Olympische Sommerspiele 1984/Leichtathletik – Siebenkampf (Frauen)
Sportart | Leichtathletik | ||||||||
Disziplin | Siebenkampf | ||||||||
Geschlecht | Frauen | ||||||||
Teilnehmer | 23 Athletinnen aus 14 Ländern | ||||||||
Wettkampfort | Los Angeles Memorial Coliseum | ||||||||
Wettkampfphase | 3./4. August 1984 | ||||||||
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Der Siebenkampf der Frauen bei den Olympischen Spielen 1984 in Los Angeles wurde am 3. und 4. August 1984 im Los Angeles Memorial Coliseum ausgetragen. 23 Athletinnen nahmen teil, von denen zwanzig den Wettkampf beendeten. Der Siebenkampf wurde erstmals im Rahmen der Olympischen Spiele ausgetragen und ersetzte den Fünfkampf der Damen. Zur Punkteermittlung wurde eine 1977 modifizierte Mehrkampftabelle benutzt.
Erste Olympiasiegerin wurde die Australierin Glynis Nunn. Sie gewann vor der US-Amerikanerin Jackie Joyner, spätere Jackie Joyner-Kersee, und Sabine Everts aus der Bundesrepublik Deutschland.
Mit Sabine Braun und Birgit Dressel gingen zwei weitere Athletinnen der Bundesrepublik Deutschland an den Start. Braun belegte im Endklassement Platz sechs, Dressel Platz neun.
Die Schweizerin Corinne Schneider wurde Zehnte, die Liechtensteinerin Manuela Marxer Zwanzigste.
Mehrkämpferinnen aus Österreich nahmen nicht teil. Athletinnen aus der DDR waren wegen des Olympiaboykotts ebenfalls nicht dabei.
Aktuelle Titelträgerinnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Olympiasiegerin1980 | Wettbewerb bei Olympischen Spielen bisher nicht ausgetragen | ||
Weltmeisterin 1983 | Ramona Neubert ( DDR) | 6714 Punkte | Helsinki 1983 |
Europameisterin 1982 | 6664 Punkte | Athen 1982 | |
Panamerikanische Meisterin 1983 | Conceição Geremias ( Brasilien) | 6084 Punkte | Caracas 1983 |
Zentralamerika- und Karibik-Meisterin 1983 | Victoria Despaigne ( Kuba) | 5469 Punkte | Havanna 1983 |
Südamerika-Meisterin 1983 | Conceição Geremias ( Brasilien) | 5865 Punkte | Santa Fe 1983 |
Asienmeisterin 1983 | Hisako Hashimoto ( Japan) | 5486 Punkte | Kuwait 1983 |
Afrikameisterin 1982 | Chérifa Meskaoui ( Marokko) | 5353 Punkte | Kairo 1982 |
Rekorde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bestehende Rekorde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Weltrekord | 6867 Punkte | Sabine Paetz ( DDR) | Potsdam | 6. Mai 1984[1] |
Olympischer Rekord | Wettbewerb bei Olympischen Spielen bisher nicht ausgetragen |
Erster olympische Rekord
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die australische Olympiasiegerin Glynis Nunn stellte mit 6390 Punkten den ersten olympischen Rekord in dieser neuen Disziplin auf.
Teilnehmerinnen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]23 Athletinnen aus vierzehn Ländern nahmen an dem olympischen Wettkampf teil:
Durchführung des Wettbewerbs
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Siebenkampf wurde nach denselben Regeln wie heute durchgeführt. Die sieben Disziplinen fanden auf zwei Tage verteilt statt, vier davon am ersten und drei davon am zweiten Tag. Gewertet wurde nach der Punktetabelle für den Frauenmehrkampf von 1977.
Zeitplan
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]3. August 1984: 100-Meter-Hürdenlauf, Hochsprung, Kugelstoßen, 200-Meter-Lauf
4. August 1984: Weitsprung, Speerwurf, 800-Meter-Lauf
Disziplinen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Anmerkung:
Im Kugelstoßen und Speerwurf sowie im Weitsprung sind die jeweiligen Bestweiten fett gedruckt. Im Hochsprung ist der letzte gültige und damit beste Versuch fett gedruckt.
100-Meter-Hürdenlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
Glynis Nunn erzielte mit 13,02 s die schnellste Zeit über 100 Meter Hürden, die im Rahmen eines olympischen Mehrkampfes gelaufen wurde.[2]
Klassement
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Hochsprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Sabine Everts erzielte mit 1,89 m die größte Höhe im Hochsprung im Rahmen eines olympischen Mehrkampfes.[3] Über 1,92 m hatte sie im Anschluss drei Fehlversuche.
Klassement
Zwischenstand
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Kugelstoßen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]
Klassement
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Zwischenstand
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200-Meter-Lauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
Jodi Anderson trat zu dieser vierten Disziplin nicht an.
Klassement
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Zwischenstand
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Weitsprung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Chantal Beaugeant trat zu dieser fünften Disziplin nicht an.
Klassement
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Zwischenstand
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Speerwurf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Corinne Schneider erzielte mit 46,60 m die größte Weite im Speerwurf im Rahmen eines olympischen Mehrkampfes.[4]
Klassement
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Zwischenstand
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800-Meter-Lauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Disziplin wurde in drei Läufen durchgeführt.
Conceição Geremias trat zu dieser letzten Disziplin nicht an.
Klassement
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Endergebnis und Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Platz | Name | Nation | Punkte – offiz. Wertung | Punkte – 1981er Wertung |
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1 | Glynis Nunn | Australien | 6390 erster OR | 632 |
2 | Jackie Joyner | USA | 6385 | 6306 |
3 | Sabine Everts | BR Deutschland | 6363 | 6331 |
4 | Cindy Greiner | USA | 6281 | 6191 |
5 | Judy Simpson | Großbritannien | 6280 | 6206 |
6 | Sabine Braun | BR Deutschland | 6236 | 6138 |
7 | Tineke Hidding | Niederlande | 6147 | 6028 |
8 | Kim Hagger | Großbritannien | 6127 | 6045 |
9 | Birgit Dressel | BR Deutschland | 6082 | 5998 |
10 | Corinne Schneider | Schweiz | 6042 | 5934 |
11 | Marjon Wijnsma | Niederlande | 6015 | 5887 |
12 | Kristine Tånnander | Schweden | 5985 | 5833 |
13 | Florence Picaut | Frankreich | 5914 | 5765 |
14 | Annette Tånnander | Schweden | 5908 | 5806 |
15 | Jill Ross-Giffen | Kanada | 5904 | 5742 |
16 | Connie Polman-Tuin | Kanada | 5648 | 5447 |
17 | Donna Smellie | Kanada | 5638 | 5451 |
18 | Tsai Lee-chiao | Chinesisch Taipeh | 5447 | 5220 |
19 | Iammogapi Launa | Papua-Neuguinea | 5148 | 4884 |
20 | Manuela Marxer | Liechtenstein | 4913 | 4610 |
DNF | Conceição Geremias | Brasilien | 4305 | 4252 |
Chantal Beaugeant | Frankreich | 3259 | 3265 | |
Jodi Anderson | USA | 2359 | 2314 |
Bedingt durch den Olympiaboykott zahlreicher Staaten fehlten vor allem drei Topathletinnen aus der DDR: die amtierende Weltmeisterin, Ramona Neubert, frühere Ramona Göhler, die Weltrekordlerin Sabine Paetz, frühere Sabine Möbius, und Anke Vater, WM-Dritte von 1983, später erfolgreich unter dem Namen Anke Behmer. Weitere Siebenkämpferinnen der Spitzenklasse aus den Boykott-Staaten – u. a. die sowjetische WM-Vierte Walentina Dimitrowa – waren hier ebenfalls nicht dabei. Insgesamt wurde die Wertigkeit dieses Wettbewerbs durch das Fehlen dieser Athletinnen aus der Weltspitze deutlich beeinträchtigt. Die beste Siebenkämpferin in der Saison 1984 bis zu den Spielen, die nicht aus der Sowjetunion oder der DDR stammte, war die US-Athletin Jane Frederick, die jedoch auf Grund einer Verletzung nicht teilnehmen konnte.
Im ersten Wettbewerb, dem 100-Meter-Hürdenlauf, glänzte die Australierin Glynis Nunn mit 13,02 s. Sie hatte hier auch am Einzelwettbewerb dieser Disziplin teilgenommen und war mit 13,20 s Olympiafünfte geworden. Die Britin Judy Simpson lag mit 13,07 s allerdings nicht weit zurück. So führte Nunn mit 999 Punkten knapp vor Simpson, der Britin Kim Hagger und den beiden Bundesdeutschen Sabine Everts und Sabine Braun. Jackie Joyner hatte als Sechste 914 Punkte aufzuweisen. Im Hochsprung, der zweiten Übung, zeigte sich Everts besonders stark. Mit 1,89 m erzielte sie die größte Höhe im Hochsprung, die im Rahmen eines olympischen Mehrkampfes je bewältigt worden war. Auch die anderen Siebenkämpferinnen, die in der Zwischenwertung die Plätze eins bis sechs belegt hatten, überzeugten mit ausgezeichneten Sprüngen. Hagger und Simpson gelangen jeweils 1,86 m, Braun, Joyner und Nunn schafften jeweils 1,80 m. So blieben die Abstände sehr eng. Simpson führte mit 2078 Punkten, Zweite war Everts mit 39 Punkten Rückstand. Als Fünfte und Siebte hatten sich die US-Amerikanerin Cindy Greiner – 1,83 m – und Birgit Dressel, BR Deutschland – 1,86 m – weiter nach oben gearbeitet. Joyner hatte als nun Achte 133 Punkte Rückstand auf Platz eins. Weiter ging es mit dem Kugelstoßen, in dem sich die Athletinnen aus den Boykott-Staaten in früheren Wettkämpfen besonders stark präsentiert hatten. Hier in Los Angeles stieß Joyner mit 14,39 m die Kugel am weitesten. Am nächsten kam ihr Simpson mit 13,89 m. Diese übernahm jetzt mit 2908 Punkten die Spitze vor Joyner, Nunn und Everts. Zwischen der Ersten und der Vierten lagen jetzt 120 Punkte. Im 200-Meter-Lauf, der den ersten Tag abschloss, lagen die Besten wieder sehr dicht hintereinander. Joyner und Everts liefen als Schnellste jeweils 24,05 s, Nunn hatte 24,06 s aufzuweisen, die Niederländerin Tineke Hidding als Nächste 24,12 s. Am Ende des ersten Tages führte Simpson weiter mit jetzt 3759 Punkten vor Joyner – 3739 Punkte, Nunn – 3731 Punkte – und Everts – 3721 Punkte. Es hatte sich alles noch einmal enger zusammengeschoben und auch Greiner, Hagger und Hidding auf den nächsten Plätzen lagen noch aussichtsreich im Rennen. Zwischen der Ersten und der Siebten betrug der Abstand gerade einmal 146 Punkte.
Im Weitsprung – Disziplin Nr. fünf – gelangen Everts 6,71 m. Damit hätte sie im Spezialwettbewerb hier in Los Angeles den sechsten Platz belegt. Auch die Weitsprungsiebte Nunn brachte mit 6,66 m eine ausgezeichnete Leistung und übertraf ihre Weite aus dem Einzelwettkampf um dreizehn Zentimeter. Dahinter gelangen Hagger, Hidding und Simpson jeweils Ergebnisse von mehr als 6,30 m. In der Zwischenwertung lag nun Everts mit 4779 Punkten vorne, hatte aber nur einen Punkt Vorsprung vor Nunn. Weitere 41 Punkte zurück folgte Simpson. Dahinter lagen in dieser Reihenfolge Joyner, Hagger, Greiner und Hidding. Die Niederländerin hatte nun 184 Punkte Rückstand auf die führende Everts, die allerdings in der vorletzten Übung, dem Speerwurf mit einer schwachen Leistung viel an Boden verlor. Mit einem Wurf von nicht einmal 33 Metern lag sie fast vierzehn Meter hinter Joyner zurück, die hier mit 44,52 m die drittbeste Weite hinter der Schweizerin Corinne Schneider – 46,90 m – und Iammogapi Launa aus Papua-Neuguinea – 46,50 m – erzielte. Damit eroberte Joyner vor dem abschließenden 800-Meter-Lauf mit 5504 Punkten die Führung vor Nunn – 31 Punkte zurück – und Everts – achtzig Punkte Rückstand. Joyners Vorsprung vor Simpson auf Platz vier betrug 105 und vor Greiner als Fünfter 123 Punkte. Obwohl Everts im Vorfeld die besten 800-m-Zeiten erzielt hatte, war es für sie so gut wie nicht mehr möglich, noch ganz nach vorne zu kommen. Die Entscheidung würde zwischen Joyner und Nunn fallen. Sabine Everts lief mit 2:09,05 min eine ausgezeichnete und gleichzeitig die schnellste Zeit der Siebenkämpferinnen. Damit hatte sie die Bronzemedaille gewonnen und Gold um gerade einmal 22 Punkte verfehlt. Glynis Nunn erzielte 2:10,57 min, damit wurde sie die erste Olympiasiegerin in diesem neuen Wettbewerb. Die Marke für ihren olympischen Rekord betrug 6390 Punkte. Das waren nur fünf Punkte mehr als der Wert, den Silbermedaillengewinnerin Jackie Joyner erreichte. Deren 800-Meter-Zeit war mit 2:13,03 min nur um ein Minimum zu langsam für olympisches Gold. Die Abstände auf die nächstplatzierten Athletinnen waren etwas größer. Vierte wurde Cindy Greiner – 109 Punkte hinter der Siegerin, Platz fünf für Judy Simpson – 108 Punkte zurück, Rang sechs für Sabine Braun – 154 Punkte zurück.
Anmerkung:
Zur besseren Einordnung der Leistung sind neben den offiziellen Punkten nach der Wertungstabelle von 1977 die nach dem heutigen Wertungssystem von 1980 umgerechneten Punktzahlen mit angegeben. Nach dieser heute gültigen Tabelle hätte es nur eine Abweichung gegeben: Die Athletinnen auf den Rängen elf und zwölf hätten ihre Plätze getauscht. Ansonsten wäre die Reihenfolge unverändert. Aber diese Vergleiche sind selbstverständlich nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten.
- Sabine Everts wäre Erste statt Dritte.
- Goldmedaillengewinnerin Glynis Nunn und die zweitplatzierte Jackie Joyner wären um jeweils einen Rang nach hinten gerückt.
- Die viertplatzierte Cindy Greiner und Judy Simpson auf Rang fünf hätten ihre Plätze getauscht.
- Auch Tineke Hidding, Rang sieben, und Kim Hagger, Rang acht, hätten ihre Plätze getauscht.
- Die Plätze von Florence Picaut – Dreizehnte – und Annette Tånnander – Vierzehnte – wären ebenfalls vertauscht.
- Die Siebzehnte Donna Smellie wäre vorgerückt auf Rang sechzehn, umgekehrt wäre Connie Polman-Tuin als Sechzehnte abgerutscht auf Platz siebzehn.
Ansonsten wäre die Reihenfolge unverändert. Aber diese Vergleiche sind natürlich nur Anhaltswerte, denn als Grundlage müssen die jeweils unterschiedlichen Maßstäbe der Zeit gelten.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Olympische Spiele 1984 Los Angeles Sarajevo mit Beiträgen von Ulrich Kaiser und Heinz Maegerlein, Hrsg. Manfred Vorderwülbecke, C. Bertelsmann Verlag, München 1984, ISBN 3-570-01851-2, S. 54f
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Official Report of the Games of the XXIIIrd Olympiad Los Angeles, 1984, Volume 2, Competition Summary and Results, S. 268f, englisch/französisch (PDF, 41.082 KB), abgerufen am 20. November 2021
- Olympedia, Athletics at the 1984 Summer Olympics, Heptathlon, Women, olympedia.org (englisch), abgerufen am 20. November 2021
- Los Angeles 1984, Athletics, heptathlon women Results, Seite des IOC (englisch), olympics.com, abgerufen am 20. November 2021
- Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Women's heptathlon, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 20. November 2021
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Heptathlon - Women (englisch), sport-record.de, abgerufen am 20. November 2021
- ↑ Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Women's heptathlon 100m hurdles, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 20. November 2021
- ↑ Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Women's heptathlon high jump, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 20. November 2021
- ↑ Athletics at the 1984 Los Angeles Summer Games: Women's heptathlon javelin-throw, archiviert bei wayback (Internet Archive), sports-reference.com (englisch), abgerufen am 20. November 2021