Röxe
Röxe Stadt Stendal
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Koordinaten: | 52° 35′ N, 11° 50′ O | |
Höhe: | 33 m ü. NN | |
Fläche: | 3,07 km²[1] | |
Einwohner: | 1639 (2014)[2] | |
Bevölkerungsdichte: | 535 Einwohner/km² | |
Eingemeindung: | 1. April 1906 | |
Postleitzahl: | 39576 | |
Vorwahl: | 03931 | |
Lage von Röxe in Sachsen-Anhalt | ||
Röxe ist ein Stadtteil der Hansestadt Stendal im Landkreis Stendal in Sachsen-Anhalt, (Deutschland).[3]
Geographie
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Der Stadtteil liegt südwestlich der Stendaler Innenstadt, westlich der Bundesstraße 189.[4]
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Mittelalter bis Neuzeit
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es wird angenommen, dass Röxe wendischen Ursprungs ist. Im Jahre 1188 wurde die Mühle im Ort erwähnt als molendinum Rokenzhe. Sie war in Besitz des Domstifts in Stendal.[5] Weitere Nennungen sind 1197 uille rokinze[1] und 1207 rokence.[6] 1322 vereignete die Agnes Herzogin von Braunschweig dem Domstift eine Getreidehebung in villa Rökez.[7] Im Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 wird das Dorf als Roytze aufgeführt.[8] Bereits 1687 heißt das Dorf Röxe.[1]
Obwohl seit etwa dem 13. Jahrhundert eine Kirche bestand, hatte das Dorf bis in das 17. Jahrhundert keinen eigenen Pfarrer. Durch die Industrialisierung und den Bau der Eisenbahn am Ende des 19. Jahrhunderts stieg die Bevölkerungszahl deutlich an: von 117 im Jahre 1871 auf 1.415 im Jahre 1900. Neue Industriebetriebe entstanden: Die Rütgerswerke 1893, das Eisenmöbelwerk 1889, die Schwarzpresse AG und die Firma Schlüsselburg. 1903 kam es zu einem Großbrand im Dorf, bei dem weite Teile des Orts zerstört wurden. 1904/05 wurde eine neue Kirche gebaut, die 1931 den Namen Lutherkirche erhielt. Die alte Kirche wird seitdem als Friedhofskapelle genutzt. Seit 1912 verbindet der Röxer Tunnel, der unter den Eisenbahnanlagen verläuft, Röxe mit der Kernstadt Stendal.
Zweiter Weltkrieg
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei einem US-Luftangriff gegen Ende des Zweiten Weltkriegs, am 22. Februar 1945, war das Hauptziel wohl der Bahnhof Stendal, besonders getroffen wurde jedoch der benachbarte Ort Röxe. 73 Boeing B-17 „Flying Fortress“ warfen 214 Tonnen Bomben, danach kamen die Mustang-Begleitjäger als Tiefflieger.[9] Viele Häuser wurden stark beschädigt oder zerstört, darunter Ackerhöfe, ein Teil des Schulgebäudes, das Turnerheim, die Gaststätte „Kaiser Friedrich“ und das Spritzenhaus der Freiwilligen Feuerwehr. Das Umspannwerk wurde durch eine Luftmine schwer getroffen. Auf dem Gelände der Schwellentränke der Rütgerswerke wurden nahezu 200 Bombentrichter gezählt. Hierhin hatten sich viele Soldaten aus einem Transportzug im Bahnhof geflüchtet. Bei dem Angriff starben 200 Einwohner von Röxe, darunter viele Frauen und Kinder, und 400 Soldaten.[10][11]
Im Rahmen der Zwangskollektivierung der Landwirtschaft in der DDR trat 1961 August Goethe als letzter Bauer in Röxe der LPG bei.[12]
Eingemeindungen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Am 1. April 1906 wurde, nach mehrjährigen Bemühungen um Beibehaltung der Selbstständigkeit, die Landgemeinde Röxe in die Stadt Stendal eingemeindet.[13]
Einwohnerentwicklung
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Religion
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die evangelische Kirchengemeinde Röxe, die früher zur Pfarrei der Domkirche in Stendal gehörte,[15] heißt heute Luthergemeinde Röxe und wird betreut vom Pfarrbereich Stendal, Süd-West im Kirchenkreis Stendal im Bischofssprengel Magdeburg der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland.[16]
Kultur und Sehenswürdigkeiten
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Die Alte Dorfkirche Röxe, ein Feldsteinbau und die neugotische, aus Backsteinen errichtete Lutherkirche[17] stehen unter Denkmalschutz.
- Auf dem Dorffriedhof findet sich ein großer Gedenkstein mit der Inschrift: Joh. 14,6: „Ich bin der Weg und die Wahrheit und das Leben; niemand kommt zum Vater außer durch mich“. Daneben links eine kleine, erklärende Tafel: „Den Toten des Bombenangriffs vom 22. Februar 1945“.
- Ein Kilometer südlich von Röxe liegt der Sowjetische Ehrenfriedhof Stendal, auf dem 262 Angehörige der Roten Armee, sowjetische Kriegsgefangene und Zwangsarbeiter bestattet sind.
Verkehr
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Es verkehren Linienbusse und Rufbusse von Stendalbus.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Röxe im Geschichtlichen Ortsverzeichnis des Vereins für Computergenealogie
- Donald Lyko: Anblick der Toten ist nicht so einfach. Volksstimme 21. Februar 2015
- Angriffe fordern hunderte Opfer. Volksstimme, 21. Februar 2015
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1807–1810, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 79–80 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes: Historisch-geographisch-statistisch-topographisches Handbuch vom Regierungsbezirke Magdeburg. Hrsg.: J[ohann] A[ugust] F[riedrich] Hermes, M[ichael] J[ulius] Weigelt. Zweiter, oder topographischer Teil. Selbstverlag und W. Heinrichshofen in Kommission, Magdeburg 1842, OCLC 1071081004, S. 301, 72. Röxe (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
- Roger A. Freeman: Mighty Eighth War Diary. JANE’s. London, New York, Sydney. 1981. S. 445 ISBN 0 7106 0038 0
- Christian Jung: Röxe. Das Dorf vor den Toren der Stadt Stendal. Hrsg. Chr. Jung, Stendal-Röxe. Druck und Werbung Stendal. 2. Auflage, Stendal 2002
- Friedrich-Wilhelm Schulz: Bombenhagel: Röxe wurde zum Trümmerfeld. Volksstimme, 13. Juli 2020
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ a b c d e f g h i j k l m n Peter P. Rohrlach: Historisches Ortslexikon für die Altmark (= Historisches Ortslexikon für Brandenburg. Teil XII). Berliner Wissenschafts-Verlag, Berlin 2018, ISBN 978-3-8305-2235-5, S. 1807–1810, doi:10.35998/9783830522355 (E-Book zur zweibändigen Druckausgabe).
- ↑ a b c Bernd-Volker Brahms: Erstmals seit der Wende ein Plus. In: Stendaler Volksstimme. 13. Januar 2015, S. 13.
- ↑ Verzeichnis Gemeinden und Gemeindeteile. Gebietsstand: 1. April 2013 (= Statistisches Landesamt Sachsen-Anhalt [Hrsg.]: Verzeichnisse / 003. Nr. 2013). Halle (Saale) Mai 2013, S. 118 (destatis.de [PDF; 1,6 MB; abgerufen am 24. August 2019]).
- ↑ Sachsen-Anhalt-Viewer des Landesamtes für Vermessung und Geoinformation (Hinweise)
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 22 (Digitalisat).
- ↑ Wilhelm Zahn: Heimatkunde der Altmark. Nach Hinterlassenschaften des Verfassers bearbeitet von Martin Ehlies. 2. Auflage. Verlag Salzwedeler Wochenblatt, Graphische Anstalt, Salzwedel 1928, OCLC 614308966, S. 79–80 (Reprint 2018, SelbstVerlag Eugen & Constanze Gliege).
- ↑ Adolph Friedrich Riedel: Codex diplomaticus Brandenburgensis: Sammlung der Urkunden, Chroniken und sonstigen Quellschriften. Haupttheil 1. Band 5. Berlin 1845, S. 71 (Digitalisat).
- ↑ Johannes Schultze: Das Landbuch der Mark Brandenburg von 1375 (= Brandenburgische Landbücher. Band 2). Kommissionsverlag von Gsellius, Berlin 1940, S. 339.
- ↑ Roger A. Freeman: Mighty Eighth War Diary. 1981. S. 445
- ↑ Christian Jung: Röxe. Das Dorf vor den Toren der Stadt Stendal. 2002. S. 261
- ↑ Friedrich-Wilhelm Schulz: Bombenhagel: Röxe wurde zum Trümmerfeld. Volksstimme, 13. Juli 2020
- ↑ Christian Jung: Röxe. Das Dorf vor den Toren der Stadt Stendal. Chronik. 2002. S. 29
- ↑ Regierungsbezirk Magdeburg (Hrsg.): Amtsblatt der Regierung zu Magdeburg. 1906, ZDB-ID 3766-7, S. 178.
- ↑ Christian Jung: Röxe. Das Dorf vor den Toren der Stadt Stendal. Chronik. 2002
- ↑ Pfarr-Almanach oder die evangelischen Geistlichen und Kirchen der Provinz Sachsen der Grafschaften Wernigerode, Rossla und Stolberg. 19. Jahrgang, 1903, ZDB-ID 551010-7, S. 113 (genealogy.net [Volltext und Scan]).
- ↑ Pfarrbereich Stendal, Süd-West. In: ekmd.de. Abgerufen am 5. Juli 2024.
- ↑ Thomas Hartwig: Alle Altmarkkirchen von A bis Z. Elbe-Havel-Verlag, Havelberg 2012, ISBN 978-3-9814039-5-4, S. 474–475.