Johann Michael Wagner

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Zur Navigation springen Zur Suche springen

Johann Michael Wagner (* 19. Januar 1723 in Schmiedefeld am Rennsteig; † 21. April 1801 ebenda) war ein thüringischer Orgelbauer.

Wagner erlernte den Orgelbau von 1741 bis 1747 bei Carl Christian Hoffmann in Gotha und war während der Erbauungszeit der Laubacher Orgel von 1747 bis 1751 Geselle bei Johann Casper Beck.[1] 1751 machte Wagner sich in Schmiedefeld als Orgelbauer selbstständig. Hier begründete er zusammen mit seinem jüngeren Bruder Johannes Wagner (* 11. April 1734; † 12. Januar 1804) ein Familienunternehmen, das drei Generationen bestand; die Söhne und Enkel von Johannes Wagner führten den Betrieb fort.[2] Unklar ist, ob Johann Michael Wagners Sohn Johann Friedrich die Werkstatt weiterführte.[3] Ab den 1780er Jahren, als der Verwandte Johann Caspar Holland, der am Orgelneubau in der Dresdner Kreuzkirche mitwirkte, übernahm die Familie Holland maßgeblich die praktischen Ausführungen. Obwohl Holland Teilhaber wurde, firmierte das Unternehmen bis zu Wagners Tod im Jahr 1801 unter dem Namen der Gebrüder Wagner.[2] Das Wirkungsfeld Wagners erstreckte sich auf Thüringen und Hessen.

Die Übersicht führt alle nachgewiesenen Neubauten Wagners auf.[4]

In der fünften Spalte bezeichnet die römische Zahl die Anzahl der Manuale, ein großes „P“ ein selbstständiges Pedal und die arabische Zahl in der vorletzten Spalte die Anzahl der klingenden Register.

Jahr Ort Gebäude Bild Manuale Register Anmerkungen
1741 Gospiteroda Gospiterodaer Kirche II/P 14 Mitarbeit bei Hoffmann
1748 Wallbach (Meiningen) Evangelische Kirche I 12 Mitarbeit bei Beck
1749 Metzels St.-Nikolai-Kirche Mitarbeit bei Beck bei der Erweiterung der Orgel; Prospekt erhalten
um 1750 Seligenthal Kirche Seligenthal Mitarbeit bei Beck
1747–1751 Laubach Evangelische Stadtkirche II/P 21 Neubau zusammen mit Beck und Johann Andreas Heinemann; 9 Register erhalten, 2010 Rekonstruktion und Erweiterung auf III/P/28 (33) durch Förster & Nicolaus OrgelbauOrgel
1751 Döschnitz Dorfkirche
II/P 22 im 19. Jahrhundert eingreifend umgebaut
1753–1754 Bad Blankenburg Stadtkirche St. Nicolai II/P 21 1938 erfolgte ein Umbau. Das Orgelwerk entstand in der Werkstatt von Gustav Heinze in Sorau.
1757 Katzhütte Michaeliskirche
II/P 17 1988 Orgelreparatur durch die Restaurierungswerkstatt Thilo Viehrig, Kaulsdorf
1757 Goldlauter Evangelische Kirche I 10 1990 erfolgte ein grundlegender Umbau durch die Fa. Orgelbau Schönefeld aus Stadtilm. Der historische Orgelprospekt blieb erhalten.
1760–1762 Suhl Marienkirche II/P 30 um 1975 restauriert durch Karl-Heinz Schönefeld
nach 1760 Vesser (Suhl) Dorfkirche
nach 1760 Asbach Dorfkirche Asbach I 6 Prospekt erhalten
1767 Weißenbrunn Dreieinigkeitskirche
II/P 20 Prospekt erhalten
1768–1770 Arnhem Eusebiuskerk
III/P 47 1944 zerstört
1770 Schmiedefeld am Rennsteig Erlöserkirche II/P 22 Gehäuse erhalten
1770 Schleusingen Johanniskirche
II/P zuletzt 2009 Generalinstandsetzung durch Hey Orgelbau (heute III/P/39)
1776–1777 Hohenstein St. Christopheri II/P 30 Prospekt erhalten
1778 Saalfeld/Saale-Graba Gertrudiskirche
II/P 20 Orgel von Richard Voigt aus Halberstadt (1927, II/P20) im historischen Prospekt der Vorgängerorgel von Georg Wilhelm Kappauf (Saalfeld) und den Gebr. Wagner
1778 Vachdorf Trinitatiskirche
I/P 16
1780 Volkmannsdorf Dorfkirche Volkmannsdorf I/P 9 nicht erhalten
1780 Sonnefeld Klosterkirche Sonnefeld 1856 ersetzt
nach 1781 Friedrichroda St. Blasius
1785 Schönbrunn St. Jakobus
1785 Gießübel Evangelische Kirche
1784–1787 Gersfeld (Rhön) Ev. Pfarrkirche
II/P 28 Altarorgel; zusammen mit seinem Sohn; sechs Register erhalten
1786–1792 Dresden Kreuzkirche
III/P 50 1827–1832 Gehäuse umgebaut und Innenwerk ersetzt (Foto nach Umbau)[5]
1795 Bernshausen Johanneskirche
1799–1800 Kirchheim St. Laurentius II/P derzeit nicht spielbar
vor 1800 Heyda (Ilmenau) Kirche Heyda II/P 21
  • Hartmut Haupt: Orgeln in Ost- und Südthüringen. Ausbildung und Wissen, Bad Homburg, Leipzig 1995, ISBN 3-927879-59-2.
  • Uwe Pape (Hrsg.): Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Band 1: Thüringen und Umgebung. Pape, Berlin 2009, ISBN 978-3-921140-86-4.
  • Torsten Sterzik: Der Schmiedefelder Orgelbau. Teil 2: Zum 275. Geburtstag von Johann Michael Wagner. In: Thüringer Orgelsommer e. V. (Hrsg.): Thüringer Orgeljournal 1998. Arnstadt 1998, S. 83–104.
  • Wagner. In: Friedrich Blume, Ludwig Finscher (Hrsg.): Die Musik in Geschichte und Gegenwart. Personenteil, Band 17. Bärenreiter, Kassel 2007, ISBN 978-3-7618-1137-5, S. 285 f.
Commons: Johann Michael Wagner – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
  1. Franz Bösken, Hermann Fischer: Quellen und Forschungen zur Orgelgeschichte des Mittelrheins (= Beiträge zur Mittelrheinischen Musikgeschichte. Band 29,1). Band 3: Ehemalige Provinz Oberhessen. Teil 1: A–L. Schott, Mainz 1988, ISBN 3-7957-1330-7, S. 15, 565–567.
  2. a b Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Thüringen. 2009, S. 318 f.
  3. Hartmut Haupt: Orgeln im Bezirk Suhl. Rat d. Bez. Suhl, Abt. Kultur, Suhl 1985, S. 9.
  4. Pape: Lexikon norddeutscher Orgelbauer. Thüringen. 2009, S. 318.
  5. Matthias Herrmann (Hrsg.): Die Dresdner Kirchenmusik im 19. und 20. Jahrhundert. Laaber, Laaber 1998, ISBN 3-89007-331-X, S. 221.