Wikipedia:Kurier/Ausgabe 6 2012
„Was hält Sie davon ab, eine wichtige Ergänzung bei Wikipedia zu machen?“
Die Wikimedia Foundation hat in ihrem (englischsprachigen) Blog weitere Ergebnisse der Autorenumfrage vom Dezember 2011 veröffentlicht. Es handelt sich um die Folgestudie zu der Untersuchung vom April 2011.
Demnach gibt es vor allem zwei Gründe, weshalb Beiträge zu Wikipedia unterbleiben: Zum einen Zeitmangel, zum anderen schlechte Erfahrungen mit anderen Autoren. Im Hinblick auf etablierte Wikipedia-Sprachversionen – wie etwa die englischsprachige oder die deutschsprachige Wikipedia – wurde auch ein Übermaß an Regeln beklagt.
Auf die Frage, was das größte Hindernis sei, weshalb eine wichtige Ergänzung zu Wikipedia unterblieben sei, berichten viele Umfrageteilnehmer von unangenehmen Erfahrungen mit anderen Nutzern. „Wenn jemand meine Bearbeitungen mit einem schnodderigen Kommentar oder ohne eine eingehende Erklärung zurücksetzt, denke ich mir: ‚Was soll das? Dann eben nicht!‘ Bisher bin ich nach solchen Erfahrungen immer wieder zu Wikipedia zurückgekommen, aber es kann auch gut möglich sein, dass es mir eines Tages genug damit sein wird.“ Eine besonders hohe Hürde stellen offenbar Autoren dar, die ihre Artikel als ihr Privateigentum ansehen: „Wenn man dann etwas ändern möchte, ist das fast schon eine Art Angriff, und man zögert beim nächsten Mal, auch wenn man von dem Thema Ahnung hat und gut darüber schreiben kann.“ Die Häufigkeit der (in englischer Sprache) genannten Gründe ist in der nebenstehenden Wortwolke veranschaulicht.
Auf die Frage, was sich ändern sollte, nannte ein großer Teil der Befragten die Bedienoberfläche: „Ein einfacheres Interface, die Auszeichnungssprache sollte durch eine Art Textverarbeitung ersetzt werden, sonst ist das Schreiben zu kompliziert.“ Und: „Das Editieren ist zu schwierig. Wenn man nicht aufpasst, passiert es leicht, daß man an dem Artikel etwas kaputt macht.“ Die Auszeichnung mathematischer Formeln wurde als besonders schwierig empfunden. Viele wünschten sich eine größere Wertschätzung für die Qualität ihrer Beiträge. „Es sollte mehr auf die Qualität der Bearbeitungen ankommen, weniger auf irgendwelche vehementen Behauptungen, die einer macht.“ „Hauptsache, man geht freundlich miteinander um.“ (A., 30.6.)
Bild des Jahres 2011
Die sechste Wahl zum Bild des Jahres auf den Wikimedia Commons hat mit 143 Stimmen einen klaren Gewinner:
Insgesamt haben über 1000 Benutzerinnen und Benutzer aus den Wikimedia-Projekten abgestimmt. Die 30 Besten des Jahres 2011 kann man auf dieser Seite ansehen. mh, 28. Juni
Kommt zum Community-Panel der Wikipedia Academy
Im Rahmen der Wikipedia Academy findet am Freitagabend um 19 Uhr ein Diskussionspanel auf Englisch zu Researchers and the researched: A difficult relationship statt.
Dabei sollen offene Fragen diskutiert werden wie:
- Können Wikipedianer von Forschung profitieren?
- Können Forscher vom Dialog mit Wikipedianern profitieren?
- Findet ein solcher Dialog auf Augenhöhe statt?
- Gibt es ethische Grenzen?
Wir freuen uns, dass Debora Weber-Wulff, Manuel Merz, Moritz Braun und Sarah Stierch ihre Teilnahme an dieser Paneldiskussion zugesagt haben.
Kommt gerne um 19:00 Uhr zum Panel in die FU nach Dahlem und dem anschließenden Get-Together ab 20:30 Uhr in der Luise. Der Berliner Stammtisch hat zu unserer großen Freude beschlossen, sein zeitgleich stattfindendes Treffen in die Luise zu verlegen. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen und einen regen Austausch! Wer noch kurzfristig Lust hat dabei zu sein, möge sich bitte in diese Liste eintragen.
Sarah Stierch wird am Sonntag eine sehr spannende Keynote zu The Visual Experience – Gender and Ways of Seeing Wikimedia halten. Am Mittwoch, den 4. Juli ab 18 Uhr, könnt ihr Sarah in der Obentrautstr. 72 persönlich kennenlernen. Dort habt ihr die Möglichkeit mit ihr über ihre Arbeit besonders zum Gender Gap zu sprechen. Mehr Informationen zum geplanten Gesprächsabend und der Anmeldung findet ihr im Vereinsblog. AA, 26. Juni 2012
Offizielle Wiktionary-App für Android
Seit Januar gibt es die erste offizielle Wikipedia-Anwendung für Mobiltelefone mit dem Open-Source-Betriebssystem Android (der Kurier berichtete), mit diesem Blogpost wurde am 19. Juni die Veröffentlichung der Wiktionary-App bekannt gegeben.
Sie ermöglicht es, das freie Online-Wörterbuch in über 150 Sprachen zu lesen und die Einträge an seine Freunde weiterzuleiten (z. B. über Facebook oder Twitter). Man kann die Aussprache-Beispiele anhören, Seiten als Favoriten speichern und natürlich das Wort des Tages abrufen. Die Wikimedia-Stiftung verfolgt das Ziel, die Reichweite der Wikimedia-Projekte zu vergrößern – dies soll unter anderem mit den Smartphone-Anwendungen erreicht werden. Die App ist im Google Play Store kostenfrei erhältlich. mh, 21. Juni
Wer zu der App Feedback geben möchte, sollte dies auf der Projektseite auf meta tun. Und wer auf seinem Mobiltelefon keine Android-App installieren möchte oder kann, verwendet wie zuvor (seit September 2011 [1]) die mobile Wiktionary-Website, um nachzuschauen welchen Genus bspw. App hat. atlasowa, 25. Juni
Wikipedia ist kein Nachrichtenportal – oder etwa doch?
„Wikipedia ist kein Nachrichtenportal oder Veranstaltungskalender und dient nicht der aktuellen Berichterstattung“ heißt einer der bekannteren Sätze des (etwa) zehntausendseitigen Wikipedia-Regelwerks.
Seit Jahren steht sie da so, die vieldiskutierte liebevoll WP:WWNI, Nr. 8 genannte Regel. Noch. Eisern. Noch... Denn selbstverständlich ist Wikipedia live dabei, wenn in Berlin ein paar Autos brennen, in Neuenkirchen ein Blumenkübel umfällt oder in Bayern eine Kuh entläuft. Ist doch viel weniger Aufwand und gleichzeitig spannender, live bei einem Ereignis dabei zu sein, als über eine schon lange tote Person zu schreiben. Womöglich müsste man dafür sogar eine Bibliothek aufsuchen und schwere Wälzer nach Hause schleppen, u.U. sie sogar lesen! Damit sich die Newstickerer nicht zu sehr in die Quere kommen, wird ein einzelnes Ereignis auch schonmal auf verschiedene Artikel verteilt, wie etwa bei Karl-Theodor zu Guttenberg, Plagiatsaffäre Guttenberg, GuttenPlag Wiki, Verfassung und Verfassungsvertrag. Ob Fachleute dann noch Lust haben, bei Artikeln wie dem zur Fukushima-Katastrophe oder zur neuesten Schweinegrippe-Epidemie (nope) nach dem Rechten zu sehen, wenn täglich neue und neueste hilflos-tapsige Erzeugnisse fachfremder und unter Zeitdruck stehender Reporter in die Artikel gegossen werden, ist nebensächlich.
Ursprünglich war ja einmal folgende Rollenverteilung angedacht: Liveberichterstattung und Presseschau bei WikiNEWS, Lexikonartikel bei WikiPEDIA. Doch de facto ist WikiNEWS, wie praktisch sämtliche Schwesterprojekte von WikiPEDIA, völlig unbekannt. In einer gemeinsamen Aktion von Portal:Vereinigte Staaten, Wikipedia:WikiProjekt Kategorien, Wikipedia:WikiProjekt Geographie, Wikipedia:WikiProjekt National Register of Historic Places wurde das Thema anlässlich der Fußball-EM dankenswerterweise endlich mal wieder (wie alle zwei Monate) aufgegriffen (siehe WD:K, WD:WWNI, Versionsgeschichte WP:WWNI, WP:AP, ?, Kurier-Eintrag) – das Regelwerk gehört geändert, der Satz muss endlich weg, schließlich heißt „wiki“=„schnell“, nicht „fachlich korrekt“, „inhaltlich ausgewogen“ oder was auch immer manche Träumer da gerne hätten. Endlich (legal) freie Fahrt für das Nachrichtenportal Wikipedia? Der KURIER bleibt am (Fuß?-)Ball (bzw. versucht es, hinterherhechelnderweise)... Sincerely yours, Ihr Rasender Reporter aus der Welt der Halb-, Falsch- und Nichtmeldungen: X-W, 21.6., 01:20:16 Uhr
Chapters, User Groups und Thematic Organizations: Bewegung in der Wikimedia-Bewegung
Der Fortschritt ist bekanntlich eine Schnecke. Das gilt offenbar umso mehr für die Entwicklung der Wikimedia-Strukturen. Der Wikipedia Signpost berichtet diese Woche über den unerwartet langsamen Fortschritt, den die Gründung der Wikimedia Chapters Association (WCA), der in Gründung befindlichen Dachorganisation der Fördervereine, macht. Das Gründungskomitee, das bei der letzten Wikimedia Conference in Berlin eingesetzt worden war, kommt nicht so recht voran. Die Diskussionen auf Meta-Wiki stehen schon seit längerem still. Und weder der Ort, an dem die Organisation einmal ihren Sitz haben soll (der Signpost orakelt, nach mehreren Orten in Deutschland und in der Schweiz sei nun Belgien im Gespräch), noch die Rolle, die das Gründungskomitee dabei spielen wird (nur Empfehlungsgeber oder Entscheider?), seien hinreichend klar. Letztlich wird das bei der konstituierenden Sitzung des Rats der WCA bei der Wikimania in Washington geklärt und entschieden werden. Auch die Statements,[2][3] die der neu gewählte deutsche Vertreter im Rat der WCA, Markus Glaser, auf der Vereinsliste abgegeben hatte, als er ankündigte, die „Hoheit über die Spendengelder“ müsse bei den Chapters liegen und WMDE müsse gegenüber der Wikimedia Foundation „autonom bleiben“, hätten die Entwicklung „komplizierter gemacht“, heißt es im Signpost. Dies alles erfolge vor dem Hintergrund einer Neuordnung der WMF-Partnerorganisationen: Neben die Chapter treten demnächst User groups und Thematic organizations kraft Anerkennung durch die Stiftung – aber auch hier werden sich die näheren Einzelheiten erst auf der im nächsten Monat bevorstehenden Wikimania ergeben. (20.6., A.)
Wikivoyage beschließt, Verhandlungen mit der WMF über ein neues Schwesterprojekt aufzunehmen
Die Wikipedia-Schwesterprojekte sind in Bewegung gekommen. Die laufende Diskussion im Anschluss an Jimbo Wales' Impuls auf der Wikimania 2005 über die zehn Inhalte, die frei sein sollten, ist im vergangenen Vierteljahr auf ein neues konkretes Ziel zugesteuert. Es könnte schon bald einen Wikimedia-Reiseführer geben.
Anfang April 2012 hatte James Heilman von Wikimedia Canada im Meta-Wiki vorgeschlagen, ein Reisewiki in die Familie der Wikimedia-Projekte aufzunehmen. Hintergrund ist die wachsende Unzufriedenheit der englischen Wikitravel-Autoren mit der Betreuung durch den Eigentümer, die Firma Internet Brands. Deshalb möchten sie die seit 2003 bestehende englische Sprachversion von Wikitravel forken und in einem Wikimedia-Projekt weiter arbeiten. Bereits im September 2006 hatten deutschsprachige Wikitraveler einen Fork unter dem Namen Wikivoyage auf den Weg gebracht, der sich seitdem sehr gut entwickelt hat. Wikivoyage umfasst derzeit 11.867 Artikel. Wikivoyage war deshalb von Anfang an ausdrücklich eingeladen worden, sich an dem Fork zu beteiligen.
Der Vorschlag war auf der Mailingliste Foundation-l und auf Meta lebhaft diskutiert worden. Dabei wurde vor allem in Frage gestellt, ob es sich bei einem Reiseführer um Bildungsinhalte handele, auf die die Wikimedia-Projekte festgelegt seien. Dieser Aspekt wurde aber schließlich beigelegt, denn Reisen zähle klar zu den beliebtesten und effektivsten Bildungsaktivitäten überhaupt. Ein weiterer Punkt in der Diskussion war die Festlegung aller Wikimedia-Projekte auf den Neutralen Standpunkt, während Wikitravel und Wikivoyage von ihren Autoren „Fairness“ bei allen Angaben gegenüber dem Leser fordern. Insoweit war aber auf die flexible Handhabung beim Verständnis dessen, was „neutral“ sei, in den verschiedenen Wikimedia-Projekten verwiesen worden.
Am 18. April 2012 folgte ein sehr wohlwollendes Statement von Sue Gardner zu dem Thema. Ein RFC auf Meta-Wiki verlief seitdem ausgesprochen positiv. Er ist noch nicht abgeschlossen, man kann sich dort also weiterhin beteiligen.
Am vergangenen Wochenende hat nun auch der gemeinnützige Förderverein Wikivoyage e.V. bei seiner Mitgliederversammlung in Köln einstimmig grünes Licht gegeben, um offiziell in Verhandlungen mit der Wikimedia Foundation über den Aufbau eines Wikimedia-Reisewikis einzutreten. Diese Verhandlungen werden den organisatorischen Ausgangspunkt für die Neugründung bilden. Das Projekt ist offen für die Beteiligung aller weiteren Online-Communitys, die dazu beitragen möchten. Die Einigung wurde von drei Wikimedia-Gästen begleitet; Arne Klempert und seine Nachfolgerin im Vorstand der Wikimedia Foundation Alice Wiegand sowie der Wikipedia- und Wikivoyage-Autor Jürgen Fenn nahmen an der Mitgliederversammlung auf Einladung von Wikivoyage e.V. ebenfalls teil. Heute wurde die Beschlussfassung offiziell vom Vorsitzenden von Wikivoyage Stefan Fussan auf Meta-Wiki bekanntgegegen. Wikivoyage e.V. wird bestehen bleiben und möchte in eine Partnerschaft mit der WMF eintreten.
Neben einem umfangreichen und gut gepflegten Artikelbestand hat Wikivoyage auch ein freies Medienarchiv Wikivoyage Shared mit mehr als 28.000 Bildern sowie eine italienische Sprachversion einzubringen. Außerdem sind alle erfassten Orte bereits in einer Ortsdatenbank erfasst, die in Wikidata integriert werden könnte. Alle Inhalte stehen, wie Wikipedia, unter der freien Lizenz CC-by-sa 3.0. (11.06., A.) Das neue Projekt wird wahrscheinlich den Namen Wikivoyage tragen. (14.06., A.)
James Heilman von Wikimedia Kanada hat nun auf Meta-Wiki geschrieben, der offizielle Vorschlag für den neuen Reiseführer als Wikimedia-Schwesterprojekt sei bereits am 27. Mai 2012 an die Geschäftsführerin der Wikimedia Foundation Sue Gardner und an das WMF-Vorstandsmitglied Samuel Klein weitergeleitet worden, also noch vor der Mitgliederversammlung von Wikivoyage am 9. Juni 2012, bei der dem neuen Projekt zugestimmt worden war. Weiter wird über den Namen des neuen Schwesterprojekts diskutiert. Dabei wird nicht ausgeschlossen, dass es verschiedene Namen für die diversen Sprachzweige geben könnte („Travel“ für Englisch und „Wikivoyage“ für Deutsch, Italienisch und Französisch). Dabei spielen alte Animositäten aus dem früheren Fork von Wikitravel zu Wikivoyage weiter eine große Rolle für die englischsprachige Wikitravel-Community. Als Domain wurde von Samuel Klein travel.wikimedia.org genannt. Das Projekt läuft nun auf Meta-Wiki unter dem Namen Travel Guide. Die Community wird weiter über Wikimedia-l und Meta-Wiki beteiligt, und der Vorstand der Wikimedia Foundation wird über den Vorschlag und über dessen Umsetzung entscheiden, gegebenenfalls noch bei der Wikimania 2012 in Washington. (A., 24.6.)
Studie: Niemand informiert sich bei Wikipedia
Das Hans-Bredow-Institut hat gerade eine Studie veröffentlicht, die darstellt, welche Medien die Bundesbürger zur politischen Meinungsbildung nutzen. Mit der Einleitung „Es gibt ja ganz unterschiedliche Informationsinteressen. Im Folgenden nennen wir Ihnen einige solche Interessen und Sie sagen uns bitte, wie wichtig Ihnen persönlich die jeweiligen Informationen sind und welche Informationsquellen dabei am wichtigsten sind“ wurde unter anderem abgefragt, wo man sich über andere Kulturen, persönliche Interessengebiete, die eigene Region oder das politische Weltgeschehen informiere. Das dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk nahestehende Institut kam dabei zum Ergebnis, dass das alles hauptsächlich die Tagesschau erledigt. Aber auch „google.de“, Bild (Print), heute (TV), Freunde (RL) und Anne Will (TV), sowie „spiegelonline.de“, gmx.de, web.de, t-online.de und facebook.com. Der mit ausreichendem Tunnelblick ausgestattete Wikipedianer reibt sich die Augen, denn sein Lieblingsmedium kommt nicht vor. Einer der Autoren der Studie erklärt dazu: „wikipedia wurde durchaus genannt, v.a. im Kontext ‚spez. thematische informationsbedürfnisse‘, aber eben nicht ausufernd oft und wir haben v.a. subjektive vorstellungen über wichtigkeit erfasst, nicht tatsächliche nutzung die bei wikip hoch ist“. Angesichts der Aufrufzahlen ist der Mangel also, dass wir es nur schaffen, tatsächlich wichtig zu sein, nicht aber als wichtig betrachtet zu werden, während die Tagesschau als wichtig wahrgenommen wird, was noch nichts über ihren tatsächlichen Nutzen aussagt. NCI, 15.6.
Wenn die Laborratte widerspricht
Das Verhältnis zwischen den Wikipedianern und den sie beforschenden Wissenschaftlern ist ja ein eher ambivalentes. Der Wikipedianer an sich neigt ja eher zum ärmelhochkrempeln und mal-machen – oder mal-widersprechen – statt sich in tiefgründigen Reflexionen zu verlieren. Der Wikipedist wiederum forscht oft fern der praktischen Anwendbarkeit, oder ergeht sich in Spezialstudien. Wikipedianer selbst sind dann für die Wikipedisten nicht unbedingt auf Augenhöhe; sind sie doch Forschungsobjekt und zu Betrachtende. Der Blick des Wissenschaftlers auf sein Forschungsobjekt ist halt meist der Blick von außen und oft genug auch der von oben. Wer hat sich hier nicht schon einmal gefühlt wie ein nackter Papuaner, dem ein westlicher Ethnologe mit Fragebogen und Kamera auf den Pelz rücken möchte. Zumal wenn der Ethnologe im Zweifel auch den Anschein erweckt soviel Ahnung von Jagd im Regenwald zu haben, wie es für westliche Studenten der Geisteswissenschaften nunmal typisch ist. Dennoch: wer von außen schaut, schaut anders. Diejenige sieht oft genug etwas, das den Insidern verborgen bleibt.
Um den Wissenschaftlern mal etwas über die Jagd im Regenwald beizubringen, den Sinn der Wikipedistik zu diskutieren, und über den Sinn der Wikipedia zu reflektieren, findet die Wikipedia Academy statt. Sie läuft vom Freitag, den 29. Juno bis Sonntag, den 1. Julei an der Freien Universität Berlin. Community-Mitglieder können umsonst an der ganzen Konferenz am Panel teilnehmen. Sollte der Teilnahmebetrag für die restliche Konferenz zu hoch sein, kann man sich bei Wikimedia Deutschland zwecks Kostenübernahme melden. Da sie fachwissenschaftlich-spezielle Themen behandeln, wird die Konferenz auf englisch stattfinden. Von besonderem Interesse ist aber vermutlich die Podiumsdiskussion am Freitag Abend zwischen Wikipedianern und Wikipedisten, sowie das anschließende get-together. Anders als im restlichen Programm wird diese Veranstaltung auf deutsch stattfinden. Wikipedianer können natürlich immer widersprechen, und nehmen das Recht auch erfahrungsgemäß reichlich in Anspruch. Hier aber gibt es vielleicht die Chance, dass sogar Wissenschaftler zuhören. (14.6. sp, Korrekturen 15. 6. sp)
EM-Fußballer ohne Köpfchen?
Oder: Bildungsferne Sportler-Biografien in der deutschsprachigen Wikipedia
Deutschland ist spätestens seit Samstag im Fußballfieber (und hat die lautstarke Frau T. sicherlich schon längst vergessen) – 1:0 im EM-Gruppenspiel gegen Portugal. Auch wenn es über weite Strecken gesehen eher langweiliger Fußball war, den die deutsche Elf anbot (und sich die alle Jahre wieder fußballbegeisterte Mutti zwischenzeitlich mehrfach ins Land der Träume verabschiedete), strafte uns zumindest Mario Gómez (vorerst) Lügen über Matze Knops „angezogenen Flitzer“ von einst.
Mehrfach stellten Kommentatoren (Dortmund-Fans?) die Leistung von Mats Hummels heraus. Hummels, den kennst Du doch! Meister mit Dortmund, Innenverteidiger, Sohn eines Fußballspielers und einer Sportjournalistin. Hmm … Was ist denn sonst noch in unserem Wikipedia-Artikel über ihn nachzulesen. Fazit: Das Altbekannte plus Umzug als Kind nach München. Dann folgen schon die obligatorischen Absätze zur Karriere im Verein und der Nationalmannschaft. Aber Moment mal, fehlt da nicht etwas? Hat der Hummels mal ’ne Schule von innen gesehen, oder ist er mit seinen Stollen schon auf die Welt gekommen? Ist der Schulabschluss oder die Ausbildung fernab des Bolzplatzes in einer Fußballer-Biografie redundant? Hattest du dich nicht schon einmal vor ein paar Monaten überrascht gezeigt, als nichts zu Poldis Schulabschluss (hat er?!) im Artikel zu finden war? Und hattest du nicht schnell mal im Internationalen Sportarchiv von Munzinger nachgeschlagen und ergänzt? Also warum es nicht auf einen weiteren Versuch ankommen lassen, diesmal bei Hummels? Und siehe da, er hat laut Sportarchiv das Gymnasium besucht, aber nach der zwölften Klasse abgebrochen – sowas! Nun stellt sich Neugierde ein – verweigert Wikipedia noch mehr deutschen EM-Spielern den Schulbesuch oder -abschluss? Und tatsächlich – nur bei 6 von 23 EM-Spielern ist etwas über das Schulbank-Drücken bzw. eine Ausbildung nachzulesen (neben Podolski und Hummels nur bei Mertesacker, Schmelzer, Götze, Müller und Klose). Bei den anderen Fehlanzeige – dafür sind die Infoboxen tipptopp aktualisiert und man kann hier und da Trivia zu ominösen „Boygroup“-Torjubel nachlesen, so so (Gnade dem Fußballgott!). Hmm ... Da fragt sich meinereiner doch, wie schlau sind eigentlich unsere Führungsspieler? Lahm, Neuer, Schweinisteiger oder Gómez? Bleibt ihnen ein vergleichbares Schicksal wie Eike Immel wohlmöglich erspart, wenn die Millionen aufgebraucht sind?
Also schnell mal im internationalen Sportarchiv und Pressedatenbanken wie LexisNexis Wirtschaft nachgeschlagen und ergänzt. Unsere Jungs sind tatsächlich keineswegs ungebildet, Abitur bzw. Fachabitur oder den Realschulabschluss haben die meisten (bis auf ein paar wenige Ausnahmen). Zu Gute halten kann man den Kollegen aus dem Sportbereich, dass die betreffenden Infos mitunter gar nicht leicht zu finden sind. Auf ihren offiziellen Webseiten geben die wenigsten Spieler mit ihrem Bildungsgrad an. Eine Ausnahme der schöne Tim aus Bremen Hoffenheim, sehr löblich – Realschulabschluss! Interessanterweise veröffentlichte die Die Welt zum EM-Start eine eigene Artikelserie zum Thema – „Auch Nationalspieler sind einmal zur Schule gegangen.“. Da wusste die Springer-Presse bis vor kurzem doch mehr als wir! Vor meinem geistigen Auge beginnen sich zwei Puzzle-Teile vom altbekannten Wikipedia-Globus zu lösen und dumpf auf den Boden aufzuschlagen. Streifschuss Gómez?!
Nein, Globi, du darfst nicht sterben! Für die Zukunft sind die Bildungslücken der deutschen Elf in Wikipedia nun vollständig ausgemerzt, im Gegensatz zu Titelmitfavorit Spanien (mit Österreich oder der Schweiz wollen wir mal gar nicht erst anfangen – die passen eh nicht zum vorangestellten EM-Logo!). Aus dem 23 Spieler zählenden spanischen Kader hat laut unseren Artikeln nur Juan Mata die Schule besucht bzw. ein Studium absolviert (immerhin!). Ein disziplinenübergreifendes Phänomen, wenn man sich die Biografien aus anderen aktuellen Sportarten ansieht. Auch den nass gewordenen French-Open-Finalisten im Herreneinzel Nadal (immerhin als lesenswert prämiert) und Dokovic verweigert die deutschsprachige Wikipedia den Schulbesuch. Beim 24 Fahrer zählenden Formel-1-Feld, das fast jedes Wochenende in die Eisen steigt (auch in Ländern mit kostenlosem Dauerfeuerwerk), scheinen 21 Piloten bereits mit Rennfahrerhelm auf die Welt gekommen zu sein. Immerhin weiß man, dass Alonso braune Augen hat – hört, hört ! (11.6., Csr)
Traffic-Tool gibt Auskunft über Anzahl der Seitenaufrufe
Die hehrste Aufgabe eines Wikipedianers – und einer Wikipedianerin – ist es bekanntlich, Artikel zu schreiben. Oder bestehende, am besten substanziell, zu erweitern. Wie jedoch kommen die Artikel draußen bei den Leserinnen und Lesern an? Herausfinden lässt sich dies mit einem Tool namens Wikipedia article traffic statistics. Funktionstechnisch eine externe Erweiterung der Wiki-Software, erzeugt das Traffic-Tool Balkendiagramme, wie oft ein bestimmter Artikel pro Tag in einem bestimmten Monat aufgerufen wurde. Klickt man den Toggle-Labels-Link an, erscheinen zusätzlich auch die Zahlen pro Tag.
Für Editoren, die feststellen wollen, wie die Resonanz auf ihre Beiträge, Veränderungen oder Diskussionsbeiträge in Seitenaufrufen ausfällt (Tipp: mit dem Traffic-Tool kann auch der Traffic von User- oder Meta-Seiten ermittelt werden), hat dieses Tool potenzielles Suchtpotenzial. Was genau zeigt es jedoch auf? Zum einen das, was zu erwarten ist. Die Beliebtheitsunterschiede sind gigantisch. Die Seitenaufrufe für den Grundlagenartikel Philosophie beispielsweise bewegen sich um die 2000 pro Tag. Noch stärkere Lesernachfrage hat – wie zu erwarten – der Wikipedia-Artikel zu Adolf Hitler. Das Traffic-Tool verrät nicht nur die Anzahl der Seitenaufrufe pro Tag (durchschnittlich 4- bis 5000). Bei den meistaufgerufenen 10.000 Artikeln gibt das Tool zusätzlich die Position im Ranking an. Der Führer mit dem Schnauzbart liegt hier auf Platz 85 – was zumindest den nicht widerlegbaren Schluss zulässt, dass es für die Wikipedia-Leser 84 wichtigere Themen gibt.
Wie sieht es auf den mittleren und hinteren Rängen aus? Die meisten normalen – oder spezielleren Artikel – bewegen sich im Bereich von drei-, zwei- oder auch einstelligen Aufrufen pro Tag. Beispiel Popmusik: Die US-Rockikone Bruce Springsteen lag im April bei rund 500 Aufrufen pro Tag, Rapper Bushido kam auf rund 250 und die Berliner Worldfolktruppe 17 Hippies auf rund 20. Weiter an ihrer Karriere feilen muss hingegen die kanadische Jazz-Chanteuse Sophie Milman (durchschnittlich 4 Aufrufe). Allerdings: Alles ist relativ, auch Karrieren und Nachfragen. In der englischsprachigen Wikipedia beispielsweise stand Milman mit über 60 Aufrufen pro Tag ganz passabel da – und braucht sich um die Miete vermutlich keine Sorgen zu machen.
Schießt der Seitentraffic bei signifikanten Artikelverbesserungen oder -erweiterungen in die Höhe? Die Antwort: eher nein, und falls doch, eher temporär. Verbesserungen drücken die Tages- und Monatstatistik zwar zuverlässig in die Höhe. Highlights, die die Statistik ausschlagen lassen, sind vor allem Aufführungen als Artikel des Tages. Auf lange Sicht allerdings zählt nicht die Qualität als solche, sondern die Nachfrage nach dem Eintrag. Die kann übrigens schwanken. Faktoren hier: tagesaktuelle Themen oder, bei Popstars etwa, eine neue Veröffentlichung. Ein gutes Beispiel hier: der Artikel Weihnachten: Im April 2012 fragten insgesamt 12.986 Leser und Leserinnen nach. Im Dezember 2011 lag die Anzahl mit 249.818 fast zwanzigmal so hoch. Tipp fürs Schreiben: Es hilft also durchaus, wenn man sich das richtige Thema sucht. Und die richtige Zeit. rz, 8. Juni
Zedler-Preisverleihung am Sonntag in Berlin
Am kommenden Sonntag (1. Juli 2012) wird der rote Teppich im SUPERMARKT (Brunnenstr. 64) in Berlin-Mitte für die Verleihung des Zedler-Preises für Freies Wissen ausgerollt und die Sektkorken werden gelockert. Ab 14 Uhr erfahren dort die Nominierten in den Kategorien Wikipedia-Artikel des Jahres, Community-Projekt des Jahres und Externes Wissensprojekt des Jahres, wen die Jury als Gewinner gekürt hat. Dann wird auch die Trophäe des Zedler-Preises enthüllt. Alle Interessierten sind willkommen, dem Spektakel beizuwohnen.
Wer sich schon ab 11 Uhr ein bisschen warm essen und trinken möchte, ist herzlich eingeladen zum öffentlichen Free Culture Brunch der Wikipedia Academy. Neben einer von Matthias Spielkamp (iRights.info) moderierten Diskussionsrunde über Freies Wissen gibt es ein audiovisuelles Erlebnis des Kunstprojekts Hypermusic (von Christian Grasse) und die Fotoausstellung der Wiki-Loves-Monuments-Sieger 2011 zu bestaunen. NE (WMDE), 27.6.
Artikelmarathon geht in die zweite Runde
Nachdem in der ersten Runde 22 Teilnehmer insgesamt 278 Artikel erstellten, geht der 11. Artikelmarathon am Freitag den 29.6. in die zweite Runde. Welche Artikel werden nun entstehen? Wird die Gesamtzahl der ersten Runde übertroffen? Man darf gespannt sein. Allen Teilnehmern sei viel Spaß und eine rege Teilnahme gewünscht. (27.6., Dandelo)
JSTOR-Accounts ante portas – Bewerbungen weiter möglich
Steven Walling von der Wikimedia Foundation hat bekanntgegeben, dass die Rechtsabteilung der Stiftung derzeit eine Vereinbarung mit dem Online-Archiv JSTOR über 100 Accounts prüft, die an Wikipedianer verteilt werden können. Möglicherweise kommt es bis zur Wikimania 2012 in Washington noch zum Abschluss. Wer sich um einen Zugang zu JSTOR bewerben möchte, kann das weiterhin in der englischen Wikipedia tun. Derzeit stehen 97 Bewerber auf der Liste. Dort heißt es, die Vergabe werde sich „nach dem Bedarf und nach den Verdiensten“ der Bewerber richten. Wer anderweitig auf das Angebot von JSTOR zugreifen kann, möge von einer Bewerbung absehen. Das Programm ähnelt den Abmachungen, auf deren Grundlage bereits Zugänge zu den Datenbanken Credo Reference und HighBeam Research erteilt worden sind. JSTOR bietet eine Volltextsuche in über 1.400 digitalisierten Zeitschriften aus den Geistes, Sozial- und Naturwissenschaften an. (27.6., A.)
Das sind dann immerhin 0,35 Accounts pro Sprachversion. (27.6., S-L)
Wieder Ärger mit einem renommierten Verlag
Der Nomos Verlag (der übrigens einen äußerst dürftigen Wikipediaartikel hat, da sollte man mal eingreifen:-) musste sein juristisches Fachbuch mit dem Titel Juristische Arbeitstechniken und Methoden – Wissenschaftliches Arbeiten für Juristen in Zeiten des Internets, ISBN 978-3-8252-3531-4, aus dem Handel nehmen. Grund war ein von VroniPlag aufgedecktes Plagiat, denn das Lehrbuch, in dem pikanterweise auch eindrucksvoll die Wikipedia als nicht wissenschaftlich zitierfähig bezeichnet wird, ist in großen Teilen eben aus jener kritisierten Wikipedia wörtlich abgeschrieben worden. Natürlich ohne die echten Autoren oder gar die Lizenz zu nennen. Dafür fungieren die angesehenen Juristen Bernd Holznagel und Pascal Schumacher ersatzweise als Verfasser. Nachzulesen ist diese durchaus amüsante Story in einem Beitrag von Peter Mühlbauer im Online-Magazin Telepolis. S., 25. Juni 2012
Sieben Jahre in Wikipedia und macht kaum weise
Schlechte und sogar ganz schlechte Artikel sind in Wikipedia nicht ungewöhnlich, der Artikel Stanley Theater (Utica) zeichnet sich jedoch besonders aus. Das Stanley Theatre ist ein Theater in Utica im Bundesstaat New York. Es wurde am 10. September 1928 eröffnet und hat eine Kapazität von annähernd 3.000 Zuschauern. ist der vollständige, seit Anlage völlig unveränderte Inhalt des Artikels. Die gängigen Hürden bei der Ermittlung von Stubs überspringt der Artikel aufgrund der Quelltextlänge von mehr als 1000 Byte mithilfe von drei Weblinks, einem Begriffsklärungshinweis und einem halben Dutzend Kategorien leicht (was erneut bestätigt, wie unbedacht die Löschung der Vorlage:Stub war). Und so wird dieser Stub am 18. Juli sieben Jahre alt. Schenken wir ihm bis dahin gemeinsam mehr Inhalt! Alle Mithelfer erhalten als Belohnung ein Babel. Und bitte keine Spielverderber! MaB, 25.6.
Wikimedium 2/12 veröffentlicht
Die zweite Wikimedium des Jahres ist draußen, gedruckt auf Zeitungspapier, als PDF zum Herunterladen und jetzt auch als E-Paper. Neben dem Titelthema Wikipedia in Residence finden sich weitere spannende Themen, wie das Interview mit dem Storyteller der Wikimedia Foundation, Victor Grigas, über die Kunst des Geschichten-Erzählens in der Vereinszeitung wieder. Über die rege Beteiligung der Community freut sich die Redaktion. Deshalb auch diesmal die Bitte an alle Interessierten: Tragt eure Ideen, Artikel und Artikelwünsche in die Wikipedia-Projektseite ein. Zur Evaluation und Qualitätssteigerung gibt es diesmal eine Leserumfrage. Um Teilnahme wird gebeten. pw 17:25, 22. Juni 2012
Google Maps auf Abwegen oder: Nebraska und Illinois in Oregon?
Daß Wikipedia-Artikel durch Icons bei Google Maps angezeigt werden ist nichts Neues, doch rätselhaftes kann man im westlichen Oregon in der Kaskadenkette entdecken. Da ist doch tatsächlich der von Boston, Massachusetts quer durch die USA nach Newport, Oregon führende U.S. Highway 20 in einem Kartenausschnitt mit Zentrum im Suttle Lake als U.S. Route 20 in Nebraska und weiter östlich als U.S. Route 20 in Illinois beschriftet. Verwunderlich schon deswegen, weil Nebraska rund 1600 km und Illinois rund 3000 km weiter im Osten liegen, aber woher nimmt Google die Titel der Artikel U.S. Route 20 in Nebraska und en:U.S. Route 20 in Illinois in der englischen Wikipedia als Beschriftungstext? MaB 22.6.
Test des sichtbaren Bearbeiters verfügbar
Gerade wurde die sandbox des visual editors unter Vector online gestellt, Infos dazu im selben Wiki unter Visual editor Sgth, 22.06.2012
Endrunde der Wikimedia-Commons-Wahl zum Bild des Jahres
Noch bis zum 23.06. ist es wahlberechtigten Nutzern möglich, für das Bild des Jahres zu votieren. Zur Wahl stehen die 36 Bilder, die in Runde 1 die meisten Stimmen der rund 1400 Wähler erhielten.-R, 21.06.
Das Medienarchiv
Wikimedia Commons ist zwar etwas unübersichtlich, durcheinander und auch, nun ja, für manche chaotisch, aber dafür recht voll mit abertausenden Bildern, Grafiken, Kurzvideos und Audiodateien. Sich dort durchzuwühlen ist schon eine Kunst für den gemeinen Wikipedianer, besonders als Neuling. Sich aber offenbar sehr gut dort zurechtzufinden ist offensichtlich dem wissenschaftlichen Springer-Verlag in Berlin, aber auch Luxemburg gelungen. Ursprünglich frei lizenzierten Bilder verpassten die taffen Leute von Springers Bildarchiv einfach mal kurz eine restriktive Lizenzierung. So berichtete Torsten Kleinz in Zeit Online am 18. Juni. Nachdem die Sache rausgekommen ist, muss der eigentlich renommierte Verlag nun sein Bildarchiv säubern und Nachhilfe in Freien Lizenzen à la cc-by-sa 3.0 nehmen, welch Schmach und Graus! S., 18. Juni 2012
Wikinews bittet um Feedback
Wikinews bittet seine Leser um Feedback: Was ist gut an Wikinews? Was ist schlecht? Was könnte man besser machen? Dazu fällt Euch doch bestimmt etwas ein… (17.06., A.)
UEFA Euro 2012
GLAM in Hamburg – 2. Hamburger Workshop
Im Rahmen der GLAM-Kooperation (Galleries, Libraries, Archives, Museums) mit dem Museum für Hamburgische Geschichte wird im August der 2. Hamburger Workshop durchgeführt. Dazu sind diesmal nicht nur Photographen, sondern vor allem Autoren gefragt. Ziel des Workshops ist es, das Museum für Hamburgische Geschichte in Wort und Bild stärker in Wikipedia und Wikimedia Commons einzubringen, Lücken zu füllen und Fehler zu korrigieren. Für die Integration von QRpedia im Herbst 2012 gilt es noch eine Reihe von Artikeln zu schreiben bzw. auszubessern und Photographien von den Objekten anzufertigen. Interessierte können sich gerne auf der Projektseite eintragen, auf der weitere Informationen zu finden sind. (14.6., PW)
Markus Glaser in den Rat der WCA gewählt
Die Mitglieder von Wikimedia Deutschland haben in einer Briefwahl Markus Glaser zum deutschen Vertreter im Rat der Wikimedia Chapters Association gewählt. Er gewann die Wahl mit 198 Stimmen vor Martin Zeise (178) und Cornelius Kibelka (166 Stimmen). Bei der Briefwahl kam es durch das Verschulden der Deutschen Post zu Unregelmäßigkeiten, die sich aber nicht auf das Ergebnis der Wahl ausgewirkt haben: 110 Wahlbriefe, die nicht frankiert worden waren, trafen erst am Montag nach der ordentlichen Auszählung der Stimmen bei Wikimedia Deutschland ein. Die Post wurde aufgefordert, hierzu eine schriftliche Stellungnahme abzugeben. (12.6., A.)
Zusammenarbeit von Bing und Britannica
Die BBC berichtet über einen Blogpost von Microsoft über die gerade begonnene Zusammenarbeit der Suchmaschine Bing mit der Encyclopædia Britannica. Neben Suchergebnissen aus Wikipedia, Qwiki und Freebase wird Bing von nun an in einer kleinen Box auch Nachweise auf die Britannica zu dem gesuchten Thema anzeigen. Das ganze nennt sich „Britannica Online Encyclopedia Answers“ und ist als Antwort auf Googles Knowledge Graph gedacht – eine Spielart der semantischen Suche im Web. Während Google jedoch Links auf weitere eigene Suchergebnisse anbietet, hat Bing die ergänzenden Ergebnisse hinzugekauft. (via WikiEN-l, 11.6., A.).
Site notice in der italienischen Wikipedia
Bereits am 4. Oktober 2011 war die italienische Wikipedia in einen Blackout getreten und hatte einen Aufruf verkündet, in dem man sich gegen die Verabschiedung eines Gesetzes wandte, aufgrund dessen „innerhalb von 48 Stunden kommentarlos jegliche Korrektur am Inhalt vorzunehmen [wäre], die der Antragsteller im Interesse seiner Reputation fordert“, und zwar unabhängig vom Wahrheitsgehalt der davon betroffenen Aussagen. Alexander Doria weist heute auf Wikitrekk darauf hin, dass alle Seiten der italienischen Wikipedia derzeit einen Hinweis tragen, der sich dagegen wendet, dass dieses Gesetz trotz des zwischenzeitlich erfolgten Regierungswechsels offenbar immer noch nicht vom Tisch ist. Die Maßnahme war seit dem 31. Mai diskutiert worden und man entschied sich angesichts der Unsicherheit über das Gesetzgebungsverfahren diesmal vorläufig für diese site notice zu Beginn jeder Wiki-Seite. Der Appell endet in der Übersetzung von Google: „Die Enzyklopädie ist das Erbe aller. Lassen Sie es nicht verschwinden.“ (11.06., A.)
WP-Statistik – auch nur gefälscht
Traue keiner Statistik die du nicht selbst gefälscht hast – den Spruch kennt jeder, und er gilt wohl auch für die Wikipedia-Statistik. Waren es vor kurzem noch ca. 400 Artikel pro Tag, sind es jetzt meist nicht mal 300; und das angeblich schon seit Jahren. Das selbe für die Wikipedianer mit mehr als 100 Beiträgen: Vor kurzem noch ca. 1000 sind es jetzt angeblich kaum 700 gewesen. Warum das so ist, dazu scheint keiner etwas konkretes sagen zu können. Vielleicht um die "Dramatik" eines Rückgangs zeigen zu können? Vielleicht weil vorher ein Rechenfehler drin war? Oder haben wir jetzt einen? Oder ist sowieso alles nur aus dem Bauch geschätzt? ...Sili 10.06.
- Update: Erik Zachte hat darauf hingewiesen, dass die Wikimedia-Statistiken derzeit aufgrund eines Fehlers durchweg zu niedrige Werte ausweisen. Der Fehler wird so bald wie möglich behoben.[4][5] (11.06., A.)
WP-Artikel ersetzt Presseausweis
Bin Journalist und hatte gestern meinen Presseausweis vergessen, der für einen Einlass unentbehrlich war. Doch der Herr am Eingang hatte einen Online-Zugang. Mein Wikipedia-Eintrag in Verbindung mit meinem Perso – die Geburtsdaten stimmten überein – klärte die Sache. Nicht schlecht, Wikipedia! (IP, 10. 6.)
Recycling schont Rohstoffe
EILMELDUNG: Pünktlich zur Eröffnung des Sommerlochs füllt der Kurier exklusiv für seine Leser alten Wein in neue Schläuche. Weitere Details demnächst im Kurier. (8.6.32X)
Editor engagement experiments in der englischen Wikipedia
In der englischen Wikipedia hat der Test eines neuen Interfaces begonnen. Bei knapp 3000 Artikeln wird der Hälfte der Leser diese Woche angezeigt, wann die Seite zuletzt geändert worden ist (z. B.: „Last updated two weeks ago“). Die Info verlinkt auf die Versionsgeschichte des Artikels und erscheint gegebenenfalls neben den Symbolen für die Auszeichnung oder für den Schreibschutz der Seite. Der Hinweis erscheint zusätzlich zu dem Zeitstempel am Seitenfuß. Ziel ist es, die Leser direkter darauf aufmerksam zu machen, was hinter den Kulissen des Wikis abläuft, dass die Inhalte in Wikipedia dynamisch sind, aber auch dass viele Artikel dringend aktualisiert werden sollten. Eine Übersicht über weitere bevorstehende Experimente findet man auf Meta-Wiki (8.6., A).
„… wenn man plötzlich verheiratet wird …“
Die designierte Georg-Büchner-Preis-Trägerin Felicitas Hoppe hat sich in einem Interview mit der Basler Zeitung unter anderem zu ihrem Verhältnis zu Wikipedia geäußert. Ihr neuer Roman „Hoppe“ behandelt eine fiktive Autobiographie und hebt, wie man lesen konnte, mit der Einleitung ihres eigenen Wikipedia-Artikels an. Dazu befragt, sagte sie nun: „Ich glaube, die von Ihnen erwähnte Einschätzung hat nicht zuletzt mit meinem Wikipedia-Eintrag zu tun, der alle meine Publikationen als Monografien aufführt. Eigentlich ist mein Werk nicht voluminös.“ – „Ihre Beziehung zu Wikipedia ist ja ohnehin eine spezielle…“ – „Ja, das stimmt. Ich habe früher schon gerne mit Lexika gearbeitet, und da kam mir dieses Schnell-Lexikon Wikipedia sehr entgegen. Der Wissensfundus, der dort drin steckt, der ist toll! Aber was mich eben auch fasziniert, ist die Manipulation von Wissen, die bei Wikipedia stattfindet; dass sich jemand immer wieder hinter den Hoppe-Eintrag macht und ihn aktualisiert, fast täglich. Meistens sehr verlässlich, aber es gibt auch Ausnahmen – wenn man plötzlich verheiratet wird etwa. ‚Was ist wahr, was ist erfunden?‘, das ist natürlich auch die Frage in ‚Hoppe‘…“ (7.6., A. mit Dank an NCI für den Hinweis auf der Artikel-Disk.)
EM-Tippspiel ’12
Jeden zweiten Sommer, wenn auch eher fußballerisch Unverdächtige für einige Wochen vom Rundleder in seinen Bann gezogen werden, gibt es für alle interessierten Wikipedianer unter kicktipp.de/wikipedia/ ein kleines Tippspiel. Gesucht wird der Nachfolger von WM-Tippkönig Fib, der dann auch für zwei Jahre Träger des Ehrentitels Paul sein wird. Tippabgabe für die erste Runde und die Bonusfragen ist noch bis Freitag, 17:59 Uhr, möglich. --Uri, 4.6.
Make a trip to Leuven, Belgium to write about World War I!
Wie uns John Andersson von Wikimedia Sverige mitteilte, findet vom 13. bis 15. Juni 2012 in Löwen, Belgien ein Edit-a-thon (Artikelmarathon) mit dem Schwerpunkt Erster Weltkrieg statt. Die Veranstaltung wird von Wikimedia Sweden und der Europeana Foundation veranstaltet. Ein Programm für die drei Tage ist neben dem Wettbewerb geplant, inklusive Stadtführung, zudem werden Experten anwesend sein. Die Plätze sind streng limitiert. Weitere Informationen sind in der schwedischen Projektseite zu finden, Interessierte können sich ebendort eintragen. --G., 3.6.
Update: Die Veranstaltung wurde aufgrund der überschaubaren Zahl von Anmeldungen (sicher auch bedingt durch den kurzen Anmeldezeitraum) kurzfristig abgesagt. Die für den 16. Juni in London angesetzte Veranstaltung des britischen Chapters, an der auch eine virtuelle Beteiligung möglich ist, findet hingegen statt. Pr, 7.6.