Historische Sternbilder

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Das frühere Sternbild Argo Navis nach Ptolemäus, rechts daneben die Karlseiche

Die Liste historischer Sternbilder enthält eine Auswahl von Asterismen der europäischen astronomischen Tradition. Diese Sternbilder gehören nicht zu den 88 von der Internationalen Astronomischen Union (IAU) verbindlich festgelegten Konstellationen, die heute explizit Sternbilder genannt werden.

Siehe: Liste der Sternbilder

Erläuterung der nachstehenden Tabelle

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  • Name: Nennt den Namen des Sternbildes.
  • Lateinisch: Nennt den lateinischen Namen des Sternbildes.
  • Alternativ: Nennt den deutschen und lateinischen Namen, unter welchen es ebenfalls veröffentlicht wurde.
  • Hem.: Nennt die Lage des Sternbildes innerhalb der Himmelskugel. Dabei steht N für die Nord- und S für die Südhemisphäre. Mit N/S oder S/N gekennzeichnete Sternbilder sind in beiden Halbkugeln sichtbar.
  • Autor: Nennt den Autor, der zuerst das Sternbild eingeführt beziehungsweise benannt oder in Karten veröffentlicht hat.
  • Jahr: Gibt das Jahr an, in dem das Sternbild eingeführt oder nachgewiesen werden kann.
  • Position: Position zu den heutigen IAU-Sternbildern
Name Lateinisch Alternativ Hem. Autor Jahr Position Kommentar Bild
Antinoos Antinous N Hadrian 132 Adler, Südteil Liebhaber des Hadrian
Adler, Delfin und Antinoos
Schiff Argo Argo Navis S Ptolemäus 150 Achterdeck, Kiel, Segel des Schiffs die Argo von Jason und den Argonauten; wegen seiner Größe von Lacaille aufgeteilt, das einzige der 48 ptolemäischen Sternbilder, das nicht zu den IAU-Bildern gehört
Schiff Argo
Mast (des Schiffs) Malus S J. Herschel 1844 zwischen Kompass und Segel des Schiffs Mast des Schiffs Argo; alt,[1] von Lacaille dem Kompass zugeordnet
Hüter des Südpols[2] Polophylax S Plancius 1592 zwischen Kranich und Tukan auf der Weltkarte Terrarum Tabula; Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Polophylax
Polophylax
Nördliche Fliege (Musca Borealis) Apes Wespe (Vespa), Biene N/S Plancius 1612 Widder, Nordteil Vespa bei Bartsch 1624, Musca, später Musca Borealis bei Hevelius 1690 (veröff., erste Aufzeichnung 1664); nach Bartsch ein Insekt bei Samson, Plancius selbst hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht; nach Bode Ende des 16. Jh. außer Gebrauch
Nördliche Fliege und Kleines Dreieck
Hahn Gallus S Plancius 1612 Achterdeck, Nordteil, in der Milchstraße Alector Gallus Dio bei Bartsch 1624, als der Hahn des Petrus gedeutet, Plancius selbst hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht; siehe auch Officina Typographica bei Bode
Hahn (Sternbild)
Jordan Jordanus N Plancius 1612 Jagdhunde, Südteil des großen Bären, Kleiner Löwe, Luchs wohl zu Ptolemäus Eridanus (Keysers Nil) und Plancius’ Tigris
Fluss Jordan, Großer und Kleiner Bär
Kleiner Krebs Cancer Minor N Plancius 1612 zwischen Krebs und Zwillinge Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Kleiner und Großer Krebs
Südlicher Pfeil Sagitta Australis S Plancius 1612 zwischen südlicher Krone und Skorpion Plancius hinterließ seine Gründe, dieses Sternbild einzuführen, nicht
Südlicher Pfeil
Südlicher Pfeil
Tigris Tigris N Plancius 1612 Fuchs, Westteil des Pegasus, Ostteile von Schlangenträger und Herkules wohl zu Ptolemäus Eridanus (Keysers Nil) und Plancius’ Jordan, mutmaßlich als einer der vier Paradiesflüsse
Tigris
Karlseiche[3] Robur Carolinum S Halley 1678 zwischen Luftpumpe, Chamäleon und Zentaur die Eiche, in der sich Karl II. nach der verlorenen Schlacht von Worcester versteckte
Schiff Argo und Karlseiche
Zepter von Brandenburg Sceptrum Brandenburgicum S Kirch 1688 Eridanus, Ostteil, westlich vom Hasen zu Ehren der Kurfürsten von Brandenburg, deren Hofastronom Kirch war. Das Sternbild wurde bald 100 Jahre ignoriert, bis es Bode in seinem Atlas veröffentlichte; nach ihm heißt heute der Stern 53 Eridani Sceptrum
Brandenburgisches Szepter
Zerberus, dreiköpfiger Höllenhund Cerberus N Hevelius 1690 Herkules, Ostteil, neben der Leier Kerberos, der Wächter des Tores zum Totenreich der griechischen Antike
Zerberus
Berg Mänalus Mons Maenalus N Hevelius 1690 zwischen Bärenhüter und Jungfrau ein Heiliger Berg der griechischen Antike
Berg Mänalus
Kleines Dreieck Triangulum Minor N Hevelius 1690 zwischen Dreieck und Widder neben dem eigentlichen Dreieck, auch gemeinsam als Triangula verzeichnet
Kleines und Großes Dreieck sowie Nördliche Fliege
Rentier Rangifer, Tarandus N Lemonnier 1743 zwischen Giraffe und Kepheus das Rentier, Monnier führte das Sternbild als Reene nach einer Beobachtungsreise nach Lappland ein
Rentier
Einsiedlervogel Turdus Solitarius Eule (Noctua) S Lemonnier 1761 Wasserschlange, Richtung Waage und Zentaur ein Vogel, zur Erinnerung an die französische Expedition zur Beobachtung des Venustransits 1761; von Burritt in seinem Sternenatlas 1835 in Eule umbenannt, Urheber und Begründung sind unbekannt
Einsiedlervogel
Eule
Königlicher Stier von Poniatowski Taurus Poniatovii N/S Poczobut 1777 Schlangenträger, Ostteil an der Grenze zum Adler das Wappentier des damaligen polnischen Königs Poniatowski
Taurus Poniatovii
Psalter Georgs, Georges Harfe Psalterium Georgianum, Harpa Georgii S Hell 1789 zwischen Eridanus, Stier und Walfisch soll Georg III. ehren, dessen Hofastronom Herschel war
Psalter Georgs, Eridanus und Brandenburgisches Szepter
Erntehüter Custos Messium N Lalande 1775 zwischen Kassiopeia, Giraffe und Kepheus Soll den Bauern bei der Ernte symbolisieren, spielt durch den Namen aber auch auf Messier an, der in diesem Himmelsareal einen Kometen beobachtete; in Frankreich als „Sternbild Messier“ bekannt, Erndtehüter bei Bode
Giraffe, Rentier und Erntehüter
Mauerquadrant Quadrans Muralis N Lalande 1795 zwischen großem Bär und Bärenhüter symbolisiert den Mauerquadranten, das wichtigste Instrument der Astronomie vor Erfindung des Teleskops; der Meteorenstrom der Quadrantiden ist danach benannt
Mauerquadrant
Heißluftballon Globus Aerostaticus N/S Lalande 1798 zwischen südlicher Fisch, Mikroskop, Steinbock, und Wassermann die Montgolfière, das erste bemannte Fluggerät
Heißluftballon
Katze Felis N Lalande 1799 Wasserschlange, nördlich der Luftpumpe „Ich mag Katzen[4]
Katze
Friedrichs Ehre Honores Friderici, Gloria Frederici N Bode 1787 zwischen Andromeda und Eidechse im Gedenken an den im Jahr zuvor verstorbenen Friedrich den Großen
Friedrichs Ehre
Log Lochium Funis S Bode 1801 Schiffskompass, Nebensterne die Logleine als nautisches Instrument zum Kompass der Argo
Herschels Teleskop Telescopium Herschelii Herschels großes Teleskop (Tubus Herschelii Major), Herschels kleines Teleskop (Tubus Herschelii Minor) N Bode 1801 Fuhrmann, Ostteil, grenzt an Zwillinge und Luchs als Tubi Herschelii durch Hell anlässlich der Entdeckung Uranus durch Herschel eingeführt; bei Bode zum Telescopium Herschelii zusammengefasst
Luchs und Herschels Teleskop
Elektrisiermaschine Machina Electrica S Bode 1801 zwischen Bildhauer und Chemischer Ofen Nutzung der Elektrizität, eine Erfindung seiner Zeit
Chemischer Ofen, Elektrisiermaschine und Bildhauerwerkstatt
Buchdruckerwerkstatt Officina Typographica S Bode 1801 Achterdeck, Nordteil Erfindung des Buchdrucks mit beweglichen Lettern zum 350. Jahrestag der Erfindung durch Gutenberg; enthält auch den Hahn nach Plancius
Buchdruckerwerkstatt und Großer Hund
Schildkröte Testudo N/S unbekannt ? zwischen den Fischen und Walfisch könnte William Henry Smyths Cycle of Celestial Objects 1844 entstammen[1]
Schildkröte
Karlsherz Cor Caroli N unbekannt ? Jagdhunde, Halsband Zu Ehren der englischen Könige Karl I. und Karl II.

Andere Namen für anerkannte Sternbilder

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Die Sternbilder in der folgenden Tabelle sind lediglich alternative Namen für heute anerkannte Sternbilder.

Erläuterung der Zeilenüberschriften:

  • Name: Nennt den Namen des Sternbildes.
  • Lateinisch: Nennt den lateinischen Namen des Sternbildes.
  • Alternativ: Nennt den deutschen und lateinischen Namen unter, welchem es ebenfalls veröffentlicht wurde
  • Hem.: Nennt die Lage des Sternbildes innerhalb der Himmelskugel. Dabei steht N für die Nord- und S für die Südhemisphäre. Mit N/S oder S/N gekennzeichnete Sternbilder sind in beiden Halbkugeln sichtbar.
  • Autor: Nennt den Autor, der den Namen zuerst eingeführt beziehungsweise benannt oder in Karten veröffentlicht hat.
  • Jahr: Gibt das Jahr an, in dem der Name eingeführt oder nachgewiesen werden kann.
  • Heutiger Name: Nennt den Namen, unter dem es heute durch die IAU anerkannt ist
  • Kommentar: Nennt weitere Hintergrundinformationen
Name Lateinisch Alternativ Hem. Autor Jahr Heutiger Name Kommentar Bild
Goldfisch Dorado S Keyser 1597 Schwertfisch der deutsche Name entsteht erst später
Indianische Elster S Keyser 1597 Tukan Indiaenschen Exster, mit der Anmerkung „auch Indies Lang genannt“, Tukan schon bei Bayer
Nil nilus Rotes Meer S Keyser 1597 Eridanus Den Nyli, mutmaßlich als einer der vier Paradiesflüsse

Im Coelum Stellatum Christianum von Julius Schiller heißt es Rotes Meer nach dem Mythos der Teilung des Roten Meeres beim Auszug aus Ägypten.

Rotes Meer
Rotes Meer
Reiher Flamingo (Phoenicopterus) S Keyser/Houtman 1595/97 Kranich Den Reygher; Flamingo bei Plancius und Hondius 1598/1600, 1602/03 auch bei Blaeu; bei Bayer schon Kranich
Biene Apis Südliche Fliege (Musca Australis) S Bayer 1603 Fliege von Lacaille 1752 in Musca Australis umbenannt (La Mouche), latinisiert 1763; heute verkürzt, weil die nördliche Fliege obsolet ist
Bildhauerwerkstatt[2] Apparatus Sculptoris S Lacaille 1756 Bildhauer l´ Atelier de Sculpteur, latinisiert 1763, heute kurz
Malerstaffelei (und Farbpalette) Equuleus Pictoris S Lacaille 1756 Maler le Chevalet et la Palette, latinisiert 1763, heute kurz
Sonnenuhr Solarium S Burritt 1835 Netz* in seinem Sternenatlas, der Urheber ist unbekannt; stellt eine Sonnenuhr dar, als Ergänzung zur Pendeluhr Lacailles
Sonnenuhr
Sonnenuhr
Zepter und die Hand der Justiz[2] Sceptrum et Manus Iustitiae N Royer 1679 Eidechse ehrt Ludwig XIV. von Frankreich
Zepter und die Hand der Justiz
Zepter und die Hand der Justiz
The Tyrants Unschuldige Kinder N Alan Patrick Herbert 1944 Drache Aus Herberts Buch „A better sky“, in welchem er zeitgemäßere Namen für die Sternbilder vorschlug: Die einzelnen Sterne sollten nach Attila, Hitler, Mussolini, Robespierre und Kublai Khan benannt werden.[5]

Im Coelum Stellatum Christianum von Julius Schiller heißt es Unschuldige Kinder nach dem Kindermord in Bethlehem.

Unschuldige Kinder
Unschuldige Kinder
Heiliger Josef The Sailor N Julius Schiller 1627 Orion Aus Alan Patrick Herberts Buch „A better sky“, in welchem er zeitgemäßere Namen für die Sternbilder vorschlug: Die einzelnen Sterne sollten nach Seefahrern wie James Cook benannt werden.[6]

Im Coelum Stellatum Christianum von Julius Schiller heißt es Heiliger Josef.

Heiliger Josef
Erzengel Michael Hesperiden, „Der Phönizier“, Kleiner Wagen, Flügel des Drachen N Julius Schiller 1627 Kleiner Bär Im alten Griechenland galt das Sternbild als Teil des Drachen. Thales von Milet beschrieb es erstmals als eigenes Sternbild. „Der Phönizier“ kommt daher, weil phönizische Seefahrer es zur Navigation verwendeten. Der Name "Kleiner Wagen" kommt von der Form.

Im Coelum Stellatum Christianum von Julius Schiller heißt es Erzengel Michael.

Erzengel Michael
Zwölf Apostel N/S Julius Schiller 1627 Ekliptiksternbilder, Tierkreiszeichen In Schillers Coelum Stellatum Christianum veröffentlicht. Darin sollten die bisherigen Sternbilder durch biblisch-christliche Figuren ersetzt werden.
Boot des Heiligen Petrus Äpfel der Hesperiden N Julius Schiller 1627 Großer Bär In Schillers Coelum Stellatum Christianum veröffentlicht. Darin sollten die bisherigen Sternbilder durch biblisch-christliche Figuren ersetzt werden.

Im alten Griechenland stellte das Sternbild ursprünglich die Äpfel der Hesperiden dar, welche ewige Jugend verleihen sollen.

Boot des Heiligen Petrus
Schweißtuch Christi N/S Anton Maria Schyrleus de Rheita 1643 Sextant Von de Rheita erstmals als Sternbild eingeführt, konnte es sich gegen Hevelius’ Sextanten nicht durchsetzen.
Geier N unbekannt ? Leier Auf älteren Sternenkarten erscheint die Leier als Vogel, meist als Geier. Als solcher soll er auch einer der stymphalischen Vögel sein.
Stymphalische Vögel N unbekannt ? Sommerdreieck (Adler, Leier, Schwan) In der griechischen Mythologie sind die Stymphaliden Vögel mit eisernen Schnäbeln, Klauen und Flügeln, welche im Sumpf Stymphalos bewohnten, bevor sie von Herakles von dort vertrieben wurden.
  • Ian Ridpath: Startales. Obsolete Constellations. ianridpath.com – mit Abbildungen (englisch)
  • Darryl Stanford: Historic constellations list. seds.org – ohne Abbildungen (englisch)
  • Gary D. Thompson: Modern Western Constellations. 28: The constellating of the southern sky. Webdokument 2007 – nach T. MacKenzie: The Story of the Southern constellations. In: Journal of the Astronomical Society of South Africa 1/1925. D. Warner: History of Southern Constellations. In: Sky and Telescope, 60/1980.
  • Shane Horvatin: Obsolete Constellations. Webdokument Michigan State University – teilweise mit Abbildungen (englisch)
Commons: Historische Asterismen – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. a b Ridpath, Star Tales
  2. a b c Die deutsche Bezeichnung ist keine historische Übersetzung
  3. Gustav Adolph Jahn: Wörterbuch der angewandten Mathematik: ein Handbuch zur Benutzung. Band 1, Reichenbach’sche Buchhandlung, Leipzig 1855, S. 367
  4. “I am very fond of cats. I will let this figure scratch on the chart. The starry sky has worried me quite enough in my life, so that now I can have my joke with it.” nach R. H. Allen: Star Names, Their Lore and Meaning, zit. nach Ridpath, Startales
  5. Sternbilder und Sternzeichen im Astrodicticum simplex von Florian Freistetter auf ScienceBlogs (inkl. Sternenkarte auf Seite 2)
  6. Sternbilder und Sternzeichen im Astrodicticum simplex von Florian Freistetter auf ScienceBlogs (inkl. Sternenkarte auf Seite 2)