Jaworze (Powiat Bielski)
Jaworze | ||
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Basisdaten | ||
Staat: | Polen
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Woiwodschaft: | Schlesien | |
Powiat: | Bielski | |
Gmina: | Jaworze | |
Geographische Lage: | 49° 48′ N, 18° 57′ O | |
Einwohner: | 7299 (2018) | |
Postleitzahl: | 43-384 | |
Telefonvorwahl: | (+48) 33 | |
Kfz-Kennzeichen: | SBI | |
Wirtschaft und Verkehr | ||
Nächster int. Flughafen: | Katowice |
Jaworze (deutsch (Bad) Ernsdorf[1]) ist ein Dorf im Powiat Bielski in der Woiwodschaft Schlesien in Polen. Es ist zugleich Sitz der gleichnamigen Gmina wiejska (Landgemeinde).
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jaworze liegt im Olsagebiet in den Pogórze Śląskie am nördlichen Rand der Schlesischen Beskiden ca. 51 km südlich von Katowice und ca. 8 km westlich von Bielsko-Biała. Der Bahnhof Jaworze Jasienica liegt an der Bahnstrecke Bielsko-Biała–Cieszyn.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter und frühe Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Dorf liegt im Olsagebiet (auch Teschner Schlesien, polnisch Śląsk Cieszyński). Im Jahre 1290, in der Zeit des polnischen Partikularismus, entstand das neue Herzogtum Teschen, dadurch kam es zu weiterer Kolonisation: Das Dokument Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis (Zehntregister des Bistums Breslau) von etwa 1305 zeigte siebzehn neue Dörfer im Herzogtum auf, unter anderen „Item in Javorse“.[2][3][4] Das Dorf war noch in der frühen Phase der Gründung, weshalb das Territorium, von dessen Höhe der Zehnts ausgerechnet wurde, nicht genannt wurde. Der ursprüngliche Name ist slawischstämmig, abgeleitet vom Berg-Ahorn (polnisch jawor).[1] Die Siedlung wurde im Jahre 1443 wieder als Jaworzi erwähnt.[1]
Später im 15. Jahrhundert siedelte der damalige Besitzer Piotr (Peter) neben Polen (Slawen) auch deutschsprachige Siedler an.[5] Die neue Siedlung wurde Ernsdorf genannt (z. B. im Jahre 1566[1]). Jaworze und Ernsdorf wuchsen später zusammen und der Ort wurde mit einem Doppelnamen bezeichnet.
Die Reformation
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die katholische Pfarrei wurde im späten 15. Jahrhundert errichtet. Nach 1540 erfolgte unter Wenzel III. Adam die Reformation und die Kirche wurde von Lutheranern übernommen. Eine Sonderkommission gab sie am 16. April 1654 an die Katholiken zurück.[6] Nach dem Toleranzpatent wurde eine lutherische Gemeinde in der Superintendentur A. B. Mähren und Schlesien errichtet.[7]
Unter der Herrschaft der Habsburger
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Seit 1327 stand das Herzogtum Teschen unter der Lehensherrschaft des Königreichs Böhmen und seit 1526 gehörte es zur Habsburgermonarchie. Im Jahre 1572 entstand die Minderstandesherrschaft Bielitz, der das Dorf unterstand, sie entwickelte sich von 1751 bis 1754 zum Herzogtum.
Nach der Aufhebung der Patrimonialherrschaften wurde der Ort ab 1850 eine Gemeinde in Österreichisch-Schlesien, Bezirk und Gerichtsbezirk Bielitz. Derweil nahm die ethnographische Gruppe der Teschener Walachen deutlich Gestalt an, wohnhaft auch in Jaworze. Traditionell sprachen sie Teschener Mundarten. Politisch war das Dorf zwischen polnisch-katholischen, sozialdemokratischen sowie schlonsakischen Parteigängern stark getrennt (siehe Wahlbezirk Schlesien 14). In der Reichsratswahl 1907 gewann dort mit 188 Stimmen Bonczek, ein Kandidat der PPSD, vor dem polnisch-katholischen Nationalaktivist Józef Londzin (173 Stimmen) und Jan Sztwiertnia (49 Stimmen) (1850–1912) (polnischer Katholik mit der Unterstützung der DF). In der Reichsratswahl 1911 gewann Edmund Chobot (PPSD, 186 Stimmen) vor Józef Londzin (117 Stimmen) und dem Vertreter der Schlesischen Volkspartei Józef Kożdoń (101 Stimmen).[8]
Der Ort in Polen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]1920, nach dem Zusammenbruch der k.u.k. Monarchie und dem Ende des Polnisch-Tschechoslowakischen Grenzkriegs, kam Jaworze zu Polen. Unterbrochen wurde dies nur durch die Besetzung Polens durch die Wehrmacht im Zweiten Weltkrieg.
Zwischen 1954 und 1972 war Jaworze Sitz der Gromada Jaworze.[9] Zwischen 1973 und 1991 gehörte das Dorf zur Gmina Jasienica die Gmina Jaworze wurde erst 1991 wieder gebildet.[10]
Von 1975 bis 1998 gehörte die Gmina zur Woiwodschaft Bielsko-Biała.[11]
Einwohnerentwicklung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]In den Jahren 1880 bis 1910 stieg die Einwohnerzahl von 2105 im Jahre 1880 auf 2247 im Jahre 1910, es waren überwiegend polnischsprachige (zwischen 94,6 % im Jahre 1880 und 89,2 % im Jahre 1910), auch deutsch- (zwischen 5,2 % im Jahre 1880 und 10,3 % im Jahre 1910) und tschechischsprachige (14 oder 0,6 % im Jahre 1900). Im Jahre 1910 waren 49,8 % römisch-katholisch, 48,7 % evangelisch, es gab 34 (1,5 %) Juden.[12][13] Im Jahr 2018 hatte der Ort 7299 Einwohner.
Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die römisch-katholische Pfarrei gehört zum Bistum Bielsko-Żywiec, Dekanat Jasienica. Die evangelische Gemeinde gehört zur Diözese Cieszyn. Es gibt auch die Gemeinde der Siebenten-Tags-Adventisten.
Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Das Schloss (Pałac) von Ende des 18. Jahrhunderts mit einem 6 ha großen Park
- die evangelische Kirche (Kościół Ewangelicko-Augsburski) aus dem Jahr 1782–88, neben der Kirche das Pfarrhaus von Ende des 18. Jahrhunderts. In der Kirche selbst befindet sich eine Orgel der österreichischen Orgelbaufirma Rieger aus dem Jahr 1912 mit 25 Registern.
- die katholische Kirche Göttliche Vorsehung (kościół katolicki pw. Opatrzności Bożej) von 1800–1802, später zweimal erweitert. Neben der Kirche liegt ein Friedhof mit dem klassizistischen Laschowski-Mausoleum und Grabsteinen von Mitgliedern der Familie Saint-Genois aus dem 19. Jahrhundert
- die Gebäude des sogenannten Dolny Dwór am Fuße des Berges Młyńska Kępa
- ein Backsteingebäude aus dem 19. Jahrhundert, das sogenannten Górny Folwark
- Die Gloriette aus dem Jahr 1798 auf dem Goruszka-Hügel
- Denkmal für die Opfer des Faschismus von 1946
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Schloss und Park 1900
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Das Schloss heute (2018)
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Kirche Göttliche Vorsehung
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Die evangelische Kirche
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Denkmal für die Opfer des Faschismus
Kultur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Das Museum für Meeres- und Binnenfauna und -flora (ul. Wapienicka 120) präsentiert Sammlungen der Wasserfauna und -flora und arbeitet mit dem Institut für Biologie der Pädagogischen Universität Krakau zusammen.
Sport
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Fußballverein GKS Czarni Jaworze spielt derzeit in der Bezirksliga. Größte Erfolge sind die Meisterschaften der Klasse A in den Saisons 2013/2014 und 2016/2017. Die Vereine ŁKS X-10 Jaworze und UKS Dziesiątka Jaworze treten im Sportbogenschießen an.
Tourismus
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Durch den Ort führt der internationale Radweg Krakau-Wien. Außerdem gibt es zwei regionale Radwege. Dazu kommen zwei örtliche Wanderwege.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Autobusse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Stadt wird von den Linien 121, 122, 123, 124, 125, 126 des Busunternehmens Komunikacja Beskidzka bedient.
Schienen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Jaworze liegt an der Eisenbahnlinie Nr. 190, die Bielsko-Biała mit Cieszyn verbindet. An der Grenze zu Jasienica liegt der geschlossene Bahnhof Jaworze Jasienica. Der Transport auf diesem Abschnitt wurde ab 10. Januar 2009 eingestellt.
Töchter und Söhne der Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Justyna Kaczkowska (* 1997), Radsportlerin
Gemeinde
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde gehört zur Euroregion Śląsk Cieszyński.
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Gemeinde hat eine Flächenausdehnung von 21,00 km². 39 % des Gemeindegebiets werden landwirtschaftlich genutzt, 51 % sind mit Wald bedeckt.[14]
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Lage der Gemeinde im Powiat Bielski
Gemeindegliederung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Zur Landgemeinde (gmina wiejska) Jaworze gehören folgende Ortschaften: Błatnia (kleine Siedlung), Grabka, Jaworze Dolne, Jaworze Górne, Jaworze Nałęże, Jaworze Średnie und Pielgrzym (Pelchrim).
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d Robert Mrózek: Nazwy miejscowe dawnego Śląska Cieszyńskiego. Uniwersytet Śląski w Katowicach, 1984, ISSN 0208-6336, S. 83 (polnisch).
- ↑ Idzi Panic: Śląsk Cieszyński w średniowieczu (do 1528). Starostwo Powiatowe w Cieszynie, Cieszyn 2010, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 297–299 (polnisch).
- ↑ Wilhelm Schulte: Codex Diplomaticus Silesiae T.14 Liber Fundationis Episcopatus Vratislaviensis. Breslau 1889, ISBN 978-83-926929-3-5, S. 110–112 (online).
- ↑ Liber fundationis episcopatus Vratislaviensis. Abgerufen am 24. August 2014 (Latein).
- ↑ Idzi Panic (Redakteur): Bielsko-Biała. Monografia miasta. 2. Auflage. I. Bielsko od zarania do wybuchu wojen śląskich. Dzieje miasta w czasach prehistorycznych i w średniowieczu. Wydział Kultury i Sztuki Urzędu Miejskiego w Bielsku-Białej, Bielsko-Biała 2011, ISBN 978-83-60136-31-7, Zaplecze osadnicze Bielska, S. 219 (polnisch).
- ↑ Jan Broda: Z historii Kościoła ewangelickiego na Śląsku Cieszyńskim. Dom Wydawniczy i Księgarski „Didache”, Katowice 1992, ISBN 83-8557200-7, Materiały do dziejów Kościoła ewangelickiego w Księstwie Cieszyńskim i Państwie Pszczyńskim w XVI i XVII wieku, S. 259–260 (polnisch).
- ↑ Karol Michejda: Z historii Kościoła ewangelickiego na Śląsku Cieszyńskim. Dom Wydawniczy i Księgarski „Didache”, Katowice 1992, ISBN 83-8557200-7, Dzieje Kościoła ewangelickiego w Księstwie Cieszyńskim do roku 1909, S. 142–143 (polnisch).
- ↑ Grzegorz Wnętrzak: Stosunki polityczne i narodowościowe na pograniczu Śląska Cieszyńskiego i Galicji zachodniej w latach 1897–1920. Wydawnictwo Adam Marszałek, Toruń 2014, ISBN 978-83-7780-882-5, S. 392 (polnisch).
- ↑ Uchwała Nr. 15/54 Wojewódzkiej Rady Narodowej w Stalinogrodzie z dnia 5 października 1954 r. w sprawie podziału na gromady powiatu bielskiego; w ramach Zarządzenia Prezydium Wojewódzkiej Rady Narodowej w Stalinogrodzie z dnia 15 listopada 1954 r. w sprawie ogłoszenia uchwał Wojewódzkiej Rady Narodowej w Stalinogrodzie z dnia 5 października 1954 r., dotyczących reformy podziału administracyjnego wsi (Dziennik Urzędowy Wojewódzkiej Rady Narodowej w Stalinogrodzie z dnia 1 grudnia 1954 r., Nr. 10, Poz. 54)
- ↑ Dz.U. z 1991 r. nr. 2 poz. 8. (polnisch).
- ↑ Dz.U. 1975 nr 17 poz. 92 (polnisch) (PDF; 802 kB)
- ↑ Kazimierz Piątkowski: Stosunki narodowościowe w Księstwie Cieszyńskiem. Macierz Szkolna Księstwa Cieszyńskiego, Cieszyn 1918, S. 257, 276 (polnisch, opole.pl).
- ↑ Ludwig Patryn (ed): Die Ergebnisse der Volkszählung vom 31. Dezember 1910 in Schlesien. Troppau 1912.
- ↑ regioset.pl ( des vom 4. März 2016 im Internet Archive) Info: Der Archivlink wurde automatisch eingesetzt und noch nicht geprüft. Bitte prüfe Original- und Archivlink gemäß Anleitung und entferne dann diesen Hinweis. (pl/en)