Die Saison 1993/94 des von der FIS veranstalteten Alpinen Skiweltcups begann am 30. Oktober 1993 – erstmals auf dem Rettenbachferner bei Sölden – und endete am 20. März 1994 anlässlich des Weltcup-Finales in Vail. Bei den Männern wurden 33 Rennen ausgetragen (11 Abfahrten, 5 Super-G, 9 Riesenslaloms, 8 Slaloms). Bei den Frauen waren es 32 Rennen (7 Abfahrten, 6 Super-G, 9 Riesenslaloms, 10 Slaloms). Dazu kamen je zwei Kombinationswertungen.
Ab dieser Saison durften sich im Speedbereich die ersten 15 nach Maßgabe ihrer aktuellen Platzierung in der Weltcup-Startliste die Start-Nummern selbst wählen, wobei die höchstmögliche Nummer die 30 war; diese Erlaubnis wurde sehr schnell angenommen und es wurden Nummern in Nähe der 30 gewählt; bei den Herren gewann Patrick Ortlieb insgesamt dreimal mit der 28 eine Abfahrt. Auch für den Slalom und Riesenslalom gab es ein solches „Pick-up“, u. zw. für die „Top 8“. In diesem Falle wurde ab nun fast durchwegs von der/vom jeweils Besten die Nr. 1 genommen. Deshalb wurde in diesem Fall der Modus nach kurzer Zeit wieder zurückgenommen und es gab wieder die übliche Art der Auslosung. (Die Regelung in den Speedbewerben blieb bis einschl. 2002/03 aufrecht. Danach wurde im Super-G bei den ersten Dreißig in umgekehrter Reihenfolge der Weltcup-Startliste, in der Abfahrt nach den maßgeblichen Trainingsergebnissen gestartet (der Trainingsschnellste als Letzter). Da mittlerweile der Trend mit den höheren Startnummern nicht mehr galt, setzte nunmehr ein «Wettbremsen» ein.)
Erstmals wurden die Kombinationswertungen in »Echtzeiten« ausgewiesen (bislang waren es unüberschaubare Punkte-Kalkulationen); Renate Götschl war erste Siegerin in dieser neu angewendeten Methode, als sie am 19. Dezember die Kandahar in St. Anton am Arlberg gewann; Lasse Kjus dann der erste Herren-Sieger mit dem Hahnenkamm-Erfolg am 16. Januar.
Zum ersten Mal in der Weltcup-Geschichte konnte der DSV eine Nationencup-Wertung, und zwar die der Damen, gewinnen.
Beim Herrenteam des ÖSV war Bernd Zobel als neuer Trainer für den Riesenslalom engagiert worden, der nach den Resultaten der vorangegangenen Jahre einen neuen Aufschwung bringen sollte (was sich mit dem Disziplinensieg für Christian Mayer erfüllte).[1]
Erster Sieg für Christian Mayer im Riesenslalom in Val-d’Isère (13. Dezember); hinterher gesehen war dies der erste große Schritt für den Gewinn des Disziplinenweltcups.
Beim auch unter „Erwähnenswert“ genannten Markus Foser war es in der Abfahrt in Gröden (17. Dezember), wobei er den bereits geglaubten Premierensieg von Werner Franz, der seinerseits mit der hohen Startnummer 52 den mit Nummer 30 gefahrenen Marc Girardelli um 0,12 s distanziert hatte, mit einem Vorsprung von 0,81 s deutlich verhinderte. Vorerst schien Girardelli das Glück auf seiner Seite gehabt zu haben, denn der mit Nr. 37 gefahrene Rob Boyd war um 0,05 s hinter ihm geblieben.[2]
Jure Košir konnte im Slalom in Madonna di Campiglio (20. Dezember) seinen ersten Sieg erringen, was auch den ersten Herren-Slalomsieg für Slowenien bedeutete.[3]
Die Traditions-Kombination von Kitzbühel (15./16. Januar) brachte den ersten Sieg für Lasse Kjus.
In Vail (17. März) kam OlympiasiegerTommy Moe zu seinem ersten und einzigen Weltcupsieg, allerdings nicht in der Abfahrt, sondern im Super-G.
Damen:
Katja Koren wurde bereits ob ihres Super-G-Sieges in Flachau (22. Dezember) unter „Erwähnenswertes“ genannt; es war dies gleichzeitig der einzige Sieg für die Slowenin.
Alenka Dovžans erster (und einziger) Weltcupsieg beim Super-G in Cortina d’Ampezzo (17. Januar), gemeinsam mit Pernilla Wiberg erzielt, war auch der erste Ex-aequo-Sieg in einem Weltcup-Damen-Super-G.
Im Slalom in Maribor, also ihrer Heimat, kam Urška Hrovat am 22. Januar zu ihrem Premierenerfolg.
Isolde Kostner holte bei der mehrmals unterbrochenen und unter traurigen Begleiterscheinungen geprägte Abfahrt in Garmisch-Partenkirchen (29. Januar) ihren ersten Sieg; sie trug die Start-Nr. 35.
Der für 4. Dezember geplante Riesenslalom in Stoneham wurde wegen Nebels abgesagt und per 13. Dezember nach Val-d’Isère verlegt.[4] In Val-d’Isère selbst musste die Abfahrt (11. Dezember) wegen Schneesturms abgesagt werden (dies kostete die Versicherung 650.000 CHF).[5]
Nach dem Tod von Ulrike Maier musste die für 5. Februar vorgesehene Herrenabfahrt in Garmisch-Partenkirchen aus Sicherheitsgründen abgesagt werden.[6]
Damen:
Leysin musste wegen Schneemangels die Abfahrt absagen, vorerst war Veysonnaz, welches über Kunstschnee verfügte, als Ersatzort bestimmt,[7] doch dann ließen die hohen Temperaturen auch dort kein Training zu, es gab eine Verschiebung des Rennens vom 10. auf 11. Dezember und in weiterer Folge kam es zur Absage – und St. Anton am Arlberg wurde mit der Durchführung betraut.[8][9] Doch auch die Arlberger mussten dieses Rennen absagen; diesmal war der Sturm verantwortlich[10] (es konnten nur die eigenen Bewerbe, Abfahrt, Slalom inkl. Kombination am 18./19. Dezember, ausgetragen werden).
Der Super-G in Flachau wurde wegen Regens vom 21. auf 22. Dezember verschoben, der Start in weiterer Folge nach unten verlegt – und die Sichtverhältnisse besserten sich erst ab der Start-Nr. 12 (Rosi Renoth, die Rang 13 belegte). Es gab (nebst Siegerin Koren) überhaupt mehrere Läuferinnen, die mit hohen Startnummern zu vorderen Plätzen gekommen waren: Morena Gallizio mit 32 auf 4, Alenka Dovžan mit 61 auf 5, Pernilla Wiberg mit 21 auf 6, Compagnoni mit 18 auf 9 und Gutensohn mit 34 auf 11. – Probleme gab es allerdings für das US-Team wegen dessen Heimfahrt, weshalb dessen Manager Paul Major eine Absage forderte.[11]
Markus Foser in Gröden und Katja Koren in Flachau trugen bei ihren Premierensiegen jeweils die Start-Nr. 66, welche bis zum heutigen Zeitpunkt (4. Januar 2018) die höchsten Start-Nummern sind, mit denen eine Herren-Abfahrt bzw. ein Damen-Super-G gewonnen wurden. Koren hatte dadurch Traudl Hächer abgelöst, die am 8. Dezember 1984 in Davos mit der Nr. 54 gewonnen hatte, Foser hatte die Nr. 45 von Reinhard Tritscher vom 10. Dezember 1972 in Val-d’Isère „geknackt“ (wobei mittlerweile sich noch Josef Strobl mit der Nr. 61 am 16. Dezember 1994 – auch in Val-d’Isère – dazwischen geschoben hat).
Flachau (einige Jahre später durch Hermann Maier noch bekannter geworden) erlebte an jenem 22. Dezember 1993 überhaupt seine Weltcup-Premiere.
Mit der aktuell (Januar 2019) noch immer höchsten Sieger-Nr. im Super-G, nämlich 51, gewann Hannes Trinkl am 22. Dezember in Lech; damit übertraf er Steve Lochers Nr. 46 vom 29. Januar 1990 in Val-d’Isère.
Die Damen-Rennen im Februar in der Sierra Nevada fanden in Abwesenheit der ÖSV-Läuferinnen statt, die in Gedenken an die tödlich verunglückte Ulrike Maier nicht starteten. Die in Spanien anwesenden Läuferinnen nahmen an einem Gottesdienst teil, der am selben Tag wie das Begräbnis in Rauris abgehalten wurde.
Dem Italiener Franco Colturi, der 1992 an den Olympischen Spielen teilgenommen und in diesem Winter vier Weltcup-Abfahrten bestritten hatte, wurde die Verwendung von Nandrolon nachgewiesen. Die positive Dopingprobe aus dem April des Vorjahres wurde am 10. Februar 1994 bekannt gemacht und bedeutete für den Italiener das Karriereende.[12][13] Es war dies der erste nachgewiesene Anabolikamissbrauch im alpinen Skisport.[14]
Wie schon im Vorjahr gab es Probleme um die Fernsehübertragungen aus Übersee wegen des Rechte-Inhabers „Halva“, welcher diese bis 1995 besaß.[15]
Der Sportchef des österreichischen Fernsehens, Franz Krynedl, kündigte an, dass das Unternehmen die Fachkommentatoren (sprich „Co-Kommentatoren“) nur mehr gratis beschäftigen wolle. Sie hätten letzte Saison 1,6 Mio. Schilling gekostet. Dazu äußerte sich Erwin Resch, dass ihm bei einer Entschädigung von 3.000 Schilling pro Rennen (dazu kamen Kilometergeld und Hotel) nach Abzug der diversen Abgaben 2.500 Schilling geblieben seien. Hansi Hinterseer lehnte es ab, sich gratis für mehrere Stunden in die ORF-Kabine zu setzen.[16]
Wegen des auch für 1994/95 übervollen Rennkalenders, den die FIS in Val-d’Isère präsentiert hatte, drohte das IRT (International Racing Team) mit seinem Boykott per 13. Januar.[17]
Für die Damen des Österreichischen Skiverbands gab es am 6. März in Whistler mit Rang 24 von Barbara Sadleder das schlechteste Abfahrtsresultat aller Zeiten im Weltcup. Bisher war es Rang 18 am 13. Dezember 1986 in Val-d’Isère durch Sylvia Eder gewesen. Aber auch das Herrenteam lieferte das drittschlechteste Abfahrtsresultat mit Rang 18 von Patrick Ortlieb am 18. März in Aspen ab; zuvor hatte es zweimal Rang 22 bei den beiden Leukerbad-Abfahrten (23. und 24. Januar 1988, einmal Anton Steiner, einmal Rudolf Huber) gegeben.
Herren:
Der Sieg von Franck Piccard zum Saisonauftakt in Sölden war der erste Riesenslalom-Herrenerfolg für Frankreich nach nicht ganz 21 Jahren (Henri Duvillard am 19. Januar 1973 in Megève). Es gab bei diesem Rennen auch ein Comeback von Rainer Salzgeber nach seiner schweren Verletzung, die er sich am 27. Februar 1993 bei der Abfahrt in Whistler Mountain zugezogen hatte. (Er belegte mit 1,54 s Rückstand den 9. Rang.)[18]
Siegfried Voglreiter vergab beim Slalom in Park City (28. November) seinen ersten Sieg (und die Chance kam nie wieder): Mit Nr. 32 in Führung gegangen (0,43 s auf den Zweitplatzierten Bernhard Gstrein und 0,69 s vor dem auf Rang 5 liegenden späteren Sieger Thomas Stangassinger), fiel er aus.[19]
Der schon im Februar 1992 zurückgetretene Peter Wirnsberger, der sich immer schon für die Rechte der Fahrer eingesetzt hatte, wurde zum Atlethenvertreter bestimmt. Er bekam für seine Leistungen pro Abfahrt und Super-G jeweils 2.000 CHF.[20]
Damen:
Nach ihren in den letzten beiden Jahren eingetretenen beiden Verletzungen kehrte Sabine Ginther mit dem Start im Riesenslalom von Santa Caterina (26. November) in den Weltcup zurück.[21]
Deborah Compagnoni hatte zwar schon zwei Siege im Super-G am Konto, doch ihr Riesenslalomsieg in Tignes (5. Dezember) war nicht nur der erste für die italienischen Damen seit beinahe 20 Jahren, es war überhaupt im 204. Weltcup-Riesenslalom der Damen erst der zweite Sieg für die FISI (den bisher einzigen hatte Claudia Giordani am 9. Januar 1974 in Les Gets verzeichnet). [Bis zum Saisonende 2018/19 sind 412 Damen-„Riesen“ gefahren worden und Italien war 32-mal siegreich, wobei Compagnoni mit 13 Siegen den Hauptanteil geleistet hat – die übrigen waren Denise Karbon (6), Federica Brignone (5), Karen Putzer (4) sowie Sabina Panzanini (3).]
Pernilla Wiberg konnte, nach ihrer Verletzung vom Januar 1993, in Veysonnaz erstmals wieder siegen, wobei sie nach dem ersten Lauf nur auf Rang 9 gelegen war.[22]
Eine weitere „Sprintabfahrt“ war jene am 18. Dezember in St. Anton am Arlberg, wobei nächtliche Schneefälle diese „Programmänderung“ notwendig gemacht hatten. Nach dem ersten Lauf hatte Warwara Selenskaja vor Carole Montillet und Bibiana Perez geführt, aber die letztlich auf dem Podium stehenden Damen waren auch jene, die in selber Reihenfolge den zweiten Lauf gewannen; Renate Götschl kam mit Nr. 62 zum zweiten Platz. (Nach dem ersten Lauf lagen Götschl auf 5, Kawabata auf 6 und Haas auf 12, wobei letztere 0,76 Rückstand gehabt hatte)[23]
Das norwegische Herrenteam war vom überraschenden Ableben seines slowenischen 45-jährigen Techniktrainers Aleš Gartner (Bruder des beim ÖSV unter Vertrag stehenden Damen-Slalomtrainers Filip) betroffen, der am 11. Dezember auf der Fahrt zu einem FIS-Rennen in Savognin einem Herzanfall erlag. Es gab für ihn keine Hilfe, da wegen eines Schneesturms der Notarzthubschrauber erst nach zwei Stunden landen konnte.[24][25]