Diskussion:Ben B. Lindsey
Schreibwettbewerbs-Review März 2018
[Quelltext bearbeiten]Ursprünglich als kleine Gelegenheitsarbeit zum 75. Todestag einer der seinerzeit bekanntesten Persönlichkeiten der amerikanischen „Progressive Era“ geplant, die im Laufe der Recherche immer umfangreicher geworden ist. Man kann über die Notwendigkeit der Inhaltsangaben der Filme streiten, aber solange keine eigenen Artikel dazu existieren, erschien mir dies sinnvoll. Leider konnte ich kein gemeinfreies Filmplakat auftreiben. Die Illustration leidet unter dem Mangel an gemeinfreien Bildern aus der Zeit der späteren Jahre.--Assayer (Diskussion) 17:46, 21. Mär. 2018 (CET)
- Ausgezeichneter Artikel, der aus vielen verschiedenen Richtungen die Person umfassend und gewissenhaft beleuchtet. Ich habe ein paar Links gesetzt, die aber etwas wackeln, weil unsere Artikel nicht genau darauf passen, schau also bitte nochmal kritisch drüber. Man könnte auch nachdenken, Pater patriae (für parens patriae) und Konsumismus (für consumerism) zu verlinken, das würde aber vermutlich erstmal einen Um- und Ausbau der Ausgangsartikel nötig machen. Ich habe fast nichts zu meckern, einzig die persönliche Seite Lindseys bleibt ziemlich knapp: Wie lernte er seine Frau kennen, war es eine Liebesheirat, wie lebten sie (materielle Verhältnisse und so), wie kam es zur Adoption, die Tochter wird sonst gar nicht mehr erwähnt. Manchmal finde ich die Sprache noch etwas amerikanisch angehaucht, aber das stört nicht. Tolle Arbeit, danke für die Lektüre einer mir bisher völlig unbekannten, zentralen Person dieser Zeit, und viel Erfolg! --Andropov (Diskussion) 11:04, 22. Mär. 2018 (CET)
- Danke für die Rückmeldung. Ich bin auf manche Artikel im Umfeld gestossen, die ausgebaut werden müßten oder fehlen, bspw. Progressive Era oder Progressivismus. Pater Patriae handelt von römischer Geschichte. Der Begriff des Konsumerismus erscheint im Artikel im Kontext von David P. Thelens Interpretation Lindseys. Thelen hat seinerzeit anhand der Biographie Robert LaFollettes die These vertreten, dass Historiker sich zu sehr auf Industrie und Produktion konzentriert und dabei "consumerism" als ein wichtiges Element der Reformbewegung der Progressive Era vernachlässigt hätten. (vgl. The New Citizenship von 1972 oder Robert M. La Follette and the Waning Insurgent Spirit von 1976). Diese Argumentationslinie, etwa, dass "consumer consciousness built political consciousness" (Kathryn Kish Sklar), kommt bei unserem Artikel überhaupt nicht vor.
- Ich neige dazu, mich nicht eingehend mit Privatleben zu beschäftigen. Tatsächlich findet man auch nicht viel dazu in der ausführlichsten Biographie The Good Fight von Charles Larsen, der noch mit Henrietta Lindsey Kontakt hatte. Henrietta stammte aus Detroit und war 25 Jahre jünger. Die Hochzeit fand im Auditorium Hotel von Chicago statt. Ihre Tochter adoptierten sie als Baby, nachdem Henrietta mehrere Fehlgeburten erlitten hatte. Der Name ist eine Kombination von Ben und Henrietta (Rufname: Etta). That's it. Da weiss ich mehr darüber, was mit der Asche von Lindsey passiert ist.
- Was ich mal ansprechen wollte: Wenn in Titeln amerikanischer Zeitschriftenartikeln wörtlich zitiert wird, sollte man dann nicht eher englische typographische Anführungszeichen verwenden? Also “Not Marriage at All, but Simple Harlotry” statt „Not Marriage at All, but Simple Harlotry“--Assayer (Diskussion) 18:59, 22. Mär. 2018 (CET)
- Grüß dich, ja, die beiden und weitere Artikel müssten erstmal auf einen anderen, umfassenderen Stand gebracht werden, denk ich auch. Sich nicht eingehend mit dem Privatleben zu beschäftigen, kann ich als Entscheidung verstehen, aber vielleicht lässt sich doch ein bisschen mehr zum Umfeld sagen? Also mit welchen Kreisen er Kontakt pflegte über das professionelle Umfeld hinaus; sein erster und berühmt gewordener Kanzleipartner wird im Artikel nur zweimal kurz erwähnt (das zweite Mal mit sehr negativen Äußerung in der Würdigung). Ob der irgendeine Rolle in Lindseys Leben spielte, weiß ich nicht, aber solche Bezüge zu personellen Netzwerken fände ich nicht uninteressant neben der intellectual history, die der Artikel derzeit betont (dessen Fokus aber sicher auch die Literaturlage spiegelt). Die Entscheidung, die Filme recht ausführlich zu schildern, gefällt mir übrigens sehr, würde ich nicht mal kürzen, wenn es irgendwann die Filmartikel gibt. Zu deiner Frage mit den Anführungszeichen: Da bin ich mir unsicher; ich halte viel davon, in den Metadaten (Band, Seite) deutsche Begriffe zu benutzen, was ja aber nichts über den fremdsprachen Titel an sich aussagt. Der Amerikanist hat gesprochen, wie ich gerade nachgesehen habe: In Darkness Visible: A Memoir of Madness hat Janneman die amerikanische Version “” in den Fußnoten benutzt. --Andropov (Diskussion) 08:53, 23. Mär. 2018 (CET)
- On second thought: Eigentlich schilderst du ja ausführlich, dass Lindsey sich einiger Vereine bediente, insbesondere solcher von Frauen, was ja schon interessant ist und eigentlich ausreicht. Wenn dir nicht noch Wesentliches einfällt, was du gern ergänzen würdest. --Andropov (Diskussion) 12:43, 23. Mär. 2018 (CET)
- Naja, richtig berühmt geworden ist sein Kanzleipartner nicht, sondern eine Lokalgröße geblieben. (Der Artikel Silver Republican Party müßte auch geschrieben werden.) Da habe ich suchen müssen, um allein dessen Sterbedatum rauszubringen. Ich zitiere den später als repräsentatives Beispiel derjenigen, denen Lindsey auf die Füsse getreten ist, um nicht noch neue Personen einführen zu müssen. Lindsey hat zunächst auch versucht, das darf man nicht vergessen, innerhalb "politischen Maschine" etwas zu werden. Die Netzwerke der Reformer sind ganz wichtig. George Creel, Upton Sinclair, Lincoln Steffens, Theodore Roosevelt, Edward Costigan, Josephine Roche - das ist schon ein "Who is who" des amerikanischen "progressive liberalism", dessen Einfluss bis in den New Deal reicht. Ein wesentlicher Aspekt von Lindseys Karriere waren diese sentimentalen Geschichten, die ihm professionelle Mitautoren auf den Leib geschnitten haben. (Den ein oder anderen Artikel werde ich da noch anlegen.) Creels Buchtitel über seine Erfahrungen als Leiter der amerikanischen Propagandmaschinerie im Ersten Weltkrieg trifft es ganz gut: "How we advertised America". Die autobiographischen Schriften Lindseys habe ich deshalb sehr zurückhaltend verwendet. Lindseys Biograph Charles Larsen wurde in Rezensionen kritisiert, dass er den Selbstdarstellungen zu sehr gefolgt sei. Am Rande: Nach eigenen Recherchen weiss ich nun, dass Lindsey seine spätere Frau während seiner Kur im Battle Creek Sanatorium kennen gelernt hat. (Auch so ein Knotenpunkt reformerischer Netzwerke! Der ein oder andere hat vielleicht Willkommen in Wellville nach dem Buch von T.C. Boyle gesehen.) Sie war Kunststudentin, aber auch überzeugte Sozialistin, die sich gerne als "working girl" stilisierte (sagt die Quelle). Genauer gesagt arbeitete sie als Innenausstatterin. Sie war nicht 25 Jahre jünger, wie die Sekundärliteratur fälschlich kolportiert, sondern zum Zeitpunkt der Hochzeit mit dem 43jährigen Lindsey 25 Jahre alt.
- Ein wesentliches Kennzeichen der progressiven Reformbewegung war, dass sie unzählige Vereine und Kommitees gründete, sicher auch in dem Bemühen, den Parteiorganisationen etwas entgegenzusetzen. Das Bemühen, wohlfahrtsstaatliche Strukturen durch Bürokratisierung, Standardisierung und Professionalisierung zu etablieren, war aber nicht demokratisch, trotz dem taktisch motivieren Rückgriff auf Verfahren direkter Demokratie, die sich dann auch als zweischneidig erwiesen. In einem biographischen Artikel läßt sich dies aber nicht darstellen, zumal Lindsey auch jemand war, der zwar für die Personalisierung der Reformen stand, aber dessen Konzeptionen eben deshalb nur von begrenzter Reichweite waren.--Assayer (Diskussion) 17:36, 23. Mär. 2018 (CET)
- Vielen Dank für die Schilderung dieser Hintergründe, die ich jetzt besser verstehe als aus dem Artikel :), will sagen: Ich fände es durchaus schön, wenn mehr von dieser Kontextualisierung auch im Artikel aufscheint. Great work otherwise, --Andropov (Diskussion) 10:30, 25. Mär. 2018 (CEST)
- Da machst Du ein großes Fass auf. Seit den 1980er Jahren wird darüber diskutiert, inwiefern der New Deal nicht eigentlich der Kulminationspunkt weiblicher Reformaktivität seit der "Progressive era" war. (Robyn Muncy) Oder warum maternalistische Reformen in der "Progressive era" erfolgreich waren, paternalistische aber nicht. (Theda Scokpol) Das Problem dabei ist, dass diese Art der Kontextualisierung der Biographie Lindseys nicht ohne eigene Interpretationsleistung möglich ist. Die neueste Studie über den Progressivism in Colorado von R. Todd Laugen rekonstruiert die lokalen Akteure und die Gemengelage ihrer Motive. Sie situiert einzelne Personen wie Lindsey (oder etwa Creel oder Costigan) aber nicht im nationalen Reformkontext. Auch fand ich bspw. interessant, dass The Beast 1944 noch mit einem Nachwort von Elisabeth Noelle(-Neumann) in Nazi-Deutschland erschienen ist. Man kann die Frage stellen, inwiefern Lindseys Kritik am politischen System der USA für den NS anschlussfähig war. Thelen deutet einen solchen Punkt mal kurz an. Die Sekundärliteratur analysiert aber ausschliesslich das Nachwort Noelles im Spiegel ihrer Autobiographie und im Hinblick auf ihr Verhältnis zum NS.--Assayer (Diskussion) 22:26, 25. Mär. 2018 (CEST)
- Ist ja interessant, dass die Forschung zur Progressive Era so unvernetzt ist; spricht vielleicht dafür, dass in den USA mit dieser Art der Gesellschaftsbetrachtung nicht mehr so viel angefangen werden kann (auch wenn progressive ja der Schlachtruf der Nicht-so-richtig-Linken ist, seitdem liberal erfolgreich entwertet worden ist). Und dass die Nazideutschen die pragmatischen Ordnungs- und Fortschrittskonstrukteure aus den USA so umstandslos rezipiert haben, finde ich auch bemerkenswert – vielleicht ist das Konzept der Hochmoderne doch nicht so abwegig? --Andropov (Diskussion) 19:40, 26. Mär. 2018 (CEST)
- Die Progressive Era gehört zu den meist- und besterforschten Epochen der amerikanischen Geschichte. Aber bei Einzelbiographien ist man auf die Literatur angewiesen, die sich konkret mit dem Thema beschäftigt. Lindsey gehört nicht zu den "Social Engineers" der Moderne. Er hat sich eher abfällig über die professionalisierten Sozialarbeiter und Psychologen geäußert und sein Ansatz ist alles andere als klinisch. Das populistische Element hat in den USA ja nun wieder an Bedeutung gewonnen. Bernie Sanders wurde schon mit Robert La Follette verglichen. Noelle hat (natürlich) nicht Lindseys sozialpolitische Agenda rezipiert, sondern dessen Kritik an einer amerikanischen Demokratie, die von Plutokraten und Agenten der Hochfinanz ("Geldmächte") regiert werde. Ihr kommt bei der Lektüre der Gedanke an eine amerikanische Revolution in der Mitte des 20. Jhds. Die Anzeichen deuteten auf einen "Endzustand der demokratischen Staatsform" hin, meint sie. Wo der NS also bei manchen amerikanischen Reformern anschliessen kann, das ist nicht so sehr das szientistische Fortschrittsversprechen einer Hochmoderne, sondern das ist die populistische Demokratiekritik, mithin die antimodernen Aspekte.--Assayer (Diskussion) 02:27, 28. Mär. 2018 (CEST)
- Vielen Dank für die Erläuterung! Dann liegt die gewisse Vernachlässigung von Lindsey in den letzten Jahren (oder täusch ich mich) vielleicht genau daran, dass er sich nicht als exemplarischer social engineer eignete? Was mir bei den heutigen Politikern, die sich progressiv nennen, aber auffällt, ist, dass sie sich zumindest meinem Eindruck nach kaum auf diese progressive era beziehen: Es gibt so gut wie keinen Republikaner im Rampenlicht, der Teddy Roosevelt als Vorbild nennt, bei den Demokraten geht es üblicherweise nicht weiter zurück als bis zum anderen Roosevelt (aber eigentlich ist Truman viel höher im Kurs, und den würde ich nicht als Progressiven labeln). Bernie Sanders scheint mir viel stärker auf das Erbe der 1960er bezogen als auf frühere Bewegungen. Wäre was, um mich mal schlaumachen. Best, --Andropov (Diskussion) 10:46, 28. Mär. 2018 (CEST)
- dass er sich nicht als exemplarischer social engineer eignete - Ja, das mag dazu beigetragen haben, dass ihm einige Jahrzehnte lang keine Lorbeerkränze geflochten wurden. Die, die ihn kannten, selbst die, die ihm wohlgesinnt waren, hatten so seine Probleme mit seinem Geltungsbedürfnis, seiner Ich-Bezogenheit und seinen ewigen Geschichten, wie übel ihm mitgespielt worden sei. Aber keiner wollte es ihm sagen, weil er doch der "arme Lindsey", der Pionier der Jugendgerichte war. Dazu habe ich noch ein paar O-Töne eingebaut. Mit Teddy Roosevelt, dem Großmaul und Außenseiter in der Partei, dem Rssisten und Imperialisten, wurde Trump schon verglichen, z.B. von Mike Pence. Wer würde denn bei den Demokraten vor FDR zum Vorbild taugen? Selbst Wilson war Rassist, von Gestalten wie dem "Great White Chief", James K. Vardaman mal ganz zu schweigen. Kennt noch jemand Al Smith? Wenn man mit jemandem verglichen wird wie Sanders, muss das ja nicht heissen, dass man diesen Vergleich gut findet. Danke für den Gedankenausstausch.--Assayer (Diskussion) 02:26, 1. Apr. 2018 (CEST)
- Vielen Dank für die Erläuterung! Dann liegt die gewisse Vernachlässigung von Lindsey in den letzten Jahren (oder täusch ich mich) vielleicht genau daran, dass er sich nicht als exemplarischer social engineer eignete? Was mir bei den heutigen Politikern, die sich progressiv nennen, aber auffällt, ist, dass sie sich zumindest meinem Eindruck nach kaum auf diese progressive era beziehen: Es gibt so gut wie keinen Republikaner im Rampenlicht, der Teddy Roosevelt als Vorbild nennt, bei den Demokraten geht es üblicherweise nicht weiter zurück als bis zum anderen Roosevelt (aber eigentlich ist Truman viel höher im Kurs, und den würde ich nicht als Progressiven labeln). Bernie Sanders scheint mir viel stärker auf das Erbe der 1960er bezogen als auf frühere Bewegungen. Wäre was, um mich mal schlaumachen. Best, --Andropov (Diskussion) 10:46, 28. Mär. 2018 (CEST)
- Die Progressive Era gehört zu den meist- und besterforschten Epochen der amerikanischen Geschichte. Aber bei Einzelbiographien ist man auf die Literatur angewiesen, die sich konkret mit dem Thema beschäftigt. Lindsey gehört nicht zu den "Social Engineers" der Moderne. Er hat sich eher abfällig über die professionalisierten Sozialarbeiter und Psychologen geäußert und sein Ansatz ist alles andere als klinisch. Das populistische Element hat in den USA ja nun wieder an Bedeutung gewonnen. Bernie Sanders wurde schon mit Robert La Follette verglichen. Noelle hat (natürlich) nicht Lindseys sozialpolitische Agenda rezipiert, sondern dessen Kritik an einer amerikanischen Demokratie, die von Plutokraten und Agenten der Hochfinanz ("Geldmächte") regiert werde. Ihr kommt bei der Lektüre der Gedanke an eine amerikanische Revolution in der Mitte des 20. Jhds. Die Anzeichen deuteten auf einen "Endzustand der demokratischen Staatsform" hin, meint sie. Wo der NS also bei manchen amerikanischen Reformern anschliessen kann, das ist nicht so sehr das szientistische Fortschrittsversprechen einer Hochmoderne, sondern das ist die populistische Demokratiekritik, mithin die antimodernen Aspekte.--Assayer (Diskussion) 02:27, 28. Mär. 2018 (CEST)
- Ist ja interessant, dass die Forschung zur Progressive Era so unvernetzt ist; spricht vielleicht dafür, dass in den USA mit dieser Art der Gesellschaftsbetrachtung nicht mehr so viel angefangen werden kann (auch wenn progressive ja der Schlachtruf der Nicht-so-richtig-Linken ist, seitdem liberal erfolgreich entwertet worden ist). Und dass die Nazideutschen die pragmatischen Ordnungs- und Fortschrittskonstrukteure aus den USA so umstandslos rezipiert haben, finde ich auch bemerkenswert – vielleicht ist das Konzept der Hochmoderne doch nicht so abwegig? --Andropov (Diskussion) 19:40, 26. Mär. 2018 (CEST)
- Da machst Du ein großes Fass auf. Seit den 1980er Jahren wird darüber diskutiert, inwiefern der New Deal nicht eigentlich der Kulminationspunkt weiblicher Reformaktivität seit der "Progressive era" war. (Robyn Muncy) Oder warum maternalistische Reformen in der "Progressive era" erfolgreich waren, paternalistische aber nicht. (Theda Scokpol) Das Problem dabei ist, dass diese Art der Kontextualisierung der Biographie Lindseys nicht ohne eigene Interpretationsleistung möglich ist. Die neueste Studie über den Progressivism in Colorado von R. Todd Laugen rekonstruiert die lokalen Akteure und die Gemengelage ihrer Motive. Sie situiert einzelne Personen wie Lindsey (oder etwa Creel oder Costigan) aber nicht im nationalen Reformkontext. Auch fand ich bspw. interessant, dass The Beast 1944 noch mit einem Nachwort von Elisabeth Noelle(-Neumann) in Nazi-Deutschland erschienen ist. Man kann die Frage stellen, inwiefern Lindseys Kritik am politischen System der USA für den NS anschlussfähig war. Thelen deutet einen solchen Punkt mal kurz an. Die Sekundärliteratur analysiert aber ausschliesslich das Nachwort Noelles im Spiegel ihrer Autobiographie und im Hinblick auf ihr Verhältnis zum NS.--Assayer (Diskussion) 22:26, 25. Mär. 2018 (CEST)
- Vielen Dank für die Schilderung dieser Hintergründe, die ich jetzt besser verstehe als aus dem Artikel :), will sagen: Ich fände es durchaus schön, wenn mehr von dieser Kontextualisierung auch im Artikel aufscheint. Great work otherwise, --Andropov (Diskussion) 10:30, 25. Mär. 2018 (CEST)
- On second thought: Eigentlich schilderst du ja ausführlich, dass Lindsey sich einiger Vereine bediente, insbesondere solcher von Frauen, was ja schon interessant ist und eigentlich ausreicht. Wenn dir nicht noch Wesentliches einfällt, was du gern ergänzen würdest. --Andropov (Diskussion) 12:43, 23. Mär. 2018 (CET)
- Grüß dich, ja, die beiden und weitere Artikel müssten erstmal auf einen anderen, umfassenderen Stand gebracht werden, denk ich auch. Sich nicht eingehend mit dem Privatleben zu beschäftigen, kann ich als Entscheidung verstehen, aber vielleicht lässt sich doch ein bisschen mehr zum Umfeld sagen? Also mit welchen Kreisen er Kontakt pflegte über das professionelle Umfeld hinaus; sein erster und berühmt gewordener Kanzleipartner wird im Artikel nur zweimal kurz erwähnt (das zweite Mal mit sehr negativen Äußerung in der Würdigung). Ob der irgendeine Rolle in Lindseys Leben spielte, weiß ich nicht, aber solche Bezüge zu personellen Netzwerken fände ich nicht uninteressant neben der intellectual history, die der Artikel derzeit betont (dessen Fokus aber sicher auch die Literaturlage spiegelt). Die Entscheidung, die Filme recht ausführlich zu schildern, gefällt mir übrigens sehr, würde ich nicht mal kürzen, wenn es irgendwann die Filmartikel gibt. Zu deiner Frage mit den Anführungszeichen: Da bin ich mir unsicher; ich halte viel davon, in den Metadaten (Band, Seite) deutsche Begriffe zu benutzen, was ja aber nichts über den fremdsprachen Titel an sich aussagt. Der Amerikanist hat gesprochen, wie ich gerade nachgesehen habe: In Darkness Visible: A Memoir of Madness hat Janneman die amerikanische Version “” in den Fußnoten benutzt. --Andropov (Diskussion) 08:53, 23. Mär. 2018 (CET)
Sehr schöner Artikel, habe wie mein Vorredner fast nichts zu meckern. Ich ringe aber mit folgendem Nebensatz aus dem Intro: .., zeichnete er 1903 und 1907 für Gesetzgebung verantwortlich, die ein eigenständiges Jugend- und Familiengericht in Colorado etablierten. Kann mich täuschen aber müsste es nicht etablierte heißen? Oder Gesetzgebungen, was aber nicht gut klingt. Einfacher wäre wohl: .., konzipierte er 1903 und 1907 Gesetze, die ein eigenständiges Jugend- und Familiengericht in Colorado etablierten. Was mir sonst noch ins Auge springt, sind einige Links auf Weiterleitungen, ich mag diese automatischen Markierungen nicht, ist aber Geschmacksache. --Jürgen Oetting (Diskussion) 18:37, 22. Mär. 2018 (CET)
- Guter Hinweis. Das werde ich noch mal anhand der Gesetzgebung aufdröseln müssen, da die Sekundärliteratur nicht immer präzise ist. Zunächst gab es einen Juvenile Court of Denver (1903) und 1907 wurde daraus der Juvenile and Family Court of the City and County of Denver.--Assayer (Diskussion) 18:59, 22. Mär. 2018 (CET)
- Ich habe einen Spezialaufsatz lokalisiert und die instituionelle Entwicklung konkretisiert.--Assayer (Diskussion) 22:26, 25. Mär. 2018 (CEST)
Kandidatur auf WP:KALP vom 4. bis 24. November 2019 (Ergebnis: exzellent)
[Quelltext bearbeiten]Benjamin "Ben" Barr Lindsey (* 25. November 1869 in Jackson (Tennessee); † 26. März 1943 in Los Angeles) war ein amerikanischer Jurist und Sozialreformer.
Bekannt wurde er zunächst als Richter am County Court von Denver im Bundesstaat Colorado, an dem er aus informellen Anfängen ein Jugendgericht entwickelte. Lindsey war zugleich auf der politischen Bühne Colorados aktiv und rechnete dort zu den wichtigsten Reformern des Progressivismus. Spätestens nach dem Ersten Weltkrieg kamen die Reformen in Colorado zum Erliegen. Lindsey geriet mit politischen Gegnern wie dem in Colorado besonders erstarkten Ku Klux Klan aneinander. Er zog nach Kalifornien. Hier baute er sich eine zweite juristische Karriere auf, die ihn an die Spitze des 1939 auf seine Initiative neu eingerichteten "Children’s Court of Concilliation" im Los Angeles County brachte. Besonderes Aufsehen erregte in den 1920er-Jahren jedoch Lindseys sexual- und familienreformerisches Engagement. In viel diskutierten Aufsätzen und Büchern entwickelte Lindsey die Idee der „Kameradschaftsehe“, um Scheidungen kinderlos gebliebener Ehen zu erleichtern. Obgleich er sich von dem Konzept der „Probeehe“ distanzierte und betonte, dass es ihm um ein Mittel gegen die zunehmende Zahl der Ehescheidungen ginge, wurden Lindseys Vorschläge gerade aus kirchlichen Kreisen scharf kritisiert.
Der Artikel hat am SW I/2018 teilgenommen. Leider ist es mir zeitlich nicht mehr möglich gewesen, die verschiedenen Rotlinks im Artikel zu bläuen. Da Lindseys 150. Geburtstag naht, stelle ich den Artikel zur Kandidatur.--Assayer (Diskussion) 03:22, 4. Nov. 2019 (CET)
- Hallo, mich stören nicht die Rotlinks. Allerdings finde ich persönlich die Abschnitte zu lang-- ExzellentVielen Dank und Grüße Woelle ffm (Uwe) (Diskussion) 10:50, 4. Nov. 2019 (CET)
. Endlich! Ich hatte schon die Sorge, dass du diesen qualitativ herausragenden Artikel gar nicht mehr hier auf KALP vorstellst, Assayer. Der Artikel nahm nicht nur am SW 2018 teil, sondern belegte zu Recht hervorragende Platzierungen: Erster der Sektion Geschichte, Zweiter der Gesamtwertung. Dem Urteil der Jury 2018: Der Beitrag über einen im deutschen Sprachraum kaum bekannten amerikanischen Reformer überzeugt durch Auswertung der Literatur, elegante Sprache und klare Darstellung von Person und Wirkung schließe ich mich gerne an. -- ExzellentMiraki (Diskussion) 13:40, 4. Nov. 2019 (CET)
- Überfällige Kandidatur. Viel Erfolg. -- ExzellentKarim (Diskussion) 19:24, 4. Nov. 2019 (CET)
Der Artikel ist zweifellos gut gelungen und verdient grundsätzlich die Höchstwertung. Vielen Dank schon mal für deine Mühe! Ich hätte aber noch ein paar Verbesserungsvorschläge, die ich gerne vor der Abgabe eines Votums vorbringen würde.
- Zunächst würde ich mir im Zusammenhang mit der von Lindsey angestoßenen Verfassungsänderung einen Hinweis darauf wünschen, dass es sich bei der geänderten Verfassung um diejenige des Staates Colorado handelt. Das ergibt sich m.E. noch nicht unmittelbar aus dem Text. So wird auch vermieden, dass der Leser dem Irrtum unterliegt, die Verfassung der USA sei geändert worden. Ich persönlich würde mich auch im Fließtext über die Angabe freuen, um die wievielte der laut englischer WP-Seite 152 Änderungen der Verfassung von Colorado es sich dabei gehandelt hat. Das ist aber nicht zwingend.
- Das Wort "Gesetzgebung" (wohl als Übersetzung von engl. legislation) kommt mir etwas zu häufig vor. In der deutschen Rechtssprache wird das Wort m.E. nur für den Prozess der "Gesetzeserzeugung" verwendet (und auch da eher selten). Dementsprechend würde ich etwa im Abschnitt "Jugendrichter in Denver" von "Jugendgerichtsgesetz" statt "Jugendgerichtsgesetzgebung" sprechen und im Abschnitt "Richter in Kalifornien" von "Scheidungsgesetze" statt "Scheidungsgesetzgebung". Schließlich fände ich auch im Abschnitt "Konflikt mit dem Ku Klux Klan" das Wort "Gesetz" vom Stil her schöner als "Gesetzgebung".
- Dann bin ich am Ende des Abschnitts "Reformer in Colorado" über das Wort "Stadtverfassung" gestolpert. In Deutschland haben Städte keine Verfassung, in den USA m.E. auch nicht. Da würde mich interessieren, wie der zugehörige englische Fachterminus heißt. Ich denke, man sollte da besser ein anderes Wort verwenden.
- Im gleichen Abschnitt ist an zwei Stellen von "Korporationen" die Rede. Dieses Wort gibt es zumindest in der deutschen Rechtssprache nicht. Ich vermute, es handelt sich um eine Übersetzung des englischen Begriffs "corporations". Wenn dem so ist, würde ich statt "Korporationen" eine Übersetzung mit "Unternehmen" oder "Kapitalgesellschaften" (beides juristisch nicht ganz exakt, aber m.E. vertretbar) vorschlagen.
Viele Grüße, --Gustav radbruch (Diskussion) 20:53, 4. Nov. 2019 (CET)
- Die Punkte 1, 2 & 4 habe ich berücksichtigt. "Stadtverfassung" ist eine in der Literatur verwendete Übersetzung von city charter.--Assayer (Diskussion) 12:01, 6. Nov. 2019 (CET)
- Danke für die Berücksichtigung meiner Vorschläge. Dann stimme ich wie angekündigt mit . Statt "Stadtverfassung" könnte man wohl auch den Begriff ExzellentStadtrecht verwenden, das ist aber wohl reine Geschmackssache. Gustav radbruch (Diskussion) 21:19, 6. Nov. 2019 (CET)
- - als damaliger Juror schliesse ich mich hier gern dem Votum zur Auszeichnung an. -- ExzellentAchim Raschka (Diskussion) 09:21, 5. Nov. 2019 (CET)
- wie Achim war ich auch dabei und kann unsere damalige Einschätzung nur bestätigen. -- ExzellentEnzian44 (Diskussion) 00:33, 6. Nov. 2019 (CET)
- -- ExzellentMethodios (Diskussion) 07:36, 9. Nov. 2019 (CET)
- -- ExzellentJürgen Oetting (Diskussion) 13:55, 9. Nov. 2019 (CET)
- Exzellent, und vielen Dank für die ausgesprochen lohnende und horizonterweiternde Lektüre, die vorbildliche Literaturauswertung mit konziser und anschaulicher Darstellung vereint. Wenn der Artikel nur nicht die englische Sprachversion für den ihren so beschämen würde :) --Andropov (Diskussion) 22:42, 21. Nov. 2019 (CET)
Mit 9x ist der Artikel in Exzellentdieser Version einstimmig als exzellent gewählt. Herzlichen Glückwunsch! Übertragen von KALP durch --Krib (Diskussion) 08:38, 24. Nov. 2019 (CET)
"Er zeichnete 1903 und 1907 für Gesetze verantwortlich"
[Quelltext bearbeiten]Das is ja fast so schlimm wie ich! Was bedeutet es denn? Habitator terrae 08:06, 25. Nov. 2019 (CET)
- Die Wendung wikt:verantwortlich_zeichnen wird beispielsweise im Wiktionary erklärt – meinst du das? Gruß, --Andropov (Diskussion) 08:33, 25. Nov. 2019 (CET)
- @Andropov: Würde es dann nicht aber "Er zeichnete verantwortlich 1903 und 1907 für Gesetze" heißen? Habitator terrae 17:26, 25. Nov. 2019 (CET)
- Wenn Yoda Du heißt, dann das richtig ist. --Secretary McCord (Diskussion) 17:33, 25. Nov. 2019 (CET)
- Ja, das ist die richtige Verwendung des Wortes umseitig, auch wenn es altertümlich klingen mag. Gruß, --Andropov (Diskussion) 20:18, 25. Nov. 2019 (CET)
- Dann mag das wohl so richtig sein, ich stolpere trotzdem jedes mal drüber wenn ich das lese, weiß auch nicht weshalb. Habitator terrae 22:30, 25. Nov. 2019 (CET)
- Ja, das ist die richtige Verwendung des Wortes umseitig, auch wenn es altertümlich klingen mag. Gruß, --Andropov (Diskussion) 20:18, 25. Nov. 2019 (CET)
- Wenn Yoda Du heißt, dann das richtig ist. --Secretary McCord (Diskussion) 17:33, 25. Nov. 2019 (CET)
- @Andropov: Würde es dann nicht aber "Er zeichnete verantwortlich 1903 und 1907 für Gesetze" heißen? Habitator terrae 17:26, 25. Nov. 2019 (CET)
Fotos
[Quelltext bearbeiten]Auf WikiCommons gibt es zwei neue Fotos, die wir verwenden dürfen und die gut in den Artikel passen würden.
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Viele Grüße, --SeptemberWoman 14:52, 30. Okt. 2022 (CET)