Der Bob-Weltcup 1987/88 begann am 6. November 1987 mit einer Weltcuppremiere im erzgebirgischenAltenberg und endete nach insgesamt 6 Weltcuprennen Ende Januar 1988 im damals noch jugoslawischenSarajevo, wo der Weltcupwettbewerb gleichzeitig als Europameisterschaft ausgetragen wurde. In Altenberg fand nach der Inbetriebnahme im März 1986 und einem ersten internationalen Wettbewerb im Rennschlittensport Ende des Jahres 1986 mit dem sogenannten Aero-Cup erstmals eine internationale Bobsport-Veranstaltung statt, die zudem in den Rang eines Wettkampfes des noch jungen Bob-Weltcups der FIBT erhoben wurde. Die Sportführung der DDR konnte nunmehr auch im Bobsport mit dem Prestigeobjekt der Sportvereinigung Dynamo eine international konkurrenzfähige Kunsteisbahn anbieten, da die Bahn in Oberhof nur für internationale Rennschlittenwettbewerbe zugelassen war. Zum Auftaktwettbewerb im Zweierbob kamen dementsprechend auch 8.000 Zuschauer, da internationale Wintersportereignisse in der DDR in den 1980er Jahren recht rar gesät waren.
Überstrahlt wurde die Bobsaison natürlich von den Olympischen Wettkämpfen im kanadischenCalgary, wo auf die Athleten auch eine neue Strecke wartete. Dementsprechend war die knapp drei Wochen vorher stattfindende Bob-Europameisterschaft in Sarajevo der zweite Saisonhöhepunkt und eine letzte Standortbestimmung vor Olympia.
Da der noch junge Weltcup außer Prestige kaum weiteren Ruhm einbrachte, war die Saisonvorbereitung der Topathleten klar auf Olympia ausgerichtet. So kurierte Doppelolympiasieger Wolfgang Hoppe nach drei Weltcupsiegen in Folge zu Saisonbeginn seine danach erlittene Verletzung in Ruhe aus und spielte in der weiteren Weltcupwertung keine Rolle. Davon profitierte zum Beispiele der ehemalige Rennrodler Volker Dietrich, der in Abwesenheit von Hoppe Europameister im Zweier und Vizeeuropameister im Vierer wurde. Das es für eine Olympianominierung von Dietrich dennoch nicht reichte, zeugt von der hohen Leistungsdichte in der damaligen DDR-Bobnationalmannschaft. Drei von Sechs möglichen Olympiamedaillen gaben letztlich allerdings den DDR-Auswahltrainern recht. Da auch die Schweizer Bobsportler sich mehr auf Olympia konzentrierten, traten in deren Schatten Athleten in den Vordergrund, die bis dahin noch nicht die ganz großen Erfolge aufweisen konnten. Während Janis Kipurs aus der aufstrebenden sowjetischen Bobmannschaft schon EM- und WM-Medaillen vorweisen konnte, war der Weltcupsieg im großen Schlitten für die Österreicher Appelt und Kienast der erste größere internationale Erfolg. Das der Weltcupsieg von Kipurs kein Zufall war, zeigte sein Olympiasieg von Calgary im Zweierbob und die Bronzemedaille im großen Schlitten.