Amtshauptmannschaft Marienberg

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Amtshauptmannschaft Marienberg
Basisdaten[1]
Kreishauptmannschaft Chemnitz (bis 1900 Zwickau)
Verwaltungssitz Marienberg
Fläche 397 km² (1939)
Einwohnerzahl 68.583 (1939)
Bevölkerungsdichte 173 Einw./km² (1939)
Lage der Amtshauptmannschaft Marienberg 1895
Lage der Amtshauptmannschaft Marienberg 1895
Lage der Amtshauptmannschaft Marienberg 1895

Die Amtshauptmannschaft Marienberg war von 1874 bis 1952 ein Verwaltungsbezirk im Königreich Sachsen und im späteren Freistaat Sachsen. Ihr Gebiet gehört heute zum Erzgebirgskreis in Sachsen. Von 1939 bis 1952 hieß der Verwaltungsbezirk Landkreis Marienberg.

Am 15. Oktober 1874 wurden im Königreich Sachsen im Rahmen einer umfassenden Verwaltungsreform neue Kreishauptmannschaften und Amtshauptmannschaften eingerichtet. Aus den Gerichtsamtsbezirken Lengefeld, Marienberg, Wolkenstein, Zöblitz und der Gemeinde Satzung vom Gerichtsamtsbezirk Jöhstadt, die zuvor zur Kreisdirektion Zwickau gehört hatten, wurde die neue Amtshauptmannschaft Marienberg gebildet. Die sächsischen Amtshauptmannschaften waren hinsichtlich ihrer Funktion und Größe vergleichbar mit einem Landkreis.

Aufgrund reichseinheitlicher Regelung wurden die sächsischen Amtshauptmannschaften ab dem 1. Januar 1939 in Landkreise umbenannt. Der Landkreis Marienberg existierte bis zu den Kreisreformen in der DDR im Juli 1952 in diesen Grenzen, am 25. Juni 1952 wurde er in die Kreise Marienberg, Zschopau und Brand-Erbisdorf aufgeteilt. Dieser neue Kreis wurde gleichzeitig dem neu geschaffenen Bezirk Chemnitz zugeordnet.

Übergeordnete Institution

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Nachdem die Amtshauptmannschaft Marienberg zunächst zur Kreishauptmannschaft Zwickau gehört hatte, wurde sie am 1. Oktober 1900 mit den Amtshauptmannschaften Annaberg, Chemnitz, Flöha und Glauchau der neuen Kreishauptmannschaft Chemnitz untergeordnet.

Amtshauptleute und Landräte

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  • 1874–1887: Hans Karl Hugo von Kirchbach
  • 1887–1888: Eduard Woldemar Starke
  • 1888–1892: Bartusch Adolf Louis Theodor von Wilucki
  • 1892–1897: Hugo von Loeben
  • 1897–1900: Rudolf von Oppen
  • 1901–1907: Maximilian Hermann Paul Alexander Freiherr von Oer
  • 1907–1911: J. Hermann Stephan Carlitz
  • 1911–1918: Karl Siegmund Richard Lotze
  • 1918–1921: Felix Kuppert
  • 1921–1928: Friedrich Nitzsche
  • 1928–1933: Kurt Berger
  • 1933–1945: Friedrich Müller
  • 1945–1946: Albert Vasel
  • 1946–1947: Kurt Götz
  • 1947–1949: Robert Müller
  • 1949–1949: Helmut Ernst (kommissarisch)
  • 1949–1951: Heinz Mühlstädt
  • 1951–1952: Kurt Fischer

Einwohnerentwicklung

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Jahr 1900 1910 1925 1939
Einwohner[2] 63.227 65.760 65.792 68.583

Der Amtshauptmannschaft gehörten am 1. Dezember 1910 48 Kommunen, darunter 5 Städte und 43 Gemeinden, an. Einzelne selbständige Gutsbezirke waren gesondert aufgeführt, sind aber in den Einwohnerzahlen der umliegenden Gemeinden aufgeführt.[3]

Stadt Einwohnerzahl Gemeinde Einwohnerzahl selbständiger Gutsbezirk (1. Dez. 1900) Einwohnerzahl
AMTSHAUPTMANNSCHAFT gesamt: 65.760
Städte 25.394 Gemeinden 40.366
1 Olbernhau 9.681 4 Drebach 2.600 Rittergut Olbernhau 81
2 Marienberg 7.762 5 Großolbersdorf 2.592 Rittergut Niederforchheim 56
3 Lengefeld 3.428 7 Pobershau 2.189 Rittergut Oberforchheim 44
6 Zöblitz 2.407 8 Rübenau 2.147 Rittergut Scharfenstein 33
9 Wolkenstein 2.116 10 Pockau 1.937 Rittergut Drebach 26
11 Großrückerswalde 1.818 Rittergut Venusberg 20
12 Lauterbach 1.553 Rittergut Rauenstein 17
13 Venusberg 1.473 Allodialgut Schloßmühle 14
14 Forchheim 1.205 Rittergut Hilmersdorf 12
15 Kühnhaide 1.191 Rittergut Mittelsaida 11
16 Satzung 1.172 Rittergut Rückerswalde (mit Lehngut Niederschmiedeberg) 9
17 Wünschendorf 1.094 Staatsforstrevier Kriegwald 8
18 Rothenthal 1.030 Rittergut Lippersdorf 6
19 Blumenau 1.021 Rittergut Wünschendorf
20 Ansprung 1.005 Erbzinslehngut Kühnhaide 3
21 Lippersdorf 952 Wüstes Gut Mausersberg
22 Scharfenstein 948 Staatsforstrevier Großrückerswalde 0
23 Mauersberg 925 Staatsforstrevier Lengefeld (Anteil)
24 Grießbach 903 Staatsforstrevier Marienberg
25 Hilmersdorf 864 Staatsforstrevier Olbernhau
26 Schönbrunn 838 Staatsforstrevier Reitzenhain
27 Reitzenhain 791 Staatsforstrevier Sayda (Anteil)
28 Mittelsaida 760 Staatsforstrevier Zöblitz
29 Görsdorf 756
30 Reifland 751
31 Falkenbach 655
32 Wernsdorf 647
33 Niederlauterstein 632
Streckewalde 632
35 Haselbach 590
36 Gehringswalde 537
37 Kupferhammer Grünthal 496
38 Obersaida 489
39 Sorgau 483
40 Niederschmiedeberg 475
41 Lauta 455
42 Niedersaida 418
43 Hopfgarten 361
44 Rittersberg 321
45 Rückerswalde 286
46 Boden 276
47 Neunzehnhain 57
48 Grundau 41

Davon Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern (Stand 1939):[2]

Gemeinde Einwohner
Drebach 3.103
Großolbersdorf 2.977
Großrückerswalde 2.470
Lengefeld 3.406
Marienberg 7.982
Olbernhau 10.264
Pobershau 2.339
Pockau 3.282
Wolkenstein 2.021
Zöblitz 2.821

Gebietsveränderungen

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In den Jahren 1948 bis 1949 wurden die staatlichen Gutsbezirke (Forstreviere) den umliegenden Gemeinden zugeordnet, zum Teil infolge der Bodenreform.

Datum Ehemalige Gemeinde bzw. Gutsbezirk, Ortsteil Anmerkung
1895[4] Jüdenhain, Ortsteil Umgliederung von Marienberg nach Lauta
1899/1900[4] Vorwerk Hirschstein (Sieh dich für), Gutsbezirk Eingliederung nach Marienberg
1. Januar 1902[5] Olbernhau Erhebung zur Stadt
1. Januar 1904[6] Grünthal (Anteil Olbernhau) mit "Hüttenmühle" und "Obere Stutte" Umgliederung von Olbernhau nach Kupferhammer Grünthal
1. Januar 1920 Erbzinslehngut Kühnhaide, Gutsbezirk Eingliederung nach Kühnhaide
1. Januar 1920 Rittergut Mittelsaida, Gutsbezirk Eingliederung nach Mittelsaida
1. Januar 1920 Rittergut Rückerswalde mit Lehngut Niederschmiedeberg, Gutsbezirk Eingliederung nach Rückerswalde
10. November 1920 Rittergut Lippersdorf, Gutsbezirk Eingliederung nach Lippersdorf
1920 Rittergut Olbernhau, Gutsbezirk Eingliederung nach Olbernhau
1. Januar 1921 Allodialgut Schloßmühle, Gutsbezirk Eingliederung nach Niederlauterstein
3. Februar 1921 Rittergut Rauenstein, Gutsbezirk Eingliederung nach Lengefeld
1921 Rittergut Wünschendorf, Gutsbezirk Eingliederung nach Wünschendorf
1921 Rittergut Venusberg, Gutsbezirk Eingliederung nach Venusberg
1921 Rittergut Hilmersdorf, Gutsbezirk Eingliederung nach Hilmersdorf
1. April 1922 Rittergut Drebach, Gutsbezirk Eingliederung nach Drebach
1922 Rittergut Scharfenstein, Gutsbezirk Eingliederung nach Scharfenstein
1923 Rittergut Niederforchheim, Gutsbezirk Eingliederung nach Forchheim
1923 Rittergut Oberforchheim, Gutsbezirk Eingliederung nach Forchheim
17. Dezember 1926 Wüstes Gut Mauersberg, Gutsbezirk Eingliederung nach Mauersberg
1. Oktober 1930[7] Rückerswalde Eingemeindung nach Großrückerswalde
1. September 1931[7] Grundau Eingemeindung nach Ansprung
1. April 1934[7] Görsdorf Eingemeindung nach Pockau
1. Mai 1936[7] Boden Eingemeindung nach Großrückerswalde
1. April 1937[7] Kupferhammer-Grünthal Eingemeindung nach Olbernhau
1. Oktober 1937[7] Kühnhaide Eingemeindung nach Reitzenhain
1. April 1948[8] Kühnhaide, Ortsteil Ausgemeindung von Reitzenhain
1. Juli 1948[8] Marterbüschel Umgliederung Lengefeld nach Pockau
1. Oktober 1948[8] Neunzehnhain Eingemeindung nach Wünschendorf
1. Juli 1950[8] Hallbach Zuordnung vom Landkreis Freiberg
1. Juli 1950[8] Kleinneuschönberg Zuordnung vom Landkreis Freiberg, Eingemeindung nach Olbernhau
1. Juli 1950[8] Niederneuschönberg Zuordnung vom Landkreis Freiberg, Eingemeindung nach Olbernhau
1. Juli 1950[8] Oberneuschönberg Zuordnung vom Landkreis Freiberg, Eingemeindung nach Olbernhau
1. Juli 1950[8] Mittelsaida Zuordnung zum Landkreis Freiberg
1. Juli 1950[8] Obersaida Zuordnung zum Landkreis Freiberg
  • Thomas Klein: Grundriß zur deutschen Verwaltungsgeschichte 1815–1945. Reihe B: Mitteldeutschland. Band. 14: Sachsen. Johann-Gottfried-Herder-Institut, Marburg/Lahn 1982, ISBN 3-87969-129-0, S. 307–309, 396–397.
  • Paul Roitzsch: "Auf wilder Wurzel", Erzgebirgische Natur- und Kulturbilder aus dem Verwaltungsbezirke der Amtshauptmannschaft Marienberg, Bd. I, Glückauf-Verlag Schwarzenberg i. Sachsen, 1929.

Einzelnachweise

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  1. Andreas Oettel: Zur Verwaltungsgliederung Sachsens im 19. und 20. Jahrhundert. In: Statistisches Landesamt des Freistaates Sachsen (Hrsg.): Statistik in Sachsen. 175 Jahre amtliche Statistik in Sachsen (Festschrift). Nr. 1, 2006, ISSN 0949-4480, S. 69–98 (Online [PDF; 6,3 MB; abgerufen am 23. Dezember 2012]).
  2. a b Michael Rademacher: Marienberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  3. Willkommen bei Gemeindeverzeichnis.de. Abgerufen am 18. September 2023.
  4. a b Akten im Archivbestand Amtshauptmannschaft Marienberg im sächsischen Staatsarchiv Sachsen in Chemnitz
  5. Gemeinde- und Ortsverzeichnis für das Königreich Sachsen, 1904, Herausgeber: Statistische Bureau des königlichen Ministeriums des Inneren
  6. Kreisarchiv Erzgebirgskreis, Bestand: Amtshauptmannschaft Marienberg
  7. a b c d e f Das Sachsenbuch, Kommunal-Verlag Sachsen KG, Dresden, 1943
  8. a b c d e f g h i Verzeichnisse der seit Mai 1945 eingemeindeten Gemeinden und Nachweis über die Aufgliederung der selbständigen Gutsbezirke und Staatsforstreviere, 1952, Herausgeber Ministerium des Innern des Landes Sachsen