Holocaust

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Foto vom Torhaus des KZ Auschwitz-Birkenau. Aufgenommen von der Zugrampe im Inneren des Lagers durch Stanisław Mucha, Februar/März 1945
Leichenverbrennung durch das Sonderkommando KZ Auschwitz-Birkenau. Eine der Sonderkommando-Fotografien, heimlich aufgenommen vermutlich von Alberto Errera, 1944

Der Holocaust [ˈhoːlokaʊ̯st, holoˈkaʊ̯st, englisch ˈhɒləkɔ:st] (englisch, aus altgriechisch ὁλόκαυστος holókaustos, deutsch ‚vollständig verbrannt‘) oder die Schoa (auch Schoah, Shoah oder Shoa; hebräisch הַשּׁוֹאָה haSchoa für „die Katastrophe“, „das große Unglück/Unheil“) war der nationalsozialistische Völkermord an 5,6 bis 6,3 Millionen europäischen Juden während des Zweiten Weltkriegs, rund zwei Drittel aller damals lebenden europäischen Juden.

Der endgültige Entschluss zur Ermordung aller Juden fiel im Verlauf des Vernichtungskrieges gegen die UdSSR ab dem Sommer 1941. Deutsche und ihre Helfer verfolgten daraufhin bis 1945 das Ziel, alle Juden im deutschen Machtbereich systematisch zu ermorden, ab 1942 auch mit industriellen Methoden. Dieses Menschheitsverbrechen gründete auf dem staatlich propagierten Antisemitismus und der entsprechenden rassistischen Gesetzgebung des NS-Regimes.

Bezeichnungen

Die Nationalsozialisten nannten ihr Ziel, Europajudenfrei“ zu machen, seit 1940 offiziell „Endlösung der Judenfrage“. Seit 1941 umschrieb dieser Ausdruck zur Tarnung ihre systematischen Judenmorde. Er wird oft in historischen Werken darüber zitiert. Auch der nach außen hin häufig gebrauchte Begriff „Umsiedlung“ diente der Verschleierung der NS-Verbrechen.

Im deutschen Sprachraum wurde der Genozid (bzw. Demozid) seit Mai 1945 als Judenvernichtung, Judenmord oder Massenmord an den europäischen Juden bezeichnet. Infolge des ersten Frankfurter Auschwitzprozesses bürgerte sich seit 1963 auch Auschwitz, der Name des größten nationalsozialistischen Vernichtungslagers (KZ Auschwitz-Birkenau), als symbolische Bezeichnung für das gesamte Geschehen ein.

Die heute übliche Bezeichnung Holocaust leitet sich vom altgriechischen Adjektiv ὁλόκαυστος holókaustos ab, das „vollständig verbrannt“ bedeutet; das Neutrum τὁ ὁλόκαυστον to holókauston bezeichnet ein vollständig auf Altären verbranntes Tieropfer. Seit etwa 1600 bezeichnete das englische Wort Holocaust auch Feuertode, seit etwa 1800 auch Massaker, seit 1895 auch ethnische Massaker wie den späteren Völkermord an den Armeniern. Erstmals für Adolf Hitlers Vernichtungsplan an den Juden verwendete die britische Tageszeitung News Chronicle das Wort im Dezember 1942, allerdings noch ohne Kenntnis der NS-Vernichtungsmethoden. In seiner Ausgabe vom 7. Mai 1945 berichtete das US-amerikanische Magazin Life über das Massaker von Gardelegen und bezeichnete es als The Holocaust of Gardelegen.[1] Bis 1972 wurde es in der Geschichtswissenschaft der Vereinigten Staaten dafür üblich. Seit 1978 verbreitete die Fernsehserie Holocaust – Die Geschichte der Familie Weiss es in vielen weiteren Staaten, darunter in der Bundesrepublik Deutschland. Seither wird der Begriff meist auf die systematische Ermordung der europäischen Juden begrenzt. Manchmal schließt er auch den Porajmos, den Völkermord an mehreren hunderttausend Roma ein, welche die Nationalsozialisten als „Zigeuner“ ebenfalls zur „minderwertigen Fremdrasse“ erklärten und ausrotten wollten.[2] Nur selten wird er auf die gesamte nationalsozialistische Vernichtungspolitik bezogen.

Die Bezeichnung der Judenvernichtung als „Holocaust“ wurde wegen der Herkunft des Wortes aus dem religiösen Opferkult und der früheren Verwendung im christlichen Antijudaismus oft als problematisch angesehen.[3] In Israel und im Judentum wird das Verbrechen seit 1948 als Shoa („Katastrophe“, „großes Unglück“) bezeichnet. Daran erinnert seit 1959 der Gedenktag Jom haScho’a. Seit 1985 wird das hebräische Wort auch in Europa für den Holocaust verwendet. Jüdische Theologen bezeichnen das Ereignis mitunter als dritten Churban (hebräisch: „Vernichtung“, „Verwüstung“, manchmal auch dritten Churbn) und deuten es damit wie die beiden Zerstörungen des Jerusalemer Tempels (586 v. und 70 n. Chr.) als eine alle Nachfahren der Israeliten, also alle Juden betreffende Großkatastrophe.[4]

„Verbrechen gegen die Menschlichkeit“, „Kriegsverbrechen“, „Völkermord“ und „Holocaust“ werden häufig fälschlicherweise als Synonyme verwendet. Bei den ersten drei Begriffen handelt es sich um Rechtsbegriffe, die zugleich wissenschaftliche Kategorien sind.[5]

  • Verbrechen gegen die Menschlichkeit“ sind breit angelegte oder systematische Übergriffe auf die Zivilbevölkerung. Im Völkerrecht stellen sie einen Oberbegriff dar, unter den sowohl „Kriegsverbrechen“, „Verbrechen gegen den Frieden“, als auch „Völkermord“ fallen.
  • Kriegsverbrechen sind kriminelle Handlungen, die während eines bewaffneten Konflikts begangen werden und die vor allem gegen die Genfer Konventionen verstoßen.
  • Als Völkermord wird die koordinierte und geplante Zerstörung einer Gruppe von Menschen bezeichnet, wobei diese „Gruppe“ von den Tätern definiert wird.

Vorgeschichte

Zu den historischen Voraussetzungen des Holocaust gehört der moderne Antisemitismus, der seit etwa 1870 in Europa entstand und seinerseits eine lange Vorgeschichte im christlichen Antijudaismus hatte. Zu den Entstehungs- und Aufstiegsbedingungen des Nationalsozialismus gehören vor allem der Erste Weltkrieg 1914–1918 und die Weltwirtschaftskrise 1929–1932.

Ziele des Nationalsozialismus

Die 1919 gegründete NSDAP strebte mit ihrem 25-Punkte-Programm die Ausgrenzung und Vertreibung der Juden aus der deutschen „Volksgemeinschaft“ an.[6] Adolf Hitler hatte schon 1919, vor seinem Parteibeitritt, die „Entfernung der Juden überhaupt“ zum politischen Ziel eines solchen Staates erklärt. In einem Interview mit einem katalanischen Journalisten vom November 1923 erklärte er, sämtliche Juden Deutschlands umzubringen, „wäre natürlich die beste Lösung“. Da dies aber nicht möglich sei, bleibe als Lösung nur die Massenvertreibung.[7] In seiner zweiteiligen Programmschrift Mein Kampf (1925/1926) sowie seinem unveröffentlichten Zweiten Buch (1928) führte er seinen Rasse-Antisemitismus aus, befürwortete Massenmorde an Juden im Falle eines neuen Weltkriegs und erklärte die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ zum Hauptziel nationalsozialistischer Außenpolitik. Gemeint war die kriegerische Eroberung der von einem angeblichen „Weltjudentum“ beherrschten Sowjetunion und die folgende Germanisierung durch Massenumsiedlungen und Massenmorde.

Judenverfolgung im Deutschen Reich 1933–1939

Bis 1941 strebten die Nationalsozialisten die Vertreibung und Enteignung der deutschen Juden an. Sofort nach Hitlers Machtantritt am 30. Januar 1933 begannen die NSDAP und ihre Unterorganisationen SA, SS, NSDStB und Hitlerjugend mit teils ungeplanten, teils organisierten Gewalttaten gegen Juden. Eine staatliche „Judenpolitik“ entstand erst als Reaktion darauf.[8] Wichtige Stationen waren der „Judenboykott“ vom 1. April 1933 und das Gesetz zur Wiederherstellung des Berufsbeamtentums vom 7. April 1933, das die Entlassung aller „nichtarischen“ Beamten vorsah und so erstmals ein Rasse-Kriterium in ein Staatsgesetz einführte. Es leitete die gesellschaftliche Ausgrenzung von Juden aus Berufsverbänden, Unternehmen, Vereinen, Schulen und dem Kulturleben ein. Diese wurde mit zahlreichen weiteren antijüdischen Gesetzen und Verordnungen fortgesetzt und bis 1945 ständig verschärft. Ebenfalls 1933 entstanden Konzentrationslager (KZ), meist unter Leitung der SA. Inhaftiert wurden zunächst politische Gegner. Das von der SS betriebene KZ Dachau wurde Modell für spätere Arbeits- und Vernichtungslager für Juden und andere rassistisch verfolgte Gruppen. Verhungern, Folter und willkürliche Morde gehörten schon in den ersten KZs zum Alltag. Jüdische Lagerhäftlinge wurden dort bereits besonders schikaniert und hatten die höchsten Sterblichkeitsraten. Am 12. April 1933 wurden im KZ Dachau erstmals auch Juden ermordet, z. B. Rudolf Benario. Ein halbes Jahr später wurde mittels der „Postenpflicht“ die Ermordung von KZ-Häftlingen legalisiert.

Im Sommer 1935 organisierte die Parteibasis der NSDAP erneut Boykottaktionen. Daraufhin erließ das NS-Regime im September hastig die Nürnberger Gesetze, die die Bürgerrechte deutscher Juden stark einschränkten. „Volljuden“ und „jüdische Mischlinge“ wurden in Verordnungen definiert, die später nachgereicht wurden. Nichtjuden, die einen Juden bzw. eine Jüdin heirateten oder zur jüdischen Religion konvertiert waren, wurden unabhängig von ihrer Herkunft zu „Geltungsjuden“ erklärt. 1936 und 1937 redete Hitler kaum über Juden und ergriff keine weiteren Initiativen zu ihrer vollständigen Vertreibung.[9] Doch am 30. November 1937 bekräftigte er laut Joseph Goebbels: „Die Juden müssen aus Deutschland, ja aus ganz Europa heraus.“ Das werde noch dauern, doch er sei dazu „fest entschlossen“.[10] 1938, parallel zur laufenden Aufrüstung der Wehrmacht und Kriegsvorbereitung, verschärfte das NS-Regime die Verfolgung der Juden erneut. Sie mussten zum Beispiel zusätzlich „typisch jüdische“ Vor- und Zunamen annehmen (Januar), wurden nach dem Anschluss Österreichs massenhaft beraubt (März), mussten ihr ganzes Vermögen „anmelden“ (26. April), erhielten keine staatlichen Aufträge und Approbationen mehr (September), aber einen Judenstempel in ihre Reisepässe (Oktober), der mit Auslandsmaßnahmen gegen jüdische Emigranten gerechtfertigt wurde. Juden ohne „typischen jüdischen“ Namen mussten aufgrund der Namensänderungsverordnung im August 1938 zusätzlich bei Frauen den Namen „Sara“ bzw. bei Männern den Namen „Israel“ annehmen.

Bei der „Polenaktion“ vom 27. Oktober 1938 wurden etwa 15.000 Juden gewaltsam aus Deutschland nach Polen deportiert. Der Mord des Betroffenen Herschel Grynszpan an dem deutschen Diplomaten Ernst vom Rath diente als willkommener Vorwand für die reichsweiten Novemberpogrome 1938, bei denen etwa 400 Personen ermordet, über 1400 Synagogen, andere Versammlungsräume und Friedhöfe zerstört und bis zu 36.000 Juden in KZs interniert wurden. Mit der am 12. November verhängten „Judenbuße“ mussten die Opfer für die Zerstörungen aufkommen; mit der Verordnung zur Ausschaltung der Juden aus dem deutschen Wirtschaftsleben und der Verordnung über den Einsatz des jüdischen Vermögens wurde die staatliche „Arisierung“ beschleunigt. Die Maßnahmen des NS-Regimes schufen auch ohne einen „grundlegenden Plan“ wesentliche administrative Voraussetzungen, die den Holocaust ermöglichten: darunter die gesetzliche Definition des Begriffs „Jude“, Enteignung und Konzentration in besonderen Wohnbereichen.[11] Nationalsozialistische Verfolgung und Ermordung der Juden werden daher als ineinander übergehende, untrennbare „Vernichtungspolitik“ beschrieben.[12]

Video: Die Flucht der Juden vor den Nationalsozialisten

Von 510.000 deutschen Juden, die 1933 den israelitischen Kultusgemeinden angeschlossen waren, wanderten bis zum Kriegsbeginn im September 1939 278.000 bis 315.000 aus; bis 1940 flohen nochmal 15.000.[13] Von in „Mischehen“ oder versteckt im Reich lebenden Juden entkamen 10.000 bis 15.000 dem Holocaust. Bis zu 195.000 deutsche Juden wurden darin ermordet. Etwa 6000 überlebten die Lager. Von etwa 200.000 österreichischen Juden wurden etwa 65.500 in der NS-Zeit getötet, die übrigen konnten nach dem Anschluss und nach Kriegsbeginn fliehen.[13]

Bedingungen

Dafür, dass der Holocaust überhaupt geschehen konnte, mussten intentionale und äußere Bedingungen zusammenkommen. Der entscheidende intentionale Grund waren die oben beschriebenen Ziele der Nationalsozialisten, vor allem ihr zunehmend radikaler Antisemitismus. Er führte letztlich zu dem, was die Schoah nach Einschätzung etwa des Historikers Eberhard Jäckel einzigartig macht, nämlich dazu, dass ein Staat beschloss, „eine von ihm bestimmte Menschengruppe, einschließlich der Alten, der Frauen, der Kinder und der Säuglinge ohne jegliche Prüfung des einzelnen Falles möglichst restlos zu töten“.[14] Allerdings war dieser konsistente, fanatische „Erlösungsantisemitismus“ Hitlers und seiner Anhänger (eine Begriffsprägung Saul Friedländers[15]) eine zwar wesentliche und notwendige aber nicht hinreichende Bedingung für den Holocaust.[16] Die Motive für den Massenmord waren bereits früh vorhanden; was fehlte, waren Mittel und Gelegenheit.

Die wichtigste äußere Bedingung der Schoah war der Zweite Weltkrieg, denn erst die Eroberung weiter Teile Osteuropas durch die deutsche Wehrmacht brachte das Gros der europäischen Juden in die Reichweite des NS-Staats. Der Historiker Timothy Snyder vertritt die These, das seit Frühherbst 1941 feststehende gleichzeitige Scheitern der deutschen Blitzkriegstrategie gegen die Sowjetunion, des Hungerplans und des Generalplans Ost zur wirtschaftliche Ausbeutung der eroberten Gebiete habe die NS-Führung bewogen, ihre Kriegsziele neu zu formulieren und dabei der Vernichtung der Juden Vorrang zu geben.[17] In seinem Werk Black Earth weist Snyder zudem nach, dass die Opferzahlen um so höher waren, je weniger staatliche Strukturen in einer Region – etwa in Polen oder in der Ukraine – noch vorhanden waren.[18] In diesen Gebieten, in denen weder Recht und Gesetz, noch Gerichte und Verwaltungen, die Juden zu schützen vermochten, konnten die SS, die Einsatzgruppen und andere Einheiten ungehindert und ungestraft morden.

Verlauf

Eskalation während des Krieges

In seinem Hauptwerk Die Vernichtung der europäischen Juden setzt der Holocaustforscher Raul Hilberg den Beginn der Schoah schon mit der Machtübernahme Hitlers 1933 an. Laut Saul Friedländer veränderte sich jedoch mit Beginn des Zweiten Weltkriegs der Charakter der nationalsozialistischen Politik gegenüber den Juden. Bestand diese bis 1939 im Wesentlichen aus „Verfolgung, Absonderung, Auswanderung und Vertreibung“ und „einer Kette von Demütigungen und Gewalttaten, von Verlust und Beraubung“[19] der deutschen Juden, so zielte sie von da an zunehmend auf die völlige physische Vernichtung aller Juden, derer die Nazis habhaft werden konnten. Auch diese Form der Verfolgung radikalisierte sich im Laufe der Zeit bis ins Extrem. Sie begann nach dem Überfall auf Polen mit willkürlichen Massenerschießungen und mündete ab Herbst 1941, nach dem Überfall auf die Sowjetunion, in der systematischen Vergasung von Millionen jüdischer Männer, Frauen und Kinder aus allen besetzten Gebieten Europas in eigens dazu eingerichteten Vernichtungslagern.[20]

Einige Historiker sehen daher im Beginn des Krieges auch den Beginn des Holocaust, denn schon im September und Oktober 1939 wurden Tausende polnischer Juden ermordet und alle späteren Vernichtungsmethoden erprobt: Isolierung in Ghettos und Lagern, Verhungernlassen, Deportation, Massenerschießungen und Morde mit Giftgas.[21] Die Mehrzahl der heutigen Holocaustforscher vertritt jedoch die Ansicht, erst nach dem Beginn des Kriegs gegen die Sowjetunion sei die entscheidende Wendung hin zum systematischen, zentral geplanten und ausgeführten Genozid an den Juden erfolgt.[22] Mark Roseman, Christian Gerlach, Timothy Snyder und andere datieren die endgültige Entscheidung auf den Herbst 1941. Peter Longerich glaubt dagegen, das Mordprogramm sei in Polen und der Sowjetunion nur versuchsweise umgesetzt worden. Konkrete Gestalt habe es erst im Mai/Juni 1942 angenommen.[23]

Die Morde geschahen regional in unterschiedlicher Geschwindigkeit und nicht immer gleichzeitig. Sie wurden auf immer mehr Opfergruppen ausgeweitet und mit immer radikaleren Methoden verwirklicht. Während einige Opfergruppen noch vertrieben oder deportiert wurden, wurden andere schon vernichtet, so dass sich „Konzeption, Entscheidungsbildung und Durchführung nicht immer klar abgrenzen lassen“.[24]

Peter Longerich folgert aus den Angaben des Jäger-Berichts, dass zwischen dem 5. bis spätestens 16. August 1941 ein Befehl an das Rollkommando Hamann gelangt sein müsse, dem zufolge prinzipiell kein Unterschied mehr zwischen der Ermordung von Männern und Frauen gemacht und die Tötung von Kindern freigestellt wurde.[25] Ab Oktober wurden auch deutsche Juden deportiert und der Bau der ersten Vernichtungslager begonnen. Ab 25. November wurden auch deutsche Juden erschossen. Ab 8. Dezember wurden Juden mit Abgasen ermordet. Ab Februar 1942 wurden auch west- und südeuropäische Juden nach Osteuropa deportiert.[26] Ab März wurden Vernichtungslager mit Gaskammern in Betrieb genommen und dorthin deportierte Juden sofort nach ihrer Ankunft ermordet. Ab Juli wurden Juden aus allen besetzten Ländern Europas in Vernichtungslager deportiert. Das NS-Regime setzte den Morden keine Grenze, hielt sie nie an und nahm keine Entscheidung dazu zurück; allenfalls schob es einzelne dieser Schritte auf.[27] Die zeitweise ausgesetzte Ermordung der ungarischen Juden wurde fortgesetzt und beschleunigt, als die Kriegsniederlage längst feststand. Die Überlebenden von aufgelösten Vernichtungs- und Arbeitslagern wurden auf Todesmärsche geschickt.

Erste Massenmorde und Deportationen

Mit dem Überfall auf Polen gelangten rund zwei Millionen polnische Juden unter die Herrschaft der Nationalsozialisten. Am 3. September 1939, zwei Tage nach Kriegsbeginn, verübten Deutsche ein erstes Massaker an polnischen Juden, das sie als Rache für den Bromberger Blutsonntag ausgaben. Bis Ende Dezember 1939 ermordeten deutsche SS-, SD- und Wehrmachtangehörige rund 7000 polnische Juden, zum Teil wahllos. Diese Morde begleiteten die Massaker deutscher Einsatzgruppen an über 60.000 Polen, die das NS-Regime befohlen und mit Listen von Zielpersonen vorbereitet hatte. Sie sollten die polnische Oberschicht entmachten, einschüchtern und möglichst viele polnische Juden aus dem deutsch besetzten Teil Westpolens nach Ostpolen vertreiben.[28]

Am 21. September 1939 hatten Adolf Hitler, Heinrich Himmler, Reinhard Heydrich und Albert Forster in Berlin als Nahziel vereinbart, binnen eines Jahres alle „Reichsjuden“ in ein überwachtes, unwirtliches „Judenreservat“ bei Lublin in Polen zu bringen und dort Zwangsarbeit leisten zu lassen. Zu diesem Zweck erstellte Adolf Eichmann, damals Leiter der „Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag“, den Nisko-Plan. Vom 18. bis 26. Oktober 1939 ließ er etwa 5000 Juden aus Wien, Kattowitz und Ostrau nach Nisko bringen und zwang sie zum Bau eines angeblichen Durchgangslagers für spätere „Umsiedlungen“. Diese Transporte sollten umfassende Deportationen aus dem „Altreich“ erproben und vorbereiten, wurden aber auf Befehl von Himmler eingestellt.[29] Die Deportierten flohen großenteils über die Grenze nach Ostpolen oder starben an Hunger und Kälte im Lager.

Die deutsche Sicherheitspolizei im annektierten Westpolen wollte alle Juden ihres Gebiets in das neugeschaffene Generalgouvernement vertreiben. Von Dezember 1939 bis März 1940 wurden rund 175.000 Polen, darunter viele Juden, dorthin deportiert. Im März 1940 wurden diese Transporte wegen organisatorischer Probleme vorerst eingestellt, ohne die „Umsiedlungs“-Pläne aufzugeben. Damit hatte sich ein Muster des Umgangs mit Juden in den eroberten Gebieten etabliert: Deutsche Bezirksverwaltungen drängten auf ihre Abschiebung in Nachbargebiete, diese wurde kurzfristig organisiert und mit Bahntransporten ohne Rücksicht auf Menschenleben brutal durchgeführt. Dabei erschossen SS und Polizei bereits manche Deportierte bei der Ankunft.[30]

Die ersten Euthanasiemorde mit Gaswagen wurden in Polen verübt. Ab Mai 1940 wurden jüdische Patienten deutscher Heil- und Pflegeanstalten ausgesondert und im Rahmen der Aktion T4, später der Aktion 14f13, mit Giftgas ermordet.[31]

Ghettoisierung

Karte der Ghettos in Osteuropa (1941/1942)

Die Ghettoisierung von „Reichsjuden“ wurde 1938 erwogen und zunächst in Form von Judenhäusern realisiert. Seit Kriegsbeginn begannen die deutschen Kommunen von sich aus, Juden in besonderen Wohnbereichen zu separieren oder abzuschieben. Tausende im Deutschen Reich lebende polnische Juden wurden in KZs und deren Nebenlagern interniert.[32]

Anstelle des vorerst gescheiterten „Judenreservats“ wurde in Polen ein „Reichsghetto“ geplant.[33] Gauleiter im Wartheland und die Stadtverwaltung von Łódź begannen im Dezember 1939 von sich aus, das Ghetto Litzmannstadt einzurichten, das bis 1944 bestand. Bis April 1940 zwangen sie 157.000 Juden, dorthin umzuziehen. Es war ummauert und polizeilich bewacht, für Fluchtversuche galt ein Schießbefehl. Im Herbst 1940 teilte die deutsche Stadtverwaltung in Warschau ein „Seuchensperrgebiet“ ab und machte daraus das hermetisch abgeriegelte Warschauer Ghetto (jüdischen Wohnbezirk). Dort wurden bis Mai 1941 circa 500.000 polnische Juden gefangen gehalten.

Schon im Winter 1940/41 starben tausende Ghettobewohner, vor allem Kinder und Alte, an Hunger, Kälte, unbehandelten Krankheiten und Entkräftung. Die offiziellen Lebensmittelrationen waren extrem niedrig und auf Massensterben angelegt. Hinzu kamen täglich willkürliche Morde der NS-Wachmannschaften. Bis Herbst 1942 starben dadurch um die 100.000 Juden in Warschau und um die 25.000 in Łódź. Überlebenschancen hatten fast nur die wenigen Bewohner, die noch Beziehungen nach außerhalb der Ghettogrenzen hatten und über eine gute körperliche Konstitution verfügten.

Im Frühjahr 1941 richteten die deutschen Stadt- und Bezirksverwaltungen ohne zentrale Order viele Ghettos im Generalgouvernement ein, um Wohnungen für Wehrmachtsoldaten frei zu machen und die erwartete baldige Abschiebung der polnischen Juden in eroberte sowjetische Gebiete vorzubereiten. Dabei beschränkten sich manche Beamte auf Ausgangsverbote in nicht ummauerten „jüdischen Wohnbezirken“. Ab 1942 dienten die neuen Ghettos direkt zur Vorbereitung der Transporte der Juden zu ihrer Ermordung.[34]

Große Ghettos Staat internierte Juden von bis Transporte nach
Budapest Ungarn 120.000 November 1944 Januar 1945 Auschwitz
Ghetto Lemberg Ukraine 115.000 November 1941 Juni 1943 Belzec, Janowska
Ghetto Litzmannstadt Polen 200.000 Februar 1940 August 1944 Chelmno, Auschwitz
Warschauer Ghetto Polen 450.000 Oktober 1940 Mai 1943 Treblinka, Majdanek

Deportationspläne

Am 7. Oktober 1939, nach dem Sieg beim Überfall auf Polen, ernannte Hitler den Reichsführer SS Heinrich Himmler zum „Reichskommissar für die Festigung deutschen Volkstums“. Damit erhielt Himmler die Zuständigkeit für alle rassistischen „Umvolkungspläne“ in den schon oder künftig eroberten Gebieten Osteuropas.[35] Himmler gab den Generalplan Ost in Auftrag, der ab 24. Juni 1941 erweitert wurde und die Deportation von bis zu 31 Millionen Slawen und ihr millionenfaches Massensterben vorsah. Juden blieben darin unerwähnt, da ihr „Verschwinden“ vorausgesetzt wurde.[36]

Im Mai 1940, als sich der Sieg im Westfeldzug abzeichnete, erwogen das Auswärtige Amt und das Reichssicherheitshauptamt den Madagaskarplan: Er sah vor, die Insel Madagaskar vom besiegten Frankreich zu übernehmen und bis zu 5,8 Millionen europäische Juden dorthin abzuschieben. Himmler hoffte, den „Begriff der Juden“ durch diese „Auswanderung“ „völlig auslöschen zu sehen“. Das Assimilieren „rassisch wertvoller Elemente“ aus nichtjüdischen Minderheiten durch Kindesraub und Bildungsentzug hielt er für das „mildeste und beste“, wenn man die „bolschewistische Methode der physischen Ausrottung eines Volkes aus innerer Überzeugung als ungermanisch und unmöglich“ ablehne.[37] Demnach wurde in Himmlers Umgebung schon an Völkermord gedacht, der Gedanke aber noch verworfen.[38]

In der Nacht vom 21. auf den 22. Oktober 1940 (Tag des Laubhüttenfests) kam es zur sogenannten „Wagner-Bürckel-Aktion“, bei der über 6500 Juden aus Baden und der Saarpfalz nach Südfrankreich ins Internierungslager Camp de Gurs deportiert wurden. Für den Eisenbahntransport war Adolf Eichmann zuständig. Tags darauf unterzeichnete Wagner einen Erlass, mit dem das gesamte Vermögen der aus Baden ausgewiesenen Juden „dem Land für verfallen erklärt“ wurde. Schon vorher waren die Juden aus dem eroberten Elsass und Lothringen in das besetzte Frankreich deportiert worden.[39]

Im November 1940, nach der Luftschlacht um England, wurde der Madagaskar-Plan illusorisch. Dennoch erwähnten manche NS-Akten ihn noch bis Anfang 1942. Dokumente sprachen ab 1941 von einer „territorialen Endlösung“ „in einem noch zu bestimmenden Territorium“. Himmler und Heydrich erwogen, die Juden nach dem Krieg gegen die Sowjetunion, der damals vorbereitet wurde, in unwirtliche Regionen hinter dem Ural, die Prypjatsümpfe oder die Eismeer-Lager abzuschieben und dort zugrunde gehen zu lassen.

Die Vorhaben spiegeln einen fehlenden Gesamtplan, Kompetenzchaos und Konkurrenz beteiligter NS-Behörden ebenso wie ihr kontinuierliches Drängen auf eine „Endlösung“. Da sie die Juden während des Krieges einerseits leichter als innere Kriegsgegner behandeln, andererseits nicht mehr einfach in unbesetzte Gebiete abschieben konnten, gewannen radikalere Lösungsideen an Boden. Laut Dieter Pohl zielten alle diese großangelegten Deportationspläne auf einen schleichenden Völkermord, weil sie schlechte Lebensbedingungen, Zwangsarbeit und Zwangssterilisierung beinhalteten: Die Deportierten sollten die letzte Generation Juden sein.[40]

Entschlussbildung

Adolf Hitler bei einer Rede vor dem Reichstag (Oktober 1939)

Wie das NS-Regime zu dem Entschluss kam, die Juden nicht nur aus dem deutschen Herrschaftsbereich zu entfernen, sondern allesamt umzubringen, ist in der historischen Forschung umstritten. Zum einen ist nicht klar, ob dieser Entschluss unmittelbar Ausfluss von Hitlers radikalantisemitischem „Programm“ war, wie die so genannten Intentionalisten annehmen, oder ob er innerhalb der nationalsozialistischen Polykratie zwischen verschiedenen, miteinander rivalisierenden Akteuren in Berlin und an der Peripherie „improvisiert“ wurde – dies ist die Ansicht der so genannten Funktionalisten.[41]

Außerdem ist umstritten, wann bzw. ob überhaupt Hitler den Befehl zum Holocaust gab. Das NS-Regime ließ möglichst wenige Beschlüsse zu NS-Verbrechen schriftlich festhalten, behandelte sie als Geheime Reichssache und ließ viele Akten vernichten, da den Entscheidungsträgern Ausmaß und Tragweite ihrer Verbrechen klar waren. Schriftdokumente dienten oft nachträglicher Legitimation, setzten also informelle Entscheidungen voraus und können von weiter gehenden mündlichen Anweisungen begleitet gewesen sein.[42]

Hitlers Reden waren zwar bewusst allgemein, mehrdeutig und verschleiernd, wirkten aber als Richtlinien für zahlreiche Maßnahmen der mit Juden befassten NS-Behörden, die dem „Führerwillen“ entgegenkamen und die Hitler dann wiederum absegnete. Am 30. Januar 1939 drohte er im Reichstag die „Vernichtung der jüdischen Rasse in Europa“ im Falle eines neuen Weltkriegs an. Ob dies als Folge von Abschiebungen oder direkte Mordabsicht zu verstehen war, ließ er offen; ein Vernichtungsplan existierte noch nicht. Auf diese Rede kam er während des Holocaust oft zurück, je viermal allein 1941 und 1942, und deutete seinen Vollzug an: „Die Juden haben einst auch in Deutschland über meine Prophezeiungen gelacht. […] Von denen, die damals lachten, lachen heute Unzählige nicht mehr …“[43] Laut dem Historiker Hans Mommsen ging es Hitler in dieser Rede vor allem darum, einerseits den Westmächten im Zusammenhang mit den gleichzeitig stattfindenden Verhandlungen des Rublee-Komitees Devisen zur Finanzierung der jüdischen Auswanderung abzupressen und sie andererseits – mit den Juden als Geiseln – zu politischem Wohlverhalten gegenüber dem Deutschen Reich zu nötigen.[44]

Ein schriftlicher Holocaustbefehl Hitlers wurde nicht gefunden und hat wahrscheinlich nicht existiert.[45] Mehrere schriftliche und mündliche Befehle Hitlers für einzelne Vernichtungsschritte sind jedoch belegt. Er hatte im Oktober 1939 die Aktion T4 befohlen und den schriftlichen Erlass auf den 1. September 1939, den Beginn des Überfalls auf Polen, zurückdatiert. Er verstand die „Vernichtung unwerten Lebens“ zur „Reinerhaltung arischen Blutes“ also als Teil seines Krieges. Der Erlass legitimierte die geheim vorbereiteten Krankenmorde, um ein öffentliches Euthanasiegesetz zu vermeiden und bei beteiligten Ärzten Ängste vor strafrechtlichen Folgen auszuräumen. Nachdem trotz der Geheimhaltung kirchliche Proteste laut geworden waren, ließ Hitler die Aktion T4 am 24. August 1941 einstellen, aber die Krankenmorde in den besetzten Gebieten Osteuropas fortsetzen. Das zeigte laut Karl Schleunes sein Kalkül, die innenpolitische Zustimmung zu seiner Politik nicht zu gefährden, um so die rassistische Vernichtung ungehindert durchzuführen. Diese Haltung habe auch sein Vorgehen beim Holocaust bestimmt.[46]

Ab Februar 1941 plante das NS-Regime mit SS und Wehrmachtgenerälen den Vernichtungskrieg gegen die Sowjetunion. Massentötungen wurden bei verschiedenen Treffen besprochen. Am 3. März gab Hitler dem OKW Richtlinien, mit SS und Polizei zusammenzuarbeiten, um die „jüdisch-bolschewistische“ Intelligenz zu beseitigen. Wie in Polen 1939 sollten zuerst die Eliten in Staat, Partei und Armee dezimiert werden. Der von Hitler angeordnete Kriegsgerichtsbarkeitserlass des OKW vom 13. Mai 1941 erlaubte den Wehrmachtsoldaten, des Widerstands verdächtige Zivilisten sofort zu erschießen, ohne militärstrafrechtliche Folgen befürchten zu müssen. Hitlers Kommissarbefehl vom 6. Juni 1941 befahl, kriegsgefangene politische Offiziere der Roten Armee sofort auszusondern und zu erschießen. Hinzu kam das Hungerkalkül, die deutschen Truppen vor Ort zu ernähren und dafür Millionen sowjetische Zivilisten dem Verhungern auszuliefern. Diese Befehle und Pläne betrafen Juden besonders, da sie mit Unruhestiftern und „Bolschewisten“ identifiziert wurden und vorrangig in Städten lebten.[47]

Im Mai 1941 ließ Heydrich auf Befehl Hitlers vier mobile „Einsatzgruppen der Sicherheitspolizei und des SD“ (A bis D) aufstellen und in wenigen Wochen ausbilden. Ab Juli kamen mehrere Einsatzgruppen „zur besonderen Verwendung“ (z. b. V.) hinzu. Ihr offizieller Auftrag war die Partisanenbekämpfung hinter den vorrückenden Heeresgruppen der Wehrmacht durch „Repressalien“, also Massaker als Vergeltung für angebliche oder wirkliche Anschläge auf deutsche Soldaten. Das Oberkommando des Heeres erlaubte ihnen mit einem Abkommen eigenständiges Vorgehen und sagte ihnen zugleich enge Zusammenarbeit zu.[48] Hinzu kamen einige Bataillone der Ordnungspolizei und zwei Brigaden der Waffen-SS unter dem „Kommandostab Reichsführer SS“ ohne besondere Aufgabenstellung. Die Himmler direkt unterstellten drei Höheren SS- und Polizeiführer (HSSPF) Erich von dem Bach-Zelewski, Friedrich Jeckeln und Hans-Adolf Prützmann lenkten und koordinierten die Mordeinsätze all dieser Gruppen.[49]

Zwangsrasur eines ukrainischen Juden durch Wehrmachtsoldaten (Juli 1941)
Als angebliche „Heckenschützen“ gefangen genommene russische Juden, darunter ein Rabbiner

Himmler berief sich in Tagebucheinträgen und in seinen Posener Reden vom Oktober 1943 öfter auf Hitlers persönlichen Auftrag zur „Ausrottung“ der Juden. Laut seinem Leibarzt Felix Kersten soll er diesen Auftrag im Frühjahr 1941 erhalten haben.[50] Daher war lange die These verbreitet, Hitler habe den Befehl zum Holocaust bereits im Frühjahr oder Sommer 1941 erteilt.[51] Am 21. Mai unterstellte Himmler die HSSPF schriftlich einem „Sonderauftrag des Führers“, seine „Sonderbefehle“ in den künftig besetzten Gebieten durchzuführen. Am 17. Juni wies Heydrich sie in Berlin mündlich an, eine „Selbstreinigung“ – Pogrome – gegen Juden und Kommunisten in den bald besetzten Gebieten auszulösen. In seinen Einsatzbefehlen vom 29. Juni 1941 erinnerte er sie daran. Am 2. Juli listete er ihnen die Personengruppen auf, die sie auftragsgemäß ermorden sollten. Dabei ergänzte er explizit „Juden in Partei- und Staatsstellungen“ und erlaubte den Tätern mit bewusst vagen Begriffen, die Opfergruppen auszuweiten. Weitere Befehle aus dem RSHA verlangten von der Wehrmacht, alle jüdischen Kriegsgefangenen der SS auszuliefern. Demnach lag den Adressaten also noch kein allgemeiner Judenmord-Befehl aus der Reichskanzlei vor.[52]

Am 16. Juli 1941 übertrug Hitler Himmler auf dessen Drängen die Führung über SS, Polizei und SD auch im Osten.[53] Himmler verstärkte die Einsatzgruppen bis zum Jahresende von 3000 auf 33.000 Mann, wobei er hilfswillige Einwohner der besetzten Gebiete einbezog.[54] Am 31. Juli erteilte Hermann Göring Heydrich den Auftrag, einen „Gesamtentwurf“ für eine „Gesamtlösung der Judenfrage“ zu erstellen. Der Text wurde im Reichssicherheitshauptamt verfasst und Göring nur zur Unterschrift vorgelegt, sollte also schon laufende Pläne autorisieren.[55] Nach Darstellung von Lars Lüdicke verfasste Göring das Schreiben selbst, basierend auf einem von Heydrich in Auftrag gegebenen Entwurf.[56] Hitler befahl den Einsatzgruppenleitern per Funk am 1. August, ihm laufend über ihre Ergebnisse zu berichten.

Nach übereinstimmenden späteren Aussagen beteiligter Kommandeure befahl Jeckeln ihnen im August, die Exekutionen auf Frauen und Kinder zu erweitern, „um keine Rächer entstehen zu lassen.“ Am 15. August listete ein Einsatzgruppenbericht erstmals „Juden, Jüdinnen und Judenkinder“ als Mordopfer auf. Ende August berichtete Einsatzgruppe D, ihr Operationsgebiet sei nunmehr „judenfrei“. Parallel dazu sollten nun alle Juden der eroberten Gebiete in Ghettos gebracht und registriert werden; die registrierten Juden wurden alle bald darauf erschossen.[57] Einsatzkommandoleiter Otto Bradfisch zufolge antwortete Himmler auf seine Nachfrage in Gegenwart aller Schützen bei einer Massenerschießung in Minsk: Es gebe einen „Führerbefehl über die Erschießung aller Juden“, der Gesetzeskraft habe. Laut Jeckeln beauftragte Himmler ihn vor dem „Rigaer Blutsonntag“ (30. November 1941), Hinrich Lohse mitzuteilen: „…es ist mein Befehl, was auch des Führers Wunsch ist.“[58] Diese Nachkriegsaussagen werden auf den ab August verallgemeinerten Kommissarbefehl bezogen.[59] Hans Mommsen dagegen sieht die Ausweitung der zu Ermordenden auch auf jüdische Frauen und Kinder nicht durch explizite Befehle motiviert, sondern durch eine Eigendynamik: Die Führer der Einsatzgruppen verstanden ihre Abordnung als Möglichkeit, sich zu bewähren, und sahen sich demnach in einem Wettbewerb miteinander um die höchsten Quoten; der Mythos vom Jüdischen Bolschewismus ließ die Täter Widerstand jeweils mit noch mehr Morden an Juden vergelten.[60]

Als Ende August der deutsche Vormarsch ins Stocken geriet, wurde deutlich, dass die Hoffnungen auf einen raschen deutschen Sieg trogen. Hitler hatte bis dahin die „Endlösung der Judenfrage“ auf die Zeit nach dem erhofften Sieg über die Sowjetunion terminiert. Am 17. September 1941 gab er dann dem Drängen Alfred Rosenbergs und Joseph Goebbels' nach, die die Juden aus dem Deutschen Reich und dem Protektorat Böhmen und Mähren schon während des Krieges nach Osten deportieren lassen wollten. Der Schweizer Historiker Philippe Burrin glaubt, dies sei die Situation gewesen, in der Hitler die endgültige Entscheidung zum Völkermord getroffen habe: Angesichts des Scheiterns seiner Blitzkriegsstrategie habe er versucht, die Initiative wieder an sich zu reißen und beschlossen, die zu vernichten, die er als Urheber seines Misserfolgs ansah.[61] Nach dem Historiker Peter Longerich hatte der Beschluss zur Deportation der deutschen und tschechischen Juden andere Gründe: Die von den Nationalsozialisten angegebene Begründung, Vergeltung zu üben für die Deportation der Wolgadeutschen nach Sibirien und Kasachstan, sei allenfalls der Anlass für Hitlers Meinungswandel gewesen. Wichtiger sei ihm das drohende Eintreten der Vereinigten Staaten in den Krieg gewesen: Da Hitler fest an eine jüdische Weltverschwörung geglaubt habe, in der Bolschewismus und Finanzkapitalismus zwei Seiten derselben Medaille wären, habe er gemeint, mit der Deportation Einfluss auf die amerikanische Außenpolitik nehmen zu können. Hinzugekommen sei das innenpolitische Motiv, dem eigenen Volk einen Sündenbock für den beginnenden Bombenkrieg zu präsentieren.[62]

Am 2. Oktober schlug Himmler Hitler vor, Juden aus Deutschland und dem Reichsprotektorat in die Ghettos von Riga, Reval und Minsk zu „verlagern“. Heydrich bekräftigte am 10. Oktober im RSHA Hitlers Ziel, das Deutsche Reich bis zum Jahresende „judenfrei“ zu machen, und nannte neben Ghettos auch neugebaute KZs als Zielorte. Am 18. Oktober 1941 untersagte Himmler in einem Erlass mit Wirkung vom 23. Oktober allen Juden die Auswanderung aus Deutschland.[63] Viktor Brack bot am 25. Oktober an, arbeitsunfähige Juden aus den Ghettos im Osten mit seinen Euthanasie-Apparaten zu vergasen. Am 1. November begann die SS, das Vernichtungslager Belzec zu bauen, das zur Leerung überfüllter Ghettos dienen sollte.[64]

In diesen Wochen häuften und steigerten sich Hitlers interne hasserfüllte Aussagen über Juden, die er als „Weltfeind“ hinter allen gegen Deutschland kriegführenden Mächten sah. Die „Ausschaltung“ der Juden sei Bedingung für jeden positiven Wandel in den besetzten oder verbündeten Ländern, da sie sonst durch Rassenmischung destruktiv wirkten. Am 21. Oktober erklärte er: „Wenn wir diese Pest ausrotten, so vollbringen wir eine Tat für die Menschheit, von deren Bedeutung sich unsere Männer draußen noch gar keine Vorstellung machen können.“ Am 25. Oktober erinnerte er die NS-Spitzen an seine „Prophezeiung“ vom 30. Januar 1939: „Es ist gut, wenn uns der Schrecken vorangeht, daß wir die Juden ausrotten.“[65]

In der Forschung wird ein Zusammenhang der Entschlussbildung zum Holocaust mit dem Führen des Vernichtungskrieges gegen die UdSSR vermutet. Der britische Historiker und Hitlerbiograph Ian Kershaw betont, dass die Vernichtung des „jüdischen Bolschewismus“ im Mittelpunkt dieses Krieges stand. Hitler äußerte sich im Sommer und Herbst 1941 immer wieder in brutalster Weise über die Zerschlagung der UdSSR und erging sich in barbarischen Verallgemeinerungen über die Juden insgesamt. So habe „aus den Widersprüchen und dem Mangel an Klarheit in der antijüdischen Politik ein Programm zur Ermordung aller Juden im von den Deutschen eroberten Europa konkrete Gestalt“ annehmen können.[66] Dem amerikanischen Holocaustforscher Christopher Browning zufolge „setzten die Vorbereitungen auf das ‚Unternehmen Barbarossa’ eine Kette von verhängnisvollen Ereignissen in Gang, und der mörderische ‚Vernichtungskrieg’ führte dann rasch zum systematischen Massenmord, zuerst an den sowjetischen und bald darauf auch an den anderen europäischen Juden“.[67]

Aufstellung der zur Vernichtung vorgesehenen Juden nach Gebieten; Dokument der Wannseekonferenz, 20. Januar 1942
Video: Die Ermordung der Juden im Nationalsozialismus

Der Historiker Christian Gerlach dagegen interpretiert zwei Quellen aus dem Dezember 1941 als Hitlers Befehl zum Holocaust: Zum einen erklärte dieser am 12. Dezember, einen Tag nach seiner Kriegserklärung an die USA, den in der Reichskanzlei versammelten Gauleitern: Da der Weltkrieg nun eingetreten sei, müsse die Judenvernichtung „die notwendige Folge“ sein. Zum andern verweist Gerlach auf eine Notiz in Himmlers Dienstkalender vom 18. Dezember, in der es nach einem Gespräch mit Hitler heißt, die Juden seien „als Partisanen auszurotten“.[68]

Heydrich hatte die wichtigsten Ministerialbeamten mit Berufung auf Görings Auftrag zur Wannseekonferenz am 9. Dezember eingeladen. Nach dem japanischen Angriff auf Pearl Harbor (7. Dezember 1941) sollte an diesem Tag jedoch die deutsche Kriegserklärung an die USA stattfinden, weshalb das Treffen auf den 20. Januar 1942 verschoben wurde. Die Teilnehmer besprachen hier die weitere Organisation des laufenden Holocaust. Laut dem einzigen erhaltenen Konferenzprotokoll waren 11 Millionen Juden Europas zur Deportation vorgesehen. Alle wichtigen NS-Machtbereiche sollten daran mitwirken, alle Teilnehmer stimmten der Durchführung zu. Heydrichs „Judenreferent“ Adolf Eichmann, Organisator und Protokollant der Konferenz, sagte 1961 während seiner Haft in Israel aus, Heydrich habe ihm einige Tage vor der Konferenz persönlich und wörtlich mitgeteilt: „Der Führer hat die physische Vernichtung der Juden befohlen.“[69] Im Eichmann-Prozess bestätigte er ferner, was die Tarnsprache des Protokolls meinte: „Es wurde von Töten und Eliminieren und Vernichten gesprochen.“[70]

Wegen des Verlaufs und der erhaltenen Dokumente gehen Historiker davon aus, dass Hitler und die NS-Spitzenvertreter den Holocaust nicht an einem einzigen Datum, sondern über längere Zeit beschlossen, planten, anordneten bzw. geschehen ließen. Sie nehmen an, erst nach Beginn der Morde der Einsatzgruppen sei beschlossen worden, auch die übrigen europäischen Juden zu deportieren und zu ermorden. Einen ausdrücklichen Befehl Hitlers zur „Endlösung“ habe es nicht gegeben. Die NS-Tätergruppen vor Ort hätten im engen Zusammenspiel mit den Zentralbehörden die Opfergruppen ausgeweitet.[71] Hans Mommsen sieht den Holocaust als Endergebnis eines komplexen Prozesses der zunehmenden Radikalisierung von Judenverfolgung und Kriegführung. Den entscheidenden Wendepunkt in der Radikalisierung der antisemitischen Politik des NS-Regimes habe der Überfall auf die Sowjetunion dargestellt. Wenige Monate danach sei das „Szenario für die Durchführung des Holocaust […] im Oktober 1941 bereits vorhanden“ gewesen. An einen konkreten Befehl Hitlers zum Holocaust glaubt Mommsen gleichwohl nicht: Er habe eine förmliche Identifizierung mit dem in der deutschen Bevölkerung unpopulären Mordprogramm bewusst vermieden und die Initiative Himmler, Heydrich und Odilo Globocnik überlassen.[72]

Systematische Massenerschießungen

Die Juden von Storow (Ukraine) heben vor ihrer Erschießung ihre Gräber aus (4. Juli 1941)
Iwanhorod-Einsatzgruppen-Fotografie: Erschießung von Juden aus Kiew bei Iwanhorod, Ukraine (1942)

Die Einsatzgruppen erschossen am 24. Juni 1941, zwei Tage nach dem Überfall auf die Sowjetunion, in Garsden erstmals die erwachsenen männlichen Juden einer Ortschaft.[73] In den ersten sechs Wochen folgten Massenmorde an hunderten bis tausenden Personen bei jedem Einsatz.

Ab Juli verübten auch faschistische Freischärler in Nordostpolen, der Westukraine, Litauen und Weißrussland in enger Kooperation mit deutschen Einsatzgruppen und Wehrmacht pogromartige Massenmorde an jüdischen Männern, die sie als Rache für vorherige, angeblich von Juden gesteuerte Massenmorde des NKWD rechtfertigten. Solche Milizen wie das Kommando Arājs waren aus nationalistischen und paramilitärischen Bewegungen wie der litauischen Gruppe „Eiserner Wolf“ (Geležinis vilkas) und dem lettischen „Donnerkreuz“ (Pērkonkrusts) hervorgegangen; auch in der Ukraine gab es mehrere solche Gruppen wie die OUN. Seit Frühjahr 1941 hatten das Reichssicherheitshauptamt und deutsche Militärgeheimdienste Kontakte zu ihnen aufgebaut und geplant, sie nach dem Überfall als Auslöser von Pogromen gegen „jüdische Bolschewisten“ zu benutzen.[74] Dieser Mordwelle fielen um die 40.000 sowjetische Juden zum Opfer.[75]

Am 15. Juli wurden in Mitau erstmals alle Juden einer Ortschaft ermordet. Ab 15. August erschoss besonders das Einsatzkommando 3 in Litauen und Lettland fast täglich auch jüdische Frauen, Kinder und Greise auf Sammelplätzen eroberter sowjetischer Orte; in Kaunas, Ponar bei Wilna, die ein Judenghetto hatten, auch mehrmals. In Estland konnten etwa 1.000 Juden fliehen; 950 wurden ermordet.

Beim Massaker von Kamenez-Podolsk am 29./30. August 1941 wurden nach einer Absprache zwischen Jeckeln und Wehrmacht erstmals alle Juden einer größeren Stadt ermordet. Unter den 23.000 Opfern waren 14.000 aus Ungarn deportierte Juden. Ab 15. September begannen die Einsatzgruppen C und D sowie die Polizeibataillone, alle Juden größerer Städte der Ukraine zu ermorden: zuerst in Shitomir, in der Schlucht von Babyn Jar bei Kiew, dann in der Schlucht von Drobyzkyj Jar bei Charkiw. Ab Oktober ermordeten Einsatzgruppen und Bataillone in der Westukraine alle Juden, die sie bei der ersten Mordwelle übrig gelassen hatten. Auch in Weißrussland ermordeten Schutzstaffel, Polizei und die 707. Infanterie-Division ab Oktober die Juden in größeren Städten wie Witebsk, Polozk, Borissow und in ländlichen Gegenden. In weiter östlichen Gebieten Russlands konnten viele Juden rechtzeitig fliehen; die Verbliebenen wurden ebenfalls ermordet, so in Smolensk, Rostow und Kalinin. Am 30. November und 7./8. Dezember ließ der neue Höhere SS- und Polizeiführer Friedrich Jeckeln in Riga mit allen verfügbaren Polizeibataillonen den Großteil der lettischen Juden ermorden, um das dortige Ghetto für nachrückende Judentransporte aus dem Deutschen Reich zu leeren.[76]

In Kaunas trafen vom 25. bis 29. November 1941 die ersten Transporte von deportierten Berliner Juden ein. Einsatzkommandos erschossen sie sofort nach ihrer Ankunft; so auch am 30. November in Riga. Zwar verbot Himmler die Erschießungen von Berliner Juden am 30. November und rügte Friedrich Jeckeln für die Missachtung seiner „Richtlinien“. Doch man nimmt an, dass er die Ermordung nur noch etwas aufschieben wollte, um das Durchsickern der Nachrichten davon im Reich zu verhindern. Im Februar 1942 wurden erneut deutsche Juden nach Lublin deportiert und in Riga erschossen. Fortan waren deutsche Juden in den laufenden Holocaust einbezogen.[77]

Während die meisten Juden im Generalgouvernement bereits in Vernichtungslagern ermordet wurden, wurden die Massenerschießungen in früher sowjetisch-, nun deutsch besetzten Gebieten fortgesetzt. In Wäldern bei Großstädten richtete die Ordnungspolizei abgeriegelte Exekutionsorte ein: Ponar bei Wilna, der Wald von Rumbula, der Wald von Biķernieki bei Riga, das Vernichtungslager Bronnaja Gora bei Brest und weitere. Die dorthin transportierten Opfer mussten sich entkleiden und wurden gruppenweise an Rändern ausgehobener Gruben erschossen, in die sie dann hineinfielen. Das Reserve-Polizei-Bataillon 101 war an der Exekution von 38.000 Juden und der Deportation von 45.000 Juden in Vernichtungslager beteiligt.[78] Darunter war auch das Massaker von Józefów am 13. Juli 1942. Auch in Serbien, Kroatien und Rumänien wurden dort lebende Juden seit September 1941 massenhaft erschossen.

Die folgende, unvollständige Tabelle umfasst nur größere und exemplarische kleinere Massenerschießungen.[79] Abkürzungen für Einsatzgruppe = EG, Einsatzkommando = EK, Litauische Aktivistenfront = LAF, Organisation Ukrainischer Nationalisten = OUN, Polizeibataillon = PB, Sonderkommando = SK, Sicherheits- und Ordnungspolizei = OP.

Ort Datum Tätereinheit Opfer
Garsden 24. Juni 1941 EK Tilsit 200 Männer, eine Frau
Białystok 27. Juni 1941 PB 309 2.000 Männer und Frauen
Lemberg 30. Juni bis 2. Juli 1941 OUN 4.000 Männer
Dünaburg 1./2. Juli 1941 EK 1a 1.150 Männer
Riga Anfang Juli 1941 EG A, litauische Hilfspolizei 400
Solotschiw Anfang Juli 1941 SK 4b, OUN, SS-Wikinger 2.000
Ternopol 7. Juli 1941 SK 4b, OUN 800
Luzk 2. Juli 1941 SK 4a 1.160 Männer
Lemberg 2.–6. Juli 1941 EK 5, 6, z. b. V. 2.500 Männer
Kaunas 4.–6. Juli 1941 EK 3 2.977 Männer
Brest 6. Juli 1941 PB 307 4.000 Männer
Białystok 8. Juli 1941 PB 316, 322 3.000 Männer
Mitau 15. Juli 1941 EK 2 1.550
Kaunas 25.–28. Juli 1941 LAF 3.800
Lemberg 29.–31. Juli 1941 OUN 2.000
Pinsk 7./8. August 1941 SS-Kavalleriebrigade 9.000
Kamenez-Podolsk 27.–29. August 1941 PB 320, SS 26.500
Shitomir 19. September 1941 EG C, D 3.145
Kiew, Babyn Jar 29./30. September 1941 SK 4a, PB 45, 314 33.771
Weißrussland ab Oktober 1941 707. Infanterie-Division 19.000
Dnepropetrowsk 13./14. Oktober 1941 PB 314 11.000
Rowno 5./6. November 1941 EK 5, PB 320 15.000
Riga 30. November, 7./8. Dezember 1941 alle PB, Kommando Arājs 26.000
Simferopol 13.–15. Dezember 1941 EG D, Wehrmacht 12.000
Charkow ab 1. Januar 1942 PB 314 12.000
Minsk 28.–30. Juli 1942 OP 10.000
Luzk 19.–23. August 1942 OP 14.700
Wladimir Wolynsk 1.–3. September 1942 OP 13.500
Brest 15./16. Oktober 1942 OP, PB 310 19.000
Pinsk 28. Oktober 1942 PB 306, 310 18.000

Am 31. Dezember 1941 meldete Himmler an Hitler 363.000 von August bis November als „Partisanen“ ermordete Juden. Bis zum Jahresende ermordeten die Tätereinheiten mindestens 500.000 von etwa 2,5 Millionen sowjetischen Juden, die in den von Deutschen besetzten Gebieten lebten.[80] Bis zur Wannseekonferenz am 20. Januar waren etwa 900.000 Juden ermordet worden. Die Einsatzgruppen und Polizeibataillone erschossen insgesamt mindestens 1,3 Millionen Juden.[81]

Vernichtungslager

Karte der Arbeits- und Vernichtungslager und Deportationswege im von Deutschland besetzten Europa um 1942
Bekanntmachung zur „Verkleinerung“ des Ghettos Litzmannstadt (22. August 1944)

Im Frühjahr 1941, bei der Planung des Vernichtungskrieges gegen die Sowjetunion, hatte Hitler Hans Frank zugesagt, das Generalgouvernement dürfe als erstes „judenrein“ werden, also die dort lebenden Juden in die eroberten Gebiete abschieben. Als sich abzeichnete, dass der Kriegsverlauf dies vereiteln würde, forderten die Gauleiter im besetzten Polen, die Juden der dortigen Ghettos massenhaft zu ermorden. In den Ghettos breiteten sich infolge der gewollten Überfüllung und völligen Abriegelung Seuchen aus. Angebliche Arbeitsunfähigkeit, Ansteckungsgefahren und Belastungen der Deutschen und der Wehrmacht durch „unnütze Esser“ waren einige der Vorwände, um „radikale Lösungen“ für die Ghettobewohner zu fordern.

Göring, der von Hitler mit der „Endlösung der Judenfrage“ beauftragt war, forderte am 31. Juli 1941 Reinhard Heydrich auf, einen detaillierten Plan dafür auszuarbeiten. Massenerschießungen galten schon bald als „ineffizient“. Gemeint war nicht nur das geringe Mordtempo, sondern auch die Probleme der Täter mit der Mordarbeit, die ihnen zu aufwändig, nervenbelastend und vor allem zu auffällig wurde.[82] Anonymisierte Tötungsmethoden sollten die psychische Hemmschwelle der Täter senken oder beseitigen. So entstand im Sommer und Frühherbst die Idee, die Morde in eigens dafür errichteten und als reinen „Todesfabriken“ organisierten Vernichtungslagern zu begehen. Dies sollte zudem die Geheimhaltung der Verbrechen erleichtern.[83]

Im Oktober 1941 erreichte der Gauleiter des Warthelands, Arthur Greiser in Absprache mit Viktor Brack, einem der Organisatoren der NS-Krankenmorde, dass die bei der Aktion T4 angewandte Mordmethode der Vergasung mit Kohlenstoffmonoxid in seinem Gau angewandt werden durfte. Dazu errichtete ein Sonderkommando der SS, dessen Mitglieder an den Krankenmorden 1939/40 beteiligt waren, in wenigen Wochen das Vernichtungslager Kulmhof (Chelmno). Am 8. Dezember 1941 wurde dort eine erste, aus Prag stammende Gruppe von Juden vergast.[84]

Kinder aus dem Ghetto in Łódź warten auf ihre Deportation ins Vernichtungslager Kulmhof 1942

Um die deutschen Großghettos im besetzten Polen wie geplant durch die Ermordung ihrer Bewohner zu leeren, wurden von November 1941 bis Juli 1942 die Vernichtungslager Belzec, Sobibor und Treblinka gebaut. Die dortigen Ärzte, Verwaltungs- und Transportspezialisten stammten überwiegend aus der Aktion T4 und stiegen zum Teil in der SS-Hierarchie auf. Am 26. September 1941 gab Himmler dem Lagerkommandanten Rudolf Höß den Auftrag, das seit 1940 als Zwangsarbeitslager bestehende KZ Auschwitz zum Vernichtungslager auszubauen. Weitere Vernichtungslager waren das KZ Majdanek und Maly Trostinez bei Minsk in Weißrussland.

Am 16. März 1942 begannen SS und Polizei in Absprache mit der Militärverwaltung, zunächst die Ghettos von Lemberg und Lublin, ab Mai die im Distrikt Krakau zu leeren und die Bewohner nach Belzec zu transportieren. Judenräte zwang man zur Auswahl der Opfer, die sofort nach Ankunft ermordet wurden. Ab Mai 1942 wurden als „arbeitsunfähig“ eingestufte Juden der näheren Umgebung in Sobibor ermordet. Die Zivilverwaltungsstellen in Polen stuften alle Juden in die drei Kategorien „kriegsfähig“, „arbeitsfähig“ und „arbeitsunfähig“ ein. Ende Mai herrschte unter all diesen Stellen Konsens, sämtliche „Arbeitsunfähigen“ zu ermorden. Auch in kleineren Orten wurden nun jüdische Ghettos eingerichtet. Die Vorbereitungen wurden in Lublin zentral organisiert; das gesamte Mordvorhaben wurde nach dem kurz zuvor ermordeten Reinhard Heydrich Aktion Reinhardt genannt. Als Mordmethode wurden meist Motorabgase benutzt. Fast alle Ankömmlinge wurden ungeachtet ihrer Arbeitsfähigkeit umgebracht und nur ausnahmsweise verschont, um in ein internes Häftlingskommando eingegliedert zu werden.[85]

Ab August 1942 wurden auf Befehl der Militärverwaltungen, die Nahrungsmittelkontingente einsparen wollten, noch bestehende Ghettos in Weißrussland und der Ukraine „geräumt“: Das bedeutete die vollständige Ermordung ihrer Bewohner, besonders in Wolhynien, Luzk, Wladimir Wolynsk, Brest-Litowsk und Pinsk. Dabei wurden in Maly Trostinez auch Gaswagen eingesetzt. An vielen dieser Massaker waren Wehrmachteinheiten, drei Polizeibataillone, die stationäre Schutzpolizei, die Gendarmerie und ausländische Helfer direkt beteiligt.

Zur Tarnung der geplanten Ermordung diente für einen Kreis privilegierter Juden das „Ghetto Theresienstadt“ genannte KZ Theresienstadt in Terezín bei Prag. 1941 wurde es als Durchgangslager zum späteren Abtransport in die Vernichtungslager eingerichtet. Juden aus Deutschland konnten sich dort unter der vorgeblichen Zusage, versorgt zu werden, sogar „einkaufen“. Im KZ lebten mehr als 140.000 Juden auf engstem Raum mit einer minimalen „jüdischen Selbstverwaltung“. Einer Delegation des Roten Kreuzes wurde dieses KZ im Juli 1944 als Ort eines vermeintlich „normalen Lebens“ der Häftlinge vorgeführt.

Deportierte in Birkenau auf dem Weg zur „Todesbaracke“ der Kranken, 1944
Juden aus der Karpatenukraine warten an der Rampe von Auschwitz auf ihre Selektion (Mai 1944)
Verbrennungsöfen im Krematorium im KZ Buchenwald; Bild aufgenommen am 16. April 1945 nach der Befreiung durch die amerikanische Armee

Hauptziel der Transporte aus allen Teilen Europas wurde 1942 das größte aller Vernichtungslager, Auschwitz-Birkenau II. Dort gehörten einzelne Morde durch Wachpersonal zum Alltag. So ließ Karl Fritzsch zwischen dem 31. August und dem 5. September 1941 auf eigene Initiative zur Erprobung des giftgashaltigen Produkts Zyklon B erstmals 850 sowjetische Kriegsgefangene und kranke Häftlinge ermorden.[86] Für das Zusatzlager waren sechs große Krematorien vorgesehen. Ob sie schon bei Baubeginn für Morde gedacht waren, ist ungewiss. Ende Juni 1942 begannen die Selektionen von arbeitsfähigen und sofort zu ermordenden Juden an der Rampe, wo die Züge eintrafen. Ab Juli 1942 waren zwei Gaskammern („Bunker“) fertiggestellt, wo bis Februar 1943 die Morde stattfanden. Im März 1943 waren die Krematorien mit jeweils einer Gaskammer fertiggestellt und dienten dann zur täglichen Ermordung und sofortigen Verbrennung von tausenden Ankömmlingen.[87]

Aus dem von deutschen Truppen besetzten Europa ließen die Nationalsozialisten Menschenmassen per Eisenbahn in die Vernichtungslager deportieren. Nicht wenige Deportierte starben beim Zugtransport in ungeheizten Viehwaggons. Bei der Ankunft im Lager selektierte die SS die Häftlinge teils in Arbeitsfähige und Nicht-Arbeitsfähige. Kinder, ihre Mütter sowie Alte und Kranke wurden gleich nach der Selektion in Gaskammern geführt, die als Duschräume getarnt waren. In Auschwitz benutzte die SS Zyklon B für die Ermordung. Die große Mehrheit der Deportierten wurde, ohne eine tätowierte Häftlingsnummer zu erhalten, sofort vergast. Das Cyanwasserstoff-Gas verursachte eine Cyanidvergiftung, die je nach Inhalationsstärke eine qualvolle, bis zu 20 Minuten dauernde innere Erstickung bewirken konnte. Haare, Goldzähne und Privatgüter der Opfer, wie Kleidung, Schuhe, Brillen, Koffer, ließ die SS finanziell verwerten. Häftlinge mussten die Leichen anschließend in Krematorien und Verbrennungsgruben verbrennen.

Die SS ließ in diversen Konzentrationslagern Menschenversuche zu militärischen, medizinischen und anderen Zwecken durchführen. Die Opfer wurden zum Beispiel in Druckkammern extrem hohem oder niedrigem Luftdruck ausgesetzt, in Eiswasser unterkühlt, mit Bakterien infiziert und für chirurgische Versuche missbraucht. Die Täter, etwa der SS-Arzt Josef Mengele, nahmen den Tod oder lebenslange Gesundheitsschäden der Versuchspersonen bewusst und ohne jede Skrupel in Kauf. An vielen deutschen und schweizerischen Forschungseinrichtungen fanden sich noch bis vor kurzem menschliche Körperteile, die einst von den Nationalsozialisten zu „Untersuchungszwecken“ angefordert und geliefert worden waren.

Eine exemplarische Beschreibung für Auschwitz-Birkenau gibt Raul Hilberg in seinem Standardwerk: Nach der Entladung der Deportations-Züge erfolgte die Selektion; Alte, Kranke und gelegentlich auch kleine Kinder wurden bereits auf der Rampe aussortiert. Im Stammlager Auschwitz brachte man die Alten und Kranken auf Lastwagen zu den Gaskammern, kräftige Personen kamen zunächst zum Arbeitseinsatz. Die Selektion verlief dabei oberflächlich, die Angekommenen wurden an dem Arzt vorbeigetrieben, der in eine von zwei Richtungen wies: entweder zum Arbeitseinsatz oder sofort in die Gaskammer. Auch in den Lagern selbst (zum Beispiel auf dem Appellplatz und im Lager-Lazarett) kam es zu regelmäßigen Selektionen. Die der Gaskammer zugeteilten Männer und Frauen mussten sich entkleiden, wobei der Eindruck erweckt wurde, dass die Kleider nach dem angekündigten gemeinsamen Duschen zurückgegeben würden. Zur Täuschung, zur Vermeidung von Panik und zur Beschleunigung des Ablaufes behauptete die Wachmannschaft beispielsweise, man solle sich beeilen, da sonst das Wasser in den Duschen oder die Suppe nach dem Duschen kalt würde. Die Opfer entdeckten in den Gaskammern, dass die vermeintlichen Duschen nicht funktionierten. Nach dem Schließen der Türen löschte die Wachmannschaft die elektrische Beleuchtung. Ein SS-Mann mit spezieller Gasmaske öffnete den Deckel des Einwurfschachtes an der Decke und schüttete Zyklon-B-Pellets auf den Boden der Gaskammer. Die leicht flüchtige Blausäure gaste aus dem Granulat aus und verteilte sich im Raum. In Panik stießen die stärkeren die schwächeren Menschen nieder, drängten von der Einwurfstelle weg, stellten sich auf Umfallende und Liegende, um giftgasfreiere Luftschichten zu erreichen. Bewusstlosigkeit oder Tod trat bei den ersten Opfern nahe der Einwurfstelle nach etwa zwei Minuten ein. Das Schreien hörte auf und die Sterbenden fielen übereinander, sofern genügend Platz war. Nach fünfzehn Minuten waren alle in der Gaskammer tot. Die SS ließ das Gas entweichen und nach etwa einer halben Stunde öffnete das Häftlings-Sonderkommando die Türe. Die Leichen fand man turmartig angehäuft, manche in sitzender und halbsitzender Position, Kinder und ältere Menschen zuunterst. An der Stelle, wo das Gas eingeworfen worden war, befand sich ein freier Raum, da die Menschen von dort zurückgewichen waren. Eine Häufung von Menschen befand sich gepresst an der Eingangstüre, die sie zu öffnen versucht hatten. Die Haut der Leichen war rosafarben, teilweise stand Schaum vor den Lippen oder es hatte Nasenbluten eingesetzt. Einige Leichen waren mit Kot und Urin bedeckt, bei manchen schwangeren Frauen hatte die Geburt eingesetzt. Jüdische Sonderkommandos mit Gasmasken mussten zunächst die Leichen an der Tür wegräumen, um sich den Weg freizumachen. Dann mussten sie die Leichen abspritzen und auseinanderzerren. Sofern den Frauen das Haar noch nicht geschoren worden war, mussten sie es nun schneiden und vor dem Einpacken in Salmiaklösung waschen. In allen Lagern wurden die Körperhöhlen nach versteckten Wertsachen durchsucht, die Goldzähne gezogen. Abschließend wurden die Leichen zu den Krematorien abtransportiert.[88]

Heimlich fotografierte Leichenverbrennung, Auschwitz-Birkenau, August 1944

Über drei Millionen Menschen wurden durch Giftgas getötet; ein Drittel von ihnen durch Zyklon B, die meisten durch Motorabgase.[89]

Lager Baubeginn Mordbeginn Ende der Massentötungen Ermordete[90]
Auschwitz-Birkenau II[91] Oktober 1941 März 1942 November 1944 900.000–1.100.000
Kulmhof Oktober 1941 Dezember 1941 Juli 1944 mehr als 150.000
Belzec November 1941 März 1942 Dezember 1942 435.000
Sobibor Februar 1942 April 1942 Oktober 1943 150.000–250.000
Treblinka Juni 1942 Juli 1942 August 1943 mehr als 900.000
Majdanek Oktober 1941 Februar 1943 Juli 1944 mind. 78.000
Maly Trostinez November 1941 Mai 1942 Juni 1944 60.000

Europaweite Judenvernichtung

Beginn systematischer Deportationen

Datum Land, Stadt Ziel[92]
15. Oktober 1941 Wien Ghetto Łódź
16. Oktober 1941 Luxemburg, Trier Ghetto Łódź
16. Oktober 1941 Prag Ghetto Łódź
18. Oktober 1941 Berlin Ghetto Łódź
24. November 1941 Prag Theresienstadt
25. November 1941 Berlin Kaunas, Riga
16. März 1942 Lublin Belzec
30. Juni 1942 Wien Sobibor
17. Juli 1942 Frankreich, Belgien, Niederlande Auschwitz
22. Juli 1942 Warschau Auschwitz
4. März 1943 Thrakien, Mazedonien, Pirot Treblinka
15. März 1943 Griechenland Auschwitz
2. Oktober 1943 Dänemark Theresienstadt
17. Oktober 1943 Italien Auschwitz
15. Mai 1944 Ungarn Auschwitz

Benelux-Staaten

Gefangennahme emigrierter Juden in Amsterdam (4. Juni 1940)

Die Deportation von Juden aus Luxemburg begann schon am 16. Oktober 1941, da man Luxemburg bei der Judenfrage stillschweigend zum Reich gehörend behandelte. Bis 17. Juni 1943 wurden 683 Juden unterschiedlicher Nationalität aus Luxemburg deportiert.[93]

Im Juli 1942 begannen die Deportationen von etwa 25.000 Juden aus Belgien[94] und etwa 107.000 Juden aus den Niederlanden.[95]

Von den 140.000 niederländischen Juden wurden über 110.000 deportiert. Über 100.000 wurden umgebracht; etwa 6.000 überlebten. Die Niederlande haben die mit Abstand höchste Deportationsquote in ganz Westeuropa. Zum Vergleich: Die Verschleppungsquote lag in Belgien und Norwegen bei 40 %, in Frankreich bei 25 %, in Italien bei 20 % und in Dänemark bei 2 %. Die Verfolgung der Juden begann 1940 nach deutschem Vorbild mit der Entlassung der Juden aus dem öffentlichen Dienst, führte über die Registrierung sämtlicher Juden 1941 zur gesellschaftlichen Ächtung und zum Verbot, öffentliche Einrichtungen zu betreten. Im Sommer 1942 schließlich begannen die Deportationen; bereits 1943 galten die Niederlande praktisch als „judenrein“. Über das polizeiliche Durchgangslager Westerbork nahe der deutschen Grenze rollten die Züge in die Vernichtungslager. Der in den Niederlanden geborene Historiker Rémy Limpach veröffentlichte 2007 eine Arbeit zu der Frage, wie die Niederlande, ein für liberale und tolerante Traditionen bekanntes Land, eine derart hohe Deportationsquote erreichen konnten.[96]

Bulgarien

In Bulgarien führte die Regierung im Januar 1941 das Gesetz zum Schutz der Nation als Rassengesetz gegen die jüdische Bevölkerung ein. Im Frühjahr 1943 gab sie die jüdische Bevölkerung der griechischen Gebiete Ost-Makedonien und Westthrakien, die sie im Balkanfeldzug 1941 besetzt hatte, auf deutschen Wunsch zur Deportation frei. Mindestens 11.343 jüdische Griechen wurden von bulgarischer Armee und Polizei zusammengetrieben und ausgeliefert. So gut wie alle wurden in den deutschen Konzentrationslagern Auschwitz und Treblinka umgebracht. Dem deutschen Ansinnen, auch die jüdischen Bulgaren auszuliefern, folgte Bulgarien nicht. König Boris III., der Metropolit Stefan der Bulgarisch-orthodoxen Kirche von Sofia, das bulgarische Parlament und die bulgarische Bevölkerung lehnten dies einhellig ab.[97][98]

Deutschland

Am 17. September 1941 entschied Hitler, die bis dahin für die Nachkriegszeit vorgesehene Deportation aller deutschen und europäischen Juden aus von Deutschland besetzten Gebieten nach Osteuropa noch während des Krieges zu beginnen. Nun fuhren die ersten Transportzüge aus Berlin, München, Wien, Prag nach Łódź, um zunächst 19.000 Juden in das ohnehin völlig überfüllte dortige Ghetto zu sperren. Dafür wurden ab Januar 1942 nichtdeutsche Ghettobewohner nach Kulmhof zur Vergasung gebracht. Ab März mussten auch Juden im Alter von über 65 Jahren, die bis dahin verschont worden waren, die Deportationszüge besteigen. Die Presse durfte nichts mehr darüber berichten. Im Mai wurden größere Gruppen auch deutscher Juden in Minsk und Kulmhof ermordet. Ab Juni sind erste direkte Transporte aus dem Reich in Vernichtungslager wie Sobibor und Belzec nachgewiesen.[99]

Frankreich

Gefangennahme von Juden in Paris (August 1941)

Am 27. März 1942 wurden erstmals auch französische Juden deportiert: ein Zug transportierte 1112 Menschen von Compiègne ins KZ Auschwitz.[100] Im Mai besuchte Heydrich Paris, um ein großes Deportationsprogramm mit dem Vichy-Regime zu besprechen. Dazu gehörte die Einführung des Judensterns. Am 16. und 17. Juli nahm die Polizei in Paris bei einer großen Razzia etwa 13.000 Juden ohne gültige Pässe fest. Sie wurden mit regelmäßigen Zügen vom Sammellager Drancy ins KZ Auschwitz gebracht und dort meist sofort ermordet. Auch aus der unbesetzten Zone Frankreichs wurden ab 17. August 1942 eingewanderte Juden mitsamt ihren Kindern, die eigentlich als französische Staatsbürger rechtlichen Schutz genossen, in ein osteuropäisches Vernichtungslager deportiert. Nach dem Einmarsch der Wehrmacht in den bislang unbesetzten Teil Frankreichs am 11. November 1942 („Unternehmen Anton“) wurden diese Transporte von Gefolgsleuten Eichmanns organisiert. Französische und italienische Behörden in der bis September 1943 italienisch besetzten Zone um Nizza verweigerten oft die Auslieferung; mehr als die Hälfte aller französischen Juden entging dem Abtransport. Etwa 75.000 von ihnen wurden deportiert,[100] etwa 3000 davon überlebten.

Italien

Nach den italienischen Rassengesetzen wurden die Juden ab 1938 mit dem Ziel, sie zur Auswanderung zu bewegen, diskriminiert. Mit dem Kriegseintritt Italiens im Juni 1940 wurden die ausländischen und als gefährlich betrachtete inländische Juden wie Angehörige von Feindstaaten behandelt und interniert. Bis zum Waffenstillstand von Cassibile im September 1943 lebten die Juden unter den Härten der Internierung und der Rassengesetze im italienischen Machtbereich besser als Juden irgendwo im NS-Machtbereich. Italien lieferte keine Juden aus. Offiziere und Diplomaten in den italienisch besetzten Gebieten von Kroatien, Griechenland und Südfrankreich schützten auch die dortigen Juden vor Deportationsforderungen der Deutschen.[101]

Nach dem Sturz Mussolinis und dem Waffenstillstand von Cassibile erfolgte im September 1943 die deutsche Besetzung Italiens (Fall Achse). Etwa einen Monat nach der Besetzung wurde eine mobile Einheit unter dem SS-Hauptsturmführer Theodor Dannecker von Eichmann mit der Verhaftung und Deportation beauftragt. Die Einheit führte mehrere Razzien durch, bei der Aktion vom 16. Oktober gegen die Juden in Rom wurden 1.259 Menschen gefangen genommen. Währenddessen konstituierte sich mit deutscher Hilfe die Italienische Sozialrepublik und erklärte die italienischen Juden in der Charta von Verona zu feindlichen Ausländern. Am 30. November 1943 wurde durch den Innenminister Guido Buffarini-Guidi die Verhaftung und Einlieferung aller Juden in italienische Konzentrationslager angeordnet. Von deutscher Seite wurde daraufhin Dannecker abgelöst und Friedrich Boßhammer organisierte mit Hilfe des BdS Italien in Verona deutsche Durchgangs- und Sammellager im Polizeihaftlager Borgo San Dalmazzo, Durchgangslager Fossoli, Risiera di San Sabba und Durchgangslager Bozen.[102] Über 9.000 Juden wurden zwischen Oktober 1943 und Dezember 1944 verschleppt, zum allergrößten Teil nach Auschwitz. Im Raum Triest war bis Kriegsende das Personal der „Aktion Reinhard“ als Sonderabteilung Einsatz R aktiv, das im September 1943 aus Polen nach Italien wechselte. Noch am 26. April 1945 ereigneten sich dort Morde.[103]

Die Beteiligung der italienischen Polizei, der faschistischen Miliz und der kommunalen Verwaltungen an der Verschleppung wurde lange Zeit in der öffentlichen Wahrnehmung, Forschung und juristischen Aufarbeitung durch den Brava-Gente-Mythos kaum wahrgenommen.[104]

Griechenland

Weinende Frau bei der Deportation aus Ioannina, Nordwestgriechenland (25. März 1944)

In Griechenland wurden die Juden je nach Besatzungsland sehr verschieden behandelt. Im italienisch besetzten westlichen Landesteil schützten die Behörden sie bis September 1943; in den deutsch und bulgarisch besetzten östlichen Teilen wurden die Juden aus mehreren Sammellagern von Saloniki aus ab März 1943 in 19 Güterzügen vor allem ins Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau zur Ermordung transportiert. Nach der Kapitulation Italiens vor den Westalliierten (September 1943) schickten die Deutschen mit großem logistischem Aufwand tausende weiterer Juden aus Korfu und dem damals italienischen Rhodos ebenfalls in Vernichtungslager. Zumindest 58.885 Juden aus Griechenland wurden ermordet.[105] Es gab einige Rettungsaktionen, zum Beispiel die Rettung nahezu aller Juden der Insel Zakynthos durch die Inselbevölkerung oder die Ausgabe falscher Personalausweise und Geburtsurkunden für Juden durch Athener Behörden.

Kroatien

Eingang zum KZ Jasenovac

In damaligen Unabhängigen Staat Kroatien (NDH) erließ das faschistische Ustascha-Regime unter Ante Pavelić schon im April 1941 kroatische Rassengesetze gegen Serben, Juden und Roma, denen bald Kleiderkennzeichen für Juden in Form eines runden, gelben Emblems mit einem „Z“ für Židov (=Jude) folgten. Zusätzlich entstanden hier um die 40 Konzentrations- und Internierungslager.[106] Neben dem Völkermord an den Serben im Unabhängigen Staat Kroatien wurden ab August 1941 auch tausende kroatische und bosnisch-herzegowinische Juden in dazu eingerichteten Lagern ermordet. Ab August 1942 wurden auf Drängen der Deutschen 5500 internierte Juden nach Auschwitz-Birkenau deportiert. Im Mai 1943 wurden die auf italienischen Druck hin zwischenzeitlich eingestellten Transporte wieder aufgenommen. Zur Rettung der Juden im italienisch besetzten Teil Jugoslawiens ließ das italienische Militär auf Befehle von Marshall Cavallero sie im Herbst 1942 internieren und brachte sie im Sommer 1943 auf die Insel Rab in das KZ Kampor, wo sie sich nach dem Waffenstillstand von Cassibile im September 1943 selbst befreiten und überwiegend den Tito-Partisanen anschlossen.[107]

Nach Yad Vashem wurden im NDH-Staat insgesamt 30.000 Juden ermordet, etwa 40 % allein im KZ Jasenovac.[108]

Polen

Rumänien

Deportation jüdischer Frauen, überwacht von einem rumänischen Soldaten (17. Juli 1941)

Die Regierung Rumäniens unter Antonescu ließ etwa 350.000 rumänische Juden in den von ihr besetzten Gebieten in großen Massenmorden nahezu vollständig ausrotten. Nur die Juden Transsylvaniens blieben bis März 1944 unter dem Schutz Ungarns, bis auch sie mit den ungarischen Juden direkt nach Auschwitz deportiert wurden. Die bereits fest geplante Deportation der Juden Altrumäniens ließ der Staatschef im Oktober 1942 überraschend stoppen. Diese waren jedoch weiterhin Verfolgung und Pogromen ausgesetzt.

Siehe auch: Curăţirea terenului (Reinigung des Landes)

Serbien

Nach dem Balkanfeldzug ließ die deutsche Militärverwaltung in Serbien Lager für Gegner, Partisanen und Juden einrichten. Ab September 1941 veranlasste sie Massenmorde an männlichen Juden in den Ortschaften. Ab dem 16. Oktober wurden nach jedem Partisanenanschlag hunderte internierte Juden ermordet.[109] Ab Dezember 1941 wurden jüdische Frauen, Kinder und Greise Serbiens in das KZ Sajmište interniert. Im Mai 1942 ermordete die dortige Gestapo 6000 von ihnen mit einem Gaswagen. Das serbische Nedić-Kollaborationsregime erließ Rassengesetze und war an der Inhaftierung von Juden beteiligt. Das Serbische Freiwilligenkorps unter Dimitrije Ljotić stand hierbei der SS zur Seite.

Skandinavien

Dänemark wurde ab 9. April 1940 von der Wehrmacht besetzt. Seine demokratisch gewählte Regierung durfte unter deutscher Besatzung zunächst weiterarbeiten. Sie verhinderte erfolgreich die Einführung von Judenstern und Rassengesetzen. Als der dänische Widerstand im Sommer 1943 anwuchs, beschloss die deutsche Militärverwaltung die Deportation der dänischen Juden. Weil der 1./2. Oktober 1943 als Termin der Festnahme durchgesickert war, konnten 7200 von ihnen rechtzeitig mit Fischerbooten in das neutrale Schweden fliehen. 483 dänische Juden wurden nach Theresienstadt deportiert, wo bis auf 50 alle überlebten (siehe Rettung der dänischen Juden).

In Norwegen ging die Kollaborationsregierung unter Vidkun Quisling überwacht vom Reichskommissar Josef Terboven zunächst nicht offen gegen die Juden vor. Von Oktober 1942 bis Februar 1943 wurden dann die Deportationen und die Arisierung des Vermögens in rasch folgenden systematischen Schritten durch norwegische und deutsche Kräfte durchgeführt. Ein Judenstern wurde anders als in den sonstigen besetzten westeuropäischen Ländern nicht eingeführt.[110] 734 norwegische Juden fanden in Auschwitz den Tod.

Finnland lehnte eine Auslieferung der finnischen Juden ab. Von diesen kämpften einige auf deutscher Seite gegen die Sowjetunion.

Slowakei

Das im März 1939 gebildete Marionettenregime der Slowakei unter Jozef Tiso hatte schon im November 1938 mit eigenen Deportationen slowakischer Juden nach Ungarn und in Arbeitslager begonnen. Auf das Drängen des slowakischen Ministerpräsidenten Vojtech Tuka[111] hin wurden ab März 1942 unter der Regie Eichmanns etwa 58.000 slowakische Juden in den Distrikt Lublin, nach Auschwitz und Majdanek deportiert. Die meisten starben dort an Hunger, Zwangsarbeit und Seuchen. Im August 1942 wurden diese Transporte nach kirchlichen Protesten vorübergehend gestoppt. Zwei Jahre später besetzte die Wehrmacht die Slowakei; eine eigene Einsatzgruppe inhaftierte und deportierte etwa 12.000 untergetauchte slowakische Juden.

Sowjetunion

Tschechien

Das am 16. März 1939 unmittelbar nach der Zerschlagung der Tschechoslowakei errichtete Protektorat Böhmen und Mähren war unmittelbares Reichsgebiet und verfügte nur über eine äußerst beschränkte Selbstverwaltung. Im Juli errichtete die SS die Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag, welche ab 1941 die systematische Deportation der tschechischen Juden in Vernichtungslager exekutierte. Im Oktober 1941 gab Reinhard Heydrich den Befehl, alle Juden im Protektorat in das KZ Theresienstadt zu deportieren, das als Sammel- und Durchzugslager eingerichtet wurde. Ab Dezember 1941 galt für Juden ein generelles Ausreiseverbot. Insgesamt wurden 81.000 Juden aus den tschechischen Ländern in Konzentrations- und Vernichtungslager deportiert. Rund 10.500 von ihnen überlebten den Krieg.[112]

Ungarn

Gefangennahme von Juden in Budapest zur Deportation ins Vernichtungslager Auschwitz (Oktober 1944)

Ungarn war von Ende 1940 bis Oktober 1944 durch seinen Beitritt zum Dreimächtepakt offiziell mit NS-Deutschland verbündet. Es hatte die Karpato-Ukraine besetzt und erhielt 1940 von Hitler den nördlichen Teil Siebenbürgens zugesprochen.

Unmittelbar nach dem Überfall auf die Sowjetunion (ab 22. Juni 1941), an dem Ungarn beteiligt war, begann die Regierung von Miklós Horthy, die Juden aus den ungarisch besetzten Gebieten über die östlichen Grenzen zu treiben und nach Ost-Galizien zu deportieren. Dies war eine Mitursache für das Massaker von Kamenez-Podolsk, wo sich 14.000 deportierte ungarische Juden gesammelt hatten. Danach unterließ Horthy weitere Deportationen, schuf aber Bataillone aus jüdischen Zwangsarbeitern, die mit den ungarischen Truppen gegen die Rote Armee kämpfen mussten. Davon starben etwa 42.000, viele auch durch Morde deutscher Polizisten.

Weil Horthy die übrigen ungarischen Juden trotz der Nähe der Roten Armee noch nicht deportieren ließ, besetzte die Wehrmacht im März 1944 Ungarn (Operation Margarethe). Ein auf Hitlers Befehl entsandtes SS-Einsatzkommando, das Eichmann-Kommando (benannt nach seinem Leiter Adolf Eichmann), richtete mit Hilfe deutschfreundlicher ungarischer Beamter und Polizei Ghettos für die Juden ein. Ab 15. Mai 1944 wurden insgesamt 437.000 ungarische Juden zunächst aus den Randprovinzen, ab Juli 1944 auch aus Budapest nach Auschwitz deportiert; 320.000 davon wurden dort direkt vergast. Viele Leichen wurden unter freiem Himmel verbrannt, weil die Krematorien nicht schnell genug arbeiteten. 15.000 Juden wurden entgegen Hitlers Prinzip von 1941, keine Juden mehr ins Deutsche Reich zu bringen, nach Strasshof an der Nordbahn in Niederösterreich deportiert.

Nach massiven Protesten der Westmächte und des Vatikans ließ Horthy die Transporte am 6. Juli unterbrechen. Eichmann konnte danach noch einige wenige Transporte durchführen.

Am 15. Oktober gelang den rechtsextremen Pfeilkreuzlern mit deutscher Hilfe ein Putsch gegen Horthy. Sie ermordeten etwa 9000 Juden aus dem Budapester Ghetto. Viele Ghettobewohner konnten zeitweise mit schwedischen oder schweizerischen Schutzpässen überleben. Etwa 78.000 der verbliebenen Juden Ungarns wurden aber gefasst und von Eichmann auf Todesmärsche Richtung Österreich geschickt.[113] Juden mussten in Lagern am Südostwall Zwangsarbeit leisten.[114] Der General der Waffen-SS Hans Jüttner war so schockiert über das, was er bei einer Inspektionsfahrt sah, dass er sich bei dem Höheren SS- und Polizeiführer in Ungarn, Otto Winkelmann, beschwerte.

Schlussphase

Teilnehmer der Sonderaktion 1005 neben einer Knochenmühle im KZ Janowska (Sommer/Herbst 1943)

Schon Ende 1941, nach der verlorenen Schlacht vor Moskau, planten die Holocausttäter im RSHA, die Spuren von NS-Massenmorden zu beseitigen, bevor die Rote Armee sie entdecken konnte. Ab Herbst 1942 wurden zuerst in Kulmhof und Belzec Leichen exhumiert und verbrannt. Das Lager wurde geschlossen. Die Gebäude und Zäune des Lagers Treblinka mussten „Arbeitsjuden“ abreißen; dann wurden sie erschossen. Das Gelände wurde umgepflügt und Bäume darauf gepflanzt.[115]

Nachdem Wehrmachtsoldaten im April 1943 Massengräber von Opfern des sowjetischen Massakers von Katyn entdeckt hatten, ließ das RSHA die „Sonderaktion 1005“ einleiten: Mehrere Sonderkommandos zwangen Juden und sowjetische Kriegsgefangene zum Aufgraben der Massengräber von Juden und Verbrennen ihrer Leichen, etwa in Babyn Jar bei Kiew. Sie mussten die Knochen der Mordopfer zermahlen und zusammen mit der Asche der Leichen in Wäldern verstreuen. Im März 1944 wurden auch diese Zwangsarbeiter als unliebsame Zeugen ermordet. Solche Vertuschungsversuche folgten in Polen und auf dem Balkan. Da sich Massenerschießungen und Lagerstandorte aber kaum geheim halten ließen, wurden nach Kriegsende fast alle Massengräber der NS-Verbrechen entdeckt.

Seit der verlorenen Schlacht um Stalingrad am 2. Februar 1943 zog sich die Wehrmacht allmählich aus Osteuropa zurück. Gefangene der Deutschen sollten der Roten Armee auf keinen Fall in die Hände fallen. Beim Rückzug verübten Wachpersonal, Gestapo und Sicherheitspolizei daher viele Massaker an zehntausenden Gefängnis- und Lagerhäftlingen, teils auf eigene Initiative, teils auf zentralen Befehl. So befahl der Chef der Sicherheitspolizei im Generalgouvernement am 20. Juli 1944 die „Totalräumung“ aller dortigen Gefängnisse, die „Liquidierung“ der Insassen, falls Transporte unmöglich seien, das Verbrennen der Leichen und Sprengen der Gebäude.

Demgemäß hatten Lagerverwaltungen und regionale Polizeiführer seit Dezember 1943 die ersten Transporte nach Westen organisiert und dabei „nicht transportfähige“ Menschen selektiert und direkt ermordet. Im Januar 1945 begann die „Evakuierung“ aller KZs im Osten, die bis in die letzten Kriegstage im April fortgesetzt wurde. Aus dem KZ Stutthof mussten 17.000, aus Auschwitz 58.000 Menschen zu Fuß nach Westen marschieren. Wer nicht mitkam oder stürzte, wurde von Bewachern, teils auch Einheimischen beim Durchzug eines Ortes, erschossen. Auch bei Weitertransporten in völlig überfüllten Zügen starben tausende, ebenso in Aufnahmelagern. Nur etwa 1500 Personen dieser beiden Todesmärsche erreichten das Altreich lebend.

Bei diesen Maßnahmen wurden die etwa 200.000 Juden, die die Zwangsarbeits- und Vernichtungslager bis dahin überlebt hatten, erneut besonders brutal behandelt. Man schätzt, dass etwa 100.000 Menschen durch Todesmärsche, insgesamt 300.000 durch Gefangenenmorde umkamen.

Ab Februar 1945 ließen NS-Behörden auch Akten verbrennen. Per Runderlass ordneten Gauleiter an, besonders „Geheimbefehle des Führers“ und andere Geheimdokumente zu Mord- und Ausrottungsbefehlen zu vernichten.[116]

Gesamtzahlen jüdischer Opfer

Die Opferzahlen des Holocaust ließen sich bis 1990 nur annähernd schätzen. NS-Zeitungen hatten im Verlauf öfter realistische Opferzahlen genannt: So schrieb Der Danziger Vorposten am 13. Mai 1944 über „schwere Einbußen“ des Judentums in Osteuropa. Allein in Polen und Ungarn seien fünf Millionen Juden „ausgeschaltet“ worden, weitere 1½ Millionen seien entsprechenden „gesetzlichen Maßnahmen“ ausgesetzt.[117] Im Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher wurde 1946 erstmals die ungefähre Zahl von sechs Millionen ermordeter Juden genannt. In einer eidesstattlichen Erklärung sagte Wilhelm Höttl, bis 1945 Mitarbeiter im Reichssicherheitshauptamt, Eichmann habe ihm berichtet:[118]

„In den verschiedenen Vernichtungslagern seien etwa vier Millionen Juden getötet worden, während weitere zwei Millionen auf andere Weise den Tod fanden, wobei der größte Teil davon durch die Einsatzkommandos der Sicherheitspolizei während des Feldzuges gegen Rußland durch Erschießen getötet wurde.“

Holocaustforscher nahmen jedoch zunächst an, von 1939 bis 1945 seien weniger Juden ermordet worden: Gerald Reitlinger schätzte sie 1953 auf 4,2 bis 4,7,[119] Raul Hilberg 1961 auf 5,1 Millionen.[120] Martin Gilbert kam 1982 auf 5,7 Millionen.[121] 1987 trug die von einem internationalen Autorenkollektiv verfasste Enzyklopädie des Holocaust die damals möglichen genauesten Schätzungen aus vielen Einzelländern zusammen und kam so auf etwa 5,6 Millionen.

Durch die Freigabe sowjetischer Archive seit 1990 konnten die bis dahin ungewissen Opferzahlen für Polen und die Sowjetunion etwa anhand von Deportationslisten, Zugfahrplänen und Mitgliedlisten jüdischer Gemeinden vor und nach dem Holocaust überprüft werden. Dabei stellte sich heraus, dass die Opferzahlen der Konzentrationslager Auschwitz zwar niedriger lagen als zuvor vermutet, dass aber allein dort 1,1 Millionen Menschen, darunter mindestens 900.000 Juden, ermordet worden waren.[122]

Wolfgang Benz befasste sich in Dimension des Völkermords (erschienen 1991, 2. Auflage 1996) mit allen seit 1990 zugänglichen Quellen, Auswertungs- und Berechnungsmethoden der Opferzahlen. Burkhard Asmuss veröffentlichte 2002 eine Aufstellung mit teilweise gröberen Schätzungen.[123] Insgesamt erhärtete sich dabei eine Gesamtopferzahl von mindestens 5,6 bis zu 6,3 Millionen ermordeten jüdischen Menschen. Dazu kommen Zahlen für Verletzte und Vertriebene. Im von ihm herausgegebenen Handbuch des Antisemitismus bezifferte Benz die Gesamtzahl der Holocaust-Opfer auf „mindestens sechs Millionen“.[124]

Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem nannte im Dezember 2010 über vier Millionen Opfer in ihrer Personenkartei namentlich, also als identifiziert. 2,2 Millionen dieser Namen wurden von Angehörigen oder Freunden beigesteuert, die anderen stammen aus Archiven oder Recherchen.[125]

Land Dimension des Völkermords (2/1996) Enzyklopädie des Holocaust (4/2002) Burkhard Asmuss (1/2002)
Albanien 3  4 591  3
Belgien 28.518 28.900 25.000
Bulgarien 1 11.393
Dänemark 3 116 60  3
Deutschland 2 160.000 134.500 165.000
Estland 1.000
Frankreich 76.134 77.320 75.000
Griechenland 59.185 60.000 59.000
Italien 6.513 7.680 7.000
Jugoslawien 60.000 56.200 65.000
Lettland 67.000
Litauen 160.000
Luxemburg 3 1.200 1.950  3
Niederlande 102.000 100.000 102.000
Norwegen 3 758 762  3
Österreich 65.900 50.000 65.000
Polen 2.700.000 2.900.000 3.000.000
Rumänien 211.214 271.000 350.000
Sowjetunion 2.100.000 1.211.500 1.000.000
Tschechoslowakei 143.000 146.150 260.000
Ungarn 550.000 550.000 270.000
weitere Länder 3 2.800
Spannen  5 6.276.522–6.316.522 5.596.022–5.863.122 5.673.800

Anmerkungen:
Keine Angaben: —

1 
Nach Asmuss (Holocaust) beziehen sich die Zahlen auf Juden aus bulgarisch besetzten Gebieten; alle bulgarischen Juden wurden gerettet.
2 
Benz (Dimension des Völkermords) nennt 165.000 als realistische Schätzung.
3 
Asmuss fasst die Opfer aus Albanien, Dänemark, Luxemburg, Norwegen und Nordafrika in einer Zahl unter „weitere Länder“ zusammen.
4 
Nach Asmuss deportiert
5 
gesicherte Minimalzahl und wahrscheinliche Maximalzahl.

Täter

Der Holocaust war kein Projekt einer Einzelbehörde und wurde nicht nur von bestimmten dazu beauftragten Tätern durchgeführt, sondern von vielen Institutionen aller deutschen Gesellschaftsbereiche ermöglicht, mitgetragen, geplant, organisiert und vollzogen. Seit den Forschungen Raul Hilbergs werden dabei bürokratische Entscheidungsabläufe, Arbeitsteilung, Zuständigkeiten und ihr Zusammenwirken untersucht, aber auch gemeinsame Interessen, ideologischer Konsens und praktische Bündnisse zwischen alten und neuen Eliten, Führung und Bevölkerungen.

Historiker gehen heute von bis zu 500.000 „an den Schreibtischen wie auf den Schauplätzen“ an den Judenmorden beteiligten, meist männlichen, Deutschen und Österreichern sowie nochmals einigen Hunderttausend Kollaborateuren aus den von Deutschland besetzten oder mit ihm verbündeten Staaten aus.[126] Haupttäter waren Mitglieder aller Machtsäulen des NS-Staates:

  • Hitler und der engere Führungszirkel des NS-Regimes, die die Leitlinien der Vernichtungspolitik bestimmten und in allgemeine Befehle und Verordnungen umsetzten,
  • die Massenpartei NSDAP, die die Hetzpropaganda entfaltete, die den Holocaust vorbereitete und begleitete, deren Gauleiter und Ortsgruppenleiter die Entrechtung und Deportation der Juden und anderer Opfergruppen in ihrem Bereich vorantrieben, deren SA und Hitlerjugend direkt an Verfolgungs- und Mordaktionen in der Vorkriegszeit (zum Beispiel Judenboykotte 1933ff., Novemberpogrome 1938) und gegen Kriegsende (Endphaseverbrechen gegen KZ-Häftlinge auf Todesmärschen usw.) teilnahmen;
  • die SS als dem „Führer“ persönlich verpflichtete elitäre Terrororganisation, deren weitverzweigte Untergliederungen die rassistische Bevölkerungs- und Vernichtungspolitik in den eroberten und eingegliederten Gebieten durchführten und dort das entsprechende Lager- und Ghettosystem organisierten. Hier wird nicht nur den Einsatzgruppen, sondern auch den Polizeibataillonen und ihren jeweiligen Vorgesetzten, den Höheren SS- und Polizeiführern sowie den SS-Hauptämtern – besonders dem Reichssicherheitshauptamt – eine Hauptverantwortung an den Massenmorden zugewiesen.
  • die Gestapo, Ordnungs-, Sicherheits- und Kriminalpolizei: Sie sollten möglichst alle „Reichs- und Volksfeinde“ aufspüren, überwachen und „ausschalten“ und wirkten dabei mit der SS zusammen.
  • die Wehrmacht: Deren Oberkommandos und Generäle trugen die Vernichtungsziele des Krieges gegen die Sowjetunion mit, setzten sie in völkerrechtswidrige Befehle um und halfen auf vielfältige Weise bei der Judenvernichtung, etwa indem sie Soldaten für Massenerschießungen bereitstellten, die Judenkennzeichnung in besetzten Gebieten erzwangen, jüdische Kriegsgefangene aussonderten und Juden als Partisanen ermorden ließen oder selbst ermordeten.
  • viele Wirtschafts- und Industrieverbände und Unternehmen, die von der Arisierung, Zwangsarbeit und vom Aufbau der Vernichtungsindustrie in den Lagern profitierten und daran mitwirkten
  • die zivilen und militärischen Besatzungsverwaltungen, besonders in Osteuropa, die die wirtschaftliche Ausbeutung und rassistische Bevölkerungspolitik in ihren Gebieten organisierten, durchführten, zum Teil in einen Wettlauf bei deren „Entjudung“ eintraten und dazu Druck auf die Berliner Zentralbehörden ausübten. Zuständig war das Reichsministerium für die besetzten Ostgebiete unter Alfred Rosenberg in Berlin, dem sog. Ostministerium, dem zum Beispiel auch das Reichskommissariat Ostland unterstand.
  • das Personal vieler Staats- und Verwaltungsbehörden, die mit Gesetzen, Verordnungen, Verwaltungsakten und konkreten Maßnahmen an der Judenverfolgung, -ausgrenzung, -deportation und -vernichtung mitwirkten: „Es gab kaum eine Behörde, […], die nicht ‚von Amts wegen‘ für die ‚Lösung‘ einer ‚Judenangelegenheit‘ zuständig war.“[127]

Als indirekte, aber deswegen nicht weniger verantwortliche Tätergruppen werden erachtet:

  • Wissenschaftsinstitute, Universitäten und Fakultäten, die – z. B. in der Medizin, Völkerkunde und Raumplanung – mit interessegeleiteter Forschung ideologische Gründe lieferten, Pläne erstellten, Aufträge vergaben und sich – etwa durch die Abnahme von Leichen für „anatomische Rassestudien“ oder von lebenden Häftlingen für Menschenversuche – an Mordaktionen beteiligten.
  • die Kirchen, die ihre Tauf- und Eheregister zur Erfassung der „Nichtarier“ zur Verfügung stellten, selbst „Ariernachweise“ erstellten und die ausführenden Täter überwiegend moralisch entlasteten.
  • Bevölkerungsteile im Deutschen Reich und in den besetzten Gebieten, die die Judenverfolgung unterstützten.

Holocaustkenntnis während der NS-Zeit

Deutsches Reich

Die NS-Propaganda verfolgte in der Öffentlichkeit eine Doppelstrategie: Einerseits redeten die Sprecher der NS-Diktatur offen über „die Judenfrage“, über Ausrottung und Vernichtung der Juden, andererseits ließen sie bewusst offen, wann und wie diese geschehen würde. Mehrdeutige Rhetorik war beabsichtigt, um die Deutschen über das konkrete Geschehen im Unklaren zu lassen. Die zunehmende Judenverfolgung in Europa geschah vor aller Augen. Die Deportationen vollzogen sich auf öffentlichen Plätzen und Bahnhöfen, wurden jedoch als „Umsiedlungen“ in Arbeitslager dargestellt. Im Hinblick auf die Vernichtungsaktionen befahl das Regime strengste Geheimhaltung; SS-Angehörigen war es unter Androhung der Todesstrafe verboten, darüber zu berichten.

Die Isolation, Entrechtung, Verarmung und das allmähliche Verschwinden der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben im Deutschen Reich waren offensichtlich. Die Deportationen wurden von den meisten Deutschen hingenommen. Im Lauf des Holocaust sickerten immer mehr Einzelheiten durch; die Geheimhaltung konnte zeitweise nicht streng überwacht werden, und Verstöße wurden manchmal nicht bestraft. Dass „Umsiedlung“ tatsächlich Massenmord bedeuten sollte, erfuhren manche Deutsche von Soldaten auf Heimaturlaub, durch Hören von Feindsendern, durch „Flüsterpropaganda“ (Hannah Arendt). Der Widerstandskämpfer Helmuth James Graf von Moltke schrieb 1943: „Mindestens neun Zehntel der Bevölkerung weiß nicht, dass wir Hunderttausende von Juden umgebracht haben.“ Doch selbst das Zehntel, das nähere Information erhalten hatte, unternahm – von wenigen Ausnahmen abgesehen – nichts dagegen. Nichtwissen und Nicht-wissen-Wollen über den Holocaust gingen dabei ineinander über.

Alliierte

Seit 1933 kritisierten ausländische Staaten die nationalsozialistische Innenpolitik, besonders die Verfolgung von Juden und anderen Minderheiten. Die Einwanderungsquoten für die jüdischen Flüchtlinge in die USA blieben jedoch unverändert.[128] Bei der von US-Präsident Roosevelt angestoßenen Konferenz von Évian im Juli 1938 war fast kein Teilnehmerstaat zur Aufnahme jüdischer Flüchtlinge oder Erhöhung seiner Einwanderungsquoten bereit.

Nach Kriegsbeginn verstärkte sich die Kritik der Alliierten; dennoch wurden die europäischen Juden nicht umfassend präventiv vor den vorrückenden Truppen der Achsenmächte evakuiert. Seit 1941 wurde den Alliierten die systematische Ausrottungspolitik des NS-Regimes durch Entschlüsselung der Codes für die regelmäßigen Polizeiberichte nach Berlin bekannt. Sie verurteilten diese äußerst scharf und begründeten damit auch ihre Kriegsstrategie. Mitte Dezember 1942 warnten die USA, Großbritannien und weitere zehn Regierungen die deutsche Regierung, dass „die Verantwortlichen einer Vergeltung nicht entgehen“ würden (Interalliierte Erklärung zur Vernichtung der Juden vom 17. Dezember 1942). Gezielte Maßnahmen, um den Holocaust zu beenden oder aufzuhalten, ergriffen sie aber nicht. Ihre Kriegsführung richtete sich seit Kriegseintritt der USA auf die vollständige Kapitulation des NS-Regimes.

Riegner-Telegramm vom August 1942

Als die ersten Nachrichten über die Massenvernichtung, wie etwa ein von Szmul Zygielbojm verfasster Artikel im Daily Telegraph über Vergasungen von Juden veröffentlicht wurden,[129] versuchte das US-Außenministerium, deren Publikation zu unterdrücken. Auf Druck der öffentlichen Meinung trafen sich im April 1943 auf der Bermuda-Konferenz Vertreter der USA und des Vereinigten Königreichs, um Hilfsmöglichkeiten für Flüchtlinge zu erörtern. Wie die Vorkriegskonferenz von Évian verlief auch sie ergebnislos. Erst nach Intervention des Finanzministers Henry Morgenthau kündigte Roosevelt am 22. Januar 1944 die Einsetzung des War Refugee Board an. Dieses Gremium trug zur Rettung hunderttausender Juden bei.

Die britische Regierung behinderte und unterließ in einzelnen Fällen mögliche Hilfeleistungen. Als im Dezember 1942 einige britische Abgeordnete verlangten, jüdischen Flüchtlingen müsse sichere Zuflucht versprochen werden, lehnte der britische Außenminister dies mit der Begründung ab, es gebe „Sicherheitsbedenken“ und „geografische Probleme“. Anfang 1943 wurde bekannt, dass man gegen Hinterlegung einer gewissen Summe in der Schweiz 70.000 rumänische Juden hätte retten können. Die Regierung hatte den Plan jedoch blockiert, da sie eine Schwächung der eigenen und eine Stärkung der deutschen Position befürchtete.

Die sowjetischen Behörden lieferten deutsche Juden – darunter viele Kommunisten, die in der Sowjetunion Zuflucht gesucht hatten – nach Abschluss des Hitler-Stalin-Paktes im August 1939 den Nationalsozialisten aus. Nach dem deutschen Überfall auf die Sowjetunion im Juni 1941 blieb die besondere Gefährdung der sowjetischen Juden unberücksichtigt. Die sowjetische Berichterstattung verschwieg die deutsche Ausrottungspolitik. Schätzungen zufolge waren 20.000 bis 30.000 Juden in den Partisanengruppen in ganz Europa aktiv. Im von Deutschland besetzten Polen und der Sowjetunion flohen Tausende in die Sümpfe oder Wälder und schlossen sich den Partisanen an, obwohl nicht alle Partisanengruppen Juden willkommen hießen.

Widerstand und Rettungsversuche

Juden

Jüdische Partisanengruppe in Weißrussland (1943)

Am 31. Dezember 1941 rief Abba Kovner die Juden in aller Welt mit einem Flugblatt zum Widerstand auf und kritisierte, die Opfer ließen sich „wie Schafe zur Schlachtbank“ führen.[130] Damit entstand das hartnäckige Klischee vom widerstandslosen Verhalten aller Opfer. Erst seit den 1980er Jahren hat die Forschung dieses Bild differenziert und korrigiert.

Nur wenige Juden ahnten das Ausmaß des Geschehens. Viele hielten Informationen über Massenvernichtungslager, die um 1942/43 zunehmend in den Ghettos Polens, Litauens und Weißrusslands kursierten, nur für Gerüchte. Ein Ausrottungsplan gegen alle Juden schien den meisten anfangs schon wegen der Dimension unglaubhaft. Viele glaubten, wenigstens als Sklavenarbeiter überleben zu können, bis die Deutschen besiegt seien.

Ein Gegenbeispiel und ein Anstoß für den jüdischen Widerstand insgesamt war der Aufstand im Warschauer Ghetto vom 19. April bis zum 16. Mai 1943. Diesen organisierte die jüdische Kampforganisation „ZOB“, als die Nationalsozialisten das Ghetto gänzlich auflösen und alle noch übrigen Juden in die Vernichtungslager, vor allem nach Treblinka, deportieren wollten. Kuriere hatten unter Lebensgefahr Waffen in das abgeriegelte jüdische Ghetto geschmuggelt. Damit konnte die Untergrundorganisation den eindringenden Räumkommandos der SS anfangs hohe Verluste beibringen und sie in die Flucht schlagen. Als die SS mit Panzern und Artilleriegeschützen zurückkehrte, hielten sich die jüdischen Widerstandsgruppen trotz der Übermacht noch in einem etwa vierwöchigen Häuserkampf. Zuletzt mussten sie aufgeben und wurden meist erschossen. Nur wenige Beteiligte konnten sich durch Abwasserkanäle retten.

Das Foto des Jungen aus dem Warschauer Ghetto, das als eines der bekanntesten Fotografien des Holocausts gilt, entstand wahrscheinlich während des Aufstands im Warschauer Ghetto

Auch in anderen jüdischen Ghettos bildeten sich Widerstandsgruppen, die Ghettobewohnern zur Flucht verhalfen und einzelne Revolten begannen, etwa in Białystok und Vilnius. Ferner gab es in manchen Lagern Aufstände jüdischer Häftlinge, so den Aufstand von Treblinka von etwa 400 Häftlingen am 2. August 1943, der zu einer Massenflucht jüdischer Lagerinsassen führte und das Lager zerstören sollte. Am 14. Oktober 1943 führten sowjetisch-jüdische Kriegsgefangene den Aufstand von Sobibór in Ostpolen an. Die Beteiligten töteten neun Angehörige der Wachmannschaften, was einen Massenaufstand der Häftlinge bewirkte. 65 jüdischen Gefangenen gelang die Flucht. Ende 1943 gaben die Nationalsozialisten das Lager auf.

Im KZ Auschwitz-Birkenau gab es etwa 700 Fluchtversuche, davon etwa 300 erfolgreiche. Am 7. Oktober 1944 erfolgte dort ein Aufstand des jüdischen Sonderkommandos, das an den Verbrennungsöfen für die vergasten Leichen eingesetzt war. Mit von Frauen eingeschmuggeltem Sprengstoff wurde ein Teil des Krematoriums IV zerstört. 250 Gefangene versuchten zu flüchten, wurden aber bald gefasst und umgebracht.

Europaweit waren tausende untergetauchte Juden am Partisanenkrieg gegen die deutschen Besatzer beteiligt, besonders in Frankreich, Belgien, den Niederlanden, Italien, den Balkanstaaten, der Sowjetunion und Griechenland. In Osteuropa, besonders im katholisch geprägten Polen, konnten sich aus KZs und Ghettos entkommene Juden nur selten bestehenden Partisanengruppen anschließen, da dort auch manche NS-Gegner Antisemiten waren. Darum bildeten sich dort eigene jüdische Partisaneneinheiten, die trotz ihrer anfänglichen Unerfahrenheit bald als besonders entschlossene und motivierte Kämpfer gegen die Deutschen galten. Die vorrückende Rote Armee versorgte sie daraufhin teilweise bevorzugt mit Waffen, besonders für den „Schienenkrieg“ mit Anschlägen und Sabotageaktionen gegen Eisenbahntransporte der Wehrmacht an die Ostfront. Jüdische Widerstandskämpfer stürmten bei der „Operation Torch“ die als uneinnehmbar geltende Festung Algier von innen und leisteten damit einen entscheidenden Beitrag für die Landung der Alliierten und deren anschließenden erfolgreichen Feldzug gegen die deutsche Wehrmacht in Nordafrika.

Viele Juden, die in den 1930er Jahren und zum Kriegsbeginn ins sichere Ausland emigrieren konnten, schlossen sich dort den Truppen der Alliierten an. „Hunderttausenden Juden gelang es, in das Innere der Sowjetunion zu fliehen.“[131] Von den Juden, die unter der nationalsozialistischen Besatzung verblieben, wurden etwa 1,5 Millionen zu Opfern des Massenmordes. In vielen Armeen gab es eigene jüdische Einheiten, etwa die Jüdische Brigade in der British Army. 10.000 deutschsprachige Juden kämpften dort, ca. 9500 in den US-Streitkräften. 350.000 bis 500.000 Juden kämpften in verschiedenen, oft leitenden Positionen in der Roten Armee im Deutsch-Sowjetischen Krieg, darunter auch viele Frauen.[132][133] Damit war jeder 4. Soldat der Roten Armee jüdischen Hintergrunds. Ihre Zeitschrift herausgegeben vom „jüdischen antifaschistischen Komitee“ schrieb, auf jiddisch, der Krieg sei Far zayn foterland un zayn yidishn folk.[134] Gegen Ende des Krieges wurde die jüdische Fluchthilfe-Bewegung Beriha (hebräisch „Flucht“) gegründet, mit deren Hilfe zwischen 1944 und 1948 etwa 250.000 Juden aus osteuropäischen Ländern flüchten konnten. Nach dem Krieg dienten emigrierte deutsche Juden den Alliierten oft als Übersetzer im besetzten Deutschland. Man schätzt, dass europaweit bis zu 1,5 Millionen Juden am regulären militärischen Kampf und am Partisanenkampf gegen die NS-Herrschaft beteiligt waren.

Die zionistische Gruppe Chug Chaluzi versuchte in Berlin, Fluchtwege ins Ausland zu finden oder das Leben jüdischer Menschen in der Illegalität zu organisieren, indem sie Lebensmittelkarten, gefälschte Ausweispapiere und Geld beschaffte und verteilte.

Nichtjüdische Deutsche

Vereinzelt setzten sich auch nichtjüdische Deutsche gegen den geplanten und laufenden Genozid an den Juden zur Wehr. Solche Rettungstaten waren mit ständiger Lebensgefahr verbunden und selten.

Der deutsche Industrielle Oskar Schindler bewahrte im Deutschen Reich 1200 jüdische Zwangsarbeiter vor der Vernichtung, indem er sie bis Kriegsende als kriegswichtig für seinen Betrieb deklarierte und für ihren Unterhalt persönlich aufkam.

Auch die als Rote Kapelle bezeichnete Berliner Gruppe versteckte Juden und verhalf ihnen zu falschen Pässen, mit denen sie ausreisen konnten. Das Büro Grüber der Bekennenden Kirche half seit 1938 Christen jüdischer Herkunft, aber auch Juden zur Ausreise. Eine ähnliche Anlaufstelle gab es auch auf katholischer Seite.

Am 27. Februar 1943 versammelten sich die Ehepartner und Angehörigen von „Mischjuden“, die als Zwangsarbeiter in Berliner Rüstungsbetrieben beschäftigt waren und nun deportiert werden sollten, vor dem Gestapohauptquartier in der Berliner Rosenstraße. Dies war die einzige öffentliche Protestdemonstration während des Krieges gegen eine Deportation, die zudem erfolgreich war: Die inhaftierten Personen wurden freigelassen.[135]

Das Untertauchen von jüdischen Bewohnern während der NS-Zeit zur Rettung vor der Deportation führte zu der Redewendung „als U-Boot leben“. Zum Teil wurde von den betreffenden Personen versucht, dieses Verschwinden durch einen vorgetäuschten Selbstmord oder die Ankündigung einer Reise plausibel zu machen. Das Verschwinden aus der Einwohnerliste konnte für die als U-Boot bezeichnete Person und für ihre Helfer schwerwiegende Folgen haben.

Im Falle der Entdeckung wurde die Person ohne gültige Aufenthaltsgenehmigung verhaftet. Allerdings konnte sie nicht mit einem gerichtlichen Verfahren rechnen, sondern wurde dadurch in aller Regel zum Häftling in einem Konzentrationslager. Davor kam jedoch eine Zeit der Vernehmungen und Folter durch die Gestapo, die auf diese Weise weitere „U-Boote“ suchte. Sollte die Verbindung zu weiteren Helfern bekannt werden, waren auch diese massiv gefährdet. Die rechtlichen oder faktischen Bedrohungen konnten sich nach Reichsgebiet oder Besatzungsstatut und nach Position der jeweiligen Person zur Besatzungsmacht, der Polizei bzw. den NSDAP-Stellen unterscheiden.

Es gab in Deutschland relativ viele lokale verdeckte Netzwerke von Helfern, die Menschen in Not (Flüchtlingen, vor allem Juden) halfen. Oftmals hatten die Flüchtlinge Adressen von Menschen bei sich, die sie zwar nicht kannten, von denen sie aber durch andere wussten, dass sie ihnen auf ihrer Flucht weiterhelfen würden. Oft bekamen die Flüchtlinge dann von diesen Helfern eine weitere Adresse als neuen Anlaufpunkt auf ihrem Weg. Es waren in aller Regel Privatleute, die aus ihrem Gewissen heraus Menschen auf der Flucht versteckten oder anderweitig weiterhalfen und keine Rücksicht darauf nahmen, dass sie und ihre Familie, würden sie entdeckt, Schlimmes zu erwarten hätten. Solche Netzwerke sind zum einen Teil aus den verfolgten politischen Parteien und Organisationen heraus entstanden, zum anderen aus christlichen Gruppierungen heraus. Vielfach handelten Menschen deshalb zugunsten dieser Flucht-Netzwerke, weil Angehörige durch die NSDAP oder Gestapo-Stellen bereits zu Tode gekommen waren und sie deshalb möglicherweise ihr eigenes Leben gering schätzten oder auch aus einem tiefen, innerem Humanismus heraus, den die inzwischen Jahre dauernde Propaganda der Nationalsozialisten nicht erschüttert hatte: Tiefgreifendere wissenschaftliche Untersuchungen sind dazu noch erforderlich.

Das Untertauchen einer Person in einem von Kriegswirtschaft geprägten Land war schwierig. Lebensmittel waren nicht auf dem freien Markt erhältlich, sondern nur gegen Abschnitte von Lebensmittelkarten, die eine Bezugsberechtigung und deren Überprüfung voraussetzten. Das Mitsichführen von Gepäck konnte bei Kontrollen sofort Verdacht auslösen. Der länger als übliche Aufenthalt in einer Gaststätte, Bibliothek oder einem Kino konnte Nachfragen zur Identität auslösen. Die Gestapo versuchte, Spitzel in Netzwerke einzuschleusen – ein bekanntes Beispiel hierfür ist Stella Goldschlag.

Besetzte oder verbündete Staaten

Eine kleine Anzahl von Juden wurde gerettet, weil die Regierungen ihrer Heimatländer der Forderung des Deutschen Reichs zu ihrer Auslieferung nicht nachgaben.

Finnland, seit 1941 Deutschlands Verbündeter im Krieg gegen die Sowjetunion, lieferte seine Juden größtenteils nicht aus, obwohl Himmler dies im Sommer 1942 bei einem Finnland-Aufenthalt von der finnischen Regierung gefordert hatte. Regierungschef Rangell soll darauf geantwortet haben, Finnlands Juden seien Bürger wie alle anderen und dienten auch als Soldaten im Krieg gegen die Sowjetunion. Diese Praxis wurde aber schon ab Dezember 1942 eingestellt, nachdem Zeitungen und einige Politiker dagegen protestiert hatten. Zwar wurde jüdischen Flüchtlingen zeitweise die Einreise nach Finnland verweigert; aber die etwa 1.800 finnischen Juden entgingen dem Zugriff der Deutschen. Einige ausländische Juden wurden dennoch ausgeliefert, weil sie Kommunisten waren. Neuere Forschungen ergaben, dass Finnland von 1941 bis 1944 insgesamt 129 Flüchtlinge an das Deutsche Reich auslieferte, dazu über 2800 sowjetische Kriegsgefangene, von denen 78 Juden waren.

Boot mit Juden bei der Überfahrt von Falster nach Ystad in Schweden, September/Oktober 1943

In Dänemark ergriff König Christian X. Partei für die Juden, als die deutschen Besatzungsbehörden auch sie zum Tragen des Judensterns zwingen wollten. Der deutsche Georg Ferdinand Duckwitz warnte den dänischen Widerstand vor drohenden Razzien der SS. Daraufhin gelang es unter Mithilfe großer Teile der Bevölkerung im September und Oktober 1943, die meisten der im Land lebenden ca. 6.000 Juden in das aufnahmebereite neutrale Schweden zu schleusen. Auf diplomatischen Druck der Dänen wurde von Adolf Eichmann am 2. November 1943 die lebensrettende Zusage erhalten, dass die deportierten Juden aus Dänemark nicht aus Theresienstadt in die Vernichtungslager weiter transportiert werden sollten.[136]

In Italien unterstützte die jüdische Delegazione per l'Assistenza degli Emigrant Ebrei (DELASEM) zunächst ausländische und italienische Juden in den Internierungslagern und bei der Ausreise in sichere Länder. Nach der Besetzung Italiens im September 1943 musste sie in den Untergrund und versorgte mit Unterstützung von Priestern, Partisanen und Polizisten die verfolgten Juden mit gefälschten Papieren, Geld und Unterkunftsmöglichkeiten.[137] Während die Haltung der Kirche und von Papst Pius XII. beim Holocaust kritisch gesehen wird, halfen einzelne Geistliche, Kardinäle, Klosterbruderschaften und Konvente uneigennützig den Juden.[138]

Auch das Beispiel Bulgariens – ebenfalls ein Verbündeter Deutschlands – beweist, dass ein entschiedener Widerstand die deutschen Pläne erfolgreich durchkreuzen konnte. Hier wurden dank der festen Haltung von Regierung und Bevölkerung etwa 50.000 Juden gerettet.

In Polen gab es neben Personen, die Juden auslieferten – viele auch um selbst zu überleben –, einige (auch katholische) Gruppierungen wie die Żegota, die den Juden halfen, obwohl dafür, anders als in Westeuropa, nicht nur die Todesstrafe für den einzelnen Helfer, sondern regelmäßig auch für seine Familie oder das ganze Dorf drohte. Mehr als eine halbe Million polnischer Juden überlebten den Holocaust, viele durch Hilfen aus der Bevölkerung. Viele Polen waren entsetzt über die Ermordung jüdischer Kinder und versteckten sie zum Beispiel auf dem Land, bei den Partisanen oder in katholischen Klöstern. So stellen die Polen auch mehr als ein Drittel aller in Yad Vashem als Gerechte unter den Völkern Ausgezeichnete dar.

Schweiz

Die von den Achsenmächten umschlossene neutrale Schweiz lieferte keine Juden mit Schweizer Bürgerrecht aus. Während des Krieges nahm sie zigtausende von Flüchtlingen, darunter auch viele Juden, legal auf, viele weitere schafften den Grenzübertritt illegal und wurden von den Behörden (geduldet) oder von Privaten (illegal) im Land behalten. Insgesamt überlebten in der Schweiz 275.000 Flüchtlinge – davon 26.000 aus dem Ausland in die Schweiz geflüchtete Juden. Es wurde aber auch eine große unbekannte Anzahl von Flüchtlingen an der Grenze zurückgewiesen oder illegal Eingereiste den Nationalsozialisten übergeben.

Die Schweiz wurde von Deutschland mehrfach aufgefordert, keine weiteren Juden aufzunehmen und geflüchtete Juden auszuliefern. Zumindest letzterer Forderung wurde nicht entsprochen. Die Schweiz versuchte während des Krieges, zwischen ihren humanitären Grundsätzen (Aufnahme von Flüchtlingen) und militärischen Selbstschutz-Interessen (Geringhalten von Invasionsabsichten seitens der Nationalsozialisten) die Balance zu finden.

Befreiung der Lager durch Alliierte

Ein Zugabteil des Todeszuges aus Buchenwald (29. April 1945)
KZ Bergen-Belsen, April 1945

Entsprechend dem Fortschritt der alliierten Angriffe gegen die Hitler-Koalition wurden Überlebende in den Lagern zu sehr verschiedenen Zeitpunkten befreit. Als Beispiele werden hier jeweils KZ genannt, die von einem der Alliierten als erste in seinem Frontabschnitt erreicht wurden.

1944

  • 23. Juli: Die Rote Armee befreite das KZ Majdanek als erstes der großen KZ bzw. Vernichtungslager im von Deutschland besetzen Polen.
  • Im August 1944 konnten auch westliche Journalisten erstmals aus dem KZ Majdanek berichten (Titelgeschichten des Life-Magazin am 28. August und in der New York Times am 30. August 1944).

1945

Im Osten:

  • 27. Januar: Das KZ Auschwitz-Monowitz wurde am Vormittag, das Stammlager Auschwitz I und das Vernichtungslager Auschwitz-Birkenau am frühen Nachmittag durch die Soldaten der sowjetischen 322. Division befreit.[139]

Im Westen:

Die Alliierten Truppen konfrontierten in einigen Fällen die Bevölkerung der umliegenden Orte mit den Taten in Konzentrationslagern, auch kam es zu Dokumentationsfilmen wie Nazi Concentration Camps (1945).

Versorgung der Überlebenden, Rückführung und Auswanderung

Fast überall in den befreiten Lagern entstanden Häftlingsvereinigungen, die dort zunächst wichtige soziale (Überlebens-)Funktionen für die Mitgefangenen ausübten.

Ankunft des abgefangenen Flüchtlingsschiffs Exodus, Haifa 1947

Die Holocaustüberlebenden stellten unter den NS-Opfergruppen die am schlimmsten beeinträchtigte Gruppe dar, und ein großer Teil davon konnte oder wollte nicht mehr in seine Ursprungsländer (speziell in Ost- und Südosteuropa) zurückkehren. Die West-Alliierten waren schlecht auf diese Opfergruppe vorbereitet, und der Harrison-Report legte das schon im August 1945 offen. Er führte dazu, dass die United Nations Relief and Rehabilitation Administration, das Intergovernmental Committee on Refugees (Evian-Komitee) und mit deren sukzessiver Auflösung ab 1946 die Nachfolgeorganisation International Refugee Organisation zusammen mit jüdischen Hilfsorganisationen eine zielgerichtetere Hilfe organisierten.[141][142] Die überlebenden Juden versuchten teilweise im Rahmen von Bricha (Flucht aus Ost- und Südosteuropa) und Alija Bet (illegale Einwanderung ins Mandatsgebiet) illegal nach Palästina oder teils in die westalliierten Besatzungszonen zu gelangen. Die USA stellten nur wenige Einreisevisen aus, und das Vereinigte Königreich verhinderte die Einreise ins Mandatsgebiet Palästina, um das Zahlenverhältnis zwischen Juden und Arabern nicht zu verändern. Um die Flüchtlingskrise zu lösen, wurde 1946 das Anglo-Amerikanische Untersuchungskomitee geschaffen, und die UN-Generalversammlung verabschiedete 1947 den UN-Teilungsplan für Palästina. Mit dem Abzug der Briten aus Palästina 1948 erfolgte die Staatsgründung Israels. Überlebende konnten von da an legal nach Israel einwandern.[143] Das Lager Föhrenwald diente am längsten (bis 1957) als Lager für jüdische Displaced Persons in der Bundesrepublik Deutschland.

Folgen

Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem, Halle der Erinnerung

Traumatisierung der Überlebenden

Viele Überlebende der Vernichtungslager und Menschen, die sich der drohenden Ermordung durch Flucht oder andere Umstände entziehen konnten, litten und leiden unter einer Posttraumatischen Belastungsstörung (PTBS). Der Psychiater und Psychoanalytiker William Niederland prägte dafür in den 1960er Jahren den Begriff vom Überlebenden-Syndrom. Einigen Holocaust-Überlebenden war und ist es zum Teil bis heute nicht möglich, über ihre Erfahrungen in den Todeslagern zu sprechen, andere berichteten und berichten als Zeitzeugen in den Auschwitzprozessen. Traumafolgen sind im Rahmen der transgenerationalen Weitergabe bis in die zweite und dritte Generation bekannt, können also Enkel und Urenkel der Überlebenden betreffen.[144][145]

Juristische Aufarbeitung

Das ganze Ausmaß der nationalsozialistischen Verbrechen kam erst ans Licht der Weltöffentlichkeit, als alliierte Truppen die Gebiete befreiten, in denen sich die Konzentrations- und Vernichtungslager befanden. Die Alliierten hatten auf der Konferenz von Jalta im Februar 1945 neben der Entmilitarisierung auch die durchgehende „EntnazifizierungDeutschlands für die Zeit nach ihrem Sieg vereinbart und diesen Beschluss auf der Potsdamer Konferenz Ende Juli 1945 bekräftigt.

Die Bestrafung nationalsozialistischer Verbrechen begann mit den von den alliierten Mächten eröffneten Nürnberger Prozessen und den Folgeprozessen zwischen 1945 und 1948, insbesondere mit dem Nürnberger Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher.

Seit 1945 sind in Westdeutschland insgesamt 912 Gerichtsverfahren gegen 1875 Personen wegen während des Zweiten Weltkrieges begangener NS-Tötungsverbrechen durchgeführt worden. Von den Angeklagten wurden 14 zum Tode, 150 zu einer lebenslangen und 842 zu einer zeitlich begrenzten Freiheitsstrafe verurteilt.[146]

Ab 1949, nach der Gründung der beiden deutschen Staaten, ging die Strafverfolgung in deren Zuständigkeit über. Sie kam aber infolge des Kalten Krieges bald zum Erliegen. Parallel hierzu wurde jedoch auch die Aufhebung von NS-Unrechtsurteilen sowie die Deutsche Wiedergutmachungspolitik insbesondere bezüglich enteigneter Opfer betrieben.

In der DDR fanden einige Schauprozesse gegen untergeordnete Funktionsträger des NS-Regimes statt, in denen es weniger um deren individuelle Verantwortung als um Schuldzuweisungen an die westdeutsche Seite ging. Ehemalige NSDAP-Mitglieder konnten in der DDR Karriere machen, solange sie die alleinige SED-Herrschaft anerkannten.

In der Bundesrepublik Deutschland wird die wenig nachdrückliche Strafverfolgung oft erklärt mit mangelndem Interesse in der Bevölkerung bzw. dem Einfluss ehemaliger NSDAP-Mitglieder in Staat und Verwaltung. Die Initiative zur Aufspürung von Holocausttätern wurde überwiegend Privatleuten wie Simon Wiesenthal und Beate Klarsfeld überlassen.

Erst im Gefolge des Ulmer Einsatzgruppen-Prozesses und durch die Gründung der Zentralen Stelle der Landesjustizverwaltungen zur Aufklärung nationalsozialistischer Verbrechen begann die westdeutsche Justiz ab 1958 in größerem Umfang, NS-Verbrechen zu verfolgen. Damals erreichten der Präsident des Internationalen Auschwitz Komitees Hermann Langbein und der hessische Generalstaatsanwalt Fritz Bauer die Weiterverfolgung einer Strafanzeige von Adolf Rögner. Sie führte zur Verhaftung des ehemaligen SS-Manns und Folterers Wilhelm Boger.

Nachdem der israelische Geheimdienst Mossad Adolf Eichmann 1960 aus seinem Fluchtland Argentinien nach Jerusalem entführt hatte, erfolgte dort 1961 der international beachtete Eichmann-Prozess. Die Prozessbeobachterin Hannah Arendt beschrieb Eichmanns gezeigte bürokratische Gefühlskälte in ihrem Buch „Eichmann in Jerusalem“ als „Banalität des Bösen“ und beförderte damit die Diskussion über die Tätermotive in der Bundesrepublik. Eichmann wurde zum Tod verurteilt und 1962 gehängt.

Nach langjährigen Ermittlungen Bauers wurde 1963 das Hauptverfahren der Auschwitzprozesse in Frankfurt am Main eröffnet. Die Zeugenberichte und das große Medienecho auf diese Prozesse machten die NS-Verbrechen vielen Deutschen bewusst, verstärkten aber auch öffentliche Forderungen nach einem „Schlussstrich“. Die Angeklagten in den Auschwitz-Prozessen ließen keine Reue erkennen und beriefen sich stets auf den sogenannten „Befehlsnotstand“. Ihre Verteidiger und ein Teil der Medien versuchten, die Gerichtsverfahren als „Schauprozesse“ zu diskreditieren.

Da die NS-Verbrechen ursprünglich 20 Jahre seit der Tatzeit 1945 verjähren sollten, kam es 1965 im Deutschen Bundestag zu einer Verjährungsdebatte. Zunächst wurde die Verjährungsfrist auf 1969 verschoben, indem das Gründungsjahr der Bundesrepublik 1949 zugrunde gelegt wurde. 1969 wurde die Verjährungsfrist um zehn Jahre verlängert, 1979 wurde sie für Mord und Völkermord aufgehoben.

In den folgenden Prozessen wurden meist (wie bei vielen Großverbrechen) nur die unmittelbar ausführenden Täter der unteren Ränge in der Befehlskette belangt. Die letzten größeren Verfahren gegen NS-Täter waren die Majdanek-Prozesse von 1975 bis 1981 vor dem Landgericht Düsseldorf. Von ursprünglich 15 Angeklagten wurden acht verurteilt, sieben davon zu Haftstrafen zwischen drei und zwölf Jahren, eine zu lebenslänglich. Das Urteil löste weltweite Proteste aus.

In Österreich wurden Kriegsverbrechen der NS-Zeit kaum strafverfolgt. Nur 20 Personen wurden seit 1955 in Österreich verurteilt, 23 freigesprochen. Ein kritisches Memorandum Simon Wiesenthals zum Umgang österreichischer Behörden mit NS-Verbrechen blieb folgenlos.

Entschädigungen

Die alliierten Militäradministrationen für das besetzte Deutschland und Österreich erließen – ebenso wie die späteren Regierungen der Bundesrepublik, der DDR und Österreichs – Regelungen, die alle Maßnahmen des Hitler-Regimes zur Entrechtung und Enteignung der Juden außer Kraft setzten. Eine vollständige Entschädigung zumindest für die materiellen Verluste der Betroffenen fand nicht statt. Zahlreiche Überlebende der Vernichtungslager und ihre gesetzlichen Erben mussten zum Teil über Jahrzehnte vor deutschen und österreichischen Gerichten um die Rückerstattung von Eigentum oder um Entschädigungszahlungen klagen.

Die Regierung der DDR erklärte sich selbst als in einer antifaschistischen Tradition stehend. Sie wies bis kurz vor der Wende alle Ansprüche zurück, die sich aus Handlungen des Deutschen Reichs ergeben konnten. Nach bundesdeutscher Auffassung hingegen ist die Bundesrepublik Rechtsnachfolgerin des Reichs. Dies führte bereits unter dem ersten Bundeskanzler Konrad Adenauer zu einer Wiedergutmachungspolitik, die zumindest ansatzweise eine kollektive Entschädigung vorsah.

In Verhandlungen mit David Ben-Gurion einigte sich Adenauer auf Unterstützungszahlungen für den Staat Israel, der als Rechtsnachfolger der ermordeten Juden betrachtet wurde. Diese Zahlungen lagen nicht zuletzt im Interesse der Bundesrepublik, die geachtetes Mitglied der internationalen Staatengemeinschaft sein wollte. Die sogenannten Wiedergutmachungszahlungen werden von deutschen Rechtsextremisten bis heute abgelehnt. Sie stießen aber auch in Israel auf heftige Kritik („Blutgeld“).

Bis Ende 2010 erbrachte die Bundesrepublik nach Angaben des Bundesfinanzministeriums rund 68 Milliarden Euro an Entschädigungen für NS-Unrecht, darunter lebenslange Renten für rund 29.000 Überlebende von nationalsozialistischer Verfolgung.[147] Stand 2022 wurden mehr als 80 Milliarden Euro an jüdische Opfer gezahlt.[148]

Kirchliche Aufarbeitung

Erste Erklärungen in der EKD nach Kriegsende wie das Stuttgarter Schuldbekenntnis (Oktober 1945) und das Darmstädter Wort (1947) nannten den Holocaust, den Antisemitismus und Antijudaismus nicht, sondern sprachen von einer Mitschuld der Christen am Weltkrieg, an Aufstieg und Verbrechen des Nationalsozialismus. Bereits diese allgemeinen Aussagen lösten in Westdeutschland weithin öffentliche Empörung und heftigen Widerspruch aus und fanden wenig Zustimmung. In einem Wort zur Judenfrage (1948) deutete die EKD-Leitung das „jüdische Schicksal“ sogar als Strafe Gottes zur Warnung für Juden und als Mahnung an sie, Christen zu werden. Erst ab 1950 distanzierte sich die EKD von dieser Sicht und vom Antisemitismus. In den 1960er Jahren begann eine intensive Diskussion, die sich seit der Rheinischen Synodalerklärung von 1980 in zahlreichen landeskirchlichen Bekenntnissen zum „ungekündigten Bund“ Gottes mit dem Volk Israel und in Verfassungsänderungen der Landeskirchen niederschlug: Das Christsein sei ohne jüdisches Leben selbst in Frage gestellt.

Inner- und außerhalb der katholischen Kirche ist das Verhalten von Papst Pius XII. während des Holocaust bis heute umstritten. Er hatte sich einerseits für die Rettung der römischen Juden eingesetzt, andererseits zum Holocaust geschwiegen, obwohl ihm die Tatsachen bekannt geworden waren. Die kritische Auseinandersetzung mit der eigenen Schuld an Antijudaismus und Antisemitismus und mit der Verantwortung von Katholiken für den Holocaust begann erst nach Pius’ Tod im Jahr 1958. Sein Nachfolger Johannes XXIII. sprach die Juden erstmals in der Geschichte des Papsttums als „Brüder“ an. Das von ihm initiierte Zweite Vatikanische Konzil verabschiedete 1965 die Erklärung Nostra aetate, die die Gottesmordtheorie zurückweist, die Eigenständigkeit des Judentums anerkennt und die Bekämpfung des Antisemitismus zur christlichen Pflicht erklärt.

United States Holocaust Memorial Museum, Washington, D.C., seit 1993

Ursachenforschung

Leugnung und Verharmlosung

Antisemiten und Geschichtsrevisionisten begannen unmittelbar nach Kriegsende, den Holocaust entweder zu leugnen oder zu relativieren, manchmal sogar ihn zu verherrlichen. Holocaustleugnung ist eine Grundtendenz im Rechtsextremismus, wird auch von Teilen der Neuen Rechten, des Islamismus und Antizionismus vertreten und hat sich zu einer international vernetzten Strömung entwickelt. Leugnung und Relativierung ordnet die Antisemitismusforschung als sekundären Antisemitismus ein.

Holocaustleugnung ist in der Bundesrepublik Deutschland nach § 130 Abs. 3 StGB als Volksverhetzung, nach § 189 StGB als Verunglimpfung des Andenkens Verstorbener strafbar. Ähnliche Gesetze gegen Holocaustleugnung gelten auch in einigen anderen Staaten.

Mahnung und Erinnerung

Gedenkstein für Margot und Anne Frank im ehemaligen KZ Bergen-Belsen

Weltweit werden jährlich verschiedene Holocaust-Gedenktage begangen, z. B. Mitte April in Israel als Nationalfeiertag der Jom haScho’a am 27. Nissan des jüdischen Kalenders: Es heulen die Sirenen im ganzen Land, und die Nation steht für eine Minute still.[149] In Israel lebten am Holocaust-Gedenktag 2021 etwa 179.000 Holocaust-Überlebende.[150]

Heute erinnern zahlreiche Mahnmale und Museen in der ganzen Welt an den Holocaust (siehe Liste der Gedenkstätten für die Opfer des Nationalsozialismus). Zudem leisten Initiativen und Organisationen auf unterschiedlichsten Ebenen und mit den unterschiedlichsten Mitteln ihren Beitrag zur Erinnerung und Aufarbeitung des Holocaust. Einige solche Initiativen der Versöhnungsarbeit sind zum Beispiel die Aktion Sühnezeichen und die österreichischen Gedenkdienste.

Die bedeutendste Holocaustgedenkstätte ist Yad Vashem in Jerusalem, wo sich unter anderem die Allee der Gerechten unter den Völkern befindet. In Deutschland und den ehemals deutsch besetzten Gebieten sind vor allem die Gedenkstätten auf den Geländen der ehemaligen Konzentrationslager von Bedeutung, insbesondere das polnische Staatliche Museum Auschwitz-Birkenau. Bedeutende Einrichtungen sind etwa das Dokumentationszentrum des Bundes Jüdischer Verfolgter des Naziregimes in Wien, das US-Holocaust Memorial in Washington, D.C., das ungarische Dokumentationszentrum in Budapest, das Jüdische Museum in Berlin und das 2005 eingeweihte Denkmal für die ermordeten Juden Europas in Berlin. Die Datenbank JewishGen eröffnet genealogische Einblicke. In vielen europäischen Städten gibt es zudem sogenannte Stolpersteine, welche an Opfer der Nationalsozialisten individuell erinnern.

Im Mai 2021 wurde in Dubai (Vereinigte Arabische Emirate) mit der Dauerausstellung „We Remember“ im Museum Crossroads of Civilisation die erste öffentliche Dokumentation zum Holocaust auf der Arabischen Halbinsel eröffnet.[151][152]

In Deutschland ist seit 1996 der 27. Januar Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus. „Am 27. Januar 1945 wurde das Konzentrationslager Auschwitz durch russische Soldaten befreit. Auschwitz steht symbolhaft für millionenfachen Mord – vor allem an Juden, aber auch an anderen Volksgruppen. Es steht für Brutalität und Unmenschlichkeit, für Verfolgung und Unterdrückung, für die in perverser Perfektion organisierte ‚Vernichtung‘ von Menschen.“[153] Am 1. November 2005 erklärte die Generalversammlung der Vereinten Nationen den 27. Januar durch eine Resolution zum Internationalen Tag des Gedenkens an die Opfer des Holocaust.[154] Seit 2006 wird er weltweit begangen.

Das Projekt A Letter To The Stars wurde im Frühjahr 2002 initiiert und ist ein wichtiges Zeitgeschichteprojekt in Schulen der Republik Österreich. 2008 wurden Zeitzeugen bzw. Überlebende aus Israel an viele Schulorte eingeladen. In Serbien wird am 22. April ein Nationaler Gedenktag des Genozids an den Serben, an den Holocaust und die anderen Opfer des Faschismus begangen.

Grabstein auf dem Judenfriedhof in Hagen im Bremischen mit einer Inschrift, die auf den Holocaust Bezug nimmt

Die Wanderausstellung Sonderzüge in den Tod erinnert seit 2006 (Frankreich) bzw. 2008 (Deutschland) vor allem in Bahnhöfen an die Deportationen hunderttausender Menschen mit der damaligen Reichsbahn in die nationalsozialistischen Konzentrations- und Vernichtungslager.

Das Gedenkbuch – Opfer der Verfolgung der Juden unter der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft 1933–1945 ist ein vom deutschen Bundesarchiv herausgegebenes Namensverzeichnis, das Personen auflistet, die wegen ihrer wirklichen oder vermeintlichen jüdischen Religion oder Herkunft der nationalsozialistischen Judenverfolgung zum Opfer fielen. Neben der gedruckten Ausgabe gibt es seit 2007 auch eine Online-Ausgabe.[155]

Künstlerische Verarbeitung

Mahnmal „Die Rampe“ von E. R. Nele in Kassel
  • Die Bildhauerin E. R. Nele setzte sich in ihrem Werk mehrfach mit der Holocaust-Thematik auseinander. Das Mahnmal „Die Rampe“ (K 18 während der Documenta VII) steht in Kassel.[157]

Filme

Der Hauptartikel Liste nennt sehr viele Titel; von ca. 70 Dokumentarfilmen und noch mehr Spielfilmen und Serien, in zeitlicher Abfolge der Entstehung. Die meisten Filme behandeln Einzelaspekte. André Singers und Claude Lanzmanns Dokumentationen versuchen mit ganz verschiedenen Stilmitteln das Gesamtgeschehen abzubilden. Oft wird die Lage der russischen Bevölkerung und der russischen Kriegsgefangenen in Deutschland ausgeblendet, deshalb hier ein Titel dazu. Hier wird also nur eine knappe Auswahl aus der Liste genannt:

Literatur

Gesamtdarstellungen

Judenverfolgung ab 1933

Konzentrations- und Vernichtungslager

Einzelregionen

Entscheidungsprozess

Täter und Mitläufer

  • Rainer C. Baum: The Holocaust and the German Elite. Genocide and National Suicide in Germany, 1871–1945. Rowman and Littlefield, Totowa, London 1981, ISBN 0-7099-0656-0.
  • Daniel Goldhagen: Hitlers willige Vollstrecker. Ganz gewöhnliche Deutsche und der Holocaust. Goldmann, München 2000, ISBN 3-442-15088-4.
  • Raul Hilberg: Täter, Opfer, Zuschauer. Die Vernichtung der Juden 1933–1945. Fischer, Frankfurt am Main 2003, ISBN 3-596-13216-9.
  • Richard Rhodes: Die deutschen Mörder. Die SS-Einsatzgruppen und der Holocaust. Lübbe, Bergisch Gladbach 2004, ISBN 3-7857-2183-8.
  • Karin Orth: Die Konzentrationslager-SS. Sozialstrukturelle Analysen und biographische Studien. DTV, München 2004, ISBN 3-423-34085-1.
  • Peter Longerich: „Davon haben wir nichts gewusst.“ Die Deutschen und die Judenverfolgung 1933–1945. Siedler, München 2006, ISBN 3-88680-843-2.
  • Bernward Dörner: Die Deutschen und der Holocaust. Was niemand wissen wollte, aber jeder wissen konnte. Propyläen, Berlin 2007, ISBN 978-3-549-07315-5.
  • Michael Wildt: Volksgemeinschaft als Selbstermächtigung. Gewalt gegen Juden in der deutschen Provinz 1919 bis 1939. Hamburger Edition, Hamburg 2007, ISBN 978-3-936096-74-3.
  • Klaus Kellmann: Dimensionen der Mittäterschaft. Die europäische Kollaboration mit dem Dritten Reich. Böhlau, Wien 2019, ISBN 978-3-205-20053-6.

Opfer

  • Wolfgang Benz (Hrsg.): Dimension des Völkermords. Die Zahl der jüdischen Opfer des Nationalsozialismus. DTV, München 1996, ISBN 3-423-04690-2.
  • Alexandra Rossberg, Johan Lansen (Hrsg.): Das Schweigen brechen. Berliner Lektionen zu Spätfolgen der Schoa. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1997, ISBN 3-518-39231-X.
  • Claude Lanzmann: Shoah. Trotzdem, Grafenau 1999, ISBN 3-922209-87-4 (Interviews mit Überlebenden; Begleitbuch zu Lanzmanns Filmdokumentation auf DVD).
  • Martin Doerry (Hrsg.): Monika Zucht (Fotografien): Nirgendwo und überall zu Haus. Gespräche mit Überlebenden des Holocaust. DVA, 2006, ISBN 3-421-04207-1.

Widerstand- und Hilfsaktionen

Juden als Personengruppen

  • Judy Batalion: Sag nie, es gäbe nur den Tod für uns. Die vergessene Geschichte jüdischer Freiheitskämpferinnen. Piper-Verlag, München 2021, ISBN 978-3-492-05956-5.
  • Michael Berger, Gideon Römer-Hillebrecht (Hrsg.): Jüdische Soldaten – Jüdischer Widerstand in Deutschland und Frankreich. Schöningh Verlag, Paderborn 2012, ISBN 978-3-506-77177-3.
  • Arno Lustiger: Zum Kampf auf Leben und Tod. Das Buch vom Widerstand der Juden 1933–1945. Kiepenheuer & Witsch, Köln 2002, ISBN 3-89996-269-9.
  • Wilfried Löhken, Werner Vathke (Hrsg.): Juden im Widerstand. Drei Gruppen zwischen Überlebenskampf und politischer Aktion, Berlin 1939–1945. Edition Hentrich, Berlin 1993, ISBN 3-89468-068-7.
  • Achim Doerfer: Irgendjemand musste die Täter ja bestrafen: Die Rache der Juden, das Versagen der deutschen Justiz nach 1945 und das Märchen deutsch-jüdischer Versöhnung. Verlag Kiepenheuer & Witsch, Köln 2021, ISBN 978-3-462-05088-2.

Nichtjüdische Deutsche

  • Kurt R. Grossmann: Die unbesungenen Helden. Menschen in Deutschlands dunklen Tagen. arani Verlags-Gesellschaft, Berlin 1961 (Neuauflage: Ullstein, 1984, ISBN 3-548-33040-1).
  • Anton M. Keim (Hrsg.): Benyamin Z. Barslai: Yad Vashem: Die Judenretter aus Deutschland. 2. Auflage, Matthias-Grünewald, 1984, ISBN 3-7867-1085-6.
  • Wolfram Wette (Hrsg.): Zivilcourage. Empörte, Helfer und Retter aus Wehrmacht, Polizei und SS. Fischer Taschenbuchverlag, Frankfurt am Main 2004, ISBN 3-596-15852-4.
  • Zentrum für Antisemitismusforschung der TU Berlin (Hrsg.): Solidarität und Hilfe für Juden während der NS-Zeit. Metropol, Berlin 1996 ff. (bisher sieben Bände).

Andere

  • Carol Rittner, Sondra Myers: The Courage to Care: Rescuers of Jews During the Holocaust. New York University Press, 1986, ISBN 0-8147-7397-4.
  • Nechama Tec: When light pierced the darkness: Christian Rescue of Jews in Nazi-Occupied Poland. Oxford University Press, Oxford 1986, ISBN 0-19-503643-3.
  • Alexander Bronowski: Es waren so wenige. Retter im Holocaust. (1991) Hänssler, 2002, ISBN 3-7751-3811-0.
  • Wolfram Wette (Hrsg.): Stille Helden. Judenretter im Dreiländereck während des Zweiten Weltkrieges. Herder-Taschenbuch, Freiburg 2005, ISBN 3-451-05461-2.
  • Franz Severin Berger, Christiane Holler, Holly Holunder: Überleben im Versteck. Schicksale in der NS-Zeit. Ueberreuter, Wien 2002, ISBN 3-8000-3836-6.

Juristische Aufarbeitung

  • Der Prozess gegen die Hauptkriegsverbrecher vor dem Internationalen Militärgerichtshof. Nürnberg 14. November 1945 – 1. Oktober 1946. 23 Bände. Nürnberg 1947.
  • Hermann Langbein: Der Auschwitz-Prozeß. Eine Dokumentation. 2 Bände. Europa, Wien 1965.

Gedenken

  • Stefanie Endlich: Wege zur Erinnerung. Gedenkstätten und -orte für die Opfer des Nationalsozialismus in Berlin und Brandenburg. Metropol, Berlin 2007, ISBN 978-3-938690-45-1.
  • Claudia Bruns, Asal Dardan, Anette Dietrich (Hrsg.): „Welchen der Steine du hebst.“ Filmische Erinnerung an den Holocaust. Reihe: Medien-Kultur 3. Bertz + Fischer Verlag, Berlin 2012, ISBN 978-3-86505-397-8 (Inhalt).
  • S. Lillian Kremer: Holocaust Literature. An Encyclopedia of Writers and Their Work. Routledge, New York 2002. Band 1: ISBN 0-415-92983-0, Band 2: ISBN 0-415-92984-9 (englisch).
  • Mirjam Schmid: Darstellbarkeit der Shoa in Roman und Film. Sonnenberg, Annweiler 2012, ISBN 978-3-933264-70-1.[159]
  • Günther Jikeli u. a. (Hrsg.): Ansichten zum Holocaust unter Muslimen im internationalen Vergleich. Campus Verlag, Frankfurt am Main 2013, ISBN 978-3-593-39855-6 (Einleitung)[160]
  • Alvin H. Rosenfeld: Das Ende des Holocaust (Originaltitel: The End of the Holocaust. Übersetzt von Manford Hanowell). Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2015, ISBN 978-3-525-54042-8.
  • James E. Young: Formen des Erinnerns: Gedenkstätten des Holocaust. Passagen-Verlag, Wien 1997, ISBN 3-85165-174-X (englisch 1993).
  • Nora Sternfeld: Kontaktzonen der Geschichtsvermittlung. Transnationales Lernen über den Holocaust in der postnazistischen Migrationsgesellschaft, Zaglossus, Wien 2013, ISBN 978-3-902902-02-3.
Commons: Holocaust – Sammlung von Bildern, Videos und Audiodateien
Wiktionary: Holocaust – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Wiktionary: Schoah – Bedeutungserklärungen, Wortherkunft, Synonyme, Übersetzungen
Opfer
Gedenken
Filme
Musik

Zeitzeugen

Einzelnachweise

  1. Life Magazine. 7. Mai 1945, S. 35.
  2. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 116.
  3. Ulrich Wyrwa: „Holocaust“. Notizen zur Begriffsgeschichte. In: Jahrbuch für Antisemitismusforschung 8 (1999), S. 300–311.
  4. James E. Young: Die Namen des Holocaust. In: James E. Young: Beschreiben des Holocaust. Darstellung und Folgen der Interpretation. Frankfurt am Main 1992, S. 139–163.
  5. Holocaust und andere Völkermorde, International Holocaust Remembrance Alliance. Abgerufen am 20. November 2018.
  6. Michael Wildt: „Volksgemeinschaft“. Version 1.0. In: Docupedia-Zeitgeschichte, 3. Juni 2014, Zugriff am 18. Mai 2019.
  7. Zitiert bei Christian Hartmann, Thomas Vordermayer, Othmar Plöckinger, Roman Töppel (Hrsg.): Hitler, Mein Kampf. Eine kritische Edition. Institut für Zeitgeschichte München – Berlin, München 2016, Bd. 1, S. 208.
  8. Heinz Höhne: „Gebt mir vier Jahre Zeit“. Hitler und die Anfänge des Dritten Reiches. Ullstein, Berlin 1996, S. 96–116; Hans-Ulrich Wehler: Deutsche Gesellschaftsgeschichte, Bd. 4: Vom Beginn des Ersten Weltkrieges bis zur Gründung der beiden deutschen Staaten 1914–1949. Beck, München 2003, S. 653; Hans Mommsen: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa. Wallstein, Göttingen 2014, S. 37–43.
  9. Ian Kershaw: Der NS-Staat. Hamburg 1999, S. 171.
  10. Die Tagebücher von Joseph Goebbels, Teil 2/Band 3, 30. November 1937, S. 351.
  11. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden, Band 1. Fischer Taschenbuch Verlag, 1990, ISBN 3-596-24417-X, S. 56 f.
  12. Peter Longerich: Politik der Vernichtung: Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. ISBN 3-492-03755-0, S. 16.
  13. a b Österreichische Historikerkommission: Schlussbericht der Historikerkommission der Republik Österreich. Band 1. Oldenbourg Verlag, Wien 2003, S. 291–293; Wolfgang Benz: Geschichte des Dritten Reiches. Beck, München 2000, S. 228.
  14. Lea Rosh, Eberhard Jäckel: ‘‘„Der Tod ist eine Meister aus Deutschland“. Deportation und Ermordung der Juden, Kollaboration und Verweigerung in Europa‘‘, Deutscher Taschenbuchverlag, 1992, S. 11
  15. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden: Die Jahre der Verfolgung 1933–1939. München 2000, S. 87–128.
  16. Yaacov Lozowick: Hitlers Bürokraten. Eichmann, seine willigen Vollstrecker und die Banalität des Bösen. Pendo, Zürich 2000, S. 85.
  17. Timothy Snyder: Bloodlands. Europa zwischen Hitler und Stalin, , C.H.Beck Verlag, München 2015, S. 199–201
  18. Timothy Snyder: Black Earth. Der Holocaust und warum er sich wiederholen kann, C.H.Beck Verlag, München 2015
  19. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden. Erster Band: Die Jahre der Verfolgung 1933-1939, Verlag C.H. Beck, München 1998, S. 356
  20. Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Fischer TB, Frankfurt am Main 1987, S. 10.
  21. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Wissenschaftliche Buchgesellschaft, Darmstadt 2003, ISBN 3-534-15158-5, S. 70.
  22. Christopher Browning: The Final Solution and the German Foreign Office. Holmes & Meier Publishers, New York/London 1978, ISBN 0-8419-0403-0, S. 8.
  23. Philippe Burrin: Hitler und die Juden. Die Entscheidung für den Völkermord. S. Fischer, Frankfurt am Main 1993, S. 154, S. 175 ff. u. ö.; Jörg Echternkamp: Das Dritte Reich. Diktatur, Volksgemeinschaft, Krieg. De Gruyter Oldenbourg, Berlin/Boston 2018, ISBN 978-3-486-75569-5 (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 45), S. 178.
  24. Peter Longerich (1998): Politik der Vernichtung: Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. S. 16.
  25. Peter Longerich: Politik der Vernichtung – Eine Gesamtdarstellung der nationalsozialistischen Judenverfolgung. S. 392.
  26. z. B. erster Zug von Frankreich nach Auschwitz 27. März 1942, Näheres im Artikel Chronologie der Kollaboration der Vichy-Regierung beim Holocaust
  27. Martin Broszat, in: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Fischer TB, Frankfurt am Main 1987, S. 66.
  28. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 49 f.
  29. Christopher Browning: Die Entfesselung der 'Endlösung' – Nationalsozialistische Judenpolitik 1939-1942, München 2003, ISBN 3-549-07187-6, S. 73.
  30. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 64 f.
  31. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 32 und 69.
  32. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 32 und 69.
  33. Götz Aly: Endlösung: Völkerverschiebung und der Mord an den europäischen Juden. Fischer Taschenbuch Verlag, 1998, ISBN 3-596-14067-6, S. 127–131.
  34. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 65–68.
  35. Markus Leniger: Nationalsozialistische „Volkstumsarbeit“ und Umsiedlungspolitik 1933–1945: Von der Minderheitenbetreuung zur Siedlerauslese. 2. Auflage, Frank & Timme, 2010, ISBN 978-3-86596-082-5, S. 11.
  36. Dieter Pohl: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941–1944. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1996, ISBN 3-486-56233-9, S. 97.
  37. Zitiert nach Katharina Meng: Russlanddeutsche Sprachbiografien. Narr, 2001, ISBN 3-8233-5151-6, S. 491.
  38. Peter Longerich: Politik der Vernichtung. München 1998, ISBN 3-492-03755-0, S. 273.
  39. Vgl. Die Zeit 2r. 42, 15. Oktober 2015, S. 19.
  40. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 65 und 80.
  41. Vgl. zum Beispiel die Aufsätze von Andreas Hillgruber: Die „Endlösung“ und das deutsche Ostimperium als Kernstück des rasseideologischen Programms des Nationalsozialismus, und von Hans Mommsen: Die Realisierung des Utopischen: Die Endlösung der Judenfrage im Dritten Reich, beides in: Wolfgang Wippermann (Hrsg.): Kontroversen um Hitler. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1986, S. 219–298; Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 17), 4. Auflage, Oldenbourg, München 1991, S. 202–206.
  42. Eberhard Jäckel: Die Entschlußbildung als historisches Problem. In: derselbe und Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Entschlußbildung und Verwirklichung Fischer TB, Frankfurt am Main 1987, S. 14–17.
  43. Eberhard Jäckel: Hitlers Weltanschauung. Deutsche Verlags-Anstalt, 1981, ISBN 3-421-06083-5, S. 72–75.
  44. Hans Mommsen: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa. Wallstein, Göttingen 2014, S. 107 f.
  45. Eberhard Jäckel: Die Entschlußbildung als historisches Problem. In: derselbe und Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Entschlußbildung und Verwirklichung Fischer TB, Frankfurt am Main 1987, S. 15.
  46. Karl A. Schleunes: Nationalsozialistische Entschlußbildung und die Aktion T 4. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 70–78.
  47. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 31 f., 55 f. und 71.
  48. Rolf-Dieter Müller, Hans-Erich Volkmann: Die Wehrmacht: Mythos und Realität. Oldenbourg Wissenschaftsverlag, München 1999, ISBN 3-486-56383-1, S. 841.
  49. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 71 f.
  50. Dossier Kersten im Centre de Documentation Juive bzw. Felix Kersten: The Kersten Memoirs, 1940–1945. Time Life Education, 1992, ISBN 0-8094-8737-3.
  51. So zum Beispiel Andreas Hillgruber: Der geschichtliche Ort der Judenvernichtung. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Entschlußbildung und Verwirklichung Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 221; Hermann Graml: Zur Genesis der „Endlösung“. In: Walter H. Pehle (Hrsg.): Von der „Reichskristallnacht“ zum Völkermord. Fischer Taschenbuch Verlag, Frankfurt am Main 1988, S. 173 f.; Klaus Hildebrand: Das Dritte Reich (= Oldenbourg Grundriss der Geschichte, Bd. 17), 4. Auflage, Oldenbourg, München 1991, S. 200 f; Hans-Ulrich Thamer: Verführung und Gewalt. Deutschland 1933–1945. Siedler, Berlin 1994, S. 700 ff.
  52. Alfred Streim: Zur Eröffnung des allgemeinen Judenvernichtungsbefehls. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 1987, S. 112.
  53. Ian Kershaw: Wendepunkte. Schlüsselentscheidungen im Zweiten Weltkrieg. 2. Auflage, München 2008, S. 570.
  54. Jonathan C. Friedman: The Routledge History of the Holocaust. Taylor & Francis, 2011, ISBN 978-0-415-77956-2, S. 159.
  55. Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 1987, S. 15.
  56. Lars Lüdicke: Hitlers Weltanschauung. Von „Mein Kampf“ bis zum „Nero-Befehl“. Schöningh, Paderborn 2016, ISBN 978-3-506-78575-6, S. 121.
  57. Alfred Streim: Zur Eröffnung des allgemeinen Judenvernichtungsbefehls. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 1987, S. 114–116.
  58. Gerald Fleming: Hitler und die Endlösung. Limes, 1982, ISBN 3-8090-2196-2, S. 57 und 62.
  59. Ian Kershaw: Der NS-Staat. Frankfurt am Main 1994, S. 157.
  60. Hans Mommsen: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa. Wallstein, Göttingen 2014, S. 135–144.
  61. Philippe Burrin: Hitler und die Juden. Die Entscheidung für den Völkermord. S. Fischer, Frankfurt am Main 1993, S. 154, S. 175 ff. u. ö.
  62. Peter Longerich: Heinrich Himmler. Biographie. Siedler, München 2008, S. 560 ff.
  63. Gerd Blumberg, Flucht deutscher Juden über die Grenze. In: Katharina Stengel, Vor der Vernichtung: die staatliche Enteignung der Juden im Nationalsozialismus, Campus Verlag, 2007, ISBN 978-3-593-38371-2, S. 94–113. S. 105.
  64. Raul Hilberg: Die Aktion Reinhard. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Frankfurt am Main 1987, S. 125–128.
  65. Saul Friedländer: Das Dritte Reich und die Juden Band 2: Die Jahre der Vernichtung 1939–1945. Beck, München 2006, ISBN 3-406-54966-7, S. 301.
  66. Ian Kershaw: Hitler 1936–1945. Deutsche Verlags-Anstalt, Stuttgart 2000, ISBN 978-3-421-05131-8, S. 617.
  67. Christopher Browning: Die Entfesselung der „Endlösung“. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939–1942. Mit einem Beitrag von Jürgen Matthäus. List Taschenbuch, Berlin 2006, ISBN 3-548-60637-7, S. 318.
  68. Christian Gerlach: Krieg, Ernährung, Völkermord. Forschungen zur deutschen Vernichtungspolitik im Zweiten Weltkrieg. Hamburger Edition, Hamburg 1998, S. 117 f., referiert nach Hans Mommsen: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa. Wallstein, Göttingen 2014, S. 185 f.
  69. Jochen von Lang, Avner W. Less (Hrsg.): Das Eichmann-Protokoll: Tonbandaufzeichnungen der israelischen Verhöre. P. Zsolnay, 1991, ISBN 3-552-04308-X, S. 70.
  70. Gideon Botsch (Hrsg.): Die Wannsee-Konferenz und der Völkermord an den europäischen Juden: Katalog der ständigen Ausstellung. Verlag Haus der Wannsee-Konferenz, Gedenk- und Bildungsstätte, Berlin 2006, ISBN 3-9808517-4-5, S. 121.
  71. Eberhard Kolb: Diskussion. In: Eberhard Jäckel, Jürgen Rohwer (Hrsg.): Der Mord an den Juden im Zweiten Weltkrieg. Fischer, Frankfurt am Main 1987, S. 61–64; Peter Longerich: Holocaust: The Nazi Persecution and Murder of the Jews. Oxford University Press, 2010, S. 259.
  72. Hans Mommsen: Das NS-Regime und die Auslöschung des Judentums in Europa. Wallstein, Göttingen 2014, S. 148 (hier das Zitat) und 185.
  73. Joachim Tauber: Bericht von den Ereignissen in Gargždai/Garsden im Juni 1941 (PDF; 91 kB). In: annaberger-annalen.de, abgerufen am 2. Mai 2019.
  74. Peter Longerich: Holocaust: The Nazi Persecution and Murder of the Jews. 2010, S. 192 f.
  75. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 74.
  76. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 73–77.
  77. Dieter Pohl: Holocaust. Herder, Freiburg 2000, S. 78 ff.
  78. Christopher R. Browning: Ganz normale Männer. Das Reservebataillon 101 und die Endlösung in Polen. Frankfurt a. M. 1999, S. 189.
  79. zusammengetragen aus Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 73 und 96; Peter Longerich: Holocaust: The Nazi Persecution and Murder of the Jews. 2010, S. 196–198.
  80. Christian Zentner: Illustrierte Geschichte des Dritten Reiches. Bechtermünz, 1990, S. 331.
  81. Richard J. Evans: Wie einzigartig war die Ermordung der Juden... In: Günter Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 9.
  82. Gunnar Heinsohn: Lexikon der Völkermorde. Reinbek 1999, S. 344.
  83. Christopher Browning, Die Entfesselung der Endlösung. Nationalsozialistische Judenpolitik 1939-1942, Propyläen Verlag, München 2003, S. 509
  84. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 87 f.
  85. Barbara Distel: Sobibor. In: Wolfgang Benz, Wolfgang, Barbara Distel: Der Ort des Terrors. Geschichte der nationalsozialistischen Konzentrationslager. Band 8: Riga. Warschau. Kaunas. Vaivara. Plaszów. Klooga. Chelmo. Belzec. Treblinka. Sobibor. München 2008, ISBN 978-3-406-57237-1, S. 384–385.
  86. Robert Jan van Pelt: Auschwitz. In: Günter Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 201 mit Anmerkung 14.
  87. Dieter Pohl: Verfolgung und Massenmord in der NS-Zeit 1933–1945. Darmstadt 2003, S. 99 f.
  88. Raul Hilberg: Die Vernichtung der europäischen Juden. Band 2. Frankfurt am Main 1990, S. 1037–1043.
  89. Achim Trunk: Die todbringenden Gase. In: Günter Morsch, Bertrand Perz: Neue Studien zu nationalsozialistischen Massentötungen durch Giftgas. Berlin 2011, ISBN 978-3-940938-99-2, S. 24.
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  157. Alfred Gottwaldt: Der deutsche »Viehwaggon« als symbolisches Objekt in KZ-Gedenkstätten. Teil 2: Standorte der Wagen in acht Ländern. In: Gedenkstättenrundbrief. Nr. 140, S. 3–19 (PDF; 1,5 kB; 22. März 2019).
  158. auf DEFA-Stiftung
  159. Insbesondere Nacht und Nebel als Film und André Schwarz-Barts Der Letzte der Gerechten als Roman.
  160. Rezension: Bulletin 2014, Fritz Bauer Institut, PDF, S. 100. (Memento vom 15. April 2014 im Internet Archive)