Speziallandungskräfte (Kaiserlich Japanische Marine)
Speziallandungskräfte | |
---|---|
Flagge der japanischen Streitkräfte | |
Aktiv | 1932 bis 1945 |
Staat | Japan |
Streitkräfte | Japanische Marine |
Teilstreitkraft | Bodenstreitkräfte |
Typ | Marineinfanterie, Fallschirmjäger |
Ehemalige Standorte | Kure, Maizuru, Sasebo, Yokosuka Shanghai, Hankou |
Die Speziallandungskräfte der Kaiserlich Japanischen Marine (japanisch 海軍特別陸戦隊 Kaigun Tokubetsu Riku Sentai, englisch Special Naval Landing Forces (SNLF)) war die Marineinfanterie der Bodenstreitkräfte der Kaiserlich Japanischen Marine. Sie kam im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg 1937–1945 und im Pazifikkrieg 1941–1945 zum Einsatz.
Die Speziallandungskräfte der Marine sind zu unterscheiden von den Amphibischen Brigaden des Kaiserlich Japanischen Heeres.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit der späten Meiji-Ära hatte die japanische Marine spezielle Streitkräfte für Landungsunternehmen (陸戦隊 (Riku Sentai)), die aus Schiffsbesatzungen bestand, die eine besondere Infanterieausbildung bekommen hatten und bei Spezial- oder temporären Einsätzen zur Verwendung kamen. Im Boxeraufstand und im Russisch-Japanischen Krieg wurden sie bei Landungsoperationen eingesetzt.[1] Darüber hinaus konnten Einheiten der Kaiheidan genannten Truppen der Marinestützpunkte eine Marinelandungstruppe bilden. Kaiheidan (海兵団, Marinekorps) waren Einheiten der kaiserlichen japanischen Marine, die hauptsächlich für die Ausbildung von Mannschaften und Unteroffizieren verantwortlich waren. Insbesondere schulten sie die neuen Rekruten, nachdem sie von den örtlichen Rekrutierungszentren in ganz Japan rekrutiert worden waren. Jeder der vier Marinebezirke (Yokosuka, Kure, Sasebo und Maizuru) hatte seinen eigenen Kaiheidan. Darüber hinaus fungierten sie auch als Basisverteidigungsstreitkräfte.[2]
Diese Truppen in den Marinebezirken Kure und Maizuru wurden nach dem Washingtoner Flottenabkommen von 1922 deaktiviert und 1939 wieder reaktiviert, während die Truppen in Sasebo und Yokosuka weiterhin bestanden und Teile von ihnen 1927 unter dem Namen Shanghai Marinelandungstruppe zusammengefasst und in der Schlacht um Shanghai im Jahre 1932 eingesetzt wurden. Danach, im Oktober 1932, wurde die Shanghai-Marinelandungstruppe offiziell aufgestellt und war damit die erste Einheit der Speziallandungskräfte. 1936 wurden auch die Einheiten der Marinebasen offiziell gegründet und in der zweiten Schlacht um Shanghai im Jahre 1937 und vielen anderen Schlachten und Aktionen im Zweiten Japanisch-Chinesischen Krieg eingesetzt.[1]
1941 wurden die Einheiten 1. und 3. der Speziallandungskräfte in Yokosuka in Fallschirmjägereinheiten umgewandelt. Die Fallschirmjäger wurden erfolgreich beim Angriff auf Celebes und der Schlacht von Manado eingesetzt. Außer Fallschirmjägern waren auch Eliteeinheiten für Aufklärung und überfallartige Operationen in Planung.[3]
Wie alle Landungstruppen erlitten sie häufig schwere Verluste, wenn sie auf entschlossenen Widerstand trafen, wie beispielsweise bei der Schlacht um die Milne-Bucht. Dies war auf ihre offenbar doch unzureichende Ausbildung und ihre mangelnde Bereitschaft zur Kapitulation zurückzuführen. Wenn ihnen die Munition ausging, griffen sie manchmal auf Nahkämpfe mit Schwertern und Bajonetten zurück. Nachdem es nicht gelungen war, die Milne-Bucht zu erobern, wurden die Speziallandungskräfte nur noch für die Basisverteidigung eingesetzt, bis der Schutz von Marineeinrichtungen an die Bodentruppen der Marine übertragen wurde.[4]
Die Speziallandungskräfte können für sich in Anspruch nehmen, die einzigen Truppen einer fremden Macht gewesen zu sein, denen es seit dem Britisch-Amerikanischen Krieg 1812 gelungen war, auf amerikanischem Boden Fuß zu fassen. Am 6. Juni 1942 landeten Truppen von der 5. Maizuru-Speziallandungseinheit ohne auf Widerstand zu stoßen auf der Aleuteninsel Kiska während der Schlacht um die Aleuten.[5] Nach einem Jahr der Besatzung und Verstärkung durch Tausende von Soldaten der Kaiserlich Japanischen Heeres wurden sie zwei Wochen vor der Landung der alliierten Streitkräfte vollständig evakuiert. Ein japanischer Verband bestehend aus 3 Kreuzern, 12 Zerstörern, 1 Fregatte und 1 Tanker lief von den Kurilen aus und evakuierte am 28. Juli 1943 die gesamte Besatzung Kiskas von 5.183 Mann vom Gegner unbemerkt von der Insel. Es war die japanische Operation KE GO.[6]
Einheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Infanterieeinheiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marinedistrikt Kure
- 1. Kure-Speziallandungseinheit – Im Hainan-Marinedistrikt, als Teil der 3. Chinesischen Flotte
- 2. Kure-Speziallandungseinheit
- 3. Kure-Speziallandungseinheit
- 5. Kure-Speziallandungseinheit
- 6. Kure-Speziallandungseinheit
- 7. Kure-Speziallandungseinheit
- Marinedistrikt Maizuru
- 1. Maizuru-Speziallandungseinheit
- 2. Maizuru-Speziallandungseinheit
- 3. Maizuru-Speziallandungseinheit – Mai–1. Juli 1942[8]
- 4. Maizuru-Speziallandungseinheit
- 5. Maizuru-Speziallandungseinheit
- Marinedistrikt Sasebo
- 1. Sasebo-Speziallandungseinheit
- 2. Sasebo-Speziallandungseinheit – Teil der 3. Flotte
- 5. Sasebo-Speziallandungseinheit
- 6. Sasebo-Speziallandungseinheit
- 7. Sasebo-Speziallandungseinheit
- 8. Sasebo-Speziallandungseinheit
- Sasebo kombiniertes Speziallandungseinheit aus der 1. und 2. Sasebo-Speziallandungseinheit
- Marinedistrikt Yokosuka
- 1. Yokosuka-Speziallandungseinheit (ursprünglich eine Fallschirmjägereinheit)
- 2. Yokosuka-Speziallandungseinheit (ursprünglich eine Fallschirmjägereinheit)
- 3. Yokosuka-Speziallandungseinheit (ursprünglich eine Fallschirmjägereinheit)
- 4. Yokosuka-Speziallandungseinheit
- 5. Yokosuka-Speziallandungseinheit
- 6. Yokosuka-Speziallandungseinheit
- 7. Yokosuka-Speziallandungseinheit
Schutztruppen für zivile Häfen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Shanghai-Speziallandungseinheit (~2000 Mann): Schutztruppe mit Basis im Hafen von Shanghai.
- Hankou-Speziallandungseinheit: Abkommandierter Teil der Shanghai-Speziallandungseinheit in Hankou.
Fallschirmjäger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Marinedistrikt Yokosuka
Einheiten mit gepanzerten Fahrzeugen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Shanghai-Speziallandungseinheit, Panzerkompanie
- Milne-Panzergruppe von der 5. Kure-Speziallandungseinheit
- Tarawa-Panzereinheit von der 7. Sasebo-Speziallandungseinheit
- Marine-Panzereinheit – 1. Yokosuka-Speziallandungseinheit
- Gepanzerte Abteilung Itoh – inoffielle Speziallandungseinheit
Training
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Kaiheidan in den Hauptbasen Kure, Maizuru, Sasebo und Yokosuka sorgten für alle neuen Rekruten der Marine für eine grundlegende Infanterieausbildung.
- Marine-Artillerieschule in Tateyama für die Ausbildung an Geschützen.
- Amphibische Schule: Ausbildung auf der Insel Nasake in der Inlandsee ab 1943. Die ersten ausgebildeten Einheiten wurden im Oktober nach Rabaul und den Marshallinseln gesandt. Spätere Einheiten wurden nach Saipan, Shimushiru und Palau gesandt.[10]
Ausrüstung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Folgenden findet sich eine Liste von Waffensystemen, die bei den Japanischen Spezial-Marinelandekräften verwendet wurden:
Geschütze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nur relativ leichte Geschütze wurden verwendet.[11]
- Typ 41 75-mm-Gebirgsgeschütz unter der Bezeichnung „Regimentsgeschütz“
- 70-mm-Geschütz Typ 92
- 8-cm-Geschütz Typ 3
- 12-cm-Kanone Typ 10
- 14-cm-Kanone Typ 3
- 12,7-cm-Kanone Typ 89
- 10-cm-Kanone Typ 98
- 37-mm-Infanteriegeschütz Typ 11
- 37-mm-Panzerabwehrkanone Typ 94
- 47-mm-Panzerabwehrkanone Typ 1
- 13,2-mm-Maschinengewehr Type 92 auf Doppellafette
- 25-mm-Schiffsgeschütz für Landeinsatz
Fahrzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die eingesetzten Fahrzeuge waren weitestgehend die gleichen, die auch vom Kaiserlich Japanischen Heer eingesetzt wurden.
Panzer und gepanzerte Fahrzeuge
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quelle:[12]
- Typ 89 I-Gō, mittlerer Panzer
- Typ 95 Ha-Gō, leichter Panzer
- Typ 2 Ka-Mi, leichter Amphibienpanzer
- Typ Ka, Tankette
- Typ 94 TK, Tankette
- Typ 97 Te-Ke
- Typ Be, Panzerwagen
- Typ Sumida, Panzerwagen
- Typ 93, Panzerwagen
Amphibische und Land-LKW
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Kurogane Type 95
- Toyota Amphibien-LKW „Su-Ki“
Infanteriewaffen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- 6,5-mm-schweres-Maschinengewehr Typ 3
- 7,7-mm-schweres-Maschinengewehr Type 92
- Typ-92-Bord-Maschinengewehr (Vickers-Typ)
- 13,2-mm-schweres-Maschinengewehr Typ 93
- Typ 11 Leichtes Maschinengewehr
- 6,5-mm-Gewehr Typ 38 (Arisaka)
- 7,7-mm-Gewehr Typ 99 (kurz)
- 6,5-mm-Gewehr Typ I (Mannlicher-Carcano Modell 1891)
- 6,5-mm-Pistole Typ 14
- Hamada 6,5-mm-Pistole,
- Sugiura 7,62-mm-Pistole
- 9-mm-Maschinenpistole Beretta Modell 18/30
- 5-cm-Granantwerfer Typ 89
- Typ 97 Handgranate
- Handgranate Typ 99
- 8-cm-Granatwerfer Typ 97
- 8-cm-Granatwerfer Typ 3
- Gewehrgranatwerfer Typ 91
- Gewehrgranatwerfer Typ 3
- Flammenwerfer Typ 93
- Landmine Typ 93
- Panzerabwehr-Magnetmine Typ 99
- 21-cm-Raketenwerfer
- 45-cm-Raketenwerfer
- Schwerter
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Leonard Feinberg: Where the Williwaw Blows: The Aleutian Islands-World War II. Pilgrims' Process, Inc., 1992, ISBN 0-9710609-8-3 (englisch).
- Brian Garfield: The Thousand Mile War. Aurum Press, 1995, ISBN 1-84513-019-7 (englisch).
- Mike Hewitt: Uniforms and Equipment of the Imperial Japanese Army in World War II. Schiffer Publishing Ltd; Illustrated Edition, 2002, ISBN 0-7643-1680-X (englisch).
- L. Klemen: Japanese Uniforms, 1941–1942. In: Forgotten Campaign: The Dutch East Indies Campaign 1941–1942. 1999 (englisch).
- L. Klemen: Forgotten Campaign: The Dutch East Indies Campaign 1941–1942. 2000 (englisch).
- Japanese World War II Naval records seized in post-war Japan Tabular records. Department of Navy, 1955 (englisch).
- Militärgeschichtliches Büro, Verteidigungsforschungsinstitut, Verteidigungsbehörde: Army and Navy Chronology, Commentary on Weapons and Military Terms. Asakumo Shimbun Publishing, 1980 (japanisch).
- Militärgeschichtliches Büro, National Defense College: Naval War Prepares - After the Beginn of the War. Asagumo Shimbun (War History Series), 1975 (japanisch).
- Tadao Nakata, Thomas B. Nelson: Imperial Japanese Army and Navy Uniforms and Equipment. Ironside International Publishers,U.S., 1989, ISBN 978-0-935554-04-5 (englisch).
- Rohwer, Jürgen & Hümmelchen, Gerhard: Chronik des Seekrieges 1939-1945. Gerhard Stalling, Oldenburg 1968, ISBN 3-88199-009-7.
- Gordon L. Rottman, Akira Takizawa: World War II Japanese Tank Tactics. Osprey Publishing, 2008, ISBN 978-1-84603-234-9 (englisch).
- Akira Takizawa: Taki's Imperial Japanese Army Page. 2021 (englisch).
- Yaklitch, Alsleben & Takizawa: Japanese Special Naval Landing Forces. In: The Netherlands East Indies 1941–1942. (englisch).
- Steven J. Zaloga: Japanese Tanks 1939–45. Osprey Publishing, 2007, ISBN 978-1-84603-091-8 (englisch).
- Gary Nila & Robert A Rolfe: Japanese Special Landing Forces: Uniforms and equipment 1932–45. Osprey Publishing, Oxford 2008, ISBN 978-1-84603-100-7 (englisch).
- Austin Adachi: Rikusentai: The Illustrated Encyclopedia of Japanese Naval Landing Forces 1927–1945. Rikusentai Publishing, 2020 (englisch).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Pacific Files
- ↑ 日本海軍100のトリビア. In: 世界の艦船 9月号増刊. 海人社, 2013, S. 44–45 (japanisch).
- ↑ Yaklitch, Alsleben & Takizawa Special Forces
- ↑ Yaklitch, Alsleben & Takizawa Special Forces
- ↑ Feinberg Aleutions in War
- ↑ Rohwer, Hümmelchen Seekrieg S. 212
- ↑ Leland Ness: Rikugun: Guide to Japanese Ground Forces 1937–1945: Volume 1. Helion and Company, 2015 (englisch).
- ↑ Japanese WW2 Records Spule 200-212
- ↑ a b Graham Donaldson: The Japanese paratroopers in the Dutch East Indies, 1941–1942. In: Forgotten Campaign: The Dutch East Indies Campaign 1941–1942. 1999 (englisch).
- ↑ Rottman & Takizawa, World War II Japanese Tank Tactics, S. 15
- ↑ Hewitt Ausrüstung
- ↑ Austin Adachi: Rikusentai., S. 79–87.