Amtsgericht Hanau
Das Amtsgericht Hanau ist ein hessisches Amtsgericht mit Sitz in Hanau.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gründung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Vorläufer hinsichtlich der örtlichen und erstinstanzlichen gerichtlichen Zuständigkeit des Amtsgerichts Hanau waren die kurfürstlichen Justizämter Hanau I und Hanau II.[1]
Nach dem verlorenen Krieg von 1866 annektierte das Königreich Preußen das Kurfürstentum Hessen.[2] Damit wurde auch Hanau preußisch und erhielt 1867 eine preußische Gerichtsverfassung. Dabei wurden die Bezirke der beiden Hanauer Justizämter zusammengelegt[3] und daraus ein Amtsgericht gebildet.[4] Dieses war dem Kreisgericht Hanau zugeordnet.
Mit dem Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz von 1877 wurden Organisation und Bezeichnungen der Gerichte reichsweit vereinheitlicht. Das Amtsgericht Hanau wurde zum 1. Oktober 1879 formal aufgehoben[5] und neu eingerichtet.[6] Es war dem Bezirk des Landgerichts Hanau zugeteilt.
Weitere Entwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zum 15. Juni 1943 wurde kriegsbedingt das Amtsgericht Windecken in eine Zweigstelle des Amtsgerichts Hanau umgewandelt, was auch nach dem Krieg nicht mehr rückgängig gemacht wurde.[7] Dadurch wurde der Bezirk des Amtsgerichts Hanau um eine Reihe von Gemeinden erweitert (siehe Übersicht). Die Zweigstelle in Windecken bestand bis 1971.[8]
1968 wurden eine Reihe von Amtsgerichten in Hessen aufgehoben, darunter auch die in Langenselbold und Bad Vilbel. Dabei wurden dem Amtsgericht Hanau eine Reihe weiterer Gemeinden zugeteilt[9] (siehe Übersicht), in Langenselbold von 1968[10] bis 1971[11] eine Zweigstelle betrieben.
Bezirk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Heutiger Gerichtsbezirk
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Gerichtsbezirk umfasst heute die Städte Bruchköbel, Hanau, Langenselbold, Erlensee, Maintal und Nidderau, sowie die Gemeinden Großkrotzenburg, Hammersbach, Neuberg, Niederdorfelden, Rodenbach, Ronneburg und Schöneck.
Entwicklung des Gerichtsbezirks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Historisch entwickelte sich der Gerichtsbezirk wie folgt[12]:
Gemeinde | Herkunft[13] | Zugang | Abgang | Verbleib / Anmerkung |
---|---|---|---|---|
Bruchköbel | Justizamt Hanau II | 1867 | ||
Butterstadt | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Bruchköbel | |
Dörnigheim | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Maintal | |
Eichen | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Nidderau | |
Erbstadt | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Nidderau | |
Erlensee | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974[Anm. 1] | ||
Gronau | Amtsgericht Bad Vilbel | 1968 | 1971 oder danach[Anm. 2] | Amtsgericht Frankfurt am Main |
Großauheim | Justizamt Hanau I | 1867 | Heute Stadtteil von Hanau | |
Großkrotzenburg | Justizamt Hanau I | 1867 | ||
Hammersbach | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Hanau | Justizamt Hanau I | 1867 | ||
Hochstadt | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Maintal | |
Hüttengesäß | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | Heute Stadtteil von Ronneburg | |
Kesselstadt | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Hanau | |
Kilianstädten | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Ortsteil von Schöneck | |
Langendiebach | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | Heute Stadtteil von Erlensee | |
Langenselbold | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | ||
Maintal | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Marköbel | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Ortsteil von Hammersbach | |
Mittelbuchen | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Hanau | |
Neuberg | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Neuwiedermuß | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | Heute Ortsteil von Ronneburg | |
Nidderau | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Niederdorfelden | Amtsgericht Windecken | 1943 | ||
Niederissigheim | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Bruchköbel | |
Niederrodenbach | Justizamt Hanau I | 1867 | Heute Stadtteil von Rodenbach | |
Oberdorfelden | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Ortsteil von Schöneck | |
Oberissigheim | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Bruchköbel | |
Oberrodenbach | Justizamt Hanau I | 1867 | Heute Stadtteil von Rodenbach | |
Ostheim | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Nidderau | |
Ravolzhausen | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | Heute Ortsteil von Neuberg | |
Rodenbach | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Ronneburg | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Roßdorf | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Bruchköbel | |
Rückingen | Amtsgericht Langenselbold | 1968 | Heute Ortsteil von Erlensee | |
Rüdigheim | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Ortsteil von Neuberg | |
Schöneck | Fusion im Zuge der Gebietsreform in Hessen |
1974 | ||
Wachenbuchen | Justizamt Hanau II | 1867 | Heute Stadtteil von Maintal | |
Windecken | Amtsgericht Windecken | 1943 | Heute Stadtteil von Nidderau | |
Gutsbezirk Wolfgang | Neugründung 1880 | 1880 | Heute Stadtteil von Hanau |
Übergeordnete Gerichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Dem Amtsgericht Hanau ist übergeordnet das Landgericht Hanau im Bezirk des Oberlandesgerichts Frankfurt.
Sitz und Gebäude
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sitz des Amtsgerichts Hanau ist: Nussallee 17, 63450 Hanau.
Bevor das heutige Justizgebäude 1911 bezogen wurde, hatte das Amtsgericht seinen Sitz in einem 1842 errichteten Gerichtsgebäude im Bangert. Dies war ein freistehender, dreigeschossiger Bau mit einem großen Sitzungssaal, der in seiner Höhe zwei Stockwerke einnahm. Das Gebäude wurde im Zweiten Weltkrieg bei den Luftangriffen auf Hanau zerstört.
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Heribert Reus: Gerichte und Gerichtsbezirke seit etwa 1816/1822 im Gebiete des heutigen Landes Hessen bis zum 1. Juli 1968. Hessisches Ministerium der Justiz, Wiesbaden 1984.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Im Bereich des Main-Kinzig-Kreises fand die Gebietsreform 1974 statt (Gesetz zur Neugliederung der Landkreise Gelnhausen, Hanau und Schlüchtern und der Stadt Hanau sowie die Rückkreisung der Städte Fulda, Hanau und Marburg (Lahn) betreffende Fragen (GVBl I 1974, S. 149 / GVBl. II 330–26) vom 12. März 1974. In: Der Hessische Minister des Innern (Hrsg.): Gesetz- und Verordnungsblatt für das Land Hessen. 1974 Nr. 9, S. 149, § 18 (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 3,0 MB]). ). In der Folge wurden die Grenzen des Gerichtsbezirks des Amtsgeichts Hanau angeglichen.
- ↑ Gronau wurde 1971 nach Bad Vilbel eingemeindet (Gemeindegebietsreform in Hessen: Zusammenschlüsse und Eingliederungen von Gemeinden vom 21. Juni 1971. In: Der Hessische Minister des Inneren (Hrsg.): Staatsanzeiger für das Land Hessen. 1971 Nr. 28, S. 1117, Punkt 988; Abs. 19. (Online beim Informationssystem des Hessischen Landtags [PDF; 5,0 MB]). ) Bad Vilbel gehört zum Bezirk des Amtsgerichts Frankfurt am Main.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitte: Justizamt Hanau I und Justizamt Hanau II.
- ↑ Gesetz, betreffend die Vereinigung des Königreichs Hannover, des Kurfürstenthums Hessen, des Herzogthums Nassau und der freien Stadt Frankfurt mit der Preußischen Monarchie vom 20. September 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 47, S. 555;
Patent wegen der Besitznahme des vormaligen Kurfürstenthums Hessen vom 3. Oktober 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 51, S. 594f.
Allerhöchste Proklamation an die Einwohner des vormaligen Kurfürstenthums Hessen vom 3. Oktober 1866. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 51, S. 595f. - ↑ Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitte: Justizamt Hanau I und Justizamt Hanau II.
- ↑ Verordnung über die Gerichtsverfassung in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf vom 26. Juni 1867. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 64, S. 1085;
Verfügung vom 8. August 1867, – betreffend die Einrichtung nach der Allerhöchsten Verordnung vom 26. Juni d. J. in dem vormaligen Kurfürstenthum Hessen und den vormals Königlich Bayerischen Gebietstheilen, mit Ausschluß der Enklave Kaulsdorf, zu bildenden neuen Gerichte. In: Justiz-Ministerial-Blatt für die Preußische Gesetzgebung und Rechtspflege Nr. 31 vom 9. August 1867, S. 221. - ↑ § 12 Nr. 5 Ausführungsgesetz zum Deutschen Gerichtsverfassungsgesetz vom 24. April 1878. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 25, S. 230–252 (233).
- ↑ § 1 Verordnung, betreffend die Errichtung der Amtsgerichte vom 26. Juli 1878. In: Gesetz-Sammlung für die Königlich Preußischen Staaten Nr. 25, S. 275–283 (281).
- ↑ Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Amtsgericht Hanau.
- ↑ Justizministerialblatt für Hessen 1970, S. 831 (Blindzitat nach Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Amtsgericht Hanau).
- ↑ Zweites Gesetz zur Änderung des Gerichtsorganisationsgesetzes vom 12. Februar 1968. In: GVBl. I S. 41.
- ↑ Justizministerialblatt für Hessen 1968, S. 225 (Blindzitat nach Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Amtsgericht Hanau).
- ↑ Justizministerialblatt für Hessen 1970, S. 831 (Blindzitat nach Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Amtsgericht Hanau).
- ↑ Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitt Amtsgericht Hanau.
- ↑ Reus [ohne Seitenangabe], Abschnitte: Justizamt Hanau I, Justizamt Hanau II und Amtsgericht Hanau.
Koordinaten: 50° 8′ 8,2″ N, 8° 54′ 41,1″ O