Gundhelm

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Gundhelm
Koordinaten: 50° 22′ N, 9° 38′ OKoordinaten: 50° 21′ 58″ N, 9° 37′ 50″ O
Höhe: 385 m ü. NHN
Fläche: 11,76 km²[1]
Einwohner: 527 (31. Dez. 2023)[2]
Bevölkerungsdichte: 45 Einwohner/km²
Eingemeindung: 1. Dezember 1969
Postleitzahl: 36381
Vorwahl: 06664

Gundhelm ist ein Stadtteil von Schlüchtern im osthessischen Main-Kinzig-Kreis.

Geografische Lage

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Gundhelm liegt im Norden des Main-Kinzig-Kreises, auf dem Landrücken, dem verbindenden Höhenzug zwischen Rhön und Vogelsberg auf einer Höhe von 285 m über NN, 8 km nordöstlich der Innenstadt von Schlüchtern. Etwa 3,5 km nordöstlich des Ortes befindet sich die Wüstung des Dorfes Leibolds, das schon vor 1453 von seinen Bewohnern verlassen wurde.

Gundhelm grenzt im Norden an den Ort Veitsteinbach, im Nordosten an den Ort Heubach, im Osten an den Ort Oberzell, im Süden an die Orte Weichersbach, Sterbfritz und Vollmerz, im Südwesten an den Ort Elm und im Nordwesten an den Ort Hutten.

Die älteste erhaltene Erwähnung des Dorfes findet sich in einer Urkunde aus dem Jahr 1167. Damals gehörte das Dorf dem Kloster Schlüchtern. Den Herren von Hanau gelang es im Jahr 1311, den Besitz des Klosters Schlüchtern ihrer Landeshoheit einzugliedern. Dem Kloster blieben aber wirtschaftliche Nutzungsrechte im Dorf. So besaß der Abt des Klosters 1331 noch den Zehnten in der Pfarrei Gundhelm. Das Dorf gehörte zum Amt Brandenstein der Herrschaft und späteren Grafschaft Hanau. 1423 wurde das Dorf als Wüstung bezeichnet und davon berichtet, dass es wieder besiedelt werden solle. Zu diesem Zeitpunkt war Gundhelm an die Herren von Eberstein verpfändet.

Am Südostausgang des Ortes lagen an einem aus den Wiesenquellen gespeisten Betriebsgraben die Obermühle, am westlichen Ortsrand an der Vereinigung von Schwarzbach und Weißbach die Johannesmühle (auch Waldmühle oder Hilbergsmühle genannt) und unterhalb der Obermühle an einem von der Weißbach abgeleiteten Betriebsgraben die Gaemühle.

Historische Namensformen

In erhaltenen Urkunden wurde Gundhelm unter den folgenden Namen erwähnt (in Klammern das Jahr der Erwähnung):[1] Gundhelmes (1167), Gundhalms (1303), Gonthalmes (1364) und Gonthelm (1596).

In der Reformation wurde die Grafschaft Hanau-Münzenberg letztendlich reformiert, so auch Gundhelm. 1556 wurde die Kirchengemeinde vom Pfarrer in Sterbfritz mit betreut. 1593 war dann Oberkalbach eine Filiale von Gundhelm.

1717 wurde das Amt Brandenstein – und damit auch Gundhelm – von Hanau an den Landgrafen von Hessen-Kassel für ein Darlehen über 100.000 Gulden verpfändet. Da das Pfand nie mehr ausgelöst wurde und nach dem Tod des Grafen Johann Reinhard III. von Hanau 1736 Landgraf Friedrich von Hessen-Kassel die Grafschaft Hanau-Münzenberg und damit auch das Amt Brandenstein und Gundhelm erbte, blieb der Ort bei Hessen-Kassel. 1803 wurde die Landgrafschaft zum Kurfürstentum Hessen erhoben. Während der napoleonischen Zeit stand das Amt Brandenstein und Gundhelm ab 1806 unter französischer Militärverwaltung, gehörte 1807–1810 zum Fürstentum Hanau und von 1810 bis 1813 zum Großherzogtum Frankfurt. Anschließend fiel es wieder an das Kurfürstentum Hessen zurück. Nach der Verwaltungsreform des Kurfürstentums Hessen von 1821, im Rahmen derer Kurhessen in vier Provinzen und 22 Kreise eingeteilt wurde, ging das Amt Brandenstein im neu gebildeten Kreis Schlüchtern auf.

Hessische Gebietsreform (1970–1977)

Zum 1. Dezember 1969 wurde die bis dahin selbständige Gemeinde Gundhelm im Vorfeld der Gebietsreform in Hessen auf freiwilliger Basis in die Stadt Schlüchtern eingemeindet.[1] Für Gundhelm wurde, wie für die anderen eingemeindeten, ehemals eigenständigen Gemeinden von Schlüchtern, ein Ortsbezirk eingerichtet.[3] Mit der Hessischen Gebietsreform wurde der Landkreis Schlüchtern 1974 aufgelöst und Gundhelm liegt seit dem im Main-Kinzig-Kreis.

Verwaltungsgeschichte im Überblick

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Die folgende Liste zeigt die Staaten und Verwaltungseinheiten,[Anm. 1] denen Gundhelm angehört(e):[1][4]

Einwohnerstruktur 2011

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Nach den Erhebungen des Zensus 2011 lebten am Stichtag dem 9. Mai 2011 in Gundhelm 591 Einwohner. Darunter waren 9 (1,5 %) Ausländer. Nach dem Lebensalter waren 114 Einwohner unter 18 Jahren, 234 zwischen 18 und 49, 114 zwischen 50 und 64 und 128 Einwohner waren älter.[7] Die Einwohner lebten in 216 Haushalten. Davon waren 48 Singlehaushalte, 66 Paare ohne Kinder und 81 Paare mit Kindern, sowie 21 Alleinerziehende und 3 Wohngemeinschaften. In 45 Haushalten lebten ausschließlich Senioren und in 129 Haushaltungen lebten keine Senioren.[7]

Einwohnerentwicklung

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Quelle: Historisches Ortslexikon[1]
• 1587: 11 Vollgerüstete, 40 Schützen, 19 Spießer
• 1633: 78 Haushaltungen
• 1747: 57 Haushaltungen
• 1812: 74 Feuerstellen, 493 Seelen
Gundhelm: Einwohnerzahlen von 1812 bis 2020
Jahr  Einwohner
1812
  
493
1834
  
771
1840
  
734
1846
  
738
1852
  
720
1858
  
777
1864
  
723
1871
  
699
1875
  
695
1885
  
780
1895
  
771
1905
  
715
1910
  
692
1925
  
656
1939
  
618
1946
  
825
1950
  
740
1956
  
665
1961
  
626
1967
  
625
1970
  
635
2005
  
604
2010
  
595
2015
  
544
2020
  
510
Datenquelle: Histo­risches Ge­mein­de­ver­zeich­nis für Hessen: Die Be­völ­ke­rung der Ge­mei­nden 1834 bis 1967. Wies­baden: Hes­sisches Statis­tisches Lan­des­amt, 1968.
Weitere Quellen: LAGIS[1]; 2005[8]; 2010[9]; 2015[10]; 2020[11]; Zensus 2011[7]

Historische Religionszugehörigkeit

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 Quelle: Historisches Ortslexikon[1]

• 1885: 779 evangelische (= 99,87 %), ein katholischer (= 0,13 %) Einwohner
• 1961: 591 evangelische (= 94,41 %), 28 katholische (= 4,47 %) Einwohner

Im Ort steht die Evangelische Kirche, welche zu Evangelischen Kirchengemeinde Schlüchtern im Kirchenkreis Kinzigtal der Evangelischen Kirche von Kurhessen-Waldeck gehört. In Gundhelm findet sich außerdem das Pfarramt V der Kirchengemeinde.[12]

Für Gundhelm besteht ein Ortsbezirk (Gebiete der ehemaligen Gemeinde Gundhelm) mit Ortsbeirat und Ortsvorsteher nach der Hessischen Gemeindeordnung.[3] Der Ortsbeirat besteht aus sieben Mitgliedern. Bei den Kommunalwahlen in Hessen 2021 betrug die Wahlbeteiligung zum Ortsbeirat 55,18 %. Alle Kandidaten gehören der Liste „Gemeinsam für Gundhelm“ an.[13] Der Ortsbeirat wählte Karl-Ernst Kohlhepp zum Ortsvorsteher.[14]

  • Willi Klein: Zur Geschichte des Mühlenwesens im Main-Kinzig-Kreis (= Hanauer Geschichtsblätter. Bd. 40). Selbstverlag des Hanauer Geschichtsvereins und der Wetterauischen Gesellschaft für die Gesamte Naturkunde zu Hanau, Hanau 2003, ISBN 3-935395-02-7, S. 171–173.
  • Matthias Nistahl: Studien zur Geschichte des Klosters Schlüchtern im Mittelalter (= Quellen und Forschungen zur hessischen Geschichte. Bd. 65). Hessische Historische Kommission u. a., Darmstadt u. a. 1986, ISBN 3-88443-154-4, S. 94, 125, 165, 181, 184, (Zugleich: Marburg, Universität, Dissertation, 1984).
  • Heinrich Reimer: Historisches Ortslexikon für Kurhessen (= Veröffentlichungen der Historischen Kommission für Hessen und Waldeck. Bd. 14, ISSN 0342-2291). Elwert, Marburg 1926, S. 189 f.
  • Literatur über Schlüchtern-Gundhelm nach GND In: Hessische Bibliographie

Anmerkungen und Einzelnachweise

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Anmerkungen

  1. Bis zur Trennung der Rechtsprechung von der Verwaltung waren die Ämter und frühen Gerichte sowohl Gericht als auch Verwaltungsorgan.
  2. Durch den Reichsdeputationshauptschluss.
  3. Infolge der Napoleonischen Kriege.
  4. Infolge der Beschlüsse des Wiener Kongresses.
  5. Trennung von Justiz (Justizamt Steinau) und Verwaltung.
  6. Infolge des Deutschen Krieges.
  7. Infolge des Zweiten Weltkriegs.

Einzelnachweise

  1. a b c d e f g Gundhelm, Main-Kinzig-Kreis. Historisches Ortslexikon für Hessen. (Stand: 25. Mai 2018). In: Landesgeschichtliches Informationssystem Hessen (LAGIS).
  2. Statistische Daten. In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juli 2024.
  3. a b Hauptsatzung. (PDF; 49 kB) § 6. In: Webauftritt. stadt Schlüchtern, abgerufen im Juni 2024.
  4. Michael Rademacher: Land Hessen. Online-Material zur Dissertation, Osnabrück 2006. In: eirenicon.com.
  5. Kur-Hessischer Staats- und Adress-Kalender: 1818. Verlag d. Waisenhauses, Kassel 1818, S. 196 (online bei Google Books).
  6. Verordnung vom 30sten August 1821, die neue Gebiets-Eintheilung betreffend, Anlage: Übersicht der neuen Abtheilung des Kurfürstenthums Hessen nach Provinzen, Kreisen und Gerichtsbezirken. Sammlung von Gesetzen etc. für die kurhessischen Staaten. Jahr 1821 – Nr. XV. – August. (kurhess GS 1821) S. 76.
  7. a b c Ausgewählte Daten über Bevölkerung und Haushalte am 9. Mai 2011 in den hessischen Gemeinden und Gemeindeteilen. (PDF; 1,8 MB) In: Zensus 2011. Hessisches Statistisches Landesamt, S. 30 und 84, archiviert vom Original (nicht mehr online verfügbar) am 19. Oktober 2020;.
  8. Einwohnerzahlen 2005 der Ortsteile. (PDF; 83 kB) In: Internetauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  9. Einwohnerzahlen 2010 der Ortsteile. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  10. Einwohnerzahlen 2015 der Ortsteile. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, archiviert vom Original; abgerufen im Mai 2018.
  11. Einwohnerzahlen 2020 der Ortsteile. (PDF; 83 kB) In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im August 2024.
  12. Kirchengemeinde Schlüchtern Seite der Kirchengemeinde. Abgerufen am 28. September 2023.
  13. Ortsbeiratswahl Gundhelm. In: Votemanager. Stadt Schlüchtern, abgerufen im August 2024.
  14. Ortsbeirat Gundhelm. In: Webauftritt. Stadt Schlüchtern, abgerufen im Juli 2024.