Burg Bischhausen (Neuental)
Burg Bischhausen | ||
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Die Kirche in Bischhausen | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Bischhausen | |
Entstehungszeit | 12. Jahrhundert | |
Burgentyp | Niederungsburg | |
Ständische Stellung | Ortsadel | |
Geographische Lage | 51° 1′ N, 9° 12′ O | |
Höhenlage | 202 m ü. NN | |
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Die Burg Bischhausen, so wird vermutet, war eine kleine Wasserburg bzw. ein Festes Haus oder eine befestigte Kemenate in Bischhausen, einem Ortsteil der Gemeinde Neuental im Schwalm-Eder-Kreis in Nordhessen. Die Bodenerhebung, auf der die heutige Dorfkirche steht, wird als Überbleibsel dieser Anlage betrachtet.
Geographische Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Standort der Anlage war das östliche Ortsende von Bischhausen unmittelbar westlich der Schwalm. Dort führt heute die Straße nach Zimmersrode über die Schwalm, die unmittelbar nördlich der Brücke von einem Wehr gestaut wird, das die ehemalige Schwalmmühle, heute als Wasserkraftwerk genutzt, mit Wasser versorgt. Auf der südlichen Seite der Straße steht, auf einer leichten Erhöhung, die evangelische Kirche des Dorfs, vermutlich an der Stelle des einstigen Adelssitzes, aus und auf dessen Resten die kleine Kirche entstand.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf Bischhausen wird urkundlich erstmals im Jahre 1160 als „Biscopehusen“ erwähnt, als Wohnsitz von Wernher de Biscopeshusun, dem Stammvater des nordhessischen Adelsgeschlechts derer von Löwenstein, der dann von Bischhausen auf den etwa 4 km nordwestlich gelegenen Ortberg bei Oberurff-Schiffelborn, einem heutigen Ortsteil von Bad Zwesten, umsiedelte. Sein Enkel Wernher II. von Bischofshausen, im thüringisch-hessischen Erbfolgekrieg (1247–1264) zeitweise Landrichter und Statthalter für Sophie von Brabant und deren Sohn Heinrich I. in Hessen, errichtete dort an Stelle des von seinem Großvater begründeten Familiensitzes die 1253 erstmals urkundlich bezeugte Burg Löwenstein.
Dem Umzug auf den Ortberg folgte Anfang des 13. Jahrhunderts die endgültige Aufgabe und in der Folge, einhergehend mit der schrittweisen Übertragung des Löwensteiner Grundbesitzes in Bischhausen an das Kloster Haina,[1] die Verwahrlosung und der Verfall des bisherigen Wohnsitzes in Bischhausen. Der Heimatverein Bischhausen ist der Meinung, dass es sich um ein dreistöckiges Festes Haus mit Wassergraben handelte, und hat zur 850-Jahr-Feier auf der Verkehrsinsel im Westen des Dorfs ein entsprechendes Modell aufgestellt.[2] Keine der Schenkungsurkunden erwähnt jedoch eine Burg, Kemenate oder andersartige Wohnstatt,[3] was einerseits Zweifel an der Existenz einer solchen begründet hat,[4] andererseits aber damit erklärbar sein mag, dass die Wohnanlage bereits weitgehend verwahrlost und damit eher wertlos geworden war.
Fest steht, dass im 15. Jahrhundert eine spätgotische Wehrkirche mit befestigtem Kirchhof auf der Erhebung am Schwalmufer errichtet wurde, und man nimmt an, dass die Ummauerung des Kirchhofs zumindest teilweise mit Steinen der früheren Anlage aufgeführt wurde.[3] Die in dem heute als Garten genutzten Teil des einstigen Kirchhofs schon in geringer Tiefe gefundenen großen Steinplatten und Steine werden als Trümmerreste des alten Adelssitzes gedeutet.[5] Noch 1859 wurden Steine von dort für den Neubau der Schwalmbrücke verwendet.[6]
Von dieser Kirche sind heute nur noch der mit Schießscharte versehene ehemalige Wehrturm, heute Treppenturm, an der nordöstlichen Seite der Apsis sowie die Apsis selbst mit ihrem Drei-Sechstel-Schluss geblieben, wobei an letzterer konkrete Spuren aus der Bauzeit jedoch lediglich am Sockel und Dachgesims zu erkennen sind. Die westliche Kirchenhälfte wurde erst 1742 angebaut.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Felix von und zu Gilsa: Spuren der Thalburg Werner von Bischoffshausens zu Bischhausen an der Schwalm? In: Mittheilungen an die Mitglieder des Vereins für hessische Geschichte und Landeskunde, 1899, S. 85–87
- Werner Ide: Zwischen Adorf und Zwesten, Bernecker, Melsungen, 1972, S. 37–40
- Friedrich Schunder: Die von Loewenstein – Geschichte einer hessischen Familie (3 Bände), Graph. Grossbetrieb Lübecker Nachrichten, Lübeck, 1955
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Bischhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
Fußnoten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Größere Schenkungen an das Kloster sind in den Jahren 1262, 1280, 1300 und 1311 bekundet. (Friedrich Schunder: Die von Loewenstein, Geschichte einer hessischen Familie (3 Bände), Graph. Grossbetrieb Lübecker Nachrichten, Lübeck, 1955, Band 2, Regest Nr. 34 (S. 28); und Bischhausen, Schwalm-Eder-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).)
- ↑ Anfang, auf neuental-bischhausen.de
- ↑ a b Felix von und zu Gilsa: Spuren der Thalburg Werner von Bischoffshausens zu Bischhausen an der Schwalm? In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 1899, S. 85–87
- ↑ Werner Ide: Von Adorf bis Zwesten. Ortsgeschichtliches Taschenbuch für den Kreis Fritzlar-Homberg. Bernecker Verlag, Melsungen, 1972, S. 38
- ↑ Felix von und zu Gilsa: Spuren der Thalburg Werner von Bischoffshausens zu Bischhausen an der Schwalm? In: Mitteilungen an die Mitglieder des Vereins für Hessische Geschichte und Landeskunde, 1899, S. 85–87
- ↑ Rudolf Knappe: Mittelalterliche Burgen in Hessen. 800 Burgen, Burgruinen und Burgstätten. 3. Auflage. Wartberg-Verlag, Gudensberg-Gleichen 2000, ISBN 3-86134-228-6, S. 87–88.