Mambo Italiano (Lied)

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Rosemary Clooney & The Mellomen: Mambo Italiano (1954)

Mambo Italiano ist ein 1954 von Bob Merrill für die amerikanische Sängerin Rosemary Clooney geschriebenes Lied. Es handelt von der Sehnsucht einer Italoamerikanerin nach Neapel und dem Hochgefühl durch das Tanzen des Mambos. Der populärmusikalische Novelty Song erreichte 1955 Top-Ten-Platzierungen in US-amerikanischen, britischen und französischen Musikcharts und wurde in mehreren Sprachen herausgebracht. Bis heute sind mindestens 100 Coverversionen und Remixes erschienen, darunter von Stars wie Dean Martin, Carla Boni und Bette Midler. Die Verwendung in zahlreichen Spielfilmen ist ein weiterer Beleg für die Popularität des Songs.

Passend zum Filmmusical White Christmas, in dem Rosemary Clooney eine Hauptrolle spielte, plante der Produzent Mitch Miller ein Album mit von ihr gesungenen Weihnachtsliedern. Beim letzten Produktionstermin am 23. September 1954 sollte auch ein Song aufgenommen werden, der aus dem „Mambo-Wahn“ in New York City jener Tage Kapital schlagen würde. Miller beauftragte Bob Merrill, der bereits mehrere Hits für Guy Mitchell geschrieben hatte.[1] Überliefert ist, der unter Zeitdruck stehende Songwriter habe seine Komposition in einer Pizzeria hastig auf eine Serviette gekritzelt und sie dann am Münztelefon durchgegeben.[2]

Das Stück handelt von einem jungen Mädchen, das in New York die Szenerie, die ursprünglichen Tänze und die bezaubernden Lieder Neapels vermisst und dorthin zurückkehrt. In Italien angekommen, stellt sie jedoch fest: Tarantella und Mozzarella können es mit dem Mambo und einer mit Stockfisch gefüllten Enchilada nicht aufnehmen. Es folgt der Aufruf an Kameraden („cumpà“) und Toren („chadrool“), statt Rumba zu tanzen und zur Schule zu gehen, lieber einen guten Rat zu befolgen und „Mambo Italiano“ zu lernen. Nur ein Dörfler („paisano“), der kein Banause („square“) sei, komme weiter. Nur ein Kind („bambino“/„kid“), das einfach mit dem Beat gehe, könne wissen, was es tut. Sich wie ein junger Mensch („Giovanno“) im Mambotanz zu schütteln, mache „happy in the feets“. Das sollten alle Sizilianer verstehen.[2][3]

Musikalisch beginnt das Stück mit einer Gesangsdarbietung in Sehnsucht assoziierendem Rubato-Tempo. Das am Ende der ersten Strophe einsetzende Up-tempo des Schlagzeugs unterbricht sie abrupt und leitet einen mit Backing Vocals unterlegten Rhythmuswechsel ein. Der mit kraftvoller Stimme vorgetragene Refrain „Hey Mambo! Mambo Italiano! …“ versetzt die Zuhörer wieder zurück nach New York mit seinem Nebeneinander unterschiedlichster Kulturen. Im Musikstück verschmilzt der kubanische Mambo mit kulinarischen Klassikern Italiens (mozzarella, baccalà, vino) und Mexikos (enchilada). Der ironische Refrain wie auch der größte Teil des Liedes sind in gewisser Weise Nonsens.[4]

Die Unsinnigkeit des Textes reicht auf eine während des Zweiten Weltkriegs von Louis Prima begründete Tradition zurück. Seine Novelty-Songs zeichneten sich durch die Verwendung italienischer Wörter, eine charakteristisch italienisch-amerikanische Sprechweise und das Einreihen von bekannten Food-Begriffen wie „Zucchini“ und „Makkeroni“ aus. Eine klare Bedeutung ergaben diese Texte nicht. Die Popularität italienischer Novelty-Songs bis weit in die 1950er-Jahre zeigt die anhaltende Akzeptanz dieser karikierten Version der Italianità. Mit Liedern, die italienisierte Texte oder Referenzen verwendeten, feierten etliche Italoamerikaner und Nicht-Italiener große Erfolge.[5]

Die AABA-Struktur nahm Bezug auf die Popsongs der Tin-Pan-Alley-Ära. Diese waren meistens 32 Takte lang und in eine Reihe von 8-taktigen Abschnitten unterteilt; das „B“-Segment beinhaltete einen Wechsel der Tonart und des Rhythmusmusters.[6] Dem damals sehr populären Songtitel zum Trotz: Die eigentlichen Rhythmen und musikalischen Ideen des Liedes sind weit weniger vom Mambo- als vom Bolero-Stil beeinflusst.[4]

Originalversion

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Die Originalversion mit Orchestermusik und Begleitgesang von The Mellomen erschien am 11. Oktober 1954 beim Label Columbia Records, in Europa in Lizenz bei Philips Records. Auf die B-Seite der Single wurde das von Carl Fischer und Frankie Laine geschriebene Stück We'll Be Together Again gepresst.[7] Obwohl ihre Familie irischer Herkunft war, sang Clooney das Lied überzeugend mit italienischem Akzent. Laut ihren Memoiren hatte sie diesen von den Familien ihrer Bandmitglieder gelernt.[8] Das Kauderwelsch konnte auch überfordern. So weigerte sich der New Yorker Radiosender WABC anfangs, den Song zu übertragen. Zuerst mussten ein Professor für romanische Sprachen und ein katholischer Priester bestätigten, der italienische Text sei „in keiner Weise anstößig oder vulgär“.[2] Die Sendepause schmälerte den Erfolg nicht. Clooneys Mambo Italiano wurde In den USA, in Frankreich und in Großbritannien zum Top-Ten-Hit. Die höchste Platzierung erlangte die Single im Januar/Februar 1955 als Nummer 1 im UK Singles Chart.[9]

Coverversionen (Auswahl)

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Unter den Dutzenden von Coverversionen,[10] von denen die ersten bereits unmittelbar nach dem Original erschienen, befinden sich neben englischen auch anderssprachige und instrumentale Fassungen.

Versionen in englischer Sprache

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Dean Martin tauschte 1955 das Mädchen gegen einen Jungen aus und schilderte dessen exakt gleichen Erlebnisse. Für ihn war es sicher nicht der bestplatzierte Song, er erreichte im Februar 1955 aber immerhin zwei Wochen lang die Top 20 (Peak 14) des UK Official Singles Chart.[11]

Shaft produziert seit 1999 elektronische Musik. 2000 erzielte das britische Duo mit dem Remix von Mambo Italiano einen beachtlichen Erfolg: Sechsmal unter den Top 100 mit Bestplatz 12.[12]

Das 2003 von Bette Midler erschienene Album Bette Midler Sings the Rosemary Clooney Songbook entstand auf Anregung von Barry Manilow, der eine Hommage an die 2002 verstorbene Clooney produzieren wollte. Es landete mit rund 71.000 verkauften Exemplaren auf Platz 14 des Billboard „200 Alben“-Charts und wurde 2004 für den Grammy Award „Bestes Traditionelles Pop-Gesangsalbum“ nominiert.[13]

Weitere Coverversionen

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Renato Carosone nahm mit seinem Quartett 1955 eine von seinem Bassisten Piero Giorgetti gesungene italienischsprachige Version auf. Sie erschien als Single[14] und war auf seinem am 22. Dezember 1955 veröffentlichten Album Carosello Carosone n. 3[15] enthalten. Carosone fügte in das amerikanische Lied „Fragmente verschiedener neapolitanischer Standards“ ein.[16] 2010 stand der Song sechs Wochen lang im 20 Ränge umfassenden World Digital Song Sales-Chart.[17]

Von Carla Boni, in ihrem Nachruf als „Königin des Mambo Italiano“ betitelt, erschien 1956 eine andere italienische Version. Als Autoren werden neben Merrill auch „Gabba“ und „Lidianni“ aufgeführt,[18] Pseudonyme für die Lyriker Gaspare Abbate und Gian Carlo Testoni.

Für Friedel Hensch und die Cyprys schrieb der Schlagertexter Kurt Feltz eine deutschsprachige Version. Die Single erschien 1955 bei Polydor und hatte die B-Seite Mandarina Panella.[19] Götz Alsmann coverte diese Fassung für sein 2017 veröffentlichtes Album In Rom.[20]

SecondHandSongs listet einige weitere Sprachversionen auf, darunter Französisch (z. B. Dario Moreno), Dänisch (Birthe Wilke), Schwedisch (Östen Warnerbring) und Finnisch (z. B. Olavi Virta) (alle 1955). Instrumentalversionen erschienen unter anderem von Jo Moutet (1956), Ray Tchicoray et son orchestre (1958) und Mattias Eklundh (2013).[10]

Soundtracks (Auswahl)

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Sophia Loren im Film Pane, amore e … (1955)

In der italienischen Filmkomödie Pane, amore e … (1955) (dt. Liebe, Brot und 1000 Küsse) von 1955 tanzt Sophia Loren mit Vittorio De Sica zu einem Instrumentalarrangement des Liedes.[21] Clooneys Stimme begleitet den Vorspann der 1988 erschienenen US-Komödie Married to the Mob (dt. Die Mafiosi-Braut)[22] mit Michelle Pfeiffer in der weiblichen Hauptrolle.

Weitere Beispiele für die Unterlegung mit dem Original-Soundtrack sind der Kinofilm Mermaids (dt. Meerjungfrauen küssen besser) von 1990,[23] die US-Romantikkomödie Mickey Blue Eyes – Mafioso wider Willen von 1999[24] und die britische Filmkomödie Italienische Verführung – School for Seduction von 2004.[25] Aki Kaurismäki setzte in seinem 2023 vorgestellten Film Fallende Blätter die Mambo-Italiano-Fassung in finnischer Sprache ein.[26]

  • Ken Crossland, Malcolm Macfarlane: Late Life Jazz. The Life and Career of Rosemary Clooney. Oxford University Press, New York, NY 2013, ISBN 978-0-19-979857-5 (englisch).
  • Antonio Scuderi: Okay Napulitan! Social Change and Cultural Identity in the Songs of Renato Carosone. In: Italica. Band 87, Nr. 4, 2010, S. 616–636, JSTOR:23070816 (italienisch).
  • Nancy C. Carnevale: No Italian Spoken for the Duration of the War. Language, Italian-American Identity, and Cultural Pluralism in the World War II Years. In: Journal of American Ethnic History. Band 22, Nr. 3. University of Illinois Press, 2003, S. 3–33, JSTOR:27501314 (englisch).

Einzelnachweise

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  1. Crossland/Macfarlane: Late Life Jazz. 2013, S. 62 und 258.
  2. a b c Mambo Italiano by Rosemary Clooney. In: songfacts.com. Abgerufen am 6. September 2024 (englisch).
  3. Raffaele Andreoli: Vocabulario Napoletano – Italiano. Nachdruck der Ausgabe von 1888. Istituto Grafico Editoriale Italiano, Napoli 1988, S. 97, 123 und 274 (italienisch).
  4. a b Jacob Guzman: Rosemary Clooney: Mambo Italiano. Genius Annotation. In: genius.com. 10. Oktober 2018, abgerufen am 6. September 2024 (englisch).
  5. Carnevale: No Italian Spoken for the Duration of the War. 2003, S. 3 u. 24.
  6. Arnold Shaw: Dictionary of American Pop/Rock. Schirmer Books, New York, NY 1982, S. 282 (englisch).
  7. Rosemary Clooney – Mambo Italiano. In: discogs.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  8. Carnevale: No Italian Spoken for the Duration of the War. 2003, S. 24.
  9. Jo Rice et al.: The Guinness Book of 500 Number One Hits. GRRR Books and Guinness Superlatives, Enfield, Middlesex 1982, S. 17 u. 230 (englisch).
  10. a b Mambo Italiano Versions. In: secondhandsongs.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  11. Mambo Italiano – Dean Martin. In: officialcharts.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  12. Mambo Italiano – Shaft. In: officialcharts.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  13. Tamara Conniff: If Bette Wins, The Grammy Goes To Ms. Clooney. 21. Januar 2004, abgerufen am 5. September 2024 (englisch).
  14. Renato Carosone: Mambo Italiano. In: canzoneitaliana.it. Abgerufen am 5. September 2024.
  15. Carosello Carosone n. 3. In: Discografia Nazionale della Canzone Italiana. Abgerufen am 5. September 2024.
  16. Scuderi: Okay Napulitan! 2010, S. 621.
  17. Renato Carosone. In: billboard.com/artist. Abgerufen am 5. September 2024.
  18. Carla Boni: Mambo Italiano. In: canzoneitaliana.it. Abgerufen am 5. September 2024 (italienisch).
  19. Friedel Hensch und die Cyprys. In: discogs.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  20. „In Rom“ by Götz Alsmann. In: secondhandsongs.com. Abgerufen am 5. September 2024.
  21. Filmsequenz
  22. Die Mafiosi-Braut bei IMDb
  23. Meerjungfrauen küssen besser bei IMDb
  24. Mickey Blue Eyes bei IMDb
  25. School for Seduction bei IMDb
  26. Fallende Blätter bei IMDb