Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori

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Le vite, Ausgabe 1568, Verlag Giunti, Florenz. Titelseite des ersten Bandes. Holzschnitt von Giorgio Vasari.

Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori (wörtlich „Die Leben der hervorragendsten Maler, Bildhauer und Architekten“), kurz Le vite (oder Le Vite), ist der italienische Titel der erweiterten zweiten Ausgabe der umfangreichen Sammlung von Künstlerbiographien, die der italienische Architekt und Maler Giorgio Vasari (1511–1574) verfasst und in Florenz veröffentlicht hat (erste Ausgabe 1550, zweite Ausgabe 1568). In diesem monumentalen Werk beschrieb Vasari in chronologischer Reihenfolge zahlreiche frühere und zeitgenössische italienische Künstler, darunter Leonardo da Vinci, Raffael und Michelangelo. Er widmete das Werk Cosimo I. de’ Medici.

Die Vite (im Deutschen auch Viten genannt) gelten als Vasaris Opus magnum. Sie sicherten ihm bleibenden Ruhm als Kunsthistoriograf und Pionier der Kunstgeschichte. Sie gelten als „Gründungstext der Kunstgeschichte“[1] und sind trotz ihres literarischen Charakters eine wichtige Quelle zur Kunst der Renaissance.

Entstehung und Ausgaben

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Die drei Bände der Ausgabe 1568

Vasari schrieb die erste Fassung seiner Vite zwischen 1545 und 1547, möglicherweise angeregt durch den Intellektuellen- und Künstlerkreis um Alessandro Farnese. Hierfür griff er auf eigene Vorarbeiten und Schriften von befreundeten Humanisten wie Paolo Giovio zurück, der Vasaris Projekt tatkräftig unterstützte. Vasaris parallel angelegte Sammlung von Zeichnungen, der Libro de’ disegni, war von ihm als Ergänzung gedacht und wird in den Lebensbeschreibungen auch immer wieder als Referenz genannt. Der Libro de’ disegni wurde nach seinem Tod auseinandergerissen; die Blätter befinden sich heute in einem Dutzend öffentlicher Sammlungen.

Die Erstausgabe in zwei Bänden erschien 1550 beim Verleger Lorenzo Torrentino in Florenz. Diese Ausgabe wird auch Edizione torrentiniana oder kurz Torrentiniana genannt. Die Biographien beginnen mit Cimabue (* ca. 1240; † ca. 1302) und enden mit Michelangelo (1475–1564). Michelangelo war von den beschriebenen Künstlern der einzige, der im Jahr 1550 noch lebte.[2]

1568 erschien die zweite, korrigierte und stark erweiterte Ausgabe mit verändertem Titel in drei Bänden beim Verlag Giunti in Florenz. In der Edizione giuntina, kurz Giuntina, vermehrte Vasari die Zahl der Biographien erheblich. Er beschrieb nun auch eine Reihe von noch lebenden Künstlern und ergänzte am Ende eine Autobiographie (Descrizione dell’opere di Giorgio Vasari pittore & architetto aretino), die in der Erstausgabe noch nicht enthalten war. Außerdem fügte er Holzschnitte mit (großteils fiktiven) Künstlerporträts ein.

Der Text auf der Titelseite der Erstausgabe (1550) lautet, mit Anpassung an die heutige Rechtschreibung: Le vite de’ più eccellenti architetti, pittori e scultori italiani, da Cimabue insino a’ tempi nostri: descritte in lingua toscana, da Giorgio Vasari, pittore aretino. Con una sua utile & necessaria introduzione a le arti loro.[3] Vasari nennt die Architekten an erster Stelle, dann die Maler und Bildhauer. Die Darstellung reicht laut Titel „von Cimabue bis in unsere Zeiten“ und enthält „eine nützliche & notwendige Einführung“ Vasaris zu den Künsten. Als Sprache wird „Toskanisch“ angegeben, Vasari wird als Maler aus Arezzo vorgestellt.

Der Titel der zweiten Ausgabe (1568) lautet, mit Anpassung an die heutige Rechtschreibung: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architettori. Die Maler (pittori) stehen nun also an erster Stelle. Die Architekten werden nicht mehr architetti, sondern architettori genannt. Ansonsten schwanken Schreibweisen und Formulierungen zwischen den Titeln der drei Bände (siehe Bild oben und drei Bilder unten). Beispielsweise lautet das italienische „und“ teils et, teils e; davor steht teils ein Komma, teils nicht. Bei Band 1 beginnt der Titel mit Le vite (wörtlich „Die Leben“), bei Band 2 und 3 mit Delle vite (wörtlich „Von den Leben“ oder „Über die Leben“).

Das italienische vita hat hier die Doppelbedeutung „Leben“ und „Vita“ (Biographie). In deutschen Ausgaben wurden die Wörter Le vite verschieden übersetzt: Leben, Lebensbeschreibungen oder Lebensläufe. Im Englischen wird der Anfang des Titels, Le vite, gewöhnlich im Sinne von „Leben“ mit Lives oder The Lives übersetzt.[4][5][6]

In der ersten Ausgabe (1550) überschrieb Vasari die einzelnen Viten einfach mit den Namen der Personen und Zusätzen, z. B. Andrea Mantegna mantovano (sinngemäß „Andrea Mantegna aus Mantua“). In der zweiten Ausgabe (1568) beginnen die Überschriften von 155 Viten mit Vita di – und zwar durchweg im Singular, also auch bei den Sammelviten, in denen mehrere Künstler zusammen beschrieben werden, z. B. Vita di Nicola e Giovanni Pisani scultori et architetti (Vita von Nicola und Giovanni Pisano) oder Vita di Vittore Scarpaccia et altri pittori viniziani e lombardi (Vita von Vittore Scarpaccia und anderen venezianischen und lombardischen Malern). In den ab 2004 erschienenen deutschen Neuübersetzungen (Berliner Edition Giorgio Vasari) beginnen neu zusammengestellte Sammelviten teils mit Das Leben (z. B. Das Leben des Bramante und des Peruzzi),[7] teils mit Die Leben (z. B. Die Leben der Bildhauer des Cinquecento).[8]

Die erste Ausgabe (1550) enthält 133 Viten.[9][10] Vasari übernahm sie nahezu alle in die zweite Ausgabe (1568); er strich nur die Vita von Galasso Galassi. Allerdings hat Vasari laut Wolfgang Kallab (Vasaristudien, 1908) in der zweiten Ausgabe „die in der ersten Ausgabe selbständigen Viten von zirka neun Künstlern, von denen er keine Bildnisse erhalten konnte, ganz willkürlich an andere angehängt“, sie also in Bestandteile anderer Viten umgewandelt. Ansonsten schrieb Vasari für die zweite Ausgabe zahlreiche neue Viten, vor allem zu seinen Zeitgenossen im Cinquecento.[9]

Die zweite Ausgabe enthält laut Wolfgang Kallab 161 Viten.[9] Carlo Maria Simonetti gibt dieselbe Zahl an.[11] Diese Zählung wird auch durch die Angabe bestätigt, dass beide Ausgaben zusammen 162 Viten enthalten,[12] weil eine Vita (Galasso Galassi) nur in der ersten Ausgabe enthalten ist. Wenn Vasari darauf verzichtet hätte, einige vormals selbständige Viten in Bestandteile anderer Viten umzuwandeln, wäre die Zahl der Viten in der zweiten Ausgabe entsprechend höher (etwa 170 statt 161).

Die Zahl der mit einer Vita gewürdigten Künstler ist wesentlich höher als die Zahl der Viten, weil in vielen Viten laut der jeweiligen Überschrift mehrere Künstler zusammen beschrieben werden. Schon die erste Ausgabe enthielt einige solche Sammelviten, die zweite Ausgabe enthält mehr als 30 Sammelviten. In den Überschriften der zweiten Ausgabe werden fast 200 Künstler namentlich genannt. In einigen Überschriften der zweiten Ausgabe, vor allem im zweiten Band, steht am Ende eine Gruppe von Künstlern, zum Beispiel „… und andere friaulische Maler“. Die Namen der zu dieser Gruppe gehörenden Künstler tauchen dann erst im weiteren Text auf. Unabhängig von der Benennung einer solchen Gruppe werden zahlreiche weitere Künstler in den Viten behandelt oder erwähnt, deren Name nicht in der Überschrift der jeweiligen Vita steht.

Begründung der Kunstgeschichte

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Giorgio Vasari, Selbstporträt (zwischen 1550 und 1567), Galleria degli Uffizi, Florenz

Giorgio Vasari gilt wegen seines Bemühens um eine chronologisch geordnete Darstellung einer Entwicklung der Künste als Begründer der Kunstgeschichte bzw. der Kunstliteratur wird deshalb bis heute oft als „Vater der Kunstgeschichte“ bezeichnet.[2] Er stellte nicht nur die Lebensstationen und die Werke der Künstler dar, sondern versuchte auch deren Lebens- und Arbeitsumstände zu schildern, etwa ihre Beziehungen untereinander sowie zu Sammlern und Mäzenen.[12] Obwohl die historischen Angaben bei Vasari unzuverlässig, fehlerhaft oder sogar erfunden sind, stellen seine Vite nach wie vor eine wichtige Quelle zur Kunst des Spätmittelalters und der Renaissance in Italien dar.

Vasari prägte über Jahrhunderte das Bild der italienischen Renaissance und die Vorstellung, dass fähige Künstler herausragende Persönlichkeiten seien. In seinem Bemühen um eine Aufwertung der Künstler erhob er sie durch die Zuschreibung von „Geistesaristokratie“ und durch echte oder auch erfundene Genealogien in einen adeligen Rang, in einen neuen „Adel der Kunst“.[13] Laut dem Kunsthistoriker Matteo Burioni erhöhte die Erwähnung eines Künstlers bei Vasari die Wahrscheinlichkeit, dass seine Werke überliefert wurden.[12]

Inhaltliche Fehler, literarische Qualität

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Der amerikanische Kunsthistoriker Paul Barolsky deutete in seinem Buch Why Mona Lisa smiles and other tales by Vasari (1991) die Vite als ein bewusst literarisch konzipiertes Werk. Vasari habe keine historische Quelle mit vielen „Fehlern“ verfasst, sondern eine Sammlung von Novellen nach erkennbaren Vorbildern, von Dante Alighieri und Francesco Petrarca bis zu Zeitgenossen. Er habe unter anderem Episoden aus Boccaccios Decamerone oder Franco Sacchettis Novellen übernommen, bisweilen in die eigene Zeit versetzt und dieses fiktive Material in seine Biographien eingestreut. Weitere Anekdoten habe Vasari selbst erfunden, sogar ganze Malerpersönlichkeiten habe er frei erfunden, etwa Morto da Feltre. Die meisten bildhaften Episoden in den Vite hätten keine Quelle, seien aber meisterlich zu glaubhaften Lebensläufen verknüpft und vierhundert Jahre lang als authentische historische Quelle missverstanden worden.[14]

Barolsky verfolgte diese Interpretation in Giotto’s father and the family of Vasari’s Lives (1992) weiter und arbeitete dabei „Aspekte einer möglichen Sozialgeschichte der Renaissancekunst“ heraus, wie die Kunsthistorikerin Christine Tauber in einer Rezension der deutschen Übersetzung schrieb. Tauber bestätigte fiktive Elemente in den Vite. Andererseits warf sie Barolsky unwissenschaftliches Vorgehen vor, darunter den Verzicht auf Fußnoten und das Hantieren mit bloßen Assoziationen.[13]

Sprachlicher Einfluss

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Zentrale Begriffe der Kunstgeschichte gehen auf Vasari zurück, darunter die Begriffe Gotik (Vasari empfand die mittelalterliche Kunst als fremdartig, barbarisch – italienisch gotico) und Manierismus.

In den Vorworten zu den beiden ersten Teilen seiner Biographien verwendete Vasari fünfmal das Wort rinascita (italienisch für „Wiedergeburt“). Daraus entwickelte sich die Epochenbezeichnung renaissance (französisch für „Wiedergeburt“) bzw. im Italienischen rinascimento. Als Epochenbegriff wurde Renaissance allerdings erst 1855 von dem französischen Historiker Jules Michelet etabliert und dann durch Jacob Burckhardts Werk Die Cultur der Renaissance in Italien (1860) im Deutschen weiterverbreitet.[15]

Aufgrund seiner Erzählkunst, seiner sachlichen, aber auch lebensnahen Sprache und der Rezeption seines Werks nahm Vasari mit seinem toskanischen Dialekt auch Einfluss auf die italienische Sprache. Laut Alessandro Nova, Herausgeber der Berliner Edition Giorgio Vasari (2004–2015), trug Vasari nicht weniger als Dante, Petrarca oder Boccaccio dazu bei, „die italienische lingua und eine nationale Identität zu formen“.[16]

Inhalt der Ausgabe von 1568

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Das Werk enthält Biographien von Künstlern, grob chronologisch geordnet, von Cimabue (* ca. 1240) bis zu Vasari selbst. Damit erfasste er, auf die Werke der Künstler bezogen, einen Zeitraum von knapp drei Jahrhunderten ab ca. 1280. Vasari beschrieb vor allem toskanische und umbrische Künstler und vernachlässigte andere Regionen Italiens. Insbesondere fehlen bei ihm viele herausragende Künstler aus Oberitalien.[17] Viele der Dargestellten hatten im Auftrag der Medici gearbeitet.

In den im Abschnitt Erster Band beginnenden Künstlerlisten werden nach den Aufzählungspunkten zunächst die Künstler genannt, die in der jeweiligen Vita in der Überschrift genannt werden. Teilweise werden dann in einer neuen Zeile, nach dem Wort „mit“, in kleinerer Schrift weitere Künstler aufgeführt, die in der jeweiligen Vita ebenfalls von Vasari besprochen oder erwähnt werden. Die Hinweise zu diesen weiteren Künstlern sind nicht vollständig.

Bände und Teile

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Die Ausgabe von 1568 erschien in drei Bänden. Sie enthalten hauptsächlich die Biographien, die von Vasari in drei Teile gegliedert wurden. Der erste und der zweite Teil befinden sich in Band 1. Der dritte Teil nimmt die beiden weiteren Bände in Anspruch. Band 1 enthält zu Beginn unter anderem eine Einleitung (Proemio) zum ganzen Werk, eine umfangreiche Einführung zu den drei Künsten Architektur, Bildhauerei, Malerei und eine Einleitung zu den Biographien. Dem zweiten und dritten Teil der Biographien ist jeweils eine eigene Einleitung vorangestellt. Die letzte Biographie in Band 3 ist eine 42 Seiten lange Selbstbeschreibung Vasaris. Jeder Band enthält außerdem umfangreiche Verzeichnisse.

  • Widmung für Cosimo de’ Medici vom 9. Januar 1568
  • Widmung für Cosimo de’ Medici aus der Ausgabe 1550
  • Verzeichnisse
  • Brief von Giovambattista Adriani an Vasari, eine lange Abhandlung über die hervorragendsten antiken Künstler (Malerei, Bronzeguss und Bildhauerei)[18]
  • Proömium (Einleitung) zum ganzen Werk
  • Einführung in die drei Künste: 35 Kapitel über technische Aspekte und Referenzliteratur
    • 7 Kapitel zur Architektur
    • 7 Kapitel zur Bildhauerei
    • 21 Kapitel zur Malerei
  • Proömium (Einleitung) zu den Biographien

Erster Teil der Biographien

30 Viten – in den Überschriften werden 33 Künstler genannt

Zweiter Teil der Biographien

Vorwort

52 Viten – in den Überschriften werden 63 Künstler genannt, außerdem eine Künstlergruppe (siehe Vittore Carpaccio)

Dritter Teil der Biographien

Vorwort

49 Viten – in den Überschriften werden 65 Künstler genannt, außerdem mehrere Künstlergruppen

Dritter Teil der Biographien (Fortsetzung)

24 Viten – in den Überschriften werden 29 Künstler genannt

In der ersten Ausgabe von 1550 war die letzte Biographie die von Michelangelo (1475–1564), der damals noch lebte. In der zweiten Ausgabe von 1568 ist die aktualisierte Biographie von Michelangelo das letzte der 155 Kapitel, deren Überschrift mit Vita di … beginnt, die also unzweifelhaft zu den Viten zählen. Danach folgen in der zweiten Ausgabe noch eine Reihe von weiteren Kapiteln über Künstler und ihre Werke, deren Überschrift nicht mit Vita di … beginnt. Die meisten dieser letzten Kapitel werden dennoch in die Zählung der Viten einbezogen. In ihnen werden die Werke folgender Künstler beschrieben:

„Michelangelo stellte Herrn Tommaso in einem großen Karton nach der Natur dar, er, der weder vorher noch nachher jemals ein Bildnis fertigte, da es ihm ein Greul war, etwas nach dem Leben zu machen, wenn es nicht von höchster Schönheit war.“

Vasari, 1568

„Die reichsten und manchmal übernatürlichsten Gaben sehen wir häufig auf natürliche Weise mit Hilfe der himmlischen Einflüsse über menschliche Geschöpfe ausgegossen; wir sehen in ungeheuerlicher Weise in einem einzigen Körper Schönheit, Liebenswürdigkeit und Tugend sich so vereinigt, dass, wohin auch jener sich wendet, jede seiner Handlungen so göttlich ist, dass alle Menschen hinter ihm zurückbleiben und es sich deutlich offenbart: Was er leistet, ist von Gott gespendet, nicht durch menschliches Können erzwungen. Das hat die Welt an Leonardo da Vinci gesehen. Denn, von seiner nie genug gepriesenen Schönheit abgesehen, erfüllt göttliche Anmut all sein Tun.“

Vasari, Einleitung zur Leonardo-Biographie

„Er (Michelangelo) vollendete den fünf Ellen hohen Moses aus Marmor, eine Statue, der kein modernes Werk an Schönheit je gleichkommen wird, wie es gleichermaßen von den antiken gesagt werden kann. In sitzender Position, von unsagbar würdiger Haltung, legt er einen Arm auf die Tafeln, die er in der einen Hand hält, während er sich mit der anderen in den Bart greift, der wallend und lang in einer Weise in Marmor ausgeführt ist, dass die Haare − womit die Bildhauerei große Schwierigkeiten hat − unendlich fein, flaumig weich und mit einzelnen Strähnen auf eine Weise wiedergegeben sind, dass es unmöglich scheint, wie der Meißel hier zum Pinsel wurde. In seiner Schönheit besitzt das Gesicht in der Tat die Ausstrahlung eines wahren Fürsten, heilig und gewaltig, weshalb man ihn, während man ihn betrachtet, fast um einen Schleier bitten möchte, der sein Gesicht verhüllt, so strahlend und hell leuchtend wirkt es. Und so trefflich hat er die göttliche Ausstrahlung wiedergegeben, die Gott diesem allerheiligsten Antlitz verliehen hat, darüber hinaus sind die Stoffe durchbrochen und mit einem wunderschönen Saumaufschlag vollendet, es sind die Arme mit Muskeln, die Hände mit Knochen und Nervensträngen in solcher Schönheit und Perfektion ausgeführt, auch Beine und Knie und darunter die Füße mit dem passenden Schuhwerk so gelungen, ja, er ist in allen seinen Teilen so vollendet, dass Moses sich heute mehr denn je einen Freund Gottes nennen darf, da jener seinen Körper durch Michelangelos Hände lange vor allen anderen für seine Auferstehung hat zusammenfügen und vorbereiten lassen.“

Vasari, aus der Beschreibung des Moses

Ausgaben (Auswahl)

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Die Vite erlebten wurden in verschiedene Sprachen übersetzt, darunter Deutsch, Englisch, Französisch, Spanisch, Niederländisch, Polnisch und Russisch. Das Werk erlebte zahlreiche Neuauflagen, die sich zumeist auf die Ausgabe 1568 beziehen. Wegen des enormen Umfangs des Originalwerks wurden häufig nur Auszüge übersetzt oder neu aufgelegt.

  • Erstausgabe 1550: Le vite de’ più eccellenti architetti, pittori e scultori italiani, da Cimabue infino a’ tempi nostri: descritte in lingua toscana, da Giorgio Vasari, pittore aretino. Con una sua utile & necessaria introduzione a le arti loro. L. Torrentino, Florenz, 2 Bände. (PDF, 452 Seiten, 17,1 MB)[20]
  • Zweite, stark erweiterte Ausgabe 1568: Le Vite de’ più eccellenti pittori, scultori et architettori, scritte e di nuovo ampliate da Giorgio Vasari con i ritratti loro e con l’aggiunta delle Vite de’ vivi e de’ morti dall’anno 1550 infino al 1567. Giunti, Florenz, 3 Bände. (PDF, 1249 Seiten, 46,5 MB)[20]
  • Gaetano Milanesi, Carlo Milanesi, Vincenzo Marchese, Carol Pini: Giorgio Vasari: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori e architetti. Società di Amatori delle Arti belle/F. Le Monnier, Florenz 1846–1857. (Kritische Gesamtausgabe)
    • 2. Auflage als: Le vite de’ più eccellenti pittori, scultori ed architettori seritte da Giorgio Vasari. 9 Bände, Florenz: G. C. Sansoni, 1878–1885.
  • Ludwig Schorn, Ernst Förster (Hrsg.): Giorgio Vasari: Leben der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Baumeister von Cimabue bis zum Jahre 1567. 6 Bände, Cotta, Tübingen und Stuttgart 1832–1849. Erste deutschsprachige Gesamtausgabe. (Digitalisat)
    • Nachdruck: Wernersche Verlagsgesellschaft, Worms. 1. Auflage: 1983, ISBN 978-3-88462-018-2. 2. Auflage: 1988, ISBN 978-3-88462-057-1.
    • Künstler der Renaissance – Lebensbeschreibungen der ausgezeichneten italienischen Baumeister, Maler und Bildhauer. Nach der Übersetzung von Schorn und Förster, mit einem Vorwort von Ernst Jaffé. Nikol Verlagsgesellschaft, Hamburg 2010, ISBN 978-3-86820-076-8.
  • Fritz Schillmann (Hrsg.): Giorgio Vasari – Künstler der Renaissance – Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten der Renaissance, Transmare Verlag, Berlin 1948. (Volltext online im Projekt Gutenberg )
  • Fritz Schillmann (Hrsg.): Künstler der Renaissance. Lebensbeschreibungen der ausgezeichnetsten Maler, Bildhauer und Architekten der Renaissance. Mit 30 Porträtzeichnungen von Herbert Thannhaeuser. Vollmer Verlag, Wiesbaden/Berlin 1959.
  • Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten. Eine Auswahl von 25 Viten, übersetzt von Trude Fein, mit einem Nachwort von Robert Steiner. Manesse, Zürich 1974, ISBN 978-3-7175-1488-6. Neuauflage 2005. Neuauflage 2020, ISBN 978-3-7175-2510-3.[21]
  • Alessandro Nova, Matteo Burioni, Katja Burzer, Sabine Feser, Hana Gründler, Fabian Jonietz (Hrsg.): Edition Giorgio Vasari. Kommentierte Gesamtausgabe, 45 Bände + Supplementband. Neu übersetzt von Victoria Lorini u. a., mit umfangreicher textkritischer Kommentierung. Verlag Klaus Wagenbach, Berlin 2004–2015.[22][23] Deutsch-Italienischer Übersetzerpreis 2017 für Victoria Lorini.

(Chronologisch)

  • Julius von Schlosser: Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte. Schroll, Wien 1924 (unveränderter Nachdruck: ebenda 1985, ISBN 3-7031-0604-2), S. 251–304: Fünftes Buch: Vasari.
  • Wolfram Prinz: Vasaris Sammlung von Künstlerbildnissen. Mit einem kritischen Verzeichnis der 144 Vitenbildnisse in der zweiten Ausgabe der Lebensbeschreibungen von 1568. L'Impronta, Florenz 1966.
  • Carlo Maria Simonetti: La vita delle «Vite» vasariane. Profilo storico di due edizioni. Olschki, Florenz 2005.
  • Gerd Blum: Zur Geschichtstheologie von Vasaris Vite (1550) Kunstgeschichte als „große Erzählung“ und Bildsystem, in: David Ganz (Hrsg.): Das Bild im Plural : mehrteilige Bildformen zwischen Mittelalter und Gegenwart, Berlin 2010, S. 271–288, (archiv.ub.uni-heidelberg.de).
  • Alessandro Nova, Katja Burzer, Charles Davis, Sabine Feser (Hrsg.): Le Vite del Vasari. Genesi, topoi, ricezione. = Die Vite Vasaris. Entstehung, Topoi, Rezeption (= Collana del Kunsthistorisches Institut in Florenz Max-Planck-Institut. Vol. 14). Tagungsakten, 13.–17. Februar 2008, Florenz, Kunsthistorisches Institut, Max-Planck-Institut. Marsilio, Venedig 2010, ISBN 978-88-317-0829-6.
  • Andreas Kamp: Vom Paläolithikum zur Postmoderne – Die Genese unseres Epochen-Systems, Bd. I: Von den Anfängen bis zum Ausgang des 17. Jahrhunderts, Amsterdam/Philadelphia 2010, S. 77–89 (zu Vasaris innovativer Geschichtsordnung).
  • Fabian Jonietz, Alessandro Nova (Hrsg.): Vasari als Paradigma. Rezeption, Kritik, Perspektiven / The Paradigm of Vasari. Reception, Criticism, Perspectives (= Collana del Kunsthistorisches Institut in Florenz – Max-Planck-Institut. Vol. 20). Tagungsakten, 14.–16. Februar 2014, Florenz, Kunsthistorisches Institut, Max-Planck-Institut. Marsilio, Venedig 2016, ISBN 978-88-317-2661-0.

Einzelnachweise

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  1. Katja Lemelsen: Der Gründungstext der Kunstgeschichte: Giorgio Vasaris Vite in einer neuen deutschen kommentierten Ausgabe Max-Planck-Gesellschaft, Forschungsbericht 2007.
  2. a b Lee Sorensen: Vasari, Giorgio Dictionary of Art Historians, arthistorians.info
  3. Vgl. originale Titelseite von 1550 im Artikel Giorgio Vasari bei monalisa.org oder in diesem Artikel bei welt.de.
  4. Lives of the Most Eminent Painters, Sculptors, and Architects britannica.com
  5. The Lives of the Most Excellent Painters, Sculptors, and Architects Angaben zum Buch bei penguinrandomhouse.com
  6. Vgl. Lives of the Artists penguinrandomhouse.com; auf dem Buch selbst steht der Titel The Lives of Artists.
  7. Giorgio Vasari: Das Leben des Bramante und des Peruzzi wagenbach.de
  8. Giorgio Vasari: Die Leben der Bildhauer des Cinquecento wagenbach.de
  9. a b c Wolfgang Kallab: Vasaristudien, Wien 1908, S. 300 f. (Digitalisat im Internet Archive).
  10. Zur Gliederung der Ausgabe 1550 siehe Gerd Blum: Zur Geschichtstheologie von Vasaris Vite (1550) (PDF), in: David Ganz, Felix Thürlemann (Hrsg.): Das Bild im Plural: Mehrteilige Bildformen zwischen Mittelalter und Gegenwart, Berlin 2010, S. 271–288, hier S. 283.
  11. Carlo Maria Simonetti: La vita delle «Vite» vasariane. Profilo storico di due edizioni. Olschki, Florenz 2005, S. 121–125.
  12. a b c Die Viten des Giorgio Vasari LMU München, 21. Oktober 2015.
  13. a b Christine Tauber: Eltern nach Wahl: Paul Barolskys Familiengeschichte der Renaissancekunst Frankfurter Allgemeine Zeitung, 1. Oktober 1996.
  14. Paul Barolsky: Why Mona Lisa Smiles and Other Tales by Vasari. Pennsylvania State University Press 1991. Deutsche Ausgabe: Warum lächelt Mona Lisa? Vasaris Erfindungen. Übersetzt von Robin Cackett. Wagenbach, Berlin 1996, ISBN 3-8031-3579-6.
  15. Jacob Burckhardt arthistoricum.net
  16. Dirk Schümer: Giorgio Vasari: Der Mann, der die Kunstgeschichte erfand welt.de, 19. September 2015.
  17. Julius von Schlosser: Die Kunstliteratur. Ein Handbuch zur Quellenkunde der neueren Kunstgeschichte. Schroll, Wien/München 1985 (Nachdruck der Ausgabe von 1924), S. 293.
  18. Einordnung des Textes von Adriani an dieser Stelle wie in Band 1 unter Weblinks. Ursprünglich wurde dieser Text am Anfang des dritten Bandes eingefügt. Vgl. Alessandro Nova: ›Vasari‹ versus Vasari – Die doppelte Aktualität der Vite (2013), in: derselbe, Bild/Sprachen. Kunst und visuelle Kultur in der italienischen Renaissance. Wagenbach, Berlin 2014, S. 139–169 (PDF; 9,5 MB), hier S. 152.
  19. Lorenzo Luzzo British Museum, abgerufen am 12. April 2021.
  20. a b Quelle der PDF-Versionen der Ausgaben 1550 und 1568: Fondazione Memofonte, Giorgio Vasari.
  21. Lebensläufe der berühmtesten Maler, Bildhauer und Architekten Angaben zum Buch bei enguinrandomhouse.de
  22. Edition Giorgio Vasari wagenbach.de
  23. Deutsche Ausgabe der 'Vite' Giorgio Vasaris Kulturhistorisches Institut in Florenz