Landkreis Münchberg

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Wappen Deutschlandkarte
Landkreis Münchberg
Deutschlandkarte, Position des Landkreises Münchberg hervorgehoben
Basisdaten (Stand 1972)
Koordinaten: 50° 12′ N, 11° 47′ OKoordinaten: 50° 12′ N, 11° 47′ O
Bestandszeitraum: 1862–1972
Bundesland: Bayern
Regierungsbezirk: Oberfranken
Verwaltungssitz: Münchberg
Fläche: 297,14 km2
Einwohner: 40.504 (27. Mai 1970)
Bevölkerungsdichte: 136 Einwohner je km2
Kfz-Kennzeichen: MÜB
Kreisschlüssel: 09 4 41
Kreisgliederung: 32 Gemeinden
Landrat: Erwin Dietel
Lage des Landkreises Münchberg in Bayern
Karte
Karte

Der Landkreis Münchberg lag im Norden Bayerns und gehörte zum bayerischen Regierungsbezirk Oberfranken. Er wurde 1972 bei der Gebietsreform aufgelöst und sein Gebiet überwiegend dem Landkreis Hof zugeordnet.

Der Landkreis grenzte 1972 im Uhrzeigersinn, im Norden beginnend, an die Landkreise Naila, Hof, Rehau, Wunsiedel i. Fichtelgebirge, Bayreuth, Kulmbach und Stadtsteinach.

Die Urzelle des Landkreises Münchberg war der Halsgerichtsbezirk Münchberg. Seine Entstehung fiel in das 11. und 12. Jahrhundert, als das Gebirgsland vom Westen her besiedelt wurde.[1]

Nachdem Markgraf Karl Alexander von Brandenburg-Ansbach am 28. Januar 1792 seine beiden fränkischen Fürstentümer Brandenburg-Ansbach und Brandenburg-Bayreuth für 300.000 Gulden Jahresrente an Friedrich Wilhelm II. von Preußen veräußert hatte, stellte dieser sein neues Gebiet unter die Verwaltung von Karl August von Hardenberg. Hardenberg gestaltete die Landesverwaltung nach preußischem Muster um. Am 29. November 1795 wurden sämtliche bisherige Landes- und Amtshauptmannschaften, Oberämter und Vogteien aufgehoben, das Fürstentum Bayreuth wurde in sechs Kreisdirektionen gegliedert, wobei Münchberg zum Kreis Hof gehörte. Jeder dieser Kreise setzte sich aus Kastenämtern zusammen, denen die Finanz-, Polizei- und allgemeine Verwaltung zustand. Der Rechtspflege dienten fortan besondere Justizämter. Es wurde das Kastenamt Münchberg gebildet.

Die Zeit der preußischen Herrschaft dauerte nicht lange. Während des Vierten Koalitionskriegs drangen am 7. Oktober 1806 Napoléons Truppen nach Abzug der Preußen unter General Bogislav von Tauentzien auf ihrem Vormarsch nach Nordosten ins Münchberger Gebiet ein. Ab dem 9. Oktober des gleichen Jahres stand das Fürstentum Bayreuth unter französischer Militärverwaltung. Das Königreich Preußen wurde im Frieden von Tilsit zum endgültigen Verzicht auf seine fränkischen Fürstentümer gezwungen. Am 28. Februar 1810 wurde die ehemals preußische Provinz Bayreuth durch einen Staatsvertrag zwischen Frankreich und dem Königreich Bayern politisch, wirtschaftlich und finanziell zum 1. Juli 1810 in Bayern eingegliedert.

1811 wurden Rentämter gebildet, die an die Stelle der Kastenämter traten.

Das Bezirksamt Münchberg folgte im Jahr 1862 dem flächengleichen Landgericht Münchberg.[2]

Bei der Auflösung des Bezirksamtes Berneck, die am 1. Oktober 1929 wirksam wurde, wurden die Gemeinden Falls, Kornbach, Streitau, Walpenreuth, Witzleshofen und Zettlitz dem Bezirksamt Münchberg zugeschlagen.[3] Am 1. Juli 1931 trat das Bezirksamt Bayreuth die Stadt Gefrees sowie die Gemeinden Lützenreuth und Metzlersreuth an das Bezirksamt Münchberg ab.[4]

Am 1. Januar 1939 wurde die reichseinheitliche Bezeichnung Landkreis eingeführt.[5] So wurde aus dem Bezirksamt der Landkreis Münchberg.

Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs wurden jüdische Häftlinge des Konzentrationslagers Buchenwald sowie sowjetische und britische Kriegsgefangene und weitere Personen auf 14 Todesmärschen durch den Landkreis Münchberg getrieben. Viele von ihnen starben an Entkräftung, wer nicht mehr laufen konnte, wurde ermordet. 1947 entdeckte die US-Militärregierung unter anderem ein Massengrab von 45 bis 48 russischen Soldaten auf dem alten Friedhof von Gefrees.[6]

Am 1. Juli 1972 wurde der Landkreis Münchberg im Zuge der Gebietsreform in Bayern aufgelöst. Zusammen mit Gemeinden der damaligen Landkreise Naila und Rehau wurden die meisten Gemeinden dem Landkreis Hof zugeordnet. Die Gemeinden Falls, Gefrees, Kornbach, Metzlersreuth, Streitau und Witzleshofen, die früher zum Bezirksamt Berneck gehörten, wurden dem Landkreis Bayreuth zugeschlagen.[7][8]

Einwohnerentwicklung

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Jahr Einwohner Quelle
1864 24.206 [9]
1885 25.988 [10]
1900 27.319 [11]
1910 28.311 [11]
1925 26.821 [12]
1939 32.660 [13]
1950 44.929 [14]
1960 41.600 [15]
1966 41.234 [16]
1971 40.200 [17]

Bezirksamtsvorstände (bis 1938) und Landräte (ab 1939)

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Amtszeit Bezirks(ober)amtmann
Landrat
Bemerkungen
1. November 1911 – 30. September 1933 Richard Schleußinger
1. Dezember 1933 – 1942 Julius Burger
15. April 1942 – April 1945 Hermann Finck vertretungsweise
Mai 1945 – 6. August 1945 Gundermann Rechtsanwalt
von der Militärregierung ein- und abgesetzt
6. August 1945 – 10. November 1945 Gustav Jodleder Fabrikdirektor
von der Militärregierung ein- und abgesetzt
10. November 1945 – 3. Februar 1946 Leopold Werkmeister Landwirtschaftsdirektor
von der Militärregierung ein- und abgesetzt
13. Februar 1946 – 28. Mai 1946 Franz Schuberth Von der Militärregierung ein- und abgesetzt
28. Mai 1946 – 1. Juni 1948 Friedrich Zietsch * 26. November 1903 in Heidelberg; † 21. September 1976 in München, SPD
von der Militärregierung eingesetzt und am 28. Mai 1946 vom Kreistag mit
22 zu 19 Stimmen gegen Franz Schuberth zum Landrat gewählt.
Später von 1951-1957 war Zietsch Bayerischer Finanzminister.
1. Juni 1948 – 15. Juli 1948 Julius Burger * 1883, überparteilich
Julius Burger war bereits vom 1. Dezember 1933 bis 31. Dezember 1938 Bezirksamtmann
und vom 1. Januar 1939 bis 15. April 1942 Landrat des Landkreises Münchberg, in dieser Zeit für die NSDAP.
Zur Wahl am 1. Juni 1948 wurde Burger von der CSU vorgeschlagen und mit 25 zu 19 Stimmen gegen Friedrich Zietsch gewählt.
Nach massiven Protesten der SPD trat Burger am 15. Juli 1948 wieder zurück.
15. Juli 1948 – 3. April 1953 Karl Röder * 1894 in Kulmbach; † 3. April 1953, CSU
vom Kreistag mit 23 zu 16 Stimmen gegen Hans Schmidt gewählt.
Vorher vom 28. Mai 1946 bis November 1946 Landrat des Landkreises Kulmbach
November 1946–15. Juli 1948 Schulrat von Münchberg
von Beruf Hauptlehrer
23. Juni 1953 – 30. Juni 1972 Erwin Dietel * 14. März 1913 in Gottersdorf; † 26. Juni 1997 in Münchberg, CSU
von Beruf Richter/Landgerichtsrat a. D.

Stellvertretende Landräte

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Am 14. Juni 1948 beschloss der Kreistag mit 23 zu 20 Stimmen, einen Ersten und Zweiten Stellvertreter zu wählen. Gewählt wurde Georg Frauß (FDP) zum Ersten Stellvertreter und Felix Krämer (CSU) zum Zweiten Stellvertreter. Georg Krauß schied am 31. Oktober 1948 aufgrund einer neuen gesetzlichen Lage als Stellvertretender Landrat aus dem Amt aus, da er als Mitläufer der Nationalsozialisten galt. Bis zur Wahl am 7. Dezember führte das Amt der älteste Kreistagsabgeordnete Otto Kalbskopf aus. Am 7. Dezember 1948 wurde Pfarrer Franz Blaschke zum neuen Stellvertreter gewählt (bis April 1952). Ab der Wahlperiode 1952 übernahm Emil Kreibich aus Münchberg das Amt des Stellvertretenden Landrats, der von Helmut Scholz aus Stammbach im Jahre 1960 abgelöst wurde. Dieser übte dieses Amt bis zur Auflösung des Landkreises 1972 aus.

Die Kommunalwahlen bis zur Gebietsreform 1972 führten zu den folgenden Sitzverteilungen der Kreisräte:

Parteien und Wählergruppen 1946 1948 1952 1956 1960 1966
SPD 19 14 15 18 18 19
CSU 20 13 10 14
Wählergemeinschaft der Berufsständischen und Erwerbstätigen 19 10 7
Gesamtdeutsche Partei(Block)/Wahlgemeinschaft der Heimatvertriebenen 6 4 2
KPD 2 2 1 1
Bayernpartei 5
BHE 4
Vereinigung der Flüchtliche, Ausgewiesenen und Evakuierten 3 3
FDP 8
Union der Ausgewiesenen 4
Sonstige 17
Summe 41 44 45 44 42 42

Berichtigung zur Kreistagswahl 1946: Das Bayerische Staatsministerium des Innern gab am 3. Mai 1946 bekannt, dass für die Feststellung der Anzahl der in den Kreistag zu wählenden Mitglieder nicht die Einwohnerzahl nach der Volkszählung vom Jahre 1939 zugrunde zu legen ist, sondern die Einwohnerzahl nach der Fortschreibung der Bevölkerung für die 85. Lebensmittelversorgungsperiode. Der Kreistag für den Landkreis Münchberg hatte deshalb nicht aus 33, sondern aus 41 Sitzen zu bestehen. Die CSU erhielt nun 20 anstatt 16 und die SPD 19 anstatt 15 Sitze.[18]

Vor dem Beginn der bayerischen Gebietsreform am Anfang der 1970er Jahre umfasste der Landkreis 29 Gemeinden.[19] Die einwohnerstärksten Gemeinden waren die Kreisstadt Münchberg sowie die Städte Helmbrechts und Gefrees.

Landkreis Münchberg, Gemeindegrenzenkarte von 1961
Gemeinde Einwohner

am 10.12.1945[20]

Bürgermeister

am 01.05.1948[21]

Einwohner

am 31.12.1971

Bürgermeister

am 30.06.1972

Ahornberg 1.158 Hans Mehringer 696 Hans Mehringer
Falls (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck) 272 Johann Ott 156 Johann Ott
Förstenreuth 552 Hans Schwappacher 392 Süß
Friedmannsdorf 270 Ernst Dörfler 214 Tröger
Gefrees (1931 aus dem Bezirksamt Bayreuth umgegliedert) 2.865 Ludwig Wolfrum 3.550 Robert Brey
Gundlitz 346 Wilhelm Schramm 292 Otto Steinlein
Hallerstein 789 Karl Vates 492 Hans Lang
Helmbrechts 8.006 Hans Michel 7.777 Walter Keimel
Kleinlosnitz 426 Adolf Peetz 270 Adolf Peetz
Kleinschwarzenbach 439 Adolf Hofmann 360 Adolf Hofmann
Kornbach (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck) 281 Johann Schörner 231 Schöffel
Markersreuth 833 Georg Groh 517 Fuchs
Mechlenreuth 528 Karl Gräf 587 Alfred Lottes
Meierhof 1.397 Karl Ludwig 694 Baier
Metzlersreuth (1931 aus dem Bezirksamt Bayreuth umgegliedert) 498 Johann Albrecht Vogel 376 Peter Panzer
Münchberg 9.547 Max Sprecht 10.299 Ewald Zuber
Oberweißenbach 1.295 Johann Buchta 1.165 Greim
Poppenreuth 786 Hans Klößel 584 Karl Schramm
Sauerhof 402 Hans Goller 265 Brey
Seulbitz a. d. sächs. Saale (Name bis 1927: Seulbitz) 549 Karl Puchta 337 Max Ott
Sparneck 1.779 Hans Schlegel 2.241 Sonntag
Stammbach 2.764 Georg Knopf 2.414 Schramm
Straas 1.046 Hans Künzel 935 Fiedler
Streitau (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck) 689 Martin Vattes 640 Benker
Walpenreuth (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck) 229 Karl Walther 160 Karl Walther
Weißdorf 1.358 Heinrich Kauffenstein 1.220 Grenz
Witzleshofen (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck) 286 Heinrich Fischer 190 Georg Petzold
Wüstenselbitz 1.477 Richard Peetz 1.313 Hoh
Zell (seit 2007: Zell im Fichtelgebirge) 1.314 Karl Schneider 1.812 Karl Schneider
Summe 42.966 40.179

Eingemeindungen vor der Gebietsreform:

Gemeinde letzter Bürgermeister
Bug (1938 nach Weißdorf eingemeindet)
Grossenau Hahn
Fleisnitz (Schreibweise bis 1870: Fleißnitz; 1938 nach Stammbach eingemeindet)
Lützenreuth (1931 aus dem Bezirksamt Bayreuth umgegliedert)
Zettlitz (1929 Umgliederung aus dem aufgelösten Bezirksamt Berneck im Fichtelgebirge) Benker

Kfz-Kennzeichen

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Am 1. Juli 1956 wurde dem Landkreis bei der Einführung der bis heute gültigen Kfz-Kennzeichen das Unterscheidungszeichen MÜB zugewiesen. Es wurde bis zum 28. April 1973 ausgegeben. Seit dem 10. Juli 2013 ist es aufgrund der Kennzeichenliberalisierung im Landkreis Bayreuth seit dem 4. August 2014 auch im Landkreis Hof wieder erhältlich.

Einzelnachweise

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  1. Zwischen Waldstein und Döbra - Die geschichtliche Entwicklung des Landkreises Münchberg von Karl Dietel – Herausgegeben vom Bezirksschulamt Münchberg, Schulrat Heinrich Geiling
  2. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 526.
  3. Bekanntmachung über die Auflösung des Bezirksamts Berneck vom 21. September 1929
  4. Stadtgeschichte Gefrees auf fichtelgebirge.Bayern-online.de
  5. Wilhelm Volkert (Hrsg.): Handbuch der bayerischen Ämter, Gemeinden und Gerichte 1799–1980. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09669-7, S. 97.
  6. Die unbekannten Russengräber in: Nordbayerischer Kurier vom 16. April 2019, S. 17.
  7. Statistisches Bundesamt (Hrsg.): Historisches Gemeindeverzeichnis für die Bundesrepublik Deutschland. Namens-, Grenz- und Schlüsselnummernänderungen bei Gemeinden, Kreisen und Regierungsbezirken vom 27.5.1970 bis 31.12.1982. W. Kohlhammer, Stuttgart/Mainz 1983, ISBN 3-17-003263-1, S. 696 (Digitalisat in: Statistische Bibliothek des Bundes und der Länder [PDF]).
  8. Verordnung zur Neugliederung Bayerns in Landkreise und kreisfreie Städte vom 27. Dezember 1971
  9. Eugen Hartmann: Statistik des Königreiches Bayern. Hrsg.: Königlich bayerisches statistisches Bureau. München 1866, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1864 (Digitalisat).
  10. Königlich bayerisches statistisches Bureau (Hrsg.): Ortschaften-Verzeichniss des Königreichs Bayern. München 1888, Einwohnerzahlen der Bezirksämter 1885 (Digitalisat).
  11. a b www.gemeindeverzeichnis.de: Oberfranken
  12. Ortschaften-Verzeichnis für den Freistaat Bayern, nach der Volkszählung vom 16. Juni 1925
  13. Statistisches Jahrbuch für das Deutsche Reich 1940
  14. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1952
  15. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1961
  16. Amtsblatt des Landkreises Hof 37/1966 Seite 135
  17. Statistisches Jahrbuch für die Bundesrepublik Deutschland 1973
  18. Amtsblatt des Landkreises Münchberg 25/1946 vom 25. Mai 1946
  19. Amtsblatt des Landkreises Münchberg 17/1972
  20. Amtsblatt des Landkreises Münchberg 5/1946 Seite 30
  21. Amtsblatt des Landkreises Münchberg 22/1948 Seite 57