mit Hamburg und Mecklenburg-Vorpommern eigene Abschiebehafteinrichtungen in Glückstadt zu errichten. Zuvor hatte Schleswig-Holstein Menschen in Abschiebehafteinrichtungen anderer Bundesländer unterbringen müssen.[18]

Die Initiative fand große Unterstützung bei Pro Asyl, Landesflüchtlingsräten und weiteren Hilfsorganisationen.

Von einem Wechsel der Bundesregierung nach der Bundestagswahl 2021 erhoffte sich Touré einen Paradigmenwechsel in der Asyl- und Migrationspolitik.[19]

Das Kabinett Günther II hat sich im Koalitionsvertrag im Abschnitt „Kinder und Jugendliche“ zu zahlreichen konkreten Maßnahmen verpflichtet. Als Sozialministerin möchte Touré die Jugendbeteiligung im Land stärken. Dazu möchte sie eine jugendpolitische Strategie für Schleswig-Holstein entwickeln bei der „Interessen und Bedürfnisse von Kindern und Jugendlichen im Mittelpunkt stehen“.[20] Außerdem soll die Etablierung einer legitimierten Kinder- und Jugendvertretung im Landtag geprüft werden.[21]

  • Manuela Junghölter: Aminata Touré (* 1992). Bringt euch ein, werdet sichtbar! In: Manuela Junghölter: Starke Frauen aus Schleswig-Holstein. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2020, ISBN 978-3-8313-3256-4, S. 91ff.
Commons: Aminata Touré – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Aminata Touré | Bündnis 90/Die Grünen. Abgerufen am 9. Juli 2017.
  2. a b Grüne Touré neue Vizepräsidentin des Kieler Landtags. In: Sueddeutsche.de. SZ, 28. August 2019, abgerufen am 28. August 2019.
  3. Die jüngste Abgeordnete im Landtag. In: rtlnord.de. RTL Nord, 28. November 2017, abgerufen am 21. Juni 2020.
  4. Aminata Touré wandelt auf Obamas Spuren an der Waterkant. Abgerufen am 26. Juni 2024 (österreichisches Deutsch).
  5. Aminata Touré kandidiert für den Landtag Schleswig-Holstein – Aminata Touré. Abgerufen am 24. Juni 2023.
  6. Julian Staib: Aminata Touré: Immer diese Frage nach der Herkunft. In: FAZ.NET. 13. August 2023, ISSN 0174-4909 (faz.net [abgerufen am 13. August 2023]).
  7. Aminata Touré – Grüne Jugend SH (Memento vom 8. Juli 2017 im Internet Archive)
  8. Aminata Touré wandelt auf Obamas Spuren an der Waterkant. In: Der Standard. Abgerufen am 8. Juni 2023 (österreichisches Deutsch).
  9. Christian Hiersemenzel: Udo Philipp, Habeck und das Netzwerk der Grünen in Schleswig-Holstein. In: kn-online.de. 19. Mai 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
  10. Annette Bruhns: Grünenabgeordnete Aminata Touré muss ein Abschiebegefängnis verteidigen. In: Der Spiegel. Nr. 12, 2019, S. 44–45 (online15. März 2019, PDF).
  11. Yvonne Windel: Aminata Touré: Landtagsvizepräsidentin mit 26 Jahren. In: landtag.ltsh.de. 17. Juli 2020, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 10. März 2021; abgerufen am 28. Juli 2021.
  12. Presse | Denise Loop MdB (Bündnis 90/Die Grünen). 10. Mai 2023, abgerufen am 8. Juni 2023.
  13. Inga Gehrcke: Touré-Baby mit neuem Lebensgefährten – Ministerin erwartet im Mai ihr Kind. In: shz.de. 8. November 2024, abgerufen am 9. November 2024.
  14. Aminata Touré wird Direkt-Kandidatin zur Landtagswahl 2017 (Memento vom 28. Juli 2018 im Internet Archive)
  15. Matthias Wyssuwa: Grünen-Politikerin Touré: „Ich bin nicht euer Feigenblatt“. In: faz.net. FAZ, 28. August 2019, abgerufen am 21. Juni 2020.
  16. NDR: Nachrichten aus Schleswig-Holstein. Abgerufen am 1. August 2024.
  17. Schwarz-Grün in SH: Schneider und Touré sollen Heinold ersetzen. In: ndr.de. 25. Juni 2024, abgerufen am 25. Juni 2024.
  18. Esther Geisslinger: Initiative von Schleswig-Holstein: Kein Kind in Abschiebehaft. taz, 27. Mai 2021, abgerufen am 27. Juli 2022.
  19. Aminata Toure: Aminata Toure zur Abschiebehaft in Glückstadt. In: Schleswig-Holsteinischer Landtag. 16. August 2021, abgerufen am 27. Juli 2022.
  20. Aminata Toure: „Wir wollen eine jugendpolitische Strategie für Schleswig-Holstein entwickeln“ – Pressemitteilung. In: aminata-toure.de. 7. Januar 2022, abgerufen am 27. Juli 2022.
  21. Jugendpolitische Fortschritte in Schleswig-Holstein. In: Jugendgerecht.de. Arbeitsgemeinschaft für Kinder- und Jugendhilfe, 30. Juni 2022, abgerufen am 27. Juli 2022.