Gorouol (Niger)

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Landgemeinde Gorouol
Landgemeinde Gorouol (Niger)
Landgemeinde Gorouol (Niger)
Landgemeinde Gorouol
Koordinaten 14° 48′ N, 0° 22′ OKoordinaten: 14° 48′ N, 0° 22′ O
Basisdaten
Staat Niger
Region Tillabéri
Departement Téra
Einwohner 66.276 (2012)

Gorouol (auch: Goroual) ist eine Landgemeinde im Departement Téra in Niger.

Gorouol ist die am weitesten westlich gelegene Gemeinde Nigers. Sie grenzt im Westen an den Nachbarstaat Burkina Faso und im Norden an den Nachbarstaat Mali. Die Nachbargemeinden in Niger sind Ayérou im Osten und Bankilaré im Süden. Gorouol liegt am Fluss Niger und am Fluss Gorouol, nach dem die Gemeinde benannt ist. Gorouol ist ein Fulfulde-Wort, das „Wasserlauf“ bedeutet.[1] Die Mare de Téguey ist ein 85 Hektar großer See in Gemeindegebiet.[2] Das südliche Drittel der Gemeinde wird zum Sahel gerechnet, während die nördlichen zwei Drittel Teil der Übergangszone zwischen Sahel und Sahara sind.[3]

Bei den Siedlungen im Gemeindegebiet handelt es sich um 39 Dörfer, 54 Weiler und fünf Nomadenlager.[4] Der Hauptort der Landgemeinde ist das Dorf Kolmane.[5]

Die Perlen von Yasaan sind Terrakotta-Schmuckstücke in Form kleiner Perlen, die aus der Zeit von 640 bis 1170 stammen und in großer Zahl beim Dorf Yatakala im Gemeindegebiet von Gorouol gefunden wurden.[6]

Die Herrscher von Gorouol waren Nachfolger der Dynastie Askiya des 1591 untergegangenen Songhaireichs. Der erste namentlich bekannte Herrscher von Gorouol hieß der Überlieferung nach Fonékori. Seine Nachfolger waren Alzouleyni, Manga, Arkoussou und Foni, unter dessen Herrschaft Gorouol Kriege gegen Fulbe und Tuareg führte. Foni wurde auf Veranlassung eines seiner Söhne ermordet. Aus den Konflikten um die Nachfolge Fonis ging dessen ältester Sohn Alazi als Sieger hervor. Nachdem der Eroberung des Dorfs Kolmane durch die Tenguéréguédech, einer Untergruppe der Tuareg, schloss Alazi mit dem Tenguéréguédech-Anführer Elou Frieden. Die Regierungszeit von Alazis Sohn und Nachfolger Moussa Ende des 19. Jahrhunderts fiel mit der Ankunft der Franzosen zusammen.[7] Gorouol gelangte 1899 als Teil des neu geschaffenen Kreises Sinder (cercle de Sinder) unter französische Militärverwaltung. Im Jahr 1905 wurde der Ort dem neuen Militärterritorium Niger angeschlossen.[8]

Die Landgemeinde Gorouol ging 2002 bei einer landesweiten Verwaltungsreform aus dem Kanton Gorouol/Yatakala hervor. Im Zuge dessen wurde Bankilaré als eigene Landgemeinde aus Gorouol herausgelöst. Yatakala ist seitdem ein Dorf im Gemeindegebiet von Gorouol. Bei der Hungerkrise in Niger 2005 gehörte Gorouol zu den am stärksten betroffenen Orten. Hier hatte die Bevölkerung weniger als eine Mahlzeit am Tag zur Verfügung.[9] Bei der Flutkatastrophe in West- und Zentralafrika 2010 wurden 6097 Einwohner von Gorouol als Katastrophenopfer eingestuft, so viele wie in sonst keiner Gemeinde im Departement Téra.[10]

Infolge des Konflikts in Nordmali ab 2012 kam es auch im Westen Nigers zu einer Verschlechterung der Sicherheitslage. Im zu Gorouol gehörenden Dorf Alkondji wurde 2019 ein Mann mutmaßlich von der Terrorgruppe Islamischer Staat in der Größeren Sahara getötet.[11] Die Regierung Nigers löste Anfang 2019 den Gemeinderat von Gorouol auf, nachdem dieser irreguläre Schritte unternommen hatte, den Gemeindehauptort von Kolmane in das Dorf Téguey zu verlegen.[12]

Bei der Volkszählung 2012 hatte die Landgemeinde 66.276 Einwohner, die in 8105 Haushalten lebten.[4] Bei der Volkszählung 2001 betrug die Einwohnerzahl 48.570 in 5967 Haushalten.[13]

Im Hauptort lebten bei der Volkszählung 2012 1130 Einwohner in 138 Haushalten,[4] bei der Volkszählung 2001 887 in 109 Haushalten[13] und bei der Volkszählung 1988 3211 in 481 Haushalten.[14]

In ethnischer Hinsicht ist die Gemeinde ein Siedlungsgebiet von Songhai, Fulbe und Tuareg.[15] Das Dorf Wanzerbé im Gemeindegebiet von Gorouol zählt neben der Stadt Tillabéri und der Gemeinde Méhana zu den Hauptsiedlungen der Songhai in Niger.[16]

Der Gemeinderat (conseil municipal) hat 18 gewählte Mitglieder. Mit den Kommunalwahlen 2020 sind die Sitze im Gemeinderat wie folgt verteilt: 6 PNDS-Tarayya, 5 MNSD-Nassara, 5 RPP-Farilla, 1 AMEN-AMIN und 1 PJP-Génération Doubara.[17]

Jeweils ein traditioneller Ortsvorsteher (chef traditionnel) steht an der Spitze von 35 Dörfern in der Gemeinde.[4]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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In Gorouol gibt es zwei römisch-katholische Kirchen: die Johannes-der-Täufer-Kirche im Dorf Dolbel und die Christi-Himmelfahrt-Kirche im Dorf Fantio. Die Pfarre Dolbel-Fantio, die zum Erzbistum Niamey gehört, wurde 1957 gegründet.[18]

Der Filmemacher Jean Rouch porträtierte in mehreren Kurzdokumentationen das Leben und Gebräuche in Gorouol. Seine Filme Les Magiciens de Wanzerbé (1949) und Wanzerbé (1968) entstanden im Dorf dieses Namens. In Koli koli (1966) zeigte er junge Jäger in der Gegend um das Dorf Yatakala bei ihrer Arbeit.[19]

Wirtschaft und Infrastruktur

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Gorouol liegt in einer Zone, in der Agropastoralismus vorherrscht.[20] Gesundheitszentren des Typs Centre de Santé Intégré (CSI) sind in den Siedlungen Dolbel, Téguey, Wanzerbé, Wézé Bangou und Yatakala vorhanden.[21] Der CEG Dolbel und der CEG Yatakala sind allgemein bildende Schulen der Sekundarstufe des Typs Collège d’Enseignement Général (CEG).[22] Beim Centre de Formation aux Métiers de Yatakala (CFM Yatakala) handelt es sich um ein Berufsausbildungszentrum.[23] Die Nationalstraße 5 verbindet die Gemeinde mit der Departementshauptstadt Téra.

Persönlichkeiten

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  • Seyni Abdou: Développement local: Analyse-diagnostic des terroirs de Belleykoire et Teguey (Arrondissement de Tera). Faculté d’Agronomie, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 1999.
  • Jean Marc Bellot: Les femmes dans les sociétés pastorales du Gorouol. In: Cahiers d’Outre-Mer. Band 33, Nr. 130 (April–Juni), 1980, S. 145–165.
  • Eric Komlavi Hahonou: Partis et dynamiques politiques locales dans les futures communes rurales de Bankilaré et du Gorouol (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 28). LASDEL, Niamey/Parakou April 2004 (lasdel.net [PDF]).
  • Eric Komlavi Hahonou: Les pouvoirs locaux dans le Gorouol (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 20). LASDEL, Niamey/Parakou Februar 2004 (lasdel.net [PDF]).
  • Eric Komlavi Hahonou: Les premiers pas de la commune de Gorouol (= Etudes et Travaux du LASDEL. Nr. 69). LASDEL, Niamey/Parakou November 2006 (lasdel.net [PDF]).
  • Djibrilla Koutchi: Le Etats songhay du gourma: Dargol, Gorouol, Kourmey, Téra. De la seconde moitié du XVIIIème à la fin du XIXème siècle. Mémoire de DEA. Département d’Histoire, Université Abdou Moumouni de Niamey, Niamey 2012.
  • Seyni Zoumari Issa: Le Soney (Songhay) après la conquête marocaine, 1592–1900, formation des provinces historiques (Tera, Gooro (Goruol), Namaro, Kokoru, Gothey). Contribution à l’histoire du Soney post-impérial et précolonial (République du Niger). Dissertation. Universität Paris 1, Paris 1982.

Einzelnachweise

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  1. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 21.
  2. Issa Abdou Yonlihinza: Transports et désenclavement dans la problématique du développement local à Téra au Niger. Thèse de doctorat. Université Toulouse II – Le Mirail, Toulouse 2011, S. 277 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 28. Oktober 2023]).
  3. Ibrahim Oumarou Sadou, Souleymane Amadou: Monographie de la région de Tillabéri. (PDF) Institut National de la Statistique, République du Niger, Oktober 2016, S. 19, archiviert vom Original am 28. Dezember 2021; abgerufen am 17. Januar 2022 (französisch, Figure 2: Carte de zonage agro-écologique de la région de Tillabéri).
  4. a b c d Répertoire National des Localités (ReNaLoc). (RAR) Institut National de la Statistique de la République du Niger, Juli 2014, S. 503–505, abgerufen am 7. August 2015 (französisch).
  5. Loi n° 2002-014 du 11 JUIN 2002 portant création des communes et fixant le nom de leurs chefs-lieux. République du Niger, 11. Juni 2002.
  6. Audrey Boucksom: Arts « touristiques » en Afrique et consommateurs occidentaux. Le cas de l’artisanat d’art au Niger. Thèse de doctorat. Université Paris I-Panthéon-Sorbonne, Paris 2009, S. 106 (tel.archives-ouvertes.fr [PDF; abgerufen am 26. April 2019]).
  7. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 75–76.
  8. Edmond Séré de Rivières: Histoire du Niger. Berger-Levrault, Paris 1965, S. 234–235.
  9. Niger Food Crisis 2005: Humanitarian Situation Report No. 1. UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs, 26. Juli 2005, abgerufen am 27. Oktober 2018 (englisch).
  10. @1@2Vorlage:Toter Link/www.cic.neSituation des besoins des populations victimes d’inondations (2010). (Seite nicht mehr abrufbar, festgestellt im Juni 2021. Suche in Webarchiven) Centre d’Information et de Communication, 23. September 2010; abgerufen am 31. März 2012.
  11. Niger : Situation sécuritaire dans les régions de Tillabéri et de Diffa de janvier 2019 à mai 2020. (PDF) OFPRA, 18. Mai 2020, S. 24, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 6. August 2021 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/www.ofpra.gouv.fr (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  12. Les conseils municipaux de plusieurs communes rurales dissous au Niger. In: aNiamey.com. 19. Februar 2019, abgerufen am 28. Oktober 2023 (französisch).
  13. a b Répertoire National des Communes (RENACOM). (RAR-Datei) Institut National de la Statistique, abgerufen am 8. November 2010 (französisch).
  14. Recensement Général de la Population 1988: Répertoire National des Villages du Niger. Bureau Central de Recensement, Ministère du Plan, République du Niger, Niamey März 1991, S. 265 (web.archive.org [PDF; abgerufen am 4. Mai 2019]).
  15. Yveline Poncet: Cartes ethno-démographiques du Niger au 1/1 000 000. Notice des cartes (= Etudes nigériennes. Nr. 32). Centre Nigérien de Recherches en Sciences Humaines, Niamey 1973, Annex: République du Niger: Carte ethno-démographique au 1:1 000 000 (odsef.fss.ulaval.ca [PDF; abgerufen am 31. Januar 2021]).
  16. Tunde Adeleke: Songhay. Rosen, New York 1996, ISBN 0-8239-1986-2, S. 11.
  17. Résultats élections – Communales. Commission Électorale Nationale Indépendante, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 7. Januar 2021; abgerufen am 2. Januar 2021 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/www.ceniniger.org
  18. Saint Jean Baptiste Dolbel - Fantio. Eglise Catholique au Niger, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 4. August 2019; abgerufen am 9. August 2019 (französisch).  Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis.@1@2Vorlage:Webachiv/IABot/eglisecatholiqueauniger.org
  19. Paul Henley: The Adventure of the Real. Jean Rouch and the Craft of Ethnographic Cinema. The University of Chicago Press, Chicago 2009, ISBN 978-0-226-32714-3, S. 372, 378, 380.
  20. Comprendre l’économie des ménages ruraux au Niger. (PDF) Save the Children UK, 2009, S. 8, abgerufen am 2. September 2020 (französisch).
  21. Niger DSS. In: Systeme Nationale d’Information Sanitaire (SNIS). Ministère de la Santé Publique, République du Niger, abgerufen am 10. November 2020 (französisch).
  22. Niger – Recensement Scolaire 2008–2009, Enquête statistique. Dictionnaire des donnèes. Institut National de la Statistique de la République du Niger, 28. November 2013, ehemals im Original (nicht mehr online verfügbar); abgerufen am 10. November 2020 (französisch).@1@2Vorlage:Toter Link/anado.ins.ne (Seite nicht mehr abrufbar. Suche in Webarchiven)
  23. Annuaire statistique. Année scolaire 2020–2021. Edition 2022. (PDF) Direction des Statistiques et de la Digitalisation, Ministère de l’Enseignement Technique et de la Formation Professionnelle, République du Niger, 18. Oktober 2022, S. 7 und 96, abgerufen am 18. Mai 2023 (französisch).