Martin Nathusius (Fabrikant)

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Martin Nathusius (* 8. März 1883 in Magdeburg; † 4. März 1941 in München) war ein preußischer Offizier und nationalsozialistischer Wehrwirtschaftsführer.

Nathusius wurde als jüngstes von vier Kindern des Eigentümers der Magdeburger Tabakfabrik Gottlob Nathusius, Gottlob August Nathusius (1849–1906), und der Catherina Adelheid Nathusius geb. von Raabe (1857–1920) geboren.[1] Sein Großvater väterlicherseits war Moritz Nathusius, ebenfalls Tabakfabrikant[2]; der Großvater mütterlicherseits war Oberst Rudolf von Raabe. Ein Ur-Ur-Großvater von Nathusius war Friedrich August von Haeseler.[3] Sein älterer Bruder war Gottlob Moritz Nathusius. Nach dem Tod des Vaters ging Nathusius’ Mutter eine zweite Ehe mit dem Generaldirektor der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft, Hermann Vatke (1844–1927) ein.[4]

Am 3. Oktober 1906 heiratete Nathusius Margarete Polte (1886–1977), eine von zwei Töchtern des Magdeburger Unternehmers Eugen Polte. Das Paar hatte zwei Söhne: Hans (1907–1977) und Alfred Nathusius (1912–1974). Nathusius’ Schwager war Arnulf Freiherr von Gillern (1884–1944).[5]

Nathusius war Schüler des humanistischen Gymnasiums Unserer Lieben Frauen in Magdeburg. Noch vor Erreichen des Abiturs trat er in das Königlich Preußische Kadettenkorps ein, zunächst war er in der Voranstalt (Kadettenhaus) im Schloss Oranienstein, später in der Preußischen Hauptkadettenanstalt in Groß-Lichterfelde.[6] Nach Abschluss dort wurde er 1902 zum Rheinischen Kürassierregiment Nr. 8 „Graf Gessler“ in Köln versetzt. 1908 wurde er dort Regimentsadjutant[7], und 1911 erfolgte die Beförderung zum Oberleutnant.

Im August 1914 zog er in den Ersten Weltkrieg nach Frankreich. Seit Oktober 1914 war er Rittmeister. Außerdem wurde er zum Adjutanten des Generalkommandos des VIII. Reserve-Korps bestellt. 1916 wurde er zum Großen Generalstab versetzt. Nach verschiedenen Generalstabsverwendungen (so als Ia der 54. Infanterie-Division[8]) an der Front, war er ab 1917 bis zum Kriegsende in das Kriegsministerium in Berlin beordert. Seinen Abschied nahm er 1920 als Major. Er war Inhaber des Eisernen Kreuzes beider Klasse, des Königlichen Hausordens von Hohenzollern mit Schwertern sowie weiterer Auszeichnungen.

Studium und Beruf

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Nach seinem Ausscheiden aus der Armee holte Nathusius zunächst – 37-jährig – das Abitur nach. Dann begann er ein Studium der Volkswirtschaftslehre an den Universitäten in Berlin und Würzburg, dass er 1926 mit einer Promotion (summa cum laude) abschloss.[9] Im Anschluss war Nathusius zunächst Praktikant und später Angestellter der landwirtschaftlichen Maschinenfabrik H. F. Eckert AG in Berlin-Lichtenberg.

Von 1922 bis 1926 war er dann Direktor und stellvertretendes Vorstandsmitglied in der Maschinen- und Armaturenfabrik Magdeburg-Buckau AG.[10] 1926 trat er als Mitinhaber in die von seinem bereits 1911 verstorbenen Schwiegervater gegründete Polte-Werke Armaturen- und Maschinenfabrik ein, die er gemeinsam mit seinem Schwager von Gillern leitete.

Nathusius erlag 1941 in München einer langwierigen Krankheit, die ihn bereits 1939 zur Niederlegung der Firmenleitung der Polte-Werke AG zwang.

Neben seiner Arbeit als Geschäftsführer bei den Polte-Werken engagierte sich Nathusius für die Entwicklung der Wirtschaft in Magdeburg und Umgebung. 1929 wurde er zum Mitglied der Industrie- und Handelskammer zu Magdeburg gewählt und übernahm dort Anfang 1931 das Amt des Vizepräsidenten.[9] Neben seiner Präsidiumsarbeit zu allgemeinen wirtschaftlichen Fragen widmete er sich besonders der Problematik der Niedrigwasserregulierung der Elbe.

Nathusius war von den wirtschaftlichen Konsolidierungsplänen der Nationalsozialisten überzeugt.[11] Als Funktionär der NSDAP war er von 1935 bis 1940 als Nachfolger von Johannes Müller der Gauwirtschaftsberater im Gau Magdeburg-Anhalt.[12] Nathusius war SS-Sturmbannführer[11] und seit 1934 Ratsherr der Stadt Magdeburg. Ab 1930 war er auch Vorsitzender des Elbebunds, eines Zusammenschlusses verschiedener Industrie- und Handelskammern.

Außerdem war er Vorsitzender des beim Reichsstand der Deutschen Industrie gebildeten Hauptausschusses für industriellen Luftschutz[11] und Vorsitzender der Harmoniegesellschaft, einer 1783 gegründeten Gesellschaft zur Förderung der Kultur in Magdeburg. Er war ebenfalls Mitglied im Deutschen Herrenklub[13] und des Roland-Vereins. Seit 1928 war Nathusius Mitglied der Deutschen Gesellschaft für Metallkunde (Metall und Erz).[14]

Die wirtschaftliche Struktur des Gaugebietes Magdeburg-Anhalt. Von Gauwirtschaftsberater Dr. Nathusius

Veröffentlichungen

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  • Industrie- und Handelskammer Magdeburg (Hrsg.): Die Einheitsfront der Elbewirtschaft. Kundgebung des Elbebundes in Hamburg am 14. September 1933. (mit Reden von Martin Nathusius, Carl Vincent Krogmann u. a.) Magdeburg 1933.
  • Die wirtschaftliche Struktur des Gaugebietes Magdeburg-Anhalt. In: Magdeburger Kultur- und Wirtschaftsleben, Nr. 8 (vom September 1936).
  • Ahnentafel der Brüder Hans und Alfred Nathusius. In: Ahnenreihen aus allen deutschen Gauen. (Beilage zur Monatsschrift Archiv für Sippenforschung und alle verwandten Gebiete), Verlag für Sippenforschung und Wappenkunde, Görlitz 1935.
  • Das Deutsche Führerlexikon 1934/1935. Stollberg, Berlin 1934.
  • Herrmann A. L. Degener (Hrsg.): Degeners Wer ist's?, 10. Ausgabe, Degener, Berlin 1935.
  • Robert Volz: Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. Das Handbuch der Persönlichkeiten in Wort und Bild. Band 2: L–Z. Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, DNB 453960294, S. 1304.
  • Horst-Günther Heinicke: Nathusius, Hermann Johannes Joachim Martin, Dr. rer. pol. In: Guido Heinrich (Hrsg.): Magdeburger Biographisches Lexikon. Otto-von-Guericke-Universität Magdeburg, Magdeburg 2004.
  • Martin Nathusius: Die „Magdeburger Linie“ der Familie Nathusius, Illustrierte Stammfolge. o. V. (Druck: IRL Imprimeries Reunies Lausanne), Saint-Sulpice (Schweiz) 1985.
  • Lilly von Nathusius: Johann Gottlob Nathusius (1760–1835) und seine Nachkommen sowie sein Neffe Moritz Nathusius mit seinen Nachkommen. Detmold 1964, S. 225.
  • Hermann Teschemacher, Walter Günther: Handbuch des Aufbaus der gewerblichen Wirtschaft. 3. Band, Lühe & Co., 1937, S. 80 und S. 207.
  • Georg Wenzel: Deutscher Wirtschaftsführer. Lebensgänge deutscher Wirtschaftspersönlichkeiten. Ein Nachschlagebuch über 13000 Wirtschaftspersönlichkeiten unserer Zeit. Hanseatische Verlagsanstalt, Hamburg/Berlin/Leipzig 1929, DNB 948663294, Spalte 1578.

Einzelnachweise

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  1. Lilly von Nathusius: Johann Gottlob Nathusius. (vergleiche Literatur)
  2. Die Fabrik war von Johann Gottlob Nathusius gegründet worden.
  3. Die Großmutter Ottilie von Raabe war eine geborene von Haeseler.
  4. Hermann Vatke (* 19. Dezember 1844 in Magdeburg; † 9. Juli 1927); seit 10. April 1899 Generaldirektor der Magdeburger Feuerversicherungsgesellschaft, 1917 Ruhestand und Eintritt in den Aufsichtsrat – Hartmut Greulich: Vatke, Hermann. auf feuerwehr-geschichte.wikia.com, zuletzt abgerufen am 30. Mai 2016
  5. Arnulf von Gillern war ein Sohn des Generalleutnants Arthur von Gillern. Er studierte an der Technischen Hochschule (Berlin-)Charlottenburg sowie an der Militär-Technischen Akademie. Er wurde Offizier und war während des Ersten Weltkriegs Ordonnanzoffizier bei der 33. Feldartillerie-Brigade. Seine Ehefrau war Katharina geb. Polte. Neben seinen Funktionen bei den Polte-Werken war von Gillern Rittergutsbesitzer auf Schmark-Ellguth im Kreis Trebnitz in Schlesien (heute Polen) – August Bornemann im: Magdeburger Biografischen Lexikon
  6. Martin Nathusius: Die Magdeburger Linie. (vergleiche Literatur)
  7. Kurt von Priesdorff: Soldatisches Führertum. 9. Band, Hanseatische Verlagsanstalt, 1942, S. 153. (Vorschau bei Google Bücher)
  8. From May to November 1916, the division saw extensive action in the Battle of Verdun, especially in the fight for Fort Douaumont. In 1917, it saw action in the Third Battle of Ypres, suffering heavy losses
  9. a b Reichshandbuch der deutschen Gesellschaft. 2. Band, Deutscher Wirtschaftsverlag, Berlin 1931, S. 1304.
  10. Die vormalige C. Louis Strube AG in Magdeburg-Buckau war 1913 von den Polte-Werken übernommen und umfirmiert worden.
  11. a b c Horst-Günther Heinicke: Nathusius, Hermann Johannes Joachim Martin. In: Magdeburger Biographisches Lexikon (siehe Weblinks)
  12. Michael Rademacher: Handbuch der NSDAP-Gaue 1928-1945. EV, 2000, S. 130.
  13. Manfred Schoeps: Der Deutsche Herrenklub. Ein Beitrag zur Geschichte des Jungkonservativismus in der Weimarer Republik. 1974, S. 252. (Vorschau auf Google Bücher)
  14. Zeitschrift für Metallkunde, Band 20 (1928), S. 36. (Vorschau auf Google Bücher)