Oberferrieden
Oberferrieden Gemeinde Burgthann
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Koordinaten: | 49° 20′ N, 11° 20′ O |
Höhe: | 452 (430–462) m ü. NHN |
Einwohner: | 1309 (Sep. 2022)[1] |
Eingemeindung: | 1. Januar 1972 |
Postleitzahl: | 90559 |
Vorwahl: | 09183 |
Nürnberger Straße in Oberferrieden
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Oberferrieden ist ein Gemeindeteil der Gemeinde Burgthann im Landkreis Nürnberger Land (Mittelfranken, Bayern).[2] Die Gemarkung Oberferrieden liegt teils auf dem Gemeindegebiet von Burgthann, teils auf dem Gemeindegebiet von Schwarzenbruck. Sie hat eine Fläche von 5,449 km² und ist in 1824 Flurstücke aufgeteilt, die eine durchschnittliche Flurstücksfläche von 2987,25 m² haben.[3] In ihr liegen neben dem namensgebenden Ort die Gemeindeteile Bachmühle, Heinleinshof, Pfeifferhütte (zum Teil) und Rübleinshof.[4]
Lage
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Pfarrdorf wird von der Bundesstraße 8 tangiert, die nach Pfeifferhütte (2,8 km nordwestlich) bzw. nach Postbauer-Heng verläuft (2,4 km südöstlich). Gemeindeverbindungsstraßen führen zur Kreisstraße LAU 31 (1,5 km nordwestlich), nach Steinbach (0,9 km östlich) und nach Unterferrieden ebenfalls zur LAU 31 (1,2 km westlich).[5]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gemeindebildung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mit dem Gemeindeedikt (frühes 19. Jahrhundert) wurde der Steuerdistrikt Oberferrieden gebildet. Zu diesem gehörten Bachmühle, Brandmühle, Dieterleinshütte, Kothmühle, Oberlindelburg, Pfeifferhütte, Unterferrieden und Unterlindelburg. Zugleich entstand die Ruralgemeinde Oberferrieden, zu der Bachmühle, Dieterleinshütte, Kothmühle, Pfeifferhütte und Rübleinshof gehörten. Sie unterstand in Verwaltung und Gerichtsbarkeit dem Landgericht Altdorf.[6] Im Zuge der Gebietsreform in Bayern wurde die Gemeinde Oberferrieden am 31. Dezember 1971 aufgelöst: Bachmühle, Heinleinshof, Oberferrieden und Rübleinshof wurden nach Burgthann eingegliedert, Pfeifferhütte nach Schwarzenbruck.[7][8]
Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Zweiten Weltkrieg wurde Oberferrieden zu einem Großteil zerstört. Soldaten der 17. SS-Panzergrenadier-Division „Götz von Berlichingen“ hatten sich auf ihrem Rückzug nach Süden im Ort verschanzt und versuchten den Vorstoß amerikanischer Truppen aufzuhalten. Bitten der Bevölkerung, weiter zu ziehen und das Dorf vor einem Beschuss zu bewahren, wurden abgelehnt. Kurz zuvor hatte der Kommandeur der Division noch den Bürgermeister von Burgthann Andreas Fischer erschießen lassen, weil er weiße Tücher zum Zeichen der Kapitulation hatte aufhängen lassen.[9] Die Kämpfe dauerten vom 18. bis 20. April 1945. Da die Amerikaner nach hohen Verlusten im Häuserkampf dazu übergegangen waren, Oberferrieden aus der Ferne mit Phosphorgranaten zu beschießen, brannte der größte Teil des Dorfes ab. Nach drei Tagen zogen die deutschen Soldaten weiter. Die völlig sinnlosen Kämpfe hatten einer unbekannten, aber großen Zahl von amerikanischen Soldaten das Leben gekostet, drei SS-Soldaten lagen tot im Dorf und acht Zivilisten waren aufgrund der Kämpfe ums Leben gekommen. Pfarrer Kurt Crämer beerdigte sie am 25. April 1945 auf dem Friedhof. Grundlage seiner Trauerrede war Psalm 88,14-16: „Ich schreie zu dir, HERR, und mein Gebet kommt frühe vor dich: Warum verstößt du, HERR, meine Seele und verbirgst mein Antlitz vor mir? Ich bin elend und dem Tod nahe von Jugend auf; ich erleide deine Schrecken, dass ich fast verzage.“ So bald als möglich machte man sich an den Wiederaufbau des Dorfes. Dabei erwarb sich vor allem die Ehefrau des Pfarrers, Emy Crämer, bleibende Verdienste. Sie organisierte Baumaterial und Transportmittel, wurde bei Behörden vorstellig und erreichte dort mancherlei Unterstützung. Für diesen Einsatz wurde ihr später das Bundesverdienstkreuz verliehen.
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jahr | 1910[10] | 1933[11] | 1939[11] | 1987[12] | 2013 | 2017[1] |
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Einwohner | 521 | 556 | 640 | 864 | 1259 | 1223 |
Bauwerke
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Gefallenendenkmal
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In einer Nische der Mauer, die die Marienkirche umgibt, steht das Denkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Es wurde am 10. September 1922 eingeweiht. Im Sockel des Denkmals sind 30 Namen von Gefallenen des Ersten Weltkrieges mit Herkunftsort, Dienstgrad, Datum und Ort des Todes eingemeißelt. Auf dem Sockel ruht ein Sarkophag. An ihm sind die Jahreszahlen 1914 und 1918 zu sehen sowie ein Lorbeerkranz. In seinem Rund steht: „DIE GEMEINDEN OBERFERRIEDEN UND LINDELBURG IHREN GEFALL. HELDEN“. Das Denkmal wird gekrönt von der sehr realistischen Darstellung eines sterbenden Soldaten. Rechts und links sind an den Mauernischen Tafeln angebracht. Unter der Überschrift „DEN GEFALLENEN UND VERMISSTEN DES 2. WELTKRIEGES ZUM GEDENKEN“ sind die Namen von 79 Personen verzeichnet. Darunter sind auch die Namen von Frauen, die während der Kriegshandlungen in Oberferrieden das Leben verloren haben. Die beiden Linden, die heute das Denkmal flankieren, wurden 1933 – wie vielerorts üblich – anlässlich der Machtergreifung Adolf Hitlers gepflanzt. An jedem Volkstrauertag ist das Denkmal heute noch Ort einer Gedenkfeier.[13]
Marienkirche
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die spätmittelalterliche, evangelische Marienkirche befindet sich im Ortskern von Oberferrieden.
Infrastruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Bahnhof Oberferrieden liegt an der Bahnstrecke Nürnberg–Regensburg und ist eine S-Bahn Station der der Linie S1 Bamberg – Neumarkt (Oberpfalz). Allerdings befindet sich der Bahnhof näher am Ortsteil Ezelsdorf, der seit der Benennung stärker gewachsen ist, als an Oberferrieden.[14]
Industrie und Dienstleistung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In Oberferrieden befindet sich das Gewerbegebiet „Am Espen“. Dort finden sich zahlreiche Handwerksbetriebe, Geschäfte, Nahversorger und zwei Tankstellen.
Persönlichkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Söhne und Töchter des Ortes
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jakob Friedrich Binder (1787–1856), von 1821 bis 1853 Erster Bürgermeister von Nürnberg
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Johann Kaspar Bundschuh: Ferrieden. In: Geographisches Statistisch-Topographisches Lexikon von Franken. Band 2: El–H. Verlag der Stettinischen Buchhandlung, Ulm 1800, DNB 790364298, OCLC 833753081, Sp. 126–127 (Digitalisat).
- August Gebeßler: Landkreis Nürnberg (= Bayerische Kunstdenkmale. Band 11). Deutscher Kunstverlag, München 1961, DNB 451450981, S. 52–54.
- Georg Paul Hönn: Ober-Ferrieden. In: Lexicon Topographicum des Fränkischen Craises. Johann Georg Lochner, Frankfurt und Leipzig 1747, OCLC 257558613, S. 358 (Digitalisat).
- Eckhardt Pfeiffer (Hrsg.): Nürnberger Land. 3. Auflage. Karl Pfeiffer’s Buchdruckerei und Verlag, Hersbruck 1993, ISBN 3-9800386-5-3.
- Gottfried Stieber: Ferrieden (Ober-). In: Historische und topographische Nachricht von dem Fürstenthum Brandenburg-Onolzbach. Johann Jacob Enderes, Schwabach 1761, OCLC 231049377, S. 352 (Digitalisat).
- Pleikard Joseph Stumpf: Ferrieden (Ober-). In: Bayern. Ein geographisch-statistisch-historisches Handbuch des Königreiches. Zweiter Theil. München 1853, OCLC 643829991, S. 686 (Digitalisat).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Oberferrieden. In: burgthann.de. Abgerufen am 4. November 2024.
- Oberferrieden in der Ortsdatenbank des bavarikon, abgerufen am 16. September 2021.
- Oberferrieden in der Topographia Franconiae der Uni Würzburg, abgerufen am 4. November 2024.
- Oberferrieden im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie, abgerufen am 4. November 2024.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Einwohnerzahlen | Gemeinde Burgthann. Abgerufen am 20. Oktober 2022.
- ↑ Gemeinde Burgthann, Liste der amtlichen Gemeindeteile/Ortsteile im BayernPortal des Bayerischen Staatsministerium für Digitales, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Gemarkung Oberferrieden (093451). In: geoindex.io. Geoindex Aktiengesellschaft, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Webkarte. ALKIS®-Verwaltungsgrenzen – Gemarkungen. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ Ortskarte 1:10.000. Darstellung mit Schummerung. In: BayernAtlas. LDBV, abgerufen am 4. November 2024 (Entfernungsangaben entsprechen Luftlinie).
- ↑ Adreß- und statistisches Handbuch für den Rezatkreis im Königreich Baiern. Kanzlei Buchdruckerei, Ansbach 1820, OCLC 869860423, S. 22 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 542.
- ↑ Burgthann > Poltische Einteilung. In: wiki.genealogy.net. Verein für Computergenealogie, abgerufen am 4. November 2024.
- ↑ LG Nürnberg-Fürth, 17. April 1959. In: Justiz und NS-Verbrechen. Sammlung deutscher Strafurteile wegen nationalsozialistischer Tötungsverbrechen 1945–1966, Bd. XV, bearbeitet von Irene Sagel-Grande, H. H. Fuchs, C. F. Rüter. Amsterdam : University Press, 1976, Nr. 466, S. 275–297 Verfahrensgegenstand: Erschiessung des Bürgermeisters von Burgthann, der, aufgefordert von amerikanischen Truppen, weisse Fahnen hatte hissen lassen ( vom 6. Mai 2016 im Internet Archive)
- ↑ Gemeindeverzeichnis, Bezirksamt Nürnberg
- ↑ a b Michael Rademacher: Stadt und Landkreis Nürnberg. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
- ↑ Bayerisches Landesamt für Statistik und Datenverarbeitung (Hrsg.): Amtliches Ortsverzeichnis für Bayern, Gebietsstand: 25. Mai 1987. Heft 450 der Beiträge zur Statistik Bayerns. München November 1991, DNB 94240937X, OCLC 231287364, S. 343 (Digitalisat).
- ↑ Archiv der Heimatzeitung „Der Bote“ – Zeitung vom 13. September 1922.
- ↑ Martin Müller: Irreführende Bahnhofsnamen. Kuriosum im Nürnberger Land. In: nn.de. Nürnberger Nachrichten, 26. Januar 2024, abgerufen am 30. Januar 2024.