Einsatzführungskommando der Bundeswehr
Einsatzführungskommando der Bundeswehr | |
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Internes Verbandsabzeichen (Wappen) | |
Aufstellung | 1. Juli 2001[1] |
Staat | Deutschland |
Streitkräfte | Bundeswehr |
Typ | Höhere Kommandobehörde |
Truppenteile | Zentrum C-IED |
Stärke | 840 |
Unterstellung | Generalinspekteur der Bundeswehr |
Stationierungsort | Schwielowsee, Henning-von-Tresckow-Kaserne |
Marsch | Marsch 1. Bataillon Garde (1806)[2] |
Website | EinsFüKdoBw |
Führung | |
Befehlshaber | Generalleutnant Bernd Schütt |
Stellvertretender Befehlshaber | Konteradmiral Jörg Klein |
Chef des Stabes | Brigadegeneral Burkhard Kollmann |
Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr (EinsFüKdoBw; EFK) in Schwielowsee (Ortsteil Geltow) bei Potsdam ist eine höhere Kommandobehörde, die dem Bundesministerium der Verteidigung direkt nachgeordnet und seit dem 1. April 2012 dem Generalinspekteur der Bundeswehr unmittelbar unterstellt ist.
Auftrag
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das EinsFüKdoBw plant und führt grundsätzlich alle Auslandseinsätze deutscher Streitkräfte – ob im nationalen oder multinationalen Rahmen. Bei der Planung werden der militärische Auftrag sowie die dafür nötigen Kräfte und Mittel aufeinander abgestimmt. Die Führung umfasst die einheitliche Verantwortung für das Personal sowie das Material im jeweiligen Einsatzgebiet.
Das EinsFüKdoBw ist das operative Führungskommando der Bundeswehr und gibt als einzige Dienststelle nationale Weisungen an die Kontingentführer in den Einsatzgebieten. Diese erhalten ihre Aufträge in der Regel von multinationalen Hauptquartieren. Das Einsatzführungskommando stellt sicher, dass der Einsatz deutscher Kräfte mandatskonform erfolgt und die Rechtsnormen der Bundesrepublik Deutschland nicht verletzt werden. Der Befehlshaber des EinsFüKdoBw trägt gegenüber dem Generalinspekteur der Bundeswehr die Verantwortung für die Führung der ihm unterstellten Einsatzkräfte.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch die veränderten Sicherheits- und militärpolitischen Erfordernissen für die Bundeswehr wurde mit der Aufstellung des Einsatzführungskommandos am 1. Juli 2001 das zentrale Element für die Führung aus einer Hand geschaffen. Zum Aufbau wurde der Stab des aufgelösten IV. Korps unter Führung von Brigadegeneral Bernd Hogrefe herangezogen. Wenige Wochen nach seiner Aufstellung hatte das Einsatzführungskommando durch die Terroranschläge des 11. Septembers seine erste große Herausforderung: Im Rahmen des internationalen Kampfes gegen den Terrorismus Operation Enduring Freedom (OEF) und der International Security Assistance Force (ISAF), der internationalen Schutztruppe für Afghanistan, wurde dem Kommando die Führung der deutschen Kontingente übertragen.
Im Jahr 2005 wurde in Schwielowsee für Operationen der Europäischen Union ein strategisches Hauptquartier (Operation Headquarters, OHQ) zur Führung militärischer Krisenbewältigungsoperationen eingerichtet, welches während der Operation EUFOR RD Congo von Juli bis November 2006 zur Absicherung der Präsidentschafts-, Parlaments- und Provinzwahlen in der Demokratischen Republik Kongo aktiviert worden war. 2009 wurde diese Aufgabe an das heutige Multinationale Kommando Operative Führung in Ulm übergeben. Dieses Kommando benutzt bei Bedarf die ortsfeste Operationszentrale (OPZ) des EinsFüKdoBw mit ihrer technischen Infrastruktur für Kommunikation und Information.
Mit der Neuausrichtung der Bundeswehr und dem Dresdner Erlass wurde im April 2012 das Einsatzführungskommando und sein Stabs- und Fernmeldebataillon auch truppendienstlich dem Generalinspekteur der Bundeswehr unterstellt (bis dahin unterstanden diese truppendienstlich dem Inspekteur der Streitkräftebasis). Und es wurden zwei weitere Einsatzfähigkeiten integriert.[3] Das bereits vor Ort ansässige Kommando Führung Operationen von Spezialkräften wurde zum April 2012 als eine neue Abteilung Spezialoperationen eingegliedert und der direkten Führung des Befehlshabers zugeordnet. Bereits seit Februar 2012 untersteht das neu geschaffene Zentrum Counter-Improvised Explosive Devices (C-IED zur Feststellung, Aus- und Bewertung der IED-Bedrohung in allen Einsatzgebieten) dem EinsFüKdoBw.[4] Die Personalstärke des Kommandos umfasste in seiner neuen Struktur rund 840 Soldaten sowie zivile Mitarbeiter.[1] Am 11. Mai 2017 wurde das Stabs- und Fernmeldebataillon aufgelöst. Seine Aufgaben und das Personal wurden zum Teil durch das neu aufgestellte Stabsquartier übernommen.[5]
Einsätze im Inland führt seit September 2022 das Territoriale Führungskommando der Bundeswehr.
Führungsstruktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das EinsFüKdoBw ist ein gemischter und streitkräfteübergreifender Stab aus Heer, Luftwaffe, Marine, Streitkräftebasis, Sanitätsdienst und Verwaltung.
Um Entscheidungsabläufe zu beschleunigen sowie in Anpassung an die sich kontinuierlich ändernden Einsatzerfordernisse hat sich das Konzept der Einsatzgruppen etabliert, die der Abteilung Einsatzkoordination zusammengefasst sind. Grundgedanke dabei ist es, die Aufgabenfelder Einsatzplanung, -führung und -auswertung für jeweils ein Einsatzgebiet aufbauorganisatorisch zu bündeln.
Der Kommandoführung mit dem Befehlshaber an der Spitze ist u. a. eine Beratergruppe aus den Bereichen Politik, Recht, Controlling, Presse, Sanitätsdienst, interkultureller Einsatz und administrativer Datenschutz direkt zugeordnet.
Kommandokette
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die nationale Kommandokette der Einsatzkräfte der Bundeswehr gliedert sich in die strategische, die operative und die taktische Ebene. An der Spitze dieser Kommandokette steht auf der strategischen Ebene mit dem parlamentarischen Mandat der Bundesminister der Verteidigung. Diesem direkt unterstellt ist der Generalinspekteur der Bundeswehr. Die operative Ebene bildet das Einsatzführungskommando. Im Stab des Kommandos werden die Vorgaben aus politischen Entscheidungen in militärische Aufträge, Befehle und Weisungen umgesetzt. Die Führung der verschiedenen Einsatzkontingente bildet die taktische Ebene.
Auf der taktischen Ebene gibt es zumeist noch andere übergeordnete Befehlshaber, da die Bundeswehr meist im multinationalen Rahmen agiert und den Einsatzkontingenten damit entsprechende Einsatzhauptquartiere der NATO, der EU oder den Vereinten Nationen übergeordnet sind.
Struktur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die innere Struktur des Kommandos ist nach dem Muster multinationaler Stäbe gegliedert. An dessen Spitze steht der Befehlshaber, mit seinem Stellvertreter und dem Chef des Stabes. Unterstützt wird die „Führung“ von Experten der Bereiche Rechtsberatung, Pressearbeit und Controlling.
Die einzelnen Stabsabteilungen werden wie bei den Stäben der Bundeswehr mit einem Buchstaben und einer Zahl abgekürzt. Beim Einsatzführungskommando werden die Kürzel „J“ (1-9 und JMED) verwandt, um auf das Prinzip der Gemeinschaftlichkeit (engl. „jointness“) zu verweisen, da teilstreitkräfteübergreifend gearbeitet wird. Die zehn Abteilungen sind:[6]
- J1 Personal
- J2 Nachrichtenwesen und Geoinformationswesen
- J3/5/7 Einsatzspezialaufgaben für Planung, Führung und Grundsätzliches
- J4 Logistik
- J6 Führungsunterstützung
- J8 Verwaltung
- J9 Zivil-Militärische Zusammenarbeit
- JMED Sanitätsdienst
Dem Einsatzführungskommando der Bundeswehr unterstehen – mit Ausnahme des kommandoeigenen Zentrums CounterIED – keine Kräfte in Deutschland. Vielmehr führt es die Truppenteile in den Einsätzen, die ihm von anderen Kommandos für den Einsatzzeitraum unterstellt werden.
Unterbringung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Kommando ist in Schwielowsee in der Henning-von-Tresckow-Kaserne untergebracht. Das Gelände gehört zu Wildpark-West, einem Teil Geltows, heute Gemeinde Schwielowsee. Die Kaserne wurde einschließlich der Bunkeranlage Kurfürst 1935 als Luftwaffenschule III mit dem zugehörigen Flugfeld in Werder errichtet. Nach dem Krieg nutzten zunächst sowjetische Einheiten die Liegenschaft, ab 1956 ging sie an die Nationale Volksarmee der DDR über. Zuerst Luftverteidigungsschule, wurde sie 1970 Kommando der Landstreitkräfte der Nationalen Volksarmee. Mit der Übergabe an die Bundeswehr 1990 wurde hier zunächst das Heereskommando Ost aufgestellt, aus dem am 16. April 1991 das Korps und Territorialkommando Ost[7] hervorging. 1995 erfolgte die Aufstellung des Kommandos IV. Korps und seit Sommer 2001 hat das Einsatzführungskommando der Bundeswehr seinen Sitz hier. Benannt wurde die Kaserne am 15. Juli 1992 nach Henning von Tresckow.
Wald der Erinnerung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Im Waldgebiet der Liegenschaft wurde am 15. November 2014 der Wald der Erinnerung eingeweiht als Wiedererrichtung verschiedener Ehrenhaine aus Einsatzländern, insbesondere Afghanistan, und als Ort der privaten Erinnerung Hinterbliebener.
Einsätze
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Aktuelle Auslandseinsätze der Bundeswehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Missionen und Operationen der NATO:
- Kosovo Force (KFOR) – Schutztruppen im Kosovo – seit Juni 1999
- Operation Active Endeavour (OAE) – Terrorismusprävention im Mittelmeerraum – seit November 2001
- NATO Unterstützung Ägäis – Unterstützung der griechischen und türkischen Küstenwache sowie Frontex bei der Seeraumüberwachung – seit Februar 2016
Missionen und Operationen der Europäischen Union:
- Operation Atalanta – Bekämpfung der Piraterie vor der Küste Somalias – seit Dezember 2008
- EUCAP Nestor – Ausbildungsmission zum Aufbau rechtsstaatlicher Strukturen und zur Pirateriebekämpfung am Horn von Afrika – seit August 2012
- EUTM Mali – Ausbildungsmission in Mali – seit April 2013
- EUTM Somalia – militärische Grundlagenausbildung somalischer Sicherheitskräfte – seit April 2014
- EUFOR RCA – Militärmission der Europäischen Union in der Zentralafrikanischen Republik – seit April 2014
- EU NAVFOR Med Militärmission der Europäischen Union zur Unterbindung von Menschenhandel und Kriminalität im Mittelmeer – seit Juni 2015
Missionen und Operationen der Vereinten Nationen:
- UNAMA – Unterstützungsmission der Vereinten Nationen für die Regierung Afghanistans beim Auf- und Ausbau rechtsstaatlicher Strukturen – seit März 2002
- UNIFIL – Überwachung der Küste vor dem Libanon – seit Oktober 2006
- UNMISS – Friedenssicherung im Südsudan – seit Juli 2011
- UNAMID – Konfliktbewältigung in der Region Darfur im Sudan – seit November 2012
- MINUSMA – Mission zur Konfliktbewältigung in Mali – seit Juli 2013
- MINURSO – Beobachtermission der Vereinten Nationen in der Westsahara – seit Oktober 2013
Abgeschlossene Einsätze unter der Führung des Einsatzführungskommandos
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Afghanistan
- International Security Assistance Force (ISAF) – 20. Dezember 2001 bis 31. Dezember 2014 Internationale Schutztruppen in Afghanistan
- Resolute Support – Nachfolgemission von ISAF zur Ausbildung, Unterstützung und Beratung der afghanischen Sicherheitskräfte – Januar 2015 bis Juli 2021
- Mazedonien
- Task Force Fox (TFF) – 2001 bis 16. Dezember 2002
- Operation Allied Harmony (OAH) – 16. Dezember 2002 bis 31. März 2003
- Operation Concordia (OC) – 31. März 2003 bis 15. Dezember 2003; Schutz der EU- und OSZE-Beobachter
- Kuwait
- Operation Enduring Freedom (OEF) – 10. Februar 2002 bis 2. Juni 2003; Schutz der kuwaitischen Bevölkerung durch ein ABC-Abwehr-Kontingent aus 250 Soldaten; Schutz der stationierten Koalitionsstreitkräfte vor terroristischen oder militärischen Angriffen mit Massenvernichtungswaffen
- DR Kongo
- European Union security sector reform mission in the Democratic Republic of the Congo (EUSEC RD Congo) – Juni 2005 bis 30. September 2014; Europäische Beratungsmission im Rahmen der Reformen des kongolesischen Sicherheitssektors
- European Union Force Republic Democratique Congo (EUFOR RD Congo) – Juni 2006 bis 30. November 2006; Sicherung der Wahlen in der DR Kongo
- Georgien
- United Nations Observer Mission in Georgia (UNOMIG) – Blauhelmmission von August 1993 bis 15. Juni 2009; Kontrolle der Durchsetzung des Waffenstillstandsabkommens vom 14. Mai 1994 zwischen Georgien und der abchasischen Regierung sowie Beobachtung der in Abchasien tätigen GUS-Friedenstruppen
- Operation Active Fence – Schutz des Luftraumes der Türkei an der syrischen Grenze – Januar 2013 bis November 2015
Führung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nr. | Name | von | bis | Bemerkung |
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7 | Generalleutnant Bernd Schütt | 16. Dez. 2021 | – | |
6 | Generalleutnant Erich Pfeffer | 4. Nov. 2015 | 16. Dez. 2021 | |
5 | Generalleutnant Hans-Werner Fritz | 23. Apr. 2013 | 4. Nov. 2015 | |
4 | Generalleutnant Rainer Glatz | 22. Apr. 2009 | 23. Apr. 2013 | |
3 | Generalleutnant Karlheinz Viereck | 16. März 2006 | 22. Apr. 2009 | |
2 | Generalleutnant Holger Kammerhoff | 1. Sep. 2004 | 16. März 2006 | |
1 | Generalleutnant Friedrich Riechmann | 1. Juli 2001 | 1. Sep. 2004 |
Nr. | Name | von | bis | Bemerkung |
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Konteradmiral Jörg Klein | März 2020 | – | ||
Generalmajor Thorsten Poschwatta | Nov. 2014 | März 2020 | ||
Konteradmiral Rainer Brinkmann | 2012 | Nov. 2014 | ||
Generalmajor Rainer Glatz | März 2006 | Apr. 2009 | anschließend Befehlshaber | |
Generalmajor Karlheinz Viereck | 2005 | März 2006 | anschließend Befehlshaber |
Nr. | Name | von | bis | Bemerkung |
---|---|---|---|---|
Brigadegeneral Burkhard Kollmann | Apr. 2020 | – | ||
Flottillenadmiral Jörg Klein | Jan. 2017 | März 2020 | anschließend Stellvertretender Befehlshaber | |
Flottillenadmiral Manfred Hartmann | 2008 | ? | ||
Flottillenadmiral Jens-Volker Kronisch | ? | 18. Jan. 2008 |
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Offizielle Seite des Einsatzführungskommandos der Bundeswehr
- Offizielle Seite des Zentrums Counter-Improvised Explosive Devices
- Informationen über die Einsatzgebiete der Bundeswehr
- Deutschlands geheimste Militärbasis / Galileo / ProSieben auf YouTube, 3. Januar 2018, abgerufen am 20. Oktober 2019.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. Bundeswehr, 4. Dezember 2013, abgerufen am 22. Januar 2015.
- ↑ Zentrum Militärmusik der Bundeswehr (Hrsg.): A2-2750/0-0-3 Zuteilung von Truppenmärschen. Version 3.1 Auflage. 13. September 2022 (Anlage 4.1 [PDF; abgerufen am 5. September 2024]).
- ↑ Übergabeappell April 2012. Abgerufen am 12. Dezember 2014.
- ↑ Gelsdorfer Zentrum hilft ISAF-Truppen. General-Anzeiger-Bonn, 29. April 2010, abgerufen am 2. Januar 2020.
- ↑ Die Garnisonsstadt verliert ihr letztes Bataillon. Bundeswehr, 16. Mai 2017, abgerufen am 1. Oktober 2017.
- ↑ Das Einsatzführungskommando der Bundeswehr. (PDF) Einsatzführungskommando der Bundeswehr PIZ, Juli 2016, S. 24–34, abgerufen am 1. Oktober 2017.
- ↑ Uwe Brammer: Vor 15 Jahren – Korps und Territorialkommando Ost aufgestellt. In: if – Zeitschrift für Innere Führung. Bundeswehr, 4. Dezember 2013, archiviert vom am 3. Januar 2015; abgerufen am 3. Januar 2015.
Koordinaten: 52° 23′ 11″ N, 12° 58′ 16″ O