Burgruine Kaldiff
Die Burgruine Kaldiff oder Caldiff befindet sich in der Gemeinde Neumarkt im Südtiroler Unterland, einem Abschnitt des Etschtals. Dort nimmt sie eine kleine Anhöhe am Rand des Plateaus von Mazon ein, das hier nordwärts zum Mühlental abbricht. Der Name Kaldiff geht auf ein Toponym zurück, das auch heute noch in den Bezeichnungen Kaldiffer Tal für den unteren Ausgang des Mühlentals bzw. Kaldiffer Bach für den Unterlauf des Trudner Bach erhalten ist und erst sekundär für die Burg verwendet wurde.
Geschichte
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Kaldiff war die erste Burg der Edelfreien von Enn. Frühe Nennungen von Burgen im Gebiet (der) Enn wurden zwar in älterer Literatur mitunter auf das heutige Schloss Enn bezogen, werden jedoch in der neueren Forschung mit Kaldiff identifiziert.[1] Die Erstnennung stammt aus einer Urkunde des Domkapitels von Trient 1172: Bischof Albert von Trient erteilte den Edelfreien von Enn die entsprechende Burgbaulizenz und die damit verbundene Burghut. Bereits im 13. Jahrhundert erlitt Kaldiff einen Bedeutungsverlust, da die Enn ihren Herrschaftsmittelpunkt nach Auer und Montan verlagerten, wo dann auch das heutige Schloss Enn gegründet wurde. Kaldiff fiel gegen Ende des 13. Jahrhunderts an Meinhard II. und somit in der Folge die Tiroler Landesfürsten, die hier mit Volkmar von Burgstall 1342 erstmals belegte Pfleger einsetzten.[2] 1396 ging die tirolische Herrschaft auf Kaldiff (dominium Tyrolensse castrum Caldiua)[3] an den Tiroler Hofmeister Heinrich V. von Rottenburg über, der sie vier Jahre später an seinen Sohn Heinrich VI. von Rottenburg vermachte. Die Rottenburger setzten eigene Pfleger auf der Burg ein, ehe diese nach der Rottenburger Fehde wieder an Friedrich IV. und somit die Landesfürsten zurückfiel. Zum Gerichtssprengel von Enn-Kaldiff, von dem auch eine Gebührenordnung aus dem Jahr 1523 überliefert ist,[4] rechneten seit dem Mittelalter auch die Gemeinde Altrei und das Gericht Castello im Fleimstal.[5] 1524 ging die Burg – nun ohne dazugehörende Herrschaft, die an Schloss Enn gebunden worden war – an die Payr von Altenburg über, die sie erst 1797 wieder verkauften. Im Zuge der Tiroler Bauernrevolten von 1525/26 kam es zu Beschwerden der Gemeinde Tramin gegen die gerichtsleut im gericht Enen und Caldiff wegen vorenthaltener Holzfuhrzölle.[6] Seit 1907 ist die Burg Eigentum der Familie Praxmarer.
Beschreibung
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Die Ruine präsentiert sich als relativ gut erhaltener Bau mit einem mächtigen Palas. Teils finden sich auch noch Freskenspuren in den Gemäuern. 1977 und 2009–2010 fanden Sicherungs- und Sanierungsarbeiten statt.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Walter Landi, Magdalena Hörmann-Weingartner: Caldiff. In: Magdalena Hörmann-Weingartner (Hrsg.): Tiroler Burgenbuch. Band 10: Überetsch und Südtiroler Unterland. Verlagsanstalt Athesia, Bozen 2011, ISBN 978-88-8266-780-1, S. 363–386 (Digitalisat).
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Martin Bitschnau: Burg und Adel in Tirol zwischen 1050 und 1350. Grundlagen zu ihrer Erforschung (Sitzungsberichte ÖAW, 403). Wien 1983, S. 185, Nr. 167b.
- ↑ Otto Stolz: Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol (Schlern-Schriften 40). Wagner, Innsbruck 1937–1939, S. 226.
- ↑ Hannes Obermair: Die Urkunden des Dekanatsarchives Neumarkt (Südtirol) 1297–1841 (= Schlern-Schriften. Band 289). Universitätsverlag Wagner, Innsbruck 1993, ISBN 3-7030-0261-1, S. 68–69, Nr. 15.
- ↑ Christine Roilo: „Ordnung und Innstruction der Belonung unnd Tax“ – eine frühe Taxordnung der Gerichtsschreiberei am Gericht Enn und Kaldiff (1523). In: Landesdenkmalamt Südtirol (Hrsg.): Denkmalpflege in Südtirol 1998. Bozen 2000, S. 281–292.
- ↑ Otto Stolz: Politisch-historische Landesbeschreibung von Südtirol (Schlern-Schriften 40). Wagner, Innsbruck 1937–1939, S. 232–235.
- ↑ Hermann Wopfner: Quellen zur Geschichte des Bauernkrieges in Deutschtirol 1525. Teil 1: Quellen zur Vorgeschichte des Bauernkrieges: Beschwerdeartikel aus den Jahren 1519–1525 (Acta Tirolensia 3). Innsbruck: Wagner 1908, S. 144–145.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Eintrag im Monumentbrowser auf der Website des Südtiroler Landesdenkmalamts
Koordinaten: 46° 18′ 52,1″ N, 11° 17′ 7,7″ O