FDP-Bundesparteitag 1976
Koordinaten: 50° 6′ 42″ N, 8° 39′ 3″ O
Titel | 27. ordentlicher Bundesparteitag |
Ordnungsnummer | 27 |
Ort | Frankfurt am Main |
Bundesland | Hessen |
Halle | Festhalle auf dem Messegelände |
Beginn | 19. November 1976 |
Dauer (in Tagen) | 2 |
Den Bundesparteitag der FDP 1976 hielt die Freie Demokratische Partei (F.D.P.) vom 19. bis 20. November 1976 in Frankfurt am Main ab. Es handelte sich um den 27. ordentlichen Bundesparteitag der FDP in der Bundesrepublik Deutschland.[1]
Verlauf
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Nach der Bundestagswahl 1976 trat der Bundesparteitag zusammen, um Rechenschaft abzulegen über die Lage der FDP und ihren Weg in der Zukunft. Zudem war der Parteitag Anlass, eine grundsätzliche Besinnung über Funktion und Auftrag der Liberalen in den ausgehenden 1970er Jahren einzuleiten und festzulegen, wie die FDP-Strategie der Eigenständigkeit fortzuschreiben wäre.
In seiner Parteitagsrede stellte der Vorsitzende Hans-Dietrich Genscher fest, dass die Landesverbände frei in der Wahl des Koalitionspartners seien, also auch mit der auf Bundesebene in der Opposition befindlichen CDU koalieren dürften. Allerdings schränkte er die Aussage unter dem Beifall der Delegierten dahingehend ein, dass das Ziel der Koalitionspolitik in den Ländern sein müsse, die Gesetzgebung im Bund zu unterstützen.[2]
Auf dem Parteitag trat die tiefe Uneinigkeit der Liberalen und die Stärke ihres linken Flügels zutage. Die FDP Oberbayern und die Jungdemokraten hatten einen Antrag zur faktischen Abschaffung des Radikalenerlasses eingebracht. Der Bundesvorstand setzte diesem einen eigenen Kompromissantrag entgegen, der mit knapper Mehrheit angenommen wurde. Danach sollten nicht mehr die aktive Bekämpfung der Freiheitlich-demokratischen Grundordnung, sondern nur noch das nachweisliche Vorgehen gegen deren Kernbestand Hindernis für eine Übernahme in den öffentlichen Dienst sein.[3]
Beschlüsse
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Auf dem Parteitag wurde ein Papier des Bundesvorstandes zur Gesundheitspolitik beraten und verabschiedet. Außerdem wurde ein Beschluss über den Bau von Kernkraftwerken gefasst.[4]
Bundesvorstand
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Bei der Vorstandswahl wurde Hans-Dietrich Genscher mit 322 Ja- zu 25 Nein-Stimmen im Amt bestätigt. Zu einer Kampfkandidatur kam es bei den stellvertretenden Vorsitzenden. Hier setzte sich Uwe Ronneburger in einer Stichwahl gegen die bisherige Amtsinhaberin Hildegard Hamm-Brücher durch.
Dem Bundesvorstand gehörten nach der Neuwahl 1976 an:
Vorsitzender | Hans-Dietrich Genscher |
Stellvertretende Vorsitzende | Hans Friderichs (bis 11/1977), Liselotte Funcke (ab 11/1977), Wolfgang Mischnick, Uwe Ronneburger |
Schatzmeister | Heinz-Herbert Karry |
Beisitzer im Präsidium | Josef Ertl, Liselotte Funcke (bis 11/1977), Horst-Jürgen Lahmann (ab 11/1977), Werner Maihofer |
Beisitzer im Bundesvorstand | Martin Bangemann, Gerhart Baum, Dieter Biallas, William Borm, Heiner Bremer, Hans A. Engelhard, Georg Gallus, Ekkehard Gries, Rötger Groß, Martin Grüner, Burkhard Hirsch, Detlef Kleinert, Werner Klumpp, Horst-Jürgen Lahmann (bis 11/1977), Otto Graf Lambsdorff, Georg Letz, Wolfgang Lüder, Horst Ludwig Riemer, Hans Wolfgang Rubin, Helmut Schäfer, Theo Schiller, Andreas von Schoeler, Hans-Otto Scholl, Helga Schuchardt, Jürgen Schweinfurth (ab 11/1977) |
Siehe auch
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]Quellen
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Hans-Dietrich Genscher: Liberale Politik heute. Rede vor dem 27. Ordentlichen Bundesparteitag der FDP in Frankfurt am Main vom 19. November 1976. In: ders.: Bundestagsreden und Zeitdokumente 1968–1978, AZ-Studio, Bonn 1979, S. 179–199.
- Gesundheitspolitisches Programm der FDP. (13 Thesen zur Gesundheitspolitik) beschlossen auf dem 27. ordentlichen Bundesparteitag am 20.11.1976 in Frankfurt am Main. Mit einem Vorwort von Wolfgang Mischnick und der Rede zur Einbringung des Gesundheitspolitischen Programms der FDP von Hansheinrich Schmidt, Rheindorff-Druck, Köln 1976.
- Gode Japs: Frankfurter Bestätigung für Bonn. FDP-Parteitag baute Bundeskoalition mit der SPD aus. In: Sozialdemokratischer Pressedienst, H. 223, 22. November 1976, S. 6.
Literatur
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- Jürgen Dittberner: Die FDP. Geschichte, Personen, Organisation, Perspektiven. Eine Einführung, VS Verlag für Sozialwissenschaften, 2. Aufl., Wiesbaden 2010, ISBN 978-3-531-17494-5.
- Heino Kaack: Die F.D.P. Grundriß und Materialien zu Geschichte, Struktur und Programmatik, Anton Hain Verlag, 3. Aufl., Meisenheim am Glan 1979, ISBN 3-445-01932-0.
- Günter Verheugen (Hrsg.): Das Programm der Liberalen. Zehn Jahre Programmarbeit der F.D.P. Nomos, 2. Aufl., Baden-Baden 1980, ISBN 3-7890-0623-8.
Weblinks
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- FDP: Front gegen Schnüffler. In: Der Spiegel, 15. November 1976.
Einzelnachweise
[Bearbeiten | Quelltext bearbeiten]- ↑ Informationen aus: Archiv des Liberalismus (www.freiheit.org/content/archiv-des-liberalismus)(ADL), Bestand FDP-Bundesparteitage, A1–1.
- ↑ Genscher äußert sich vorsichtig zu Länderkoalitionen mit der CDU. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 20. November 1976, S. 1.
- ↑ Der Riß in der FDP. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung, 22. Oktober 1976, S. 10; Günter Verheugen (Hrsg.): Das Programm der Liberalen. Zehn Jahre Programmarbeit der F.D.P. Nomos, 2. Aufl., Baden-Baden 1980, ISBN 3-7890-0623-8, S. 258–260.
- ↑ Der Beschluss ist abgedruckt in: Günter Verheugen (Hrsg.): Das Programm der Liberalen. Zehn Jahre Programmarbeit der F.D.P. Nomos, 2. Aufl., Baden-Baden 1980, ISBN 3-7890-0623-8, S. 260 f.