Thorium(IV)-fluorid

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Kristallstruktur
Kristallstruktur von Thorium(IV)-fluorid
_ Th4+ 0 _ F
Kristallsystem

monoklin

Raumgruppe

I2/c (Nr. 15, Stellung 8)Vorlage:Raumgruppe/15.8

Gitterparameter

a = 1313 pm
b = 1102 pm
c = 862 pm
β = 126°

Allgemeines
Name Thorium(IV)-fluorid
Andere Namen

Thoriumtetrafluorid

Verhältnisformel ThF4
Kurzbeschreibung

weißer Feststoff[1]

Externe Identifikatoren/Datenbanken
CAS-Nummer 13709-59-6
EG-Nummer 237-259-6
ECHA-InfoCard 100.033.857
PubChem 83680
Wikidata Q2522890
Eigenschaften
Molare Masse 308,03 g·mol−1
Aggregatzustand

fest[1]

Dichte

6,32 g·cm−3[1]

Schmelzpunkt

1068 °C[1]

Siedepunkt

1680 °C[2]

Brechungsindex

1,52[3]

Gefahren- und Sicherheitshinweise

Radioaktiv
GHS-Gefahrstoffkennzeichnung
keine Einstufung verfügbar[4]
Soweit möglich und gebräuchlich, werden SI-Einheiten verwendet.
Wenn nicht anders vermerkt, gelten die angegebenen Daten bei Standardbedingungen (0 °C, 1000 hPa). Brechungsindex: Na-D-Linie, 20 °C

Thorium(IV)-fluorid ist eine anorganische chemische Verbindung des Thoriums aus der Gruppe der Fluoride.

Gewinnung und Darstellung

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Thorium(IV)-fluorid kann durch Reaktion von Fluorwasserstoff mit Thorium(IV)-oxid bei 550 °C oder Thorium(IV)-hydrid bei 350 °C gewonnen werden.[1]

Ebenfalls möglich ist die Darstellung durch Reaktion von Thorium(IV)-oxid mit Ammoniumhydrogendifluorid bei 500 °C.[1]

Auch aus Thorium und Fluor kann Thoriumfluorid gewonnen werden.[5]

Thorium(IV)-fluorid ist ein weißer Feststoff, der in Form eines kryptokristallinen Pulvers oder einfachbrechenden, schillernden Kristallen vorliegt. Er ist unlöslich in Wasser und besitzt eine monokline Kristallstruktur mit der Raumgruppe I2/c (Raumgruppen-Nr. 15, Stellung 8)Vorlage:Raumgruppe/15.8 isotyp mit Zirconium(IV)-fluorid (a = 1313 pm, b = 1102 pm, c = 862 pm, β = 126°).[1] In der Kristallstruktur liegen quadratische Antiprismen ThF8 vor. Die Verbindung reagiert mit Luftfeuchtigkeit bei Temperaturen über 500 °C zu Thoriumoxidfluorid.[5] Bei Darstellung aus Lösungen liegt es in Form von Hydraten vor (Okta-, Tetra-, Dihydrat etc.) von denen das Hemihydrat das Einzige ist, von welchem die Struktur bekannt ist.[6] Das Kristallwasser kann aus dem Hemihydrat durch Erhitzung im Vakuum auf 400 °C entfernt werden.[7]

Thorium(IV)-fluorid wird zur Herstellung von reinem Thorium und Hochtemperaturkeramiken verwendet. Des Weiteren dient es als Sputtertarget zur Herstellung von Dünnschichten mit niedrigem Brechungsindex ohne Absorption im sichtbaren und UV-Bereich.[5] Es wird auch bei der Herstellung von Kohlebogenlampen verwendet.[8]

Darüber hinaus ist angedacht, Thorium(IV)-fluorid als Kernbrennstoff für einen bestimmten Typ von Brutreaktor (Flüssigfluorid-Thorium-Reaktor, LFTR) zu nutzen. Erste Exemplare dieser Reaktoren sind seit 2010 in Japan und seit 2014 in China in der Entwicklung.[9] Bei diesem Typ Flüssigsalzreaktor liegt der Reaktorkern nicht in fester Form, sondern in bewusst als Betriebszustand hergestellter Kernschmelze im flüssigen Aggregatszustand vor. Man erhofft sich davon die laufende Abtrennung von Spaltprodukten im Betrieb und ein einfaches „Nachfüllen“ von Brennstoff durch Ergänzung weiteren Thoriumfluorids. Da 232Th selbst nicht spaltbar ist und erst nach Neutroneneinfang zu spaltbarem 233U transmutiert, ist wahlweise eine (externe) Neutronenquelle oder eine „Startladung“ angereichert mit spaltbarem Material (233U, 235U, 239Pu o. ä.) nötig, um den Reaktor in Gang zu setzen. Um den Schmelzpunkt zu senken liegt ThF4 zumeist gelöst in anderen Fluoriden vor, meistens FLiBe (Lithiumfluorid-Berylliumfluorid Mischung).

Einzelnachweise

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  1. a b c d e f g Georg Brauer (Hrsg.), unter Mitarbeit von Marianne Baudler u. a.: Handbuch der Präparativen Anorganischen Chemie. 3., umgearbeitete Auflage. Band I, Ferdinand Enke, Stuttgart 1975, ISBN 3-432-02328-6, S. 1135.
  2. William M. Haynes (Hrsg.): CRC Handbook of Chemistry and Physics. 93. Auflage. CRC Press, 2012, S. 95 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  3. Ronald R. Willey: Practical Design and Production of Optical Thin Films. CRC Press, 2002, S. 276 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  4. Die von der Radioaktivität ausgehenden Gefahren gehören nicht zu den einzustufenden Eigenschaften nach der GHS-Kennzeichnung. In Bezug auf weitere Gefahren wurde dieser Stoff entweder noch nicht eingestuft oder eine verlässliche und zitierfähige Quelle hierzu wurde noch nicht gefunden.
  5. a b c Dale L. Perry: Handbook of Inorganic Compounds. 2. Auflage. CRC Press, 2011, ISBN 978-1-4398-1462-8, S. 426 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  6. Lester R. Morss, Norman M. Edelstein, J. Fuger (Hrsg.): The Chemistry of the Actinide and Transactinide Elements (Set Vol.1-6). Springer, 2010, ISBN 978-94-007-0211-0, S. 79 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  7. Advances in Inorganic Chemistry and Radiochemistry. Vol. 2. Academic Press, 1960, ISBN 0-08-057851-9, S. 208 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  8. John J. McKetta Jr (Hrsg.): Thermoplastics to Trays (= Encyclopedia of Chemical Processing and Design. Volume 58). CRC Press, 1996, ISBN 0-8247-2609-X, S. 81 (eingeschränkte Vorschau in der Google-Buchsuche).
  9. Michael Odenwald: Garant für die Weltenergieversorgung. Focus online, 5. Mai 2011, Seite 3, abgerufen am 29. Mai 2014.