Benutzer:Merlinschnee/Archiv

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Teleonomie

Teleonomie (von griech. τέλος télos „Zweck“, „Ziel“, „Ende“, „auf ein Ziel hin strebend“ und -nomie) bezeichnet in der Biophilosophie eine kausalanalytische Erklärungsweise für einen zielgerichtet scheinenden Vorgang. Der Begriff wurde von Colin Pittendrigh (in: Behavior and Evolution, 1958) geprägt.

Als teleonomisch werden Prozesse bezeichnet, die allein aus ihren Komponenten und Strukturen erklärt werden. Sie bedürfen dadurch keiner Zusatzannahmen über mögliche externe teleologische oder intentionale Einflüsse. Dies unterscheidet das Konzept der Teleonomie von dem der Teleologie bzw. der Entelechie.

Die Entwicklung des Begriffs

Noch im 20. Jahrhundert war durch die von Hans Driesch begründete Form des Vitalismus (Neovitalismus) mit der darin enthaltenen „Lehre von der materiellen Wirksamkeit immaterieller teleologischer Faktoren“, denen er unter Berufung auf Aristoteles den Namen Entelechie gab[1], eine „teleologische Denkform“ in die Biologie eingeführt worden, was als Verstoß gegen die Prinzipien der Naturwissenschaft galt. Darüber war es zu einem heftigen "Vitalismus-Mechanismus-Streit" gekommen, dessen Abflauen und Erlöschen in den späten 40er und 50er Jahren und damit eine „Entkrampfung und Erlösung für alle theoretisch interessierten Biologen“ Otto Koehler[2] und Konrad Lorenz[3] brachten, die die „komplementären Einseitigkeiten und Denkfehler beider streitenden Parteien“ aufzeigten.[4] Man erkannte nun, dass „die Finalität der Lebenserscheinungen auf einer speziellen Form der Kausalität beruht (z. B. auf Regelprozessen) und dass deren Verständnis die Anerkennung der Finalität nicht aufhebt, sondern untermauert.“[5]. Zu dieser geistigen Entwicklung passte nun die Prägung des neuen Begriffs der Teleonomie.[6] Mit diesem Ausdruck als Alternativbegriff zur Teleologie können seitdem Biologen „einen biologischen Tatbestand rein deskriptiv als zweckdienlich oder zielgerichtet kennzeichnen, ohne damit zugleich eine Hypothese über die Herkunft der Zweckdienlichkeit auszusprechen“, z. B. eine transzendente Erklärung in einen naturwissenschaftlichen Zusammenhang hinein zu legen.[7] Einige Biologen übernahmen den neuen Begriff, z. B. Ernst Mayr (1974),Monod (1975)und Hassenstein (1981).[8] „Manche Forscher vermeiden allerdings den Ausdruck "teleonom(isch)" und benutzen statt dessen andere, gleichbedeutende Vokabeln: Sie sprechen vom biologischen Sinn, von der biologischen Bedeutung oder auch von der funktionellen oder funktionalen Erklärung eines biologischen Tatbestandes“, wobei Funktion im biologischen Sinn bedeutet: „zur Aufrechterhaltung eines als Ganzheit betrachteten Systems geleisteter Beitrag“.[9]

Erklärung

Mit dem Aufkommen der Biologischen Kybernetik seit den 50er Jahren, hat sich der Regelprozess als Denkmodell bei den Biologen durchgesetzt. Sie konnten nun „auf immaterielle ganzmachende Faktoren verzichten, nachdem die Kybernetik — zumindest theoretisch — materiell funktionierende ganzmachende Prozesse beliebigen Differenzierungsgrades anbot“.[10] Obgleich die Kybernetik im Bereich der Technik entstand, hat sie „den für die Biologie wesensbestimmenden Begriff der Ganzheit“ zu rehabilitieren geholfen und den Widerspruch zwischen Kausalität und Finalität für den Bereich der Biologie aufgehoben.[11] Die Biologie verwarf für ihren Wissenschaftsbereich den Begriff der Teleologie zugunsten dessen der Teleonomie[12] und bereitete den Weg dafür, den begrifflichen Unterschied zwischen Teleologie und Teleonomie auch in die Philosophie zu übernehmen.

Sonderfälle

Aus logischer Sicht unterscheiden Bunge und Mahner zwei Formen der biologischen Teleonomie: Die Panteleonomie, die bedeute, dass alle Bioysteme teleonomisch seien, und die Hemiteleonomie, die auf jene bestimmten Lebewesen beschränkt ist, die „Ziele verfolgen, Pläne schmieden und Absichten haben können“, was dadurch zu erklären sei, dass Lernen und Erwartung „als spezifische Aktivitäten bestimmter neuronaler Systeme betrachtet werden“, ohne die Existenz eines immateriellen Geistes oder einer Seele vorauszusetzen.[13]

Beispiele

  • Beispielsweise scheint ein Tier, das seine Jungen versorgt, obwohl es sich selbst durch die Abgabe von Futter bzw. Muttermilch körperlich schwächt, das Ziel zu verfolgen, den Fortbestand seiner Gene und – als Folge davon – seiner Art zu erhalten. Teleonomisch wird dieses Verhalten allerdings durch Instinkte erklärt, die sich im Verlauf der Stammesgeschichte entwickelt haben, weil Individuen mit diesen Instinkten eine höhere Wahrscheinlichkeit hatten, sich erfolgreich fortzupflanzen, und die Gene für diese Instinkte sich damit gegen andere Gene „durchgesetzt“ haben.
  • Der alljährliche Vogelzug beruht auf angeborenem Instinktverhalten, das sich stammesgeschichtlich herausgebildet hat, und ermöglicht den Zugvögeln das Überleben der Jahreszeiten.

Literatur

Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 60 - 71.

Inquisition

Was ist denn an den Moskauer Prozessen noch zu diskriminieren? Genausogut könnte man umgekehrt sagen, die mittelalterlich-frühneuzeitliche kirchliche Inquisition werde durch den Vergleich verleumdet. Muss man nicht Anhänger der einen der beiden Formen von Fanatismus sein, um sich durch Bezug auf die jeweils andere gekränkt fühlen zu können?
Dem unbeteiligten Beobachter springen die Übereinstimmungen in die Augen, so dass er ein Wiedererstehen der Inquisition in anderem ideologischem und geografischem Umfeld sieht. Und es ist kein Fehler, wachsam zu sein, damit nicht nochmals eine Orwellsche "Gedankenpolizei" aktiv werde. Deshalb bin ich dafür, den Abschnitt beizubehalten. --Merlinschnee (Diskussion) 17:28, 2. Feb. 2014 (CET)

Verlängerung

Hiermit beantrage ich, die Kandidatur um weitere zehn Tage zu verlängern. Meine Gründe dafür:

1. Halte ich Adorno für eine wichtige Person des geistigen Lebens des 20. Jahrhunderts. Deshalb bin ich enttäuscht vom bisher geringen Echo (2 pro; 2 contra; 2 abwartend).

2. Ist eine Dekade (noch dazu mit nur einem Wochende darin) vielleicht einfach zu kurz; der Artikel ist ja doch recht umfangreich und auch das Sujet nicht gerade einfach, so dass man zum Lesen und Verarbeiten etwas Zeit braucht.

Ich habe die Hoffnung noch nicht aufgegeben, dass sich doch noch einige Interessenten zu Wort melden werden. --Merlinschnee (Diskussion) 15:47, 22. Jan. 2014 (CET)

lt. Wiktionary:

Wirtschaft: jemand, der mit seinem Vermögen Projekte anderer finanziert

So sieht die Realität aus:

Ein Prozent der Bevölkerung verfügt über fast die Hälfte des weltweiten Reichtums.

Dieses eine Prozent verfügt über 110 Billionen US-Dollar. Das ist 65-mal so viel, wie die ärmere Hälfte der Weltbevölkerung hat.

Diese ärmere Hälfte der Weltbevölkerung verfügt über genauso viel, wie die reichsten 85 Menschen haben.

Quelle: http://www.oxfam.org/en/policy/working-for-the-few-economic-inequality

Der fünfte Stand. Aufbruch der Intellektuellen in West und Ost (dtv, München 1969)

Diderot

Wolfgang Engler schreibt, Diderot hegte die (bürgerliche) Utopie wahrhaftigen Menschseins, die sein Drama Der natürliche Sohn exponierte.,[14] In bewusstem Gegensatz zur höfischen Konversation, in der die Sprache Intrige und Egoismus diente und die Falschheit schlechthin war,[15] sah er am Ursprung aufrichtiger Kommunikation „das Problem, etwas auszusagen, ohne die Aussage zu tätigen. ... Weil das Prinzip der Aufrichtigkeit gegen eine Kommunikationsweise polemisiert, die auf dem Widerspruch zwischen Verständigung (Mitteilung) und Motivation (Interesse) beruht.“[16] Wer auch immer spricht oder schreibt, setze sich dem Verdacht aus, damit etwas zu beabsichtigen, und somit dem der Unlauterkeit.[17] „Dem Verstummen der Aufrichtigkeit bei radikalem Motivverdacht vorzubeugen, vermag einzig die einsame und unwillkürliche Aussage“.[18] In seinem Text von 1769 Le Rêve de d’Alembert lässt Diderot diesen im Fieberschlaf sprechen. „Das Kunststück, etwas auszusagen, ohne etwas zu wollen und bewusst zu meinen, war vollbracht,“[19] und somit - wie durch Zaubertrick - unanzweifelbar die Wahrheit gesagt.[20]

Tabellen

Schließlich sagte Warren Buffett 2011: "Klassenkampf herrscht in den USA seit 20 Jahren, und meine Klasse hat gewonnen."[21]



Wie sehr sich in den letzten Jahrzehnten die Einkommenspyramide in den USA zugespitzt hat, zeigen die von Emmanuel Saez ermittelten Zahlen.[22]zit. n. Marco d'Eramo, [3]</ref>


Entwicklung der Durchschnittseinkommen von Bevölkerungsschichten in USA in US $

soziale Schicht 1970 Relationen 2012 Relationen Steigerung um Steigerung der Relation
reichste 0,01 % 2.290.000 76 21.570.000 720 842 % aufs 9,5-fache
reichste 0,1% 844.000 28 4.661.000 165 452 % aufs 6-fache
reichstes 1 % 340.000 11 1.021.000 33 200 % aufs 3-fache
reichste 10 % 137.000 4 244.000 8 78 % aufs Doppelte
restliche 90 % 33.000 1 30,000 1 - 9 % -------

Von 1946 bis 1963 lag der Spitzensteuersatz für Einkommen über 2, 5 Millionen (heutige) Dollar bei 91 Prozent; und bis 1981 blieb er bei 70 Prozent. Heute hingegen werden die Superreichen überhaupt nicht mehr gesondert besteuert. Die sehr moderate Spitzensteuer von 36,9 Prozent greift schon ab einem Jahreseinkommen von 400.000 Dollar, ganz abgesehen davon, dass für die Superreichen Schlupflöcher geschaffen und Schutzschirme aufgespannt wurden, mit denen sie ihre steuerliche Belastung noch weiter verringern.[23]

Irving Kristol, der Pate des amerikanischen Neokonservatismus, stellte Ende der 1970er Jahre, um den Kapitalismus und die Kapitalisten zu schützen und gesund zu erhalten,[24] die Aufgabe: „.., das Klima der öffentlichen Meinung zu formen oder umzuformen – ein Klima, das von unseren Wissenschaftlern, unseren Lehrern, unseren Intellektuellen, unseren Publizisten, .. erzeugt wird.“,[25] In den folgenden 30 Jahren baute er zusammen mit anderen konservativen Intellektuellen und den sie finanzierenden Wirtschaftsführern ein Netzwerk von konservativen Denkfabriken, Stiftungen, Elitejournalen und Massenmedien auf - eine „riesige rechtsgerichtete Verschwörung“ wie Hillary Clinton es einmal nannte.[26]

Die Credit Suisse AG bescheinigt in ihrem UHNWIs (ultra high net worth individuals), definiert als „Personen, die ein investierbares Einkommen von mindestens 50 Millionen Dollar besitzen" einen ähnlichen Lebenstil und zunehmend globalen Charakter, so dass sie immer mehr eine Gemeinschaft bilden.[27] Diese Kreise seien definiert durch Interessen, nicht durch die Geographie. Die Globalisierung der Superelite beginnt in der Schule und setzt sich fort auf den Elite-Universitäten. Die Klasse der Plutokraten ist eine Welt, in der "das Spezialgebiet des Diploms mehr zählt als die Nationalität". Man trifft sich regelmäßig auf Konferenzen(Weltwirtschaftsforum Davos, Bilderberg-Konferenz, Boao Forum, TED (Konferenz), Digital Life Design usw.), wie auch in exklusiven Hotels und auf privaten Parties.[28]

Im Dienst dieser Oberschicht stehen die „Einkommensverteidigungsindustrie“ aus Rechtsanwälten, Steuerberatern und Lobbyisten[29] sowie die Lieferanten von Luxusartikeln und -dienstleistungen, von denen die brilliantesten, wenn sie Glück haben ebenfalls zu Superreichen werden können.[30] Am stärksten vertreten ist die Finanzbranche, insbesondere die Betreiber von Hedgefonds, Risikokapitalfirmen und Beteiligungsgesellschaften bilden den „Milliardärskreis“.[31]

Neben dem technologischen Fortschritt im Bereich Information und Kommunikation und der Globalisierung ermöglichte und beschleunigte auch die weltweite Tendenz der Liberalisierung seit den 1980er Jahren den rasanten Aufstieg der neuen Oberklasse. Mit der drei Jahrzehnten langen, parteiübergreifend gebilligten Deregulierung der Finanzmärkte vollzog sich eine Kaperung des Staates[32] durch die Finanzindustrie, die schließlich mit der Finanzkrise und der Bankenrettung durch die Staaten so offensichtlich wurde, dass sie - folgenlosen Protest auslöste. Hinzu kam seit 1990 die Transformation der staatlichen Planwirtschaften in privatkapitalistische Marktwirtschaften. Die Erbeutung von Renteneinkommen auf Kosten der Allgemeinheit geschieht auch in der klassischeren Form durch mächtige Gruppen, die ihren Einfluss geltend machen, um die wirtschaftlichen Spielregeln zu verändern.[33] So spielten westliche Regierungen, besonders in Washington und London, indem sie die Finanzmärkte deregulierten, sogar eine noch größere Rolle beim Aufstieg der Globalen Superelite, als der Verkauf staatlicher Vermögenswerte in den Schwellenländern.[34] „Der Versuch, die Spielregeln zu den eigenen Gunsten zu beeinflussen ist keine Verirrung, es ist das was Unternehmen anstreben.“[35] Dies durch legale Korruption[36] mittels Wahlkampfspenden und Lobbyismus zu erreichen, ist das einträglichste Geschäft überhaupt und verschafft zusätzlich politische Macht.[37]

Luigi Zingales

Luigi Zingales (* 8. Februar 1963 in Padua, Italien) ist Finanzprofessor an der Booth School of Business bei der University of Chicago, und Autor zweier weithin beachteter Bücher: Saving Capitalism from the Capitalists (2003) ist eine Studie des "Beziehungs-Kapitalismus".[38] In A Capitalism for the People: Recapturing the Lost Genius of American Prosperity (2012), legt Zingales "nahe, dass die Kanalisierung populistischer Wut die Kraft des Wettbewerbs wiederbeleben und die Entwicklung in Richtung einer "‹Vetternwirtschaft› umkehren kann."[39][40]

Leben und Wirken

Zingales erhielt einen Bachelor-Abschluss in Wirtschaftswissenschaften von der Universität Bocconi in Mailand und promovierte 1992 promovierte in Wirtschaftswissenschaften am Massachusetts Institute of Technology. Im selben Jahr trat er der Fakultät der University of Chicago Booth School of Business bei, wo er derzeit die Robert C. McCormack Professur für Entrepreneurship und Finance innehat.ref>Luigi Zingales. Abgerufen am 18. Juni 2012.</ref> Außerdem ist er Mitglied des Committee on Capital Markets Regulation.[41]

2003 gewann Zingales den Germán Bernácer Prize als bester europäische Wirtschaftswissenschaftler unter 40 im Arbeitsgebiet "macro-finance".[42]

Im Juli 2012 nahm er am No-Brainer Economic Platform Projekt des NPR-Programms Planet Money teil. Er befürwortete einen sechsteiligen Plan, der die Beseitigung aller Steuern auf Einkommen sowie des "Kriegs gegen die Drogen einschloss und statt dessen die Einführung einer umfassenden Verbrauschssteuer (auch auf vorher illegale Stoffe) empfahl. [43][44]

Zingales wurde 2012 vom Magazin Foreign Policy in die Liste der Hundert weltweit wichtigsten Denker aufgenommen, „weil er uns daran erinnerte, wie nachhaltiges Wirtschaften auszusehen habe".[45]

Bücher:

  • (mit Raghuram Rajan), Saving Capitalism from the Capitalists, Princeton University Press, 2004, ISBN 978-0-691-12128-4.
  • A Capitalism for the People: Recapturing the Lost Genius of American Prosperity, Basic Books, New York, 2012 .

Einzelnachweise

Julius

Friedrich Julius Stahl (eigentlich Friedrich Julius Jolson, auch: Golson; * 16. Januar 1802 in München[46] oder Heidingsfeld[47], heute Würzburg[48]-H.; † 10. August 1861 in Bad Brückenau) war ein deutscher Rechtsphilosoph, Jurist, Kronsyndikus und Politiker, der zum erwecklichen Kreis um Christian Krafft gehörte. Von Schelling und Savigny angeregt, schrieb er sein wissenschaftliches Hauptwerk Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht (Heidelberg 1830–1837), das trotz großer Mängel epochemachend für die Geschichte der Staatswissenschaft war. Stahl trat darin der naturrechtlichen Lehre schroff entgegen und begründete seine Rechts- und Staatslehre »auf der Grundlage christlicher Weltanschauung«. Er forderte die »Umkehr der Wissenschaft« zum Glauben an die offenbarte Wahrheit der christlichen Religion. Dass Stahls Einfluss als Rechtsgelehrter groß war, geht u. a. daraus hervor, dass seine Definition des Rechtsstaats bis heute die in Deutschland meistzitierte ist.[49][50][51] Stahl war 1848/49 Mitbegründer und -organisator sowie Programmgeber der Konservativen Partei Preußens.[52]

Friedrich Julius Stahl

Jugend und Studium

Als ältester Sohn seiner jüdischen Eltern, Babette und Valentin Jolson, wurde (Julius oder) Joel[53] am 16. Januar 1802 in Würzburg geboren, wo er aber nur die ersten Kinderjahre verbrachte, bevor er 1805/07 mit seinen Eltern nach München ging, wo der „kleine Joll“ im Hause seines Großvaters, des Vorstehers der jüdischen Gemeinde Münchens, Abraham Uhlfelder († 1813)aufwuchs und das Wilhelmsgymnasium sowie das Lyzeum besuchte. 1819 nach dem Abschluss mit „Sehr gut“ wollte Julius, wie sein Vorbild und verehrter Lehrer Friedrich Thiersch, Latein unterrichten, wurde jedoch aufgrund seiner Religionszugehörigkeit nicht zugelassen. Nicht nur deshalb, sondern auch unter dem Einfluss Thierschs, sowie weiterer Lehrer und Freunde, beschloss er zur evangelisch-lutherischen Kirche überzutreten.Sein Vater stimmte diesem Wunsch unter dem Vorbehalt zu, dass dies fern von München geschehe. Der Freundeskreis des Konvertiten arrangierte die Taufe am 6. November 1819 in der Neustädter Kirche in Erlangen und er nahm den Namen Friedrich Julius Stahl an.[54]

Am Vorabend seiner Taufe war Julius in einer Erlanger Studentenkneipe angepöbelt worden und hatte sich um Beistand an den ihm bislang unbekannten Hermann von Rotenhan gewandt, mit dem ihn von da an eine lebenslange Freundschaft verband. Er folgte seinem neuen Freund nach Würzburg und in die Burschenschaft. Dort begann er mit dem Wintersemester 1819/20 das Studium der Rechtswissenschaft und engagierte sich in der Würzburger Burschenschaft, die ihn schon in seinem zweiten Semester zum Sprecher wählte, da sich seine mitreißende rednerische Begabung bereits zeigte. Zwar waren durch die Karlsbader Beschlüsse im August und September 1819 auch die Burschenschaften verboten worden, doch wurde dies in Bayern und Baden nicht streng durchgeführt. 1821 wechselte Julius nach Heidelberg. Die dortige Burschenschaft vertrat er im Oktober 1821 auf einem illegalen und daher geheimen Burschentag im mittelfränkischen Städtchen Streitberg, wo er sich in einer Rede gegen die direkte politische Aktion, für die Konzentration auf Studium und Bildung einsetzte. Mit dem Wintersemester 1822/23 setzte Julius sein Studium in Erlangen fort und begann sich auf dessen Abschluss vorzubereiten. Da - als er sich innerlich bereits von den Burschenschaften verabschiedet hatte - holten ihn seine Jugendsünden ein: Am 16. August 1823 musste sich Julius einem Verhör über seine Streitberger Rede stellen und am 20. April 1824 wurde er von der Universität relegiert zunächst zeitlich begrenzt für zwei jahre, falls er sich nichts mehr zu schulden kommen lasse.[55] Reumütig über die "ephemere Studentenzeit" kehrte Stahl nach München ins Elternhaus zurück. Hier hatte sich manches verändert. Unter der Einwirkung seines Vorbildes hatten Eltern und Geschwister das Judentum abgelegt und sich wie er zum evangelischen Christentum bekannt. Am 6.März 1824 waren sie in München getauft worden und verließen das Judenviertel für immer.[56]Vergebens versuchte Stahl durch wiederholte Eingaben eine Verkürzung der Relegationszeit zu erreichen. Aber er nutzte diese Jahre natürlich auch zu Selbststudium und Lektüre, z. B. der Philosophie Hegels, dessen Grundlinien der Philosophie des Rechts 1820 erschienen war. Nachdem er 1826 sein Studium wieder aufnehmen durfte, promovierte er im selben Jahr in Würzburg über die Kollision und den Vorzug des Besonderen vor dem Allgemeinen im Recht.[57]


Akademisches Wirken

1827 habilitierte sich Stahl in München Ueber das ältere römische Klagerecht und erhielt dort eine allerdings undotierte Privatdozentenstelle. Mit dem Wintersemester 1827/28 begann er mit Vorlesungen über das römische Recht und mit einem Versuch über die Philosophie des Rechts. Aus nicht bekannten Gründen hatte sein Vater Valentin Stahl den größten Teil seines Vermögens verloren; nach seinem und der Mutter Tod (1829/1830) musste Julius Stahl seine sieben jüngeren Geschwister versorgen. Vergeblich bewarb er sich um eine bezahlte Dozentenstelle. 1830 wurde Stahl als verantwortlicher Redakteur der inoffiziell-regierungsamtlichen Zeitschrift Der Thron- und Volksfreund eingesetzt, die jedoch nur acht Nummern erlebte. Sein Denken wie seine publizistische und politische Tätigkeit waren schon zu dieser Zeit antirationalistisch und antirevolutionär, entsprachen ganz König Ludwigs I. monarchischem Prinzip.[58] Nach mehreren, trotz Unterstützung des Ministers Eduard von Schenk, von Ludwig I. abgelehnten Gesuchen wurde Stahl schließlich mit Dekret vom 27. Juni 1832 zum außerordentlichen Professor in Erlangen ernannt.

Doch noch vor Beginn des Wintersemesters 1832/33 wurde er nach Würzburg versetzt und zum ordentlichen Professor für Rechtsphilosophie, Pandekten und bayerisches Landrecht ernannt, worüber er gar nicht glücklich war: Nach dem Gaibacher Konstitutionsfest waren mehrere Würzburger Professoren „quiesziert“ worden, und Stahl gehörte zu den Ersatzleuten, seine Fächer entsprachen nicht ganz seinen Wünschen und in der katholisch dominierten Umgebung konnte er sich nicht wohlfühlen. Dennoch lehnte er zweimal einen Ruf an die Kurhessische Universität Marburg ab, weil er sich Bayern verpflichtet fühlte. 1834 kehrte Stahl nach Erlangen zurück, lehrte hier Kirchenrecht, Staatsrecht und Rechtsphilosophie und heiratete 1835 Julie Kindler, Tochter eines Erlanger Handschuhfabrikanten; die Ehe blieb kinderlos. Unter dem Einfluss Christian Kraffts und der Erlanger Theologie entwickelte Stahl sich endgültig zu einem typischen Vertreter der lutherischen Orthodoxie, und 1837 wählte ihn die Erlanger Universität als ihren Abgeordneten in die zweite Kammer des bayerischen Landtages, wo er eine fraktionsähnliche Gruppe zur Vertretung protestantischer Interessen organisierte und in der Budgetdebatte gegenüber der Regierung zwar in der Sache kompromissbereit war, jedoch prinzipiell die verfassungsmäßigen Rechte des Landtags verteidigte, und sich ihm die Kammermehrheit und schließlich Minister Ernst Fürst von Öttingen-Wallerstein anschlossen. Daraufhin entließ König Ludwig I. den Minister und maßregelte Stahl, indem er ihm die Professur für Staatsrecht entzog und das ihm fremde Zivilprozessrecht übertrug. Deshalb lehnte dieser eine Wiederwahl in den Landtag ab und war nunmehr bereit, einen Ruf an eine Universität außerhalb Bayerns anzunehmen.[59]

1840 wurde Stahl als Professor der Rechtsphilosophie, des Staatsrechts und Kirchenrechts nach Berlin berufen. Auf Wunsch Friedrich Wilhelms IV. sollte er den „rationalistischen“ Hegelianismus an der Universität bekämpfen. Bei seiner Antrittsvorlesung am 26. November verkündete Stahl diese Absicht und erregte einen Eklat [60]. Den protestierenden Studenten rief er zu: „Meine Herren, ich bin hier, um zu lehren, Sie um zu hören, urteilen mögen Sie zu Hause, hier aber stören Sie nicht die Ordnung und Ruhe!“[61] Schon 1841 wurde Stahl in das Spruchkollegium der Juristischen Fakultät aufgenommen, in dem er Gutachten zu staats- und kirchenrechtlichen Fällen erstellte. Als Professor scharte er konservative Studenten um sich und nahm, wenn er Dekan oder Rektor war, im konservativen Interesse Einfluss auf die Besetzung der Lehrstühle. In einem Gutachten der juristischen Fakultät sprach er sich gegen die Zulassungen von Juden als Dozenten aus. Stahl formulierte auch die Ablehnung der Einladung zu einer Versammlung von Universitätslehrern im September des Revolutionsjahres 1848, weil er gegen eine Anerkennung der Frankfurter Zentralregierung war. Seit dem Wintersemester 1850/51 hielt er öffentliche Vorlesungen über „Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche“, zu der auch hohe Beamte und Offiziere, ja sogar Minister kamen.[62]


Politische Tätigkeit

War schon Stahls Aktivität in der Hochschule politisch bedeutsam, genügte dies seinem politischen Ehrgeiz jedoch beileibe nicht. Nachdem 1848 eine Petition der Außerordentlichen Professoren und Privatdozenten der Berliner Universität die Absetzung u. a. Stahls gefordert hatte, verließ er fluchtartig Berlin, kam jedoch bald zurück um an der Gründung einer konservativen Zeitung und der Organisation der Konservativen Partei mitzuwirken. Stahl gehörte zu den Aktionären und den Mitarbeitern der Mitte 1848 gegründeten „Neuen Preußischen Zeitung“ auch „Kreuzzeitung“ genannt. Sein am 20. Juli 1848 darin abgedruckter Artikel „Das Banner der Conservativen“ war eine Kurzfassung seiner Schrift „Das monarchische Princip“ von 1845, allerdings aktualisiert und konkretisiert: Aus Friedrich Wilhelms IV. Proklamation vom 18. März leitete er eine Weiterentwicklung der preußischen Verfassungswirklichkeit durch den König ab. Weitere Artikel Stahls folgten in kurzen Abständen, bis er sich im September auf den Aufbau einer Parteiorganisation zu konzentrieren begann. Sein im Februar und März 1849 verfasster ’’Entwurf für eine conservative Partei“, in dem er die Leitlinien einer künftigen konservativen Politik umriss, wurde Grundlage für das schließlich gedruckte Programm der Konservativen[63]: ’’ ...eingehend in die Neugestaltung unseres öffentlichen Zustandes dennoch zugleich die alten unwandelbaren Grundlagen in Glaube, Sitte und Einrichtungen für denselben bewahren ..zugleich die Politik der Erhaltung und des Fortschritts ... I. Wir bekennen uns zu der neuen Ordnung im Staate, ..der Constitution als der rechtlich verbrieften einheitlichen Ordnung .., der Erweiterung der individuellen Freiheit ... II. .. Wir bekämpfen die permanente Revolution. ..gegen Willkühr des Volkes wie bisher gegen Willkühr des Fürsten, .. III. ...wir wollen den König kraft seines heiligen Thronrechtes ..als die höchste Obrigkeit, als den Souverän des Landes, .. IV. Wir wollen gegliederte Verhältnisse in allen Classen des Volkes. ... V. .., dass der arbeitenden Classe eine materiell und sittlich befriedigende Lebensexistenz werde, ..unbeschadet der unveräußerlichen Grundlagen der menschlichen Gesellschaft: des Eigenthums, des Erbrechts, der freien persönlichen Erwerbstätigkeit. VI. Wir wollen die Einheit Deutschlands, ..für die bisherigen Stammstaaten namentlich Preußen einen hinreichenden Bereich politischer Selbständigkeit, .. VII. Wir wollen die gleiche politische Berechtigung für die Bekenner aller Religionen ..für die christliche Kirche ..den zugesicherten Schutz des Staates, ..“[64]

Allerdings konnte Stahl nicht die gesamte konservative Partei auf dieses Programm festlegen; so wurde er zum Wortführer nur der äußersten parlamentarischen Rechten. 1849 in die erste Kammer gewählt, gelang es ihm immerhin die „Hochkonservativen“ der „Kreuzzeitungspartei“ für die prinzipielle Akzeptanz der Verfassung zu gewinnen, deren Revision sie jedoch anstrebte. Eine bedeutende Rolle spielte 1850–1857 die „Kamarilla“, ein aus Adligen bestehendes Geheimkabinett Friedrich Wilhelms IV., dem Stahl zwar nicht angehörte, dessen Berater dieser „dialektisch begabte und konzessionsbereite Staatsrechtler“[65] aber war. Er rang zwar mit dem König zäh um die Besetzung der Kammer, gab dann jedoch stets nach, wenn er ihn nicht überzeugen konnte. Schließlich wurde Stahl eines der vom König auf Lebenszeit ernannten Mitglieder des Herrenhauses. Im Volkshaus des Erfurter Unionsparlamentes agierte er 1850 gegen das Vorhaben einer kleindeutschen Lösung der nationalen Frage unter preußischer Führung, weil er nichts gegen Habsburg, in dem er noch immer den legitimen Anwärter auf die Kaiserkrone sah, unternommen haben wollte. Das Scheitern der Unionspolitik durch die Olmützer Punktation war ihm nur recht; so wurde das Einvernehmen in der Heiligen Allianz mit Österreich und Russland wieder hergestellt. Aus diesem Geiste heraus setzte er sich auch 1854 für die preußische Neutralität im Krimkrieg ein, als Bunsen und andere Parteigänger Englands Friedrich Wilhelm IV. zum Eingreifen drängten. Der König hatte 1840 verheißen: „Ich will Frieden halten in meiner Zeit.“ und hielt dies nun. Preußen war bewusst neutral geblieben, und Stahl begründete dies in einer Rede vor der ersten Kammer als „Fazit einer Politik nach höherem Prinzip“.[66]

Friedrich Julius Stahl, 1860

1849 ernannte König Friedrich Wilhelm IV. von Preußen Stahl zum lebenslänglichen Mitglied der damaligen Ersten Kammer, des späteren Herrenhauses. Er wurde damit der Hauptwortführer der Reaktion und der ritterschaftlichen Partei, der er bis zu seinem Ende treu blieb.

Auch auf kirchlichem Gebiet nutzte Stahl seine Stellung als Mitglied des altpreußischen Evangelischen Oberkirchenrates (1852–1858) zur Lockerung der Union, zur Stärkung des lutherischen Konfessionalismus (Neuluthertum) und zur Erneuerung der Herrschaft der Geistlichkeit über die Laienwelt.

Der politische Umschwung infolge der Erkrankung des Königs und der Erhebung des Prinzregenten Wilhelm und der Sturz des Ministeriums Manteuffel beendeten auch Stahls Arbeit im Oberkirchenrat und führten 1858 zu seinem Austritt aus der Behörde. Er setzte aber den politischen Kampf gegen das »Ministerium der liberalen Ära« im Herrenhaus fort, erlebte die politische Wende zurück zur Orientierung am Herrenhaus jedoch nicht mehr.


Stahls Staatslehre

Ende der 1820er Jahre war Stahl in München in einer in jeder Hinsicht schwierigen, krisenhaften Situation: Nicht nur materiell – er musste für sich und seine Geschwister den Lebensunterhalt verdienen – auch geistig war er in Bedrängnis, wie er im Dezember 1829 im Vorwort der ersten Auflage der „Philosophie des Rechts“ (S. XII-XVIII) schreibt: ’’..der Mangel an Hoffnung, je durch Philosophie einen Gewinn, ein festes Resultat zu erhalten, das abschreckende Beispiel der gefeierten Denker neuer Zeit, welche durch sie gerade des Trostreichsten und Heiligsten verlustig geworden, hatte mich wie so viele Andere mit einem völligen Ueberdruß an aller philosophischen Forschung erfüllt, und ich zog mich ausschließlich auf das Studium des positiven Rechts zurück. – Trübe Verhältnisse und eine trübe Stimmung, .. Dahin gehört vorzüglich auch meine Stellung zur Philosophie Hegels. Schon von Anbeginn von ihrer Unwahrheit lebendig überzeugt, konnte ich doch den Sitz des Irrthums nicht finden. So riß sie mich zwar nicht zu ihrem Glauben hin, aber sie trübte und schwächte mir den meinigen, und so sehr sie mich abstieß, war ich immer genöthigt, wenn auch nicht in vorsätzlichem Studium, doch in unwillkürlicher Beschäftigung wieder zu ihr zurückzukehren, bis ich die Mittel wissenschaftlicher Ueberwindung gegen sie erworben hatte.“

Zu diesen „kam endlich als letzter Bestimmungsgrund der Einfluß Schellings, der in demselben Semester seine Vorlesungen an unserer Hochschule eröffnete. Durch ihn erhielt ich vielfach Mittel zu klarerer Auseinandersetzung, Erweiterung, zu tieferer Begründung meiner Gedanken; durch ihn erhielt ich den Muth, von Ueberzeugungen, die man als in ein eignes Gebiet gehörig im Innersten zu verschließen und nur gegen feindliche Angriffe zu schützen pflegt, auch positiv den vollständigsten wissenschaftlichen Gebrauch zu machen.“ Stahl sieht sich nicht als Jünger Schellings: ’’Die irrige Meinung, als sey ich ein Vertreter der neuen Schelling'schen Philosophie oder als sey meine Rechtsphilosophie ein Ausfluß derselben, hat ihren Ursprung lediglich darin, daß man von vornherein auf meinen ganzen Standpunkt nicht einging. ... Wohl aber verdanke ich Schelling eine Anfeuerung und eine sehr bedeutende Unterstützung zur wissenschaftlichen Darlegung jener Grundüberzeugungen, so wie außerdem noch die allgemeine geistige Anregung, die man immer aus großartigen tiefgedachten Vorträgen schöpft. Was ich jedoch von Schelling annahm, wozu ich mich bekannte und noch bekenne, ist bloß seine Polemik gegen das ,rationalistische' (,negative') und seine Gegenüberstellung des ,geschichtlichen' (,positiven') Princips, und das wird wohl Niemand für ein philosophisches System halten.“

„So bildete sich mir der Plan, jene flüchtig entworfene Geschichte der rechtsphilosophischen Richtungen mit Gründlichkeit durchzuführen, den Gang derselben nunmehr im Zusammenhang mit der ganzen Philosophie zu verfolgen und den Versuch zu machen, ob ich, auf diese historische Basis gestützt, vielleicht selbst zu einem neuen und befestigten Resultate gelangen möchte.“ Eine zweite Persönlichkeit, auf die er sich stützen konnte war: Savigny, der Vater der historischen Rechtsschule (S. XVIII). „Savigny durfte sich der Untersuchung über die letzten Gründe des Gerechten überheben, sein Sinn leitet ihn sicher, durch eine künstlerische Kraft bildet er ganz und vollendet, wozu erst langsam allmälig die angestrengteste philosophische Forschung hinführt. Er stellte eine Ansicht der Rechtsentstehung — und daraus augenblicklich praktische Anforderungen — auf, die, wie sie von ihm dargestellt ist, ein klares Bild gewährt und durch innere Wahrheit ergreift. ... aber Andere, denen dieser Zauber mangelt,“ bedürfen einer Rechtsphilosophie als einer theoretischen Grundlage. Diese war vernachlässigt worden, und Stahl wollte sich der Aufgabe stellen. „Ihr Kern ist aber unmöglich, wie man anzunehmen pflegt, die Ansicht über das Faktische, wie das Recht entsteht; sondern nur die über das Ethische, wie es entstehen, welchen Inhalt es erhalten soll — die Ansicht über das Gerechte(S. XXII) .“ „Vor Allem aber war es mein Vorsatz, jede Terminologie so viel als möglich zu vermeiden, weder selbst eine zu bilden, noch irgend einer der bestehenden zu folgen, ja diese selbst in die allgemeine Sprache aufzulösen(S. XXIII).“ „Neues zu finden ist überhaupt nicht die Absicht; gerade das Uralte, der Glaube der Menschheit von Anbeginn ist das Wahre. Was der schlichte Sinn ewig als solches erkennt, z. B. die Persönlichkeit, die Liebe Gottes, davon entfernen sich mit Entschiedenheit und Bewußtsein immer nur wenige(S. XXIV)“. Vor allem wollte Stahl mit seinem Werk „dem Rationalismus einen ewigen Denkstein“ (d.h. Grabstein!) setzen(S. XXVI).

Die Einleitung seines Hauptwerkes beginnt er mit der lapidaren Definition: „Rechtsphilosophie ist die Wissenschaft des Gerechten (S. 1).“ Da vorausgegangene Versuche nicht unbeachtet bleiben können, ist der erste Band der Genese der Rechtsphilosophie gewidmet. „Der geschichtliche Verlauf, die reelle Beschaffenheit der Menschen ist das Gericht über die Motive aller Philosophie, und sohin über diese selbst. Die Wissenschaft muß, wie der Heilige in der Legende (Christophorus), den stärksten Herrn suchen (S. 6).“ „...es fragt sich bei jedem Systeme nicht sowohl, welche Einrichtungen es für gerecht erkläre, als was ihm das Gerechte sey, und woher es die Kenntniß desselben schöpfe (S. 7).“ Beginnend mit den Griechen, über das Mittelalter und die Naturrechtslehre, gelangt Stahl schließlich nach pragmatischer (Macchiavelli und Montesquieu) und spekulativer (Hegel und Schelling) zur geschichtlichen Rechtsphilosophie.

Der zweite Band der „Philosophie des Rechts“ erschien 1833, also nach der Julirevolution von 1830. Dieses Revolutionserlebnis ist prägend für Stahl. Die Revolution ist für ihn unbedingt abzulehnen und alles ist zu tun, um sie zu verhindern, um ihr vorzubeugen. Die Revolution beginnt für Stahl bereits mit dem Rationalismus, damit das der Mensch sich nicht mehr damit begnügt, Gott über sich zu wissen, sondern selbst, mittels seiner Vernunft, Maßstäbe setzen will. Und wenn man dem Rationalismus seinen Lauf lässt, so glaubt Stahl, führt er zwangsläufig zur permanenten Revolution, denn nachdem ja Gott schon gestürzt sein soll, begnügt man sich nicht mit einer Verfassung, auch nicht mit dem Sturz des Monarchen und der Errichtung einer Republik, vielmehr wird schließlich auch das Eigentum abgeschafft und alle Grundlagen der Ordnung in der Gesellschaft werden beseitigt, damit auch die Freiheit des Einzelmenschen und die Menschenwürde – es kommt zur Hölle auf Erden. Also: wehret den Anfängen! Die Rettung ist allein der christliche Konservatismus.

Wie die Revolution im negativen, so ist die Religion im positiven Sinne prägend für Stahl gewesen. Er wuchs im Haus des Vorstehers der jüdischen Gemeinde natürlich religiös auf. Doch diese Religiosität genügte ihm bald nicht mehr. Am Gymnasium wird für ihn der Einfluss Thierschs bestimmend; dieser lutherische Protestant aus dem Umfeld des Präsidenten der Bayerischen Akademie der Wissenschaften Friedrich Heinrich Jacobi überzeugt ihn, und Stahl konvertiert. Nicht dass er sich an das vom Katholizismus dominierte München und Bayern anpasste, nein: er wird Lutheraner. Und später, als Professor in Würzburg, das ganz vom Katholizismus beherrscht ist, leidet Stahl darunter und wird unsicher. Erst die Erlanger Theologie Kraffts festigt ihn wieder und formt ihn zum orthodoxen Lutheraner. Ist er Pietist? Stahl bestreitet dies, und so wie er den Pietismus sieht, nämlich als apolitisch, hat er natürlich recht; unpolitisch ist Stahl sicher nicht. Auch den Vorwurf Thibauts, gegen die historische Rechtsschule, sie sei pietistisch, lässt er nur in dem Sinne gelten, dass Pietät „ihrem innersten Beweggrunde nach jene sorgfältige Pflege der Geschichte, Pietät die Bewahrung jedes eigenthümlichen Instituts, die Scheu vor allem, was ohne unser Zuthun geworden“ sei.[67]

Im Prinzip bekennt sich Stahl also als Anhänger der historischen Rechtsschule, indem er ihr und Savigny nicht Fehler vorwirft, sondern nur den Mangel an einer ethischen Fundierung durch eine Rechtsphilosophie, die er selbst für diese Richtung zu schaffen heischt. Nämlich dadurch, dass er das historisch Gewachsene als aus dem Walten Gottes resultierend sieht und er den Willen Gottes als Maßstab für das Gute zugrunde legt und das Recht als Basis die göttlichen Gebote haben soll. Auf dieser Grundlage dann führt er aus, dass sich das Recht auch weiterhin im Sinne Gottes organisch–historisch entwickeln soll. Staat und Kirche sind Anstalten, d.h. Institutionen, von Menschen errichtet, aber sie sollen einem Höheren dienen. Im Staat soll das "sittliche Reich" errichtet werden; nicht identisch mit dem ewigen "Reich Gottes", aber in der Zeit, in der Geschichte die Vorstufe dazu. 1837 schreibt Stahl: So ist der Staat der Leiter der göttlichen Einflüsse auf den äussern Zustand der Menschen. Er soll ihn an Gottes Statt ordnen, fördern, Verletzung der Ordnung strafen, eben damit aber auch den sittlich vernünftigen Willen der menschlichen Gemeinschaft bewähren, d.i. ihren Gehorsam, Gottes Ordnung aufzurichten und zu handhaben[68]. Ausgehend von seinem Glauben an den persönlichen Gott als oberstes Prinzip postuliert Stahl auch an die Spitze des Staates eine Persönlichkeit: den Monarchen. Dieser soll aber nicht über dem Staat stehen, sondern ihm dienen, Verfassung und Gesetze einhalten, den Staat führen zur Erfüllung der von Gott gestellten Aufgaben.

Nicht die logische Notwendigkeit (wie Hegel), sondern die freie Persönlichkeit des offenbarten Gottes legt Stahl als Prinzip seiner Weltanschauung zugrunde. Analog setzt er die freie Persönlichkeit des Monarchen als Souverän des Staates. Der Staat ist jedoch nicht Eigentum des Monarchen; dieser steht nicht über jenem, sondern ist Teil davon. Staat und Monarch sind einem Höheren verpflichtet und haben in dessen Sinn zu wirken. Aus der Souveränität folgt, dass dem Fürsten die Ausübung der Staatsgewalt ganz und unteilbar zusteht. Da zur Macht die Verantwortung gehört, ’’hat der Fürst auch alleinige Gesetzesinitiative, Anspruch auf seine Zivilliste, das Recht der Einnahmenverwendung und das Recht, die Volksvertretung zusammenzuberufen. Bei Verfassungskonflikten zwischen Kammer und Regierung hat er durch das absolute Veto die letzte Entscheidung. Seine Pflicht ist es aber, sein Interesse dem Staate unterzuordnen und die Rechte der Untertanen zu achten. Für die Untertanen ergibt sich als Pflicht Gehorsam und Liebe gegenüber der legitimen Obrigkeit, Hingebung und Aufopferung für den Staat. Ihr Recht ist erstens der Anspruch auf Freiheit der Religion, der Lehre, des Eigentums; denn der Staat als höchst unvollkommene Institution, als Reich des Sündenfalls, kann nur negativ, nur schützend, vor allem stehen, was dem Innern des Einzelnen entspringt. (Dass er das Eigentum dazu rechnet, zeigt, wie sehr Stahl Protestant war, aber auch, warum seine Lehre die Grundlage für die konstitutionelle Monarchie des Bürgertums werden konnte.) Erfüllt können diese Lebensverhältnisse nur in einer höheren Einheit werden, in der von Gottes Geboten, die unmittelbar in der Seele seiner Geschöpfe wirken. Mit diesem negativen Status erschöpfen sich aber die Rechte der Untertanen nicht. Da sie freie Geschöpfe sind, müssen sie nicht bloß gehorchen, sondern auch zustimmen. Der Wille des Herrschers muss zu ihrem eigenen freien Willen werden. Daher fordert Stahl eine Volksvertretung, die Gesetzen und Steuern zustimmen oder sie ablehnen kann, die die ordnungsmäßige Finanzgebarung, die verfassungsmäßige Durchführung der Gesetze, die gerechte Rechtsprechung überwacht und so zum Wächter und Garanten der menschlichen Freiheit wird. Es muss eine Volksvertretung sein, daher lehnt Stahl Feudalstände ab. Aber sie soll die tatsächlichen Machtverhältnisse widerspiegeln, daher ist Stahl zwar für das allgemeine, aber gegen das gleiche Wahlrecht, und für ein Oberhaus. Die Volksvertretung hat nicht bloß beratende, sondern beschließende Stimme und muss gehört werden. Da sie auf Rechtsgrundlage steht, darf sie - wie das ganze Volk - gegen Verletzungen ihrer Rechte durch die Obrigkeit Widerstand leisten, aber da die Obrigkeit von Gott eingesetzt und historisch legitimiert ist, so darf dieser Widerstand nur passiv sein, er darf niemals bis zur Steuerverweigerung oder gar bis zur offenen Empörung getrieben werden.’’[69]

Wie Masur feststellt, kommt Stahl auf diese Weise nicht eigentlich zu einer Rechtsphilosophie, sondern Alles, was „1837 zum Abschluss gedieh, war die christliche Rechts- und Staatslehre“ [70]. Und so bezeichnet ihn auch der Brockhaus (Leipzig 2000) kurz und bündig als „Schöpfer der christlich-konservativen Staatslehre“.


Nachwirkung und Beurteilung

Stahl, der eine der prägenden Personen für den Konservativismus in Preußen und im Deutschen Reich nach 1871 war, liegt auf dem Alten St.-Matthäus-Kirchhof in Berlin-Schöneberg begraben. Der Berliner Senat entzog durch Beschluss vom 29. November 2005 diesem Grab "wegen fehlender Voraussetzungen" den Status als Ehrengrab.

Die Anwendung der Lückentheorie, die auf Stahl zurückgeht, war der Versuch Otto von Bismarcks, den preußischen Verfassungskonflikt im Sinne des Königs zu lösen. Stahl und Bismarck vertraten die Auffassung, dass in allen staatsrechtlichen Fällen, zu denen in der Verfassung keine explizite Regelung getroffen war, der Monarch als Souverän (und nicht das Parlament) die Kompetenz besäße, diese Verfassungslücke in einer Entscheidung nach eigenem Gutdünken zu füllen.

Die „Konstitutionelle Monarchie“ mit dem monarchischem Prinzip, von Stahl auch als "institutionelle" Monarchie bezeichnet, hat er nicht erfunden, aber bei ihrer Realisierung und Ausgestaltung in Preußen theoretisch wie praktisch-parlamentarisch wichtige Arbeit geleistet. Sie nimmt eine Zwischenstellung ein zwischen der „Parlamentarischen Monarchie“ der nordwesteuropäischen Staaten, in denen das Parlament die entscheidende Institution war und noch ist und der absoluten Monarchie, wie sie in Russland bis 1917 bestand. Drucker urteilt: ’’So ist Stahls Staatslehre zur Grundlage des deutschen Staatslebens bis 1918 geworden. Es ist die schönste Anerkennung und zugleich das beste Zeichen für die Vollkommenheit der Lösung, dass das Werk so selbstverständlich wurde, dass man darüber seinen geistigen Schöpfer vergaß.’’[71] Dem preußisch-deutschen Modell schlossen sich die südöstlich gelegenen Staaten (der Balkan-) wie auch die der Iberischen Halbinsel bis zum Ersten Weltkrieg an.[72] Selbst in Japan wurde bei der Entwicklung der Meiji-Verfassung von 1889 auf den deutschen Konstitutionalismus und, neben Jellinek, auch auf Stahl zurückgegriffen, indem das Verständnis vom Staat als juristischer Person als Kompromiss zwischen Fürstensouveränität und Volkssouveränität in Deutschland eine vollständige Entwicklung der Volkssouveränität verhindert hat, dagegen in Japan dasselbe Konzept einer vollständigen Entwicklung der Fürstensouveränität entgegenstand[73].

Folgt man Carl Schmitt, der hier Recht hat, dann sind vielleicht nicht alle, aber doch zentrale Begriffe des modernen Staatsrechts nur säkularisierte theologische Begriffe.[74] schreibt F.W. Graf, der weiter darauf hinweist, dass auch Georg Jellinek 1893 in einem Vortrag zeigen will, wie die von theologischen Voraussetzungen ganz unabhängige moderne Staatslehre Jahrhunderte hindurch von der Vorstellung des Adam beherrscht ist, oft ohne es zu ahnen[75]. Spätestens seit dem Vormärz, als Kirchenhistoriker ... die ethischen Konzeptionen der beiden protestantischen Konfessdionen komparatistisch analysierten und zugleich bleibende Differenzen zur römisch-katholischen Ethik profilierte, ist gut bekannt, dass sich in ethischen Fragen die genannten christlichen Konfessionsparteien mindestens so sehr unterscheiden wie in dogmatischen Lehren.[76]Günter Dürig einer der Verfasser des lange maßgeblichen Kommentars zum Grundgesetz, schreibt 1952 in einem Aufsatz in der Juristischen Rundschau, dass seit jeher der Begriff "Persönlichkeit" ein fester Begriff der christlich-philosophischen Anthropologie, der christlichen Gesellschaftslehre und der Moraltheologie[77] sei. Die Germanen hätten allen Völkern die romantische Idee der Freiheit voraus gehabt, aber das Christentum habe den Einzelnen wirklich frei gemacht, indem es ihn als Persönlichkeit der innerlich begründeten Gemeinschaftsbindung unterworfen hat.[78] Das alles erinnert sehr an Stahls christlich-romantische Rechts- und Staatslehre! Gemäß seiner „Sakralisierung sozialer und politischer Institutionen“ gelten als Schöpfungsordnung ’’im theologischen Diskurs des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts zunächst die Ehe und die Familie; aber auch der Staat beziehungsweise das weltliche Regiment ist für Protestanten eine gute Ordnung Gottes“ ref>Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 69.</ref>.

Insbesondere auf dem Gebiet der Rechtsstaatlichkeit ist Stahls Einfluss nicht zu übersehen, jedoch sehr umstritten. Seine berühmte Definition beginnt fanfarenhaft mit dem lapidaren Postulat: „Der Staat soll Rechtsstaat sein; ..“ Aber: „..diesem Fanal folgt allerdings eine sprachlich keineswegs eingängige, aber rhetorisch dennoch bemerkenswerte Erklärung,..“ schreibt Sobota (a.a.O. S. 312) und legt dar, wie Stahl in schillernder Sprache ein „Labyrinth“ konstruiert. Den letzten Halbsatz, der Rechtsstaat bedeute „nicht Ziel und Inhalt des Staates, sondern nur Art und Charakter, dieselben zu verwirklichen.“ hat Carl Schmitt isoliert, um Stahl zu denunzieren, er habe einen formalen Rechtsstaatsbegriff eingeführt[79]. Andere haben diesen Vorwurf übernommen, obwohl aus Stahls Definition das Gegenteil hervorgeht: Überhaupt sind für ihn ethische Grundsätze wichtiger als Gesetze. Stahl hat dem Positivismus der historischen Rechtsschule ja gerade die ethische Grundlage des göttlichen Willens zugeschrieben. Dieser steht bei ihm über Recht und Staat. Durchaus erkannt und anerkannt hat dies Peter F. Drucker, der Stahls ethisch begründetes Rechtverständnis 1933 dem skrupellos pragmatischen des Nationalsozialismus als vorbildlich gegenüberstellte[80].

Differenzierter hat Ernest Hamburger geurteilt, nämlich dass Stahl zwar: "als einer der Ersten gegen das Prinzip des ''laissez faire'' die Sturmfahne erhob. Karl Rodbertus, der Vater des Staatssozialismus erklärt, von ihm am meisten gelernt zu haben. Stahl behauptete einen wichtigen Platz unter den Denkern, die die konservative Partei mit sozialen Gedanken vertraut gemacht haben."[81] und: "Ein Vorläufer des Nationalsozialismus war Stahl nicht.[82]" aber auch: „Stahl hat dem preußischen Junkertum das geistige Rüstzeug geschmiedet, mit dessen Hilfe es seine Zeit zu überdauern vermochte. Er hat es dadurch instand gesetzt, Preußen und Deutschland auf einen tragischen Irrweg und schließlich zusammen mit anderen unheilvollen Kräften von Katastrophe zu Katastrophe zu führen. Das Lebenswerk des hochbegabten Mannes brachte Deutschland keinen Segen.“[83] und: „Er hat in unheilvoller Weise den Graben zwischen Deutschland und Westeuropa vertieft.[84]


Gänzlich unhaltbar Carl Schmitts von seinem Antisemitismus inspirierter absurder Vorwurf, ’’Stahl-Jolson’’ (wie er ihn stets nennt) diente ’’das christliche Sakrament der Taufe nicht nur, wie dem jungen Heine, als ‚Entreebillet’ zur ‚Gesellschaft’, sondern als Ausweis zum Eintritt in das Heiligtum eines noch sehr soliden deutschen Staates. Aus hohen Amtsstellungen heraus kann er den innersten Kern dieses Staatswesens, Königtum, Adel und evangelische Kirche, ideologisch verwirren und geistig paralysieren. Den preußischen Konservativen und dem König selbst weiß er die „konstitutionelle“ Monarchie als den rettenden Gegenbegriff gegen die parlamentarische Monarchie plausibel zu machen. Er führt sie dadurch auf die Ebene des innerpolitischen Feindes, des „Konstitutionalismus“, an dem der preußische Soldatenstaat unter der Belastungsprobe eines Weltkrieges im Oktober 1918 zusammenbrechen musste.’’[85] Selbst Schmitts Jünger, der der „Neuen Rechten“ zugehörige Günther Maschke kann seinem Meister hierin nicht folgen, sondern sieht: ’’Der – übrigens sehr zurückhaltende – Reformkonservatismus Stahls, sein ihm oft vorgeworfenes Taktieren, seine Nachgiebigkeit waren einfach das Resultat der von ihm klar erkannten politischen Lage. ... diese Unentschiedenheit war aber bedingt durch die Erfahrung von 1848. Damals galt Stahl als Retter der Monarchie, und ein Politiker-Artist wie Bismarck nahm dankbar seine Dienste an. Politik ist ein System der Aushilfen, und man kann Stahl nur gerecht werden, wenn man die Entstehungsbedingungen seiner Theorie bedenkt.’’[86]

Daraus, dass die Bewertung Stahls und seines Wirken so umstritten ist, lässt sich der Schluss ziehen, dass es nicht um objektiv wissenschaftliche Bewertung geht, sondern um subjektiv politische. In der Tat ist seine Theorie nicht tief, nicht philosophisch begründet, sondern basiert schlicht auf seiner christlich-religiösen Orientierung, ist „gebunden an die impliziten normativen Leitvorstellungen seiner Kultur“[87]. Da Stahl, wie schon Masur (s.o.) feststellte, eigentlich keine Rechtsphilosophie vorlegte, sondern eine Staatslehre, ist er eben nicht Philosoph, sondern Politiker, konservativer Parteiideologe. Dies geht auch daraus hervor, dass er in seiner „Philosophie des Rechts“ Wert darauf legte, keine Terminologie zu verwenden, sondern allgemeinverständlich zu schreiben[88]. Auch Max Lenz schrieb über Stahl: "Politik war, was er als Lehrer wie als Mitglied der Fakultät und als Schriftsteller trieb; seine Vorlesungen glichen nach Inhalt und Form den Vorträgen und Reden, die er in den Parlamenten und den Versammlungen seiner Partei hielt: so waren sie berechnet, und so wurden sie aufgenommen, bekämpft und bewundert. Nur von diesem Interesse waren Themata und Durchführung seiner Bücher diktiert, schon in Erlangen, und vollends in Berlin, wo er überhaupt nichtes anderes neu geschrieben hat als Broschüren und Streitschriften, die zur Sammlung seiner Anhänger und zur Bekämpfung seiner Gegener bestimmt waren."[89]. Auch Hamburger sieht es so: "Während der 20 Jahre seiner Professur in Berlin lehrte er hauptsächlich das, was er in der Ersten Kammer und dann im Herrenhaus betrieb: Politik. In seinen öffentlichen Vorlesungen über die Parteien in Staat und Kirche und über die englische Verfassung saßen im Auditorium maximum zu seinen Füßen dicht gedrängt neben Studenten Theologen, hohe Staatsbeamte, Richter und Offiziere jeden Ranges."[90] Stahl selbst sah seine Stärke darin, ’’Zusammenhänge auf den Punkt bringen’’ zu können. [91] Und er tat dies auch mit Schlagworten und Zuspitzungen, mit einprägsamen Losungen wie z. B. ’’Autorität statt Majorität!“[92] [93] und ’’Nicht zurück, sondern hindurch!“ Die Londoner ’’Times’’ schrieb 1860 über Stahl, ’’daß er unter allen Zeitgenossen der größte politische Redner sei’’.[94]. Auch Sobota bescheinigt ihm, versiert zu sein in der Anwendung rhetorischer Mittel und Tricks, z. B. bis zum Überdruß der Figur der Restrictio[95]. Als ein historisch Denkender musste Stahl sich bewusst sein, dass nichts bleibt wie es ist, sondern alles sich verändert. Deshalb hat er seine Staatslehre, trotz ihrer scheinbar transzendenten Begründung, für seine politische Tätigkeit nicht nur eingesetzt, sondern geschaffen, in der Absicht, die unvermeidliche Entwicklung abzubremsen. Dennoch gehörte zu seinem Konzept auch dessen Weiterentwicklung, die er jedoch versäumte, weil er - entsprechend seinem monarchischen Prinzip - stets zur Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen des Königs bereit sein musste.

So kam es, dass Stahl, der - im toten Winkel der preußischen und deutschen Geschichte zwischen Paulskirche und Bismarck sowie im Windschatten des letzteren stehend - als Politiker nahezu vergessen wurde, trotz seiner beachtlichen Talente und seiner unermüdlichen Tätigkeit den - auf lange Sicht verhängnisvollen - Lauf der deutschen Geschichte nicht wenden, sondern nur an seiner Unabwendbarkeit mitwirken konnte, als Staatsrechtler noch immer Beachtung findet, obwohl seine Theorie nur eine aus der zeitgebundenen politischen Not(wendigkeit) nach dem Scheitern der durch militärische Gewalt niedergeschlagenen 1848er Revolution heraus entstandene für den aktuellen Gebrauch gedachte Ideologie war.

Werke

  • Über Ehre als Triebfeder der neuern Monarchie, in: F. Herbst, Ideale und Irrthümer des academischen Lebens in unserer Zeit, oder der offene Bund für das Höchste im Menschenleben, zunächst für die teutsche studierende Jugend. (Stuttgart 1823) S. 228-237.
  • Grundriß zu Vorlesungen über Philosophie des Rechts. (München 1829) Digitalisat
  • Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. – Band 2 und 3: Christliche Rechts- und Staatslehre. Erste und zweite Abtheilung: Heidelberg, im Verlag der akademischen Buchhandlung J.C.B. Mohr (1830, 1833, 1837).
  • Die Kirchenverfassung nach Lehre und Recht der Protestanten. (Erlangen 1840)
  • De matrimonio ob errorem rescindendo commentatio. (Berolini 1841)
  • Über Kirchenzucht (Berlin 1845)
  • Das monarchische Prinzip (Heidelberg 1845)
  • Fundamente einer christlichen Philosophie. (Heidelberg 1846)
  • Der christliche Staat und sein Verhältnis zu Deismus und Judentum. (Berlin 1847)
  • Der christliche Staat (Berlin 1847)
  • Die Revolution und die constitutionelle Monarchie (Berlin 1848)
  • Rechtswissenschaft oder Volksbewusstsein? (Berlin 1848)
  • Die deutsche Reichsverfassung nach den Beschlüssen der deutschen Nationalversammlung und nach dem Entwurf der drei königlichen Regierungen. (Berlin 1849)
  • Reden aus den Verhandlungen der preußischen Ersten Kammer und des Deutschen Unions-Parlaments 1849 und 1850. (Berlin 1850)
  • Was ist die Revolution? (Berlin 1852)
  • Der Protestantismus als politisches Prinzip (Berlin 1853)
  • Friedrich Wilhelm der Dritte. Gedächtnisrede gehalten am 3. August 1853. (Berlin 1853
  • Die katholischen Widerlegungen (Berlin 1854)
  • Ausführungen über das Ehescheidungsgesetz. (Berlin 1855)
  • Parlamentarische Reden von F.J. Stahl. herausgeg. v. J.P.M. Treuherz. (Berlin 1856)
  • Wider Bunsen (gegen dessen Zeichen der Zeit, Berlin 1856)
  • Die lutherische Kirche und die Union (Berlin 1859)
  • Zum Gedächtniß Seiner Majestät des hochseligen Königs Friedrich Wilhelm IV. und seiner Regierung. (Berlin 1861)
  • Siebzehn parlamentarische Reden und drei Vorträge von Friedrich Julius Stahl. Nach letztwilliger Bestimmung geordnet und herausgeg. v. Hertz. (Berlin 1862)
  • Die gegenwärtigen Parteien in Staat und Kirche. Neunundzwanzig akademische Vorlesungen. (Berlin 1863)
  • Stahl und Rotenhan, Briefe herausgeg. v. Ernst Salzer, in: Historische Vierteljahresschrift Bd. 14. (Dresden 1911)
  • Neue Briefe Friedrich Julius Stahls. herausgeg. v. Ernst Salzer, in: Deutsche Rundschau 40. (1914) S.99-125.


Literatur

  • Erich Kaufmann: Friedrich Julius Stahl als Rechtsphilosoph des monarchischen Prinzips, 1906.
  • Gerhard Masur: Friedrich Julius Stahl, Geschichte seines Lebens. Aufstieg und Entfaltung 1802–1840. Berlin 1930
    (Habil., Berlin 1930; geplanter zweiter Band über 1840–1861 nicht erschienen).
  • Hans Peter Pyclik: Friedrich Julius Stahl. A Study of the Development of German Conservative Thought 1802–1861. Minnesota 1972.
  • Hanns-Jürgen Wiegand : Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls : e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens / Königstein/Ts.
  • Katharina Sobota: Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs- und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1977. (Jus publicum; Bd. 22): Friedrich Julius Stahl: Das Labyrinth (S. 319-337)
  • Christian Wiegand: Über Friedrich Julius Stahl : (1801 - 1862), Recht, Staat, Kirche. Paderborn 1981.
  • Arie Nabrings: Friedrich Julius Stahl: Rechtsphilosophie und Kirchenpolitik. Bielefeld 1983.
  • Wilhelm Füßl: Professor in der Politik: Friedrich Julius Stahl. Das monarchische Prinzip und seine Umsetzung in die parlamentarische Praxis. Göttingen 1988.
  • Kim, Myoung-Jae: Staat und Gesellschaft bei Friedrich Julius Stahl: eine Innenansicht seiner Staatsphilosophie. Hannover, Univ., Diss., 1993
  • Hans-Joachim Schoeps: Preußen. Geschichte eines Staates. Berlin 2004

Einzelnachweise

  1. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 60 f.
  2. Otto Koehler: Die Ganzheitsbetrachtung in der modernen Biologie, 1933
  3. Konrad Lorenz: Ganzheit und Teil in der tierischen und menschlichen Gemeinschaft, 1950
  4. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 62.
  5. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 62.
  6. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 63.
  7. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 60.
  8. Martin Mahner,Mario Bunge: Philosophische Grundlagen Der Biologie, Springer 2000, ISBN 354067649X, S. 350
  9. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 63.
  10. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 63.
  11. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 64.
  12. Bernhard Hassenstein: Biologische Teleonomie. In: Rüdiger Bubner, Konrad Cramer, Reiner Wiehl. (Hrsg.): Teleologie. neue hefte für philosophie. Band 20 Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen 1981, S. 63.
  13. Martin Mahner,Mario Bunge: Philosophische Grundlagen Der Biologie, Springer 2000, ISBN 354067649X, S. 351
  14. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 71.
  15. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 71.
  16. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 86.
  17. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 87.
  18. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 88.
  19. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S. 89
  20. Wolfgang Engler: Lüge als Prinzip. Aufrichtigkeit im Kapitalismus. Aufbau-Verlag, Berlin 2010, S.
  21. zit. n. Marco d'Eramo, [1]
  22. Emmanuel Saez: "Striking it Richer: The Evolution of Top Incomes in the United States". http://elsa.berkeley.edu/~saez/saez-UStopincomes-2012.pdf, zit.n. [2]
  23. http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=me&dig=2014%2F01%2F04%2Fa0154&cHash=403bcf2c04c5828bd0efc77337fb2e49
  24. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 297.
  25. Irving Kristol, „On Corporate Philanthropy“, ’'The Wall Street Journal’’, 21. März 1977(http://www.hudson.org/files/documents/Bradley/Center/Kristol_On_Corporate_Philanthropy.pdf), zit n. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 297 f.
  26. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 298.
  27. Global Wealth Report 2011, Credit Suisse Research Institute, 19. Oktober 2011, S. 16 f., zit. n. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 77 f.
  28. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 86 ff.
  29. Winters, Jeffrey A., Oligarchy, Cambridge u.a. 2011 S. XII, zit. n. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 88.
  30. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 124.
  31. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 143 ff.
  32. Crystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 255.
  33. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 220.
  34. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 253.
  35. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 314.
  36. Daniel Kaufmann, ’’Corruption and the Global Financial Crisis’’, Forbes, 27. Januar 2009 (http://forbes.com/2009/01/27/corruption-financial-crisis-business-corruption09_0127corruption.html), zit. n. Chrystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 256 f.
  37. Crystia Freeland: Die Superreichen. Westend, Frankfurt/Main 2013, S. 256 f.
  38. Virginia Postrel: Economic Scene; Are open markets threatened more by a pro-business or by an antibusiness ideology? In: The New York Times, December 4, 2003 
  39. Nonfiction review. In: Publishers Weekly. 23. April 2012;.
  40. John Plender: Nostalgia for the land of opportunity In: The Financial Times, April 15, 2012 
  41. Committee on Capital Markets Regulation. Abgerufen am 18. Juni 2012.
  42. Bernácer Prize. For promoting economic research in Europe
  43. http://www.npr.org/blogs/money/2012/07/19/157047211/six-policies-economists-love-and-politicians-hate
  44. http://www.npr.org/blogs/money/2012/07/18/156928675/episode-387-the-no-brainer-economic-platform
  45. The FP Top 100 Global Thinkers. In: Foreign Policy. 26. November 2012, archiviert vom Original am 28. November 2012; abgerufen am 28. November 2012.
  46. ADB
  47. BBKL Band X (1995)Spalten 1130–1135 Autor: Wilhelm Füßl
  48. MEYERS GROSSES TASCHENLEXIKON, 1981
  49. Sobota, Katharina:Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs-und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1997 . S. 319 ff.
  50. F.J. Stahl, Die Philosophie des Rechts. 2.Bd., Rechts- und Staatslehre auf der Grundlage christlicher Weltanschauung, 2.Abth:, Die Lehre vom Staat und die Principien des deutschen Staatsrechts, 6. Aufl. (1. Aufl. unter dem Titel: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht, 1830–1837), S. 137 f.: „Der Staat soll Rechtsstaat seyn; das ist die Losung und ist auch in Wahrheit der Entwicklungstrieb der neueren Zeit. Er soll die Bahnen und Gränzen seiner Wirksamkeit wie die freie Sphäre seiner Bürger in der Weise des Rechts genau bestimmen und unverbrüchlich sichern und soll die sittlichen Ideen von Staatswegen, also direkt, nicht weiter verwirklichen (erzwingen), als es der Rechtssphäre angehört, d.i. nur bis zur nothwendigsten Umzäunung. Dieß ist der Begriff des Rechtsstaats, nicht etwa, daß der Staat bloß die Rechtsordnung handhabe ohne administrative Zwecke, oder vollends bloß die Rechte der Einzelnen schütze, er bedeutet überhaupt nicht Ziel und Inhalt des Staates, sondern nur Art und Charakter, dieselben zu verwirklichen“.
  51. Forschungskontoverse: Gab es eine Etappe der Formalisierung des Rechtsstaats-Konzeptes? in Rechtsstaat (Deutschland) (Wort- und Begriffsgeschichte)
  52. Füßl, a.a.O. S. 182 ff.
  53. Max Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Halle 1918. 2. Bd. 2. Hälfte: Auf dem Wege zur deutschen Einheit im neuen Reich. S. 125.
  54. Masur, a.a.O. S. 20-37)
  55. Masur, a.a.O. S. 42-77
  56. Masur, a.a.O. S. 17
  57. Masur, a.a.O. S. 88
  58. Füßl, S. 52 ff.
  59. Füßl, S. 86 ff.
  60. Lenz, a.a.O. S. 20.
  61. HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. Stahl/Wilkens, 22k. zit. n. Füßl, a.a.O, S 111, Anm. 15.
  62. Füßl, S. 110 ff.
  63. Füßl, a.a.O. S. 181
  64. HAB Wolfenbüttel, Cod. Guelf. Stahl/Wilkens, 6, Nr. 7. zitiert nach Füßl, a.a.O. S. 182 ff.
  65. Schoeps, a.a.O. S. 197
  66. Schoeps>, a.a.O. S. 206
  67. Phil.d.R., I. Band, S. 587
  68. Stahl, Phil.d.R., II. Band, 2. Abth. S. 2 f.
  69. http://peterdrucker.at/’’Friedrich Julius Stahl: Konservative Staatslehre und geschichtliche Entwicklung’’.
  70. Masur, a.a.O. S. 186.
  71. Drucker, a.a.O.
  72. Geschichtsatlas, Bayer. Schulbuch-Verlag, München 1951 S. 29.
  73. Hisao Kuriki: Mensch, Gesellschaft, Staat in Japan. In: Marutschke, Hans Peter: Beiträge zur modernen japanischen Rechtsgeschichte. Berlin, 2006. S. 19 ff.
  74. Graf, a.a.O., S. 157
  75. Jellinek: Adam in der Staatslehre. zit. n. Graf, a.a.O. S. 158
  76. Graf, a.a.O., S. 160
  77. Dürig, Die Menschenauffassung des Grundgesetzes. zit. n. Graf, a.a.O., S. 162.
  78. Dürig, a.a.O., zit. n. Graf, a.a.O., S. 163.
  79. Carl Schmitt: Der Leviathan in der Staatslehre des Thomas Hobbes: Sinn und Fehlschlag eines politischen Symbols. Erstausgabe: Hamburg-Wandsbek, 1938, zitiert nach Klett-Cotta: Stuttgart 1982, S. 106 f.
  80. Drucker, a.a.O.
  81. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S.203.
  82. Hanburger, a.a.O. S. 202
  83. a.a.O. S. 206
  84. a.a.O. S. 555
  85. Schmitt, a.a.O. S. 108 f.
  86. Günther Maschke, Zum "Leviathan" von Carl Schmitt. in: Schmitt, a.a.O. S. [221], [223].
  87. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’ München 2009, S. 16
  88. ....
  89. Lenz, a.a.O. S. 125
  90. Hamburger, a.a.O. S. 199 f.
  91. ........
  92. Unsere Zeit, VI, 419–449, Anonym(Nach einer Bemerkung Bluntschlis wahrscheinlich von Gneist): Pernice - Savigny - Stahl, Berlin 1862.
  93. Drucker, a.a.O.
  94. „Unsere Zeit“, a.a.O.
  95. Sobota, a.a.O. S. 192.



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Falsches Bewusstsein

Bewusstsein ist hier nicht allgemein im Sinn der Philosophie oder der Psychologie gemeint, sondern als "gesellschaftliches Bewusstsein", nämlich was Menschen über ihren Standort in der Gesellschaft denken und über die Gesellschaft, in der sie leben.

Besonders im Marxschen Sinn, dass der Mensch - in einer "falschen", nämlich Klassen-Gesellschaft lebend - fast zwangsläufig ein "falsches" Bewusstsein entwickle und erst in der klassenlosen Gesellschaft - oder ausnahmsweise auf dem bewussten persönlichen Weg dorthin - zum wahren Bewusstsein, zu einem allgemeinmenschlichen Standpunkt gelangen könne.

Doch nicht nur Marxisten sehen das Problem, sondern auch der analytische oder Common Sense Philosoph Bertrand Russell, der Sozialpsychologe Erich Fromm oder der literarische Außenseiter Herrmann Hesse. Wer jedoch im Mainstream schwimmt, bemerkt es nicht.

NEIN - ich lasse das!

Siehe auch:

Literatur:

  • Karl Mannheim: ’’Ideologie und Utopie.’’ Bonn 1929 (spätere Auflagen erschienen in Frankfurt am Main).
  • Karl Marx: ’’Das Elend der Philosophie’’, Stuttgart-Berlin 1921.


Demokratie – Diktatur der Mehrheit?

Der verdeckte Fragesteller hat es verstanden, obige Anmerkung auf der Diskussionsseite an unpassender Stelle (nicht unten, also am Schluss anzuhängen, sondern sie oben als Beginn des ersten Abschnitts nachträglich) einzufügen, ohne eine sichtbare Spur zu hinterlassen (und also die umgehende Löschung provoziert, welchen Gefallen ich ihm nicht tun, sondern ihn durch die ihm gebührende Belehrung ärgern will). Anonymus kennt sich also im Internet gut aus(Ich weiß gar nicht, wie man das so machen kann). Aber Anonymus hat anscheinend nicht einmal Absatz 2 des Artikels: „Wesentliche Merkmale der Demokratie“ bis zu Ende gelesen. Dort steht nämlich:

„Obwohl die Staatsform der Demokratie dies per Definition nicht unbedingt miteinschließt, wird sie im äußeren, modernen, vor allem westlich geprägten Bild meist mit einer gewissen Form der Rechtsstaatlichkeit verbunden (siehe auch entsprechender Abschnitt). Mindestens zu nennen sind dabei:

Minderheitenschutz ist also gewährleistet und gehört wesentlich zur Demokratie, die damit also keine Diktatur, auch nicht der Mehrheit ist. Mit dem Ermächtigungsgesetz#Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933 war die Demokratie in Deutschland auch formell abgeschafft. Soweit die Theorie.

Inwieweit das Ideal in einem konkreten Staat verwirklicht ist, das ist allerdings eine andere Frage. Machtmissbrauch völlig zu verhindern ist schwierig. Andererseits können auch im formal demokratischen Staat durchaus mächtige oder einflussreiche Minderheiten der Mehrheit ihren Willen aufzwingen. Wir werden vermutlich auch hier in WP von Geheimdiensten beobachtet; vielleicht ist Anonymus ja ein »agent provokateur«, ein

V-mann? Dennoch meine ich, dass man sich die Zivilcourage leisten kann, berechtigte Kritik an unserem politischen System BRD zu üben.

-- Merlinschnee (Diskussion) 16:17, 25. Jul. 2013 (CEST)

Klassenpolitik

Danke, Rita, für diese sachliche Kritik! Ich muss zugeben, sie ist berechtigt. Formulierungshilfe könnte ich durchaus gebrauchen. Es geht in Steinerts Artikel u.a. darum, herauszustellen, dass „Prekariat“ ein schillernder Begriff ist, der in den 1980ern von Politikern und anderen PR-Arbeitern geschaffen wurde, um Wörter wie „Armut“, „Unterschicht“ etc. zu vermeiden. Die Suche nach einem unverfänglichen Wort hat sich von „soziale Probleme“ über „Ausschließung“ zu „Prekariat“ entwickelt.(S. 174) Medienschaffende fanden ihre eigne Situation in ihrer Flexibilität wunderbar, benutzten und verharmlosten den Begriff. Besonders plausibel war daher der „Befund“, dass „Prekariat“ nicht nur die traditionell Armen beträfe, sondern sich in allen gesellschaftlichen <177> Positionen ausbreite und jedenfalls sozial „hinauf wandere“.(S.176 f.). Doch hat er schließlich immer mehr „Zeilenhonorar-Journalisten“ selbst getroffen. Auch Wissenschaftler haben oft nur befristete Arbeitsverträge. Bei Prekarisierung geht es nicht nur um billige, sondern vor allem um flexible, also leicht kündbare Arbeitskräfte.(S. 186)

In Deutschland wurden unter der Losung "Agenda 2010" nach den Vorschlägen der von Peter Hartz geleiteten Kommission „Moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt“ sogenannte arbeitspolitische Maßnahmen durchgeführt, die eine Umverteilung von unten nach oben bewirkten: Der Niedriglohnsektor wurde gewaltig vergrößert; gleichzeitig wurden sowohl Sozialleistungen verringert als auch der Spitzensatz der Einkommensteuer gesenkt.

Rolle des Staates:

DS:

Danke für den Hinweis! Bei genauerem Hinsehen relativiert sich das. Zwar ist der ohnehin unterdurchschnittliche Gini-Effizient immerhin gleichgeblieben. Doch was die Umverteilung durch den Staat betrifft, sehe ich mich bestätigt:

Die OECD hat bezogen auf die Verteilungswirkung von Steuern und Sozialabgaben festgestellt, dass sich der deutsche Sozialstaat im internationalen Vergleich ungewöhnlich stark über kleine und mittlere Einkommen finanziert und die Topgehälter verschont. Teilweise führten Gutverdiener sogar weniger Steuern und Sozialabgaben ab als Geringverdiener. Eine ähnliche Umverteilung von unten nach oben wie in Deutschland gebe es nur in zwei weiteren der 34 OECD-Mitgliedsstaaten – in Österreich und Spanien. Für die OECD ist das deutsche System »regressiv«: Kleinere Einkommen werden stärker belastet als hohe Einkommen.

USA:

Zur Entwicklung in den USA möchte ich darauf hinweisen, dass neben Buffett auch Paul Krugman von "class warfare" sprach , zwar nicht "ex cathedra", sondern unter "Opinions" in der NY Times, dafür mit umso größerer Breitenwirkung. Stichwortgeber war ihm der Republikaner Paul Ryan, der den verpönten Begriff im konträren Sinn für Pläne Obamas, Einkommensteuervergünstigung für Reiche rückgängig zu machen, als "Haltet-den-Dieb!"-Ruf benutzt hatte. Fakten hierzu nennt Hans-Ulrich Wehler (Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland, Beck, München 2013. S. 61):

[Gleichzeitig mit Stagnation bzw.Senkung der Reallöhne] begünstige die Steuerpolitik die Oberklassen. So sinken etwa in Amerika seit fünf Jahrzehnten die Steuern für die reichste Spitzengruppe.(A.B.Krueger, The Rise and Consequences of Inequelity in the US, Washington D.C. 2011; Paul Krugman, zit. n.: J. Bergman, Die Reichen werden reicher - auch in Deutschland, in: Leviathan 32. 2004, 185.)


Und er nennt auch Gründe dafür, dass in diesem Zusammenhang nicht von Klassenkampf gesprochen wird:

Die erdrückende Mehrheit der Wirtschaftswissenschaftler, die an dieser Diskussion teilnehmen, gehört der hegemonialen neoklassischen Schule an. Nur wenige Soziologen, Politikwissenschaftler und Historiker haben sich bisher in sie eingeschaltet, obwohl es sich um einen der dramatischsten Vorgänge der modernen Zeitgeschichte handelt.(S. 60)

sowie:

Auf diese Weise beförderten genuine Marktkräfte im Urteil derjenigen Ökonomen, welche diese Diskussionen dominieren, die Zusammenballung von Vermögen und Einkommen an der Spitze der Sozialhierarchie. ... Auffällig ist an der amerikanisch-englischen Diskus<62>sion der Wirtschaftswissenschaftler, dass sie so gut wie ausnahmslos die Probleme von Macht und Herrschaft ignorieren. Sie liegen offenbar außerhalb ihres neoklassischen Denkhorizonts. (S. 61 f.)

Vorschlag:

wie z. B. in den USA, wo die Einkommensteuerbelastung für die Reichen seit Jahrzehnten sukzessive gesenkt wurde.[1][2][3]

Nachtrag

S. 78: sind die Steuern für das reichste Prozent kontinuierlich gesunken.

Steuern u.a. in Deutschland

Entsprechend wurde in Deutschland seit der Jahrtausendwende die staatliche Umverteilung (durch Steuern und Abgaben) verringert und so der Gini-Effizient der Nettoeinkommen tendenziell verschlechtert[4].


Für DS:

Nun habe ich zuverlässige und aussagekräftige Daten gefunden:

http://www.boeckler.depdfimk_pj_verteilungsmonitor.pdf

Das Ergebnis ist in der Zusammenfassung (auf Seite 10) undramatisch aber eindeutig:

Die ausgleichende Wirkung staatlicher Umverteilung hat somit seit einem guten Jahrzehnt abgenommen.

-- Merlinschnee (Diskussion) 05:02, 16. Jun. 2013 (CEST)


Antworten:

Wieso? Nur weil in diesem 1 Jahr, als die deutsche Wirtschaft besser durch die Krise kam als andere, sich der Gini-Effizient hier nicht verschlechterte?
Gewiss, Klassenkampf ist nicht nur Steuerpolitk und Steuerpolitik nicht nur Klassenkampf, aber eben auch. Und was die wissenschaftliche Beschreibung betrifft: Die seriöse Forschung - abhängig, wie sie von "Drittmitteln " ist - lässt die Finger davon, ...(Hans Jürgen Krysmanski: Der stille Klassenkampf von oben. in: http://www.linksnet.de/de/organisation/utopiekreativ (07.11.2007)

Arnold Gehlen, der konservative Sozialphilosoph, hat immer wieder gesagt: Diese Bereiche der Macht und Herrschaft sind Regionen des Schweigens. Damit unsere Institutionen nicht gefährdet werden, sollten auch Soziologen hier das Maul halten. Von John Kenneth Galbraith kennen wir den Satz: "Unter allen Klassen sind es die Reichen, die am meisten beachtet und am wenigsten studiert werden." Wer also klug ist und auf einer Karriereleiter steht, schweigt. Krysmanski, Die Geldelite verselbständigt sich. http://www.heise.de/tp/artikel/37/37867/1.html (02.11.2012)


Wieso denn Klassenkampf? Das ist Betrug!“ rief die ältere Dame vor weithin studentischem Publikum aus. Die Veranstaltung galt der Finanzkrise 2007 bis 2009, ihren Ursachen und Folgen. Die Dame aber sah nur unfähige Politiker, erdrückende Schulden und sich selbst als „Opfer finanzieller Repression durch den Staat“.

Klassenkampf? Klassenkampf ist out, der Begriff so verpönt wie die Wahrnehmung der Praxis. Sicher, Warren Buffett kritisiert gelegentlich den „Class War“, den seinesgleichen führe und selbstredend gewinne, aber der Mann ist auch 82 und unantastbar reich.

Gewöhnliche Leute und die Alltagsmedien meiden das Wort, es ist sogar einem kämpferischen Internet-User wie @advance so unangenehm wie „Arschficken mit Hämorriden“, alternativ: eine schmerzhafte sexuelle Aktivität. (Karl-Heinz Klär: Die GroßeMittelKlasse. in: http://www.nachdenkseiten.de/?p=16111#note_1)


Exzerpte aus Wehler: Die neue Umverteilung

S. 70: ...ergab ...ein 2005 angestellter exakter wirtschaftswissenschaftlicher Vergleich der Spitzeneinkommen unter anderem in Deutschland, dass bis etwa 1990 die deutschen „Superreichen“ wegen der geringen Erbschaftssteuer sogar vor den amerikanischen „Super Rich“ lagen, ehe ... Reagans Wende diese an die Spitze brachte. ...die reichsten zehn Prozent der Selbstständigen erwirtschafteten nicht weniger als die Hälfte des Gesamteinkommens aller Selbstständigen. Sie besaßen das 63-fache des Einkommens der untersten zehn Prozent der Selbstständigen. Das Steuerrecht förderte überdies die Konzentration der selbstständigen Einkommen besonders nachhaltig, denn diese obersten zehn Prozent genossen aufgrund des Regelwerks der Steuern und Transferleistungen tatsächlich einen noch höheren An<71>teil des Gesamteinkommens als die Ermittlung ihres steuerpflichtigen Einkommens ergab. ... Wie eine neue OECD-Studie von 2011 festgestellt hat, wächst in Deutschland die Ungleichheit vor allem wegen der Teilzeitarbeit und der Mini-Jobs an, denn seit 1984 ist es in diesem Bereich zu einem Anstieg von drei auf mehr als acht Millionen Beschäftigte gekommen. ...nach einer anderen OECD-Studie ist ...der Anteil der Löhne und Gehälter von 67 Prozent in den frühen 90er Jahren bis 2011 auf 62 Prozent abgesunken ... S. 72: Erst in den letzten acht Jahren hat im Gegensatz zu allen anderen EU-Ländern eine Stagnation der deutschen Reallöhne eingesetzt, die den Verteilungsmodus ...in Frage stellte. Der eigentliche Sprengstoff aber hat sich in der Maßlosen Konzentration von Vermögen und Einkommen an der Spitze der Wirtschaftselite herausgebildet.

S. 73: Ungleich schärfer noch als die Einkommensverteilung weisen die Vermögensverhältnisse die Ungleichheit und damit die Klassengrenzen eines in Deutschland bisher einmaligen Reichtums auf ..: 1970 kontrollierte das oberste Dezil schon 44 Prozent des gesamtem Nettovermögens, das sich in den 35 Jahren zuvor um das 15-fache gesteigert hatte. Um 2000 besaßen fünf Prozent rund die Hälfte des gesamten Vermögens; die ärmsten 50 % besaßen 2%. 2010 gehörten dem reichsten Dezil, .., über 66 Prozent des Geldvermögens. ... Beim obersten 1 Prozent befanden sich .., 35,8 Prozent des Vermögens, mehr als bei 90 Prozent unterhalb dieser Spitzenposition.

S. 76: Zwischen 2000 und 2010 wurden, .., zwei Billionen € vererbt. ...das „Deutsche Institut für Altersvorsorge“ hat, ...geschätzt, dass seit 2010 in jedem Jahr sogar 260 Milliarden vererbt werden. ...19 S. 77: Anstatt die Erbschaftssteuer endlich anzuheben, ist sie unter dem Druck der Lobby unlängst noch weiter abgesenkt worden, ... ... während die sog. Kleinerben (22 %) mit relativ geringen Beträgen abgefunden werden, erhalten die sog. Großerben (2 %) jedes Jahrzehnt mehr als eine halbe Billion €, ... Inzwischen hat sich die typische Vermögenszusammenballung folgerichtig fortgesetzt. 1993 besaß das erste Dezil 44 Prozent des Nettogeldvermögens aller Haushalte. 2008 wurden bei dem reichsten Zehntel, .., 61 % aller Privatvermögen registriert.

Generell gilt jetzt, dass die Besteuerung von Kapitaleinkünften geringer ausfällt als die Steuer auf Einkommen aus Arbeit. ... Die Kapitalertragssteuer liegt inzwischen bei 25 %, die Besteuerung des Arbeitseinkommens aber bei 45 %.. Am Anfang der 80er Jahre lagen Gewinn-, Vermögens-<80> und Lohnsteuer mit rd. 28 % noch in etwa gleichauf. Seither wurden die Lohnsteuer, die Mehrwert- und Mineralölsteuer auf 38 % angehoben, die Gewinnsteuer aber auf 15 % gesenkt. Die Vermögenssteuer wurde .., seit 1995 gar nicht mehr erhoben. ... Die Abgabenquote bei Arbeitseinkommen (Löhne und Gehälter) liegt z. Z. bei 33,7 %, die Abgabenquote der Steuern auf Erbschaften dagegen bei grotesken 1,6 %. ...schrumpfen die Erträge aus ihr, obwohl die vererbten Nachlässe immer größer werden. ... Die Lohn-, Umsatz- und Verbrauschssteuern ergeben 80 % des gesamtem Steueraufkommens, die Unternehmens- und Gewinnsteuer nunmehr 12 %. ... Das vorwaltende Steuersystem enthüllt in eklatantem Maße die Ungleichbelastung der Kapitalbesitzer und der „normalen“ Arbeitnehmer.

S. 81: Gleichzeitig wurde das Fluchtkapital ..in Steueroasen ., auf mehr als 180 Milliarden geschätzt. Die Steuergewerkschaft berechnete das Volumen der jährlich nicht gezahlten Steuern auf 70 Mrd. €.

Soweit also Wehler. Allerdings muss ich zugeben, da wurden manchmal (aber nicht immer) nicht gerade Äpfel mit Birnen verglichen, aber doch Goldparmänen mit Goldrenetten. An der Sammlung sichererer Fakten will ich noch arbeiten.

Ob nun der deutsche Staat klassenkämpferisch ist? Wer ist der Staat? Die Regierung, die Regierungskoalition, eine der Koalitionsparteien, die Ministerialbürokratie bzw. Teile derselben ...??? Überall kann's menscheln, also ist mit Egoismus zu rechnen.

Darf ich - wenigsten hier auf der DS - mal TF betreiben? Also:

Falls die Fakten ergeben sollten, dass staatliche, gesetzgeberische oder Regierungsmaßnahmen einer privilegierten Gruppe weitere Vorteile verschaffen, ist meiner Meinung die Sache klar, egal wie bewusst den Handelnden ihre Motive sind, - und sich selbst denunzieren werden sie wohl kaum. Dann wäre die Gegebenheit des Klassenkampfes seitens der deutschen politischen Klasse so trivial wie das Kleinmaleins.[5] Muss dann noch eine unzweifelhafte wissenschaftliche Autorität das Stichwort geben? Dass 2 x 2 = 4, sagte schon Wilhelm Busch.[6] Ist er als Humorist reputierlich genug, oder wird die Wahrheit erst anerkannt, wenn man sich auf Adam Ries beruft?

</references>

Antwort

Hallo, FelMol, wir sollten doch die Kirche im Dorf lassen! Keineswegs habe ich verlangt, der Staat solle keine Steuern erheben. Auch habe ich nicht behauptet, die Bundesrepublik sei der ungerechteste aller Staaten. Aber über jede Kritik erhaben ist sie auch nicht, egal wie die Steuersysteme anderer Staaten sein mögen. Und die Hartz-Gesetze kann ich nun nicht wirklich komisch finden. Es dürfte auch niemandem entgangen sein, dass der „Umbau“ des Sozialstaats in den letzten Jahren der Verschärfung der Ausbeutung der Lohnabhängigen Vorschub leistete („Stärkung der Wettbewerbsfähigkeit“ bzw. tendenzielle Senkung der Lohnstückkosten).

Belege:

„Innerhalb der Europäischen Union gab es im zurückliegenden Jahrzehnt einen Wettlauf um Steuersenkungen, in dem die Bundesrepublik dabei einen vorderen Platz belegte. Insgesamt sank die Steuerquote – das Verhältnis des gesamten Steuer- und Abgabenaufkommens zum produzierten Bruttoinlandsprodukt im Euroraum – von 40,9 Prozent im Jahr 2000 auf 39,5 Prozent im Jahr 2011. In der Bundesrepublik fiel die Senkung dieser Steuerquote noch bedeutend höher aus – sie fiel von 41,7 Prozent auf 39,1 Prozent im gleichen Zeitabschnitt und blieb seit 2010 unter dem Durchschnitt des Euroraums. Mit der Steuerquote des Jahres 2000 wäre hier in Deutschland im Jahr 2011 an Stelle von 590Milliarden Euro 657 Milliarden Euro in die öffentlichen Haushalte des Landes geflossen, ein beträchtlicher Batzen mehr für den Finanzminister… Inzwischen ist die Umsatzsteuer und nicht die Lohnsteuer zur ergiebigsten und sichersten Steuerquelle in der Bundesrepublik geworden. Dazu beigetragen hat besonders der durch die schwarz-rote Bundesregierung eingeführte abrupte Erhöhung des allgemeinen Mehrwertsteuersatzes von 16 auf 19 Prozent ab dem Jahr 2007. Vollkommen entgegengesetzt verlief in Deutschland der entsprechende implizierte Steuersatz auf Kapitaleinkünfte. Während in der Eurozone dieser so berechnete Steuersatz von29,9 Prozent im Jahr 2000 auf 28,9 Prozent nur etwas geringfügig zurückging, verminderte sich dieser Satz im gleichen Zeitraum in der Bundesrepublik von 27 Prozent auf 22 Prozent.“ ( Wolfgang Kühn, Arbeitsgruppe alternative Wirtschaftspolitik. Zuerst erschienen in Neues Deutschland, 24. Mai 2013)

Und:

„Die ‹Sozialreformen› liefen für die betroffenen Bürger auf zwei Ebenen ab: Einmal um die Senkung des Existenzminimums für Arbeitslose, Behinderte und Alte in den beiden Sozialgesetzbüchern und um die von außen gut getarnte, aber stetig vorangetriebene Senkung der Regelsätze seit 2003 und später um die geplante Senkung der Unterkunftskosten. Das Ganze sollte bewirken, dass auch immer niedrigere Löhne, Renten usw. akzeptiert werden. Und zweitens ging es um die Entrechtung von Erwerbslosen auf verschiedenen Ebenen zum Zwecke der ‹Aktivierung›.“ (Prof. em. Dr. Helga Spindler im Rosa-Luxemburg-Gesprächskreis Köln. Veröffentlicht am 22. Mai 2013)

Sowie:

Hans-Ulrich Wehler (unter Berufung auf Max Weber „als bürgerlicher Anti-Marx“): „Klassenkämpfe treten zwar häufig auf, der Klassenkampf und Kollektivakteure mit einem ausgebildeten Klassenbewusstsein sind ein historisch seltener Grenzfall.“(Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland. Beck, München 2013. S. 29 bzw. 33 f.)

Klar braucht der Staat Einnahmen um seine Aufgaben erfüllen zu können; das ist für mich noch nicht unbedingt Klassenkampf. Aber dabei, wie das Steuersystem gestaltet wird, können Partikularinteressen der daran Mitwirkenden durchaus eine Rolle spielen, auch wenn es nicht jeder merken sollte. In eure akdemische Diskussion wollte ich mich nicht einmischen. MfG

Entwicklung der Umsatzsteuersätze in Deutschland seit Einführung der Mehrwertsteuer

Umsatzsteuersätze in Deutschland seit Einführung der Mehrwertsteuer
Von/Bis Regelsatz Ermäßigter Steuersatz
1. Januar 1968 – 30. Juni 1968 10 % 5,0 %
1. Juli 1968 – 31. Dezember 1977 11 % 5,5 %
1. Januar 1978 – 30. Juni 1979 12 % 6,0 %
1. Juli 1979 – 30. Juni 1983 13 % 6,5 %
1. Juli 1983 – 31. Dezember 1992 14 % 7,0 %
1. Januar 1993 – 31. März 1998 15 % 7,0 %
1. April 1998 – 31. Dezember 2006 16 % 7,0 %
seit 1. Januar 2007 19 % 7,0 %

Entwicklung des Einkommensteuertarifs seit 1958

In neuerer Zeit ist ein deutlicher Trend zur Verminderung der Einkommensteuer und damit einhergehender Erhöhung der Verbrauchssteuern erkennbar.

Folgende Tabelle zeigt die historische Entwicklung der Eckwerte sowie der Eingangs- und Spitzensteuersätze im deutschen Einkommensteuertarif. Diese Angaben sind jedoch alleine noch nicht ausreichend für ein ganzheitliches Verständnis der Steuerbelastung der verschiedenen Einkommensgruppen. Dazu muss zusätzlich der Tarifverlauf der Grenz- und Durchschnittssteuersätze betrachtet werden, wie das in den Grafiken für ausgewählte Jahre dargestellt ist.

Zeitraum   Grundfreibetrag Eingangssteuersatz Ende der
Progressionszone
Spitzensteuersatz Solidaritätszuschlag
in % der Einkommensteuer
1958–1964 DM (€) 1.680 (859) 20 % 110.040 (56.263) 53 %
1965–1974 DM (€) 1.680 (859) 19 % 110.040 (56.263) 53 %
1975–1977 DM (€) 3.029 (1.549) 22 % 130.020 (66.478) 56 %
1978 DM (€) 3.329 (1.702) 22 % 130.020 (66.478) 56 %
1979–1980 DM (€) 3.690 (1.887) 22 % 130.000 (66.468) 56 %
1981–1985 DM (€) 4.212 (2.154) 22 % 130.000 (66.468) 56 %
1986–1987 DM (€) 4.536 (2.319) 22 % 130.032 (66.484) 56 %
1988–1989 DM (€) 4.752 (2.430) 22 % 130.032 (66.484) 56 %
1990 DM (€) 5.616 (2.871) 19 % 120.042 (61.376) 53 %
1991–1992 DM (€) 5.616 (2.871) 19 % 120.042 (61.376) 53 % 3,75
1993–1994 0,00
1995 7,50
1996–1997 DM (€) 12.095 (6.184) 25,9 % 120.042 (61.376) 53 %
1998 DM (€) 12.365 (6.322) 25,9 % 120.042 (61.376) 53 % 5,50
1999 DM (€) 13.067 (6.681) 23,9 % 120.042 (61.376) 53 %
2000 DM (€) 13.499 (6.902) 22,9 % 114.696 (58.643) 51 %
2001 DM (€) 14.093 (7.206) 19,9 % 107.568 (54.998) 48,5 %
2002–2003 7.235 19,9 % 55.008 48,5 %
2004 7.664 16 % 52.152 45 %
2005–2006 7.664 15 % 52.152 42 %
2007–2008
Reichensteuer
7.664 15 % 52.152
ab 250.001
42 %
45 %
2009
„Reichensteuer“
7.834 14 % 52.552
ab 250.401
42 %
45 %
2010-2012
„Reichensteuer“
8.004 14 % 52.882
ab 250.731
42 %
45 %
2013
„Reichensteuer“
8.130 14 % 52.882
ab 250.731
42 %
45 %
2014
„Reichensteuer“
8.354 14 % 52.882
ab 250.731
42 %
45 %
Quelle: abgabenrechner.de (Seite des BMF).


Entwicklung des Steueraufkommens seit 1991

Kassenmäßige Steuereinnahmen der veranlagten Einkommensteuer & Lohnsteuer
Quellen: Statistisches Bundesamt und Deutsche Bundesbank, eigene Berechnungen
Aufteilung der ESt: 15 % Kommunen, 42,5 % Länder, 42,5 % Bund (GG Art. 106 Abs. 3)
Jahr Lohnsteuer und veranlagte ESt davon veranlagte ESt
in Mrd. € (gerundet) in Prozent vom
Gesamt-
steueraufkommen
in Mrd. € (gerundet) in Prozent vom
Gesamt-
steueraufkommen
1987 100 41,58 % 15,7
1991 131 39,48 % 21,2 6,3 %
1995 152 36,44 % 7,2 1,7 %
2000 148 35,70 % 12,2 2,6 %
2001 141 35,85 % 8,8 2,0 %
2002 140 36,36 % 7,5 1,7 %
2003 138 35,87 % 4,6 1,0 %
2004 129 % 5,4 1,2 %
2005 129 % 9,8 %
2006 140 % 17,6 %
2007 157 % 25,0 %
2008 176 % 32,7 %
2009 162 % 26,4 %
2010 159 % 31,1 %
2011 172 % 32 %
2012 186 % 37,3 %
2013 % %

https://www.destatis.de/DE/Publikationen/Thematisch/FinanzenSteuern/Steuern/Steuerhaushalt/SteuerhaushaltJ2140400127005.xls?__blob=publicationFile




ref>http://www.nachdenkseiten.de/?p=16801#h01</ref>.


[7]http://www.nachdenkseiten.de/?p=16801#h01. [8].


Da hat Patrick Schreiner aus den Zahlenfriedhöfen des Statistischen Bundesamtes aus fünf Jahrzehnten Fakten extrahiert und anschaulich zusammengestellt, sodass sie ein Bild ergaben, doch für Tohma ist das kein Beleg, weil es nicht auf Papier gedruckt, sondern in einem Blog steht. Leider kann ich die hervorragende Arbeit (Patrick Schneiders) mangels Kompetenz nicht vollständig ebenfalls durchführen und nicht diesselben Stecknadeln im Heuhaufen finden, sondern habe nur mangelhafte Zahlen gefunden, z.B. Lohn- und Einkommensteuer von 1961 nur in einer Position zusammengefasst:

https://www.destatis.de/DE/ZahlenFakten/Indikatoren/LangeReihen/SteuernFinanzen/lrfin02.html

Aber wir haben ja ohnehin 2 Wochen Zeit bis der Artikel wieder freigegeben wird. -- Merlinschnee (Diskussion) 10:24, 7. Mai 2013 (CEST)



Ergebnis: Steuern ges. Einkommenst. Gewerbest. Umsatzst. Energiest.

(Mio.€)  % (Mio.€)  % (Mio.€)  % (Mio.€)  % (Mio.€)  %

1961 39 219 100 10 875 27,7 3 799 9,7 2011

Wie P. Schreiner es gemacht, hat weiß ich nicht. Mir ist es nicht gelungen; das heißt jedoch nicht, dass es nicht möglich ist.

Auch vor 20 Jahren galt schon, dass Arbeitnehmer und auch Rentner eine Steuererklärung abgeben mussten, wenn sie entsprechende sonstige Einkünfte hatten. Und auch heute noch brauchen die meisten Rentner keine Steuererklärung abzugeben, sondern nur alle drei Jahre Nichtveranlagungsbescheinigungen zu beantragen. Wenn also die Relationen sich verändert haben, muss das Gründe haben. Z. B. mögen seit 2005 zunehmend mehr Rentner Einkommensteuer zahlen müssen, da die Renten seitdem mit mindestens 50 % steuerpflichtig sind. Das dürfte jedoch garade dazu führen, dass das Aufkommen aus veranlagter ESt. wächst. Schreiner stellte jedoch fest, dass sie hinter Lohnsteuer und Verbrauchssteuern zurückblieb!

Aktualisierung:

So zugespitzt auf das Agieren einer Sonderinteressengruppe ("special interest group") lässt sich der Klassenkampf umso leichter, ohne eine Verschwörung zu benötigen, führen: "Man kennt sich, man hilft sich, das reicht." Wenn "die tiefgreifende Fehlentwicklung auf den westlichen Finanzmärkten nicht radikal korrigiert wird, dann könnte das unsere Nationen dauerhaft Prosperität und wirtschaftliche und politische Freiheit kosten und dann könnte das ein Beitrag zum Niedergang des Westens sein."ref>http://www.nachdenkseiten.de/upload/pdf/130325_Koehler_Rede_Herrenberg.pdf</ref>

494 v. Chr.

Diese Fabel vom Zusammenhang der Organe des menschlichen Körpers ist zwar anschaulich, jedoch ihre Anwendung auf die menschliche Gesellschaft ein unzulässiger Analogieschluss, Versuch der Manipulation#Manipulation von Menschen der Plebejer, also Demagogie. Dass sie heute noch verteidigt wird, ist ein Beleg des Klassenkampfes von oben. -- Merlinschnee (Diskussion) 17:14, 21. Okt. 2012 (CEST)

Und völlig irrelevant für einen Artikel zu einem röm. Senator ... --Gruß Polemos Diskussion 23:05, 22. Okt. 2012 (CEST)
Wodurch ist ein römischer Senator, der vor zweieinhalb Jahrtausenden eine Fabel erzählt haben soll, in unserer Gegenwart denn überhaupt noch relevant? Imho nur durch Nutzanwendung der Geschichte auf die heutige Zeit. MfG -- Merlinschnee (Diskussion) 12:39, 23. Okt. 2012 (CEST)

Keiner Antwort gewürdigt? Dann muss ich ausführlicher werden:

Wer immer sich „Polemos“ nennt, sollte debattieren, nicht einfach unter „pov“-Vorwand löschen, was monatelang im Artikel stand, und das - wie ich meine - mit gutem Grund, denn WP existiert ja nicht irgendwo im Weltall in Wolkenkuckucksheim, sondern hier auf Erden in der Anthroposphäre. Nur aus dem wirklichen Leben kann es seine Relevanz beziehen. Da mögen OStRäte in ihrem konservativen Latein- oder Geschichtsunterricht noch so vergangenheitsverliebt von der klassischen Antike schwärmen, zumindest ihre Schüler leben in der Gegenwart und müssen auch mit der nächsten Zukunft klarkommen. Ach, ja: „Non vitae sed scholae discimus“ - die alte Paukerweisheit kann sich nur leisten, wer sich dank Pensionsanspruch keine Sorgen machen muss. Zum Glück können sich die Schüler aber auch außerhalb der Schule bilden und tun das auch - u. a. bei WP.

Verschweigen kann Unterdrückung der Wahrheit sein und damit eine Form des Lügens. Noam Chomsky fordert von den Intellektuellen, die Wahrheit zu sagen und Lügen aufzudecken, doch zeige die historische Erfahrung, dass sie ihren privilegierten Status nicht für das Sagen der Wahrheit nutzen, sondern vielmehr ihre Fähigkeiten in den Dienst der Interessen und Privilegien der Machtelite stellen.[9]

Aus diesen Gründen bin ich entschieden dafür, dass die Menenius-Legende nicht unkommentiert hier stehen bleibt. Sicher gibt es (intellektuelle) WP-Benutzer, die das besser können als ich; sie fordere ich hiermit auf, das zu tun("Dieser Benutzer ist für Verbessern und gegen voreiliges Löschen." brüstet sich in Babel-Kästchen 4 Polemos.). MfG -- Merlinschnee (Diskussion) 16:29, 24. Okt. 2012 (CEST)

  1. Hans-Ulrich Wehler, Die neue Umverteilung. Soziale Ungleichheit in Deutschland, Beck, München 2013. S. 60 ff.
  2. A.B.Krueger, The Rise and Consequences of Inequelity in the US, Washington D.C. 2011.
  3. Paul Krugman, zit. n.: J. Bergman, Die Reichen werden reicher - auch in Deutschland, in: Leviathan 32. 2004, 185.
  4. http://www.boeckler.depdfimk_pj_verteilungsmonitor.pdf
  5. Erich Kästner, Als ich ein kleiner Junge war.
  6. Zweimal zwei gleich vier - ist Wahrheit. Schade, dass sie leicht und leer ist! Hätt' ich doch so gerne Klarheit, über das, was voll und schwer ist.
  7. http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/steuern-deutschland-1.png
  8. http://www.nachdenkseiten.de/upload/bilder/steuern-deutschland-1.png
  9. http://www.nachdenkseiten.de/?p=13260
Danke für diesen erheiternden Beitrag. --Gruß Polemos Diskussion 20:05, 24. Okt. 2012 (CEST)
irl-bezug ist nie überflüssig, sein fehlen aber ein mangel(siehe auch Diskussion:Südafrikanischer Bergarbeiterstreik 2012#Falscher Freund?. mfG -- Merlinschnee (Diskussion) 04:53, 25. Okt. 2012 (CEST)
Wikipedia-Artikel sollen nach WP:Q#Was sind zuverlässige Informationsquellen bevorzugt auf zuverlässigen Informationsquellen beruhen, das heißt aktuellen, wissenschaftlichen Werken, die für das Fachgebiet des jeweiligen Lemmas relevant sind. Dieses Fachgebiet ist hier die Alte Geschichte - weder Marx noch Engels noch Weber waren Althistoriker; sie sind hier also irrelevant. Zudem sind sie hoffnungslos veraltet. Ich empfehle daher, die Angaben zu entfernen. --Φ (Diskussion) 21:25, 25. Okt. 2012 (CEST)

3M: Diese bekannte Episode darf in der wikipedia durchaus auch ohne weitergehende Interpretation stehen. Die umstrittene Passage führt weit weg vom Lemma und ist zudem so wie sie dasteht eindeutig POV-lastig und daher zu löschen oder gründlich zu überarbeiten. Interessant könnte aber ein Absatz über die Rezeption und Interpretation dieser Episode sein, gerne am Beispiel Marx und anderer, mit den dabei vorgebrachten Argumenten. Das muss sich keineswegs auf die Alte Geschichte begrenzen, sondern kann gerade Soziologie oder Philosophie einschließen. --UMyd (Diskussion) 23:49, 25. Okt. 2012 (CEST)

3M: relativ klare Sache: Die Erweiterungen von Merlinschnee ist unsinnig, da eigene Interpretation des Zitats mit Hinweisen auf Belege, die sich (wahrscheinlich) nicht direkt mit diesem, sondern mit irgendwelchen allgemeinen Punkten befassen. Damit klare TF. --GiordanoBruno (Diskussion) 23:54, 25. Okt. 2012 (CEST)

zu L. Menenius A.

Dieser Vergleich des menschlichen mit dem gesellschaftlichenOrganismus" ist zwar sehr anschaulich, jedoch kein Beweis. Der Analogieschluss ist jedoch nicht zutreffend, sondern irreführend, und daher unzulässig. Trotzdem wird diese Erzählung aus des Titus Livius Ab urbe condita libri bis heute unkritisch tradiert. Auf diese Weise sollen die „kleinen Leute“ über ihre wahren Interessen getäuscht werden, indem deren Abweichung von den Interessen der Oberschicht negiert wird. Ebenso wie mit der Redensart: „Wir sitzen alle in einem Boot“[1] mit dem vereinnahmenden „wir“ wird an den Gemeinsinn appelliert, was eine beliebte Strategie ist, um die Partialinteressen der Oberschicht mit einem hegemonialen Anspruch zu versehen.[2] Mit solchem Leugnen der Klassenunterschiede beginnt die Ideologie des Klassenkampfes von oben.

zur Disku

Keiner Antwort gewürdigt? Dann muss ich ausführlicher werden:

Wer immer sich „Polemos“ nennt, sollte debattieren, nicht einfach unter „pov“-Vorwand löschen, was monatelang im Artikel stand, und das - wie ich meine - mit gutem Grund, denn WP existiert ja nicht irgendwo im Weltall in Wolkenkuckucksheim, sondern hier auf Erden in der Anthroposphäre. Nur aus dem wirklichen Leben kann es seine Relevanz beziehen. Da mögen OStRäte in ihrem konservativen Latein- oder Geschichtsunterricht noch so vergangenheitsverliebt von der klassischen Antike schwärmen, zumindest ihre Schüler leben in der Gegenwart und müssen auch mit der nächsten Zukunft klarkommen. Ach, ja: „Non vitae sed scholae discimus“ - die alte Paukerweisheit kann sich nur leisten, wer sich dank Pensionsanspruch keine Sorgen machen muss. Zum Glück können sich die Schüler aber auch außerhalb der Schule bilden und tun das auch - u. a. bei WP.

Verschweigen kann Unterdrückung der Wahrheit sein und damit eine Form des Lügens. Noam Chomsky fordert von den Intellektuellen, die Wahrheit zu sagen und Lügen aufzudecken, doch zeige die historische Erfahrung, dass sie ihren privilegierten Status nicht für das Sagen der Wahrheit nutzen, sondern vielmehr ihre Fähigkeiten in den Dienst für die Interessen und Privilegien der Machtelite stellen.[3] Dies kritisiert Chomsky zu recht.

Aus diesen Gründen bin ich entschieden dafür, dass die Menenius-Legende nicht unkommentiert hier stehen bleibt. Sicher gibt es (intellektuelle) WP-Benutzer, die das besser können als ich; sie fordere ich hiermit auf, das zu tun("Dieser Benutzer ist für Verbessern und gegen voreiliges Löschen." brüstet sich in Babel-Kästchen 4 Polemos.). MfG -- Merlinschnee (Diskussion) 16:29, 24. Okt. 2012 (CEST)

zu KK

Ähnliche Wirkung hat auch die „Pferdeäpfel-Theorie

Der demagogische Analogieschluss vom menschlichen Organismus auf die menschliche Gesellschaft wird noch heute zur Täuschung über ihre wahren Interessen gegen die "kleinen Leute" gerne eingesetzt. Fast identisch: Das "Wir sitzen alle in einem Boot.[4]" "eines Josef Ackermann formuliert ein Klassenprojekt. Mit dem vereinnahmenden „wir“ appelliert der Deutsche-Bank-Chef an den Gemeinsinn – eine beliebte Strategie, um Partialinteressen mit einem hegemonialen Anspruch zu versehen. Ähnlich wirkt ferner die Pferdeäpfel-Theorie.

Die politischen Implikationen der Organismusmetaphorik sind entnehmbar der berühmten Fabel von Menenius Agrippa über den Magen und die Glieder, von der Livius berichtet. Fraglos tendiert die Organismusmetaphorik dazu, die menschliche Freiheit zu begrenzen, wenn nicht zu negieren. Politische Verhältnisse und politisches Handeln werden dargestellt als determinierte, unabänderliche Naturprozesse.

zu Menenius

  • Plutarch: Lebensbeschreibungen edler Griechen und Römer (Parallelbiographien): Alkibiades - Coriolanus

"... die Fabel des Menenius vom Magen und den Gliedern, wie sie Shakespeare wiedergibt (I/1 Z.98 ff.), geht zurück auf William Camdens 1605 erschienene Remaines (Bruchstücke), womit Auszüge aus einem 1586 in lateinischer Sprache gedruckten umfangreicheren Werk über Britannien gemeint sind. (aus: William Shakespeare: Sämtliche Werke, Berlin und Weimar 1975, Bd. 4, Anmerkungen. S. 1067)

Bertolt Brecht: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Sechster Band. Schriften. Frankfurt am Main 1997. S. 656 ff.: Schriften Berlin und Weimar, 1981, S. 434 ff. : Die Dialektik auf dem Theater Studium des ersten Auftritts in Shakespeares "Coriolan" S.437: Brecht: "...die Parabel wird von den Plebejern kräftig abgelehnt." S. 439: Rülicke: "Die Sprache, in der die Parabel erzählt ist! Der Humor!" Palitzsch: "Und dass er nicht wirkt auf die Plebejer!" ....- Wekwerth: "... Die bürgerliche Bühne macht dann nicht die Sache der Plebejer, sondern die der Patrizier zur eigenen Sache. . <440> .. Der Aufruhr der Plebejer wird ntürlich schon durch die Parabelrede vom Bauch und den Gliedern erledigt, die angesichts des modernen Proletariats ganz nach dem Geschmack des Bürgertums ist..." S. 443: P: ".., die Agripparede als wirkungslos spielen." W: "Wie sie ja Shakespeare zeigt. Die Plebejer nehmen sie spöttisch, ja mitleidsvoll auf." S. 444: B: "Wir haben den Versuch des Agrippa zu zeigen, mit Hilfe von Ideologie, rein demagogisch - und ergebnislos - die Einigung zwischen Patriziern und Plebejern zustande zu bringen, die in Wirklichkeit erst etwas später, durch den Kriegsausbruch zustande kommt."

Diese Fabel ist exemplarisch für die Organismusmetaphorik, mit ihrer Tendenz, die Freiheit der Menschen einzuengen, indem sie politische Verhältnisse und politisches Verhalten als unabänderlich determinierte Naturprozesse darstellt.[5] Sie ist zwar ein anschauliches Gleichnis, hat jedoch als Analogieschluss keinerlei Beweiskraft.

Alle aus der Antike überlieferten Versionen liefern die Moral durch Wendung ins Politische, indem sie das Verhältnis des Magens zu den Gliedern auf das der Obrigkeit zu den Untertanen übertragen. Im Mittelalter wird das verallgemeinert zur gegenseitigen Abhängigkeit innerhalb der Gesellschaft.[6]

Einträge deutschsprachiger Lexika von 1857 bis 1923 stellten unter dem Stichwort Agrippa bzw. Menenius, die überlieferte Legende als Tatsachebericht dar und die Überredungskunst des Patriziers als von Erfolg gekrönt.

Klassenpolitik

Für den Soziologen Hans-Jürgen Krysmanski jedenfalls „verdichtet sich die Vermutung, dass da oben eine neue Klasse, eine Super-Klasse, entsteht.“ [7]

Die Rolle der Ideologie

Beispiel

Ein bekanntes Beispiel für die Hartnäckigkeit, mit der ideologische "Weisheiten" über die Jahrhunderte tradiert werden, ist die Fabel vom Magen und den Gliedern, die Titus Livius dem Agrippa Menenius Lanatus zuschreibt, was noch im 19. und 20. Jahrhundert in deutschsprachigen Lexika (Pierer 1857, Meyer 1905, Brockhaus 1911 und 1923) als historisch und überzeugend hingestellt wurde. Diese Fabel ist exemplarisch für die Organismusmetaphorik, mit ihrer Tendenz, die Freiheit der Menschen einzuengen, indem sie politische Verhältnisse und politisches Verhalten als unabänderlich determinierte Naturprozesse darstellt.[8] Sie ist zwar ein anschauliches Gleichnis, hat jedoch als Analogieschluss keinerlei Beweiskraft. Dietmar Peil fand in der Literatur mehr als 150 Versionen, Varianten, Bearbeitungen und Zitate dieser Fabel,[9] die sich in Ausgang und Deutung unterscheiden und teils im Zusammenhang mit Menenius Agrippa, teils auch ohne diesen gebracht werden.

Römische Historiker übermitteln divergierende Fassungen, aber in stets identischem historischem Kontext: Mit der Fabel vom Streit des Glieder mit dem Magen, die seit der Antike als Beweis für die Wirksamkeit rhetorischer Fertigkeiten gilt, gelingt es Agrippa, die plebs zur Rückkehr in die Stadt zu bewegen.[10] Alle römischen Historiker erinnern aber auch an die politischen Zugeständnisse an die Plebejer.[11] Auch alle aus der Antike überlieferten Versionen innerhalb von Fabelsammlungen liefern die Moral durch Wendung ins Politische, indem sie das Verhältnis des Magens zu den Gliedern auf das der Obrigkeit zu den Untertanen übertragen. Im Mittelalter verallgemeinern die Sammlungen, in denen verschiedene Varianten der Magen-Glieder-Fabel, teils im Zusammenhang mit Menenius, teils ohne diesen wiedergegeben werden, die Moral zur gegenseitigen Abhängigkeit innerhalb der Gesellschaft[12] über den im engeren politischen Sinn hinaus.[13]

Zu Beginn der Neuzeit bringt Erasmus Alberus einen Neuansatz der Deutung der Agrippa-Fabel durch Politisierung: Der Vorwurf der ökonomischen Ausbeutung wird abgewehrt durch die Aufforderung, die angeblich unentbehrliche Obrigkeit zu ehren und ihr zu gehorchen.[14] Dieser Wandel zu einem herrschaftsstabilisierenden Argument wird begünstigt durch die politische Einstellung der die Prinzipien der Reformation vertretenden Autoren, die 1. Röm. 13,1 und 1. Petr. 2, 13 zum politischen Programm erheben und sich somit auf die Seite der Obrigkeit stellen.[15] So nutzt Nathan Chyträus die Magen-Glieder-Fabel als Appell zum Gehorsam und zur bereitwilligen Abgabenleistung.[16] Von Georg Rollenhagen wird sie 1595 im Froschmeuseler zum gleichsam antidemokratischen Argument gewendet: Diese Fabel zeige die Konsequenzen der staatsgefährdenden Devise „Jeder für sich, got für uns all“, die Rollenhagen vor allem in der Demokratie verbreitet sieht.[17] Der berühmteste Fabeldichter der Neuzeit, der Franzose Jean de La Fontaine[18] bringt eine eher ökonomische Erkenntnis und begründet den Eingangsvergleich mit der zentralen Funktion des königlichen Hofes im Wirtschaftskreislauf.[19]

Im 18. Jh., der Blütezeit der Fabel, wird der Streit der Glieder mit dem Magen meistens politisch gedeutet.[20] Daniel Wilhelm Triller[21] bringt eine neue Sicht des Problems: Im Rangstreit gebühre den Leistungen des Magens die größte Anerkennung. Er formuliert die Moral aber nicht als einen an beide Parteien gerichteten Appell, sondern scheint sich primär an die Untertanen zu wenden, denen er mit dem Modalverb „müssen“ die Dienstleistung als eine Pflicht auferlegt; die obrigkeitlichen Aufgaben erscheinen hingegen als eine bereits erfüllte Voraussetzung. Trillers Version der Fabel legitimiert bestehende Herrschaftsverhältnisse, immunisiert sie als gleichsam den Prinzipien der Natur entsprechend gegen mögliche Kritik.[22] Der Benediktiner Willibald Kobolt[23] vergleicht den Magen mit der "Rent=Cammer" eines Staates, in die alle ihren Beitrag zu entrichten haben und mit deren Mitteln der Fürst für das Wohl des Landes zu sorgen hat.[24] Die 1760 in Nürnberg erschienene illustrierte Sammlung „Aesopi Leben und auserlesene Fabeln“ bringt auf S.91 f.eine Prosafassung der Agrippa-Fabel und die Moral: „Ehr deine Obrigkeit, und gieb, was ihr gebühret, Weil sie dies schwehre Amt nur dir zum Nutzen führet.“[25]

Im 19. Jahrhundert geht die Magen-Glieder-Fabel zu erzieherischen Zwecken in die Kinder- und Jugendliteratuer ein.[26] Der 1821 in Nürberg erschienene Aesop für Kinder Johann Heinrich Ernestis legt vor allem Wert auf die soziale Interdependenz.[27] Karl Heinrich Caspari(1815 – 1861[28] ordnet die MGF dem 4. Gebot zu und betont und preist die Dienstbereitschaft.[29]



Auch Einträge deutschsprachiger Lexika (Pierer 1857, Meyer 1905, Brockhaus 1911 und 1923) stellten noch immer unter dem Stichwort Agrippa bzw. Menenius, die überlieferte Legende als Tatsachebericht dar und die Überredungskunst des Patriziers als von Erfolg gekrönt.

zu Menenius

  • Plutarch: Lebensbeschreibungen edler Griechen und Römer (Parallelbiographien): Alkibiades - Coriolanus

"... die Fabel des Menenius vom Magen und den Gliedern, wie sie Shakespeare wiedergibt (I/1 Z.98 ff.), geht zurück auf William Camdens 1605 erschienene Remaines (Bruchstücke), womit Auszüge aus einem 1586 in lateinischer Sprache gedruckten umfangreicheren Werk über Britannien gemeint sind. (aus: William Shakespeare: Sämtliche Werke, Berlin und Weimar 1975, Bd. 4, Anmerkungen. S. 1067)

Bertolt Brecht: Ausgewählte Werke in sechs Bänden. Sechster Band. Schriften. Frankfurt am Main 1997. S. 656 ff.: Schriften Berlin und Weimar, 1981, S. 434 ff. : Die Dialektik auf dem Theater Studium des ersten Auftritts in Shakespeares "Coriolan" S.437: Brecht: "...die Parabel wird von den Plebejern kräftig abgelehnt." S. 439: Rülicke: "Die Sprache, in der die Parabel erzählt ist! Der Humor!" Palitzsch: "Und dass er nicht wirkt auf die Plebejer!" ....- Wekwerth: "... Die bürgerliche Bühne macht dann nicht die Sache der Plebejer, sondern die der Patrizier zur eigenen Sache. . <440> .. Der Aufruhr der Plebejer wird ntürlich schon durch die Parabelrede vom Bauch und den Gliedern erledigt, die angesichts des modernen Proletariats ganz nach dem Geschmack des Bürgertums ist..." S. 443: P: ".., die Agripparede als wirkungslos spielen." W: "Wie sie ja Shakespeare zeigt. Die Plebejer nehmen sie spöttisch, ja mitleidsvoll auf." S. 444: B: "Wir haben den Versuch des Agrippa zu zeigen, mit Hilfe von Ideologie, rein demagogisch - und ergebnislos - die Einigung zwischen Patriziern und Plebejern zustande zu bringen, die in Wirklichkeit erst etwas später, durch den Kriegsausbruch zustande kommt."


Alle aus der Antike überlieferten Versionen liefern die Moral durch Wendung ins Politische, indem sie das Verhältnis des Magens zu den Gliedern auf das der Obrigkeit zu den Untertanen übertragen. Im Mittelalter wird das verallgemeinert zur gegenseitigen Abhängigkeit innerhalb der Gesellschaft.[30]

Einträge deutschsprachiger Lexika von 1857 bis 1923 stellten unter dem Stichwort Agrippa bzw. Menenius, die überlieferte Legende als Tatsachebericht dar und die Überredungskunst des Patriziers als von Erfolg gekrönt.

Jones

Owen Jones in Prolls: Die Dämonisierung der Arbeiterklasse. Mainz 2012: "Die Klassenleugnung ist politisch sinnvoll. So lässt sich leicht davon ablenken, dass gigantische Summen auf die Konten der Reichen verschoben werden, während die Durchschnittslöhne stagnieren. Da Thatcherismus und New Labour den Begriff der "Klasse" aus dem politischen Wortschatz verbannt haben, bleibt die grob ungerechte Verteilung von Macht und Wohlstand im heutigen Großbritannien weitgehend unbemerkt."</ref>

Thema: Klassenkampf - Die Kehrseite

Von Anfang an (16:55, 22. Sep. 2011 (CEST)) war ich zwar überzeugt, dass zwischen OBEN und unten in unserer Gesellschaft (weltweit) eine Auseinandersetzung besteht und dass diese auch nicht neu ist. Gleichzeitig hatte ich aber Zweifel, ob der Begriff "Klassenkampf" als Bezeichnung zutreffend wäre, schon – aber nicht nur - weil ich nicht sicher war, ob die Rede von "Klassen" angebracht ist oder nicht besser von "Schichten" zu sprechen wäre. Meine Skepsis hat sich bestätigt:

Die Antipoden Phi und Gonzo Greyskull sind sich darin einig, dass Klassenkampf ein marxistischer Terminus und eine rein innermarxistische Angelegenheit ist. Die Marxisten beanspruchen monopolistische Definitionsmacht und sind sich zudem sicher, das der KK von der Arbeiterklasse bis zu deren Sieg (mit dem Ergebnis "Sozialismus") geführt wird. Daran glaube ich nicht. Ich sehe vielmehr, dass die OBEN dabei sind, den "class war" (lt. Paul Krugman und Warren Buffet) gegen die gefühlten 99 % zu gewinnen, ohne mir über den Ausgang der Kampagne sicher zu sein und ohne zu wissen, wie es danach weitergehen wird.

Die Auseinandersetzung zwischen OBEN und uns da unten zieht sich wie ein roter Faden durch die Geschichte; man kann tatsächlich nicht alle Klassenschlachten und -geplänkel aufzählen. "Der ökonomische Prozess ist Klassenkampf ..." sagte Poulantzas (in: Staatstheorie). Also wäre eine Aufzählung einzelner Aktionen ohnehin sinnlos.

Ich habe Zweifel, dass die dogmatische Sekte der Marxisten auf den tatsächlichen Verlauf der weiteren Geschichte noch einen nennenswerten Einfluss haben wird, und möchte mich mit den Zitaten:

Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage. (KARL MARX: 2. These über Feuerbach, MEW 3:5)

und:

Der „visionäre“ Satz des ehemaligen Bundesbankpräsidenten Tietmeyer auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 1995: „Meine Herren, sie alle sind nun der Kontrolle der internationalen Finanzmärkte unterworfen“ ist leider heute bittere Realität. (Oskar Lafontaine im Handelsblatt v. 7.10.2011)

verabschieden.

Schöne Feiertage und ein glückliches 2012 wünscht euch allen -- Merlinschnee 11:18, 23. Dez. 2011 (CET)


Thema: Klassenkampf - Die Kehrseite Die Frage, ob dem menschlichen Denken gegenständliche Wahrheit zukomme - ist keine Frage der Theorie, sondern eine praktische Frage. In der Praxis muß der Mensch die Wahrheit, i.e. die Wirklichkeit und Macht, Diesseitigkeit seines Denkens beweisen. Der Streit über die Wirklichkeit oder Nichtwirklichkeit des Denkens - das von der Praxis isoliert ist - ist eine rein scholastische Frage. – KARL MARX: 2. These über Feuerbach, MEW 3:5

Der „visionäre“ Satz des ehemaligen Bundesbankpräsidenten Tietmeyer auf dem Weltwirtschaftsforum in Davos 1995: „Meine Herren, sie alle sind nun der Kontrolle der internationalen Finanzmärkte unterworfen“ ist leider heute bittere Realität. (Oskar Lafontaine im Handelsblatt v. 7.10.2011)(5)

Was heißt schon KK?

Ist KK Realität? Ist KK nur ein Begriff? Ist wikipedia eine Sammlung von Begriffen ohne Bezug zur Realität? Ist KK in WP also nur ein Begriff? Und ein Begriff nur dank entsprechendem Quellennachweis wissenschaftlich haltbar? Okay, dann muss ich mich wohl geschlagen geben: KK ist nur, worauf das Etikett "KK" gepappt ist. 17. Juni 1953 ist dann ebenso wenig KK wie 12. November 1948, weil das "Papperle" fehlt. Und Agenda 20 10 oder Hartz I-IV geraten nicht einmal in den Verdacht KK zu sein, weil sie offensichtlich nicht das Ziel hatten, die Lebens- und Arbeitsbedingungen der lohnabhängig Beschäftigten zu verbessern, geschweige denn, den Sozialismus herbeizuführen. Es geht ja nicht darum, die Welt zu verändern, sondern vielmehr darum, sie zu definieren! -- Merlinschnee 10:51, 18. Dez. 2011 (CET) Pardon! Erst nachdem ich meine obige Meinungsäußerung hier gespeichert hatte, sah ich Φs neuesten Eintrag. Ja, klar, wenn nach ML-Auffassung die Verschärfung der Diktatur des Proletariats KK war, dann waren der Streik von Bauarbeitern und der Volksaufstand das Gegenteil von KK. Aber deren Niederschlagung durch die Sowjetarmee und die Benjaminurteile danach waren doch auch wieder KK?! Mit traurigen Grüßen von unter der Barrikade hervor!--Merlinschnee 11:03, 18. Dez. 2011 (CET)

Wo lebt ihr eigentlich? Spürt ihr nicht den Druck des KK von OBEN? Ich bin Rentner - kann also immerhin nicht mehr arbeitslos werden - und hier im Landkreis beträgt die Arbeitslosigkeit gerade mal 2,0 %; aber ich mache mir keine Illusionen über die soziale Gerechtigkeit hierzulande. Im Gegensatz zur Mehrheit der Leute in meiner Umgebung, die natürlich in braver Regelmäßigkeit CSU wählen und KK lediglich für einen Kampfbegriff der Marxisten halten - falls sie das Wort überhaupt kennen. Ihr konnotiert KK wohl anders? Vielleicht muss ich eine andere Vokabel wählen? So wie umgekehrt nicht vom "Zweiten Weltkrieg" sondern vom "Großen Vaterländischen Krieg" die Rede war. Hartz und Agenda 2010 könnte man ja "Klassenpolitik" nennen; das klingt aber so harmlos, dabei ist diese strukturelle Gewalt sehr wirksam. Bei Krugman heißt es "Class war"; naja "Klassenkrieg", das hat schon was! Klassenkampf klingt dagegen geradezu sympathisch, nach fairem sportlichem Wettkampf. Vielleicht gefällt es deshalb GG und Phi? Dann hätten sie schon recht. Und abgekürzt wäre beides KK! -- Merlinschnee 15:41, 18. Dez. 2011 (CET) Das hatte ich also schon geschrieben, sehe mich nun aber veranlasst, den Faschismus (1922/33/38 - 1945/75) in Italien, Deutschland und Spanien in die Liste aufzunehmen. Beleg: Artikel Faschismus in Kleines Politisches Wörterbuch. Berlin 1973. Dort heißt es auf S. 222 f. u.a.: "...reaktionäre politische Bewegung und ideologische Strömung, die den Klasseninteressen der reaktionärsten Gruppen der Monopolbourgeoisie entsprach und in einigen Ländern, z.B. Italien, Deutschland, Spanien, Japan zur Herrschaft gelangte. Als Erscheinungsform des besonders aggressiven .. Kapitalismus ist der F. "die offene terroristische Diktatur derreaktionärsten, am meisten chauvinistischen, am meisten imperialistischen Elemente des Finanzkapitals."(Dimitroff) Er ist Ausdruck des unvermögens des Finanzkapitals, die Volksmassen, .., seinen Klasseninteressen unterzuordnen und seine Macht weiter aufrechtzuerhalten. ...hat der F. die Aufgabe, vor allem die Arbeiterklasse und ... mit blutigem Terror zu unterdrücken, ... usw. " Das Wort "Klassenkampf" wird zwar nicht benutzt, ich denke aber doch, dass der Zusammenhang damit eindeutig ist und die Quelle ist ja wohl auch marxistisch. Die Faschisten selbst haben den KK jedoch geleugnet, bzw. behauptet, in zu überwinden oder überwunden zu haben. -- Merlinschnee 16:33, 18. Dez. 2011 (CET)

Über fehlendes Bewusstsein

(Früchte der Lektüre von John Kenneth Galbraith, Bertrand Russell und Erich Fromm.)

Beiträge zu KK

Zusammenfassung der Vorschläge für die Beispielsammlung

Diese Liste möchte ich zur Diskussion stellen mit der Bitte um Änderungs-, Streichungs- und Ergänzungsvorschläge. Wenn Einigung erreicht sein wird, sollte beantragt werden, die Bearbeitungssperre des Artikels aufzuheben.

Klassenkampf in Geschichte und Gegenwart

Seit Beginn der geschriebenen Geschichte fanden Klassenkämpfe statt[31]. Teils bestimmten sie die konkreten Ereignisse, teils begleiteten sie diese. Mitunter ist deren Klassenkampfcharakter auch umstritten. Nicht immer ist den Beteiligten klar, dass sie sich in einem Klassenkampf befinden. Einige Marxisten akzeptieren die Bezeichnung Klassenkampf nur für Bestrebungen zur Erringung einer höheren Gesellschaftsordnung; insbesondere für Erhebungen gegen die Sowjetmacht lassen sie den Begriff nicht gelten. Zu berücksichtigen ist ferner, dass die Führung des Klassenkampfes seitens der Ausbeuter zumeist unspektakulär im gewöhnlichen Arbeitsalltag erfolgt; nur die Versuche der Ausgebeuteten, sich zu wehren, werden allgemein als "Kämpfe" wahrgenommen. Als Beleg dafür, dass Klassenkampf nicht nur ein Postulat marxistische Theorie, sondern historische und aktuelle Realität ist, folgende Beispiele: Geschichte und Gegenwart:

Antike

Zur Zeit der Zweiten Dynastie im Alten Reich Ägyptens gab es bereits im 29. Jahrhundert v. Chr. einen Aufstand in Unterägypten. Auch im 22. Jahrhundert v. Chr. erhoben sich dort Bauern, Sklaven, Hirten und Handwerker.[32] Wegen der Zwangsdienste beim Pyramidenbau kam es während der 3. bis 6. Dynastie zwischen 2650 und 2190 zu Aufständen in Ägypten.[33]

Auch in Mesopotamien gab es der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. Aufstände, z. B in Lagasch gegen Urukagina und in Akkad zur Zeit Sargons.

Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist aus China überliefert, dass "das Volk hungert, weil die Herren zuviel Steuern verzehren" und dass es "störrisch" ist.[34]

In Messenien erhoben sich 464 - 455 die Heloten gegen die Spartiaten. 335 v. Chr. machte Alexander der Große die überlebenden Einwohner Thebens und 332 v. Chr. 30 000 Einwohner Sidons zu Sklaven.[35]

Im aufstrebenden Rom entwickelten sich ab 494 v. Chr. (Menenius Agrippa) die [[Ständekämpfe (Rom)>Ständekämpfe]] zwischen Plebejern und Patriziern, über Zwölftafel- und licinisch-sextische Gesetzgebung zur Regelung von Schulden, bis sie 287 v. Chr. "lex Hortensia" ihren Abschluss auf politisch-institutioneller Ebene fanden.[36] Unter Althistorikern umstritten ist, ob die Gracchische Reform von 133 bis 121 ein Klassenkampf zwischen Proletariern und Senatoren war oder nur auf persönliche Motive der Gracchen zurückzuführen sei. In den folgenden Jahrzehnten wurden die sozialen Gegensätze zwischen den römischen Bürgern im Machtkampf zwischen den konkurrierenden Senatorengruppen der Optimaten und Popularen instrumentalisiert, der zu Bürgerkriegen und schließlich zum Untergang der Republik führte. Nach Marx bewegte sich der Klassenkampf in der Antike hauptsächlich zwischen Gläubiger und Schuldner bis er in Rom, nach dem Untergang des plebejischen Schuldners, durch den Klassenkampf zwischen Sklaven und Sklavenhaltern abgelöst wurde.[37] Im Römischen Reich lebten mehrere Millionen von Sklaven; seit etwa 200 v. Chr. wurden mehrere Sklavenaufstände niedergeschlagen.[38]So wurden im Ersten Sklavenkrieg(136 bis 132) 20.000 Sklaven von den Römern hingerichtet.[39] Von 104 bis 102 gab es einen Zweite Sklavenkrieg und schließlich den Dritten Sklavenkrieg (Aufstand des Spartacus 73-71 v.Chr.) mit 60.000 gefallenen und 6.000 hingerichteten Sklaven.

Als nach einer Verlagerung des Unterlaufs des Hoangho in China 18 n. Chr. eine Hungersnot ausbrach, erhoben sich die betroffenen Bauern gegen Kaiser und Grundbesitzer. Dieser Aufstand der Roten Augenbrauen dauerte bis 27 n. Chr.

285 n. Chr. Bauernaufstand in Gallien[40]

Mittelalter

[41] Unter Führung Thomas des Slawen zogen von 821 bis 824 bis zu 80.000 Aufständische, die gegen Steuerzahlungen und die Macht der Kirche aufbegehrten, durch Kleinasien und Thrakien gegen Konstantinopel.

825 leisteten im Königreich Mercia Freibauern Widerstand gegen die Feudalisierung durch den angelsächsischen Adel.

"Eine Folge der Inquisition war, dass die ,niedrigen' Volksschichten gewaltsam zu unterwürfiger Gottergebenheit und asketischer Lebensweise angehalten wurden, ..."[42]

Die in der Marsch nordwestlich Bremens lebenden Stedinger waren im 12./13. Jahrhundert freie Bauern. Vom Papst ermächtigt führte der Erzbischof von Bremen einen "Kreuzzug" gegen sie durch. Seine und des Grafen von Oldenburg Truppen besiegten 1234 in der Schlacht bei Altenesch die Stedinger Bauern. 2.000 von ihnen fielen. Die Überlebenden flohen nach Friesland. Frauen und Kinder wurden verbrannt. [43].

Dithmarschen gehörte seit 1227 zwar zum Erzbistum Bremen, jedoch unter Wahrung weitgehender Selbstverwaltung. Die "Bauernrepublik" konnte sich gegen Angriffe der Grafen von Holstein 1319 und 1404, sowie 1500 auch gegen Dänemark behaupten, das sie erst 1559 unterwerfen konnte.

Jacquerie 1358: Bedrängt durch die Folgen von Pestepidemien und des Hundertjährigen Krieges sowie ermutigt durch einen erfolgreichen Aufstand Pariser Handwerker erhoben sich die Bauern in Nordfrankreich gegen den Adel. Der Aufstand wurde in Blut erstickt.

Kölner Weberaufstand: Am 20. Mai 1369 erhob sich die Weberzunft gegen die Kölner Patrizier der Richerzeche. Nach vorübergehender Dominanz der Weber in der Stadt unterlagen sie am 20. November 1371 der Richerzeche und anderen Zünften. 1396 konnten dann die Zünfte die Richerzeche entmachten und mit dem Verbundbrief eine bürgerliche Verfassung durchsetzen.

Während des Ciompi-Aufstandes in Florenz 1378 waren mit den Ciompi genannten Arbeitern der Florentiner Kleidungsindustrie erstmals Angehörige der Unterschicht vorübergehend an der Regierung der Stadt beteiligt.

Neuzeit

  • Zu den großen revolutionären Ereignissen liegen Äußerungen von Marx und Engels über ihren Klassenkampfcharakter vor, die jeden Zweifel daran ausschließen.[44]
  • Deutscher Bauernkrieg ab 1524[45][46]

1744 Weberaufstand (révolte des Canuts) in Lyon[47]

1775 Mehlkrieg (guerre des farines)[48]

Neuere Geschichte

Luddismus in England 1811-1817: "Maschinenstürmer"

Wellington lässt 1819 in eine Massenversammlung von Arbeitern und Arbeitslosen schießen und die Menge mit Kavallerie auseinandertreiben: 11 Tote und über 400 Verwundete.[50]

Trienio liberal: Durchsetzung progressiver Politik, Abschaffung von Eigentumsbindungen wie z.B. der Majorate, das Verbot von Grundstückserwerb durch die Kirche, die Ausweisung der Jesuiten und die Reform der christlichen Orden. Unterdrückt durch Invasion französischer Truppen im Auftrag der "Heiligen Allianz".

  • 1832, 1834 und 1839 Arbeiteraufstände in Frankreich[52]

In Schlesien gab es von 1785 bis 1798 mehrere Verzweiflungsaufstände der Weber, die von den preußischen Truppen blutig niedergeschlagen wurden[54]Unvergessen ist lediglich der Weberaufstand von 1844, den u. a. Heinrich Heine und Gerhart Hauptmann literarisch verarbeiteten. Als Heimarbeiter wurden die Weber kaum weniger rigoros diszipliniert als Manufakturarbeiter;[55] ihre Selbstausbeutung konnte die ganze Familie umfassen.

  • In Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 - 1850 spricht Marx von "dem großen Klassenkampfe, den die bürgerliche (die zweite französische) Republik unter ihren Fittichen verbarg"[56]

Auch in mehreren anderen europäischen Ländern gab es gleichzeitig Revolutionen, die jedoch schließlich niedergeschlagen wurden.[57], Die Revolution von 1848 scheitert in einer Reihe europäischer Länder.[58][59][60]

Präsident Louis Bonaparte (der spätere Napoleon III.) lässt in Paris neue Aufstandsversuche niederkartätschen.[61]

Haymarket Riot, Chicago: Am 1. Mai 1886 begann ein von Gewerkschaften organisierter Streik für den Achtstundentag, der am 4. Mai blutig niedergeschlagen wurde.

Donghak-Aufstand in Korea 1893/94 richtete sich gegen Oberschicht, Regierung und Ausländer.

Boxeraufstand um 1900/1901 in China: Soziale Bewegung, die sich gegen die nach den Opiumkriegen zunehmende Einwirkung des internationalen Imperialismus richtete. Nach Niederschlagung durch ausländische Truppen teilten England, Frankreich, Deutschland, Russland und Japan China in "Einflusssphären" auf.

Die Russische Revolution 1905: Den Forderungen streikender Arbeiter sowie der Reformkräfte in Bürgertum und Adel kam der Zar im Oktober mit einer Verfassung entgegen. Die Bauernaufstände wurden auch noch 1906 durch Armee und Polizei niedergeschlagen[64]. -- Merlinschnee 16:58, 13. Nov. 2011 (CET)

1910 - 17: Die Mexikanische Revolution entstand aus dem gegen Ende der Diktatur von Porfirio Diaz verschärften Interessengegensatz zwischen Großgrundbesitzern und Kleinbauern. Die aufständischen Bauern besiegten die Armee, ihr Anführer verloren sich aber in internen Streitereien. Schließlich gewann die Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) die Kontrolle über das Land.

Neueste Geschichte

Februarrevolution 1917 Sturz des Zars und in der Oktoberrevolutiondann auch der bürgerlichen Regierung. Errichtung der Diktatur der Bolschewiki.

1918 Novemberrevolution in Deutschland: Sturz der Monarchie. 1919 Niederschlagung des Spartakusaufstands und Errichtung der Weimarer Republik.

1920 Generalstreik gegen den Kapp-Putsch in Deutschland: Am Vormittag des 13. März wurde ein Aufruf des Pressechefs der Reichskanzlei, Ulrich Rauscher zum Generalstreik im Namen des Reichspräsidenten und der SPD-Minister und -Fraktion verbreitet; dem schlossen sich am Nachmittag der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltengewerkschaften (AfA) an.

1920 Ruhraufstand, auch Märzaufstand oder Ruhrkampf genannt, war ein Aufstand linksgerichteter Arbeiter des Ruhrgebiets im März 1920. Der Aufstand erfolgte zunächst anlässlich des rechtsgerichteten Kapp-Putsches vom 13. März 1920, richtete sich dann aber auf das Ziel der „Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats“. Nach dem Ende des Kapp-Putsches ließ die Reichsregierung den andauernden Ruhraufstand von der Reichswehr niederschlagen.

Märzkämpfe in Mitteldeutschland 1921: Bewaffnete Arbeiterrevolte, von KAPD und VKPD auf Initiative des EKKI geführt, durch Polizei niedergeschlagen.

Generalstreik in Großbritannien 1926: Die seit 1924 bestehende 2. Regierung Baldwin unterstützte die Lohnkürzungs- und Arbeitszeitverlängerungspolitik der britischen Unternehmer. Als zum 1. Mai 1926 alle Gruben per Aussperrung geschlossen worden waren, bekundeten nahezu alle Branchengewerkschaften ihren Willen zur Unterstützung der Bergarbeiter. Am 4. Mai 1926 begann der erste Generalstreik der britischen Geschichte, der allerdings am 12. Mai von der TUC-Führung mit der Behauptung abgebrochen wurde, die Regierung und die Grubenbesitzer seien zum Entgegenkommen bereit. Nachdem sich das als Lüge herausstellte, streikten die Bergarbeiter noch sieben Monate allein weiter.

Streik bei der Berliner Verkehrsgesellschaft 1932 - Unklarheit, ob KK oder nur parteipolitische Machtspiele???????? Spanischer Bürgerkrieg 1936-1939: General Franco putschte gegen die republikanische Regierung. Die linken Kräfte leisteten Widerstand, unterstützt von Freiwilligen aus vielen Ländern(Internationale Brigaden). Die Falangisten wurden massiv von Hitlerdeutschland ("Legion Condor)" und der faschistischen Regierung Italiens untertstützt und siegten nach schweren Kämpfen. Märzkämpfe in Mitteldeutschland 1921: Bewaffnete Arbeiterrevolte, von KAPD und VKPD auf Initiative des EKKI geführt, durch Polizei niedergeschlagen.

Generalstreik in Großbritannien 1926: Die seit 1924 bestehende 2. Regierung Baldwin unterstützte die Lohnkürzungs- und Arbeitszeitverlängerungspolitik der britischen Unternehmer. Als zum 1. Mai 1926 alle Gruben per Aussperrung geschlossen worden waren, bekundeten nahezu alle Branchengewerkschaften ihren Willen zur Unterstützung der Bergarbeiter. Am 4. Mai 1926 begann der erste Generalstreik der britischen Geschichte, der allerdings am 12. Mai von der TUC-Führung mit der Behauptung abgebrochen wurde, die Regierung und die Grubenbesitzer seien zum Entgegenkommen bereit. Nachdem sich das als Lüge herausstellte, streikten die Bergarbeiter noch sieben Monate allein weiter.

Spanischer Bürgerkrieg 1936-1939: General Franco putschte gegen die republikanische Regierung. Die linken Kräfte leisteten Widerstand, unterstützt von Freiwilligen aus vielen Ländern(Internationale Brigaden). Die Falangisten wurden massiv von Hitlerdeutschland ("Legion Condor)" und der faschistischen Regierung Italiens untertstützt und siegten nach schweren Kämpfen.

Der Begriff "Kubanische Revolution" umfasst nicht nur den schließlich erfolgreichen militärischen Kampf gegen den Militärdiktator Batista 1953-59, sondern auch die danach durchgeführten sozialen Reformen und die Übernahme marxistischer Prinzipien durch die neue, sozialistische kubanische Regierung.

Am 16. Juni 1953 war ein Streik von Bauarbeitern an der Stalinallee in Ostberlin wegen Normenerhöhung Auslöser für Aufstände an den folgenden Tagen in mehreren Städten der DDR mit Forderungen nach nationaler Einheit, die mit Hilfe der Sowjetarmee niedergeschlagen wurden.

Ungarischer Volksaufstand 1956: Zwar Gründung von Arbeiterräten, aber auch nationaler Freiheitskampf.

Am 2. Mai 1968 wurde die Universität von Nanterre aufgrund fortgesetzter Unruhen von den Behörden geschlossen. Zunächst solidarisierten sich Studenten der Sorbonne, demonstrierten und errichteten schließlich Barrikaden. Am 11. Mai solidarisierte sich die Arbeiterbewegung mit den Studenten und die meisten Gewerkschaften riefen für den 13. Mai zu einem Generalstreik gegen das harte Vorgehen der Polizei auf. Auch in den folgenden Tagen wurden wichtige Betriebe - tägöich mehr - bestreikt; schließlich dauerte der Generalstreik über einen Monat. Ökonomische und politische Forderungen wurden erhoben. Am 30. Mai drohte Präsident de Gaulle mit dem Ausnahmezustand, forderte zur Wiederaufnahme der Arbeit auf und kündigte Neuwahlen an. Die Sreikfront bröckelte. Die Gaullisten gewannen die Wahl.

1968 protestierten auch in Italien Studenten. Es galng ihnen sich mit den Arbeitern zu verbinden und im Herbst 1969 (autunno caldo) wurden Arbeitskämpfe mit einer bis dahin ungeahnten Intensität geführt. Insgesamt brachten es die Arbeiter auf über 300 Millionen Streikstunden und erkämpften so Lohnerhöhungen in Höhe von 18,3 % (1970) und weitere 9,8 % bzw. 9 % in den beiden Folgejahren.

Septemberstreiks 1969 und wilde Streikwellen von 1973 in der BRD

Nelkenrevolution 1974 Portugal: Militär und Volk stürzten die Diktatur.

Winter of Discontent, Großbritannien 1978/79: Zum ersten Mal seit dem Zweiten Weltkrieg sank 1977 der Lebensstandard und es kam im Winter 1978–79 zu ausgedehnten Streiks der Gewerkschaften, die Lohnsteigerungen und die Einführung einer 35-Stunden-Woche forderten. Die Streiks waren die Reaktion auf den fortgesetzten Versuch der Regierung der Labour Party unter Premierminister James Callaghan, die Lohnsteigerungen unter 5 Prozent zu halten. Arbeiter des Automobilherstellers Ford legten die Arbeit für mehr als zwei Monate nieder und die Firma lahm − heraus kam eine Lohnerhöhung von 16 Prozent.

August-Streiks 1980 in Polen (Solidarność): Der Auslöser der großen Streikwelle 1980 waren Preiserhöhungen für Fleisch am 1. Juli 1980. Die Streiks waren zunächst lokal begrenzt, griffen dann aber auf das gesamte Land über. In Danzig (Gdańsk) kam es auf der Leninwerft am 14. August 1980 zum Streik, dessen direkter Anlass die Entlassung der Kranführerin Anna Walentynowicz, einer bekannten Symbolfigur der Streikbewegung des Jahres 1970 an der Küste, war. Es wurde ein betriebliches Streikkomitee unter der Führung von Lech Wałęsa gegründet.

Britischer Bergarbeiterstreik 1984/1985: Der Streik stellt den Höhepunkt des Konflikts zwischen der von Margaret Thatcher geführten konservativen Regierung und der Bergbaugewerkschaft National Union of Mineworkers unter Führung von Arthur Scargill dar. In Erinnerung blieb der Streik nicht nur wegen seiner ungewöhnlichen Länge, sondern auch wegen des energischen Widerstands der Bergleute gegen die drohenden Schließungen bzw. Privatisierungen der Zechen.

Generalstreik in Frankreich 2006: Am 28. März 2006 fand in Frankreich ein Generalstreik gegen die Arbeitsmarktreform von Ministerpräsident Dominique de Villepin statt, bei der der Kündigungsschutz von Jugendlichen bis 26 Jahren gelockert bzw. aufgehoben werden sollte.

Gegenwart

In der Geschichte lösten Perioden fortschrittlicher gesellschaftlicher Entwicklung und solche der Reaktion einander ab. Zur Zeit haben wir seit einigen Jahrzehnten wieder den gesellschaftlichen Rückschritt erfahren müssen. Dieser spitzt sich in jüngster Zeit noch zu.

In Deutschland wirkten die "Hartz-Gesetze" I - IV in diesem Sinn. Hartz I mit Wirkung ab 1. Januar 2003"Erstes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" erleichterte "neue Formen der Arbeit", so wurden Zeit- oder Leiharbeit dereguliert und Personal-Service-Agenturen ermöglicht. Hartz II mit Wirkung ab 1. Januar 2003 "Zweites Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" brachte Erweiterungen bei "geringfügigen Beschäftigungen" (Mini- und Midi-Jobs), die "Ich-AG" und "Jobcenter". Durch Hartz III mit Wirkung ab 1. Januar 2004 wurde das Arbeitsamt in "Agentur für Arbeit" umbenannt. Hartz IV mit Wirkung ab 1. Januar 2005 "Viertes Gesetz für moderne Dienstleistungen am Arbeitsmarkt" legte Arbeitslosenhilfe und Sozialhilfe (Hilfe zum Lebensunterhalt) für Erwerbsfähige zusammen zum Arbeitslosengeld II auf einem Niveau unterhalb der bisherigen Sozialhilfe. Diese Maßnahmen wirkten - soweit überhaupt - zum Nachteil der Arbeitnehmer. Sozialabbau, Stagnation der Bruttolöhne und Sinken der Reallöhne in Deutschland waren die Folge. Der DGB hielt weitgehend still.

Südeuropäischen EURO-Ländern, die Probleme mit der Refinanzierung ihrer Schulden bekamen, wurden von EU-Kommission, EZB und IWF Sparmaßnahmen verordnet:

Griechenland 2011: Sozialabbau sowie Streiks und Demonstrationen

Spanien 2011: Sozialabbau sowie Demonstrationen der (jugendlichen) "indignados" (Entrüsteten)

In Portugal fand am 24. November 2011 ein Generalstreik statt.

USA 2011: Steuerhöhungsdebatte[65] und "Occupy Wall Street"

KK als Bremse/Hemmung der gesellschaftlichen Entwicklung

Die Mission Karl Marx' war die klassenlose Gesellschaft, das Ende der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen, also der Kommunismus. Dieses humanistische Ideal sollte die Arbeiterklasse in ihrem eigenen Interesse, identisch mit dem der Menschheit, nach ihrem Sieg im KK verwirklichen. Eine Voraussetzung dafür ist das Klassenbewusstsein der Arbeiterklasse, das sie erst zur Klasse im marxistischen Sinne macht.

Marx hat jedoch den KK nicht erfunden; er bestand vielmehr seit Anfang der Geschichte, länger als die Arbeiterklasse. Immer führten - und führen noch - mindestens zwei Klassen den KK gegeneinander, und zwar die Hauptklassen der jeweiligen Gesellschaftsformation, die in antagonistischem Widerspruch zu einander stehen. Der gesetzliche Fortschritt wird nach Marx erreicht durch den Sieg der fortschrittlichen (unterdrückten und ausgebeuteten) Hauptklasse, die allein imstande ist, die Produktionsverhältnisse den weiter entwickelten Produktivkräften anzupassen. Im Kapitalismus ist dies die Arbeiterklasse, die diesen überwinden und den Sozialismus schaffen soll. Das ist das Ziel des Marxismus und soll mit zwingender historischer Notwendigkeit eintreten.

Die andere antagonistische Hauptklasse (der Ausbeuter und Unterdrücker) leistet Widerstand im KK. Daneben gibt es noch andere Klassen (im nichtmarxistischen Sinn), Nebenklassen oder Schichten, die Bündnispartner einer der beiden antagonistischen Hauptklassen sein können. Eine Beschreibung des KK muss beide Seiten umfassen und das Verhalten aller Klassen und (Zwischen-)Schichten in die Betrachtung einbeziehen.

Ob man nun als Marxist die klassenlose Gesellschaft anstrebt, oder sonst als Mensch eine wahrhaft menschliche - man muss das Ganze sehen um erfolgreich handeln zu können.

Gegenwärtig ist die Klasse der Kapitalisten in der Offensive. Und dies so erfolgreich, dass kein Grund zum Optimismus zu bestehen scheint. Zwar spitzt sich der Hauptwiderspruch zu, da eine kleine Gruppe, die kaum als Klasse, sondern fast nur als Clique zu bezeichnen ist, im Begriff ist, die totale Macht an sich zu reißen, wobei ihr jedoch zahlreiche Zwischenschichten dienen und zudem die Arbeiterschaft kaum noch Klassenbewusstsein hat, also ihr Klassencharakter im marxschen Sinne fraglich erscheint.


Chronologie:

(494 v.Chr.), Beginn der Ständekämpfe in Rom: In der damaligen Kleinstadt Rom dürften die Plebejer zahlreicher gewesen sein als die Sklaven; insofern möchte ich sie als Klasse bezeichnen. Auch wenn es nur eine Legende sein sollte, dass Menenius sie damals durch die bekannte Fabel tatsächlich überzeugt hat, ist das doch so überliefert und damit als Mythos wirkmächtig. Dadurch und vielleicht mehr durch schrittweise Zugeständnisse der Patrizier sowie imperialistische Segnungen (Brot und Spiele) und massenhaften Import von Sklaven aus dem wachsenden Römischen Reich wurde der Konflikt zwischen den Bürgern Roms gedämpft und nebensächlich und der Klassenkampf tatsächlich zum Ständekampf.

Der demagogische Analogieschluss vom menschlichen Organismus auf die menschliche Gesellschaft wird noch heute zur Täuschung über ihre wahren Interessen gegen die "kleinen Leute" gerne eingesetzt. Ähnlich wirkt die Pferdeäpfel-Theorie.

Die Rolle der Religion

Die katholische Kirche

Nationalismus

Fernsehen

Aber schon Kohl hat so über die Medien regiert. Er hatte dank seiner Freundschaft zum Medienmacher Kirch und seiner zu Gunsten von Kirch betriebenen Kommerzialisierung des Fernsehens bei SAT 1 eine eigene Sendung arrangiert bekommen.[66]

Die "Privatisierung"

Die Globalisierung

(Bismarck:Wer pensionsberechtigt ist, steigt nicht mehr auf die Barrikaden).

Bankenrettung und "Schuldenkrise"

  1. Zitat Josef Ackermann in BILD vom 6. April 2006
  2. Klaus Dörre:Landnahme und Soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung. in Thien, Hans-Günter (Hrsg.): Klassen im Postfordismus Münster 2010
  3. http://www.nachdenkseiten.de/?p=13260#foot_17
  4. Z.B. Josef Ackermann in Bild vom 6. April 2009
  5. Gerhard Kurz: Metapher, Allegorie, Symbol. (Kleine Reihe V&R 4032) Göttingen 5. Aufl. 2004, S. 28.
  6. Sybille Rusterholz: Dietmar Peil, Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. in Arbitrium. Band 6, Heft 3, S. 225
  7. http://www.heise.de/tp/artikel/37/37867/1.html
  8. Gerhard Kurz: Metapher, Allegorie, Symbol. (Kleine Reihe V&R 4032) Göttingen 5. Aufl. 2004, S. 28.
  9. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 199
  10. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 8
  11. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 16
  12. Sybille Rusterholz: Dietmar Peil, Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. in Arbitrium. Band 6, Heft 3, S. 225
  13. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 87
  14. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 94 ff.
  15. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 97 f.
  16. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 102
  17. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 104
  18. Jean de La Fontaine: Œuvres, Paris 1883/5, Bd.1, S. 206 –209)
  19. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 123 f.
  20. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 106
  21. Daniel Wilhelm Triller: ‚‚Neue Aesopische Fabeln, worinnen in gebundener Rede allerhand erbauliche Sittenlehren und nützliche Lebensregeln vorgetragen werden.’’ 1740, 2. Aufl., Hamburg 1850, S. 297-299.
  22. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 3 ff.
  23. Kobolt, Willibald: Schertz und Ernst beysammen, Das ist: Eine Abwechslung von hundert und achtzig kurtz- und curieusen Geschichten und Fabeln. Augsburg 1747. S. 407 ff.
  24. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 108
  25. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 109
  26. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 115
  27. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 116
  28. Karl Heinrich Caspari: Geistliches und Weltliches zu einer volkstümlichen Auslegung des kleinen Katechismus Lutheri in Kirche, Schule und Haus. Erlangen-Leipzig 15. Aufl. 1892 (zuerst 1853?)
  29. Peil, Dietmar: Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis in 20. Jahrhundert. Mikrokosmos. Beiträge zur Literaturwissenschaft und Bedeutungsforschung; Bd. 16. Frankfurt am Main u.a. 1985, S. 117 ff.
  30. Sybille Rusterholz: Dietmar Peil, Der Streit der Glieder mit dem Magen. Studien zur Überlieferungs- und Deutungsgeschichte der Fabel des Menenius Agrippa von der Antike bis ins 20. Jahrhundert. in Arbitrium. Band 6, Heft 3, S. 225
  31. "Unterdrückung und Ausbeutung waren seit Beginn der Weltgeschichte das Los der Masse der Menschen in den unteren Klassen. Hinter den gewaltigen kulturellen Leistungen der Ägypter, Sumerer und Babylonier, die wir in ihren ausgegrabenen Kult- und Kunstzeugnissen bewundern, steckt die Arbeit ungezählter Namenloser, deren Blut, Schweiß und Tränen." [Hans Dollinger: Schwarzbuch der Weltgeschichte Frechen 1999, S. 14]
  32. Atlas zur Geschichte. Gotha/Leipzig 1973 Bd. 1, S. 5
  33. Dollinger, Schwarzbuch der Weltgeschichte Frechen 1999, S. 11
  34. Laozi: Daodejing, Kapitel 75
  35. Dollinger, a.a.O., S. 41
  36. Ploetz, Freiburg i. Br. 2003
  37. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519 (vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)]
  38. Dollinger, a.a.O., S 43 ff.
  39. a.a.O., S. 41
  40. Dollinger, a.a.O., S. 59
  41. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der seine politische Macht mit ihrer ökonomischen Basis einbüßt. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519(vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)
  42. Dollinger a.a.O., S. 148
  43. Dollinger, a.a.O., S. 147 f.
  44. "In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form – denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf – sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen." [Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8903(vgl. MEW Bd. 21, S. 300)]
  45. In Wilhelm Zimmermann, Der große deutsche Bauernkrieg, Berlin 1974, ist auf S. 5 ein Zitat aus Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg" vorangestellt, worin es heißt: "Wenn dagegen der Zimmermannschen Darstellung ... nicht gelingt, die religiös-politischen Streitfragen jener Epoche als das Spiegelbild der gleichzeitigen Klassenkämpfe nachzuweisen; wenn sie in diesen Klassenkämpfen, nur Unterdrücker und Unterdrückte, Böse und Gute und den schließlichen Sieg des Bösen sieht; ...".
  46. "Auch in den sogenannten Religionskriegen des sechzehnten Jahrhunderts handelte es sich vor allem um sehr positive materielle Klasseninteressen, und diese Kriege waren Klassenkämpfe, ebensogut wie die späteren inneren Kollisionen in England und Frankreich. Wenn diese Klassenkämpfe damals religiöse Schibboleths trugen, wenn die Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der einzelnen Klassen sich unter einer religiösen Decke verbargen, so ändert dies nichts an der Sache ..."[Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 9021(vgl. MEW Bd. 7, S. 343)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  47. Walter Markov/Albert Soboul: 1789 Die Große Revolution der Franzosen Berlin 1973, S. 27
  48. Markov/Soboul, a.a.O., S. 72
  49. Engels über Saint-Simon:"Die französische Revolution aber als einen Klassenkampf, und zwar nicht bloß zwischen Adel und Bürgertum, sondern zwischen Adel, Bürgertum und Besitzlosen aufzufassen, war im Jahr 1802 eine höchst geniale Entdeckung."[Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8258(vgl. MEW Bd. 19, S. 195)
  50. Dollinger, a.a.O., S. 395
  51. Karl Marx - Friedrich Engels - Werke, Band 7, "Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848-1850", S. 12
  52. Marx, a.a.O., S. 12
  53. "1831 hatte in Lyon der erste Arbeiteraufstand stattgefunden; 1838 bis 1842 erreichte die erste nationale Arbeiterbewegung, die der englischen Chartisten, ihren Höhepunkt. Der Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie trat in den Vordergrund der Geschichte der fortgeschrittensten Länder Europas, in demselben Maß, wie sich dort einerseits die große Industrie, andrerseits die neueroberte politische Herrschaft der Bourgeoisie entwickelte."[Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7674)(vgl. MEW Bd. 20, S. 24-25)]
  54. Robert Kurz, Schwarzbuch Kapitalismus.Frankfurt 1999
  55. John K. Galbraith, Anatomie der Macht. München 1987. S. 121(Fn 10): s.212 f.: Marx: Die Exploitation „wird in der sog. Hausarbeit schamloser als in der Manufaktur, weil die Widerstandsfähigkeit der Arbeiter mit ihrer Zersplitterung abnimmt, eine ganze Reihe von Parasiten sich zwischen den eigentlichen Arbeitgeber und den Arbeiter drängt...“ (Das Kapital, Bd. I, Frankfurt/Berlin/Wien 1969, S. 417)
  56. a.a.O. S. 27 f.
  57. Karl Marx: Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 MEW Bd. 7(dazu Einleitung von Friedrich Engels)
  58. Engels.: Revolution und Konterrevolution, Der Wiener Oktoberaufstand MEW Bd. 8, S. 63
  59. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. [Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2633(vgl. MEW Bd. 4, S. 471)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  60. "Der Junikampf zu Paris, der Fall Wiens, die Tragikomödie des Berliner Novembers, die verzweifelten Anstrengungen Polens, Italiens und Ungarns, Irlands Aushungerung – das waren die Hauptmomente, in denen sich der europäische Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse zusammenfaßte, an denen wir nachwiesen, daß jede revolutionäre Erhebung, mag ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampf scheinen, scheitern muß, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siegt, daß jede soziale Reform eine Utopie bleibt, bis die proletarische Revolution und die feudalistische Kontrerevolution sich in einem Weltkrieg mit den Waffen messen. … Jetzt, nachdem unsere Leser den Klassenkampf im Jahre 1848 in kolossalen politischen Formen sich entwickeln sahen, ist es an der Zeit, näher einzugehen auf die ökonomischen Verhältnisse selbst, worauf die Existenz der Bourgeoisie und ihre Klassenherrschaft sich gründet wie die Sklaverei der Arbeiter"".[Marx: Lohnarbeit und Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2690(vgl. MEW Bd. 6, S. 397 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  61. Dollinger, a.a.O.,
  62. Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich MEW Bd. 17, S. 361 f.
  63. "Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert." [Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 12460(vgl. MEW Bd. 17, S. 361)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  64. Dollinger, a.a.O., S. 421
  65. Vorwurf des US-Abgeordnete Paul Ryan (Republikaner) an Präsident Obama: Das Haushalts-Defizit sei eine „existenzielle Bedrohung“ Amerikas und Steuererhöhungen für Reiche "Klassenkampf". Und dessen Widerlegung durch Paul Krugman: Es war natürlich nichts der Art. Im Gegenteil, es sind Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will, die den Klassenkampf führen. in: New York Times, September 22, 2011: The Social Contract By PAUL KRUGMAN
  66. http://www.nachdenkseiten.de/?p=10818#more-10818

Das geht ja ins Unendliche! D.h. es geht nicht, jedenfalls nicht so. Ich will ja nur etwas in den betehenden Artikel einfügen. Aber wo?

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 13:07, 21. Dez. 2011 (CET)

Einfügung

Das gilt den Marxisten als historische Notwendigkeit und als Kampfziel des Proletariats. Doch die andere antagonistische Hauptklasse (die der Kapitalisten) leistet Widerstand im Klassenkampf. Daneben kann es noch weitere Klassen (im nichtmarxistischen Sinn) geben, Nebenklassen oder Schichten, die Bündnispartner einer der beiden antagonistischen Hauptklassen sein können. Eine vollständige Beschreibung des Klassenkampfs muss beide Seiten umfassen und alle Klassen und (Zwischen-)Schichten in die Betrachtung einbeziehen:

Die Führung des Klassenkampf der Gegenseite beginnt mit der vorbeugenden Leugnung desselben, um kein Klassenbewusstsein aufkommen zu lassen; Klassenkampf wird als ein von den Marxisten erfundener Kampfbegriff tabuisiert. Die Klassengegensätze werden relativiert oder gänzlich negiert. Wird das dennoch gestiegene Klassenbewusstsein der Proletarier als gefährlich empfunden, werden als Defensivmaßnahmen "soziale Errungenschaften" wie demokratische Mitbestimmung und staatliche Versicherungen[1] eingeführt. Zwischenschichten werden durch Privilegien bestochen. Religion, Kultur, Politik und Medien[2] werden für die Ziele des kapitalistischen Klassenkampfes eingesetzt: Die Manipulation reicht von Korruption und trickreicher Ablenkung über die grobe Täuschung bis zu Verängstigung und Erpressung. Nicht zuletzt auch im Bereich der Wirtschaft wird dieser Klassenkampf geführt: Die Globalisierung wird dazu benutzt. Die Finanzwirtschaft wurde aufgebläht, so dass die Realwirtschaft quantitativ nur noch eine untergeordnete Rolle zu spielen scheint.

Gegenwärtig ist der Kapitalismus schließlich zur Offensive (roll back) übergegangen: Als Ursache der Staatsverschuldung wird nicht die Finanzkrise mit der Rettung der Banken durch die Staaten ausgegeben, sondern der Sozialstaat, der "unbezahlbar" sei und "reformiert" d.h. abgebaut werden müsse. Die Politiker lassen sich von den "Finanzmärkten" angebliche Sachzwänge und Notwendigkeiten diktieren. Ziel ist die Postdemokratie.

Einzelnachweise

  1. Bismarck: Wer pensionsberechtigt ist, steigt nicht mehr auf die Barrikaden.
  2. Aber schon Kohl hat so über die Medien regiert. Er hatte dank seiner Freundschaft zum Medienmacher Kirch und seiner zu Gunsten von Kirch betriebenen Kommerzialisierung des Fernsehens bei SAT 1 eine eigene Sendung arrangiert bekommen. http://www.nachdenkseiten.de/?p=10818#more-10818

aus wiki-artikel Encyclopédie

Versteckt, aber deutlich, war in der Encyclopédie Kritik an Staat und Kirche zu finden, ohne dass sich Diderot dem Vorwurf des „Unglaubens“ aussetzen musste. Die Buchhändler konnten stets auf die Ausgewogenheit des Werkes verweisen, während das gebildete Publikum zwischen den Zeilen zu lesen verstand. Dadurch entstand eine neue „Gedankenfreiheit“.


Psychopathogenese

27. September 2011, NZZ am Sonntag Destruktive Dynamik im Handelsraum Gemäss einer Studie agieren Händler deutlich rücksichtsloser als Psychopathen Im Rahmen einer Arbeit an der Uni St. Gallen ist das Verhalten von professionellen Händlern untersucht und mit dem von diagnostizierten Psychopathen verglichen worden. Die Resultate sind beunruhigend. Markus Städeli Das Timing der Studie ist perfekt: In einer MBA-Arbeit an der Universität St. Gallen haben Thomas Noll und Pascal Scherrer das Verhalten von 27 professionellen Tradern untersucht, die hauptsächlich bei Schweizer Banken, aber auch bei Rohstoffhändlern und Hedge-Funds arbeiten. Sie taten das in einer Art und Weise, die den direkten Vergleich der Resultate mit einer existierenden Studie an 24 Psychopathen in deutschen Hochsicherheits-Kliniken und einer Kontrollgruppe von 24 «normalen» Personen ermöglichte. Die Ausgangs-Hypothese war, dass sich Trader in einem Gefangenendilemma-Computerspiel ähnlich rücksichtslos, egoistisch und unkooperativ wie Psychopathen verhalten würden – dabei aber eine deutlich bessere Performance erzielen. Diese Annahme ist widerlegt worden, allerdings in einem für die Händler ungünstigen Sinne: Im Computerspiel verhielten sie sich nämlich deutlich unkooperativer als die Psychopathen und deren Kontrollgruppe. Von 40 Spielzügen der Händler waren durchschnittlich mehr als 12 unkooperativ. Die Psychopathen – deren Charakter man vereinfacht als empathie- und verantwortungslos umschreiben kann – hatten sich nur für 4,4 unkooperative Züge entschieden. Bei der Kontrollgruppe lag diese Grösse bei 0,2. Bei der Performance schnitten die 27 Händler, die von Berufes wegen mit Instrumenten wie Aktien, Derivaten oder Devisen handeln, sogar schlechter ab als die Psychopathen. Zwar maximierten sie ihren relativen Gewinn auf Kosten ihres Computer-Gegenspielers. Doch bei der wichtigen Performance-Grösse – dem absoluten Gewinn – erzielten sie ein leicht tieferes Ergebnis als die Psychopathen. «Wenn man den relativen Gewinn nur dadurch maximiert, dass man den absoluten Gewinn des Spielpartners reduziert, hat das etwas sehr Destruktives», sagt Co-Autor Thomas Noll. Er ist Psychiater und Leiter Vollzug bei der Justizvollzugsanstalt Pöschwies. «Es ist, als malträtiere man das teure Auto des Nachbarn mit einem Baseballschläger, um selber das schönste Auto im Quartier zu haben.» «Falls sich die Trader im Beruf ebenso unkooperativ verhalten wie in der Gefangenendilemma-Situation, wäre es interessant zu wissen, ob die Handelsabteilungen der Banken derart veranlagte Leute anziehen oder ob die Händler dort zu solchen werden», sagt Noll. Dafür müsste man eine Studie durchführen, in der man Berufseinsteiger mit Händlern vergleicht, die den Job bereits zehn Jahre lang machen. Wie aussagekräftig ist eine Studie mit nur 27 Personen? Weil sie eine so grosse Effektstärke habe, sei sie statistisch gesehen signifikant – trotz der eher kleinen Anzahl von Probanden, so Noll. Inwiefern von einem Computerspiel auf den Berufsalltag geschlossen werden kann, ist natürlich äusserst unsicher. Immerhin: «Der Vorgesetzte von mehreren Händlern, die als Probanden mitgemacht haben, überlegt sich, ob die Bank im Rekrutierungsprozess nicht auch ein Gefangenendilemma-Spiel einsetzen sollte», sagt Noll. Es scheint auf jeden Fall sinnvoll zu sein, wenn die Banken der Persönlichkeit ihrer Mitarbeiter viel mehr Beachtung schenken. Denn die Vorstellung vieler Bankmanager, dass man Gefahren im Handel mit neuen Vorschriften beseitigen kann, ist ein Trugschluss. Das zumindest ist das Fazit einer Dissertation über die Wirkung solcher Regelwerke von Roland Pfyl. Sie wurde ebenfalls an der Uni St. Gallen absolviert, steht aber in keinem Zusammenhang mit der MBA-Arbeit. Pfyl, der die praxisorientierte Doktorarbeit berufsbegleitend schrieb, arbeitet in der internen Revision einer Bank. «Die vielen neuen Vorschriften und Kontrollprozesse haben das Problem nicht gelöst», sagt er. «Im Gegenteil, sie können dazu führen, dass sich die Vorgesetzten in einer Scheinsicherheit wähnen, die Verantwortung an die Risikomanager delegieren und weniger genau hinsehen als früher.» Es gebe eine Entkoppelung zwischen den Kontrollmechanismen und dem Alltagsverhalten der Bankangestellten. Viele Bankgeschäfte lebten vom Tempo und vom Vertrauensverhältnis zum Kunden oder der Gegenpartei. «Mit zunehmender Kontroll-Dichte ist es praktisch nicht möglich, alle internen Vorschriften einzuhalten. Es wird zunehmend normal, sich in einem Graubereich zu bewegen.» Pfyl hat auch einen vielfach «sportlichen Umgang» mit internen Kontrollen beobachtet. Nach dem Motto: Alles, was nicht verboten ist, ist erlaubt. Das ist kein beruhigender Befund. Bei der Untersuchung «Professionelle Trader in einer Gefangenendilemma-Situation» handelt es sich um eine Abschlussarbeit, die im Rahmen des Weiterbildungsprogramms Executive MBA an der Executive School der Universität St.Gallen (ES-HSG) durchgeführt wurde, nicht um eine reguläre Forschungsarbeit.


KK von OBEN

ZEIT ONLINE 28.08.2011 Verteilungsdebatte Rohe Bürgerlichkeit Zur Verteilungsdebatte: Von Abstiegsangst getrieben zetteln Bessergestellte einen Klassenkampf von oben an. Vorangegangen war ein massiver Kontrollverlust der nationalstaatlichen Politik, verbunden mit einem ebenso großen Machtgewinn des Kapitals. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich die soziale Ungleichheit immer weiter verschärft. Dabei bleibt weitgehend unthematisiert, was die britischen Wissenschaftler Richard Wilkinson und Kate Pickett anhand zahlreicher Ländervergleiche bereits dokumentierten. Sie haben herausgefunden, dass eine Gesellschaft mit zunehmender Ungleichheit zersetzt wird. Das wiederum bringt steigende soziale wie gesundheitliche Probleme mit sich und führt zu einem Anstieg der Gewalt. Diese rohe Bürgerlichkeit wird befeuert durch den Klassenkampf von oben. Man muss dazu nur das Beispiel des Philosophen Peter Sloterdijk nehmen, der seinen Kampf gegen den nehmenden Staat und dessen generösen feudalistischen Rückfall inszeniert. In zahlreichen Medien fanden Sloterdijks Thesen unterstützenden Widerhall. Doch selbst wenn solche Positionen nicht direkt umgesetzt werden, hinterlassen sie Verarbeitungsspuren im informierten Publikum. Von Gruppen, die sich subjektiv in der Bürgerlichkeit verortet sehen, wird dies begierig aufgegriffen. Schließlich sind sie selbst von Abstiegsängsten geplagt, die spätestens seit der Einführung von Hartz IV im Jahr 2005 existieren und seit September 2008 nach der Finanzkrise noch einmal verstärkt wurden. Der so von oben inszenierte Klassenkampf wird über die rohe Bürgerlichkeit nach unten weitergegeben. Die objektive finanzielle Spaltung zwischen Reich und Arm wird ideologisch durch die Abwertung und Diskriminierung von statusniedrigen Gruppen durch die rohe Bürgerlichkeit getragen. Dafür gibt es empirische Belege. Sie werden unter anderem von einem auf zehn Jahre angelegten Forschungsprojekt zur gruppenbezogenen Menschenfeindlichkeit geliefert, für das jährlich 2000 repräsentativ ausgewählte Menschen befragt werden. Die Ergebnisse sind erstaunlich. Zunächst nehmen ausgerechnet diejenigen, die sich selbst als den oberen Teil der Gesellschaft bezeichnen, die soziale Spaltung in der Gesellschaft signifikant weniger wahr. Dabei lässt sich diese sogar objektiv belegen, etwa über das Netto-Geldvermögen. Gerade die Besserverdienenden beklagen mittlerweile zunehmend, dass sie nicht in einem gerechten Maße vom allgemeinen Wachstum profitieren würden. Sie bekämen also nicht, was ihnen aus ihrer Sicht zustände. Die rohe Bürgerlichkeit zeichnet sich durch den Rückzug aus der Solidargemeinschaft aus – befeuert durch wirtschaftswissenschaftliche Eliten und die herrschende Politik. In der rohen Bürgerlichkeit wird deutlich, dass der autoritäre Kapitalismus, dessen Zähmung in den ersten Jahrzehnten der Bundesrepublik noch gelungen schien, außer Kontrolle geraten ist. Mit seiner spezifischen Gewalt des Desinteresses an sozialer Integration aus den Sphären von Wirtschaft und Politik ist er tief in die sich aufspaltende Gesellschaft eingedrungen. Die rohe Bürgerlichkeit wird zum Mittel der gesellschaftlichen Spaltung, die initiierenden Eliten bleiben unangreifbar oder anonym. Die Opfergruppen sind mittlerweile wehrlos und nicht mobilisierungsfähig. Arbeitslosigkeit, insbesondere wenn sie von Dauer ist, wirkt zerstörerisch. Zudem ist es entwürdigend, nicht einmal minimale Anerkennung zu erfahren.


Ideologie und Objektivität

In meiner Version von 15.55 am 27.Sept. bezeichnete ich nicht den KK als Kampfziel sondern "Das" also was darüber stand: die klassenlose Gesellschaft.

Vielleicht wissen ja die Handelnden oft selbst nicht, was ihre Motive sind? Oder sie entscheiden gar nicht frei, sondern folgen einer in ihrer persönlichen Situation vorgegeben Notwendigkeit? Wirkt "das Kapital" (nicht gegenständlich aufgefasst, sondern als Verhältnis zwischen Ausbeutern und Ausgebeuteten im Kapitalismus) kausal wie ein Naturgesetz? In seiner Person beweist doch Friedrich Engels das Gegenteil; zugegeben, als Ausnahme, die die Regel bestätigt. Aber natürlich müssen wir uns auch vor Hypostasierung hüten. Nicht das System hat die Verantwortung, die können nur Menschen haben.

Ich sehe ein: Wenn man nicht die Motive der Handelnden kennt, kann man sie auch nicht beurteilen, sondern nur die objektiven Auswirkungen ihres Verhaltens nennen. Dementsprechend muss man formulieren und darum will ich mich bemühen. Doch die Kehrseite des KK zu verschweigen wäre auch nicht richtig.


Versuch objektiver Darstellungsweise

Marx hatte wohl Interesse am KK des Proletariats, nicht jedoch an dem der Bourgeoisie, was jedoch nicht bedeutet, dass es diesen nicht gebe. Wenn die Kapitalisten gemeinsame Interessen haben und sich darüber im klaren sind, sind auch sie als Klasse zu betrachten. Je geringer ihre Zahl, desto leichter oder sogar überflüssig wäre es, übereinstimmendes Handeln abzusprechen.

Nun habe ich aber doch schon im Artikel einen Satz geschrieben und eine Aufzählung erweitert, bemüht die ecyclopedischen Prinzipien einzuhalten. Es kamen wohl nur Plattitüden heraus - das Schicksal von Enzyklopädien?

Antwort an Gonzo

Viele Menschen (unterschiedlicher Klassenzugehörigkeit) waren unzufrieden mit der Politik der "Führung von Partei und Staat der DDR" bzw. der Sowjets und deren Auswirkungen, hatten sich mangels Freiheit der Meinungsäußerung nicht artikulieren, auch mangels demokratischer Mitbestimmung keine Aussicht, auf Besserung hinwirken zu können - und machten nun ihrem Unmut auf die bekannt heftige Weise Luf, teils zunächst in Reaktion auf die Normenerhöhung, dann auch angeregt durch die verbreitete Stimmung. Aufgrund eigener Erfahrungen in der D"D"R will ich den Akteuren von 1953 Legitimität nicht absprechen. Ein Teil des "Volks" (der Arbeiterschaft u.a.) muckte auf gegen die "Bonzen". Mit der Definition von "Klassen" hab ich Probleme, möchte nur pauschal zwischen UNTEN und OBEN unterscheiden.
Auch hier kann man eine Kehrseite sehen: Den Kalten Krieg fassten ja die Vertreter des "real existierenden Sozialismus" als internationalen KK (in der Außenpolitik) auf, die zu vermutende Einflussnahme von westlicher Seite (z.B. durch Berichterstattung im RIAS) auf das Geschehen in der "Ostzone" wohl auch.
M.M. nach sollte man das Datum in die Chronologie aufnehmen (evt. mit Kommentar), und jeder kann sich den betreffenden Artikel ansehen.
Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 13:08, 21. Dez. 2011 (CET)

Lexikoneinträge

Brockhaus (4 Bände), Leipzig 1922

Klasse...; in soziolog. Sinne sind K. gesellschaftliche Gruppen, geschieden nach Macht, Ansehen und äußerem Rang. Die aus der Zugehörigkeit zu einer K. entstandenen Weltanschauungselemente werden in einer systemat. Erziehung zum Klassenbewußtsein politisch fruchtbar gemacht.

Klassenkampf, der Kampf zweier durch verschiedene wirtschaftliche und polit. Machtverhältnisse und verschiedene Weltanschauungen bestimmter Bevölkerungsschichten um die Vormacht, im engern Sinn der Kampf des modernen Proletariats gegen die kapitalistische Gesellschaftsordnung; dieser K. wurde im Kommunist. Manifest (1848) von Marx als gesellschaftliche und histor. Triebkraft hingestellt (Klassenkampftheorie) und als Mittel zur Erlangung der polit. Macht empfohlen. Der K. ist international. Die öffentl. Anreizung zum K. ist durch das Reichsstrafgesetzbuch (§ 130) unter Strafe gestellt.

Brockhaus ( 1 Band), Leipzig 2000

Klasse,

...2) menschl. Gruppe, deren Rangstellung innerhalb der Gesellschaft durch wirtschaftl. Lage, Bildungsgrad und gesellschaftl. Bewusstsein bestimmt wird. Zum polit. Begriff und Schlagwort wurde K. durch den Marxismus; er unterscheidet herrschende K., die über die Produktionsmittel verfügt, und beherrschte K. Nach Marx werden die K. zusammengehalten durch das K.-Bewusstsein. Die gesamte menschliche Entwicklung sei eine Geschichte der K.-Kämpfe, z.B. bürgerl. Gesellschaft gegen den Feudalismus, proletar. Erhebung gegen die bürgerl. K.

Meyers kl. L. (3 Bände), Leipzig 1968

Klassenkampf: die entscheidende objektive Entwicklungsgesetzmäßigkeit und Triebkraft der Geschichte in Gesellschaftsordnungen, die auf der Ausbeutung des Menschen durch den Menschen beruhen. Der K. hat den Widerspruch zwischen Produktivkräften und Produktionsverhältnissen zur ökonom. Grundlage und wird durch die gegensätzl. ökonom. Grundinteressen der Klassen hervorgerufen und auf allen gebieten des gesellschaftl. Lebens geführt. ... Im K. werden die Klassen in der Regel von polit. Parteien geführt. ... K. zwischen kapitalist. und sozialist. Weltsystem ... - Der K. als Triebkraft der gesellschaftl. Entwicklung wurde von den bürgerl Historikern THIERS, THIERRY, MIGNET und GUIZOT entdeckt. Das Neue in der marxist. Theorie vom K. besteht in dem Nachweis, daß der K. der Arbeiterklasse notwendig zur zur Diktatur des Proletariats führt, in deren Rahmen er bis zum endgültigen Sieg des Sozialismus fortgesetzt wird, um mit der Beseitigung antagonist. Klassen zu verschwinden.

Meyers gr. Taschenl. (24 Bände), Mannheim/Wien/Zürich 1981

Klasse: ‣ in den Sozialwiss. untersch. definierter Begriff zur Bez. einer Bev.gruppierung ..., heute weitgehend durch den Begriff der Schicht abgelöst.

Von zentraler Bed. ist der Begriff der K. nach wie vor im Marxismus. Nach Lenin sind K. "Gruppen von Menschen, von denen die eine sich die Arbeit einer anderen aneignen kann infolge der Verschiedenheit ihres Platzes in einem bestimmten System der gesellschaftl. Wirklichkeit", d.h. v.a. infolge der Verfügbarkeit bzw. Nichtverfügbarkeit über die Produktionsmittel. Daraus folgt die Unvermeidlichkeit des Klassenkampfes in jeder Gesellschaft, die durch das Bestehen von antagonist., d.h. in unversöhnl. Interessengegensatz stehend, K. (im Kapitalismus z.B. Bourgeoisie und Proletariat) bestimmt ist (Klassengesellschaft). Der K.kampf, als ökonom. Kampf um die materielle Lebenslage v.a. über die Gewerkschaften, als ideolog. Kampf gegen die bürgerl Ideologie, als polit. Kampf, wird in den unterschiedlichsten Formen (z.B. Wahlen, parlamentar. Arbeit, Demonstrationen, polit. Streiks, Generalstreiks, bewaffneter Kampf) mit dem Ziel geführt, die Staatsmacht zu erobern. ....

Der von Marx noch als selbstverständl. vorausgesetzte Zusammenhang zw. der Zugehörigkeit zu einer bestimmten K., der Klassenlage, und einer einer entsprechenden (kollektiven) Wahrnehmung der gesellschaftl. Situation und der ökonom. wie polit. Interessen, dem Klassenbewußtsein, wurde bereits durch Lenin in Frage gestellt. Nach Lenin entwickelt die Arbeiterklasse von sich aus ledigl. ein "trade-unionist."(gewerkschaftl.) Bewußtsein, das (polit.) Kbewußtsein müsse jedoch von außen in die Arbeiterklasse hineingetragen werden.

Die Kritik an der marxist. Auffassung des K.begriffs bezieht sich heute v.a. auf die zunehmende Differenzierung der sozialen Struktur, z.B. durch die relative Zunahme der Angestellten gegenüber den Arbeitern und die Übertragung von Kapitalfunktionen auf Manager, so daß die schlichte Einteilung in "zwei sich feindlich gegenüberstehende Lager" dieser gesellschaftl. Wirklichkeit nicht gerecht werde.

Kleines politisches Wörterbuch, Dietz Verlag Berlin 1973

Klassenkampf: die entscheidende unmittelbare Triebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung in allen Klassengesellschaften. Der K. ist die notwendige Folge des Klassenantagonismus ..... ist das Hauptkettenglied der gemeinsamen Aktionen der antiimperialistischen Kräfte der Kampf um den Frieden, ... auch nichtproletarische werktätige Schichten und sogar bestimmte nichtmonopolistische bürgerliche Kräfte in den Kampf gegen die herrschenden kapitalistischen Monopole einbezogen. ... Nachdem die Arbeiterklasse die politische Macht erobert hat, bleibt der K. der Arbeiterklasse und aller Werktätigen gegen die gestürzten Ausbeuterklassen in der Übergangspriode vom Kapitalismus zum Sozialismus noch eine wichtige Triebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung, wobei er völlig neue Formen annimmt. ...


Zur Begriffsgeschichte

Niccolò Machiavelli vertrat in seinen Discorsi bereits die Auffassung, dass ein zwischen Adel und Bürgertum bestehendes Konfliktpotenzial die politische Aktivität wachhalte. Dass Henri de Saint-Simon in Briefe eines Einwohners von Genf (1802, Lettres d'un habitant de Genève) die Französischen Revolution als einen Klassenkampf zwischen Adel, Bürgertum und Besitzlosen auffasste, nennt Engels "eine höchst geniale Entdeckung"[1].

Auch die bürgerlichen französischen Historiker François Guizot, François-Auguste Mignet Adolphe Thiers sahen den Klassenkampf schon als Triebkraft der gesellschaftlichen Entwicklung an[2].

Chronologie

(Liste konkreter historischer Beispiele, betrachtet unter dem Aspekt des KK einschließlich seiner Kehrseite)

  • Ständekämpfe (Rom) - Menenius Agrippa
  • Sklavenaufstände - Spartacus
  • Bauernkrieg
  • Französische Revolution


Auch schön. Dann zitiere doch mal bitte, welche Quelle die folgenden Arbeiterkämpfe als "Klassenkampf" bezeichnet:

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 13:09, 21. Dez. 2011 (CET)

Streikbewegungen, Aufstände und Revolutionen (Chronologie)

Vorgeschichte

Nach Marx klassenlose Gesellschaft (Urkommunismus), da kaum Mehrwert erwirtschaftet wurde.


Antike

[3]

Mittelalter

[5]

  • "Eine Folge der Inquisition war, dass die ,niedrigen' Volksschichten gewaltsam zu unterwürfiger Gottergebenheit und asketischer Lebensweise angehalten wurden, ..."[6]
  • 1233/34 Stedingerkrieg: Gegen Bauern, die sich weigerten, den Zehnten zu zahlen, führt der Bischof von Bremen mit Unterstützung des Papstes einen "Kreuzzug" durch; 2.000 Bauern fallen im Kampf, die Überlebenden fliehen nach Friesland. Frauen und Kinder werden verbrannt. [7].
  • 1358 Jacquerie - Bauernaufstand in Frankreich
  • 1370 Kölner Weberaufstand
  • 1378 Ciompi-Aufstand in Florenz 1378

Neuzeit

Zu den großen revolutionären Ereignissen (*) liegen Äußerungen von Marx und Engels über ihren Klassenkampfcharakter vor, die jeden Zweifel daran ausschließen.[8]

  • 1744 Weberaufstand (révolte des Canuts) in Lyon[11]
  • 1819 Wellington lässt in eine Massenversammlung von Arbeitern und Arbeitslosen schießen und die Menge mit Kavallerie auseinandertreiben: 11 Tote und über 400 Verwundete.[14]
  • Aufstand der Seidenweber in Lyon 1831 - gilt häufig als Beginn der modernen Arbeiterbewegung
  • Chartistenbewegung in England 1838-1848[15]

In Schlesien gab es von 1785 bis mehrere Verzweiflungsaufstände der Weber, die von den preußischen Truppen blutig niedergeschlagen wurden[16] Unvergessen ist nur der Weberaufstand von 1844, den u. a. Heinrich Heine und Gerhart Hauptmann literarisch verarbeiteten.

  • 1851 Napoleon III. lässt in Paris neue Aufstandsversuche niederkartätschen.[21]
  • Haymarket Riot, Chicago: Am 1. Mai 1886 begann ein von Gewerkschaften organisierter Streik für den Achtstundentag, der am 4. Mai blutig niedergeschlagen wurde.
  • Donghak-Aufstand in Korea 1893/94
  • 1906 Bauernaufstände in Russland (Niederschlagung durch Armee und Polizei)[24]
  • Syndikalismus und Shop Stewards Movement in England - The Great Labour Unrest 1910-1914
  • 1910/17 Revolution in Mexico
  • 1920 Generalstreik gegen den Kapp-Putsch in Deutschland: Am Vormittag des 13. März wurde ein Aufruf des Pressechefs der Reichskanzlei, Ulrich Rauscher zum Generalstreik im Namen des Reichspräsidenten und der SPD-Minister und -Fraktion verbreitet; dem schlossen sich am Nachmittag der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltengewerkschaften (AfA) an.
  • 1920 Ruhraufstand, auch Märzaufstand oder Ruhrkampf genannt, war ein Aufstand linksgerichteter Arbeiter des Ruhrgebiets im März 1920. Der Aufstand erfolgte zunächst anlässlich des rechtsgerichteten Kapp-Putsches vom 13. März 1920, richtete sich dann aber auf das Ziel der „Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats“. Nach dem Ende des Kapp-Putsches ließ die Reichsregierung den andauernden Ruhraufstand von der Reichswehr niederschlagen.
  • 24-stündiger Generalstreik in Deutschland, 12. November 1948
  • Septemberstreiks 1969 und

Gegenwart

Noch immer ist das Wort Klassenkampf verpönt und gilt als marxistischer Kampfbegriff. Nach dem Wegfall der Systemkonkurrenz (Sozialistisches Weltsystem), der stürmisch fortschreitenden Globalisierung, der gigantischen Aufblähung der Finanzwirtschaft, schließlich deren Versagen und Rettung der Banken durch die Staaten und mit der daraus resultierenden, als untragbar hoch geltenden Staatsverschuldung vieler Länder ist es unübersehbar geworden und wurde auch ausgesprochen: Das Gesicht des Klassenkampfs hat sich geändert; es ist heute als dessen Kehrseite zu erkennen, d.h. die Oberschicht führt den Klassenkampf gegen alle anderen.

Belege:

  • Aussage von Warren Buffet: Der Klassenkampf ist eine historische Tatsache; er wird von meiner Klasse - der Klasse der Reichen - geführt und wir sind dabei, ihn zu gewinnen.[25]
  • Der ehemalige britische Notenbanker Sir Alan Budd sagte über die Geldpolitik der Bank of England unter der Regierung von Margret Thatcher: Viele haben nie (...) geglaubt, dass man mit Monetarismus die Inflation bekämpfen kann. Allerdings erkannten sie, dass er sehr hilfreich dabei sein kann, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen. Und die Erhöhung der Arbeitslosigkeit war mehr als wünschenswert, um die Arbeiterklasse insgesamt zu schwächen. (...) Hier wurde – in marxistischer Terminologie ausgedrückt – eine Krise des Kapitalismus herbeigeführt, die die industrielle Reservearmee wiederherstellte, und die es den Kapitalisten fortan erlaubte, hohe Profite zu realisieren.[26]
  • Vorwurf des US-Abgeordnete Paul Ryan (Republikaner) an Präsident Obama: Das Haushalts-Defizit sei eine „existenzielle Bedrohung“ Amerikas und Steuererhöhungen für Reiche "Klassenkampf". Und dessen Widerlegung durch Paul Krugman: Es war natürlich nichts der Art. Im Gegenteil, es sind Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will, die den Klassenkampf führen.[27]
  • Der Philosoph Slavoj Žižek sagt: Der autoritär geführte Kapitalismus ist der Gewinner der jetzigen Krise. Er ist heute die größte Gefahr für Demokratie und Menschenrechte. Es ist außerordentlich ironisch, dass heute, nach dem Triumph des Kapitalismus über den Kommunismus, die Kommunisten, die an der Macht blieben (d.h. in China und Vietnam), die besten Manager des Kapitalismus sind.[28]
  • Sahra Wagenknecht: Der marktgläubige Wirtschaftsliberalismus sei deshalb fatal, hatte schon der Ökonom Walter Eucken gewarnt, weil er marktbeherrschende Oligopole entstehen lasse, deren enorme Macht fortan jede Politik verhindert, die sich gegen ihre Interessen richtet.[29]
  • Frank Schirrmacher: Charles Moore ist Konservativer bis in die Knochen. Er war 20 Jahre lang Chefredakteur strenger und konservativer Zeitungen, zuletzt des «Telegraph». Er konvertierte zum Katholizismus, ist ein beliebter Gast des Papstes und der offizielle Biograf von Margaret Thatcher. Vorletzte Woche schrieb Moore eine Kolumne, die sein ganzes Leben in Frage stellt. Ihr Titel lautet: «Ich fange an zu denken, dass die Linke vielleicht doch Recht hat».

Moore schreibt: «Ich habe mehr als 30 Jahre gebraucht, um mir diese Frage zu stellen. Aber heute muss ich es tun: Hat die Linke doch Recht?» Und fährt fort: «Die Reichen werden reicher, aber die Löhne sinken. Die Freiheit, die dadurch entsteht, ist allein ihre Freiheit. Fast alle arbeiten heute härter, leben unsicherer, damit wenige im Reichtum schwimmen. Die Demokratie, die den Leuten dienen sollte, füllt die Taschen von Bankern, Zeitungsbaronen und anderen Milliardären.» «Die westliche Demokratie fängt an, wie ein aussterbender Luxus auszusehen. Klar können wir Fähnchen mit dem Aufdruck ‹Freiheit› schwingen. Aber auf ihnen steht, kleingedruckt, ‹Made in China›.» Und er endet: «Das alles ist eine schreckliche Enttäuschung für uns, die wir an freie Märkte glaubten, weil sie freie Menschen hervorbringen würden...» Angela Merkel war bisher nicht in der Lage, die moralischen Folgen der Krise in der Eurozone zu thematisieren. Das ist schlimm genug. Undenkbar, dass zu Zeiten Erhards nicht ein Selbstverständigungsprozess eingesetzt hätte. Dafür fehlt der Partei augenscheinlich das Personal. Denn die Macht dazu fehlt ihr keinesfalls. Über das Wort „Monster“ ist die politische Positionierung der Konservativen bis heute nicht hinausgekommen.[30]

  • Kanzlerin Merkel: Wir leben ja in einer Demokratie und das ist eine parlamentarische Demokratie und deshalb ist das Budgetrecht ein Kernrecht des Parlaments und insofern werden wir Wege finden, wie die parlamentarische Mitbestimmung so gestaltet wird, dass sie trotzdem auch marktkonform ist.[31]
  • Walther Eucken, der große Vordenker der Sozialen Marktwirtschaft, schrieb 1950: Es ist also nicht der Missbrauch wirtschaftlicher Macht zu bekämpfen, zu bekämpfen ist die wirtschaftliche Macht selbst.


Als sei nicht die Finanzkrise mit der Rettung der Banken durch die Staaten Ursache der Staatsverschuldung sondern der Sozialstaat[32], der "unbezahlbar" sei, wird dieser "reformiert" d.h. abgebaut. Speziell wird an dem wegen seiner hohen Defizite angreifbaren Griechenland ein Exempel statuiert und das Land in die Rationalitätenfalle gewaltiger Sparmaßnahmen getrieben. Gegenwehr in:

  • Chile: Demonstrationen von Schülern, Studierenden und Lehrenden für Zugang zum Bildungssystem für alle.
  • Griechenland: Streiks und Demonstrationen
  • Spanien: Demonstrationen der (jugendlichen) "indignados" (Entrüsteten)
  • USA: "Occupy Wall Street"
Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 10:16, 30. Dez. 2011 (CET)

Liste weiterer Ereignisse

  • Haymarket Riot, Chicago: Streik für den Achtstundentag, 1886
  • Donghak-Aufstand in Korea 1893/94
  • Boxeraufstand um 1900/1901
  • Russische Revolution 1905 (siehe auch Russische Revolution)
  • Bauernaufstand in Rumänien 1907
  • Syndikalismus und Shop Stewards Movement in England - The Great Labour Unrest 1910-1914
  • Februarrevolution 1917 in Russland
  • Oktoberrevolution in Russland, 1917
  • Novemberrevolution und Spartakusaufstand in Deutschland 1918/19
  • Räterepublik in Ungarn 1919
  • Generalstreik gegen den Kapp-Putsch in Deutschland 1920
  • Märzkämpfe in Mitteldeutschland 1921
  • Generalstreik in Großbritannien 1926
  • Sitzstreik bei General Motors 1936/37
  • Spanischer Bürgerkrieg 1936-1939
  • 24-stündiger Generalstreik in Deutschland, 12. November 1948
  • Ungarischer Volksaufstand 1956 - Gründung von Arbeiterräten
  • Posener Aufstand (1956)
  • Kubanische Revolution 1959
  • Tibetaufstand 1959
  • Ramadan-Revolte 1963 Irak (siehe dazu auch Revolutionärer Kommandorat ab 1968)
  • Mai 68 in Frankreich
  • Heißer Herbst 1968/69 (autunno caldo) in Italien
  • Septemberstreiks 1969 und wilde Streikwellen von 1973 in der BRD * [Nelkenrevolution]] 1974, Portugal
  • Winter of Discontent 1978/79
  • August-Streiks 1980 in Polen (Solidarność)
  • Britischer Bergarbeiterstreik 1984/1985
  • Generalstreik in Frankreich 2003

Um nur ein Beispiel zu nehmen: In Gerhard Beier: Der Demonstrations- und Generalstreik vom 12. November 1948 ist mit keinem Wort von KK die Rede. Gibt Ruhe oder die ganze Liste verschwindet in den Orkus!

Einzelnachweise und Anmerkungen

  1. Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8258(vgl. MEW Bd. 19, S. 195)
  2. Meyers kleines Lexikon, Leipzig 1968
  3. Der Klassenkampf der antiken Welt z.B. bewegt sich hauptsächlich in der Form eines Kampfes zwischen Gläubiger und Schuldner und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durch den Sklaven ersetzt wird. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519 (vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)
  4. Dollinger, a.a.O., S. 59
  5. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der seine politische Macht mit ihrer ökonomischen Basis einbüßt. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519(vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)
  6. Dollinger a.a.O., S. 148
  7. Dollinger, a.a.O., S. 147 f.
  8. "In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form – denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf – sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen." [Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8903(vgl. MEW Bd. 21, S. 300) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  9. In Wilhelm Zimmermann, Der große deutsche Bauernkrieg, Berlin 1974, ist auf S. 5 ein Zitat aus Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg" vorangestellt, worin es heißt: "Wenn dagegen der Zimmermannschen Darstellung ... nicht gelingt, die religiös-politischen Streitfragen jener Epoche als das Spiegelbild der gleichzeitigen Klassenkämpfe nachzuweisen; wenn sie in diesen Klassenkämpfen, nur Unterdrücker und Unterdrückte, Böse und Gute und den schließlichen Sieg des Bösen sieht; ...".
  10. "Auch in den sogenannten Religionskriegen des sechzehnten Jahrhunderts handelte es sich vor allem um sehr positive materielle Klasseninteressen, und diese Kriege waren Klassenkämpfe, ebensogut wie die späteren inneren Kollisionen in England und Frankreich. Wenn diese Klassenkämpfe damals religiöse Schibboleths trugen, wenn die Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der einzelnen Klassen sich unter einer religiösen Decke verbargen, so ändert dies nichts an der Sache ..."[Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 9021(vgl. MEW Bd. 7, S. 343)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  11. Walter Markov/Albert Soboul: 1789 Die Große Revolution der Franzosen Berlin 1973, S. 27
  12. Markov/Soboul, a.a.O., S. 72
  13. Engels über Saint-Simon:"Die französische Revolution aber als einen Klassenkampf, und zwar nicht bloß zwischen Adel und Bürgertum, sondern zwischen Adel, Bürgertum und Besitzlosen aufzufassen, war im Jahr 1802 eine höchst geniale Entdeckung."[Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8258(vgl. MEW Bd. 19, S. 195) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  14. Dollinger, a.a.O., S. 395
  15. "1831 hatte in Lyon der erste Arbeiteraufstand stattgefunden; 1838 bis 1842 erreichte die erste nationale Arbeiterbewegung, die der englischen Chartisten, ihren Höhepunkt. Der Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie trat in den Vordergrund der Geschichte der fortgeschrittensten Länder Europas, in demselben Maß, wie sich dort einerseits die große Industrie, andrerseits die neueroberte politische Herrschaft der Bourgeoisie entwickelte."[Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7674)(vgl. MEW Bd. 20, S. 24-25)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  16. Robert Kurz, Schwarzbuch Kapitalismus.Frankfurt 1999
  17. Karl Marx: Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 MEW Bd. 7(dazu Einleitung von Friedrich Engels)
  18. ders.: Revolution und Konterrevolution, Der Wiener Oktoberaufstand MEW Bd. 8, S. 63
  19. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. [Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2633(vgl. MEW Bd. 4, S. 471)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  20. "Der Junikampf zu Paris, der Fall Wiens, die Tragikomödie des Berliner Novembers, die verzweifelten Anstrengungen Polens, Italiens und Ungarns, Irlands Aushungerung – das waren die Hauptmomente, in denen sich der europäische Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse zusammenfaßte, an denen wir nachwiesen, daß jede revolutionäre Erhebung, mag ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampf scheinen, scheitern muß, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siegt, daß jede soziale Reform eine Utopie bleibt, bis die proletarische Revolution und die feudalistische Kontrerevolution sich in einem Weltkrieg mit den Waffen messen. … Jetzt, nachdem unsere Leser den Klassenkampf im Jahre 1848 in kolossalen politischen Formen sich entwickeln sahen, ist es an der Zeit, näher einzugehen auf die ökonomischen Verhältnisse selbst, worauf die Existenz der Bourgeoisie und ihre Klassenherrschaft sich gründet wie die Sklaverei der Arbeiter"".[Marx: Lohnarbeit und Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2690(vgl. MEW Bd. 6, S. 397 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  21. Dollinger, a.a.O.,
  22. Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich MEW Bd. 17, S. 361 f.
  23. "Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert." [Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 12460(vgl. MEW Bd. 17, S. 361)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  24. Dollinger, a.a.O.,
  25. New York Times vom 26.11.2006
  26. The New Statesman, 13. Januar 2003, S. 21.
  27. New York Times, September 22, 2011: The Social Contract By PAUL KRUGMAN
  28. ZEIT ONLINE 26.08.2011
  29. taz v. 9. 4.11
  30. F.A.Z., 15. August 2011
  31. deutschlandradio am 2. September 2011
  32. Mantra: "Wir alle haben über unsere Verhältnisse gelebt!"

Zur Ideologiebefangenheit:

"Soweit sie bürgerlich ist, d.h. die kapitalistische Ordnung statt als geschichtlich vorübergehende Entwicklungsstufe, umgekehrt als absolute und letzte Gestalt der gesellschaftlichen Produktion auffaßt, kann die politische Ökonomie nur Wissenschaft bleiben, solange der Klassenkampf latent bleibt oder sich in nur vereinzelten Erscheinungen offenbart." "[Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3329(vgl. MEW Bd. 23, S. 19-20) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


Antike:

"Der Klassenkampf der antiken Welt z.B. bewegt sich hauptsächlich in der Form eines Kampfes zwischen Gläubiger und Schuldner und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durch den Sklaven ersetzt wird." ."[Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3520(vgl. MEW Bd. 23, S. 149 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]

1831 und 1840

1831 hatte in Lyon der erste Arbeiteraufstand stattgefunden; 1838 bis 1842 erreichte die erste nationale Arbeiterbewegung, die der englischen Chartisten, ihren Höhepunkt. Der Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie trat in den Vordergrund der Geschichte der fortgeschrittensten Länder Europas, in demselben Maß, wie sich dort einerseits die große Industrie, andrerseits die neueroberte politische Herrschaft der Bourgeoisie entwickelte. [Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7674)(vgl. MEW Bd. 20, S. 24-25)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


1789:

Die französische Revolution aber als einen Klassenkampf, und zwar nicht bloß zwischen Adel und Bürgertum, sondern zwischen Adel, Bürgertum und Besitzlosen aufzufassen, war im Jahr 1802 eine höchst geniale Entdeckung.(über Saint-Simon)[Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8258(vgl. MEW Bd. 19, S. 195) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


Allgemein:

In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form – denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf – sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen. [Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8903(vgl. MEW Bd. 21, S. 300) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


Zu 1848:

Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. [Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2633(vgl. MEW Bd. 4, S. 471)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]

Der Junikampf zu Paris, der Fall Wiens, die Tragikomödie des Berliner Novembers, die verzweifelten Anstrengungen Polens, Italiens und Ungarns, Irlands Aushungerung – das waren die Hauptmomente, in denen sich der europäische Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse zusammenfaßte, an denen wir nachwiesen, daß jede revolutionäre Erhebung, mag ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampf scheinen, scheitern muß, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siegt, daß jede soziale Reform eine Utopie bleibt, bis die proletarische Revolution und die feudalistische Kontrerevolution sich in einem Weltkrieg mit den Waffen messen. … Jetzt, nachdem unsere Leser den Klassenkampf im Jahre 1848 in kolossalen politischen Formen sich entwickeln sahen, ist es an der Zeit, näher einzugehen auf die ökonomischen Verhältnisse selbst, worauf die Existenz der Bourgeoisie und ihre Klassenherrschaft sich gründet wie die Sklaverei der Arbeiter.[Marx: Lohnarbeit und Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2690 (vgl. MEW Bd. 6, S. 397 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]

Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert. [Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 12460(vgl. MEW Bd. 17, S. 361)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


Bauernkrieg: "Auch in den sogenannten Religionskriegen des sechzehnten Jahrhunderts handelte es sich vor allem um sehr positive materielle Klasseninteressen, und diese Kriege waren Klassenkämpfe, ebensogut wie die späteren inneren Kollisionen in England und Frankreich. Wenn diese Klassenkämpfe damals religiöse Schibboleths trugen, wenn die Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der einzelnen Klassen sich unter einer religiösen Decke verbargen, so ändert dies nichts an der Sache ..."[Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 9021(vgl. MEW Bd. 7, S. 343)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]


"Der Klassenkampf der antiken Welt z.B. bewegt sich hauptsächlich in der Form eines Kampfes zwischen Gläubiger und Schuldner und endet in Rom mit dem Untergang des plebejischen Schuldners, der durch den Sklaven ersetzt wird. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der seine politische Macht mit ihrer ökonomischen Basis einbüßt. Indes spiegelt die Geldform – und das Verhältnis von Gläubiger und Schuldner besitzt die Form eines Geldverhältnisses – hier nur den Antagonismus tiefer liegender ökonomischer Lebensbedingungen wider."[Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3520(vgl. MEW Bd. 23, S. 149 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 10:17, 30. Dez. 2011 (CET)

Ausbeutung und Leid

"Unterdrückung und Ausbeutung waren seit Beginn der Weltgeschichte das Los der Masse der Menschen in den unteren Klassen. Hinter den gewaltigen kulturellen Leistungen der Ägypter, Sumerer und Babylonier, die wir in ihren ausgegrabenen Kult- und Kunstzeugnissen bewundern, steckt die Arbeit ungezählter Namenloser, deren Blut, Schweiß und Tränen." [Hans Dollinger: Schwarzbuch der Weltgeschichte Frechen 1999, S. 14]

Lao-tse(604-520): "Die Hungersnot des Volkes ist auf die zu hohen Steuern zurückzuführen. Darum ist das Volk hungrig." [zit.n. Dollinger, a.a.O. S. 25]

  • 6. Jh. v. Chr. China: Das Volk hungert, weil die Herren zuviel Steuern verzehren. Deshalb muss es hungern. Es ist störrisch, weil die Herren zuviel tun, es zu stören. Darum ist es störrisch.[1]
  • Im Römischen Reich lebten mehrere Millionen von Sklaven; seit etwa 200 v. Chr. wurden mehrere Sklavenaufstände niedergeschlagen.[2]
  • 2650 bis 2190 Aufstände in Agypten wegen Pyramidenbau[3]
  • 335 v. Chr. macht Alexander der Große die Einwohner Thebens zu Sklaven,
  • 332 v. Chr. 30 000 Einwohner Sidons ebenfalls.[4]
  • 136 bis 132 Sklavenkrieg: 20 000 Sklaven werden von den Römern getötet.[5]


Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 10:18, 30. Dez. 2011 (CET)

Saint-Simon

Henri de Saint-Simon: Lettres d'un habitant de Genève (1802)

Machiavelli

Discorsi, Dabei untermauert Machiavelli die These, dass die Verfassung der Republik nicht auf Harmonie ausgelegt sein dürfe. Es solle immer ein Konfliktpotenzial bestehen (z. B. zwischen Adel und Bürgertum), weil dieser Zustand die politische Aktivität (und damit die virtù) der Bürger wachhalte. Der Verfall einer Republik hingegen wird unter anderem dadurch eingeleitet, dass Parteibildung und Korruption ein Handeln für das Allgemeinwohl verhindern. Hinzu komme später der Verfall der Sitten.


  1. Laozi: Daodejing Kapitel 75
  2. a.a.O., S 43 ff.
  3. Dollinger, a.a.O., S. 11
  4. a.a.O., S. 41
  5. a.a.O., S. 41

Materialsammlung

Gesetze über die Abschaffung von Eigentumsbindungen wie z.B. der Majorate, das Verbot von Grundstückserwerb durch die Kirche, die Ausweisung der Jesuiten und die Reform der christlichen Orden. ... Desamortisation einer großen Zahl von Klostern

Zugegeben, ich bin weder Marxist noch Marxologe und sollte mich dem Thema KK zuliebe mit Marxens Schriften beschäftigen. Dennoch bin ich der Meinung, dass KK nicht auf den marxistischen Begriff zu reduzieren ist. Außerdem sollte zunächst geklärt werden, ob "KK im Marxschen Sinne" bedeutet: a) KK in dem Sinn, wie Marx ihn definiert und beschrieben hat,

oder b) KK, der mit dem Ziel geführt wird, den Sozialismus zu errichten,

oder c) a) und b) identisch sind? --Merlinschnee 11:57, 24. Okt. 2011 (CEST)

Batrachtet man die Werke von Marx und Engels genauer, zeigt sich, dass nur in gewissen Texten der Terminus Klassenkampf sehr präsent ist. Z.B. das kommunistische Manifest. Was dich vielleicht intressieren könnte (was ich bisher so gesehen habe, für was du dich zum Thema intressierst, wäre http://www.mlwerke.de/me/me23/me23_245.htm ACHTES KAPITEL: Der Arbeitstag. Insebsondere die Abschnitte 5. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetze zur Verlängerung des Arbeitstags von Mitte des 14. bis zu Ende des 17. Jahrhunderts. 6. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Zwangsgesetzliche Beschränkungen der Arbeitszeit. Die englische Fabrikgesetzgebung von 1833-1864. 7. Der Kampf um den Normalarbeitstag. Rückwirkung der englischen Fabrikgesetzgebung auf andere Länder. Dann auch der ganze VIERTE ABSCHNITT - Die Produktion des relativen Mehrwerts. Sowie Kapitel 24, ursprüngliche Akkumulation. Als eine allgemeine kurze Einführung würde ich vorschlagen Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft Wie in der Brockhaus Definition von 1922 schon richtigerweise steht, Marx analysiert KK als historische (den Akteuren oft unbewußte) Realität und empfiehlt den bewussten Klassenkampf des Proletariats zur Errichtung einer sozialen gesellschaft. --Tets 16:17, 24. Okt. 2011 (CEST) Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850


I. Die Juniniederlage 1848

Vom Februar bis Juni 1848

Nach der Julirevolution, als der liberale Bankier Laffitte seinen compère, den Herzog von Orléans, im Triumph auf das Hôtel de Ville geleitete, ließ er das Wort fallen: »Von nun an werden die Bankiers herrschen.« Laffitte hatte das Geheimnis der Revolution verraten.

Nicht die französische Bourgeoisie herrschte unter Louis-Philippe, sondern eine Fraktion derselben, Bankiers, Börsenkönige, Eisenbahnkönige, Besitzer von Kohlen- und Eisenbergwerken und Waldungen, ein Teil des mit ihnen ralliierten Grundeigentums – die sogenannte Finanzaristokratie. Sie saß auf dem Throne, sie diktierte in den Kammern Gesetze, sie vergab die Staatsstellen vom Ministerium bis zum Tabaksbüro.

die Alleinherrschaft der Finanzaristokratie entwickelte und je mehr sie selbst nach den in Blut erstickten Emeuten 1832, 1834 und 1839 ihre Herrschaft über die Arbeiterklasse gesichert wähnte.

Die kleine Bourgeoisie in allen ihren Abstufungen, ebenso die Bauernklasse waren vollständig von der politischen Macht ausgeschlossen.

Durch ihre Finanznot war die Julimonarchie von vornherein abhängig von der hohen Bourgeoisie, und ihre Abhängigkeit von der hohen Bourgeoisie wurde die unerschöpfliche Quelle einer wachsenden Finanznot. Unmöglich, die Staatsverwaltung dem Interesse der nationalen Produktion unterzuordnen, ohne das Gleichgewicht im Budget herzustellen, das Gleichgewicht zwischen Staatsausgaben und Staatseinnahmen. Und wie dies Gleichgewicht herstellen ohne Beschränkung des Staatsaufwandes, d.h. ohne Interessen zu verletzen, die ebenso viele Stützen des herrschenden Systems waren, und ohne die Steuerverteilung neu zu regeln, d.h. ohne einen bedeutenden Teil der Steuerlast auf die Schultern der hohen Bourgeoisie selbst zu wälzen?

Die Verschuldung des Staats war vielmehr das direkte Interesse der durch die Kammern herrschenden und gesetzgebenden Bourgeoisfraktion. Das Staatsdefizit, es war eben der eigentliche Gegenstand ihrer Spekulation und die Hauptquelle ihrer Bereicherung. Nach jedem Jahre ein neues Defizit

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 10:19, 30. Dez. 2011 (CET)

Konkreter Vorschlag für KK-Artikel

Klassenkämpfe in Geschichte und Gegenwart

Seit Beginn der geschriebenen Geschichte fanden Klassenkämpfe statt[1]. Teils bestimmten sie konkrete Ereignisse, teils begleiteten sie diese. Mitunter ist deren Klassenkampfcharakter auch umstritten. Nicht immer ist den Beteiligten klar, dass sie sich in einem Klassenkampf befinden. Einige Marxisten akzeptieren die Bezeichnung Klassenkampf nur für Bestrebungen, die den Sozialismus als Ziel haben; insbesondere für Erhebungen gegen die Sowjetmacht lassen sie sie nicht gelten.

Antike

Bereits im Alten ReichÄgyptens während der 3. bis 6. Dynastie gab es zwischen 2650 und 2190 Aufstände wegen der Zwangsdienste beim Pyramidenbau.[2] Aus dem 6. Jahrhundert v. Chr. ist aus China überliefert, dass "das Volk hungert, weil die Herren zuviel Steuern verzehren" und dass es "störrisch" ist.[3] 335 v. Chr. machte Alexander der Große die überlebenden Einwohner Thebens und 332 v. Chr. 30 000 Einwohner Sidons zu Sklaven.[4] Im aufstrebenden Rom entwickelten sich ab 494 v. Chr. (Menenius Agrippa) die [[Ständekämpfe (Rom)>Ständekämpfe]] zwischen Plebejern und Patriziern, über Zwölftafel- und licinisch-sextische Gesetzgebung zur Regelung von Schulden, bis sie 287 v. Chr. "lex Hortensia" ihren Abschluss auf politisch-institutioneller Ebene fanden.[5] Unter Althistorikern umstritten ist, ob die Gracchische Reform von 133 bis 121 ein Klassenkampf zwischen Proletariern und Senatoren war oder nur auf persönliche Motive der Gracchen zurückzuführen sei. Nach Marx bewegte sich der Klassenkampf in der Antike hauptsächlich zwischen Gläubiger und Schuldner bis er in Rom, nach dem Untergang des plebejischen Schuldners, durch den Klassenkampf zwischen Sklaven und Sklavenhaltern abgelöst wurde.[6] Im Römischen Reich lebten mehrere Millionen von Sklaven; seit etwa 200 v. Chr. wurden mehrere Sklavenaufstände niedergeschlagen.[7]So wurden im Ersten Sklavenkrieg(136 bis 132) 20.000 Sklaven von den Römern hingerichtet.[8] Von 104 bis 102 gab es einen Zweite Sklavenkrieg und schließlich den Dritten Sklavenkrieg (Aufstand des Spartacus 73-71 v.Chr.) mit 60.000 gefallenen und 6.000 hingerichteten Sklaven.

Zur Zeit der Zweiten Dynastie im Alten Reich Ägyptens gab es bereits im 29. Jahrhundert v. Chr. einen Aufstand in Unterägypten. Auch im 22. Jahrhundert v. Chr. erhoben sich dort Bauern, Sklaven, Hirten und Handwerker.[9]


Auch in Mesopotamien gab es der zweiten Hälfte des 3. Jahrtausends v. Chr. Aufstände, z. B in Lagasch gegen Urukagina und in Akkad zur Zeit Sargons. Als nach einer Verlagerung des Unterlauf des Hoangho in China 18 n. Chr. eine Hungersnot ausbrach, erhoben sich die betroffenen Bauern gegen Kaiser und Grundbesitzer. Dieser Aufstand der Roten Augenbrauen dauerte bis 27 n. Chr. In Messenien erhoben sich 464 - 455 die Heloten gegen die Spartiaten.

Mittelalter

[10]


Unter Führung Thomas des Slawen zogen von 821 bis 824 bis zu 80.000 Aufständische, die gegen Steuerzahlungen und die Macht der Kirche aufbegehrten, durch Kleinasien und Thrakien gegen Konstantinopel.

825 leisteten im Königreich Mercia Freibauern Widerstand gegen die Feudalisierung durch den angelsächsischen Adel.

"Eine Folge der Inquisition war, dass die ,niedrigen' Volksschichten gewaltsam zu unterwürfiger Gottergebenheit und asketischer Lebensweise angehalten wurden, ..."[11]

Die in der Marsch nordwestlich Bremens lebenden Stedinger waren im 12./13. Jahrhundert freie Bauern. Mit Unterstützung des Papstes führte der Erzbischof von Bremen einen "Kreuzzug" gegen sie durch. Seine und des Grafen von Oldenburg Truppen besiegten 1234 in der Schlacht bei Altenesch die Stedinger Bauern. 2.000 von ihnen fielen. Die Überlebenden flohen nach Friesland. Frauen und Kinder wurden verbrannt. [12].

Dithmarschen gehörte seit 1227 zwar zum Erzbistum Bremen, jedoch unter Wahrung weitgehender Selbstverwaltung. Die "Bauernrepublik" konnte sich auch gegen Angriffe der Grafen von Holstein 1319 und 1404, sowie 1500 gegen Dänemark behaupten, das sie erst 1559 unterwerfen konnte.

Jacquerie 1358: Bedrängt durch die Folgen von Pestepidemien und des Hundertjährigen Krieges sowie ermutigt durch einen erfolgreichen Aufstand Pariser Handwerker erhoben sich die Bauern in Nordfrankreich gegen den Adel. Der Aufstand wurde in Blut erstickt.

Kölner Weberaufstand: Am 20. Mai 1369 erhob sich die Weberzunft gegen die Kölner Patrizier der Richerzeche. Nach vorübergehender Dominanz der Weber in der Stadt unterlagen sie am 20. November 1371 der Richerzeche und anderen Zünften. 1396 konnten dann die Zünfte die Richerzeche entmachten und mit dem Verbundbrief eine bürgerliche Verfassung durchsetzen.

Während des Ciompi-Aufstandes in Florenz 1378 waren mit den Ciompi genannten Arbeitern der Florentiner Kleidungsindustrie erstmals Angehörige der Unterschicht vorübergehend an der Regierung der Stadt beteiligt.

Neuzeit

[13]

  • 1744 Weberaufstand (révolte des Canuts) in Lyon[16]
  • 1819 Wellington lässt in eine Massenversammlung von Arbeitern und Arbeitslosen schießen und die Menge mit Kavallerie auseinandertreiben: 11 Tote und über 400 Verwundete.[19]

Aufstand der Seidenweber in Lyon 1831 - gilt häufig als Beginn der modernen Arbeiterbewegung und Chartistenbewegung in England 1838-1848[20]

  • 1844 Weberaufstand in Schlesien

Revolution von 1848/49 in mehreren europäischen Ländern[21], In Die Klassenkämpfe in Frankreich 1848 - 1850 spricht Marx von "dem großen Klassenkampfe, den die bürgerliche (die zweite französische) Republik unter ihren Fittichen verbarg"[22][23][24][25]

1851 lässt Präsident Louis Bonaparte (der spätere Kaiser Napoleon III.) in Paris neue Aufstandsversuche niederkartätschen.[26]

Pariser Kommune 1871[27][28]

  • 1906 Bauernaufstände in Russland (Niederschlagung durch Armee und Polizei)[29]
  • Syndikalismus und Shop Stewards Movement in England - The Great Labour Unrest 1910-1914
  • 1910/17 Revolution in Mexico
  • 1920 Generalstreik gegen den Kapp-Putsch in Deutschland: Am Vormittag des 13. März wurde ein Aufruf des Pressechefs der Reichskanzlei, Ulrich Rauscher zum Generalstreik im Namen des Reichspräsidenten und der SPD-Minister und -Fraktion verbreitet; dem schlossen sich am Nachmittag der Allgemeine Deutsche Gewerkschaftsbund (ADGB) und die Arbeitsgemeinschaft freier Angestelltengewerkschaften (AfA) an.
  • 1920 Ruhraufstand, auch Märzaufstand oder Ruhrkampf genannt, war ein Aufstand linksgerichteter Arbeiter des Ruhrgebiets im März 1920. Der Aufstand erfolgte zunächst anlässlich des rechtsgerichteten Kapp-Putsches vom 13. März 1920, richtete sich dann aber auf das Ziel der „Erringung der politischen Macht durch die Diktatur des Proletariats“. Nach dem Ende des Kapp-Putsches ließ die Reichsregierung den andauernden Ruhraufstand von der Reichswehr niederschlagen.
  • 24-stündiger Generalstreik in Deutschland, 12. November 1948: Als nach der Währungsreform vom Juni 1948 die viele Preise heftig gestiegen waren, nicht aber die Löhne, gab es eine Reihe von Gewerkschafts-Demonstrationen in Westdeutschland. Schließlich rief der DGB zu dem Generalstreik für 24 Stunden in den Besatzungszonen der USA und Großbritanniens auf, der mit Beteiligung von fast 4/5 der Beschäftigten befolgt wurde. Daraufhin soll Adenauer Erhard angewiesen haben, Preiserhöhungen zu unterbinden und Lohnangleichungen zu fördern.


  1. "Unterdrückung und Ausbeutung waren seit Beginn der Weltgeschichte das Los der Masse der Menschen in den unteren Klassen. Hinter den gewaltigen kulturellen Leistungen der Ägypter, Sumerer und Babylonier, die wir in ihren ausgegrabenen Kult- und Kunstzeugnissen bewundern, steckt die Arbeit ungezählter Namenloser, deren Blut, Schweiß und Tränen." [Hans Dollinger: Schwarzbuch der Weltgeschichte Frechen 1999, S. 14]
  2. Dollinger, Schwarzbuch der Weltgeschichte Frechen 1999, S. 11
  3. Laozi: Daodejing, Kapitel 75
  4. Dollinger, a.a.O., S. 41
  5. Ploetz, Freiburg i. Br. 2003
  6. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519 (vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)]
  7. Dollinger, a.a.O., S 43 ff.
  8. a.a.O., S. 41
  9. Atlas zur Geschichte. Gotha/Leipzig 1973 Bd. 1, S. 5
  10. Im Mittelalter endet der Kampf mit dem Untergang des feudalen Schuldners, der seine politische Macht mit ihrer ökonomischen Basis einbüßt. [Marx: Das Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 3519(vgl. MEW Bd. 23, S. 149-150)
  11. Dollinger a.a.O., S. 148
  12. Dollinger, a.a.O., S. 147 f.
  13. "In der modernen Geschichte wenigstens ist also bewiesen, daß alle politischen Kämpfe Klassenkämpfe, und alle Emanzipationskämpfe von Klassen, trotz ihrer notwendig politischen Form – denn jeder Klassenkampf ist ein politischer Kampf – sich schließlich um ökonomische Emanzipation drehen." [Engels: Ludwig Feuerbach und der Ausgang der klassischen deutschen Philosophie. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8903(vgl. MEW Bd. 21, S. 300) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  14. In Wilhelm Zimmermann, Der große deutsche Bauernkrieg, Berlin 1974, ist auf S. 5 ein Zitat aus Friedrich Engels, Der deutsche Bauernkrieg" vorangestellt, worin es heißt: "Wenn dagegen der Zimmermannschen Darstellung ... nicht gelingt, die religiös-politischen Streitfragen jener Epoche als das Spiegelbild der gleichzeitigen Klassenkämpfe nachzuweisen; wenn sie in diesen Klassenkämpfen, nur Unterdrücker und Unterdrückte, Böse und Gute und den schließlichen Sieg des Bösen sieht; ...".
  15. "Auch in den sogenannten Religionskriegen des sechzehnten Jahrhunderts handelte es sich vor allem um sehr positive materielle Klasseninteressen, und diese Kriege waren Klassenkämpfe, ebensogut wie die späteren inneren Kollisionen in England und Frankreich. Wenn diese Klassenkämpfe damals religiöse Schibboleths trugen, wenn die Interessen, Bedürfnisse und Forderungen der einzelnen Klassen sich unter einer religiösen Decke verbargen, so ändert dies nichts an der Sache ..."[Engels: Der deutsche Bauernkrieg. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 9021(vgl. MEW Bd. 7, S. 343)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  16. Walter Markov/Albert Soboul: 1789 Die Große Revolution der Franzosen Berlin 1973, S. 27
  17. Markov/Soboul, a.a.O., S. 72
  18. Engels über Saint-Simon:"Die französische Revolution aber als einen Klassenkampf, und zwar nicht bloß zwischen Adel und Bürgertum, sondern zwischen Adel, Bürgertum und Besitzlosen aufzufassen, war im Jahr 1802 eine höchst geniale Entdeckung."[Engels: Die Entwicklung des Sozialismus von der Utopie zur Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 8258(vgl. MEW Bd. 19, S. 195) http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  19. Dollinger, a.a.O., S. 395
  20. "1831 hatte in Lyon der erste Arbeiteraufstand stattgefunden; 1838 bis 1842 erreichte die erste nationale Arbeiterbewegung, die der englischen Chartisten, ihren Höhepunkt. Der Klassenkampf zwischen Proletariat und Bourgeoisie trat in den Vordergrund der Geschichte der fortgeschrittensten Länder Europas, in demselben Maß, wie sich dort einerseits die große Industrie, andrerseits die neueroberte politische Herrschaft der Bourgeoisie entwickelte."[Engels: Herrn Eugen Dührings Umwälzung der Wissenschaft. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 7674)(vgl. MEW Bd. 20, S. 24-25)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  21. Karl Marx: Klassenkämpfe in Frankreich 1848 bis 1850 MEW Bd. 7(dazu Einleitung von Friedrich Engels)
  22. a.a.O. S. 27 f.
  23. Engels.: Revolution und Konterrevolution, Der Wiener Oktoberaufstand MEW Bd. 8, S. 63
  24. Es bedarf aber bloß der Verbindung, um die vielen Lokalkämpfe von überall gleichem Charakter zu einem nationalen, zu einem Klassenkampf zu zentralisieren. [Marx/Engels: Manifest der kommunistischen Partei. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2633(vgl. MEW Bd. 4, S. 471)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  25. "Der Junikampf zu Paris, der Fall Wiens, die Tragikomödie des Berliner Novembers, die verzweifelten Anstrengungen Polens, Italiens und Ungarns, Irlands Aushungerung – das waren die Hauptmomente, in denen sich der europäische Klassenkampf zwischen Bourgeoisie und Arbeiterklasse zusammenfaßte, an denen wir nachwiesen, daß jede revolutionäre Erhebung, mag ihr Ziel noch so fernliegend dem Klassenkampf scheinen, scheitern muß, bis die revolutionäre Arbeiterklasse siegt, daß jede soziale Reform eine Utopie bleibt, bis die proletarische Revolution und die feudalistische Kontrerevolution sich in einem Weltkrieg mit den Waffen messen. … Jetzt, nachdem unsere Leser den Klassenkampf im Jahre 1848 in kolossalen politischen Formen sich entwickeln sahen, ist es an der Zeit, näher einzugehen auf die ökonomischen Verhältnisse selbst, worauf die Existenz der Bourgeoisie und ihre Klassenherrschaft sich gründet wie die Sklaverei der Arbeiter"".[Marx: Lohnarbeit und Kapital. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 2690(vgl. MEW Bd. 6, S. 397 f.)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  26. Dollinger, a.a.O.,
  27. Karl Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich MEW Bd. 17, S. 361 f.
  28. "Der höchste heroische Aufschwung, dessen die alte Gesellschaft noch fähig war, ist der Nationalkrieg, und dieser erweist sich jetzt als reiner Regierungsschwindel, der keinen andern Zweck mehr hat, als den Klassenkampf hinauszuschieben, und der beiseite fliegt, sobald der Klassenkampf im Bürgerkrieg auflodert." [Marx: Der Bürgerkrieg in Frankreich. Marx/Engels: Ausgewählte Werke, S. 12460(vgl. MEW Bd. 17, S. 361)http://www.digitale-bibliothek.de/band11.htm ]
  29. Dollinger, a.a.O.,
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Dramatikerjahr 1813

Das Jahr 1813 wird als "Dramatikerjahr" bezeichnet, weil es das Geburtsjahr einer Reihe von Dramatikern ist:

Levada -> Müller

Am 2. Juli 2012 nahm Papst Benedikt Levadas aus Altersgründen vorgebrachtes Rücktrittsgesuch an und bestimmte Gerhard Ludwig Müller zum Präfekten der Kongregation für die Glaubenslehre sowie zum Präsidenten der Päpstlichen Kommission Ecclesia Dei, der Päpstlichen Bibelkommission und der Internationalen Theologenkommission.

Lohnarbeit

Sie übergeben das zu bearbeitende oder zu verarbeitende Material einem Subunternehmer, der diese Arbeiten aufgrund eines Werkvertrags durchführt und dann Werklohn bekommt. Das Subunternehmen bekommt vom Auftraggeber Pläne und/oder ein Muster des zu fertigenden Teils. Der Subunternehmer benutzt dann seine eigene Produktionsstätte, Maschinen, Geräte und Belegschaft um die Teile zu fertigen, manchal auch mit Leihmaschinen. Der Subunternehmer haftet nur für die Qualität seiner Arbeit, nicht für Materialfehler. Machmal sind das auch Scheinselbständige, die ihren Lohn brutto erhalten und dann sich selbst versichern und Steuern zahlen müssen. Es ist Sache der Betriebswirtschaft festzustellen, ob es vorteilhafter ist, bestimmte Arbeiten im eigenen Betrieb durchzuführen oder durch einen Werkvertragspartner durchführen zu lassen. Wenn man bei google „Lohnarbeit“ eingibt, kann man Betriebe finden, die solche Dienstleistungen oder eben Lohnarbeiten anbieten.

Beispiele:

Hersteller X hat die Kunststoffteile von Wäscheklammern gegossen und die Drähte zu Spiralfedern gedreht. Er gibt diese Einzelteile sowie Verpackungsmaterial an Y (z. B. eine Behindertenwerkstatt oder eine Justizvollzugsanstalt), wo jeweils zwei symmetrische Kunststoffteile in eine Spiralfeder gesteckt werden und diese Klammern dann auf Pappdeckel geklemmt und in Kartons verpackt werden. X erhält das Fertigprodukt zurück, zahlt Y für die geleistete Arbeit (= Lohnarbeit) einen bestimmten Lohn und verkauft die Ware an seine Kunden. Y hat dann für X „in Lohnarbeit gefertigt“.

Oder:

Kleiderladen A bietet seinen Kunden den Service, bei ihm gekauften Kleidungsstücken Hosenbeine, Jackenärmel, Röcke usw. gegen einen bestimmten Aufpreis auf die passende Länge kürzen zu lassen. Wenn nicht ein(e) Mitarbeiter(in) von A diese Änderungsarbeiten durchführt, gibt A die Ware an die Änderungsschneiderei B, die diese (Lohn-)Arbeiten durchführt, die Ware an A zurückgibt und von diesem für die Änderungsarbeiten bezahlt wird. A berechnet seinen Kunden diese „in Lohnarbeit durchgeführten“ Änderungen weiter.


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Manuelle Archivierung

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Übersetzung

Engl.spr. WP:class conflict


Im englischsprachigen Raum ist class struggle als marxistisch desavouiert; stattdessen wird das sachlicher bzw. harmloser klingende class conflict bevorzugt, jedoch neuerdings in den USA auch class warfare. So wurde dieser Begriff schon 2006 von Warren Buffett zur Beschreibung der Realität verwendet:„Es herrscht Klassenkrieg, richtig, aber es ist meine Klasse, die Klasse der Reichen, die Krieg führt, und wir gewinnen".[1][2] Hingegen wird class warfare abwertend bzw. verniedlichend von konservativen Journalisten und Politikern für das Ansinnen Obamas, die Reichen stärker zum Abbau der Staatsverschuldung heranzuziehen, benutzt z. B. durch Andrew Napolitano(Fox News Channel) bzw. den führenden Republikaner Paul Ryan. Diesem widersprach Paul Krugman: "Nichts davon ist wahr. Im Gegenteil, es sind Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will, die den Klassenkampf führen.“[3] und George Soros erklärte Ryans Standpunkt als den der Hedgefonds-Manager, die es schmerze, mehr Steuern zahlen zu müssen.[4][5]


21st Century USA

Predicated on the proposed tax legislation aimed at the wealthy in the USA, conservative news hosts and talk-show commentators are bringing pejorative application to the term "class warfare". Perhaps an ad hominem attack on the man who reintroduced the term to main-stream America, Warren Buffett, the term in its classic sense, is now being used to describe President Obama's efforts to create the Buffett Rule. The rule would set a minimum effective tax rate of 30% for those individuals making over $1 million USD annually. FOX News Business Network anchor and investor Eric Bolling, Fox News commentator Steve Moore, political and legal analyst for Fox News Channel Andrew Napolitano, and former speech writer for President George W. Bush, Marc Thiessen have all used the words "class warfare" to describe the tax initiative.[6]

In response fellow billionaire and friend to Warren Buffett, George Soros addresses the pejorative use of the term by the conservative-right by stating, "Speaking as a person who would be most hurt by this, I think my fellow hedge fund managers call this class warfare because they don't like to pay more taxes."[7]

Paul Ryan

Nachdem Ryan Präsident Obamas Anregung, die reichen US-Bürger, die wenig Steuern zahlten, sollten mehr zum Abbau der Staatsverschuldung beitragen, als "class warfare" bezeichnet hatte, widersprach dem Paul Krugman in einem Artikel in der New York Times vom 22. September 2011 und machte seinerseits Ryan diesen Vorwurf: "Im Gegenteil, es sind Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will, die den Klassenkampf führen."[8]

Nachdem Ryan Präsident Obamas Anregung, die reichen US-Bürger, die wenig Steuern zahlten, sollten mehr zum Abbau der Staatsverschuldung beitragen, als "class warfare" bezeichnet hatte, widersprach dem Paul Krugman in einem Artikel in der New York Times vom 22. September 2011 und warf seinerseits Ryan vor "class war" zu propagieren: "Es war natürlich nichts der Art. Im Gegenteil, es sind Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will, die den Klassenkampf führen[9]."

Geschichte der Juden in München

Zwar wohnten bereits im Mittelalter Juden in München, doch wurden sie in Pogromen mehrmals vertrieben und konnten sich aufgrund der besonders restriktiven antijüdischen Politik der bairischen Wittelsbacher erst ab etwa 1800 etablieren. Insofern dann einerseits einige bedeutende Persönlichkeiten aus der Münchner jüdischen Gemeinde hervorgingen und andererseits der Antisemitismus gerade von München als "Hauptstadt der Bewegung" aus wirkte, ist die Geschichte der Juden in München von besonderer, mehr als nur lokaler Bedeutung. Das gilt auch noch für die Zeit nach 1945.[10].

seit 1945

Anschläge: Vor 1970 waren jüdische Einrichtungen in München wie andernorts in Deutschland frei zugänglich. Am 10. Februar 1970 wurde bei einem Angriff arabischer Terroristen auf eine von Tel-Aviv gekommene El-Al-Maschine eine Person getötet. Bei einem bislang ungeklärten Brandanschlag am 13. Februar 1970 kurz nach Sabbatanbruch auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde starben sieben Menschen. Im Juni 1970 wurden in der Münchener Hauptsynagoge eine Torarolle und andere Kultgegenstände geschändet. Während der Olympischen Sommerspiele in München wurden am 5. September 1972 elf israelische Sportler und ein Sicherheitsbeamter im Rahmen einer Geiselnahme ermordet. Diese Terrorakte blieben nicht ohne Auswirkung auf das jüdische Leben in München: Unbefangenheit war ferner unmöglich, zumal in dieser Stadt auch beim rechtsterroristischen Oktoberfestattentat am 26. September 1980 dreizehn Menschen getötet und über 200 verletzt wurden - zufällige Besucher des Münchner Oktoberfestes - und hier die prominentesten Rechtsextremisten Deutschlands Gerhard Frey und Franz Schönhuber lebten und wirkten.[11]

Gottfried Eisenmann

Bildung und medizinische Wirksamkeit

Für die naturhistorische Schule war die Beobachtung die erste und wichtigste Quelle der Nosologie. Die Waage, das Elektrometer, der Apparat der chemischen Reagenzien, das Mikroskop – all diese Dinge waren für sie von großer Bedeutung.[12] 1930 erschien in Würzburg Eisenmanns Buch Der Tripper in allen seinen Formen und allen seinen Folgen.[13] Das Thema ist umfassend behandelt: eigene Erfahrungen und Werke anderer Autoren werden berücksichtigt, Symptome Verlauf und Therapie werden dargestellt. Das Werk, mit dem Eisenmann sich seinen medizinischen Ruf schuf, war Die vegetativen Krankheiten und die entgiftende Heilmethode, das er im vierten Jahr der Münchener Untersuchungshaft abschloss (Erlangen 1835). Hier legte er seine Lehre dar, die ihren besonderen Ausdruck in seinem nosologischen System und in der entgiftenden Heilmethode findet.[14] Eisenmann unterschied die künstlichen und die natürlichen Krankheitssysteme. Den künstlichen Systemen wurde im allgemeinen ein einziges Merkmal als Einteilungsgrund unterlegt, z. B. a) nach der Krankheitsdauer: akut oder chronisch b) nach der Örtlichkeit, also den Körperteilen (nach ihm die für wissenschaftliche Zwecke schlechteste) c) nach chemischen Rücksichten: saure oder basische Beschaffenheit der krankhaften Absonderungen d) nach physiologischen Prinzipien: durch äußere und innere Reize bewirkt; Krankheiten der sensiblen, der irritablen und der reproduktiven Verrichtungen; als Krankheiten des Blutes oder der Vegetation.[15]

Eisenmann war der Auffassung: Das Leben ist an sich eins und unteilbar. Der menschliche Organismus lässt drei Dimensionen erkennen: 1. eine bestimmte Gestalt, analog den Fossilien und Kristallen 2. eine Tätigkeit, die in der Pflanzenwelt <77> den Stoffwechsel unterhält (vegetativ). 3. Funktionen der Selbständigkeit und Freitätigkeit (sensitiv und geistig). Analog dazu unterschied er drei Krankheitsklassen: I. Klasse: Krankheiten der Kristallisation, anatomische Krankheiten, Morphosen II. Klasse: Krankheiten der Vegetation, Phytosen oder vegetative Krankheiten III. Klasse: Krankheiten der Animalisation, Neurosen oder sensitive Krankheiten. Diese Durchführung des Eisenmannschen Krankheitssystems weist natürlich die Vorzüge und Fehler jeder strengen und konsequenten Systematik auf.[16] Obwohl Eisenmann noch nicht völlig frei von naturphilosophischem Gedankengut war, zeigt sich doch im Bewusstsein der Begrenztheit seines Wissens und der Möglichkeit zu irren, sowie im Beobachten und Ordnen ein Streben nach naturwissenschaftlicher Grundlage für die Medizin. 1835 betonte E. auch schon eindringlich die Wichtigkeit der Auskultation und Perkussion..[17] In seinem Werk Die Wundfieber und die Kindbettfieber (Erlangen 1837) benannte er die Infektion der Wundfläche des Uterus als Ursache. Für weitere Folgerungen fehlte ihm die praktische Erfahrung..[18] Schließlich wies Eisenmann auch auf die Wichtigkeit der Obduktionsbefunde hin, so z. B. in seiner Streitschrift gegen Griesinger und in seinem 1842 erschienen Buch „Die Hirnerweichung“, (144 Seiten, Leipzig).[19] Die naturhistorische Schule und mit ihr E. erkannten die Ansteckung als mit „Contagium animatum“, als einer lebenden und zur Fortpflanzung fähigen Materie verbunden. [20]Durch Desinfektion sollten die Contagien abgetötet werden.[21] Denn als Hauptaufgabe des Arztes erklärte Eisenmann, das Krankheitsgift (als die Krankheitsursache) aus dem Körper zu entfernen. Ihr widmete er die entgiftende Heilmethode, zu deren Ausbildung er mit seiner Schrift Hinweise geben wollte.[22] Klinische Beobachtungen und Experimente waren die Wege, die er für die weitere Ausbildug seiner spezifischen Heilmethode forderte.[23] Eisenmann ist ein Mittler, dessen Weg von der parasitären über die nosologisch-klassifikatorische zur naturwissenschaftlich-diagnostischen Medizin führt.[24]


BIBLIOGRAPHIE Die Krankheitsfamilie Pyra(Schleimhautexantheme), 2 Bände. Erlangen 1834 Die Krankheitsfamilie Typhus, Würzburg 1835 Die Krankheitsfamilie Cholesis, Würzburg 1836

In Johann Lukas Schönlein Klinik im Würzburger Julius-Spital lernte Eisenmann dessen naturhistorische Lehre kennen, schloss sich ihr an und vertrat sie zeit seines Lebens gegen andere medizinische Auffassungen, teils sogar polemisch, wie gegenüber der auf Schellings Naturphilosophie basierenden, aber auch 1845 in seiner Auseinandersetzung mit Wilhelm Griesinger.[25] 1817 war Eisenmann Teilnehmer des Wartburgfestes und empfing dort den Impuls zur Gründung der ersten Würzburger Burschenschaft. Eisenmann, der zusammen mit früheren Jenaer Burschenschaftern in der Studentenverbindung Bavaria die burschenschaftlichen Parteien vertrat, gründete er am 27. Juni 1818 die Burschenschaft Germania zu Würzburg, die zu Beginn eine Stärke von 131 Mann hatte. Nach deren Verbot 1819 gehörte er 1821 - 1823 dem geheimen Jünglingsbund an. Infolge einer Denunziation kam er für dreizehn Monate in Untersuchungshaft nach München, bis er durch ein Gerichtsurteil freikam. Jedoch stand Eisenmann weiterhin unter Polizeiaufsicht und durfte sich ein Jahr lang nicht in Universitätsstädten aufhalten. So praktizierte er 1825 zunächst in Hammelburg und schließlich bis 1832 in Würzburg.

Seit Januar 1829 war Eisenmann neben den Professoren J. A. v. Seufert und Brendel Mitherausgeber unter anderem des in Würzburg erscheinenden „Bayerischen Volksblattes“, eines konstitutionell-monarchisch ausgerichteten, sich für Pressefreiheit einsetzenden „unabhängigen“ Oppositionsblattes, welches das Hauptorgan der Liberalen in Bayern war. Infolge der bayerischen Zensurverordnung von 1831 verschärfte er seine Oppositionshaltung. Das Hambacher Fest 1832 und das Konstitutionsfest in Gaibach gaben der Regierung Anlaß zu nochmaligem Einschreiten gegen Eisenmann, der immer polizeilich beobachtet worden war. 1832 wurde die Zeitung verboten und Eisenmann war 1832 bis 1836 erneut in Untersuchungshaft in München. 1836 wurde er unter Anklage des Hochverrats - begangen durch Verfassen sowie Verbreitung umstürzlerischer Schriften - und der Majestätsbeleidigung zu einer Zuchthausstrafe unbestimmter Dauer verurteilt. Bis zu seiner Begnadigung 1847 verbüßte er diese erst in Oberhaus bei Passau und dann auf dem Rosenberg bei Kronach. Im März 1848 wurde Eisenmann vollständig rehabilitiert und erhielt eine Entschädigung vom bayerischen Staat.

1848 schickte ihn Nürnberg, dessen Ehrenbürger er wurde, in das Vorparlament, das ihn auch in den Fünfzigerausschuss entsandte. Eisenmann war vom 18. Mai 1848 bis zum 30. Mai 1849 Abgeordneter für Würzburg in der Frankfurter Nationalversammlung, gehörte ab 19. Mai 1848 der Revisionskommission zur Vorberatung über die von der vorbereitenden Kommission abgeschlossenen Verträge an und ab 23. Mai 1848 dem Zentralausschuss für die Prüfung der Wahlen. Zunächst schloss er sich dem Casino an, bezeichnete sich aber selbst als parteilos, wechselte vom rechten Zentrum bis zur Linken über und wurde schließlich Vorstandsmitglied des Centralmärzvereins. Eisenmann blieb in Frankfurt seiner liberalen konstitutionell-monarchischen Gesinnung mit dem Hauptziel einer föderativen Einigung Deutschlands treu und stimmte gegen die Wahl des preußischen Königs zum Kaiser der Deutschen. Angriffen von rechts und links ausgesetzt, als „Sonderling und politischer Einsiedler“[26] angesehen, sprach er sich gegen ein Erbkaisertum und gegen die Verlegung des Parlaments nach Stuttgart aus und legte vor dieser sein Mandat nieder[27].

zu Julius - KLA

Rezeption

Zeitgenössische Kritik

Schon von Stahls Zeitgenossen gab es Kritik: Der Historiker und Politiker Friedrich Christoph Dahlmann kritisierte(nach Klaus von Beymes Meinung "durchaus zutreffend"), Stahl wolle die Freiheit nur in „homöopathischen Tropfenteilchen“ gewähren[28]. Der liberale Politiker und Staatswissenschaftler Robert von Mohl zählte Stahl zu den Gegnern des Rechtsstaats und Befürwortern einer Theokratie[29]. Eduard Wippermann widmete in seinem 1851 erschienenen Werk Die altorientalischen Religionsstaaten Stahl einen Anhang[30], weil er ihn als den Repräsentanten der Lehre vom "christlichen Staat" sah, der als Einziger diese Doctrinen in einem umfassenden Systeme wissenschaftlich verarbeitet hat, und stellte fest, am leichtesten regiere es sich im Religionsstaate. Der Staatsrechtler Rudolf Gneist meinte ironisch, dass Stahls Persönlichkeit und Lebensführung in "scharfem Gegensatze" zu der seiner "Parteigenossen" stand[31].

Feuerbach

Ludwig Feuerbach widmet 1835 in seinen Erläuterungen und Ergänzungen zum Wesen des Christentums Stahl eine Kritik der 'christlichen Rechts- und Staatslehre' von Fr. Jul. Stahl 1835[32]. Er macht sich über ihn lustig: Der Verfasser geht nämlich bei seiner Philosophie von den Principien des Christenthums aus, und er mußte daher, nachdem er die Splitter in den Augen der Andern aufgezeigt hat, die Balken in seinem eignen Auge öffentlich zur Schau tragen, um so mehr, als eben gerade diese Balken die einzigen festen Stützen seines philosophischen Gebäudes sind[33]. Hart geht Feuerbach ins Gericht mit der sogenannten positiven Philosophie. Obwohl sie die schwachsinnigste Mystik von der Welt ist, obwohl sie in ihrem innersten Grunde den stockfinstersten Obscurantismus birgt und die directe Vernichtung des Princips wahrhafter Wissenschaft und Vernunfterkenntniß in sich enthält, macht sie doch sich und Andern, sei es nun absichtlich oder unabsichtlich, einen blauen Dunst von Philosophie vor[34]. Und ihr oberstes Princip selbst, wenn wir durch ihre Machinationen und die sophistischen Intriguen ihrer unbestimmten ausweichenden, nie bei der Klinge bleibenden, aalsschlüpfrigen, schlupfwinklichen Methode hindurch mit penetranten Blicken ihr auf den Grund schauen und die Sache in geraden deutschen Worten beim rechten Namen nennen wollen, ist nichts als der von der Vernunft abgetrennte, durch sie nicht bestimmte, für sich selbst als Realität fixierte Wille, d. h. die absolute Willkür, die unter dem schönen Namen der Freiheit als das höchste Wesen auf den Thron gesetzt wird. ... Sonst nahmen die Menschen nur in außerordentlichen Fällen, nur da, wo sie auf Facta stießen, welche sie, von unzureichenden Principien ausgehend, nicht mit der Vernunft in Uebereinstimmung bringen konnten, zu dem Willen Gottes ihre Zuflucht und nannten daher denselben offenherzig genug den Zufluchtsort der Unwissenheit, das Asylum ignorantiae. Jetzt aber wird das Asyl der Ignoranz sogar zum Princip der Wissenschaft gemacht, ...[35]. Idololatrie (Götzendienst) ist der Geist der positiven Philosophie; ihr Erkenntnißprincip besteht in nichts Anderm, als das Bild einer Sache für die Sache selbst zu nehmen, um dann hintendrein wieder aus dem Bilde als dem Urbilde die reale Sache als das Nachbild zu construiren. ... Aber was ist Inconsequenz für den Verf.? Er hat ja von Vorne herein allen Vernunftzusammenhang, alle Nothwendigkeit als eine lästige Bürde sich vom Halse geworfen, und der Willkür Thür und Thor geöffnet[36].

Kaiserreich

Der konservative Historiker Heinrich von Treitschke bescheinigte Stahl, er sei "ganz zum Christen und Deutschen" geworden, nannte ihn Wegbereiter der nationalen Einheit und den "einzigen großen politischen Kopf unter allen Denkern jüdischen Blutes“[37]. Im Wilhelminischen Kaiserreich hatte sich der Rechtspositivismus durchgesetzt und Stahl war weitgehend vergessen[38], fand allenfalls historisches Interesse, etwa bei Erich Kaufmann[39], während Laband in seinem Staatsrecht des Deutschen Reiches 1876 Stahl keinerlei Beachtung schenkte[40].

Unterschiedlich war die Bewertung seiner Lehren in der Weimarer Zeit.

NS-Zeit

Im nationalsozialistischen Deutschland verurteilten, Reichsinnenminister Hans Frank folgend, u.a. Johannes Heckel (wegen des „Einbruchs ...jüdischen Geistes in das deutsche Staats- und Kirchenrecht“)[41] und Edgar Tatarin-Tarnheyden den "Artfremden" Stahl (wegen "Staatsmachtzerstäubung")[42], sowie Carl Schmitt, dem Stahl-Jolson, wie er ihn stets nannte, als "der Kühnste in" einer "jüdischen Front" galt[43], der Preußen paralysiert und den Sturz der Hohenzollern verschuldet haben sollte. Dagegen äußerten sich Schriftsteller im Exil positiv oder differenziert zu Stahls Lehren; der junge Peter F. Drucker veröffentlichte einen lobenden Artikel über Stahl im April 1933 in Tübingen, kurz bevor er Deutschland verlassen musste[44].

Seit 1945

Nach 1945 finden Stahls Doktrinen neben Kritik noch bis in die sechziger Jahre hinein Anklang bei christlich-konservativen Politikern, Historikern wie Hans-Joachim Schoeps[45] und lutherischen Kirchenvertretern wie Otto Dibelius[46]. ‚‚Die Reflexion der Ursachen und Folgen des Zusammenbruchs Deutschlands führte auch dazu, Stahl erneute Aufmerksamkeit zu widmen. Denjenigen, die meinten, er habe im Gefolge Hegels und als Vorläufer Bismarcks den autoritären deutschen Obrigkeitsstaat legitimiert und dadurch der nationalsozialistischen Gewaltherrschaft vorgearbeitet, traten diejenigen entgegen, die ihn als christlichen Naturrechtler, als einen Theoretiker des „Rechtsstaates“ und als einen christlichen Grundsätzen verpflichteten gemäßigt-konservativen Politiker würdigten und ihn für ihre Lösungsvorschläge zur Neugestaltung der westdeutschen Sozietät und ihrer Staatlichkeit in Anspruch nahmen. Die Vertreter dieser Auffassung ... einigte eine religiös-weltanschauliche Grundhaltung, die sich schon in den genannten Urteilen über Stahl am Ausgang der Weimarer Republik angekündigt und die sich dann im gemeinsamen Widerstand gegen die nationalsozialistischen Machthaber gefestigt hatte. Ihr politische Heimat wurde die Christlich Demokratische Union.’’[47] Fritz Fischer[48] hob 1949 besonders die Gefährlichkeit der scheinliberalen Zugeständnisse in Stahls Staatslehre hervor; mit Hilfe seines Verfassungskompromisses sei die notwendige parlamentarische Reform des deutschen Regierungssystems bis zum Ende des Ersten Weltkrieges verhindert worden. Seine obrigkeitlichen Anschauungen hätten das Denken der maßgeblichen konservativen protestantischen Führungseliten Preußen-Deutschland im Staate, in der Kirche, in der Gesellschaft und an den Universitäten bis zum Ersten Weltkrieg und darüber hinaus maßgeblich bestimmt und dadurch zum Untergang der Weimarer Republik mit seinen Folgen beigetragen. Die Geschichte der ‚Gegenrevolution der Wissenschaft’ war nicht mit F.J.Stahl, sie war 1918 noch nicht abgeschlossen.[49]Dieter Grosser[50] würdigte Stahls Staatslehre 1963 als wesentlichen Beitrag zur Bewältigung der staatstheoretischen und verfassungspolitischen Probleme seiner Zeit und erkannte ihren rechtsphilosophischen Grundlagen darüber hinaus einen bleibenden wissenschaftlichen Wert zu. Insbesondere arbeitete er die religiös-ethische, rechtliche und politische Struktur des „Sittlichen Reiches von persönlichem Charakter“, des Zentralbegriffs der Stahlschen Rechts- und Staatsphilosophie, heraus und führte die Spannungen in Stahls System auf die Verwurzelung seines Denkens in den unterschiedlichen „reaktiven“ politischen Strömungen der Restauration, der Philosophie Schellings und der Theologie Luthers zurück.[51] Dagegen stellte 1967 Robert Adolf Kann[52] fest, Stahl habe lediglich das konservative Gedankengut seiner Zeit systematisiert und ihren Bedürfnissen angepasst. Seine Ideen, die schon zu seinen Lebzeiten überholt gewesen seien, gingen in ihrem Kern nicht über die mittelalterliche Zwei-Schwerter-Lehre hinaus.[53] Martin Greiffenhagen[54] charakterisiert Stahl 1977 als Vertreter eines autoritären, obrigkeitlich-institutionellen Staats- und Kirchenverständnisses. Seine Anschauungen – ebenso wie die Doktrinen seiner Vorgänger, Parteigenossen und Nachfolger – seien „durch ihre eigene Geschichte widerlegt“.[55] Zusammenfassend stellte H.-J. Wiegand 1980 fest: "Stahl ist nicht 'tot'; er hat ein Vermächtnis hinterlassen, das seine Erben bis heute beschwert[56]."

Noch 2009[57] und 2010[58] konstatiert Bundesjustizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger kritisch, dass nach Stahl alle Obrigkeit und die Gewalt der Könige von Gott (ist) und aller Gehorsam gegen die Gesetze und gegen die oberste Staatsgewalt auf dieser göttlichen Grundlage und Autorität beruhen soll, dass der Scheinkonstitutionalismus und Scheinparlamentarismus vor allem des Kaiserreichs geradezu die Voraussetzung für die Bildung und Verfestigung eines historisch-blinden, in seinen Machtbefugnissen unbeschränkten rigid-obrigkeitsstaatlichen Regierungssystems in Deutschland gewesen ist und dieses organische, konservative und romantische Staatsverständnisses beschreibe einen Staat von eigener Machtvollkommenheit, dessen Handlungsspielräume allenfalls einer moralischen, keinesfalls aber einer vorgegebenen rechtlichen Begrenzung unterliegen. Im Klartext: Dieser Staat darf, wenn er will, alles. Und sie stellt ferner fest,dass die wesentlichen Elemente der Staatslehre Carl Schmitts ganz und gar in der Konsequenz der auf die Monarchie bezogenen Staatslehre des 19. Jahrhunderts oder – anders ausgedrückt - ganz in der Linie des organischen, konservativen oder romantischen Staatsverständnisses lagen und so weilen sie bis heute unter uns, die Vertreter eines omnipotenten, machtvollkommenen Staates.

Rechtsstaat

Insbesondere auf dem Gebiet der Rechtsstaatlichkeit wird Stahls unumstritten großer Einfluss sehr unterschiedlich bewertet. Seine berühmte Definition beginnt fanfarenhaft mit dem lapidaren Postulat: „Der Staat soll Rechtsstaat sein; ..“ Aber: ..diesem Fanal folgt allerdings eine sprachlich keineswegs eingängige, aber rhetorisch dennoch bemerkenswerte Erklärung,.. schreibt Sobota [59] und legt dar, wie Stahl in schillernder Sprache ein „Labyrinth“ konstruiert. Den letzten Halbsatz, der Rechtsstaat bedeute „nicht Ziel und Inhalt des Staates, sondern nur Art und Charakter, dieselben zu verwirklichen.“ hat Carl Schmitt isoliert[60][61], um Stahl zu denunzieren, er habe einen formalen Rechtsstaatsbegriff eingeführt. Andere haben diesen Vorwurf übernommen, obwohl aus Stahls Definition das Gegenteil hervorgeht: Überhaupt sind für ihn ethische Grundsätze wichtiger als Gesetze. Stahl hat dem Positivismus der historischen Rechtsschule ja gerade die ethische Grundlage des göttlichen Willens zugeschrieben. Dieser steht bei ihm über Recht und Staat. Durchaus erkannt und anerkannt haben dies Sobota[62] wie schon Peter F. Drucker, der Stahls ethisch begründetes Rechtsverständnis dem skrupellos pragmatischen des Nationalsozialismus als vorbildlich gegenüberstellte[63].

Aus der engen Verbindung von Religion und Staatsrecht bei Stahl ergibt sich ein weiterer Aspekt: Folgt man Carl Schmitt, der hier Recht hat, dann sind vielleicht nicht alle, aber doch zentrale Begriffe des modernen Staatsrechts nur säkularisierte theologische Begriffe.[64] schreibt F.W. Graf, der - ohne Stahl zu nennen - noch darauf hinweist, dass auch Georg Jellinek 1893 in einem Vortrag zeigen will, wie die von theologischen Voraussetzungen ganz unabhängige moderne Staatslehre Jahrhunderte hindurch von der Vorstellung des Adam beherrscht ist, oft ohne es zu ahnen[65]. Spätestens seit dem Vormärz, als Kirchenhistoriker ... die ethischen Konzeptionen der beiden protestantischen Konfessionen komparatistisch analysierten und zugleich bleibende Differenzen zur römisch-katholischen Ethik profilierte, ist gut bekannt, dass sich in ethischen Fragen die genannten christlichen Konfessionsparteien mindestens so sehr unterscheiden wie in dogmatischen Lehren.[66]Günter Dürig einer der Verfasser des lange maßgeblichen Kommentars zum Grundgesetz, schreibt 1952 in einem Aufsatz in der Juristischen Rundschau, dass seit jeher der Begriff 'Persönlichkeit' ein fester Begriff der christlich-philosophischen Anthropologie, der christlichen Gesellschaftslehre und der Moraltheologie[67] sei. Die Germanen hätten allen Völkern die romantische Idee der Freiheit voraus gehabt, aber das Christentum habe den Einzelnen wirklich frei gemacht, indem es ihn als Persönlichkeit der innerlich begründeten Gemeinschaftsbindung unterworfen hat.[68] Das alles erinnert sehr an Stahls christlich-romantische Rechts- und Staatslehre! Gemäß seiner „Sakralisierung sozialer und politischer Institutionen“ gelten als Schöpfungsordnung ’’im theologischen Diskurs des neunzehnten und zwanzigsten Jahrhunderts zunächst die Ehe und die Familie; aber auch der Staat beziehungsweise das weltliche Regiment ist für Protestanten eine gute Ordnung Gottes“ [69].

Die Theologische Realenzyklopädie stellt 1998 die „beiden prototypischen politischen Handlungstheorien der Revolution, der Revolutionstheorie Karl Marx’ und ihres konservativ rückspiegelnden Gegenentwurfes von F.J. Stahl“ einander diametral gegenüber. Beiden diene die „Idee einer permanenten Revolution als Ausgangs- und Zielpunkt der geschichtlichen Konstruktion.“[70] Allerdings sehe Marx die Revolution als ökonomisch-soziales Phänomen, Stahl hingegen vor allem als staatsrechtliches. Für Marx sei die Revolution Mittel der Befreiung und Emanzipation des Menschen, solle über partikulare Revolutionen in die Weltrevolution münden und zum Paradies der klassenlosen Gesellschaft des Kommunismus führen und sei daher mit allen Mitteln anzustreben. Dagegen sei für Stahl die Revolution das Übel schlechthin: Aufbegehren gegen Gott. Dieses führe den revolutionären Verfall eskalierend durch das rationalistische, liberale, demokratische und sozialistische Stadium zur Hölle auf Erden und sei darum von Anfang an zu vermeiden und zu bekämpfen. „So haben die Revolutionstheorien Marx’ und Stahls in ihrem universalhistorischen Ansatz unter Einschluss politisch-sozialer ethischer Anweisung und in ihren Konsequenzen für die gesellschaftliche Funktion der Religion jenen spannungsvollen Paradigmenrahmen geschaffen, innerhalb dessen sich die politische Revolutionstheorie der Moderne seither definiert und bewegt.“[71]

Nachwirkung

Die Lückentheorie

Anwendung der Lückentheorie, die auf Stahl zurückgeht, war der Versuch Otto von Bismarcks, den preußischen Verfassungskonflikt im Sinne des Königs zu lösen. Stahl und Bismarck vertraten die Auffassung, dass in allen staatsrechtlichen Fällen, zu denen in der Verfassung keine explizite Regelung getroffen war, der Monarch als Souverän (und nicht das Parlament) die Kompetenz besäße, diese Verfassungslücke in einer Entscheidung nach eigenem Gutdünken zu füllen.

Konstitutionelle Monarchie

Die „Konstitutionelle Monarchie“, von Stahl auch als „institutionelle“ Monarchie mit monarchischem Prinzip bezeichnet, hat er nicht erfunden, aber bei ihrer Realisierung und Ausgestaltung in Preußen theoretisch wie praktisch-parlamentarisch wichtige Arbeit geleistet. Sie nimmt eine Zwischenstellung ein zwischen der „Parlamentarischen Monarchie“ der nordwesteuropäischen Staaten, mit dem Parlament als entscheidender Institution, und der absoluten Monarchie, wie sie in Russland bis 1917 bestand. Dem preußisch-deutschen Modell schlossen sich die südöstlich gelegenen Staaten (der Balkan-) wie auch die der Iberischen Halbinsel bis zum Ersten Weltkrieg an.[72] Selbst in Japan wurde bei der Entwicklung der Verfassung von 1889 auf den deutschen Konstitutionalismus und, neben Georg Jellinek, auch auf Stahl zurückgegriffen, indem das Verständnis vom Staat als juristischer Person als Kompromiss zwischen Fürstensouveränität und Volkssouveränität in Deutschland eine vollständige Entwicklung der Volkssouveränität verhindert hat, dagegen in Japan dasselbe Konzept einer vollständigen Entwicklung der Fürstensouveränität entgegenstand[73]. Noch 2011 gab der marokkanische König Mohammed VI. seinem Volk eine Verfassung, die der konstitutionellen Monarchie entspricht.

Der Politiker

Daraus, dass die Bewertung Stahls und seines Wirken so umstritten ist, lässt sich der Schluss ziehen, dass es nicht um objektive Wissenschaft geht, sondern um subjektiv politische Beurteilung. Er beklagte einmal, die Philosophen sähen ihn als Juristen an und die Juristen als Philosophen; er wolle aber weder halber Jurist noch halber Philosoph sein[74]. Nun, er ist eben ganz und gar Politiker und Parlamentarier gewesen! Er versuchte, die Monarchie zu erhalten, indem er sie anpasste durch scheinbare Aufnahme der neuen Idee des Konstitutionalismus, und brachte diese in eine Form, die die Herrschenden bereit waren zu akzeptieren, weil so ihre Macht erhalten wurde. Stahl hat seine Staatslehre, trotz ihrer scheinbar transzendenten Begründung, für seine politische Tätigkeit nicht nur eingesetzt, sondern geschaffen, in der Absicht, die unvermeidliche Entwicklung abzubremsen. Als einem historisch Denkenden musste ihm bewusst sein, dass nichts bleibt wie es ist, sondern alles sich verändert. Deshalb gehörte zu Stahls Konzept auch dessen Weiterentwicklung, die er jedoch versäumte, weil er - entsprechend seinem monarchischen Prinzip - stets zur Nachgiebigkeit gegenüber den Wünschen des Königs bereit sein musste. Hinzu kam, dass die herrschende Schicht des großgrundbesitzenden Adels einschließlich der aus ihr hervorgehenden hohen Offiziere, Richter und Beamten nicht den moralischen Anforderungen genügte, die Stahls "sittliches Reich" an sie stellte: Sie hatten nicht das Wohl des Ganzen im Auge und verschärften durch ihren Klassenegoismus die soziale Frage. Vollends ihre Ablehnung der Republik nach 1918 schwächte diese von Anfang an und trug schließlich zum Untergang bei.

In der Tat ist Stahls Theorie nicht tief, nicht philosophisch begründet, sondern basiert auf seiner christlich-religiösen Orientierung, ist „gebunden an die impliziten normativen Leitvorstellungen seiner Kultur“[75]. Da Stahl, wie schon Masur (s.o.) feststellte, eigentlich keine Rechtsphilosophie vorlegte, sondern eine Staatslehre, ist er eben nicht Philosoph, sondern Politiker und Parteiideologe. Dies geht auch daraus hervor, dass er in seiner „Philosophie des Rechts“ Wert darauf legte, keine Terminologie zu verwenden, sondern (s.o.) allgemeinverständlich zu schreiben. Auch Max Lenz schrieb über Stahl: Politik war, was er als Lehrer wie als Mitglied der Fakultät und als Schriftsteller trieb; seine Vorlesungen glichen nach Inhalt und Form den Vorträgen und Reden, die er in den Parlamenten und den Versammlungen seiner Partei hielt: so waren sie berechnet, und so wurden sie aufgenommen, bekämpft und bewundert. Nur von diesem Interesse waren Themata und Durchführung seiner Bücher diktiert, schon in Erlangen, und vollends in Berlin, wo er überhaupt nichts anderes neu geschrieben hat als Broschüren und Streitschriften, die zur Sammlung seiner Anhänger und zur Bekämpfung seiner Gegner bestimmt waren.[76]. Auch Hamburger sieht es so: Während der 20 Jahre seiner Professur in Berlin lehrte er hauptsächlich das, was er in der Ersten Kammer und dann im Herrenhaus betrieb: Politik. In seinen öffentlichen Vorlesungen über die Parteien in Staat und Kirche und über die englische Verfassung saßen im Auditorium maximum zu seinen Füßen dicht gedrängt neben Studenten Theologen, hohe Staatsbeamte, Richter und Offiziere jeden Ranges.[77] Ferner passt hierzu, dass er ein anerkannt guter Redner und gewandter Dialektiker war[78][79] Stahl selbst sah seine Aufgabe darin, Zusammenhänge auf den Punkt zu bringen[80]. Und er tat dies auch mit Schlagworten und Zuspitzungen, mit einprägsamen Losungen wie z. B. Autorität statt Majorität![81][82]“ und Nicht zurück, sondern hindurch! Und mit witzigen Vergleichen, z.B. des Königs in der parlamentarischen Demokratie mit dem Knopf auf der Kirchturmspitze: erhaben aber unwichtig[83]!

Andererseits war er in manchem durchaus ein untypischer Politiker: Stahl, obwohl nicht vermögend, verwaltete drei Ehrenämter, als Mitglied des Herrenhauses, des Staatsraths und des Ober-Kirchenraths und nur als Professor an der Universität bezog er ein sehr mäßiges Gehalt.[84] Ueberblicken wir schriftstellerische und politische Thätigkeit Stahl's, so steht er vor uns als Mann aus Einem Guß, dessen erstes Werk mit seinem letzten, dessen Theorie mit seiner Praxis einheitlich zusammenklingen. Als wesentlich hiermit übereinstimmend wird uns auch seine Lebensführung geschildert; bürgerlich einfach in seinen Sitten, peinlich höflich gegen Jedermann, fein und liebenswürdig im näheren Umgange, und von unermüdlichem Fleiß; in gewählter schwarzer Kleidung den Eindruck des vornehmen juristischen Professors demjenigen des Geistlichen annähernd; ohne Pathos, aber mit scharfer Stimme redend; so bildete der ein stilles und glückliches Familienleben führende, kleine, zarte, den Typus seine Abstammung in der äußeren Erscheinung deutlich aufweisende Mann gegen die Mitglieder der Partei, deren führender Geist er zu Lebzeiten gewesen und deren geistiger Heros er geblieben ist, einen Gegensatz von geradezu weltgeschichtlicher Ironie. Er selbst scheint nichts derart empfunden zu haben — in dieser unerschütterten Sicherheit lag ein gutes Theil seiner Kraft.[85]

Differenziert hat Ernest Hamburger geurteilt, nämlich dass Stahl zwar: als einer der Ersten gegen das Prinzip des laissez faire die Sturmfahne erhob. Karl Rodbertus, der Vater des Staatssozialismus erklärt, von ihm am meisten gelernt zu haben. Stahl behauptete einen wichtigen Platz unter den Denkern, die die konservative Partei mit sozialen Gedanken vertraut gemacht haben.“[86] und: Ein Vorläufer des Nationalsozialismus war Stahl nicht.[87] aber auch: Stahl hat dem preußischen Junkertum das geistige Rüstzeug geschmiedet, mit dessen Hilfe es seine Zeit zu überdauern vermochte. Er hat es dadurch instand gesetzt, Preußen und Deutschland auf einen tragischen Irrweg und schließlich zusammen mit anderen unheilvollen Kräften von Katastrophe zu Katastrophe zu führen. Das Lebenswerk des hochbegabten Mannes brachte Deutschland keinen Segen.[88]und sogar: Er hat in unheilvoller Weise den Graben zwischen Deutschland und Westeuropa vertieft[89].

Fazit

Schließlich bleibt fraglich, ob der Realpolitiker Stahl, indem er sich in Theorie und Praxis an die Verhältnisse und Sachzwänge anpasste um überhaupt Gehör bei den Mächtigen zu finden, tatsächlich den Lauf der Geschichte (Deutscher Sonderweg) wesentlich mitbestimmte oder allenfalls Details der scheinbar unabänderlichen Entwicklung der Dinge lediglich geringfügig in Nuancen mitbeeinflusste. So hat etwa Bismarck, der Stahls Redlichkeit (ohne jede Streberei und Byzantinismus)[90] und Intellekt[91], doch schon Ende der 1840 Jahre festgestellt: Er ist doch nur ein Jude ... Führer, Fahnenträger ist er, weil der Präsident Gerlach ihm zur Seite steht.[92].

Ansage

Weder habe ich den Ehrgeiz, dass der Artikel "Friedrich Julius Stahl", der in seiner jetzigen Form weitgehend von mir erarbeitet ist, ein Prädikat bekommt, noch habe ich die Kandidatur angeregt. Wohl aber hätte ich gern, wenn er für diejenigen, die der Gegenstand interessiert, tatsächlich lesenswert würde, und bin auch gerne bereit, weiterhin dazu beizutragen. Ich weiß jedoch sehr wohl, dass es nicht wenige WPner gibt, die sich besser auskennen als ich. Deshalb gilt von meiner Seite aus noch immer, was ich vor zehn Monaten in die Diskussionsseite schrieb: "Kritik und Korrekturen sind erwünscht. --Merlinschnee 06:25, 19. Jul. 2011 (CEST)". In diesem Sinne bin ich froh über das Interesse, das durch die Kandidatur geweckt wurde, und hoffe auf gute Zusammenarbeit. Mit freundlichen Grüßen -- Merlinschnee (Diskussion) 17:17, 23. Mai 2012 (CEST).

Stellungnahme

Auf einzelne Punkte möcht ich eingehen:

  • Der Geburtsort ist ja vielleicht nicht wichtig. Es gibt unterschiedliche Angaben. Ich verlasse mich da auf Gerhard Masu, weil er auf Seite 21 detailliert darüber schreibt: "... heiratete die jüngere, 18jährige Babette im Jahre 1801 den 25jährigen Kaufmann Valentin Jolson aus Heidingsfeld bei Würzburg. Die Vermählten, die Eltern Stahls zogen nach Würzburg, wo Valentin Jolson einen Handel betrieb, dessen Gegenstände sich schwer umgrenzen lassen. Hier ist ihnen am 16. Januar 1802 der erste Sohn Julius geboren worden."
  • Mag sein, dass Zitate nicht so üblich sind. Doch zeigen sie recht gut den christlichen Romantiker(?) Stahl, auch seine Antiquiertheit. Aber vielleicht sollte ich sie in Fußnoten bringen? Werde also paraphrasieren.
  • Füßls Professor in der Politik habe ich durchgearbeitet. Es enthält sehr viel klein/klein und Wiederholungen. Deshalb schien mir daraus nicht mehr wichtig für den Artikel.
  • Christian Wiegand habe ich noch nicht gelesen und habe vor, das nachzuholen. Bis Ende Mai wird das natürlich nichts mehr.
  • MeinFehler war vielleicht, dass ich nicht klar zum Ausdruck gebracht hatte, dass die Wertung nicht von mir stammte. Könnte man es so im Artikel schreiben:
Doch schon von Stahls moderneren Zeitgenossen gab es Kritik: Der Historiker und Politiker Friedrich Christoph Dahlmann kritisierte(nach Klaus von Beymes Meinung "durchaus zutreffend"), Stahl wolle die Freiheit nur in „homöopathischen Tropfenteilchen“ gewähren[93].?
  • Als Fazit schien mir erforderlich, in den letzten paar Zeilen darauf einzugehen, dass er nicht nur in der Welt der Bücher eine Rolle spielte (Rezeption), sondern möglicherweise auch in der politischen Wirklichkeit bis in die Bunderepublik hinein. Doch wollte ich kein scheinbar objektives Fazit ziehen, sondern die Subjektivität verdeutlichen, indem ich "versuch einer Beurteilung" darüber schrieb. Verzichten möchte ich auf solch abschließende Wertung nicht; aber ich sollte sie vielleicht als Frage formulieren und so zum Nachdenken anregen?
Schließlich bleibt die Frage, ob der Realpolitiker Stahl, indem er sich in Theorie und Praxis an die Verhältnisse und Sachzwänge anpasste, tatsächlich den Lauf der Geschichte (deutscher Sonderweg) wesentlich mitbestimmte oder allenfalls Details der scheinbar unabänderlichen Entwicklung der Dinge lediglich geringfügig in Nuancen mitbeeinflusste.
  • Dass Stahls Definition des Rechtsstaats noch heute einschlägig sei, möchte ich angesichts der Ausführungen Katharina Sobotas bezweifeln. Für die Geschichte des Rechtsstaats spielte er sicher eine Rolle und es mag vielen Juristen schwerfallen, sich davon zu trennen und umzudenken.
  • Vielleicht sollte man den Berliner Senat nach den "fehlenden Voraussetzungen" befragen.
  • die beanstandeten Formfehler will ich nach und nach aufarbeiten.

MfG -- Merlinschnee (Diskussion) 13:55, 25. Mai 2012 (CEST)


Paraphrasierung

Unzufrieden mit der Lehre Hegels empfand er das Elend der Philosophie, keine ethische Grundlage für das Recht bieten zu können, das er zu lehren hatte. Schließlich fand er, dass die Geschichte der Rechtsphilosophie ihm mit deren Entwicklung den Weg wies, und in Schellings Denken Bestätigung und Bestärkung.

Fortsetzung

Eine zweite Persönlichkeit, auf die er sich stützen konnte war Savigny, der Vater der historischen Rechtsschule [94]. Dieser habe das Richtige intuitiv erkannt, aber Andere bedürften einer Rechtsphilosophie als theoretischer Grundlage. Dies war vernachlässigt worden, und Stahl wollte sich der Aufgabe stellen, die Auffassungen der historiscen Rechtsschule theoretisch, nämlich von der Ethik her zu begründen[95], ohne der Naturrechtslehre der Aufklärung zu folgen[96], sondern sich vielmehr auf die überlieferten christlichen Anschauungen stützen[97]. Vor allem wollte Stahl mit seinem Werk „dem Rationalismus einen ewigen Denkstein[98]“ (d.h. Grabstein!) setzen.

Nicolaus Eckart

Nicolaus Joseph Eckart(* 9. Juli 1794 in Mainz, † 27. Juli 1862 in Lohr am Main war Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung.

Leben

Der Sohn des Feldwebels Nicolaus Joseph Eckart nahm 1813-1815 als Leutnant der bayerischen Armee an den Befreiungskriegen teil. 1819-24 war er Kameralpraktikant, zunächst beim Rentamt in Ochsenfurt, seit 1823 beim Rechnungskommissariat des Isarkreises in München. 1823-27 war Eckart Funktionär bei der Staatsbuchhaltung der Finanzen in München und 1827-62 Rentbeamter, zunächst in Miltenberg, 1831-38 in Euerdorf, 1838-47 in Klingenberg, seit 1847 in Lohr.

Politische Tätigkeit

Eckart war vom 18. Mai 1848 bis 7. Mai 1849 für den 7. Wahlkreis Unterfrankens (Gemünden), Abgeorneter der Nationalversammlung in der Frankfurter Paulskirche. Er war ab 25. August 1848 im Finanzausschuss und vom 9. März 1849 bis 4. Mai 1849 im Ausschuss für Volksbewaffnung und Heerwesen. Eckart gehörte zunächst der rechten Casino-Fraktionan und schloss sich dann der des Pariser Hofes an. Er stimmte gegen die Wahl Friedrich Wilhelms IV. zum Kaiser der Deutschen.

Quellen:

  • Heinrich Best/Wilhelm Weege: Biographisches Handbuch der Abgeordneten der Frankfurter Nationalversammlung 1848/49. Düsseldorf 1998. S. 130.
  • BAF III C 19.(Bundesarchiv Außenstelle Frankfurt)

Schünemann

Bernd Schünemann im Deutschlandfunk am 20. April 2012: Wir haben ja seit einigen Jahren das Schlagwort Postdemokratie, die Steuerung des politischen Systems durch den Finanzmarkt und damit die Abschaffung von, die faktische Abschaffung von Demokratie. Das ist ja schon damals diagnostiziert worden und man sieht wie es sich eigentlich in gesteigerter Form wiederholt. Und man sieht auch schon, wie sozusagen die Regierungen von den Finanzakteuren vor sich hergetrieben werden. Und immer wieder treffen wir die Parole, die ich inzwischen fast nicht mehr hören mag, «das ist alternativlos», und damit peitscht man es durch. Und offenbar begreift in unseren Herrschaftskonglomeraten in Deutschland und Europa niemand, dass das an die Fundamente unserer parlamentarischen Demokratie rührt, so wie wir sie aus dem totalen also Zusammenbruch und Untergang eigentlich ja in den 50er Jahren aufgebaut haben. [99]


Georg Büchner

Ganz einfach, ohne marxistische Terminologie, doch eindeutig und umfassend Georg Büchner 1935 in einem Brief an Karl Gutzkow: "Das Verhältnis zwischen Armen und Reichen ist das einzige revolutionäre Element in der Welt[100]."

Begriffsgeschichte  : HEITMEYER

Auch Wilhelm Heitmeyer sieht einen "Klassenkampf von oben" durch "eine Bürgerlichkeit, die sich bei der Beurteilung sozialer Gruppen an den Maßstäben der kapitalistischen Nützlichkeit, der Verwertbarkeit und Effizienz orientiert." Dadurch werden "drei Kernnormen, die eine Gesellschaft auch zusammenhalten: Solidarität, Gerechtigkeit, Fairness im Umgang miteinander" verdrängt. Und das habe "damit zu tun, wie sich Eliten äußern, also Leute, die den Zugang haben zu den Medien, die Vervielfältiger sind von bestimmten Dingen." Heitmeyer konstatiert "eine Art semantischen Klassenkampf von oben gegen ,die da unten'"[101].

KK im Kapitalismus:

Damit droht die Entwicklung zur Postdemokratie auch in Deutschland[102], die mancherorts, z.B. in Griechenland,[103] bereits eingetreten ist[104].

  1. zitiert bei Jutta Ditfurth. Zeit des Zorns. nrhz.de/flyer 29. Juli 2011
  2. Original englisch: "There's class warfare, all right, but it's my class, the rich class, that's making war, and we're winning." - im Interview mit Ben Stein, New York Times, November 26, 2006
  3. http://www.nytimes.com/2011/09/23/opinion/krugman-the-social-contract.html?_r=3
  4. "Speaking as a person who would be most hurt by this, I think my fellow hedge fund managers call this class warfare because they don't like to pay more taxes."
  5. Jeanne Sahadi: Soros: Why I Support the Buffett Rule In: CNN, April 12, 2012. Abgerufen im 24 May 2012 
  6. Fox Cries Class Warfare. In: April 13, 2012. Fox News, abgerufen am 24. Mai 2012.
  7. Jeanne Sahadi: Soros: Why I Support the Buffett Rule In: CNN, April 12, 2012. Abgerufen im 24 May 2012 
  8. http://www.nytimes.com/2011/09/23/opinion/krugman-the-social-contract.html?_r=3
  9. http://www.nytimes.com/2011/09/23/opinion/krugman-the-social-contract.html?_r=3
  10. Richard Bauer - Jüdisches München: vom Mittelalter bis zur Gegenwart
  11. Michael Brenner: Aufbruch in die Zukunft (1970-2006) in: Richard Bauer und Michael Brenner(Hg.): Jüdisches München. Vom Mittelalter bis zur Gegenwart München 2006; S. 209 ff.
  12. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S.72.
  13. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 73.
  14. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 74.
  15. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 75.
  16. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 76 f.
  17. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 79.
  18. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 84.
  19. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 80.
  20. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 91.
  21. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 95.
  22. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 92 f.
  23. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 97.
  24. Hans Hoffmann: Johann Gottfried Eisenmann. (1795 –1867) Ein fränkischer Arzt und Freiheitskämpfer. in: Mainfränkische Hefte Nr. 49, Volkach 1967, S. 103.
  25. S. 91.
  26. Schönfeld, Walther, „Eisenmann, Johann Gottfried“, in: Neue Deutsche Biographie 4 (1959), S. 418 f. [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118681842.html
  27. Husemann, Theodor, „Eisenmann, Gottfried“, in: Allgemeine Deutsche Biographie 5 (1877), S. 770-772 [Onlinefassung]; URL: http://www.deutsche-biographie.de/pnd118681842.html?anchor=adb
  28. Klaus von Beyme: Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien: 1789-1945. Wiesbaden, 2002. S. 477
  29. Robert von Mohl: Die Geschichte und Literatur der Staatswissenschaften. In Monographien dargestellt. 1855. S. 254 f.Unzweifelhaft über Allen, welche diese Richtung zur Ergründung und Begründung des Staates einschlagen, steht Stahl. Ihm kommt keiner der Genossen gleich an Ernst und Tiefe des philosophischen Denkens, an juristischer Schärfe und an klarer Kritik; viele Abschnitte, namentlich in der Geschichte der Literatur, sind meisterhaft; es ist in ihm ein grosser, wenn schon wohl irregehender politischer Sinn. Und dennoch ist das Werk wissenschaftlich unwahr, weil es einen bewusst vorgesetzten practischen Zweck hat, welchem zu Liebe die Theorie gemacht wird. — ..allein den Beweis dieser mittelbaren Göttlichkeit, ja nur die Aufstellung eines fassbaren Begriffes, bleibt Stahl ganz schuldig. Gerade hier ist nur nebelhafte Phrase und willkürliche Behauptung, und weder von philosophischem noch von juristischem Beweise auch nur eine Spur. Die ganze Theorie ist somit gerade in ihrer Grundlage unerwiesen und unbegreiflich.
  30. Eduard Wippermann: Die altorientalischen Religionsstaaten. 1851, S. 137-148
  31. Artikel Friedrich Julius Stahl in: Jahrbuch zum Konversationslexikon, 6.Bd. 1861. S. 419-449: "Entsprossen einem Volke, dessen Unterdrückung wie eine endlose Torheit der Völker durch die Jahrhunderte geht, stellte er sich auf die Seite derer, welche diese Torheit mit einem gewissen Fanatismus in unserem Jahrhundert vertreten, und umgab dieselbe mit der Glorie christlicher Weltanschauung. Wenn irgendwo, so lag in dieser Stellung eine Art weltgeschichtlicher Ironie. Die stolze christlich-germanische Partei, wie sie sich mit Vorliebe nennt, beugte sich willig unter die Führerschaft eines Abkömmlings jener verachteten Rasse, die, in Staat und Gesellschaft sonst mit Hohn bekämpft und zurückgewiesen, in diesem Manne ihren Fuß auf den Nacken ihrer Verfolger setzte. Klein, schwächlich, bürgerlich einfach in seinen Sitten und von unermüdlichem Fleiße, stand er an der Spitze der Partei, welche sich als Trägerin ritterlicher Lebenssitte, als preußische Aristokratie, als geschaffen für die unproduktive Arbeit des Vornehmseins darstellt. Rechtlich und gewissenhaft bis zur Peinlichkeit, fein und liebenswürdig im Umgange, verband er sich mit Leuten, deren Ansprüche im Staate und in der Gesellschaft eine taktlose Beleidigung der anderen Klassen sind. In dem kleinen, feinen Manne, dessen Haltung und Gesichtszüge unverkennbar den jüdischen Ursprung verrieten, hätte gewiss niemand den Führer der preußischen Adels- und Militärpartei gesucht.“ (S. 448)
  32. Ludwig Feuerbach's sämmtliche Werke, Erster Band, S. 108-127.
  33. Ludwig Feuerbach's sämmtliche Werke, Erster Band, S. 108
  34. Ludwig Feuerbach's sämmtliche Werke, Erster Band, S. 119 f.
  35. Ludwig Feuerbach's sämmtliche Werke, Erster Band, S. 118 f.
  36. Ludwig Feuerbach's sämmtliche Werke, Erster Band, S. 126 f.
  37. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 10
  38. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 6
  39. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 7 f.
  40. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 6
  41. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 22
  42. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 22 f.
  43. Carl Schmitt, Der Leviathan, Hamburg 1938, zit.n.Neudruck Stuttgart 1982. S. 108 f.: Er dringt in den preußischen Staat und in die evangelische Kirche ein. Ihm dient das christliche Sakrament der Taufe nicht nur, wie dem jungen Heine, als „Entreebillet“ zur „Gesellschaft“, sondern als Ausweis zum Eintritt in das Heiligtum eines noch sehr soliden deutschen Staates. Aus hohen Amtsstellungen heraus kann er den innersten Kern dieses Staatswesens, Königtum, Adel und evangelische Kirche, ideologisch verwirren und geistig paralysieren. Den preußischen Konservativen und dem König selbst weiß er die „konstitutionelle“ Monarchie als den rettenden Gegenbegriff gegen die parlamentarische Monarchie plausibel zu machen. Er führt sie dadurch auf die Ebene des innerpolitischen Feindes, des „Konstitutionalismus“, an dem der preußische Soldatenstaat unter der Belastungsprobe eines Weltkrieges im Oktober 1918 zusammenbrechen musste. Stahl-Jolson arbeitet hier an der Gesamtlinie seines Volkes, in dem Doppelwesen einer Maskenexistenz, die umso grauenhafter wird, je mehr er verzweifelt ein anderer sein will als er ist.
  44. http://www.peterdrucker.at/ ’’Friedrich Julius Stahl: Konservative Staatslehre und geschichtliche Entwicklung’’
  45. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 26 f.
  46. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 29
  47. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 25
  48. Fritz Fischer: Der deutsche Protestantismus und die Politik im Neunzehnten Jahrhundert. Vortrag auf dem 20. Deutschen Historikertag in München am 14. September 1949. in: Historische Zeitschrift, Bd. 171. München 1951. S. 472-518.
  49. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 27 f.
  50. Dieter Grosser: Grundlagen und Struktur der Staatslehre F.J.Stahls. Köln/Opladen 1963
  51. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980.S. 32 ff.
  52. Robert A.Kann: F.J.Stahl, A re-examination of his conservatism.
  53. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 35
  54. Martin Greiffenhagen: Das Dilemma des Konservatismus in Deutschland. München 1977. S. 22 ff.
  55. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980. S. 36.
  56. Hanns-Jürgen Wiegand: Das Vermächtnis Friedrich Julius Stahls: e. Beitr. zur Geschichte konservativen Rechts- u. Ordnungsdenkens. Königstein/Ts. 1980.S. 1
  57. Sabine Leutheusser-Schnarrenberger: Wenn Menschenwürde gegen Menschenwürde steht. Vortrag anlässlich der Tagung: Die Würde des Menschen ist unantastbar. der Evangelischen Akademie Tutzing vom 10. bis 12. Juli 2009
  58. Sabine Leutheuser-Schnarrenberger, Bundesjustizministerin in einem Vortrag am 25. Oktober 2010 in der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften
  59. Katharina Sobota: Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs- und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1997. (Jus publicum; Bd. 22): Friedrich Julius Stahl: Das Labyrinth (S. 319-337) S. 320
  60. Katharina Sobota: Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs- und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1997. (Jus publicum; Bd. 22): Friedrich Julius Stahl: Das Labyrinth (S. 319-337). S. 323, Fußnote
  61. Carl Schmitt: Der Leviathan. Stuttgart 2003, S. 106
  62. Katharina Sobota: Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs- und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1997. (Jus publicum; Bd. 22): Friedrich Julius Stahl: Das Labyrinth (S. 319-337). S. 336
  63. Peter F.Drucker: ’’Friedrich Julius Stahl: Konservative Staatslehre und geschichtliche Entwicklung’’. 1933.
  64. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 157
  65. Georg Jellinek: Adam in der Staatslehre. zit. n. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 158
  66. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 160
  67. Günter Dürig: Die Menschenauffassung des Grundgesetzes. in: Juristische Rundschau 1952. zit. n. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 162.
  68. Günter Dürig: Die Menschenauffassung des Grundgesetzes. in: Juristische Rundschau 1952, zit. n. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 163.
  69. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 69.
  70. Theologische Realenzyklopädie, Berlin 1998, Band 29, Stichwort „Revolution“, Abschnitt 5.5. Revolutionstheorie als Theorie politischen Handelns. Seite 119
  71. Theologische Realenzyklopädie, Berlin 1998, Band 29, Stichwort „Revolution“, Abschnitt 5.5. Revolutionstheorie als Theorie politischen Handelns. Seite 119.
  72. Geschichtsatlas, Bayer. Schulbuch-Verlag, München 1951 S. 29.
  73. Hisao Kuriki: Mensch, Gesellschaft, Staat in Japan. In: Hans Peter Marutschke: Beiträge zur modernen japanischen Rechtsgeschichte. Berlin, 2006. S. 19 ff.
  74. Gerhard Masur: Friedrich Julius Stahl, Geschichte seines Lebens. Aufstieg und Entfaltung 1802–1840. Berlin 1930
  75. Friedrich Wilhelm Graf: ’’Missbrauchte Götter’’, München 2009, S. 16
  76. Max Lenz: Geschichte der Königlichen Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin. Halle 1918. 2. Bd. 2. Hälfte: Auf dem Wege zur deutschen Einheit im neuen Reich. S. 125
  77. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S. 199 f.
  78. Hermann Wagener: Artikel „Stahl“ in: Staats- und Gesellschaftslexikon, 19. Bd., Berlin 1865, S. 653-661: ... sich ein Jahr vor seinem Tode die Times zu dem Zugeständniß genöthigt sah, daß er unter allen Zeitgenossen der größte politische Redner sei.
  79. Die Rhetorikerin Katharina Sobota: Das Prinzip Rechtsstaat: verfassungs- und verwaltungsrechtliche Aspekte. Tübingen 1997. (Jus publicum; Bd. 22): S. 334: ... in der von ihm bis zum Überdruss verwendeten rhetorischen Figur der Restrictio: Im ersten Zug macht er seinen Gegnern ein überraschendes Zugeständnis, im zweiten schränkt er dieses ein.
  80. Friedrich Julius Stahl: Die Lutherische Kirche und die Union. Eine wissenschaftliche Erörterung der Zeitfrage; Berlin, 2. Aufl. 1860. Vorrede zur ersten Auflage, Seite VI: Es ist mein eigentlichstes Fach, große geistige Conceptionen (in Philosophie, Recht, Politik) in ihrem Centrum und ihren Wirkungen klar zu machen
  81. Hermann Wagener: Pernice – Savigny – Stahl, Berlin 1862, S. 115
  82. Peter F. Drucker: ’’Friedrich Julius Stahl: Konservative Staatslehre und geschichtliche Entwicklung’’. 1933.
  83. Friedrich Julius Stahl: Das monarchische Princip. Eine staatsrechtlich-politische Abhandlung Heidelberg 1845, S. 9 f.
  84. Hermann Wagener: Pernice – Savigny – Stahl, Berlin 1862.
  85. Ernst Landsberg in: ADB 35 (1893), S. 400.
  86. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S.203.
  87. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S. 202
  88. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S. 206.
  89. Ernest Hamburger: ’’Juden im öffentlichen Leben Deutschlands.’’ Tübingen 1968, S. 555.
  90. Hans-Joachim Schoeps: BISMARCK über Zeitgenossen - Zeitgenossen über Bismarck Ullstein, 1981, S. 154; nach Brief vom 5. September 1897, in: Otto von Bismarck: Die Gesammelten Werke (Friedrichsruher Ausgabe), 15 Bände, Berlin 1924-35, IX, S. 484
  91. Otto von Bismarck: Die Gesammelten Werke (Friedrichsruher Ausgabe), 15 Bände, Berlin 1924-35, XIV, S. 157; in Brief an seine Frau, vom 27. April 1850 aus Erfurt vom Unionsparlament über Stahl, „der seine Perlen hier recht vor die Säue wirft." zit. Nach Hans-Joachim Schoeps: BISMARCK über Zeitgenossen - Zeitgenossen über Bismarck Ullstein, 1981, S. 155
  92. A. Andrae-Roman: Erinnerungen eines alten Mannes an den Fürsten Bismarck, in „Daheim“ 1899, S. 138; zit nach Hans-Joachim Schoeps: BISMARCK über Zeitgenossen - Zeitgenossen über Bismarck Ullstein, 1981, S. 155
  93. Klaus von Beyme: Politische Theorien im Zeitalter der Ideologien: 1789-1945. Wiesbaden, 2002. S. 477
  94. Savigny durfte sich der Untersuchung über die letzten Gründe des Gerechten überheben, sein Sinn leitet ihn sicher, durch eine künstlerische Kraft bildet er ganz und vollendet, wozu erst langsam allmälig die angestrengteste philosophische Forschung hinführt. Er stellte eine Ansicht der Rechtsentstehung — und daraus augenblicklich praktische Anforderungen — auf, die, wie sie von ihm dargestellt ist, ein klares Bild gewährt und durch innere Wahrheit ergreift.(Friedrich Julius Stahl: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. Heidelberg 1830, zit. n. 3. Aufl. v. 1854. Bd. I. Geschichte der Rechtsphilosophie. S. XVIII)
  95. Ihr Kern ist aber unmöglich, wie man anzunehmen pflegt, die Ansicht über das Faktische, wie das Recht entsteht; sondern nur die über das Ethische, wie es entstehen, welchen Inhalt es erhalten soll — die Ansicht über das Gerechte. (Friedrich Julius Stahl: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. Heidelberg 1830, zit. n. 3. Aufl. v. 1854. Bd. I. Geschichte der Rechtsphilosophie. S. XXII)
  96. Vor Allem aber war es mein Vorsatz, jede Terminologie so viel als möglich zu vermeiden, weder selbst eine zu bilden, noch irgend einer der bestehenden zu folgen, ja diese selbst in die allgemeine Sprache aufzulösen. (Friedrich Julius Stahl: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. Heidelberg 1830, zit. n. 3. Aufl. v. 1854. Bd. I. Geschichte der Rechtsphilosophie. S. XXIII)
  97. Neues zu finden ist überhaupt nicht die Absicht; gerade das Uralte, der Glaube der Menschheit von Anbeginn ist das Wahre. Was der schlichte Sinn ewig als solches erkennt, z. B. die Persönlichkeit, die Liebe Gottes, davon entfernen sich mit Entschiedenheit und Bewußtsein immer nur wenige (Friedrich Julius Stahl: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. Heidelberg 1830, zit. n. 3. Aufl. v. 1854. Bd. I. Geschichte der Rechtsphilosophie. S. XXIV)
  98. Friedrich Julius Stahl: Die Philosophie des Rechts nach geschichtlicher Ansicht. – Band 1: Genesis der gegenwärtigen Rechtsphilosophie. Heidelberg 1830, zit. n. 3. Aufl. v. 1854. Bd. I. Geschichte der Rechtsphilosophie, S. XXVI
  99. http://www.dradio.de/dlf/sendungen/dossier/1701931/
  100. Büchner, Georg: Werke und Briefe, Neu Isenburg 2008, S. 590
  101. http://www.taz.de/1/archiv/digitaz/artikel/?ressort=ku&dig=2012%2F02%2F27%2Fa0113&cHash=516791c499
  102. aus dem Mund der Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel am 2. September 2011 im Deutschlandfunk: “Wir leben ja in einer Demokratie und das ist eine parlamentarische Demokratie und deshalb ist das Budgetrecht ein Kernrecht des Parlaments und insofern werden wir Wege finden, wie die parlamentarische Mitbestimmung so gestaltet wird, dass sie trotzdem auch marktkonform ist.”
  103. http://www.freitag.de/politik/1206-alle-staatsgewalt-geht-vom-volke-aus
  104. Kant, Immanuel: "Sapere aude!"


Gegenwart

Die Theorie der ideologischen Dominanz der Kapitalisten und folglich des falschen Bewusstseins des Proletariats geht davon aus, dass die meisten Menschen ihre fundamentalsten Ziele nicht ausschließlich aufgrund logischer Überlegungen erwerben und nur selten ändern, weil sie sich unhinterfragt den Regeln unterwerfen, denen diese Werte zugrunde liegen[1]. Andererseits sind doch auch viele unzufrieden mit ihrer Situation und wünschen deren Verbesserung[2].

In den Jahrzehnten des fordistischen Wohlfahrtsstaates entstand der Eindruck, in einer Nivellierten Mittelstandgesellschaft zu leben, und Klassenunterschiede wurden kaum noch wahrgenommen. Ab Mitte der 1970er Jahre veränderte sich die gesellschaftliche Realität; doch auch im Postfordismus entstand kein breites Klassenbewusstsein. Ursache dafür sind die Fragmentierung der Arbeitnehmerschaft sowie eine Begriffs- und Klassenpolitik, die für Unklarheit sorgt: Die Soziologie ging von Klassen über Schichten zu „Lebensstil-Milieus“ über, weil sich so angeblich Parteipräferenzen und Kaufabsichten leichter voraussagen ließen[3]. So „wurde öffenlichkeitswirksam vom Modell der Schichten auf das der Milieus und damit von dem traditionellen vertikal-hierarchischen Bild von Sozialstruktur auf eine horizontale Metapher von „drinnen-draußen“ umgestellt“[4]. Für die EU-Diplomatie wurde der Begriff „soziale Ausschließung“ erfunden, um nicht mehr über Armut sprechen zu müssen[5]. Die „Armen“ waren selbstverständlich Teil der Gesellschafts-Pyramide, im Bild sogar ihre Basis. Die „Ausgeschlossenen“ stehen außerhalb[6]. In Deutschland wurde im Herbst 2006 „Unterschicht“ durch „Prekariat“ ersetzt[7]. Bei Prekarisierung geht es nicht nur um billige, sondern vor allem um flexible, also leicht kündbare Arbeitskräfte. Insgesamt sehr wohl aufgegangen ist die Strategie der Unternehmen, gesicherte Arbeitsverhältnisse zu reduzieren und viele Arbeitsverhältnisse „flexibel“ zu halten – was von der anderen Seite gesehen „prekär“ heißt[8]. So schillernd der Begriff „Prekariat“ auch sein mag, es bleibt, „dass das alles, Prekariat, Armut und Ausschließung, nicht einfach „über uns kommt“, sondern in Klassenpolitik – und damit auch in Kämpfen, in denen die Arbeiterschaft besiegt wurde – hergestellt wurde und wird“[9].

Klaus Dörre verwendet zur Kennzeichnung der neoliberalistischen, der wirtschaflichen Expansion dienenden Kommodifizierungs- und Privatisierungspolitik, den Begriff Landnahme[10]. Er geht davon aus, dass Landnahme „Expansion der kapitalistischen Produktionsweise nach innen und außen“ bedeutet[11], und beruft sich dabei auf Rosa Luxemburgs These, dass im „inneren Verkehr“ nur begrenzte Wertteile des gesellschaftlichen Gesamtprodukts realisiert werden können. Dies zwinge expandierende Unternehmen dazu, Teile des Mehrwerts „auswärts“ zu realisieren.[12] Dörre betont, Landnahmen seien „sind immer auch politische, auf Staatsintervention beruhende Prozesse“, und Transformationskrisen eigneten „sich hervorragend, um die Marktvergesellschaftung einzuhegen, indem politische Anlagefelder der Verwertung entzogen und qua Staatsintervention in öffentliche Güter verwandelt werden. Auf diese Weise entsteht für die molekularen einzelkapitalistischen Operationen ein „Außen“ [13]. Finanzkrisen gehören ’’zum Modus operandi der neuen Landnahme’’[14] und „sekundäre Ausbeutung“ bedeute einen „Reservearmee-Mechanismus“. Von Sekundärer Ausbeutung könne „immer dann gesprochen werden, wenn symbolische Formen und staatlich-politischer Zwang eingesetzt werden, um eine Innen-Außen-Differenz mit dem Ziel zu konservieren, die Arbeitskraft bestimmter sozialer Gruppen unter ihren Wert zu drücken oder diese Gruppen aus dem eigentlichen kapitalistischen Ausbeutungsverhältnis auszuschließen[15].“ Für diese Form von Überausbeutung eignen sich besonders Frauen, Migranten und vor allem Migrantinnen. Dies sieht auch Ceren Türkmen so[16]. Dörre konstatiert ferner, dass Rendite und Gewinn nicht mehr als Resultat wirtschaftlicher Leistungen, sondern als deren Voraussetzung erscheinen und das Marktrisiko vor allem die Beschäftigten zu tragen haben. [17][18]. Das Ziel der Projekte besteht in der Umverteilung von unten nach oben, ... Ihre Hebel, Rendite- und Gewinnziele in Größenordnungen, die realwirtschaftlich gar nicht realisierbar sind, lösen dann einen strukturellen Zwang zur Umverteilung von Einkommen und Vermögen aus>[19]. > Staatliche Politik flankiert diese Kapitalakkumulation mit Maßnahmen, die „auf eine Beschneidung, mitunter gar auf eine ,Enteignung’ des Sozialeigentums großer Gruppen abhängig Beschäftigter hinauslaufen>[20]“.Das führt zur „Durchsetzung einer flexibel-marktzentrischen Produktionsweise, deren Funktionsfähigkeit wesentlich auf einer Wiederbelebung des Reservearmeemechanismus beruht>[21]“, der „verbunden mit staatlichem Druck und sozialer Disziplinierung, ... in flexible Produktionsformen zwingt[22].“

Typisch für kapitalistische Unternehmen ist ihre rechtliche Verselbständigung als „juristische Person“ ohne moralische Verantwortlichkeit[23]. Ideologen und Praktiker des Neoliberalismus erheben Forderung nach bedingungsloser Umsetzung des „Eigentümerwillens“ in der Maximierung des shareholder value. „In diesen Prozessen erhalten das blinde Kapital und sein zielloser Vermehrungstrieb die notwendige Konkretisierung. [24]“ „Als Unternehmer ist der Bourgeois Individualist, als Agent oder Personifikation des Kapitals wird er zum Klassenmenschen[25].“ Und die Bourgeoisie bildet sich so als Klasse im „Kampf um das Surplusprodukt“ [26]. Mit dem Handel mit Aktien, Staatsanleihen und den neuen „Derivativen“ entsteht eine eigene Anlagesphäre des Kapitals. Die Aktie scheint nun Kapital in den Händen des Aktienbesitzers zu sein. Dieses „fiktive Kapital“ wird zu einer durch und durch spekulativen Größe[27]. Auch die Bourgeoisie ist in Fraktionen gegliedert: fungierende Eigentümer („Mittelstand“), Manager und Rentiers; außerdem hat sich eine Elite der Bourgeoisie herausgebildet[28]. Leslie Sklair[29] sieht mit der Zunahme der Schicht von Managern der Transnationalen Konzerne eine Tnationale Bourgeoisie unmittelbar gegeben und als einigende Bande: Lebensstil und Verherrlichung des Konsums (consumerism), best practices und benchmarking sowie die Auseinandersetzung mit moralisch/ökologischen Prinzipien und Forderungen.[30].

Klassenverhältnisse sind vor allem auch macht- und herrschaftstheoretisch von Bedeutung. Aber ähnlich wie in der Soziologie wurde es auch in den Politikwissenschaften in den 1990er Jahren ruhig um den Begriff[31]. Für Poulantzas gibt es eine Unzahl versteckter Formen von Auseinandersetzungen, bei denen es letztlich immer um den im Produktionsprozess erzielten Mehrwert geht. Klasseninteressen sind nicht a priori bestimmbar, vielmehr ist diese Bestimmung schon Teil und Ergebnis von Kämpfen. Wie Klassenkämpfe geführt werden und in welche Richtung sie drängen, lässt sich nicht vorhersagen. [32]. „Der ökonomische Prozess ist Klassenkampf und schließt damit Machtbeziehungen ein (...). Diese Machtbeziehungen sind insofern spezifischer Natur, als sie mit der Ausbeutung verknüpft sind (...).“|Nicos Poulantzas: Staatstheorie. [33] Die transnationale kapitalistische Klasse arbeitet in ... internationalen Organisationen der UN sowie transnationalen Organisationen wie etwa die Bilderberg Group, die Trilaterale Kommission und die International Industrial Conference [34]. Von Interesse müssen hier auch die Versuche von Schaffung transnationaler „privater Autoritäten“ sein, wie sie im Bereich von Rating-Agenturen zu beobachten sind.[35]. William I. Robinson spricht in diesem Zusammenhang von entstehenden transnationalen Staatsapparaten und einem transnationalen Staat. Zu diesem netzwerkartigen Staat gehören alle wichtigen inter- und transnationalen Organisationen (UNO, WTO, IWF, G 7/8, EU, OECD etc.)[36]. Auch “die imperialistischen Staaten nehmen nicht nur die Interessen ihrer inneren Bourgeoisie wahr, sondern gleichfalls die Interessen des herrschenden imperialistischen Kapitals und die anderer imperialistischer Kapitale, wie sie innerhalb des Internationalisierungsprozesses verbunden sind.“[37].““ Insbesondere kann davon ausgegangen werden, dass der in den letzten Jahren vehement geführte ,Klassenkampf von Oben’ weiter verstärkt wird, darauf deuten zumindest die Verlautbarungen über zukünftige Sparpolitik und Steuererleichterungen hin[38]“.






KK 5.4 Zu KK: Begriffsgeschichte: Auch nach Marx haben noch Nicht-Marxisten durchaus den Klassenkampf gesehen. So Max Weber[39], der diesen Begriff teils[40], aber nicht immer[41] in Gänsefüßchen setzt und daneben auch von "Ständekämpfen"[42] sowie "Klassenrevolutionen" [43] und "Klassenhandeln ... gegen den unmittelbaren Interessengegner (Arbeiter gegen Unternehmer)" [44] spricht.

Ferdinand Tönnies schrieb 1935 in Geist der Neuzeit gar: "Darum der große und entscheidende, immer erneute Kampf in der Gesellschaft um 1. die ökonomische 2. die politische 3. die geistig moralische Macht - der immer ein „Klassenkampf“, der heute am unmittelbarsten und am auffallendsten sich kundgibt als Streit zwischen Kapital und Arbeit, woran aber viele Elemente auf der einen oder anderen Seite teilhaben, die weder als Mitkämpfer des Kapitals, noch als solche der Arbeit sich wissen und kennen, und bald in das eine Lager – das des Kapitals – hineingezogen werden oder in der Meinung, dass dessen Herrschaft sich von selbst verstehe, also gerecht und billig sei, sich hineinstellen, zuweilen auch durch ihr Denken, ihre Ideen in es hineinfallen." [45]

Gegenwart

{{Zitat|„Der ökonomische Prozess ist Klassenkampf und schließt damit Machtbeziehungen ein (...). Diese Machtbeziehungen sind insofern spezifischer Natur, als sie mit der Ausbeutung verknüpft sind (...).“|Nicos Poulantzas: Staatstheorie. [46]




Was heißt übrigens "historisch beendet"? Wenn etwas nicht beendet ist, ist es doch auch nicht historisch? Soll in WP nur von verschütteter Milch die Rede sein? Die Zweifel an der Existenz des Klassenkampfs außerhalb der Fachliteratur halte ich nicht für wissenschaftlich begründet. Außerdem sprechen nicht nur marxistische (und vormarxistische) Autoren von KK, sondern auch jüngere, aber immerhin schon historische wie Max Weber (dieser von KK, auch "Ständekämpfen" sowie "Klassenhandeln ...gegen den unmittelbaren Interessengegner[47], was wohl dasselbe bedeutet) und auch Tönnies. Weber schreibt aber auch: "Für das Fehlen des Klassengegensatzes war die Lage des "poor white trash" zu den Pflanzern der Südstaaten klassisch. Der poor white trash war noch weit negerfeindlicher als die ... Pflanzer."[48] Auf heutige Verhältnisse übertragen z.B.: "Beamte"[49] und "Intelligenz", die "oktroyiert und interpretiert"[50] sowie ... antiproll? Auch in der Fachliteratur ist schon bekannt, dass es den "Klassenkampf von Oben" gibt[51]. Der beginnt damit, dass man den KK leugnet. Um solche Politik und Ideologie handelt es sich wohl, auch wenn vorgegeben wir, nur die Reinheit der Leere (sic!) schützen zu wollen.

  1. Lockwood, David: ’’Das schwächste Glied in der Kette? Einige Anmerkungen zur marxistischen Handlungstheorie.’’ In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.): ’’Klassen im Postfordismus’’ Münster 2010, S. 51; zuerst erschienen in PROKLA, 15. Jg. (1985) Heft 58, S. 5-33
  2. "Der Großteil der abendländischen Menschen verfügt über sehr viel theoretische Freiheit, ist aber aus wirtschaftlichen Gründen nicht in der Lage, diese tatsächlich auszuüben. Der gewaltige Promotor der sozialen Revolution ist demnach das individuelle Gefühl der Ungerechtigleit der eigenen sozialen Lage."so Ziegler, Hans: Das Versicherungs- und Solidaritätsprinzip im Leistungssystem der französischen und der schweizerischen Alters- und Hinterlassenenversicherung.(Diss.)Bern 1958; zit n. Wegelin, Jürg: Jean Ziegler. Das Leben eines Rebellen. München 2011, S. 44
  3. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 178.
  4. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 177.
  5. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 183.
  6. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 184.
  7. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 178.
  8. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 186 ff.
  9. Steinert, Heinz: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik, In: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 199 f.
  10. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 113-151
  11. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 120
  12. Luxemburg, Rosa: Die Akkumulation des Kapitals – Eine Antikritik in: Gesammelte Werke, Bd. 5. Berlin 1975, S. 413-523.
  13. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 124
  14. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 142
  15. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 126
  16. Türkmen, Ceren: Rethinking Class-Making. Zur historischen Dynamik von Klassenzusammensetzung, Gastarbeitsmigration und Politik. in: Thien, Hans-Günter: Klassen im Postfordismus. Münster 2010, S. 202-234.
  17. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 130 f.
  18. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 124
  19. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 134
  20. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 134
  21. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 134
  22. Dörre, Klaus: Landnahme und soziale Klassen. Zur Relevanz sekundärer Ausbeutung in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 135
  23. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 239.
  24. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 240.
  25. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 241.
  26. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 243.
  27. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 243.
  28. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 248 ff.
  29. Sklair, Leslie: ‘’The Transnational Capitalist Class.’’ Oxford 2001
  30. Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 276.
  31. Joachim Hirsch/ Jens Wissel: ’’Transnationalisierung der Klassenverhältnisse.“ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 287.
  32. Poulantzas, Nicos: ’’Die Internationalisierung der kapitalistischen Verhältnisse und der Nationalstaat’’ in:Hirsch/Jessop/Poulantzas: ’’Die Zukunft des Staates’’. Hamburg 2001, S. 19 - 70.
  33. Hamburg 2002, S. 65. zit.n. Türkmen, Ceren, Rethinking Class-Making. Zur historischen Dynamik von Klassenzusammensetzung, Gastarbeitsmigration und Politik. in: Thien, Hans-Günter: Klassen im Postfordismus. Münster 2010, S. 211.
  34. Sklair, Leslie: Social movements for global capitalism: the transnational capitalist class in action, in: Review of International Political Economy, 4:3 Autumn.1997, S. 527
  35. Sinclair, J.Timothy: ’’Bond-Rating Agencies and Coordination of Global Political Economy; in: Cutler, A.Clair: ’’ Privat Authority and International Affairs.’’ New York 1999, S. 153-167; zit.nach: Hanns Wienold: ’’Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse’’ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 277.
  36. Robinson, William : ’’A Theory of Global Capitalism. Production, Class and State in a Transnational World.’’ Baltimore/London 2004, S. 36; 85 ff. zit.n.: Joachim Hirsch/ Jens Wissel: ’’Transnationalisierung der Klassenverhältnisse.“ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 291.
  37. Poulantzas, Nicos:Die Internationalisierung der kapitalistischen Verhältnisse und der Nationalstaat. In: Hirsch/Jessop/Poulantzas: Die Zukunft des Staates. Hamburg 2001, S. 56. zit.n. Joachim Hirsch/ Jens Wissel: ’’Transnationalisierung der Klassenverhältnisse.“ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 302.
  38. Joachim Hirsch/ Jens Wissel: ’’Transnationalisierung der Klassenverhältnisse.“ in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.):’’Klassen im Postfordismus“ Münster 2010, S. 302.
  39. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005
  40. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005, S. 680 ff.
  41. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005, S. 1012
  42. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005, S. 682 bezüglich der Antike
  43. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005,S. 224
  44. Weber, Max: Wirtschaft und Gesellschaft. Grundriss der verstehenden Soziologie. Neu Isenburg 2005,, S. 226
  45. ders.:Gesamtausgabe. Band 22. 1932 – 1936. Berlin 1998, S. 175
  46. Hamburg 2002, S. 65. zit.n. Türkmen, Ceren, Rethinking Class-Making. Zur historischen Dynamik von Klassenzusammensetzung, Gastarbeitsmigration und Politik. in: Thien, Hans-Günter: Klassen im Postfordismus. Münster 2010, S. 211.}}
  47. ders.:Wirtschaft und Gesellschaft Neu Isenburg 2005, S. 226"
  48. a.a.O., S. 224)
  49. a.a.O., S. 225
  50. a.a.O., S. 226
  51. » Berliner Institut für kritische Theorie (InkriT) » Klassenkampf. HKWM 7/I, 2008, Spalten 836-873.

-- Merlinschnee 04:06, 9. Jan. 2012 (CET)


neoliberalistische Wirtschaftspolitik und Globalisierung in den letzten Jahrzehnten sind unter diesem Aspekt zu sehen. Und der erste Grundsatz dieser Klassenpolitik ist, sie - und am besten die Existenz von Klassen überhaupt - zu leugnen: Klassenideologie.


Ob nun ein oder zwei edit warriors destruktiv blockieren kann nicht entscheidend sein. Zur Postdemokratie (auch von der ist im Artikel die Rede) gehört, dass nicht demokratische Institutionen, sondern wirtschaftliche Korporationen die Entscheidungen treffen; im aktuellen Fall sind das eben die "Finanzmärkte". Und gerade weil's aktuell ist, ist es noch nicht historisch. Was bedeutet doch gleich "wiki"? -- Merlinschnee 03:16, 9. Jan. 2012 (CET)


Zitat Merkel Ich halte die Löschung durch Phi nicht für begründet. Das Zitat belegt, dass für die Bundeskanzlerin - die lt. GG Art. 65 immerhin die Richtlinien der Politik zu bestimmen hat, also mithin nicht unmaßgeblich für die Politik der BRD ist - nicht mehr die Demokratie (GG Art. 20 [Verfassungsgrundsätze] Abs 2: "Alle Staatsgewalt geht vom Volke aus."), sondern die Marktkonformität oberstes Prinzip und entscheidende Grundlage der Politik ist. Damit ist der Zusammenhang offensichtlich. Weil ich ferner der Meinung bin, dass Phi alleine das nicht zu entscheiden hat, fordere ich die Mitarbeiter an diesem Artikel dazu auf, Stellung zu nehmen. MfG -- Merlinschnee 11:47, 8. Jan. 2012 (CET)


Transzendenz (Philosophie)

Den Anfang dieses Abschnitts fand ich unübersichtlich; unter minimaler Veränderung möchte ich folgende Aufgliederung vorschlagen:

Religiösen und philosophischen Verständnissen vom Transzendenten ist gemeinsam, dass dieser Begriff eine Wirklichkeit bezeichnet, die das üblich Wahrnehmbare überschreitet. Damit transzend(ent)iert das Verstehen des Sinnlichen seine Wahrnehmung auf etwas – ein Drittes, das in seiner Beziehung zum Wahrnehmbaren größer und noch unbegrenzt ist. Diese Bestimmung hat eine erste Perspektive in der Struktur des Seienden, also eine ontologische, und eine zweite in der Struktur menschlicher Erkenntnis, also eine gnoseologische.

Dem folgend kann man die philosophischen Traditionen grob in solche unterteilen, die

a) von einer seinsmäßigen Entsprechung von Seiendem und Erkennendem ausgehen als Voraussetzung und Ziel eines jeden Erkenntnisprozesses. Dies ist beispielsweise die aristotelisch geprägte Metaphysik und ihre Rezeption durch Averroës im Islam und Thomas von Aquin im Christentum, die das Sein, von dem das Seiende kausal abhängt, vom Seienden aus erschließt.[1] Dies ist philosophiegeschichtlich eine Antwort auf

b) das platonische Konzept, das von einer klaren Zweiteilung - der „wirklichen“ Wirklichkeit der Ideen, die dem Veränderlichen entzogen sind, und einer davon losgelösten Sinneswelt - ausgeht, die aber die Frage nach der Vermittlung beider nicht beantworten kann. Eine dritte Gruppe versucht

c) im Gefolge Kants die Frage nach den Voraussetzungen der Verstandeserkenntnis unter Ausklammerung von ontologischen Fragestellungen zu klären. Die sinnlich wahrnehmbare Welt gehorcht dem Naturgesetz; damit ist nicht ihre seinsmäßige Verfassung das Problem, sondern die Erkenntnis der über das Sinnliche hinausgehende)n( – dort weniger die Abstraktion vom Sinnlichen als vielmehr die Erkenntnisse, die auf Verknüpfung „reiner“ Begriffe fußen.

Zwei Sätze konnte ich nicht verstehen; ich vermute Tippfehler und möchte sie korrigieren: (streichen) bzw. )einfügen(. Desgleichen betreffs eines Satzes am Ende des Abschnitts:

Die Transzendenz ist bei Jean-Paul Sartre ein grundlegendes Merkmal des Menschen. Das Überschreiten des Egos, in dem der Mensch nicht in sich selbst eingeschlossen, sondern dauernd gegenwärtig in einem menschlichen All ist. In Anlehnung an den griechischen Philosophen Platon und seine)r( Ideenlehre erdenken wir die Existenz des „Guten an sich“, das sich uns als unbeschreibliche und über die Wege und Mittel der Transzendenz erfassbare Einsicht offenbart.[2]

Ich bitte darum, meine Vorschläge zu akzeptieren, oder um Aufklärung bzw. Korrektur. -- Merlinschnee 16:47, 7. Jan. 2012 (CET)


Klassenpolitik hat als Ziel, die Interessen einer sozialen Schicht oder Klasse durchzusetzen. Dazu ist zunächst Klassenpolitik im engeren Sinne erforderlich, d.h. aus einer gesellschaftlichen Schicht eine Klasse zu formieren, die möglichst geschlossen ihre Interessen wahrnimmt.

Begriffsgeschichte

Gebrauch des Wortes Klassenpolitik

Schon Friedrich Engels bemerkte, dass „jede wirkliche proletarische Partei, von den englischen Chartisten an, immer die Klassenpolitik, die Organisation des Proletariats als selbständige politische Partei, als erste Bedingung, und die Diktatur des Proletariats als nächstes Ziel des Kampfes hingestellt“[3] habe. Am 15. Dezember 1897 hielt August Bebel im Reichstag eine Rede zum Thema: Klassenpolitik und Sozialreform.

Friedrich Naumann schrieb einen Aufsatz für Die Hilfe (10. Jg. 1904, Nr. 2) über: Klassenpolitik des Liberalismus.

Der im zaristischen Russland in jiddischer Sprache schreibende sozialrevolutionäre jüdische Arbeiterführer Chaim Schitlowsky schrieb aus jüdischer Sicht über Nationalismus und Klassenpolitik des Proletariats[4]

Die „Fraktion der Vereinigten Liberalen“ in der Hamburger Bürgerschaft nannte in ihrem Wahlkampfprogramm 1907 als wichtiges Ziel die „sozialdemokratische Klassenpolitik“ bekämpfen zu wollen.[5] Ernst Niekisch warf dem Marxismus vor, er lehre den Staat nur als klassenpolitische Tatsache zu sehen und sei so zur Theorie schroffer Staatsverneinung und des radikalen Umsturzes geworden. [6] Die Sozialistische Arbeiter-Partei Deutschlands veröffentlichte in ihrem in Paris erscheinenden Organ Neue Front vom Juni 1936 einen Artikel mit dem Titel „Um die ,Deutsche Volksfront’“, in dem es heißt: „Eine entscheidend wichtige Frage einer erfolgreichen proletarischen Klassenpolitik ist die Frage der Bündnisse mit den nichtproletarischen Schichten.“ [7] In den zuvor erschienen Ausgaben hatte die SAP in einer Artikelserie „Was kommt nach Hitler?“ u.a. verlautbart: „...je wirksamer die proletarische Klassenpolitik betrieben wird, umso grösseres Vertrauen wird sie auch bei den Kleinbürgern wecken, die am Faschismus verzweifeln, umso mehr wird sie diese bereit machen, der Arbeiterklasse zu folgen ...“ [8] In Fortführung der von Leo Trotzki initiierten Linken Opposition setzte die Vierte Internationale als einen ihrer Schwerpunkte eine als revolutionär verstandene Klassenpolitik im spanischen Bürgerkrieg von 1936 bis 1939. In einem Aufruf aus dem Jahr 1945 schrieb Kurt Schumacher: „Für die arbeitenden Massen sind Idee und Tatsache des Deutschen Reiches nicht nur nationalpolitisch, sondern auch klassenpolitisch eine Notwendigkeit. Ihr politischer und wirtschaftlicher Befreiungskampf ist ohne diese Grundlage zur Erfolglosigkeit verurteilt.“ Im Nachwort der Neuausgabe von Ignacio Silones Der Fascismus(dt. Erstausgabe 1934) geht der maßgeblich am universitären »Projekt Arbeiterbewegung« beteiligte Christian Riechers 1978 davon aus, dass nicht Anti-Faschismus, sondern nur eine sozialistisch-klassenpolitische Strategie die faschistische Gefahr überwinden kann.

Hans Mommsen spricht 1963 von „Klassenpolitik als Mittel internationaler Integration in den Wachstumsjahren der sozialdemokratischen Bewegung von Hainfeld bis zur Wahlreform Badenis (1889-1897)“. [9] Jürgen Kuczynskis: Die Geschichte der Lage der Arbeiter unter dem Kapitalismus enthält ein Kapitel über „Bourgeoise Klassenpolitik und Klassenideologien“ [10] Der Österreicher Erwin Scharf trat wiederholt (so 1945-48 in der SPÖ bzw. 1968-70 und 1991 in der KPÖ) als konsequenter Marxist für eine profilierte Klassenpolitik ein. Franz Urban Pappi stellte 2002 fest: „Lipset betont den Kompromißcharakter der Klassenpolitik, da, wie bei Tarifverhandlungen üblich, durch eine Feinabstimmung der Gewinne und Verluste der beiden Seiten ein Verhandlungsergebnis möglich erscheint. Dies ist aber natürlich nicht die einzige Form der Klassenpolitik. Wenn mit ihr gesellschaftliche Gegenentwürfe verbunden werden, wie in der Aufbauphase der sozialistischen Arbeiterbewegung, verliert die Klassenpolitik ihren Kompromisscharakter und wird zu einem ideologischen Entweder-Oder.[11] Heinz Steinert veröffentlichte (in: Thien, Hans-Günter (Hrsg.), Münster 2010) einen Artikel ’’Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik’’, in dem er feststellt, dass die Begriffsbildung „Prekariat“ Teil einer Klassenpolitik war, die das Ziel hatte, Ungleichheits-Strukturen herzustellen und zu regulieren, denn das „wichtigste Feld von Klassenpolitik ist die Beherrschung des Arbeitsmarktes, ..“. [12] Bei der Prekarisierung „geht es nicht nur um billige, sondern vor allem um flexible, also leicht kündbare Arbeitskräfte.“[13] Im selben Band beschreibt Ceren Türkmen unter dem Titel ’’Rethinkig Class-Making’’ wie die Klassenpolitik in Deutschland mit ArbeitsmigrantInnen umgeht.[14]

Jürgen Hartmann charakterisierte die Klassenpolitik des Mubarakregimes als Umverteilung von unten nach oben und Korrosion der öffentlichen Leistungen im Interesse des „militärisch-kommerziellen Komplexes“ d.h. einer Klasse, die Staatselite, Militärs und Bourgeoisie umfasste und sich von der gesellschaftlichen Mehrheit Ägyptens abhob. [15]

Verwandte Begriffe

Für die Auseinandersetzung antagonistischer Hauptklassen benutzte Karl Marx bekanntlich den Terminus Klassenkampf (en: Class struggle; ru. Классовая борьба; es: lucha de clases; fr: lutte des classes), der in der marxistischen Theorie auch heute noch weltweit breite Verwendung findet, vor allem zur Charakterisierung des bewussten Kampfes der Arbeiterklasse mit dem Ziel, die kapitalistische Gesellschaftsordnung zu überwinden. Von anderer Seite wurde in den USA in letzter Zeit neben „Class struggle“ auch „Class war“ bzw. „Class warfare“ gebraucht. So sprach Warren Buffet, amerikanischer Multimilliardär, Investor und Teilhaber der Rating-Agentur Moody’s mehrmals von „Class war“ z.B. im Interview mit der New York Times vom 26.11.2006: „Der Klassenkampf ist eine historische Tatsache; er wird von meiner Klasse - der Klasse der Reichen - geführt und wir sind dabei, ihn zu gewinnen“. [16] Als der republikanische US-Abgeordnete Paul Ryan gegen Überlegungen, Steuervergünstigungen für Reiche zu streichen, den Vorwurf des „Class warfare“ erhob, entgegnete ihm Paul Krugman in der New York Times am 22. September 2011, dass vielmehr „Leute wie Mr. Ryan, der die sehr Reichen vom Tragen der Lasten für die Sanierung unserer Staatsfinanzen ausnehmen will“, den Klassenkampf führen. [17] Auch der deutsche Ökonom Heiner Flassbeck, Direktor der Abteilung Globalisierung und Entwicklung der UNCTAD meinte auf einer Konferenz in Austin(Texas) am 3. November 2011: „The words ,class war’ may be unfashionable, but it is still a battle between labor and capital.” [18]

Die Kehrseite

Während die „Klassenpolitik von unten“ von links offen propagiert und von rechts angegriffen wird, ist Klassenpolitik von oben seit jeher stillschweigend und selbstverständlich akzeptiert. Das wusste nicht nur Karl Marx: „Verbindung unter den Kapitalisten habituell und von Effekt, die der Arbeiter verboten und von schlechten Folgen für sie.“ [19], sondern sogar schon Adam Smith: „Leute von demselben Gewerbe kommen selten auch nur zu Lustbarkeiten oder Zerstreuungen zusammen, ohne dass ihre Unterhaltung mit einer Verschwörung gegen das Publikum oder einem Plane zur Erhöhung der Preise endigt.“[20] , und daran hat sich bis heute nichts geändert: „Da das Kräfteverhältnis der Klassen grundsätzlich asymmetrisch zugunsten des Kapitals strukturiert ist, erscheint die Macht des Kapitals als ›normal‹, und ihr Einsatz als Klassenkampf (›von oben‹) wird regelmäßig nicht oder kaum wahrgenommen, während die Aktualisierung der ›Macht der Arbeit‹ ebenso regelmäßig offen als Klassenkampf (›von unten‹) erscheint. [21] Ebenso selbstverständlich ist, dass Staat und Regierung diese Klassenpolitik unterstützen. So gestand beispielsweise der ehemalige britische Notenbanker Sir Alan Budd über die Geldpolitik der Bank of England unter der Regierung von Margret Thatcher: „Viele haben nie (...) geglaubt, dass man mit Monetarismus die Inflation bekämpfen kann. Allerdings erkannten sie, dass er sehr hilfreich dabei sein kann, die Arbeitslosigkeit zu erhöhen. Und die Erhöhung der Arbeitslosigkeit war mehr als wünschenswert, um die Arbeiterklasse insgesamt zu schwächen. (...) Hier wurde – in marxistischer Terminologie ausgedrückt – eine Krise des Kapitalismus herbeigeführt, die die industrielle Reservearmee wiederherstellte, und die es den Kapitalisten fortan erlaubte, hohe Profite zu realisieren.“ [22] Auch neoliberalistische Wirtschaftspolitik und Globalisierung in den letzten Jahrzehnten sind unter diesem Aspekt zu sehen. Und der erste Grundsatz dieser Klassenpolitik ist, sie - und am besten die Existenz von Klassen überhaupt - zu leugnen: Klassenideologie.(Siehe unten)

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 03:22, 9. Jan. 2012 (CET)

Klassenfragmentierung

Die nach dem Ende des Fordismus in den Industriestaaten, der gekennzeichnet war durch Korporatismus d.h. Partnerschaft zwischen Gewerkschaften und Unternehmerverbänden, sich entwickelnde „postfordistische“ Gesellschaft ist geprägt durch weitergehende Differenzierung. Die Klassenstruktur wird durch Aufsplitterung komplexer, die Interessenwahrnehmung komplizierter. Einerseits gewinnen innerhalb der Bourgeoisie die Fraktionen der Finanzkapitalisten und der Manager zunehmend an Bedeutung. [23]

Prekarisierung

Andererseits wurde durch arbeitsmarktpolitische Maßnahmen und soziale Enteignung und Ausschließung eine neue Art von Unterschicht herausgebildet, für die, um das Wort „Armut“ zu vermeiden, das Wort „Prekariat“ geprägt wurde.[24] Diese Tatsache neuer Armut führt zur Bedrohung und Disziplinierung der Arbeitnehmer bis weit in die Mittelschichten hinein. Doch ist das Prekariat auch in sich sehr differenziert: Neben dem Gros der Arbeitslosen, atypisch Beschäftigten (Leih- und Zeitarbeiter, Teilzeitkräfte, Mini- und Midijobber) sowie Scheinselbständigen, die am Rande des Existenzminimums leben müssen, gibt es auch Freischaffende: AkademikerInnen, Künstler, Journalisten, Medienschaffende und Wissenschaftler, die auch nur gelegentlich und unregelmäßig arbeiten, aber zum Teil als hochqualifizierte „Arbeitskraft-Unternehmer“[25] ihre Prekarität als Freiheit fern von Armut genießen können. Die Interessen gehen also weit auseinander und von einer Klasse „Prekariat“ kann gar nicht die Rede sein. Allerdings ist Ende 2011 auch von der Bundesregierung offiziell zur Kenntnis genommen worden, dass Selbständige oft keine Alterssicherung haben, weshalb sie die Einführung einer Versicherungspflicht erwägen will. [26]

Transnationalisierung

Erschwert wird die Position der Arbeitnehmer in den Industriestaaten durch die zunehmende weltweite Konkurrenz. In weniger entwickelten Volkswirtschaften ist der Lebensstandard niedriger und die niedrigeren Löhne dort nutzen die transnational arbeitenden Unternehmen als Druck auf die Arbeitseinkommen in den weiter entwickelten. Neben den Klassenfraktionen der Nationalen Bourgeoisie und der Kompradoren-Bourgeoisie, die „als finanzielles und kommerzielles Gelenk für Operationen des imperialistischen Auslandskapitals“, [27] fungiert, hat sich lt. Poulantzas noch eine „innere Bourgoisie“[28] herausgebildet, die trotz ihrer Verflechtung mit dem ausländischen Kapital ihre Reproduktionsbasis im Inneren der Nationalstaaten hat. So können trotz teilweiser Abhängigkeit „wichtige Widersprüche zwischen der inneren Bourgeoisie und dem amerikanischen Kapital“ auftreten [29].

Die Manager der großen Unternehmen arbeiten global zusammen und vernetzen sich. Auch für die Kapitalströme gibt es kaum noch politische Grenzen und es bildet sich ein transnationales Finanzkapital heraus. Die neoliberale Wirtschaftstheorie und die Orientierung auf den shareholder value insbesondere in den institutionellen Anlegern, also Hedgefonds, Versicherungen, Pensionsfonds begünstigen die Konzentration und führten zur Entwicklung gigantischer Vermögen und einer neuern Elite von „Superreichen“. Diese setzen sich via Rating-Agenturen über die Staaten, beeinflussen nationale Regierungen in ihrem Interesse und aus ihnen kann sich möglicherweise eine transnationale Bourgoisie entwickeln.[30]

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 03:24, 9. Jan. 2012 (CET)

Rolle der Ideologie

Schon Karl Marx und Friedrich Engels sagten, dass das gesellschaftliche Sein das gesellschaftliche Bewusstsein bestimme. Diese kann falsch sein: Ideologie.

Auch Bertrand Russell sieht dies ähnlich: “Ein Zweck der traditionellen Moral – der in der Regel zum großen Teil unbewusst ist – besteht darin, das bestehende Gesellschaftssystem arbeitsfähig zu machen. Im Falle des Erfolges erreicht sie diesen Zweck billiger und wirkungsvoller als die Polizei. Das offensichtlichste Beispiel für Machtmoral ist die Lehre vom Gehorsam.“ [31] Und erreicht wird die Anpassung durch die Erziehung zum „Wettkampf um den Arbeitsplatz. Das beginnt mit den Prüfungen an der Schule und dauert während des ganzen Arbeitslebens der meisten Menschen an. Diese Form des Wettkampfs kann abgemildert, aber nicht völlig beseitigt werden.“ [32]

Auch der Sozialpsychologe Erich Fromm erklärt, wie es dazu kommt: „Die gesellschaftliche Funktion der Erziehung besteht darin, dass man den einzelnen in die Lage versetzt, die Rolle auszufüllen, die er später in der Gesellschaft spielen soll, d.h. dass man seinen Charakter so formt, dass er dem Gesellschafts-Charakter möglichst nahe kommt, dass seine persönlichen Wünsche mit den Erfordernissen seiner gesellschaftlichen Rolle übereinstimmen.“ [33] Fromm sieht das aber nicht als Automatismus. „Ökonomische Kräfte üben eine starke Wirkung aus, aber man darf sie nicht als psychologische Motivationen, sondern muss sie als objektive Bedingungen verstehen. Psychologische Kräfte üben ihrerseits eine starke Wirkung aus, aber man muss sie selbst als historisch bedingt verstehen.“ [34]

John Kenneth Galbraith beschreibt in Anatomie der Macht (München 1989) u.a. die „konditionierte Macht (conditioned power)“: „Überredung und Überzeugung, Erziehung und Ausbildung sowie ein gesellschaftlich bedingtes Eingeschworensein auf das scheinbar Natürliche, Ordentliche und Richtige veranlassen den einzelnen, sich dem Willen eines anderen oder einer Gruppe unterzuordnen. Die Unterwerfung entspricht dem selbstgewählten Kurs und wird nicht als das erkannt, was sie tatsächlich ist.“[35] Denn schon der „Jugend wird beigebracht, dass in einer Demokratie alle Macht vom Volke ausgeht und dass in der freien Marktwirtschaft alle Autorität beim souveränen Verbraucher liegt und durch nicht personengebundene Marktmechanismen in die Tat umgesetzt wird.“[36] Wirtschaftliche und politische „Macht besteht in den Demokratien des zwanzigsten Jahrhunderts weitgehend aus konditionierter Macht,“ einer „heimlichen Unterwerfung, die unauffällig ist, weil jeder sie für selbstverständlich hält.“ [37]

Zur Ideologisierung tragen auch die Wissenschaften bei, indem Soziologen „professionell die fatale Neigung (haben), aus Vorgängen, die (aktiv oder durch Nichtstun) politisch hergestellt sind, das Ergebnis autonomer gesellschaftlicher Abläufe mit dem Charakter von Gesetzmäßigkeiten zu machen. Das betrifft auch und eher noch mehr die Wirtschaftswissenschaft mit ihrem Marktfetischismus. Aber sie kümmert sich nicht darum, wie ,Markt’ hergestellt wird, ... Wie die Randbedingungen hergestellt und aufrechterhalten werden, unter denen die jeweiligen ,Gesetzmäßigkeiten’ dann ablaufen mögen, ist weder bei ,Markt' noch bei ,Gesellschaft' Gegenstand der dafür zuständigen Wissenschaften." [38]

Dieser Abschnitt kann archiviert werden. Merlinschnee 03:24, 9. Jan. 2012 (CET)

Eklatantes Beispiel für Ideologie als „falsches“, d.h. nicht mit der eigenen gesellschaftlichen Position und den eigenen Interessen übereinstimmendes Bewusstsein, ist die verbreitete Übernahme des Objektivismus Ayn Rands durch schlichte Anhänger z.B. in der Tea-Party-Bewegung. Diese extremste Form des Antikommunismus und einer rationalistisch-egoistischen Ethik dient allenfalls den Interessen der Reichsten, ist jedoch krass gegen die der Normalverbraucher gerichtet, da sie jede Hilfe für Bedürftige ablehnt, und in der Politik nur einen Nachtwächterstaat, bestehend aus Militär, Polizei und Justiz dulden will, der keinerlei sozialstaatliche Funktion ausüben darf.

Literaturhinweise

  • Poulantzas, Nicos: Die Krise der Diktaturen. Frankfurt/M 1977, S. 12)
  • Poulantzas, Nicos: Die Internationalisierung der kapitalistischen Verhältnisse und der Nationalstaat, in:Hirsch/Jessop/Poulantzas: Die Zukunft des Staates. Hamburg 2001; S. 51 f):
  • Poulantzas, Nicos: ’’Staatstheorie’’ Hamburg 2002.
  • Harvey, David: ’’Der neue Imperialismus.’’ Hamburg 2005.
  • Thien, Hans-Günter (Hrsg.): ’’Klassen im Postfordismus.’’ Münster 2010.


Links?

Brandanschlag auf das Altenheim der Israelitischen Kultusgemeinde München


Soll man wirklich von "Linken" sprechen? Autoren s.u. schreiben: sogennsnte Linke bzw. Pseudolinke.

Tilman Tarach: Der ewige Sündenbock. Heiliger Krieg, die „Protokolle der Weisen von Zion“ und die Verlogenheit der sogenannten Linken im Nahostkonflikt.

Michael Landmann, Shlomo Derech, S. Barel: Das Israelpseudos der Pseudolinken.


Konservatismus in Preußen

(lt. Gebhardt, d e m Handbuch d.dt.Gesch.) Der entschiedenste Gegner des Hardenbergschen Reformweges, der vielfach als Begründer des preußischen Konservatismus geltende Friedrich August Ludwig von der Marwitz, hatte noch ein vormodernes, auf Harmonie angelegtes Politikverständnis vertreten, das nicht zu einer handlungsfähigen politischen Partei führen konnte. In den 1840er Jahren lösten sich neue Kräfte im preußischen Konservatismus von solchen Vorstellungen und passten sich den neuen Entwicklungen in Staat und Gesellschaft an. Den wichtigsten Beitrag leistete dabei der Rechtsphilosoph Friedrich Julius Stahl ein aus Franken stammender getaufter Jude, der als Schelling-Schüler 1840 an die Berliner Universität berufen wurde, um dort den Lehren Hegels und seiner Schüler wirksam entgegenzutreten. Stahl war zeitweise einflussreicher Berater Friedrich Wilhelms IV. und plädierte für einen zeitgemäßen Konservatismus, der die legitime Tradition mit den Erfordernissen der Moderne in Einklang bringen sollte. Auch für Stahl wurzelte der Staat zwar noch in Gott und nicht in einem Vertrag zwischen Herrscher und Beherrschten, aber im Unterschied zu den altständischen Konzepten akzeptierte er die moderne Vorstellung, wonach der Staat das einzige und unteilbare Gemeinwesen sei, dem alle öffentliche Gewalt zufalle. Zugleich suchte er nach einer Verfassung, die einen Ausgleich zwischen den legitimen Rechten des Monarchen und den naturrechtlich begründeten Ansprüchen der Bürger ermöglichte. Obwohl Stahl dabei ein ungeschriebenes Staatsgrundgesetz nach englischem Vorbild favorisierte, schloss er die Möglichkeit einer Kodifikation nicht mehr aus. Seine Schrift Das monarchische Prinzip (1845) stellte daher den Durchbruch zu einem neuen konservativen <501> Staatsverständnis dar. Stahl plädierte hier für eine Verfassungsordnung, in welcher der allgemeine bürgerliche Rechtszustand garantiert war und gewählte Repräsentanten an der Ausgestaltung und Wahrung dieses Zustandes teilhatten. Die Abgeordneten des Parlaments sollten dabei ausdrücklich nicht mehr die jeweiligen ständischen Sonderinteressen schützen, sondern die Interessen des ganzen Volkes vertreten. Stahls Verfassungsordnung unterschied sich insofern von den westeuropäischen Vorbildern, als dem Monarchen der eindeutige Vorrang zugewiesen wurde und er die gestaltende politische Kraft blieb. Die Verfassung sollte nicht nur durch den Monarchen oktroyiert werden, sondern er allein sollte auch die Regierung einsetzen und das Recht der Gesetzesinitiative besitzen. Dem Parlament, das an der Gesetzgebung beteiligt und mit Steuerbewilligungs- und Beschwerderecht ausgestattet sein sollte, bliebe demnach nur eine Wächterfunktion. Stahl wollte auf diese Weise sowohl einer Parlamentsherrschaft als auch königlicher Willkür vorbeugen. Den Liberalen gingen solche Zugeständnisse nicht weit genug, während die preußische Hochkonservativen Stahls Forderungen 1845 trotz ihrer klaren promonarchischen Ausrichtung noch skeptisch beurteilten. Dennoch schuf Stahl mit seinen Überlegungen wichtige Grundlagen für die Parteibildung der Konservativen.[39]

  1. 1 Vergleiche dazu Th.Aq STh I q.44 a3 ff.Corpus Thomisticum http://www.corpusthomisticum.org/sth1044.html
  2. Vgl. u.a. Jean-Paul Sartre: Die Transzendenz des Ego. Philosophische Essays 1931–1939. Rowohlt Verlag, Juni 1997. ISBN 978-3-499-22145-3.
  3. Friedrich Engels, Zur Wohnungsfrage, 1872/73
  4. Archiv für die Geschichte des Widerstandes und der Arbeit, Nr. 19, S. 81-112 (auf Deutsch)
  5. Programm der Vereinigten Liberalen, abgedruckt in: Die Vereinigten Liberalen, 1910, S.101
  6. ders.: Der Weg der deutschen Arbeiterschaft zum Staat. Berlin 1925, S. 8f.
  7. Ursula Langkau-Alex: „Deutsche Volksfront 1932-1939.“ Berlin 2005, Band 3. Dokumente 18.2 S. 132
  8. a.a.O., Dokument 18.1 S. 128
  9. ders.: Die Sozialdemokratie und die Nationalitätenfrage im habsburgischen Vielvölkerstaat
  10. Berlin 1965, Bd. 2, Bd. 24 II. 2.
  11. Ders.: „Die politisierte Sozialstruktur heute: Historische Reminiszenz oder aktuelles Erklärungspotential?“ in: Brettschneider / Van Deth / Roller (Hg.) Das Ende der politisierten Sozialstruktur? Opladen 2002, S. 27
  12. a.a.O., S. 185
  13. a.a.O., S. 186.
  14. .aa.O., S. 202 – 234.
  15. ders.: Staat und Regime im Orient und in Afrika Wiesbaden 2011, S. 109
  16. http://www.nachdenkseiten.de/?p=3618
  17. http://www.nytimes.com/2011/09/23/opinion/krugman-the-social-contract.html?_r=3
  18. http://www.utexas.edu/lbj/events/2011/leading-economic-policy-experts-discuss-financial-crisis-eur
  19. Marx, Karl: Ökonomisch-philosophische Manuskripte aus dem Jahre 1844, [1. Manuskript] Arbeitslohn, [471]
  20. Adam Smith, Wealth of Nations, Chicago 1976, Buch I, S. 144; zit.n John K. Galbraith: „Anatomie der Macht“München 1989, Fußnote 6 zu S. 127 auf S. 213.
  21. » Berliner Institut für kritische Theorie (InkriT) » Klassenkampf A: ṣirā‛ ṭabaqī. – E: class struggle. – F: lutte des classes. – R: Классовая борьба (klassovaja bor’ba). – S: lucha de clases. – C: jieji douzheng 阶级斗爭 Colin Barker (I.), Werner Goldschmidt (II.), Wolfram Adolphi (III.) HKWM 7/I, 2008, Spalten 836-873
  22. The New Statesman, 13. Januar 2003, S. 21. - Zitiert nach Albrecht Müller, am 3. Mai 2011 in den Nachdenkseiten
  23. Wienold, Hanns: „Die Gegenwart der Bourgeoisie. Umrisse einer Klasse.“ In: Hans-Günter Thien (Hrsg.): Klassen im Postfordismus. Münster 2010, S. 235 – 283.
  24. Heinz Steinert: Das Prekariat: Begriffspolitik und Klassenpolitik. In: Thien (Hrsg.): a.a.O., S. 174.
  25. Steinert, a.a.O., S. 192.
  26. dpa am 30.12.2011
  27. Poulantzas, 1977, a.a.O., S. 12.
  28. Poulantzas, 2001 , S. 52.
  29. a.a.O., S. 53, zit. Nach Hirsch/Wissel, a.a.O., S. 297 f.
  30. Hirsch, Joachim/ Wissel, Jens: Transnationalisierung der Klassenverhältnisse, in: Thien, 2010. S.287 – 309.
  31. ders. ’’Macht’’ Zürich 2001. S. 208
  32. a.a.O., S. 198.
  33. Erich Fromm: Die Furcht vor der Freiheit. Frankfurt 1980. S. 227.
  34. a.a.O., S. 236
  35. a.a.O., S. 15
  36. a.a.O., S. 22.
  37. a.a.O., S. 39; 41.
  38. Steinert: a.a.O., S. 175 f.
  39. Gebhardt: Handbuch der deutschen Geschichte Zehnte, völlig neu bearbeitete Auflage Klett-Cotta Jena und Gießen 2010, Band 14: Reformen, Restauration und Revolution 1806 – 1848/49, Hans-Werner Hahn und Helmut Berding, (Abschnitt III: Vormärz und Revolution: Politik und Gesellschaft 1830 – 1848/49, Hans-Werner Hahn, D. Politisches System und politische Kultur 1830 -1847, § 16 Nationalismus und Parteiströmungen 1830 – 1847, g) Konservatismus), S. 500 f.

Einzelnachweise



Abraham Uhlfelder

Abraham Uhlfelder (* etwa 1748 in Markt Uehlfeld oder Crailsheim, † 1813 in [[München}}) war bayerischer Hoffaktor und Vorsteher der jüdischen Gemeinde Münchens.

Leben

Vermutlich aus dem Markt Uehlfeld stammend, einem mittelfränkischen Ort mit einst sehr hohem jüdischen Bevölkerungsanteil, kam der Goldschmied Abraham Uhlfelder in den 1780er Jahren aus Crailsheim nach München. Auf der Grundlage eines Schutzjudenpatents wurde er Hoffaktor des bayerischen Kurfürsten Karl Theodor. Maximilian IV. Joseph Um das Jahr 1800 hatte Uhlfelder eine eigene Bank- und Handelsfirma in München, die auch größere Geldgeschäfte besorgte. 1797 hatte er versucht, die Rechtsverhältnisse der Juden in München aktiv mitzugestalten, indem er beantragte, zum Oberhoffaktor ernannt zu werden, um als offizieller Ansprechpartner den Missbrauch mit Patenten abzustellen und für eine bessere Regelung anfallender Probleme zu sorgen. Doch zeigten die kurfürstlichen Behörden keinerlei Interesse an einer grundsätzlichen Regelung. Zunächst in Zusammenarbeit mit dem hochbetagten Abraham Wolf Wertheimer, dann in dessen Nachfolge war Abraham Uhlfelder in eine führende Rolle in der jüdischen Gemeinde Münchens hineingewachsen. 1799 trat Kurfürst Maximilian IV. Joseph aus der wittelsbachischen Nebenlinie Pfalz-Zweibrücken die Nachfolge Karl Theodors an. Er erklärte alle von diesem ausgestellten Hoffaktorspatente für erloschen. Seine Position gegenüber den Juden - damals 254 in München, 0,7 % der Bevölkerung von etwa 36.000 – war schwankend. Neue Patente wurden zunächst nicht ausgestellt; die bisherigen Hoffaktoren - darunter Abraham Uhlfelder - blieben im Amt, da sie unentbehrlich waren: mit Krediten die äußerst bedrohliche Staatsliquidität aufrechterhielten, sowie die Armee mit Uniformen, die Kavallerie mit Futter und die Hofgesellschaft mit Luxusartikeln versorgten. Mit anderen angesehenen Juden vertrat Abraham Uhlfelder die Interessen der Juden gegenüber den Behörden. Diese alteingesessene Elite der Hoffaktoren galt als fortschrittliche oder gemäßigte Modernisierer. 1802 unterzeichneten Uhlfelder und Wertheimer die Anstellungsbescheinigung für den Rabbiner Hessekiel Hessel aus Sülzburg. 1805 wurde Abraham Uhlfelder zum Vorsteher der Gemeinde gewählt. 1806 wurde aus dem Bedürfnis, dem traditionellen religiösen Leben eine breitere Basis und zugleich eine Organisationsform zu schaffen, die „Chewra Talmud Tora“ gegründet. Ein 1805 veröffentlichtes „Regulativ über die hiesige Judenschaft“ setzte auf Emanzipation unter dem Vorbehalt der Besserung; das bedeutete, dass die Emanzipation in die Hände von Bürokraten gelegt wurde. Den ständigen Aufenthalt garantierte nur die Aufnahme in die neu zu erstellende Matrikel, wobei die zugeteilte Nummer auf nur ein Kind übertragen werden konnte. Der Zutritt in die zünftischen Gewerbe blieb Juden verwehrt. Erlaubt waren ihnen jetzt Ansiedlung im ganzen Stadtgebiet und Religionsausübung. 70 jüdische Familien erhielten Bleiberecht; 37 Familien mussten München verlassen. Außerhalb der staatlichen Judengesetzgebung stand die kleine Schicht von Bankiers und Großhändlern, die durch Geschäftstätigkeit und Finanzanleihen ihre Nützlichkeit für den bairischen Staat bewiesen hatten; sie bewegten sich ganz selbstverständlich innerhalb des Hofes und der höheren Beamtenschaft. 1813 erließ König Maximilian I. Joseph (seit 1806) ein Edikt über „die Verhältnisse der jüdischen Glaubensgenossen im Königreiche Baiern“, das jedoch für die nach Bürgerrechten strebenden Juden eine Enttäuschung war. Grundmotiv der Judenpolitik blieb Beschränkung und Kontrolle der jüdischen Niederlassung durch Polizei und Behörden. Von nun an waren die Juden in Bayern verpflichtet, unveränderliche Familiennamen anzunehmen. Eine Aufforderung der Münchner Polizeidirektion, die jüdische Gemeinde solle eigene jüdischer Schulen errichten, lehnte Uhlfelder als Gemeindevorsteher mit der Begründung ab, er könne den Mitgliedern nicht vorschreiben, in welche Schule sie ihre Kinder schickten; vermögende jüdische Eltern stellten für ihre Kinder Hauslehrer ein. 1804 wurde den Juden der Eintritt in die höheren und niederen Lehranstalten der christlichen Konfessionen gestattet, doch 1810 beanstandete der Lokalschulkommissär, dass von 34 schulfähigen Kindern nur 10 die deutschen Stadtschulen besuchten. Uhlfelder legte ihm seinen Standpunkt dar, dass die Motivation dafür fehle, weil den Juden nicht möglich sei, „zu öffentlichen Aemtern zu gelangen und in die Reihe der Staats Diener zu treten“. Es erfolgte die allerhöchste Weisung, alle schulfähigen und –pflichtigen Judenkinder vom 6. bis 12. Lebensjahr in die christlichen Volksschulen einzuweisen. Der Vorstand der israelitischen Kultusgemeinde war der erste im Königreich Bayern, der sich ohne Vorbehalt auf den Boden der neuen Zeit stellte und die noch in den Ministerien schwebenden Verhandlungen und Beratungen zu beeinflussen versuchte durch eine von Abraham Uhlfelder als Vorsteher sowie vier Deputierten unterzeicnete "zur allerhöchsten Stelle gerichtete Immediateingabe" vom 8. April 1812. Nach den üblichen schmeichlerischen Einleitungsfloskeln wagten sie, den König "um die Emanzipation unserer Glaubensgenossen im ganzen Königreiche allerunterthänigst anzuflehen und um den Genuss der staatsbürgerlichen Rechte allerdevotest zu bitten, indem wir zugleich die treueste und heiligste Erfüllung aller staatsbürgerlichen Pflichten ohne Ausnahme geloben." Dann folgt die rhetorischgemeinte Frage: ". Ob die Juden in Rücksicht ihrer Religion des Genusses der Bürgerrechte fähig und würdig sind?" Weiter heißt es, diese Frage sei theoretisch und praktisch " affirmativ beantwortet" durch das Funktionieren der Judenemanzipation in Napeolens Kaiserreich und einer ganzen Reihe deutscher Staaten. "Und in Baiern sollten wir zurückstehen? ... Nicht möglich! Die Constitution und mehrere frühere und spätere Gesetze und organische Edicte sprechen zu bestimmt vollkommene Religions- und Gewissensfreyheit aus, als dass wir von dieser Seite etwas zu befürchten hätten." Das 1813 erlassene Edikt beseitigte die Autonomierechte der jüdischen Gemeinde und unterstellte das Amt des Rabbiners staatlicher Bestätigung und Aufsicht. Mit der Formierung der Kultusgemeinde 1815 erhielten die Münchner Juden erstmals eine öffentlich-rechtlich geregelte und staatlich garantierte Organisationsform Bis Ende 1815 erhielten von den etwa 100 jüdischen Haushaltsvorständen nur 61 eine dauernde Aufenthaltsgenehmigung; damit war das Verfahren zur Festlegung der „auf eine Matrikel-Nummer ansaessigen Israeliten“ abgeschlossen. Zusätzlich wurde 18 auswärtigen Juden eine – jährlich neu zu beantragende – Aufenthaltsgenehmigung erteilt. Als 1817 die in München immatrikulierten Juden erneut um die Verleihung der staatsbürgerlichen Rechte baten, wurden sie jedoch ab- und auf ihren „groben Irrthum“ hingewiesen.


Nachkommen

1813 war Abraham Uhlfelder gestorben; auf Antrag seiner Witwe wurde das Schutzpatent auf den Schwiegersohn übertragen und dieser unter dem Namen Valentin Golson in die Matrikel und den Verband der Großhändler aufgenommen. Er hatte mit seiner Frau Barbara acht Kinder, von denen der Älteste sich 1819 zum lutherischen Protestantismus konvertierte und den Namen Friedrich Julius Stahl annahm. Die Eltern samt den übrigen sieben Geschwister nahmen bei der Taufe am 6.3.1824 ebenfalls den Familiennamen Stahl an, darunter die Söhne Carl Friedrich der Psychiater wurde und Friedrich Wilhelm, später Professor für Staatswissenschaften und Mitglied der Frankfurter Nationalversammlung (1848/49) und des Erfurter Unionsparlaments (1850). Maier Uhlfelder, ein Neffe und Adoptivsohn Abraham Uhlfelders, ließ sich 1816 im Vorort Mittersendling katholisch taufen und nahm den Namen Martin Karl Kraft an. 1832 wurde er - als Bankier und Sachsen-Weimarischer Konsul in München von König Ludwig I. in den erblichen Adelsstand erhoben. Abraham Uhlfelder hatte aber noch weitere Nachkommen, die der jüdischen Religion und ihrem Familiennamen treu blieben. Unter den Mitgliedern des 1838 gegründeten geselligen Vereins „Gesellschaft Concordia“ in München wird 1841 ein Großhändler namens David Uhlfelder genannt.

Ernest Hamburger schrieb in seinem Buch DIE JUDEN IM ÖFFENTLICHEN LEBEN IN DEUTSCHLAND im Kapitel „Erste Emanzipationsperiode: “Repräsentativ leisteten David Friedländer in Berlin und Abraham Uhlfelder in München die wichtigste Vorarbeit; ....“