Moto Guzzi V11

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Moto Guzzi

V11 Sport (1998–2001)
V11
Hersteller Moto Guzzi
Verkaufsbezeichnung V11 Sport / Sport Naked
V11 Scura / Scura R
V11 Le Mans / Le Mans Tenni
V11 Rosso Corsa / Nero Corsa
V11 Coppa Italia
V11 Cafè Sport
V11 Sport Ballabio
Produktionszeitraum 1998 bis 2005
Klasse Motorrad
Bauart Naked Bike / Sportler
Motordaten
luft-/ölgekühlter V-Motor mit zwei Zylindern
Hubraum (cm³) 1064
Leistung (kW/PS) 67 / 91
Drehmoment (N m) 94
Höchst­geschwindigkeit (km/h) 220
Getriebe 6-Gang
Antrieb Kardanantrieb
Bremsen vorne: zwei 320-mm-Scheiben, Vierkolben-Axial-Sattel
hinten: 282 mm-Scheibenbremse, Zweikolben-Schwimmsattel
Radstand (mm) 1471–1490
Maße (L × B × H, mm): 2130–2150 × 785–835 × 1090–1230
Sitzhöhe (cm) 80–81
Leergewicht (kg) 252–259 (fahrfertig)
219–226 (trocken)
Vorgängermodell 1100 Sport
Nachfolgemodell 1200 Sport

Die Moto Guzzi V11 ist ein Motorrad des italienischen Herstellers Moto Guzzi, das von Ende 1998 bis Ende 2005 in Mandello del Lario gebaut wurde. Die Bezeichnung V11 basiert auf dem Hubraum von gerundet 1100 cm³ (entsprechend der V7 mit ursprünglich rund 700 cm³ Hubraum).[1] Das Motorrad wurde Ende 1997 unter der Benennung V11 Sport als Nachfolgemodell der 1100 Sport auf der internationalen Motorradmesse EICMA in Mailand vorgestellt und sollte an die legendäre V7 Sport von 1971 anknüpfen.[2] Die Produktion lief im Oktober 1998 an,[3] ausgeliefert wurde erst im Herbst 1999.[4] Je nach Ausführung kann die V11 der Kategorie Naked Bike oder Sportler zugeordnet werden.

Modellentwicklung

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Die V11 wurde Ende 1997 mit limonengrüner Lackierung (verde lignano) und rotem Rahmen (italienisch: telaio rosso) vorgestellt, einer an die historische Referenz V7 Sport erinnernden Farbkombination. Bei Produktionsbeginn im Oktober 1998 gab es zuerst nur die Ausführung V11 Sport in Metallic-Silbergrau, Schwarz oder Limonengrün mit silbergrauen Antriebselementen (Motor- und Kardangehäuse, Schalldämpfer, Felgen), anfangs mit dem fast unveränderten 2-Ventil-Motor mit elektronischer Einspritzung der 1100 Sport, jedoch gepaart mit einem neuen, 70 mm kürzeren 6-Gang-Getriebe. Dies ermöglichte einen kürzeren Radstand und eine gesteigerte Handlichkeit, aber die V11 tendierte bei hoher Geschwindigkeit zum Pendeln. Bei der ersten Überarbeitung Mitte 2001 wurde der Lenkkopf deswegen überarbeitet, der Radstand vergrößerte sich (siehe Datentabelle).[5]

Ende 2000 wurde die auf 300 Stück limitierte Edition V11 Sport Rosso Mandello vorgestellt. Das Sondermodell anlässlich des 2001 gefeierten 80-jährigen Unternehmensjubiläums war das erste „neue“ Modell von Moto Guzzi nach der Übernahme durch Aprilia ab September 2000.

Bei der Modellpflege Mitte 2001 kamen die Ausführungen V11 Le Mans mit Halbverkleidung,[6] die Sonderedition V11 Le Mans Tenni sowie die leistungsorientierte V11 Sport Scura (auf Deutsch: dunkel, finster) hinzu. Alle Varianten haben ab diesem Modelljahr schwarze Antriebselemente (Motor- und Kardangehäuse, Schalldämpfer, Felgen).

2004 war das Basismodell die V11 Sport Ballabio (genannt nach dem Bergrennen von Ballabio nach Piani Resinelli) in Rot (rosso race) oder Grau (grigio resinelli).[3] 2005 kam als letzte Variante die V11 Scura R hinzu.

Die Serienproduktion lief Ende 2005 aus, das Motorrad wurde noch ein Jahr lang neu verkauft. Nachfolgemodell ist die 1200 Sport.

Der längs eingebaute, luftgekühlte Viertakt-Zweizylinder-V-Motor hat, wie alle V-Motoren von Moto Guzzi seit 1967, einen Zylinderwinkel von 90 Grad. Die Motorkühlung wird zusätzlich von einem unterhalb des Lenkkopfes befestigten Ölkühler unterstützt. Der Hubraum beträgt 1064 cm³, die Zylinder haben eine Bohrung von 92 mm, die Kolben einen Hub von 80 mm. Pro Zylinder wird je ein Ein- und Auslassventil von einer untenliegenden Nockenwelle über Stoßstangen und Kipphebel gesteuert. Das Gemisch bildet eine elektronisch geregelte Saugrohreinspritzung (EFI) von Magneti-Marelli mit einer Einspritzdüse pro Zylinder und mechanisch gekoppelten Drosselklappen mit 40 mm Durchmesser. Die digitale Elektronikzündung stellt auch Magneti-Marelli her.

Alle Versionen haben eine mechanisch mit Seilzug betätigte Zweischeiben-Trockenkupplung und ein für die V11 neu konstruiertes Sechsganggetriebe mit vier Wellen. Ein Kardanantrieb überträgt die Kraft an das Hinterrad.

Eine Abgasnachbehandlung gibt es bei den Modellen bis 2003 nicht. Ab dem Modelljahr 2002 bewirken allerdings geänderte Nockenwellen, neue Steuerzeiten und eine Krümmeranlage mit Interferenzrohr/Expansionskammer die Einhaltung der Euro-1-Abgasnorm. Ab dem Modelljahr 2004 können dank eines geregelten Drei-Wege-Katalysators die Emissionsgrenzwerte der Euro-2-Norm unterschritten werden. Die gesamte Auspuffanlage mit zwei Endschalldämpfern besteht bei allen Varianten aus rostfreiem Edelstahl. Der Kraftstofftank fasst 22 Liter, davon sind 4 Liter Reserve. Der gemessene Kraftstoffverbrauch beträgt 5,3 Liter auf 100 km.[2]

Rahmen und Fahrwerk

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Die V11 hat einen Zentralrohr-Brückenrahmen aus Stahl mit rechteckigem Querschnitt. Die Motor-Getriebe-Einheit ist mittragend.

Bei allen Varianten wird das 17″-Vorderrad von einer Upside-down-Teleskopgabel geführt. Zug- und Druckstufendämpfung sind separat einstellbar. Das 17″-Hinterrad wird von einer Dreieck-Zweiarmschwinge („Cantilever“-Schwinge) aus Stahl geführt.[5] Am zentralen Federbein sind auch bei allen Varianten Federbasis, Zug- und Druckstufendämpfung separat einstellbar.

Am Vorderrad hat die V11 eine hydraulisch betätigte Doppelscheibenbremse von Brembo mit axial geschraubten Vierkolben-Festsätteln.[5][7] Die schwimmend gelagerten Bremsscheiben haben einen Durchmesser von 320 mm. Die ebenfalls hydraulisch betätigte hintere Scheibenbremse mit einem Durchmesser von 282 mm hat einen Doppelkolben-Festsattel von Brembo.

Technische Daten

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Modell V11 Sport,[8]
Sport Rosso Mandello
V11 Sport Naked,
Scura
V11 Le Mans,
Le Mans Tenni
V11 Le Mans,[9]
Rosso Corsa,
Nero Corsa
V11 Coppa Italia,[9]
Scura R[3]
V11 Cafè Sport[9] V11 Sport Ballabio[9]
Bauzeitraum 1998–2001,
2001
2001–2003,
2002–2003
2001–2002,
2001
2003–2005,
2003,
2004
2004–2005,
2005
2004–2005 2004–2005
Windschutz
(R.M.: Cockpitverkl.)

(Scura: Cockpitverkl.)
Halbverkleidung Cockpitverkleidung
Hubraum 1064 cm³
Bohrung × Hub Ø 92 mm × 80 mm
Verdichtung 9,5 : 1 9,8 : 1
Gemischbildung elektronische Saugrohreinspritzung (MPI)
Nennleistung 67 kW (91 PS)
– bei Drehzahl 7800 min−1
Max. Drehmoment 94 Nm
– bei Drehzahl 6000 min−1
Getriebe 6-Gang
Gabel Marzocchi Ø 40 mm Marzocchi Ø 40
(Scura: Öhlins Ø 43)
Marzocchi Ø 40
(Tenni: Öhlins Ø 43)
Marzocchi Ø 43
(Corsa: Öhlins Ø 43)
Öhlins Ø 43 Öhlins Ø 43 Marzocchi Ø 43
Federung hinten Sachs-Boge / WP WP / Sachs-Boge
(Scura: Öhlins)
WP / Sachs-Boge
(Tenni: Öhlins)
Sachs-Boge
(Corsa: Öhlins)
Öhlins Öhlins Sachs-Boge
Radgröße vorn 17″ × 3.50
Reifengröße vorn 120/70–ZR17
Radgröße hinten 17″ × 4.50 17″ × 5.50
Reifengröße hinten 170/60–ZR17 180/55–ZR17
Radstand 1471 mm 1490 mm
Lenkkopfwinkel/Nachlauf 65°/92 mm 65°/103 mm
Maße [mm], L × B × H 2111 × 785 × 1050 2150 × 800 × 1210 2150 × 835 × 1230 2150 × 810 × 1200
Leergewicht [kg], fahrfertig (trocken) 252 (219) 254 (221) 259 (226) 254 (221)
Commons: Moto Guzzi V11 – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

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  1. Eva Breutel: Fahrbericht Moto Guzzi V11 Sport – 11 nach 7. MOTORRAD, 23. Juli 1999, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  2. a b Jörg Lohse: Gebrauchtberatung Moto Guzzi V11-Reihe – Tipps für den Gebrauchtkauf. MOTORRAD, 3. August 2017, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  3. a b c Ian Falloon: Das große Buch über Moto Guzzi - Alle Modelle seit 1921. Ausgabe zum 100. Jubiläum. Koehler, Hamburg 2021, ISBN 978-3-7822-1396-7, S. ab 202 (272 S.).
  4. Klaus Herder: Fahrberichte – Moto Guzzi V11. bma-Magazin (heute KRADblatt), April 2000, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  5. a b c Gerfried Vogt: Gebrauchtberatung große V-Twins von Moto Guzzi – Überlebens-Künstler. MOTORRAD, 19. Januar 2006, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  6. Werner Koch: Test Moto Guzzi V11 Le Mans – In voller Fahrt. MOTORRAD, 30. Juli 2001, abgerufen am 1. Oktober 2024.
  7. Prospekt Moto Guzzi North America 2003. Moto Guzzi, 2003, abgerufen am 1. Oktober 2024 (englisch).
  8. Werkstatthandbuch Moto Guzzi V11 Sport. Moto Guzzi, März 2001, abgerufen am 1. Oktober 2024 (englisch, deutsch, niederländisch).
  9. a b c d Werkstatthandbuch Moto Guzzi V11 (04/2003). (PDF) Moto Guzzi, April 2003, abgerufen am 1. Oktober 2024 (englisch, deutsch, niederländisch).