Evangelisch-Lutherisches Dekanat Nördlingen

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen
Evangelisch-Lutherisches
Dekanat

Dekanatsgebäude neben der Pfarrkirche St. Georg in Nördlingen
Organisation
Dekanatsbezirk Nördlingen
Kirchenkreis Augsburg
Landeskirche Evangelisch-Lutherische Kirche in Bayern
Statistik
Fläche 314 km²
Kirchengemeinden 20
Gemeindeglieder 14.500
Leitung
Dekan Gerhard Wolfermann
Dekanatskirche St. Georg
Anschrift des Dekanatsamts Pfarrgasse 5
86720 Nördlingen
Webpräsenz Internetauftritt

Das Evangelisch-Lutherische Dekanat Nördlingen ist einer der sieben Dekanatsbezirke des Kirchenkreises Augsburg. Der Dekanatsbezirk, zu dem rund 14.500 Mitglieder gehören, wird zurzeit von Dekan Gerhard Wolfermann geleitet[1]. Die drei Donau-Ries Dekanate Donauwörth, Nördlingen und Oettingen haben sich zu einer Kooperation zusammengeschlossen, um bestimmte Aufgabenstellungen gemeinsam zu erfüllen. Dazu zählt u. a. ein gemeinsamer Internetauftritt.[2]

Der Dekanatsbezirk Nördlingen liegt landschaftlich in der Mitte und im östlichen Teil des Ries. Politisch gehört er zum Landkreis Donau-Ries. Im Westen grenzt der württembergische Kirchenbezirk Aalen im Ostalbkreis an.

Die Gegend um Nördlingen (1738)
Die Grafschaften Oettingen

Pfarreien und Kirchengemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Die Pfarreien und Kirchengemeinden können bis auf die Diasporagemeinde Wemding auf eine lange evangelische Tradition seit der Reformationszeit zurückblicken. Die treibende Kräfte in der Reformation waren die Reichsstadt Nördlingen und die Grafen von Oettingen-Oettingen.

Reichsstadt Nördlingen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Kaiser Friedrich II. hat 1215 Nördlingen durch Tausch vom Bistum Regensburg erworben, 1216 wieder zurückgetauscht, aber danach erneut bekommen. 1238 wurde die Stadt durch einen Brand zerstört und anschließend wieder aufgebaut. Die Grafen von Oettingen versuchten die Stadt in ihre Hand zu bekommen, so dass sie 1250 sich die Stadt verpfänden ließen. 1323 gelang es der Stadt sich aus der Pfandschaft des Ammannamts zu lösen. Bis zum Ende des alten Reichs blieben die Widerlosung, die Reichs-Städte-Steuer und die Kerngült an das Gesamthaus Oettingen verpfändet. Die Grundherrschaft Nördlingen im umliegenden Land lag ausschließlich beim Hospital und der Kombinierten Stiftungspflege. Das Krankenhaus konnte durch Schenkungen und Zukäufe zum größten Grundbesitzer der Stadt werden. In der Kombinierten Stiftungspflege wurden der Besitz kleinerer frommer und milder Stiftungen sowie der Besitz der säkularisierten Stadtklöster zusammengefasst. Der Karmeliterprior Kaspar Kantz führt in seiner Kirche 1522 deutsche Messen ein, die aber 1523 wieder eingestellt wurden. Die Stadt hatte den reformatorisch gesinnten Prediger Theobald Billicanus eingestellt. Es entwarf eine neue Gottesdienstordnung, die am 13. Februar 1525 in Kraft trat. In diesem Jahr konnte die Stadt auch das Kirchenpatronat erwerben. Mit Billicanus kam es in der Folgezeit immer wieder zum Streit über das richtige Bekenntnis und Billicanus zum 19. Mai 1535 auf eigenen Wunsch entlassen. Die neue Kirchenordnung wurde von Kaspar Kantz erstellt und am 15. Mai 1538 in Kraft gesetzt. Am 23. Februar 1548 wurde die volle Reformation nach Nürnberger Ordnung vom Rat beschlossen. Die Reformation wurde durch die Reichsstadt Nördlingen in folgenden Orten eingeführt: Nördlingen, Baldingen, 1543 Goldburghausen, Herkheim (erfolgreiche Gegenreformation 1597), 1541 Lierheim, 1543 Nähermemmingen, Pflaumloch (erfolgreiche Gegenreformation 1605) und 1535 Schweindorf. Goldburghausen und Schweindorf liegen heute im Kirchenbezirk Aalen.

Grafen von Oettingen-Oettingen

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Herrschaftsgebiet der Grafen von Oettingen-Oettingen reichte bis vor die Tore der Reichsstadt Nördlingen. Diese evangelische Linie des Grafenhauses führte je nach Herrschaftsverhältnissen um 1539 die Reformation ein. Die ehemaligen Oettinger Ortschaften in der Nähe der Stadt Nördlingen liegen heute im Dekanatsbezirk Nördlingen. Die Ortschaften nördlich um Oettingen gehören zum Dekanatsbezirk Oettingen. Die südlich der Stadt gelegenen Gemeinden liegen heute im Dekanatsbezirk Donauwörth. In folgenden Oettinger Orten wurde die Reformation eingeführt: 1531 Aufhausen, 1539 Forheim, 1556 Unterringingen, 1543 Balgheim, 1540 Deiningen (1548 Teilung in ev. und kath. Ortsteil), 1546 Ederheim, 1536 Ehringen, 1539 Fessenheim, 1539 Großelfingen, 1543 Hohenaötheim, 1555 Hürnheim, 1538 Löpsingen, 1558 Möttingen, 1539 Pfäfflingen, 1557 Schmähingen.

Kartäuserkloster St. Peter

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Das Kartäuserkloster St. Peter in Christgarten fiel 1521 an die Grafen von Oettingen. Der letzte Prior des Klosters Johannes Sudermann ist mit seinem Konvent 1557 zum evangelischen Glauben übergetreten und wurde 1562–1573 Pfarrer in Ederheim. Die ehemalige Klosterkirche St. Peter aus dem 14. Jh. besteht noch. Vom Kloster existieren nur noch Ruinenreste.

Das bayerische Dekanat Nördlingen wurde am 7. Dezember 1810 errichtet. Es ging aus bisherig oettingischen Pfarreien der Superintenduren Hohenaltheim (Aufhausen, Balgheim, Ederheim, Ehringen, Forheim, Hohenaltheim, Hürnheim, Schmähingen), Mönchsdeggingen (Deiningen, Fessenheim, Großelfingen, Klosterzimern und Möttingen) und Öttingen (Löpsingen) hervor. Die Pfarrei im kath. Wallerstein wurde 1821 errichtet und mit Ehringen verbunden. 1829 kamen vom Dekanat Oettingen noch Pfäfflingen hinzu. Wemding wurde 1950 neu errichtet, nachdem 1567 dort die Gegenreformation erfolgreich gewesen war.

Kirchengemeinden

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]

Zum Dekanatsbezirk Nördlingen gehören folgende Pfarreien mit deren Kirchengemeinden:

Commons: Evangelisch-Lutherisches Dekanat Nördlingen – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Bettina Ullrich: Evangelisches Dekanat Nördlingen: Wo eine kosmische Bombe die perfekte Bühne für den Kirchturm schuf | Sonntagsblatt - 360 Grad evangelisch. Abgerufen am 7. Juli 2022.
  2. Ade Dekanatsgrenzen: Diesen gemeinsamen Weg gehen Oettingen, Nördlingen und Donauwörth, auf sonntagsblatt.de
  3. [1]
  4. [2]
  5. [3]
  6. [4]
  7. [5]
  8. [6]