Drägerwerk

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Drägerwerk AG & Co. KGaA

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Rechtsform Kommanditgesellschaft auf Aktien
ISIN DE0005550636
Gründung 1889
Sitz Lübeck, Deutschland Deutschland
Leitung
  • Gert-Hartwig Lescow
  • Rainer Klug
  • Reiner Piske
  • Anton Schrofner
  • Stefanie Hirsch[1]
Mitarbeiterzahl 16.329 (2023)[2]
Umsatz 3.573,5 Mio. Euro (2023)[2]
Branche Medizin- und Sicherheitstechnik
Website www.draeger.com
Stand: 31. Dezember 2023
Der Hauptsitz in Lübeck
Der Hauptsitz in Lübeck

Die Drägerwerk AG & Co. KGaA, kurz Dräger, ist ein börsennotiertes Unternehmen in Lübeck. Es entwickelt, produziert und vertreibt Geräte und Systeme in den Bereichen Medizin- und Sicherheitstechnik (einschließlich der Tauchtechnik).

Noch heute werden Mitarbeiter des Rettungswesens im Bergbau in den USA auf Grund der Atemschutzgeräte der Drägerwerke als Drägermen bezeichnet.

Unternehmensbereiche

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Der Konzern ist in zwei Hauptsparten mit weltweit über 100 Tochtergesellschaften aufgeteilt.[3]

  • Intensivbeatmungsgerät Evita 4, 2011
    Medizintechnik: Die Medizintechnik macht circa zwei Drittel des Umsatzes der Drägerwerk AG & Co. KGaA aus und firmierte vor der Verschmelzung mit der Muttergesellschaft 2015 eigenständig als Dräger Medical AG & Co. KG und zuletzt als Dräger Medical GmbH. Seit 2003 gab es in der Medizintechnik ein Joint Venture zwischen der Drägerwerk AG (75 Prozent) und der Siemens AG (25 Prozent). 2009 kaufte die Drägerwerk AG & Co. KGaA den Minderheitsanteil von 25 % der Siemens AG zurück.[4] Die Sicherheitstechnik firmiert weiterhin unter Dräger Safety AG & Co. KGaA. In der Medizintechnik bietet Dräger unter anderem Anästhesiearbeitsplätze, Beatmungsgeräte für die Intensiv- und Notfallmedizin, Patientenmonitoring und Geräte für die medizinische Versorgung von Früh- und Neugeborenen in der Perinatalmedizin (1975 entstand das Kleinkinder-Beatmungsgerät Babylog)[5][6] an. Dräger bot in den 1980er Jahren auch ein Gerätepflege-Zentrum (GPZ) mit Trennung einer reinen und unreinen Seite an,[7] wie es bereits zuvor Desinfektionsanstalten praktizierten. Deckenversorgungseinheiten, IT-Lösungen für den OP und Gasmanagementsysteme gehören zu den weiteren Produkten für das Krankenhaus. Ab 1985 brachte Dräger seine Evita-Reihe mit weiterentwickelter Bildschirm- und Computertechnik und damit einhergehender erweiterter Annäherung der maschinellen Beatmung an die Spontanatmung auf den Markt.[8] In der Medizintechnik erwirtschaftete Dräger im Jahr 2017 ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 92,9 Mio. Euro.[9] 2019 erwirtschaftete die Sparte Medizintechnik einen rückläufigen Umsatz in Höhe von 2,8 Milliarden Euro. Mit der COVID-19-Pandemie stieg die Bedeutung der Sparte wieder.[10]
  • Soldat der Recon Marines mit LAR V-Kreislauftauchgerät, 2009
    Sicherheitstechnik: Dräger gilt als einer der weltweit führenden Hersteller von Personenschutzausrüstungen und Gasmesstechnik sowie Systemanbieter von Sicherheitsdienstleistungen in der Industrie, im Brandschutz, im Bergbau, im militärischen Bereich und in anderen Branchen. In der Sicherheitstechnik erwirtschaftete Dräger im Jahr 2017 ein Ergebnis vor Steuern und Zinsen von 62,8 Mio. €.[9] Das Unternehmen ist mit seinen rund 4000 Mitarbeitern in mehr als 100 Ländern und mit rund 40 Tochtergesellschaften vertreten. Dräger Safety hat Produktionsstandorte in Deutschland, Großbritannien, Tschechien, USA, Schweden, Südafrika und China. Das Fertigungsprogramm der Sicherheitstechnik umfasst Atemschutzausrüstungen, stationäre und mobile Gasmesssysteme, professionelle Tauchtechnik sowie Alkohol- und Drogenmessgeräte. Darüber hinaus entwickelt Dräger gemeinsam mit Kunden komplette Brandübungsanlagen, Trainingskonzepte und Schulungen.
Lubeca-Ventil 1890

Am 1. Januar[11] 1889 wurde das Unternehmen von Johann Heinrich Dräger und Carl Adolf Gerling als Firma Dräger & Gerling Stammsitz Lübeck gegründet. Im selben Jahr wurde das Lubeca-Ventil, ein Druckminderer, patentiert. 1899 brachte Dräger ein als Finimeter noch heute bezeichnetes Manometer für Atemgasflaschen auf den Markt.[12] Mit dem nach dem Lübecker Arzt Otto Roth benannten Roth-Dräger-Narkoseapparat gelang 1902 die Entwicklung eines Narkosegerätes, das bis zum Ende des Zweiten Weltkrieges in Deutschland verwendet wurde.[13]

In diesem Jahr stieg Heinrich Drägers Sohn Bernhard in die Geschäftsführung ein; ab diesem Zeitpunkt firmierte das Unternehmen als Drägerwerk Heinr. und Bernh. Dräger (auch: Drägerwerk Lübeck. Heinr. & Bernh. Dräger).

1907 wurden ein Tauchretter für U-Bootbesatzungen und das Notfallbeatmungsgerät Pulmotor entwickelt; 1912 ein schlauchloses Helmtauchgerät, das die Sicherheit für Taucher erhöhte, da es die Gefahr des Reißens oder Verklemmens des Luftschlauchs beseitigte. Tieftauchversuche in einem Tauchsimulator führten 1914 zur Entwicklung einer frühen Dekompressionstabelle. 1926 entwickelte Dräger einen Bade-Tauchretter, ein Sauerstoffkreislaufgerät zur Rettung verunglückter Schwimmer. Von 1928 bis 1984 wurde das Lübecker Unternehmen Drägerwerk Heinr. & Bernh. Dräger (Markenzeichen Dräger Pharmazie)[14] von Heinrich Dräger geleitet.

Während der Zeit des Nationalsozialismus waren im Drägerwerk Zwangsarbeiter beschäftigt. 1941 waren es etwa 1.200 von 7.000 Mitarbeitern.[12] Mit einem Transport aus dem KZ Ravensbrück wurden im Juni 1944 knapp 500 Frauen zur Zwangsarbeit in die Hamburger Drägerwerke nach Hamburg-Wandsbek verbracht. Bis April 1945 lebten sie in dem Außenlager Hamburg-Wandsbek des KZ Neuengamme in Baracken auf dem Werksgelände. Sie wurden in der Produktion von Gasmasken und zu Aufräumarbeiten nach Bombenangriffen auf Hamburg eingesetzt. Mit einigen der Häftlinge wurden Menschenversuche über das Überleben in gasdichten Luftschutzräumen angestellt. Zu den Leitern des Lagers gehörte der SS-Hauptscharführer Max Kirstein. Die Befreiung der bis dahin etwa 550 Frauen gelang im Mai 1945 durch britische Soldaten und das schwedische Rote Kreuz.[15][16]

Durch die Zusammenarbeit des Drägerwerks mit dem in Lübeck tätigen Chirurgen Albert Lezius sowie den Hamburgern Paul Sudeck und Helmuth Schmidt (1895–1979) entstanden weitere moderne Narkose-, Wiederbelebungs- und Beatmungsgeräte.[17]

1953 wurden ein Alkohol-Teströhrchen und das militärische Sauerstoff-Kreislaufgerät Leutnant Lund II entwickelt. 1969 baute Dräger das Unterwasserlabor Helgoland.

Seit 1970 ist das Drägerwerk eine Aktiengesellschaft. Nachfolger von Heinrich Dräger als Vorstandsvorsitzender wurde sein Sohn Christian Dräger, der bereits seit 1961 im Drägerwerk tätig war. 2003 wurde der Bereich Luft- und Raumfahrttechnik an den britischen Luftfahrttechnik-Konzern Cobham plc verkauft und 2004 Air-Shields übernommen.

Der Umsatz betrug 2009 1,9 Milliarden Euro, von denen ca. 1,5 Mrd. im Ausland erwirtschaftet wurden.[18] Vorstandsvorsitzender ist seit dem 1. Juli 2005 Stefan Dräger.

Im August 2006 wurde der Grundstein für den Neubau der Zentrale des Teilkonzerns Dräger Medical gelegt, die inzwischen bezogen ist.[19] Im Jahr 2010 wurde in Wandsbek eine KZ-Gedenkstätte eröffnet und ein Mahnmal für die Zwangsarbeiter errichtet.[20] Mitte 2016 wurde die Produktion der Medizin- und Sicherheitstechnik in einer neuen Fertigungsstätte am Standort in der Revalstraße in Lübeck zusammengeführt.[21]

In Folge der COVID-Maßnahmen stieg die Nachfrage nach Beatmungsgeräten des Unternehmens sprunghaft an. Im Februar 2020 wurde die Produktionskapazität verdoppelt und sollte Stand März 2020 nochmals verdoppelt werden. Die deutsche Bundesregierung beauftragte das Unternehmen mit 10.000 Geräten, die im Laufe des Jahres 2020 ausgeliefert werden sollten. Letztlich wurden nur 1.557 Geräte abgenommen und der Rest storniert. Ein noch größerer Teil der Produktion wird ins Ausland verkauft. Daneben wurde die Produktion von Atemschutzmasken verdoppelt.[22]

Im Frühjahr 2021 erwarb Dräger die Mehrheitsanteile am Schweizer Medizintechnik-Start-up STIMIT, das sich auf die Aktivierung der Lunge und die nicht-invasive Stimulation der Atemmuskulatur bei Intensivpatienten spezialisiert hat.[23]

Kapitalstruktur und Anteilseigner

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Drägerwerk war bis 2007 eine Aktiengesellschaft (AG) und ist seither eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (AG & Co. KGaA). Das gezeichnete Kapital ist in 10.160.000 Stammaktien und 7.600.000 stimmrechtslose Vorzugsaktien eingeteilt. Die Vorzugsaktien befinden sich zu 100 % im freien Handel. Die Stammaktien befinden sich (2018) zu 71,32 % in der Hand der Familie Dräger, vorwiegend über die Dr. Heinrich Dräger GmbH.[24]

Einziger Komplementär der KGaA ist die Drägerwerk Verwaltungs AG, die sich zu 100 % im Besitz der Stefan Dräger GmbH befindet.[25]

Die Familie war durch den Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitz durchgehend in der Firmenleitung tätig:

Johann Heinrich Dräger (1847–1917), Unternehmensgründer
Bernhard Dräger (1870–1928)
Heinrich Dräger (1898–1986)
Christian Dräger (1934–2024)

Dräger unterstützt das Deutsche Feuerwehrmuseum in Fulda.

  • Wilhelm Haase-Lampe: Bei Drägers. Erinnerungen. In: Die Heimat. Bd. 27 (1917), Heft 2, Februar 1917, S. 26–32 (Digitalisat).
  • Johann Heinrich Dräger: Welt im Wandel. Lebenserinnerungen. Leibniz Verlag, St. Goar 2003, ISBN 3-931155-01-3 (Erstausgabe: 1913).
  • Damals. Dräger Mitarbeiter erinnern sich. Drägerwerk AG, Lübeck 1989.
  • Stefan Romey: Ein KZ in Wandsbek. Zwangsarbeit im Hamburger Drägerwerk. VSA-Verlag, Hamburg 1994, ISBN 3-87975-613-9.
  • Martin Thoemmes: Heinrich Dräger. In: Alken Bruns (Hrsg.): Neue Lübecker Lebensläufe. Wachholtz Verlag, Neumünster 2009, ISBN 978-3-529-01338-6, S. 175–182.
  • Welf Böttcher, Martin Thoemmes: Heinrich Dräger. Eine Biographie. Wachholtz Verlag, Neumünster 2011, ISBN 978-3-529-06123-3.
  • Ernst Bahns: Mit dem Pulmotor fing es an. Die Geschichte der maschinellen Beatmung. Drägerwerk, Lübeck 2014.
  • Michael Kamp: Bernhard Dräger: Erfinder, Unternehmer, Bürger. 1870 bis 1928. Wachholtz Verlag, Kiel/Hamburg 2017, ISBN 978-3-529-06369-5.
  • Bernhard Lorenz: Industrieelite und Wirtschaftspolitik 1928–1950. Heinrich Dräger und das Drägerwerk, Schöningh Verlag, Berlin 2001.
Commons: Drägerwerk – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. Stefanie Hirsch wird in den Drägerwerk-Vorstand berufen. Abgerufen am 1. Juli 2024.
  2. a b Geschäftsbericht 2023. Drägerwerk AG & Co. KGaA, abgerufen am 18. August 2024.
  3. Bernd Müller-Dauppert: Logistik-Outsourcing: Ausschreibung, Vergabe, Controlling. Verlag Heinrich Vogel, München 2005, ISBN 978-3-574-26090-2 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Pressemitteilung Dräger vom 29. Dezember 2009. (PDF; 22 kB) Abgerufen am 20. Juli 2011.
  5. Ernst Bahns (2014), S. 48 f. (Die Beatmung kleiner Patienten – Der Weg zum Babylog).
  6. Ernst Bahns (2014), 46 f. (Die nicht-invasive Beatmung mit Carina).
  7. Auf der reinen Seite … wie auf der unreinen: Das Gerätepflege-Zentrum von Dräger. In: Der Anaesthesist. Band 33, Heft 1, Januar 1984, S. A 18–19.
  8. Ernst Bahns (2014), S. 40–43.
  9. a b Geschäftsbericht 2017. (PDF) Abgerufen am 4. Oktober 2018.
  10. Drägerwerk sucht während der Pandemie dringend Fachkräfte, neues deutschland, 6. April 2020
  11. Meinolfus Strätling, A. Schneeweiß, Peter Schmucker: Medizinische Universität zu Lübeck: Klinik für Anästhesiologie. In: Jürgen Schüttler (Hrsg.): 50 Jahre Deutsche Gesellschaft für Anästhesiologie und Intensivmedizin: Tradition und Innovation. Springer, Berlin/Heidelberg/New York 2003, ISBN 3-540-00057-7, S. 479–486, hier: S. 479.
  12. a b Drägerwerk: die Geschichte des Unternehmens. (PDF; 1,5 MB) Abgerufen am 20. Juli 2011.
  13. Ulrich Koppitz, Alfons Labisch, Norbert Paul: Historizität: Erfahrung und Handeln, Geschichte und Medizin. Franz Steiner Verlag, Stuttgart 2004, ISBN 978-3-515-08507-6, S. 234 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  14. Markenzeichen der Heilmittelindustrie. Marken-Arzneimittel. In: Münchener Medizinische Wochenschrift. Band 95, Nr. 1, 2. Januar 1953, S. XXXVIII.
  15. KZ Außenlager Hamburg-Wandsbek auf der Webseite der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, aufgerufen am 17. Februar 2021
  16. Landeszentrale für Politische Bildung Hamburg: Interaktive Karte zur Zwangsarbeit in Hamburg. Abgerufen am 20. Juli 2011.
  17. M. Strätling, A. Schneeweiß, Peter Schmucker: Medizinische Universität zu Lübeck: Klinik für Anästhesiologie. 2003, S. 479.
  18. Florian Langenscheidt, Bernd Venohr (Hrsg.): Lexikon der deutschen Weltmarktführer. Die Königsklasse deutscher Unternehmen in Wort und Bild. Deutsche Standards Editionen, Köln 2010, ISBN 978-3-86936-221-2.
  19. Grundstein für neue Dräger Medical-Zentrale. In: HL-Live. 24. August 2006, abgerufen am 20. Juli 2011.
  20. Mahnmal am ehemaligen KZ-Außenlager Wandsbek-Drägerwerk wird eingeweiht. In: Pressearchiv. Stadt Hamburg, 29. Oktober 2010, abgerufen am 20. Juli 2011.
  21. Drägers "Zukunftsfabrik" entsteht planmäßig. (PDF) Abgerufen am 4. Oktober 2018.
  22. Lukas Eberle, Martin U. Müller: »Eine absolute Mission impossible«. In: Der Spiegel. Nr. 14, 2020, S. 48 f. (online28. März 2020).
  23. Dräger erwirbt Mehrheitsanteile an Schweizer Medizintechnik-Start-up ›STIMIT‹, Pressemitteilung vom 1. April 2021, abgerufen am 2. April 2021
  24. Überblick über Aktionärsstruktur Website des Unternehmens
  25. Jahresbericht 2011, Seite 44 (PDF; 4,4 MB)

Koordinaten: 53° 51′ 28,8″ N, 10° 40′ 15,6″ O