Schaller GmbH
Schaller GmbH
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Rechtsform | GmbH |
Gründung | 1945 |
Sitz | Postbauer-Heng, Deutschland |
Leitung | Lars Bünning (Geschäftsführender Gesellschafter)[1] |
Mitarbeiterzahl | 80 (2020)[2] |
Umsatz | 5 Mio. Euro (2017) |
Branche | Musikinstrumentenbau |
Website | schaller.info |
Die Schaller GmbH ist ein deutscher Hersteller von Musikinstrumenten-Hardware mit Sitz in Postbauer-Heng bei Nürnberg. Das Unternehmen entwickelt, produziert und vertreibt weltweit Mechaniken, Stege, Tremolos, Strap Locks und weiteres Zubehör für Gitarren.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Unternehmen Schaller wurde 1945 von Helmuth Schaller (1923–1999) gegründet. Er war Werkzeugmacher und Rundfunkmechaniker-Meister. Aus der anfänglichen Reparatur von Radios entwickelte sich bereits in den 1950er Jahren die eigene Entwicklung und Herstellung von Lautsprechern und Verstärkern für die Musikbranche unter dem Namen Schaller Electronic. Hinzu kamen Echo- und Hallgeräte, Pedale und Verzerrer.
Seit 1953 entwickelte und produzierte Schaller für Framus Schlagbretter, Schalter und Tonabnehmer. Später kamen die Unternehmen Hoyer, Höfner, Hopf und international Ovation, Fender und Gibson[3] hinzu,[4][5][6][7][8][9][10] 1985 PRS Guitars.[11]
Ab den 1960er Jahren wurden Tremolos (1961), Stege (1962) und Mechaniken (1966) hergestellt. Die Mechanik M6 war die weltweit erste vollgekapselte und selbstsperrende Präzisionsmechanik. Ab 1967 verwendeten Markenhersteller wie Ovation, Gibson und Martin Schaller Mechaniken. Leo Fender hatte zu Beginn Mechaniken des Herstellers Kluson aus Chicago verwendet. Ab 1965 ließ er eigene Mechaniken produzieren, bis er 1976 auf Schaller-Mechaniken umstieg, die bis 1983 verwendet wurden.[12] Selbstsperrende Locking-Tuner werden inzwischen von zahlreichen Herstellern gebaut und haben sich als stimmstabile Mechaniken breit durchgesetzt.[13]
1968 zog die Firma Schaller von Feucht nach Postbauer-Heng in eine neue Produktionsstätte.
In den 1970er Jahren kamen unter anderem Bassmechaniken (M4), Stege einschließlich TOM-Stege für Gibson Gitarren sowie weitere Varianten von Tonabnehmern (Golden 50, S6, T6) hinzu. Namhafte Gitarrenhersteller verwendeten Entwicklungen von Schaller, in dieser Zeit wurden deren Instrumente häufig von Steg über Pickups bis zu den Mechaniken ausschließlich mit Schaller-Produkten ausgestattet. 1977 kam Floyd Rose mit einer Idee eines Double-Locking Tremolos zu Schaller. In einem gemeinsamen Workshop über 3 Monate wurde im Hause Schaller dieses neuartige Tremolo entwickelt und später produziert.
1979 entwickelte und patentierte Schaller die Security Locks, mit denen eine sichere Verbindung zwischen Gitarre und Gurt erreicht wird.[14] Hersteller wie Fender, Dunlop und Ernie Ball ahmten das Prinzip nach.[15] Die Schaller-Locks bleiben bis heute das meistverkaufte Schaller-Produkt und werden regelmäßig als bestes Gurthalterungssystem am Markt betrachtet.[16][17] Mit Beginn der 1980er Jahre wurde die Produktion von Lautsprechern, Verstärkern, Hallgeräten etc. eingestellt.
Bis zum Tod von Helmuth Schaller 1999 und seinem Sohn René Schaller (1953–1998) wurde die Produktpalette stetig erweitert (Geigenzubehör, Kabel etc.) und sogar Spezialmaschinen für Saiten und Ballends gebaut. Allerdings konnte damit an vorherige Erfolge nicht mehr angeknüpft werden. In den Jahren nach Helmuth Schallers Tod führte eine Erbengemeinschaft mit der Witwe Grete Schaller (1926–2007) die Firma, ohne nachhaltige Impulse für neue Produkte geben zu können.
Im August 2006 wurde Schaller von einer Personengesellschaft zur GmbH umfirmiert. Lars Bünning leitet seit Dezember 2006 die Firma. Seit 2007 konzentriert sich die Firma auf den Bereich Gitarrenhardware. Im Januar 2009 übernahm er die GmbH-Anteile der Familie und fungiert seitdem als Geschäftsführender Gesellschafter.[1]
Produkte
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Schallloch-Pick-Up, ca. 1970
-
Schaller Mechaniken an einer Ibanez MC-200 DS von 1978
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Schaller Pickup-Werbung von 1964
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Schaller-Nashville-Bridge in Gold von einer Gibson Les Paul von 1995
- Mechaniken
GrandTune Series, M6 Series, Replacement Mechaniken und Bassmechaniken
- Stege/Steghalter
Signum, Hannes, TOM- und 3D-Stege
- Tremolos
LockMeister, Schaller und Vintage
- Zubehör
Strap-Locks, Preamp „Flagship“, Piezotonabnehmer (Oyster) und Megaswitches sowie Tonabnehmer-Rahmen und -Kappen.
Die Produktion von Tonabnehmern wurde 2017 eingestellt. Die Konzentration auf feinmechanische Produkte schlug sich in der Namensänderung von „Schaller Electronic“ auf „Schaller GmbH“ 2016 nieder. Alle Produkte werden in Deutschland im Werk in Postbauer-Heng hergestellt.[2] Schaller wird als einer der weltbesten Hersteller von Mechaniken angesehen.[18][17][19] Kunden sind je zur Hälfte Gitarrenhersteller und Endkunden, also Musiker.
Verschiedene Signature-Modelle werden mit den Schaller-Mechaniken der originalen Vorbilder hergestellt, darunter die Flying V von Metallicas Kirk Hammet,[20] die Gretsch Malcolm Youngs (AC/DC)[21] oder die Alligator-Stratocaster von Jerry Garcia (Grateful Dead).[22]
Trivia
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eine der vom US-amerikanischen Gitarrenbauer Dave Rusan 1983 für den Musiker Prince entworfene Cloud-Gitarren wurde 2017 für 700.000 USD versteigert.[23] Diese Gitarren waren mit goldener Schaller-Hardware ausgerüstet (457 Bridge, Mechaniken „West German Schaller tuners“).[24][25][26]
- Kurt Cobains legendäre Fender-Jaguar-Gitarre besaß Schaller Mechaniken und ein unbekannter Vorbesitzer hatte auch einen Schaller-Steg montiert. Folglich wurden auch spätere Nachbauten mit Schaller-Teilen bzw. deren Kopien ausgestattet.[27]
- Eddie Van Halen stattete seine Frankenstrat nach dem Bruch des Halses mit Schaller-Tunern aus.[28] Eine 1984 von Kramer gebaute Gitarre, die Van Halen auf einer Tour 1984 gespielt hatte, wurde 2021 für 120.000 USD versteigert. Sie war mit Schaller-M6-Mini-rotomatic-Mechaniken ausgerüstet.[29]
- John Lennon benutze für die Aufnahme seiner letzten Solo-Platte („Double Fantasy“, 1980) eine skurrile Sardonyx-800-D-II-Gitarre. Sie war mit Schaller-Hardware ausgerüstet.[30]
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- schaller.info
- Über 75 Jahre Präzision für die Musik bei schaller.info
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Schaller Online-Shop. Abgerufen am 26. Januar 2022.
- ↑ a b 75 Jahre Schaller. Schaller GmbH, 2020, abgerufen am 26. Januar 2022.
- ↑ Bobby Howe Guitar: Gibson Les Paul: Schaller Roller Tunematic Bridge. 26. September 2017, abgerufen am 28. August 2024.
- ↑ Über 75 Jahre Präzision für die Musik. Abgerufen am 28. August 2024 (deutsch).
- ↑ Why Top Guitar Makers Demand Schaller. In: The Music Trades. Oktober 1990, S. 82 (englisch).
- ↑ Dave Hunter: The Fender Stratocaster. The Life & Times of the World's Greatest Guitar. 2013, S. 219 (englisch).
- ↑ A. R. Duchossior: The Fender Telecaster. The Detailed Story of America's Senior Solid Body Electric Guitar. Milwaukee 1991, S. 23 (englisch).
- ↑ Tony Bacon: 60 Year of Fender. Six Decades of the Greatest Electric Guitars. 2010, S. 64 (englisch).
- ↑ Adrian Ingram: The Gibson L5. 1997, S. 107 (englisch).
- ↑ Richard Johnston and Dick Boak: Martin Guitars: A Technical Reference. Milwaukee 2009, S. 13 (englisch).
- ↑ Dave Burrluck: The PRS Guitar Book: A Complete History of Paul Reed Smith Guitars. Rowman & Littlefield Publishers, 2014, ISBN 978-1-4930-7925-4.
- ↑ Tony Bacon, Paul Day: The Fender Book. A complete history of Fender electric guitars. 1. Auflage. Balafon Books, London 1992, ISBN 1-871547-54-7, S. 92 (englisch).
- ↑ Terry Burrows: The Stratocaster Manual. Voyageur Press, Minneapolis 2015, ISBN 978-0-7603-4922-9, S. 96 ff.
- ↑ Patent DE2933845C2: Kupplungseinrichtung zur lösbaren Verbindung eines Tragbandes zu einem tragenden Gegenstand. Angemeldet am 21. August 1979, veröffentlicht am 11. Mai 1989, Erfinder: Helmut Schaller.
- ↑ Terry Burrow: The Les Paul Manual. Voyageur Press, Minneapolis 2015, ISBN 978-0-7603-4923-6, S. 65 f.
- ↑ Marco Alessi: 7 Best Guitar Strap Locks of 2024. 16. Juli 2023, abgerufen am 2. September 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ a b Chris Schwarten: Best guitar strap locks 2024: The finest fasteners from Schaller, Loxx, Jim Dunlop and more. In: Guitarworld. 17. Mai 2022, abgerufen am 29. August 2024 (englisch).
- ↑ A. Waldenmaier: Gitarren Tuning – Mechaniken wechseln. Gitarre & Bass, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Matt McCracken: Best locking tuners 2024: improve your performance with these powerful upgrades. In: Guitarworld. 18. Juli 2023, abgerufen am 29. August 2024 (englisch).
- ↑ Michael Astley-Brown: Gibson unveils the Kirk Hammett 1979 Flying V, paying tribute to “one of the most important heavy metal guitars of all time”. In: Yahoo! money. 4. April 2023, abgerufen am 29. August 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Rachel Roberts: Gretsch launches limited-edition ‘The Beast’ Signature Jet in honour of AC/DC’s Malcolm Young. In: Guitar.com. 6. Oktober 2022, abgerufen am 29. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Rachel Roberts: Fender Custom Shop unveils limited edition Jerry Garcia Alligator Stratocaster. In: Guitar.com. 4. August 2022, abgerufen am 29. August 2024 (britisches Englisch).
- ↑ Prince-Gitarre zum Rekordpreis versteigert. Gitarre & Bass, 7. November 2017, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Justin Beckner: The story of Prince’s original Cloud Guitar, as told by the man who built it. Guitar.com, 15. Oktober 2021, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Prince – die Erfolgskarriere. Gitarre & Bass, 7. März 2018, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Prince Stage Played Yellow Cloud 3 Electric Guitar with Magazine, Box Set and Photo Prints. Julien's, abgerufen am 30. August 2024 (englisch).
- ↑ Heinz Rebellius: Fender Kurt Cobain Jaguar im Test. Gitarre & Bass, 19. März 2012, abgerufen am 29. August 2024.
- ↑ Thom Donovan: The Story Behind Eddie Van Halen’s Frankenstein Guitar. 28. Februar 2024, abgerufen am 29. August 2024 (amerikanisches Englisch).
- ↑ Jackson Maxwell: Stage-Used 1984 Eddie Van Halen Kramer Sells for $120,000 at Auction. One of only five of its kind, the hand-built axe was used by EVH on Van Halen's 1984 and 5150 tours. Guitar Player, 19. Juli 2021, abgerufen am 30. August 2024 (englisch).
- ↑ Christopher Scapelliti: John Lennon’s Weirdest Guitar: The Sardonyx. Guitar Player, 9. Oktober 2020, abgerufen am 30. August 2024 (englisch).