Rockenthin

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Rockenthin
Stadt Salzwedel
Koordinaten: 52° 52′ N, 11° 1′ OKoordinaten: 52° 51′ 43″ N, 11° 0′ 31″ O
Höhe: 32 m
Fläche: 4,67 km²[1]
Einwohner: 113 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 24 Einwohner/km²
Eingemeindung: 20. Juli 1950
Eingemeindet nach: Andorf
Postleitzahl: 29410
Vorwahl: 039038
Rockenthin (Sachsen-Anhalt)
Rockenthin (Sachsen-Anhalt)
Lage von Rockenthin in Sachsen-Anhalt
Bahnübergang in Rockenthin
Bahnübergang in Rockenthin

Rockenthin gehört zur Ortschaft Andorf und ist ein Ortsteil der Hansestadt Salzwedel im Altmarkkreis Salzwedel in Sachsen-Anhalt.

Das altmärkische Dorf Rockenthin, ein ehemaliges Rundplatzdorf mit Kirche,[1] liegt etwa 5 Kilometer südöstlich des niedersächsischen Fleckens Bergen an der Dumme und etwa 10 Kilometer westlich von Salzwedel am Flüsschen Alte Dumme, die nach Norden in die Dumme (Südlicher Mühlenbach) strömt, die hier die Grenze zum Bundesland Niedersachsen ist.[3]

Mittelalter bis Neuzeit

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Im Jahre 1315 wird die Kirche in Rokenthin erwähnt.[4] Im Jahre 1360 wurden Einkünfte in dem dorpe tho Rokentyn durch Werner von Dreynleve an die von der Schulenburg verkauft.[5] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird der Ort als Rokentin und Robentin aufgeführt.[6] Weitere Nennungen waren 1368 de villa Rokentyn, 1541 Rockentin, 1687 Rockentien[1] und schließlich 1804 Rockenthin.[7]

Das ursprüngliche Rundplatzdorf wurde nach dem Brand im Jahre 1854 stark verändert aufgebaut.[1]

Bei der Bodenreform 1945 wurden ermittelt: 35 Besitzungen unter 100 Hektar mit zusammen 383 Hektar Land, eine Besitzung der Kirche mit 2 Hektar und eine Gemeindebesitzung mit 2 Hektar.[1]

Im Jahre 1751 wird über viele Grabhügel vor Bombek, Rokkenthin, Hestet, Cheine und Klein Wiebelitz berichtet.[8] Doch schon 1842 waren die Grabhügel vor Hestedt und Rockenthin zerstört wie Samuel Christoph Wagener in seinem Handbuch der vorzüglichsten, in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit schrieb.[9]

Im Jahre 2018 fand das Grabungslager der Jungen Archäologen der Altmark bei Rockentin statt, weil hier eine Besiedlung vor etwa 1800 Jahren, in der jüngeren Kaiserzeit, vermutet wurde. Es wurden Keramikscherben mit Kammstrich-Verzierung und mit Rollrädchen-Mustern geborgen, die typisch für die Kaiserzeit sind.[10]

Herkunft des Ortsnamens

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Jürgen Udolph führt den Ortsnamen auf den slawischen Personennamen „Rok“ zurück.[11]

Eingemeindungen

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Ursprünglich gehörte das Dorf zum Salzwedelischen Kreis der Mark Brandenburg in der Altmark. Zwischen 1807 und 1813 lag es im Stadtkanton Salzwedel auf dem Territorium des napoleonischen Königreichs Westphalen. Ab 1816 gehörte die Gemeinde zum Kreis Salzwedel, dem späteren Landkreis Salzwedel.[1]

Am 20. Juli 1950 wurde die Gemeinde Rockenthin in die Gemeinde Andorf eingemeindet.[12] Am 1. Mai 1992 wurde Andorf in die Gemeinde Henningen eingemeindet.[13] Mit der Eingemeindung von Henningen in die Hansestadt Salzwedel am 1. Januar 2010 kam der Ortsteil Rockenthin zu Salzwedel und zur neu errichteten Ortschaft Henningen. Am 1. Juli 2019 wurde aus der Gemarkung Andorf und der Gemarkung Grabenstedt die Ortschaft Andorf gebildet.[14] Rockenthin liegt in der Gemarkung Andorf.[3] Somit gehört der Ortsteil Rockenthin seit dem 1. Juli 2019 zur Ortschaft Andorf.

Rockenthin im März 2021, östlicher Teil

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner
1734 049
1774 048
1789 055
1798 046
1801 075
1818 056
1840 130
1864 199
1871 209
Jahr Einwohner
1885 184
1892 [00]179[15]
1895 170
1900 [00]142[15]
1905 166
1910 [00]171[15]
1925 186
1939 168
1946 221

Quelle, wenn nicht angegeben, bis 1946:[1]

Jahr Einwohner
2010 [00]102[16]
2014 [00]101[17]
2015 [00]098[17]
2020 [00]100[18]
2021 [00]105[19]
2022 [00]110[19]
2023 [0]113[2]

Die evangelische Kirchengemeinde Rockenthin hat eine Filialkirche im Dorf, die eine mater combinata (kombinierte Mutterkirche) mit der Kirche in Bombeck war und die somit zur Pfarrei Bombeck gehörte.[20] Die Evangelischen Christen aus Rockenthin werden heute betreut vom Pfarrbereich Osterwohle-Dähre im Kirchenkreis Salzwedel im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[21]

Kultur und Sehenswürdigkeiten

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Kirche in Rockenthin

Die evangelische Dorfkirche Rockenthin ist ein stattlicher mittelalterlicher Feldsteinbau.[22] Das Schiff stammt aus dem 13./14. Jahrhundert, weiterhin wurde ein massiger, schiffsbreiter Westturm angebaut. Zu Beginn des 16. Jahrhunderts wurde eine Verlängerung mit korbbogigem Schluss nach Osten vorgenommen, deren unregelmäßige Fenster teils mit Formsteinlaibungen versehen sind.

Im flachgedeckten Inneren wurde an der Südostecke die Wandmalerei eines Pferdes freigelegt. An der Ostseite sind zwei Weihekreuze in einem Kreis gemalt. Die schlichte Einrichtung entstand im 19. Jahrhundert. Das Altarretabel zeigt eine geschnitzte Darstellung der Anbetung der Könige vom Ende des 15. Jahrhunderts, in den Flügeln ist die Verkundiigung in Malereien vom Ende des 16./Anfang des 17. Jahrhunderts dargestellt. Eine kleine Schnitzfigur eines thronenden Bischofs aus dem 14. Jahrhundert ist deponiert.[23] Die Glocke der Kirche stammt aus der Zeit um 1300.[11]

Sonstige Kulturdenkmale

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  • Der Ortsfriedhof ist auf dem Kirchhof.
  • Nahe der Kirche steht ein Denkmal für die Gefallenen des Ersten und Zweiten Weltkrieges.[24]

Sagen aus Rockenthin

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Hanns H. F. Schmidt erzählt einerseits die Sage Vom Rockenthiner Kirchturm nach, dessen Spitze durch den Gesang zweier Lagendörfer niederstürzte und zerschmetterte;[25] andererseits auch die Sage Der Glockenpfuhl. Sie berichtet über einen tiefen Pfuhl unweit von Rockenthin, auf dessen Grund eine große goldene Glocke ruht, die ein Zauberer heben wollte. Diese Sage wurde von Alfred Pohlmann überliefert, der auch andere Sagen der Region „aus dem Munde der Konfirmanden im Pfarrhause zu Lagendorf“ gesammelt hatte.[26]

Rockenthin liegt an der Bahnstrecke Stendal–Uelzen.

  • Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1795–1798, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  • Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 129 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  • J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 344–345, 139. Rockenthin (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
Commons: Rockenthin – Sammlung von Bildern

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1795–1798, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
  2. a b Hansestadt Salzwedel (Hrsg.): Salzwedel – Statistik Einwohner/Ort zum Stichtag 31.12.2023 mit Haupt- oder alleiniger Wohnung. 6. August 2024.
  3. a b Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
  4. Philipp Wilhelm Gercken: Fragmenta Marchica, oder Sammlung ungedruckter Urkunden und Nachrichten. 1755, S. 59 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3DJZFYAAAAcAAJ%26hl%3Dde%26pg%3DPP79~IA%3D~MDZ%3D%0A~SZ%3D~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  5. Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 335 (Digitalisat).
  6. Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 395, 402 (uni-potsdam.de (Memento vom 22. Juni 2019 im Internet Archive)).
  7. Friedrich Wilhelm August Bratring: Statistisch-topographische Beschreibung der gesammten Mark Brandenburg. Für Statistiker, Geschäftsmänner, besonders für Kameralisten. Band 1. Berlin 1804, S. 384 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10000735~SZ%3D00406~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  8. Johann Christoph Bekmann, Bernhard Ludwig Bekmann: Historische Beschreibung der Chur und Mark Brandenburg. Hrsg.: Berlin. Band 1, 2. Teil, 1751, I. Kapitel, Sp. 382 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10936701~SZ%3D00215~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  9. Samuel Christoph Wagener: Handbuch der vorzüglichsten, in Deutschland entdeckten Alterthümer aus heidnischer Zeit. Voigt, 1842, S. 307, 555 (Digitalisathttp://vorlage_digitalisat.test/1%3D%7B%7B%7B1%7D%7D%7D~GB%3D~IA%3D~MDZ%3D%0A10017615~SZ%3D00327~doppelseitig%3D~LT%3D~PUR%3D).
  10. Anke Pelczarski: Verzierte Scherben aus der Kaiserzeit. In: Volksstimme Magdeburg, Lokalausgabe Salzwedel. 15. Juli 2018 (volksstimme.de [abgerufen am 19. April 2019]).
  11. a b Matthias Friske: Die mittelalterlichen Kirchen in der nordwestlichen Altmark (= Bernd Janowski, Dirk Schumann [Hrsg.]: Kirchen im ländlichen Raum. Band 9). Lukas, Berlin 2021, ISBN 978-3-86732-379-6, S. 380–383.
  12. Zweite Verordnung zum Gesetz zur Änderung der Kreis- und Gemeindegrenzen zum 27. April 1950 (GuABl. S. 161). In: Landesregierung Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Gesetz- und Amtsblatt des Landes Sachsen-Anhalt. Nr. 18, 5. August 1950, ZDB-ID 511105-5, S. 279 (PDF).
  13. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Gemeinden 1994 und ihre Veränderungen seit 01.01.1948 in den neuen Ländern. Metzler-Poeschel, Stuttgart 1995, ISBN 3-8246-0321-7, S. 358, 362 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder).
  14. Altmarkkreis Salzwedel (Hrsg.): Amtsblatt Altmarkkreis Salzwedel. 24. Jahrgang, Nr. 12. Salzwedel 19. Dezember 2018, S. 96, V. Satzung zur Änderung der Hauptsatzung (PDF [abgerufen am 14. April 2019]).
  15. a b c Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 129 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
  16. Hansestadt Salzwedel: Integriertes Stadtentwicklungskonzept 2020. Juni 2015, S. 62–63 (salzwedel.de [PDF; abgerufen am 5. Mai 2019]).
  17. a b Jens Heymann: Kernstadt und Dörfer der Einheitsgemeinde Salzwedel legen zu. In: Altmark Zeitung, Ausgabe Salzwedel. 15. Januar 2016 (az-online.de).
  18. Alexander Rekow: Salzwedel schrumpft weiter. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 13. Januar 2022, DNB 954815971, S. 13.
  19. a b Shannon Lang: Einwohnerzahl steigt wieder. In: Salzwedeler Volksstimme, Jeetze-Kurier Salzwedel. 28. Januar 2023, DNB 954815971, S. 17.
  20. Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 96 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
  21. Pfarrbereich Osterwohle-Dähre. In: ekmd.de. Abgerufen am 28. Januar 2024.
  22. Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 396.
  23. Georg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Sachsen Anhalt I. Regierungsbezirk Magdeburg. Deutscher Kunstverlag, München/Berlin 2002, ISBN 3-422-03069-7, S. 779.
  24. Rockenthin, Hansestadt Salzwedel, Altmarkkreis Salzwedel. In: denkmalprojekt.org. Onlineprojekt Gefallenendenkmäler, 1. April 2018, abgerufen am 2. Oktober 2022.
  25. Hanns H. F. Schmidt: Das große Sagenbuch der Altmark. Teil 2 von K wie Kleinau bis Z wie Zichtau. dr. ziethen verlag, Oschersleben 1994, ISBN 3-928703-42-0, S. 183–184.
  26. Alfred Pohlmann: Neue Sagen aus der Altmark. Hrsg.: Altmärkischer Museumsverein, Stendal (= Beiträge zur Geschichte, Landes- und Volkskunde der Altmark. Band 3). 1911, ZDB-ID 212026-4.