Antisemitismus

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Der wandernde Ewige Jude, farbiger Holzschnitt von Gustave Doré, 1852, Reproduktion in einer Ausstellung in Yad Vashem, 2007

Als Antisemitismus werden heute alle pauschalen Formen von Judenhass, Judenfeindlichkeit oder Judenfeindschaft bezeichnet. Der Ausdruck entstand 1879 als Eigenbezeichnung deutscher Judenfeinde um den Journalisten Wilhelm Marr. Er wurde nach dem Holocaust zum Sammelbegriff für alle Einstellungen und Verhaltensweisen, die Einzelpersonen oder Gruppen „den Juden“ zuordnen und ihnen negative Eigenschaften unterstellen, um die Abwertung, Ausgrenzung, Diskriminierung, Unterdrückung, Verfolgung, Vertreibung bis hin zur Vernichtung jüdischer Minderheiten (Völkermord) zu rechtfertigen.[1] Vertreter und Anhänger des Antisemitismus werden „Antisemiten“ genannt.

Pauschale Judenfeindschaft hat eine rund 2500 Jahre lange Tradition, in der sich eine Vielzahl Bilder, Gerüchte, Klischees, Vorurteile, Ressentiments, Stereotype von „dem“ oder „den“ Juden bildeten, überlagern und durchdringen. Anders als bei Fremdenfeindlichkeit werden sie mit angeblich unveränderlichen Eigenschaften von Juden begründet, oft auch ähnlich bezeichnet und dargestellt. So galten Juden ab der Antike als „Feinde der Menschheit“, ab dem Hochmittelalter als „Brunnenvergifter“, „Ritualmörder“ und heimliche „Verschwörer“, ab der frühen Neuzeit als „Wucherer“ oder „Parasiten“, „Ausbeuter“ und „Weltherrscher“. So werden jüdische Minderheiten immer wieder als besonders mächtige Verursacher aller möglichen negativen Fehlentwicklungen und menschengemachten Katastrophen dargestellt. Diese irrealen, fiktiven Trugbilder (Chimären), die das Judentum ideologisch für verschiedene Zwecke verzerren, haben sich bis heute als sehr stabil und anpassungsfähig erwiesen.

Die Antisemitismusforschung hat keine allgemeingültige Definition des Phänomens aufgestellt, unterscheidet aber zumindest vier Hauptformen:

In allen Hauptformen treten religiöse, soziale, politische, kulturelle und verschwörungstheoretische Motive neben- oder miteinander auf. Zudem unterscheidet die Forschung latente und manifeste, oppositionelle und staatliche Ausdrucksformen.[2]

Begriff

Die Französische Revolution von 1789 begünstigte europaweit die Bildung von Nationalstaaten mit allgemeinen Bürgerrechten. Seitdem begannen einige Staaten ihre Bürger rechtlich gleichzustellen und leiteten eine jüdische Emanzipation ein. Nationalistische Einigungsbewegungen bekämpften diese und suchten der veränderten historischen Lage angepasste Gründe für den überlieferten Judenhass des vom Christentum geprägten Mittelalters.

Der Ausdruck „Antisemitismus“ ist eine Neuschöpfung deutscher Antisemiten um den Journalisten Wilhelm Marr. Er erschien erstmals im Dezember 1879 in einem Zeitungsbericht über Marrs im September gegründete Antisemitenliga und deren Programm.[3] Damit grenzten sich damalige Judenfeinde vom affektgeladenen Judenhass des Mittelalters ab und gaben ihren Zielen einen rationalen, aufgeklärten Anstrich.[4] Ab 1880 bezeichnete der Ausdruck auch die Ziele der „Berliner Bewegung“ um Adolf Stoecker und Heinrich von Treitschke und ihrer „Antisemitenpetition“.[5] Er sollte „die Judenfeindschaft mit der Zugehörigkeit der Juden zur semitischen Rasse und Völkerfamilie […] begründen und ihr das Gepräge einer auf letzte Ursachen zurückgehenden wissenschaftlichen Lehre […] geben“.[6]

Als „Semiten“ wurde ab 1771 eine Sprach- und Völkerfamilie bezeichnet und von der Sprachfamilie der „Arier“ unterschieden. Der Indologe Christian Lassen und der Orientalist Ernest Renan verwendeten beide Bezeichnungen für entgegengesetzte Nationalcharaktere und Kulturtypen. Indem sie Juden „Semiten“ nannten, stellten sie sie als ethnische Abstammungsgemeinschaft mit minderwertigen Eigenschaften dar. Renan behauptete, das Judentum behindere den politischen Fortschritt der Menschheit durch seine Zerstreuung und sein religiöses Erwählungsbewusstsein. 1860 wies der Bibliograph Moritz Steinschneider dies als „antisemitische Vorurteile“ zurück.[4] Ab 1865 war „Semitismus“ oder „Semitentum“ als Schlagwort lexikalisch etabliert.[7]

Somit konnte das Antonym „Antisemitismus“ die Ideologie und Ziele judenfeindlicher Organisationen bezeichnen. Es diente ihnen als politisches Schlagwort, um „den/die Juden“ kollektiv für negativ erlebte und gedeutete Zeiterscheinungen der Moderne verantwortlich zu machen: Er besitze und lenke die kritische Presse, infiltriere die Nation mit egoistischem Gewinnstreben und fremden Ideen wie Rationalismus, Materialismus, Internationalismus, Individualismus, Pluralismus, Kapitalismus (Manchesterliberalismus), Demokratie, Sozialismus und Kommunismus. Er sei schuld am Zerfall („Zersetzung“) traditioneller Gesellschaftsstrukturen, an Ausbeutung, Wirtschaftskrisen, Kapitalkonzentration und Inflation, Uneinigkeit und Schwäche der Nation. Als Eigenbezeichnung „prinzipieller“ Judenfeinde, die die Isolierung, Vertreibung und schließlich die Vernichtung der Juden anstrebten, wurde der Ausdruck im Deutschen Kaiserreich, im Zarenreich Russland, Kaisertum Österreich und nachrevolutionären Frankreich etwa 75 Jahre lang üblich.

Historisch richtete sich das Wort nie gegen die „Semiten“, zu denen z. B. auch die Araber zu rechnen sind, sondern ausschließlich gegen Juden, sollte also ursprünglich Judenverfolgungen nicht kritisieren, sondern legitimieren.[8] Der Ausdruck ist demnach eine etymologische Fehlprägung und vom Ursprung her rassistisch und pseudowissenschaftlich.[9] Dies war einigen Judenfeinden klar. Schon Eugen Dühring lehnte den Ausdruck ab, um gerade auch europäische, assimilierte Juden als eigene „Rasse“ von anderen „semitischen Völkern“ abzugrenzen. Im August 1935 forderte das Reichspropagandaministerium die deutsche Presse auf, „das Wort: antisemitisch oder Antisemitismus zu vermeiden, weil die deutsche Politik sich nur gegen die Juden, nicht aber gegen die Semiten schlechthin richtet. Es soll stattdessen das Wort: antijüdisch gebraucht werden.“ 1943 verlangte Hans Hagemeyer von der deutschen Presse, die Bezeichnung Antisemitismus mit Rücksicht auf die arabische Welt zu unterlassen. Denn mit dem Begriff bekunde das feindliche Ausland, die Deutschen würden „Araber und Juden in einen Topf werfen“.[10]

Seit 1945 dient das eingebürgerte Wort „Antisemitismus“ als Fremdbezeichnung für alle Aspekte judenfeindlicher Ideologie, die den Holocaust ermöglicht, vorbereitet, begleitet und gerechtfertigt haben. In der Antisemitismusforschung besteht jedoch keine Einigkeit, ob der Begriff alle historischen Formen der Judenfeindschaft mit „eliminatorischen“ Zügen umfassen oder den „modernen“, vor allem den rassistischen Formen seit 1880 vorbehalten werden soll, als der Begriff aufkam. Erstere Forscher betonen eher die Kontinuität des Judenhasses, letztere die Unterschiede und sehen die rassistische Begründung als wesentlichen Einschnitt.[11] Umstritten blieb auch die Einordnung und Bezeichnung der nicht mehr religiösen, jedoch zugleich noch nicht explizit rassistischen Judenfeindschaft zwischen 1750 und 1880.

In großen Teilen der Forschung ist der Ausdruck „Antisemitismus“ heute „Sammelbegriff für negative Stereotypen über Juden, für Ressentiments und Handlungen, die gegen einzelne Juden als Juden oder gegen das Judentum insgesamt sowie gegen Phänomene, weil sie jüdisch seien, gerichtet sind“.[12] In der Umgangssprache wurde „Antisemitismus“ seit 1945 gleichbedeutend mit „Judenhass“ oder „Judenfeindlichkeit“.[13]

In der Forschung wird Antisemitismus ähnlich wie Fremdenfeindlichkeit, Islamfeindlichkeit, Misogynie, Feindseligkeit gegenüber Immigranten oder Obdachlosen als eine Ausprägung von gruppenbezogener Menschenfeindlichkeit betrachtet.[14]

Hauptformen

Antike Judenfeindschaft

Bereits mehrere hundert Jahre vor Beginn der christlichen Zeitrechnung lässt sich Judenfeindlichkeit nachweisen. Vereinzelt kam es dann ab 170 v. Chr. zu Verfolgungen des Judentums, die auf dessen Vernichtung abzielten. In der Römischen Kaiserzeit spitzte sich die Situation zu.

Antike Judenfeindschaft gilt in der Antisemitismusforschung als eine der historischen Wurzeln des Antijudaismus und des Antisemitismus.

Antijudaismus

Als „Antijudaismus“ bezeichnet man eine religiös begründete Feindschaft von Christen gegen die jüdische Religion. Ausgangspunkt war die Trennung des Christentums vom Judentum nach der Zerstörung des Jerusalemer Tempels im Jahr 70. Gerade weil beide Gruppen sich auf die gleichen biblischen Überlieferungen bezogen und im Römischen Reich zeitweise verfolgt wurden, verschärfte sich ihre Konkurrenz. So verlagerten schon die nach 70 entstandenen Evangelien die Hauptschuld an der Kreuzigung Jesu von Römern auf Juden. Ungeachtet der projüdischen Haltung des Urchristentums wirkten antijüdische Verse im Neuen Testament wie 1 Thess 2,15 EU, Mt 27,25 EU und Joh 8,44 EU als ständig erneuerter Vorwurf einer jüdischen Kollektivschuld am Tod Jesu weiter.[15]

Heidenchristen bestritten den biblischen Anspruch des Judentums auf die Erwählung zum „Volk Gottes“ und entwickelten bis 130 die Substitutionstheologie, die zur Lehre der ganzen Alten Kirche wurde. Zwar lehnten deren Theologen Marcions Lehre (~150) ab, der Erlöser Jesus Christus sei der Gegengott zum bösen Weltschöpfer JHWH, und bewahrten die jüdische Bibel als Altes Testament (AT). Sie legten dieses aber durchweg antijüdisch aus und bildeten mit Predigten und Adversus-Judaeos-Texten eine Fülle judenfeindlicher Stereotype aus. Zentral wurde ab 160 der Vorwurf des Gottesmordes: Die Juden hätten den Sohn Gottes gekreuzigt. Zur Strafe Gottes sei ihr Tempel zerstört und sie seien in fremde Länder zerstreut worden. Folglich könnten sie ihre Tora nicht mehr einhalten und keinen gültigen Gottesdienst mehr feiern. Sie seien gesetzlos, unmoralisch, blind und verstockt gegen die Erkenntnis Jesu als des wahren Messias, den die Bibel beweise.[16] Darum sei das Judentum bleibend verflucht; Juden könnten das Heil nur durch die christliche Taufe, also Aufgabe ihres Judeseins erlangen.

Als die Kirche im 4. Jahrhundert zur Staatsreligion des Römischen Reiches aufstieg, wirkte sich das etablierte christliche Feindbild sozialpolitisch aus: Juden erhielten einen verminderten Rechtsstatus. Augustinus von Hippo legte die lange gültige theologische Leitlinie dafür fest: Er erklärte die Juden zu „Büchersklaven“ der Christen, verbot aber auch, sie zu verfolgen und zu töten, um die von Gott gewollte Judenmission offenzuhalten.[17]

Die christlichen Zünfte des Mittelalters schlossen Juden aus und schränkten ihren Handel immer mehr ein. Die Kirche versuchte zeitweise, Christen das Zinsnehmen zu verbieten und überhöhte Zinsen als unmoralischen Wucher zu ächten. Die feudale Ständegesellschaft verdrängte Juden in Berufsbereiche wie den Handel und Geldverleih. Letzteren durften sie jedoch nur gegen hohe Abgaben, Zwangsdarlehen und Schutzgelder an christliche Fürsten ausüben. In diesem Kontext entstand das langlebige Stereotyp des arbeitsscheuen, ausbeuterischen, geldgierigen und sich bereichernden „Wucherjuden“.[18]

Im Hochmittelalter nahm die antijüdische Kirchenpolitik Züge einer systematischen Verfolgung an. Mit aus dem Gottesmorddogma entwickelten Ritualmordlegenden und Vorwürfen angeblicher „Hostienfrevel“ wurden die Juden kriminalisiert und dämonisiert. Zudem wurden sie ab dem IV. Laterankonzil von 1215 auch sozial in Judengassen, Judenvierteln oder Judenghettos isoliert und mit Kleiderordnungen markiert. Das führte immer wieder zu Judenpogromen, besonders oft an hohen christlichen Feiertagen, in den Kreuzzügen ab dem 11. Jahrhundert, während der Pestpandemie im 14. Jahrhundert (Pestpogrome) und der spanischen Reconquista im 15. Jahrhundert.[19]

Die Reformation schien zunächst eine Abkehr vom Antijudaismus anzubahnen. Martin Luther plädierte 1523 in seiner Schrift Dass Jesus Christus ein geborener Jude sei dafür, die Dämonisierung der Juden und ihre soziale und berufliche Ausgrenzung zu beenden und sie in die christliche Gesellschaft aufzunehmen. Infolge fehlender Missionserfolge rief er jedoch 1543 in seiner Hetzschrift Von den Juden und ihren Lügen alle Fürsten zur Vertreibung der Juden, ihrer Verpflichtung zur Zwangsarbeit, Zerstörung ihrer Synagogen und Wohnungen auf. Dabei erneuerte er auch das Klischee des ausbeuterischen „Wucherjuden“ und überlieferte es in die Neuzeit (siehe Martin Luther und die Juden).[20]

Die Aufklärung übernahm einige antijudaistische Stereotype, etwa die Gegenüberstellung einer vermeintlich national begrenzten und materialistischen jüdischen Hassreligion entgegen einer universalen und idealistischen christlichen Liebesreligion. Im 19. Jahrhundert gingen christliche und rassistische Judenfeindschaft ineinander über. So belebten christliche und rassistische Judenfeinde gemeinsam die mittelalterlichen Ritualmordlegenden neu. Ab 1900 waren nationalistische Christen zugleich Antisemiten, so die evangelische Kirchenpartei Deutsche Christen der NS-Zeit. Erst ab etwa 1960 wandten sich einige Kirchen infolge des Holocaust allmählich von der traditionellen Substitutionstheologie und der Judenmission ab (siehe Kirchen und Judentum nach 1945).

Neuzeitlicher Antisemitismus

Sozialer Antisemitismus bezieht sich auf den tatsächlichen oder eingebildeten sozialen Status von Juden in der Gesellschaft. Durch Berufsbeschränkungen wurden Juden in der Vergangenheit in die Berufe des Handels und Geldverleihens gedrängt. Im sozialen Antisemitismus kommt es zu einer Gleichsetzung von Börse, Finanzkapital und Geldgier mit dem Judentum.[21]

Politischer Antisemitismus sieht die als homogenes Kollektiv gedachten Juden als einflussreiche soziale Macht, die sich in politischer Absicht zu gemeinsamem Handeln zusammengeschlossen hätten, um die Herrschaft in einem Land oder gleich die Weltherrschaft zu erreichen. Dies soll durch eine geheime Planung in Gestalt einer „jüdischen Weltverschwörung“ geschehen. Ein Beispiel dafür sind die Protokolle der Weisen von Zion.[22]

Der kulturelle Antisemitismus steht in engem Zusammenhang mit dem sozialen und politischen Antisemitismus. Hier werden Juden auf kultureller Ebene für die angeblich verderblichen Entwicklungen verantwortlich gemacht. Irritierende Neuerungen in Architektur, Kunst, Literatur oder Musik sahen Antisemiten als Folge des jüdischen Einflusses, der als dekadent bewertet, mit der kulturellen Moderne identifiziert und mit ihr abgelehnt wurde. Als Beispiel für den kulturellen Antisemitismus gilt die von der NS-Propaganda so bezeichnete „entartete Kunst“.[23]

In Umkehrung des behaupteten „Gottesmords“ haben im Rahmen der Aufklärung atheistische und agnostische Autoren, wie Voltaire, der Baron von Holbach oder Georg Wilhelm Friedrich Hegel, und mit ihnen hauptsächlich das revolutionäre Bürgertum der Französischen Revolution, die Juden der „Erfindung“ Gottes und des Monotheismus und der aus ihrer Sicht verwerflichen Hervorbringung des Juden Jesus Christus beschuldigt.[24] Von Antiklerikalen wird so den Juden das Christentum angelastet.[25] So äußerte sich Voltaire gegenüber Juden: „Ihr übertrefft sämtliche Nationen mit euren unverschämten Märchen, eurem schlechten Benehmen und eurer Barbarei. Ihr habt es verdient, bestraft zu werden, denn das ist euer Schicksal.“ Und an anderer Stelle: „Mich würde nicht im mindesten wundern, wenn diese Leute eines Tages gefährlich würden für das Menschengeschlecht.“[26] Voltaires Aussagen standen auch im Zusammenhang mit seinem Bestreben, den jüdisch-christlichen Ursprungsmythos der Bibel (Genesis) durch eine von ihm in Indien verortete arische Urheimat der Menschheit zu ersetzen. So schrieb er an den Astronomen M. Bailly: „Seit langem betrachte ich die alte Dynastie der Brahmanen als diese Ursprungsnation.“[27]

Der nationalistische Antisemitismus sieht in den Juden eine ethnisch, kulturell oder sozial nicht zur jeweiligen Nation gehörende Minderheit, die als Fremdkörper wahrgenommen und der Illoyalität gegenüber der Nation beschuldigt wird. Im Gegensatz zum rassistisch motivierten Antisemitismus im engeren Sinne könnte hier durch Assimilation und Religionsübertritt die Diskriminierung überwunden und die Integration in die Gesellschaft erreicht werden. Der nationalistische Antisemitismus hebt nicht allein auf die angeblichen ethnischen Unterschiede ab, sondern betont behauptete kulturelle Gegensätze oder mangelnde Loyalität gegenüber der jeweiligen Nation. Durch eine solche Ausgrenzung nimmt diese Form der Judenfeindschaft auch fremdenfeindliche Züge an. Teilweise wird auch der nationalistische Antisemitismus unter das engere Begriffsverständnis des Antisemitismus gefasst.

Der Psychoanalytiker Rudolph Loewenstein erklärt den Antisemitismus der Nationalsozialisten mit dem Versuch, den Deutschen jedes moralische Empfinden zu nehmen. In seinem 1952 erschienenen Werk Psychoanalyse de l’Antisemitisme (dt.: Psychoanalyse des Antisemitismus, 1968) schreibt Loewenstein:

„Auch das als Antisemitismus getarnte Antichristentum der Nazis war Ausdruck ihrer Revolte gegen die Kräfte des Über-Ichs […] Das moralische Bewusstsein war die einzige Macht, welche die Deutschen daran hindern konnte, ‚vollkommene Nazis‘ zu werden, das heißt menschliche Maschinen ohne Skrupel oder moralisches Empfinden. Nun wagten die Nazis nicht, das Christentum offen anzugreifen, sie zerstörten lieber sein Pendant: das Judentum. Seitdem bereiten die Nazis den Juden das gleiche Schicksal wie Christus, sie schlachten sie hin und versuchen dadurch, sich auf dem Rücken dieses Sündenbocks ihrer Fehler, ihrer Gewissensbisse und ihres Über-Ichs zu entledigen.“[28]

Post-Holocaust-Antisemitismus

Die Judenfeindschaft „nach Auschwitz“ bezieht sich direkt oder indirekt auf die Shoa und wird auch als „Schuldabwehr“-Antisemitismus bezeichnet.[23] Weil sie alte Stereotype der „jüdischen Rachsucht, Gier und Machtausübung“ zu „Holocaustausbeutung“, „nachtragender Unversöhnlichkeit“ und einem angeblichen „Kritiktabu wegen Auschwitz“ aktualisiert, spricht die empirische Forschung dabei nicht mehr vom „sekundären Antisemitismus“.[29]

Der militärische Sieg der Alliierten über den NS-Staat beendete den Holocaust und den Antisemitismus als deutsche Staatsideologie. In der Bundesrepublik Deutschland wurde Antisemitismus fortan öffentlich geächtet; er bestand in der Bevölkerung innerhalb einer dem Antisemitismus gegenüber toleranten Gruppe weiter fort. Antisemitismus unterstellt in der öffentlichen Auseinandersetzung über die Massenvernichtung der Juden während des Zweiten Weltkriegs, sie diene nur der Diffamierung der nationalen Identität, der Gewährung fortgesetzter Wiedergutmachungs­zahlungen an Israel und der politischen Legitimation von deren Politik im Nahen Osten.[30]

Israel-bezogener und antizionistischer Antisemitismus

Antizionismus entstand als Opposition zur vielgestaltigen jüdischen Bewegung des Zionismus und ist nicht zwangsläufig antisemitisch. Auch manche religiösen oder nichtreligiösen jüdischen Gruppen lehnen den Zionismus ab.[31]

Ab etwa 1950 machte die Sowjetunion den Ausdruck zum Mittel ihrer Propaganda, um sich mit arabischen Staaten gegen Israel zu verbünden. Westliche, linksgerichtete Gruppen, die einen Antiimperialismus vertraten, übernahmen den Begriff in diesem Sinn.[32]

Laut dem Antisemitismusforscher Robert S. Wistrich ist Antizionismus nicht von vornherein antisemitisch, greift aber seit 1948 zunehmend antisemitische Stereotype auf mit dem Ziel, den Staat Israel zu zerstören. Antizionismus habe sich zur gefährlichsten und wirksamsten Form des Antisemitismus der Gegenwart entwickelt, die linke, rechtsextreme, muslimische und christliche Israelfeinde verbinde.[33]

Laut Monika Schwarz-Friesel projiziert heutiger Antizionismus das Konzept des „kollektiven Juden“ auf den 1948 gegründeten Staat Israel und stuft ihn stereotyp als Terror- und Unrechtsstaat, Apartheids- und Rassismusregime, „Kindermörderstaat“ und ähnliches ein. Die Stereotype folgten dem Muster des altbekannten Judenhasses: Israel sei an allem Schuld, sei der Teufel unter den Ländern der Erde, man müsse diesen Staat boykottieren und letztlich auflösen. Diese Form nahm ab den 1960er Jahren enorm zu und gilt in der Forschung als aktuell öffentlich vorherrschende Variante des Judenhasses. Zu ihrer Akzeptanz trägt bei, dass die Vertreter ihren Hass als politisch legitime Israelkritik verdecken und bestreiten, Antisemiten zu sein.[34] Die Symbiose von klassischem und Israel-bezogenem Judenhass, seine Tarnung als legitime Gesellschaftskritik oder Israelkritik, die Betonung eines starken Anti-Rassismus, der als sozial und moralisch notwendig gedeutet wird, und das vehemente Abstreiten des eigenen Antisemitismus sind heute besonders bei linken und gebildeten Antisemiten verbreitet.[35] Diese Form des Antisemitismus herrscht auch in linken Subkulturen und im Kulturbetrieb vor, darunter in der Kampagne Boycott, Divestment and Sanctions (BDS), in intersektionalen, antirassistischen, antiimperialistischen und antiklassistischen Denkrichtungen, in der Klimabewegung, der queeren Community, feministischen Bündnissen, Clubkultur, Hiphop, Punk und Hardcore.[36] Auch in postkolonialen Strömungen werden antisemitische Tendenzen beobachtet.[37]

In Israel lebt heute ein großer Anteil aller Juden weltweit; dieser Staat versteht sich seit dem Rückkehrgesetz von 1950 als Zufluchtsort aller Juden.[38] Antizionismus oder „Israelkritik“, die klassische antisemitische Stereotype auf Israel überträgt, sein Existenzrecht bestreitet, NS-Vergleiche benutzt, Täter-Opfer-Umkehr vollzieht und Zionismus mit Rassismus gleichsetzt, wird darum oft als Tarnung (Camouflage) von Antisemitismus beurteilt.[39]

In islamischen und arabischen Staaten ist Antizionismus oft mit Islamismus verbunden. Sofern dieser den Islam antisemitisch interpretiert und dabei Motive aus dem europäischen Antisemitismus aufgreift, sprechen manche Forscher von einem „islamischen Antisemitismus“.[40] Auch bei Nichtmuslimen dient Antizionismus oft dazu, sich gegen Antisemitismusvorwürfe zu immunisieren, um Israel wie „die Juden“ zu dämonisieren, zu delegitimieren und zu isolieren. Die Israelfeindschaft verbindet linken Antiimperialismus, Rechtsextremismus und Islamismus und wirkt als potentielle Bedrohung aller Juden.[41]

Definitionen

Die verschiedenen Definitionsversuche des Phänomens spiegeln zum einen den Wandel der Formen des Judenhasses selbst, zum anderen den Fortgang der Forschung dazu.

1945 bis 1990

Nach 1945 vermieden Wörterbücher jede Antisemitismusdefinition, die (wie etwa das Brockhaus Conversationslexikon ab 1882) Juden jene Charaktereigenschaften unterstellen, die Antisemiten ihnen zuschreiben. Manche definieren Antisemitismus streng als rassistischen Judenhass, der sich qualitativ von anderen Formen unterscheide, wie es der singuläre Holocaust gezeigt habe, und besonders gefährlich sei, da behauptete Rasseneigenschaften der Juden ihre Ausrottung als einzig denkbare Lösung erscheinen ließen. Diese Definition schließt jedoch die meisten virulenten Formen von religiös begründetem Judenhass (Antijudaismus) aus.

Andere moderne Definitionen ordnen Antisemitismus als bloße Variante eines ethnischen Vorurteils oder Fremdenfeindlichkeit ein, etwa das einflussreiche Merriam-Webster’s Collegiate Dictionary seit 1961: Antisemitismus sei „Feindlichkeit oder Diskriminierung gegenüber Juden als einer religiösen, ethnischen oder rassischen Gruppe“. Manche Historiker verallgemeinern dies zur „Abneigung gegen das Andere“ (dislike of the unlike). Dann wäre Judenhass nur durch die Objektgruppe von anderem Rassismus (etwa gegen Dunkelhäutige) oder Ethnozentrismus (etwa gegen Hispanics) unterscheidbar. Dies hatte zeitweise praktische, politische und juristische Vorteile, weil allgemeiner Minderheitenschutz vor Diskriminierung auch Juden stärker vor Verfolgung zu schützen schien. Manche Historiker betonen zwar eine höhere Intensität von Judenhass gegenüber anderem Minderheitenhass, vernachlässigen aber die Ursache dafür in dessen besonderer Eigenart. Folglich verfehlen sie auch den qualitativen Unterschied zwischen dem bloßen Zeigen eines antisemitischen Symbols wie dem Hakenkreuz und ausgeführter industrieller Judenvernichtung wie im KZ Auschwitz.[42]

Dagegen definierten die Autoren der Studie The Authoritarian Personality (1950) um Theodor W. Adorno Antisemitismus als „Ideologie mit stereotypen negativen Ansichten über Juden, die sie als bedrohlich, unmoralisch, kategorisch verschieden von Nicht-Juden, mit akuten feindlichen Haltungen darstellen und auf ihre Beschränkung, Ausschließung und Unterdrückung drängen, um die Judenfrage‘ zu lösen“. Diese Definition ist laut Kenneth L. Marcus (Louis D. Brandeis Center for Human Rights Under Law) auch auf heutigen Antizionismus anwendbar: Ersetze man das Wort „Juden“ darin durch das Wort „Israel“, dann umfasse sie auch das Übertragen klassischer antisemitischer Stereotype auf den Staat Israel (den „Juden unter den Staaten“) und damit verbundene Forderungen zur „Lösung des Israelproblems“, das sich somit als Problem der Nichtjuden erweise.[43]

Ab 1966, also noch vor dem Sechstagekrieg von 1967, ergänzte das Merriam-Webster-Dictionary seine Definition: Antisemitismus könne auch „Opposition zum Zionismus“ und „Sympathie mit den Gegnern des Staates Israel“ bedeuten. Dies schloss theologisch begründete Ablehnung Israels, wie sie etwa die ultraorthodoxe Neturei Karta vertritt, Ablehnung jedes Nationalismus und gewöhnliche Kritik an substantieller Politik Israels aus. Der Definitionszusatz setzte sich nicht durch, machte aber auf die Verbindung von Antizionismus und Antisemitismus aufmerksam.[44]

Die Genozidforscherin Helen Fein ergänzte 1987 in ihrer Definition die soziologisch-kulturellen Aspekte: Antisemitismus sei „eine anhaltende latente Struktur feindlicher Überzeugungen gegenüber Juden als Kollektiv, die sich in Individuen als Einstellungen und in der Kultur als Mythos, Ideologie, Folklore und Bildsprache und in Handlungen manifestieren – soziale oder rechtliche Diskriminierung, politische Mobilisierung gegen Juden und kollektive oder staatliche Gewalt, was dazu führt und/oder dazu bestimmt ist, Juden als Juden zu distanzieren, zu verdrängen oder zu zerstören.“[45]

EUMC- und IHRA-Arbeitsdefinitionen

Die Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (EUMC) verzeichnete ab 2001 eine Zunahme antisemitischer Tendenzen.[46] Um die strafrechtliche Behandlung solcher Tendenzen in den EU-Staaten zu erleichtern und zu vereinheitlichen, veröffentlichte die EUMC 2005 eine Arbeitsdefinition:

Antisemitismus ist demnach eine bestimmte Wahrnehmung, die sich als Hass auf jüdische oder nichtjüdische Individuen, ihr Eigentum, ihre Institutionen oder den Staat Israel richten kann. Er „klagt Juden häufig der Verschwörung zum Schaden der Menschheit an und wird oft benutzt, um Jüdinnen und Juden dafür verantwortlich zu machen, wenn etwas falsch läuft‘.“ Er drücke sich in Worten, Texten, Bildern und Taten aus und verwende dazu „unheilvolle Stereotypen und negative Charakterzüge“, etwa:

  • Aufrufe zum Töten oder Schädigen von Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder extremistischen religiösen Sicht,
  • verlogene, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Behauptungen über Juden oder die kollektive Macht von Juden, etwa eines Weltjudentums oder jüdischer Kontrolle von Medien, Regierungen usw.,
  • Juden kollektiv für reale oder vermeintliche Vergehen einzelner oder mehrerer Juden oder Nichtjuden zu beschuldigen,
  • Holocaustleugnung,
  • Juden als Kollektiv oder Israel zu beschuldigen, sie hätten den Holocaust erfunden oder dramatisiert,
  • jüdische Staatsbürger zu beschuldigen, sie seien loyaler gegenüber Israel oder vermeintlichen jüdischen Prioritäten weltweit als gegenüber ihren eigenen Staaten,
  • das Selbstbestimmungsrecht von Juden abzulehnen, etwa zu behaupten, Israel sei ein rassistisches Projekt,
  • doppelte Standards anzuwenden, also von Israel Verhalten zu fordern, das von keiner anderen demokratischen Nation erwartet wird,
  • klassisch-antisemitische Symbole und Bilder wie den Gottesmord-Vorwurf oder die Ritualmordlegende auf Israel oder Israelis anzuwenden,
  • Israels aktuelle Politik mit der Vernichtungspolitik des Nationalsozialismus zu vergleichen,
  • eine Kollektivverantwortung der Juden für Israels Politik zu behaupten.

Kritik, die an Israel ähnlich wie an anderen Staaten geäußert wird, könne jedoch nicht als antisemitisch eingestuft werden.[47]

Die 34 Mitgliedsstaaten der International Holocaust Remembrance Alliance (IHRA) übernahmen am 15. Mai 2016 die EUMC-Definition fast unverändert. Der Beschlusstext und Mitautoren des EUMC-Definitionstextes betonen, dass dieser „nicht für die Umsetzung in europäisches oder nationales Recht gedacht“ gewesen sei.[48] Auch die Arbeitsdefinition „Antisemitismus“ des European Forum on Antisemitism (EFA) beruht auf der EUMC-Definition von 2005.

Der Ministerrat Österreichs übernahm die IHRA-Arbeitsdefinition am 21. April 2017.[49] Die deutsche Bundesregierung übernahm sie im September 2017 und zählte dabei den ersten Beispielsatz zur Definition:[50][51]

„Antisemitismus ist eine bestimmte Wahrnehmung von Juden, die sich als Hass gegenüber Juden ausdrücken kann. Der Antisemitismus richtet sich in Wort oder Tat gegen jüdische oder nichtjüdische Einzelpersonen und/oder deren Eigentum sowie gegen jüdische Gemeindeinstitutionen oder religiöse Einrichtungen. Darüber hinaus kann auch der Staat Israel, der dabei als jüdisches Kollektiv verstanden wird, Ziel solcher Angriffe sein.“

Die IHRA-Definition führt folgende aktuelle Beispiele von Antisemitismus im öffentlichen Leben, in den Medien, Schulen, am Arbeitsplatz und in der religiösen Sphäre auf, die unter Berücksichtigung des Gesamtkontexts folgendes Verhalten einschließen können, ohne darauf beschränkt zu sein.

„Beispiele:

  • Der Aufruf zur Tötung oder Schädigung von Juden im Namen einer radikalen Ideologie oder einer extremistischen Religionsanschauung sowie die Beihilfe zu solchen Taten oder ihre Rechtfertigung.
  • Falsche, entmenschlichende, dämonisierende oder stereotype Anschuldigungen gegen Juden oder die Macht der Juden als Kollektiv – insbesondere aber nicht ausschließlich die Mythen über eine jüdische Weltverschwörung oder über die Kontrolle der Medien, Wirtschaft, Regierung oder anderer gesellschaftlicher Institutionen durch die Juden.
  • Das Verantwortlichmachen der Juden als Volk für tatsächliches oder unterstelltes Fehlverhalten einzelner Juden, einzelner jüdischer Gruppen oder sogar von Nicht-Juden.
  • Das Bestreiten der Tatsache, des Ausmaßes, der Mechanismen (z. B. der Gaskammern) oder der Vorsätzlichkeit des Völkermordes an den Juden durch das nationalsozialistische Deutschland und seine Unterstützer und Komplizen während des Zweiten Weltkrieges (Holocaust).
  • Der Vorwurf gegenüber den Juden als Volk oder dem Staat Israel, den Holocaust zu erfinden oder übertrieben darzustellen.
  • Der Vorwurf gegenüber Juden, sie fühlten sich dem Staat Israel oder angeblich bestehenden weltweiten jüdischen Interessen stärker verpflichtet als den Interessen ihrer jeweiligen Heimatländer.
  • Das Aberkennen des Rechts des jüdischen Volkes auf Selbstbestimmung, z. B. durch die Behauptung, die Existenz des Staates Israel sei ein rassistisches Unterfangen.
  • Die Anwendung doppelter Standards, indem man von Israel ein Verhalten fordert, das von keinem anderen demokratischen Staat erwartet oder gefordert wird.
  • Das Verwenden von Symbolen und Bildern, die mit traditionellem Antisemitismus in Verbindung stehen (z. B. der Vorwurf des Christusmordes oder die Ritualmordlegende), um Israel oder die Israelis zu beschreiben.
  • Vergleiche der aktuellen israelischen Politik mit der Politik der Nationalsozialisten.
  • Das kollektive Verantwortlichmachen von Juden für Handlungen des Staates Israel.“[52]

Kritik an der IHRA-Arbeitsdefinition

Der Politikwissenschaftler und Soziologe Armin Pfahl-Traughber bemängelt an der Arbeitsdefinition fehlende Klarheit, Trennschärfe und Vollständigkeit und plädiert für deren grundlegende Überarbeitung. Es werde nicht deutlich, worin genau die „bestimmte Wahrnehmung“ bestehe. Antisemitismus sei keine Kritik, sondern Feindschaft „gegen Juden als Juden“. Zwar sei an der Definition begrüßenswert, dass artikuliert wird, dass sich die Judenfeindschaft der Gegenwart häufig genug über den Umweg der Israelfeindschaft ausdrücke, diese werde jedoch überbetont, die anderen Ideologievarianten des Antisemitismus kämen nur am Rande vor.[53]

Die American Civil Liberties Union in den USA kritisierten die Definition, da sie viel zu breit sei und dazu benutzt werden könne, von der Redefreiheit gedeckte Kritik an Israel zu unterdrücken.[54]

Auch der israelische Historiker Moshe Zimmermann kritisiert die „Schwammigkeit“ der IHRA-Definition. Sie erlaube es, jede Art von Kritik an Israel als antisemitisch zu bezeichnen. Das führe zu einer inflationären Verwendung des Begriffs und dazu, dass „dort, wo Antisemitismus wirklich zu finden ist, […] er möglicherweise nicht erkannt“ werde.[55]

Der Philosoph und Soziologe Peter Ullrich bezeichnet in einem Gutachten im Auftrag der Rosa-Luxemburg-Stiftung den Anspruch der IHRA-Definition, alle mit der Begriffsklärung verbundenen Probleme lösen und zugleich allgemein anwendbar sein zu wollen, als „gescheitert“. Sie sei wenig präzise und in sich widersprüchlich und lasse zudem eklatante Leerstellen. Sie ermögliche es, missliebige Positionen zum Nahostkonflikt zu stigmatisieren und öffentlich zu benachteiligen, was Ullrich „angesichts ihres quasi-rechtlichen Status als Bedrohung der Meinungsfreiheit“ bewertet. Zudem verschleiere sie, dass die größte Gefahr von rechts komme.[56]

Im Dezember 2019 erklärte Kenneth S. Stern, er sei als Antisemitismusexperte des American Jewish Committee der Hauptautor der Arbeitsdefinition gewesen. Politisch rechtsgerichtete jüdische Gruppierungen hätten die Definition ab 2010 jedoch als Waffe gegen die Meinungsfreiheit verwendet.[57]

Im Dezember 2019 warnten 127 jüdische und israelische Intellektuelle das französische Parlament in einem offenen Brief, die „unklare und ungenaue“ IHRA-Definition anzunehmen. Diese bringe „bewusst Kritik und Opposition gegen die politischen Maßnahmen des Staates Israel mit Antisemitismus in Verbindung“ und führe eine „ungerechtfertigte Doppelmoral zugunsten Israels und gegen die Palästinenser“ ein.[58]

David Feldman schrieb im Dezember 2020, die IHRA-Definition sei mangelhaft, schwammig, verwirrend und nicht geeignet, jüdische Studenten und Lehrende an britischen Universitäten zu schützen. Sie biete auch keine klare Antwort, ob etwa Boykott-Aufrufe gegen Israel inhärent antisemitisch seien. Joe Mann, der „Antisemitismus-Guru“ der britischen Regierung, schrieb beispielsweise, Boykotte seien von der IHRA-Definition nicht erfasst.[59]

Am 11. Januar 2021 verurteilten mehr als siebzig britische Akademiker in einem offenen Brief die Einführung der IHRA-Arbeitsdefinition durch die Regierung und forderten die britischen Universitäten und Studenten auf, die „inhärent falsche“, „vage“ und „inhaltsarme“ Definition abzulehnen bzw. zurückzunehmen.[60]

Im Februar 2020 unterzeichneten mehr als 600 kanadische Akademiker eine Petition gegen die IHRA-Definition.[61]

Im Januar 2021 gab eine Reihe linker jüdischer Organisationen in den USA – Ameinu, Americans for Peace Now, Habonim Dror North America, Hashomer Hatzair World Movement, Jewish Labor Committee, J Street, New Israel Fund, Partners for Progressive Israel, Reconstructing Judaism und T’ruah – eine Erklärung heraus, in der sie die Annahme der IHRA-Definition ablehnen.[62]

Im März 2021 sprachen sich mehr als 150 jüdische Hochschullehrer in Kanada in einem offenen Brief gegen die Annahme der IHRA-Definition aus.[63]

Im April 2023 kritisierten 60 Menschenrechtsorganisationen und NGOs (darunter die American Civil Liberties Union, B’Tselem, Human Rights Watch, das American Friends Service Committee, Combatants for Peace, European Jews for a Just Peace, medico international und das Israeli Committee Against House Demolitions) die IHRA-Definition, da sie häufig dazu verwendet werde, Kritik an Israel als „antisemitisch“ zu verunglimpfen. Die Organisationen forderten die UNO in einer gemeinsamen Erklärung auf, die IHRA-Definition nicht zu übernehmen.[64]

Jerusalemer Erklärung

Bis März 2021 verfassten rund zwanzig Wissenschaftler die Jerusalemer Erklärung zum Antisemitismus, die dann rund 360 weitere Wissenschaftler aus aller Welt unterzeichneten.[65] Sie soll eine kohärente und politisch neutrale Definition anbieten und damit die IHRA-Definition ergänzen und verbessern. Sie definiert Antisemitismus als „Diskriminierung, Vorurteil, Feindseligkeit oder Gewalt gegen Jüdinnen und Juden als Jüdinnen und Juden (oder jüdische Institutionen als jüdische)“ und liefert dazu 15 Leitlinien. Zentral ist für sie die Unterscheidung zwischen Antizionismus und Antisemitismus und die Einordnung des Kampfes gegen Antisemitismus in den größeren Kampf gegen andere Formen von Rassismus und Diskriminierung.[66] Sie stieß bei einigen Antisemitismusforschern auf Kritik und wurde in den Medien kontrovers aufgenommen.

Nationale Strategien gegen Antisemitismus

Die Europäische Kommission setzt sich innerhalb der EU sowie international für die Bekämpfung von Antisemitismus ein. Die EU-Mitgliedstaaten verpflichteten sich 2020, durch neue nationale Strategien oder Maßnahmen im Rahmen bestehender nationaler Strategien und/oder Aktionspläne zur Verhütung von Rassismus, Fremdenfeindlichkeit, Radikalisierung und gewaltbereitem Extremismus alle Formen von Antisemitismus zu verhüten und zu bekämpfen.[67][68] Die Kommission legte im Oktober 2021 erstmals eine „EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens“ vor. Die drei zentralen Elemente der Strategie für den Zeitraum 2021 bis 2030 sind: (1.) Verhütung und Bekämpfung aller Formen von Antisemitismus, (2.) Schutz und Förderung jüdischen Lebens in der EU, (3.) Aufklärung, Forschung und Gedenken an den Holocaust.[67][69]

Die US-amerikanische Regierung unter Präsident Joe Biden gab im Mai 2023 ihre „U.S. National Strategy to Counter Antisemitism“ heraus. Sie beinhaltet: (1.) Sensibilisierung zu Antisemitismus und der daraus entstehenden Gefahr für Amerika sowie größere Anerkennung des jüdisch-amerikanischen Erbes, (2.) Verbesserung der Sicherheit für jüdische Gemeinden, (3.) Bekämpfung antisemitischer Diskriminierung, (4.) Aufbau gemeinschaftsübergreifender Solidarität und gemeinsamer Aktionen gegen Hass.[70]

Dokumentarfilm

  • Eine Geschichte des Antisemitismus, vierteilige Dokumentarreihe von Arte, Frankreich 2022:
    • So begann es: 38–1144 (53 min)
    • Ablehnung: 1144–1791 (57 min)
    • Von der Emanzipation zur Shoah: 1791–1945 (58 min)
    • Der neue Antisemitismus: 1945 bis heute (57 min)

Siehe auch

Literatur

Da dieser Artikel einen Überblick über die verschiedenen Formen von Judenfeindlichkeit gibt, beschränkt sich die Literatur hier auf allgemeine Darstellungen zum Gesamtphänomen. Literatur zu speziellen Begriffen und Epochen ist den verlinkten Spezialartikeln vorbehalten.

Commons: Antisemitism – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Antisemitismus – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen

Empirische Studien

Erfahrungen und Wahrnehmungen im Zusammenhang mit Antisemitismus – Zweite Erhebung zu Diskriminierung und Hasskriminalität gegenüber Jüdinnen und Juden in der EU – Zusammenfassung. 10. März 2019.

Andere

Einzelnachweise

  1. Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus in der deutschen Geschichte, Berlin 2002, S. 9.
  2. Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus in der deutschen Geschichte, Berlin 2002, S. 10–13.
  3. Artikel Antisemit. In: Otto Ladendorf: Historisches Schlagwörterbuch. Ein Versuch. Trübner, Straßburg 1906, S. 7
  4. a b Alex Bein: Die Judenfrage: Biographie eines Weltproblems, Band II. Deutsche Verlagsanstalt, Stuttgart 1980, S. 164f.
  5. Massimo Ferrari Zumbini: Die Wurzeln des Bösen: Gründerjahre des Antisemitismus: Von der Bismarckzeit zu Hitler. Klostermann, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-465-03222-5, S. 171.
  6. Edmond Jacob: Antisemitismus, in: Encyclopaedia Judaica, 1928, Sp. 957.
  7. Reinhard Rürup: Emanzipation und Antisemitismus: Studien zur „Judenfrage“ der bürgerlichen Gesellschaft. Fischer, Frankfurt am Main 2016, ISBN 3-596-30933-6, S. 95–97.
  8. Günter Wasserberg: Aus Israels Mitte – Heil für die Welt: Eine narrativ-exegetische Studie zur Theologie des Lukas. De Gruyter, Berlin 1998, ISBN 3-11-015864-7, S. 21.
  9. Thomas Nipperdey, Reinhard Rürup: Antisemitismus. In: Otto Brunner, Werner Conze, Reinhart Koselleck (Hrsg.): Geschichtliche Grundbegriffe. Historisches Lexikon zur politisch-sozialen Sprache in Deutschland, Band 1. Klett-Cotta, Stuttgart 1972, ISBN 3-12-903850-7, S. 129–132.
  10. Dina Porat: Definitionen des Antisemitismus. Kontroversen über den Gegenstandsbereich eines streitbaren Begriffs Marc Grimm, Bodo Kahmann (Hrsg.): Antisemitismus im 21. Jahrhundert, München 2018, S. 27–50, hier S. 30.
  11. Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus in der deutschen Geschichte, Berlin 2002, S. 10 und 152–155.
  12. Olaf Blaschke: Katholizismus und Antisemitismus im Deutschen Kaiserreich. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-35785-0, S. 27.
  13. Thomas Nipperdey, Reinhard Rürup: Antisemitismus. In: Geschichtliche Grundbegriffe, Band 1 A–D, Stuttgart 1972, S. 152 f.
  14. Andreas Zick: Aktueller Antisemitismus im Spiegel von Umfragen – ein Phänomen der Mitte. In: Monika Schwarz-Friesel, Evyatar Friesel, Jehuda Reinharz (Hrsg.): Aktueller Antisemitismus – ein Phänomen der Mitte. Walter de Gruyter, Berlin 2010, ISBN 978-3-11-023010-9, S. 225–246, hier S. 234 u.ö.
  15. Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus in der deutschen Geschichte. Leske & Budrich, Opladen 2002, ISBN 3-8100-3691-9, S. 17 f.
  16. Rainer Kampling: Antijudaismus. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. De Gruyter / Saur, Berlin 2010, ISBN 3-598-24074-0, S. 10.
  17. Rainer Kampling: Antijudaismus. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. Berlin 2010, S. 11f.
  18. Clemens Escher: Wucherjude. In: Wolfgang Benz, Brigitte Mihok (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. Berlin 2010, S. 348f.
  19. Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus in der deutschen Geschichte. Opladen 2002, S. 23–30.
  20. Fritz Backhaus: Die Entwicklung des Wuchertopos zur antijüdischen Polemik. In: Joachim Bauer, Michael Haspel (Hrsg.): Jakob Strauß und der reformatorische Wucherstreit: Die soziale Dimension der Reformation und ihre Wirkungen. Evangelische Verlagsanstalt, Leipzig 2018, ISBN 3-374-05150-2, S. 127 f.
  21. Wolfgang Benz: Das Bild vom mächtigen und reichen Juden. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Bilder vom Juden. Studien zum alltäglichen Antisemitismus. Beck, München 2001, ISBN 3-406-47575-2, S. 13–26.
  22. Armin Pfahl-Traughber: Der antisemitisch-antifreimaurerische Verschwörungsmythos in der Weimarer Republik und im NS-Staat. Braumüller, Wien 1993, ISBN 3-7003-1017-X.
  23. a b Armin Pfahl-Traughber: Antisemitismus als Feindschaft gegen Juden als Juden. Bürger im Staat 63/4, 2013, S. 252–261.
  24. Pierre-André Taguieff: Criminaliser les juifs – Le mythe du «meurtre rituel» et ses avatars (antijudaïsme, antisémitisme, antisionisme); chapitre V: Voltaire accusateur des juifs, «Monstres de cruauté». In: Céline Masson, Isabelle de Mecquenem (Hrsg.): Questions sensibles. Hermann Éditeurs, Paris 2020, ISBN 979-10-370-0228-0, S. 141–178
  25. Bernard-Henri Lévy: L'esprit du judaïsme. Éditions Grasset, Paris 2016, ISBN 978-2-253-18633-5, S. 21 und 24 f.
  26. Hannes Stein: Die großen Aufklärer waren oft Judenhasser. Welt, 20. Juli 2012
  27. Jean-Paul Demoule: Mais où sont passés les Indo-Européens? – Le mythe d'origine de l'Occident. In: Maurice Olender (Hrsg.): Points/La librairie du XXIe siècle 525. 2. Auflage, Éditions du Seuil, Paris 2014, ISBN 978-2-7578-6591-0, S. 37 f. und 70 f.
  28. Rudolph M Loewenstein: Psychoanalyse des Antisemitismus. Suhrkamp Verlag, Frankfurt am Main 1968, S. 92, 93.
  29. Monika Schwarz-Friesel: Judenhass im Internet. Antisemitismus als kulturelle Konstante und kollektives Gefühl. Hentrich & Hentrich, Leipzig 2019, ISBN 978-3-95565-328-6, S. 38–41.
  30. Detlev Claussen: Vom Judenhass zum Antisemitismus: Materialien einer verleugneten Geschichte. Luchterhand, Darmstadt 1987, ISBN 3-472-61677-6, S. 48.
  31. Mario Keßler: Antizionismus. In: Wolfgang Benz (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus Band 3: Begriffe, Ideologien, Theorien. De Gruyter / Saur, Berlin 2010, ISBN 3-598-24074-0, S. 21 f.
  32. Klaus Holz, Thomas Haury: Antisemitismus gegen Israel. Institut für Sozialforschung, Hamburger Edition, Hamburg 2021, ISBN 3-86854-454-2, S. 129 f.
  33. Robert Wistrich: Anti-Zionism and Anti-Semitism. In: Jewish Political Studies Review, Band 16, Nr. 3/4, Herbst 2004, S. 27–31.
  34. Monika Schwarz-Friesel: Judenhass im Internet, Leipzig 2019, S. 39.
  35. Monika Schwarz-Friesel: Judenhass im Internet, Leipzig 2019, S. 41.
  36. Nicholas Potter, Stefan Lauer (Hrsg.): Judenhass Underground: Antisemitismus in emanzipatorischen Subkulturen und Bewegungen. Hentrich & Hentrich, Berlin / Leipzig 2023, ISBN 978-3-95565-615-7.
  37. Micha Brumlik: Postkolonialer Antisemitismus? Achille Mbembe, die palästinensische BDS-Bewegung und andere Aufreger. Bestandsaufnahme einer Diskussion. VSA, Hamburg 2021, ISBN 978-3-96488-112-0 (2. aktualisierte und korrigierte Auflage, Hamburg 2022, ISBN 978-3-96488-154-0).
  38. Michael Brenner: Kleine jüdische Geschichte. Beck, München 2012, ISBN 3-406-62124-4, S. 317
  39. Timo Stein: Zwischen Antisemitismus und Israelkritik: Antizionismus in der deutschen Linken. Springer VS, Wiesbaden 2011, ISBN 3-531-18313-3, S. 31–34.
  40. Yehuda Bauer: Der islamische Antisemitismus: eine aktuelle Bedrohung. LIT Verlag, Münster 2018, ISBN 3-643-14111-4; Matthias Küntzel: Islamischer Antisemitismus. BpB, 30. April 2020
  41. Moshe Zuckermann: Tel Aviver Jahrbuch für deutsche Geschichte: Antisemitismus – Antizionismus – Israelkritik. Wallstein, Göttingen 2005, ISBN 3-89244-872-8, S. 150.
  42. Kenneth L. Marcus: The Definition of Anti-Semitism. In: Charles Asher Small (Hrsg.): Global Antisemitism: A Crisis of Modernity. Martinus Nijhoff, Leiden/Boston 2013, ISBN 978-90-04-21457-6, S. 97–138, hier S. 98 f.
  43. Kenneth L. Marcus: The Ideology of the New Antisemitism. In: Alvin H. Rosenfeld (Hrsg.): Deciphering the New Antisemitism. Indiana University Press, Bloomington 2015, ISBN 978-0-253-01865-6, S. 23 f.
  44. Kenneth L. Marcus: The Definition of Anti-Semitism. In: Charles Asher Small (Hrsg.): Global Antisemitism, Leiden/Boston 2013, S. 100 und Fn. 17
  45. Helen Fein: Dimensions of Antisemitism. In: Helen Fein (Hrsg.): The Persisting Question: Sociological Perspectives and Social Contexts of Modern Antisemitism. (1987) Nachdruck: Walter de Gruyter, New York 2012, ISBN 3-11-010170-X, S. 67.
  46. Europäische Stelle zur Beobachtung von Rassismus und Fremdenfeindlichkeit: Antisemitism Summary overview of the situation in the European Union 2001–2005. (Memento vom 5. März 2009 im Internet Archive; PDF; 336 kB) 2. Juli 2017.
  47. Antisemitismus Thematisieren: Warum und Wie? Leitfaden für Pädagoginnen und Pädagogen. (PDF;) Office for Democratic Institutions and Human Rights (ODHR); voller Wortlaut im Anhang S. 32 f.
  48. Michael Whine: Applying the working definition of antisemitism. In: Justice Nr. 61 (Herbst 2018), S. 15
  49. Was ist Antisemitismus? Österreich nimmt IHRA-Arbeitsdefinition von Antisemitismus an. erinnern.at
  50. Pressemitteilung des Auswärtigen Amtes vom 22. September 2017: Bundesregierung unterstützt internationale Arbeitsdefinition von Antisemitismus.; Bundesregierung billigt neue Antisemitismus-Definition. FAZ, 20. September 2017.
  51. Stephan Detjen: Die Antisemitismus-Resolution des Bundestags ist ein Irrweg. Politisch begründete Kritik am Handeln der israelischen Regierung soll als antisemitisch gebrandmarkt werden. In: Deutschlandfunk. 3. November 2024, abgerufen am 4. November 2024.
  52. Arbeitsdefinition von Antisemitismus, International Holocaust Remembrance Alliance.
  53. Armin Pfahl-Traughber: Die EUMC-Arbeitsdefinition Antisemitismus in der Kritik. Anmerkungen zu fehlender Trennschärfe und Vollständigkeit… HaGalil, 16. Juli 2017.
  54. Anti-Semitism Awareness Act of 2018. ACLU, 4. Juni 2018.
  55. Jannis Hagmann: Moshe Zimmermann über Israel-Kritik: „Nicht jeder Boykott ist antisemitisch“. taz, 11. Januar 2019.
  56. Peter Ullrich: Gutachten zur »Arbeitsdefinition Antisemitismus« der IHRA Rosa-Luxemburg-Stiftung, Oktober 2019; Inge Günther: Antisemitismus: Die ständige Umkehr von Täter und Opfer. Frankfurter Rundschau, 30. Oktober 2019; Stefan Reinecke: Experte über Antisemitismusdefinitionen: „Eine abwegige Debatte“. taz, 3. November 2019.
  57. Kenneth Stern: I drafted the definition of antisemitism. Rightwing Jews are weaponizing it. The Guardian, 13. Dezember 2019; Kenneth Stern: We disagree about the Working Definition. That’s OK. Here’s what’s not. The Times of Israel, 10. Februar 2021
  58. 127 universitaires juifs contre la définition de l’IHRA. The Times of Israel, 2. Dezember 2019.
  59. David Feldman: The government should not impose a faulty definition of antisemitism on universities. The Guardian, 2. Dezember 2020.
  60. Call to reject the IHRA’s ‘working definition of antisemitism’. israeliacademicsuk.org, 11. Januar 2021.
  61. Open Letter from 600+ Canadian Academics Opposing the IHRA Definition of Antisemitism. Independent Jewish Voices Canada, 27. Februar 2020; Abigail B. Bakan, Alejandro I. Paz, Anna Zalik, Deborah Cowen: Jewish scholars defend the right to academic freedom on Israel/Palestine. The Conversation, 8. April 2021.
  62. Progressive Israel Network Groups Oppose Codification of IHRA Working Definition of Antisemitism, Citing Strong Potential for Misuse Progressive Israel Network, 12. Januar 2021; Gadi Taub: The Normalization of Antisemitism. In: Haaretz, 30. Januar 2021; Gideon Levy: It’s Alright to Be an anti-Zionist. In: Haaretz, 30. Januar 2021.
  63. Jewish Faculty in Canada Against the Adoption of the IHRA Working Definition of Antisemitism. jewishfaculty.ca; Abigail B. Bakan, Alejandro I. Paz, Anna Zalik, Deborah Cowen: Jewish scholars defend the right to academic freedom on Israel/Palestine. The Conversation, 8. April 2021.
  64. Jonathan Shamir: Sixty Rights Groups, Including Human Rights Watch, Call on UN to Reject IHRA Antisemitism Definition Haaretz, 9. April 2023; Rights groups urge UN not to adopt IHRA anti-Semitism definition Al Jazeera, 4. April 2023; Human Rights and other Civil Society Groups Urge United Nations to Respect Human Rights in the Fight Against Antisemitism, Human Rights Watch, 3. April 2023; Rights groups urge UN against adopting IHRA antisemitism definition Middle East Eye, 4. April 2023; 60 groups urge UN to avoid IHRA antisemitism definition Jewish News Syndicate, 10. April 2023.
  65. The Jerusalem Declaration on Antisemitism.
  66. Harry Nutt: „Jerusalemer Erklärung“: Faktenbasierte Aufmerksamkeit bei der Definition von Antisemitismus. FR, 29. März 2021; Katharina Galor: Der Versuch einer neuen Definition. Die Zeit, 29. März 2021
  67. a b Mitteilung der Kommission an das Europäische Parlament, den Rat, den Europäischen Wirtschafts- und Sozialausschuss und den Ausschuss der Regionen: Strategie der EU zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens (2021–2030). (PDF) In: COM(2021) 615 final. Europäische Kommission, 5. Oktober 2021, abgerufen am 19. November 2023.
  68. Council Declaration on mainstreaming the fight against antisemitism across all policy areas. (PDF) In: 13637/20. Rat der Europäischen Union, 2. Dezember 2020, abgerufen am 19. November 2023 (englisch).
  69. Kommission legt erstmals eine EU-Strategie zur Bekämpfung von Antisemitismus und zur Förderung jüdischen Lebens vor. In: Pressemitteilung. Europäische Kommission, 5. Oktober 2021, abgerufen am 19. November 2023.
  70. The U.S. National Strategy to Counter Antisemitism: Key Actions by Pillar. In: whitehouse.gov. 2. Juni 2023, abgerufen am 19. November 2023 (englisch).